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Fanfiction

Das zweite Leben des Severus Snape - PrĂĽfungszeit

von käfer

Die Diskussionen hielten noch ein paar Tage lang an; dann kehrten Ruhe und Normalität nach Hogwarts zurück. Und das bedeutete: Prüfungsvorbereitung. Snape stellte die Zaubertränke – meist Gifte – zusammen, die er den Schülern zum Analysieren geben wollte. Dabei fiel ihm wieder jene kleine Phiole in die Hände, deren Inhalt eigentlich sein Leben hätte beenden sollen. Er hatte sie für den Fall der Fälle aufgehoben, aber jetzt konnte er das Röhrchen getrost entsorgen. Besser gesagt, durch Potter entsorgen lassen. Mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen füllte er das Gift in eines der unscheinbaren Fläschchen, in denen die Siebtklässler die zu analysierenden Proben bekamen und schrieb Potters Namen auf das Etikett. Seit jener Nacht in Spinners End war es Snape nicht mehr richtig gelungen, den alten Hass aufrechtzuerhalten und zu nähren. Und Potter hatte ihm kaum Anlässe geliefert wie früher; dazu kam, dass er auch ohne präpariertes Lehrbuch ein ganz passabler Tränkebrauer geworden war. Aber diese Mischung hier würde ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen…
Während die Schüler die Zaubertränke auseinanderpusselten, spazierte Severus durch die Reihen und schaute ihnen bei der Arbeit zu. Besonders Potter behielt er im Auge. Der begann nach einer halben Stunde zu schwitzen, nach einer Stunde zitterten seine Hände, als er hastig den Graham-Test ansetzte. Snape grinste. Der Graham-Test würde keine Ergebnisse bringen, Pilz- und Beerengifte hatte er nicht verwendet. Bei Granger zeigten sich erste Anzeichen von Ratlosigkeit. Severus hatte ihren Schwelltrank mit drei Tropfen Krötenblut verdorben – gerade genug, um die Wirkung völlig zu verändern und wenig genug, dass die Manipulation nicht sofort ins Auge fiel.
Zufrieden setzte Snape seine Runden fort. Das Grinsen erstarb auf seinem Gesicht, als er Potter zuschaute, wie der ein Reagenzglas hochhielt und mit zufrieden-triumphierendem Gesichtsausdruck beobachtete, wie die violette Flüssigkeit darin grün wurde und sich gelbe Flocken absetzten. Er hatte nicht geglaubt, dass Potter die Flixprobe beherrschte; vor kurzem hatte er bei einer Leistungskontrolle darüber fast nichts gewusst. Dafür war Granger nun der Verzweiflung nahe, das tröstete Snape ein bisschen.

„Noch dreißig Minuten Arbeitszeit!“, rief Snape und stellte sich mit verschränkten Armen vor die Klasse. Es war immer ein erheiterndes Schauspiel, wie bei dieser Ankündigung alle hektisch herumfuchtelten und versuchten, noch schnell die letzten Zutaten herauszufinden. Granger wischte die Schweißperlen von der Stirn und schrieb das Lösungsblatt voll. Ah, Potter hatte wohl doch aufgegeben?! Er saß da und stierte auf seinen Zettel, den Kopf in beide Hände gestützt. Plötzlich sah er Snape an; ihre Blicke und Gedanken trafen sich. Snape biss die Zähne zusammen und kräuselte angestrengt die Lippen, die sich zu einem Lächeln verziehen wollten. Verspürte er etwa Stolz darauf, dass Potter tatsächlich hinter das Geheimnis der Phiole gekommen war? Puh!
Potter schrieb noch einen letzten Satz unter seine Zutatenliste; Snape las von hinten mit: „Gegen dieses Gift hilft wahrscheinlich keines der bekannten Gegenmittel, da die Wirkung innerhalb einer Minute einsetzt. Ein Bezoar löst sich in diesem Trank einfach auf.“ Dann gab Potter ab, räumte auf und ging. Snape sah die Zutatenliste durch – bis auf unbedeutende Abweichungen bei einigen Mengenangaben war alles richtig. Pffff!

Ein paar Tage später brachte eine Gringotts-Eule eine Verließinhaltsmeldung für Severus. Er hatte zwar längst Schlimmes geahnt, war aber doch entsetzt, wie viel Monat am Ende des Geldes noch übrig war. Bis zur nächsten Gehaltszahlung konnte er Elly zu nicht mehr als einer Tasse Tee aus selbstgesuchten Kräutern einladen. Sch…!
„Hey, Severus, alter Griesgram! Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, sprach ihn Victoria Vector in seine trüben Gedanken hinein an. Severus knurrte erst, dann jedoch musste er ganz breit grinsen – die Welt in Hogwarts war wieder in Ordnung.


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Wenn man wie ich über Böses schreibt und wenn einer der beschriebenen Figuren im Grunde ein Psychopath ist, hat man die Pflicht, das wirklich Böse zu zeigen, nämlich, dass Menschen getötet werden.
Joanne K. Rowling