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Fanfiction

Das zweite Leben des Severus Snape - Der Knoten wird zerschlagen - erster Streich

von käfer

Vorab: 1) Danke für die Kommis
@lisalu: Old U. kriegt schon noch, was sie verdient, keine Panik!
2) Entschuldigung, dass Ihr so lange warten musstet, habe genau 0 Minuten am Rechner gesessen, seit ich das letzte Kap. hochgeladen habe.

Jetzt geht´s aber weiter im Text.


Der Montagmorgen sah einen ausgesprochen übellaunigen Severus Snape auf dem Weg in die Große Halle. Für seine Kollegen hatte er kaum mehr als ein „Morn“ übrig, sofern er sie überhaupt beachtete.
Beim Frühstück stellte Pomona Sprout Professor Nymphadora Lupin vor, die Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten würde, solange ihr Mann vom Dienst suspendiert sei wegen eines Verfahrens, das nur auf Grund von Verleumdungen gegen ihn laufe. Severus spitzte die Ohren, mampfte aber ungerührt Rührei und Toast in sich hinein.
Zur montäglichen Beratung kam Snape als letzter ins Lehrerzimmer gestürmt, krachte die Tür hinter sich zu, schmiss das Notizbuch auf seinen Platz und setzte sich, die Arme vor der Brust verschränkt. Während die Schulleiterin die Kollegen darauf einschwor, Professor Lupin nach Kräften zu unterstützen, stierte er mit zusammengekniffenen Lippen vor sich hin. Sobald die Versammlung aufgelöst war, sprang Snape auf, flitzte zu den Fächern mit den Klassenbüchern, schubste Victoria Vector unsanft beiseite, trat George Bligh auf den Fuß und stürmte mit wehendem Umhang zur Tür hinaus. Die Lehrer sahen sich an und schüttelten die Köpfe, auf der Stirn der Direktorin wuchs eine Sorgenfalte empor, Hella Moresee starrte ins Leere.
Im Unterricht verteilte Snape überreichlich Minuspunkte, gab aber keinen einzigen Pluspunkt. Er schaffte es, in jeder Stunde mindestens einen Schüler zur Schnecke zu machen. In der ersten Stunde war Babsy Calman dran, die vertrug mehr als Lucy Perkinson. Bei den Siebtklässlern musste das „Gryffindor-Dream-Team“ herhalten und in der sechsten Klasse schaffte er es, dass Ginny Weasleys Gesicht so rot wurde wie ihr Haar.
Auf dem Weg zum Teetrinken im Lehrerzimmer schlug Severus Frederick Fairbanks die Tür vor der Nase zu. Er nahm sich eine Tasse und trank hastig, ohne zu genießen. Eine Uhudame brachte einen dicken Brief für Snape, den ließ er unangesehen im Umhang verschwinden und stürmte davon, dass beim Zuschlagen der Tür das ganze Lehrerzimmer erbebte. Erneutes Kopfschütteln, Sorgenfaltenwachsen und Ins-Leere-Stieren.
Nach der letzten Stunde klopfte Snape an die Tür von Frederick Fairbanks und bat um ein vertrauliches Gespräch.
„Du hattest mir doch seinerzeit empfohlen, einen Seelenklempner aufzusuchen. Ich glaube, es wäre besser gewesen, ich hätte das getan.“
Fairbanks nickte. „Wäre besser gewesen, ja.“
„Vielleicht ist es ja doch noch nicht zu spät. Kannst du mir bitte die Adresse geben? Ich gehe heute noch hin, ganz bestimmt.“
Erneutes Nicken, dann blätterte Fairbanks in einer Visitenkartenmappe, tippte eine Karte mit dem Zauberstab an und zog die Kopie aus dem Ärmel.
Severus sagte „Danke“ und ging zur Tür hinaus. Ein Grinsen verschwand sofort aus seinem Gesicht, als Hella Moresee heranmarschierte. Die „Schwimmringe“ an ihrem Bauch sprangen auf und ab, aber sie hielt mit Severus Schritt. „Was hast du vor?“, fragte sie verschwörerisch.
Severus machte noch drei Schritte, bevor er tonlos „Nichts“ sagte. Nach weiteren drei Schritten setzte er hinzu: „Wieso muss eine Hellseherin eine solche Frage stellen?“

Hella Moresee blieb abrupt stehen; mit raumgreifenden Schritten ging Severus aus dem Schulhaus hinaus und stand wenige Minuten später im Magischen Viertel Liverpools vor einer Tür, an der ein Messingschild verkündete, dass dahinter Roger Chapman zu finden sei, Ministeriell geprüfter Seelenklempner und dass er montags – man muss auch mal Glück haben – freie Sprechstunde hatte. Snape hatte nur das Pech, dass gerade eine Hexe im Behandlungszimmer verschwunden war, die den Umhang falsch herum trug. Also wappnete er sich mit Geduld und setzte sich ins Wartezimmer. Dabei raschelte etwas in seinem Umhang, er zog den Brief heraus und betrachtete ihn.
Über der Adresse stand „Chiffre 08-16“ und Absender war die „Hexenwoche“. Severus wunderte sich; mit dem Klatschblatt hatte er überhaupt nichts im Sinn. Da es aber keinen zweiten Severus Snape in Hogwarts gab, musste der Brief an ihn sein; er schlitzte den Umschlag auf. Heraus kamen fünf kleinere Briefe, allesamt adressiert an „Chiffre 08-16, Hexenwoche“ sowie eine Kurzmitteilung folgenden Inhalts: „Anbei erhalten Sie die für Ihre Anzeige mit der Chiffre-Nummer 08-16 bis gestern eingegangen Zuschriften“, darunter war ein absolut unleserlicher Krakel als Unterschrift.
Was sollte das denn??? Gelernt ist gelernt – ohne den Brief zu öffnen, holte Severus den Inhalt eines Kuverts heraus. Er bestand aus einem eng beschriebenen liniierten Bogen und dem Foto einer üppigen, stark geschminkten Blondine mit Pferdegebiss. In dem Brief beschrieb die Frau in einer um Sauberkeit bemühten Handschrift mit vielen Rechtschreibefehlern ihre Qualitäten als Hausfrau. Pffft, dafür gab es doch Hauselfen! Ab mit dem Zeug in den Umschlag. Im zweiten Brief legte eine gewisse Cynthia-Selina in exakten, eckigen Lettern die Vorzüge einer ganzheitlich gesunden Lebensweise sehr detailreich dar. Das zugehörige Foto zeigte eine klapperdürre Hexe mit ungesund glühenden Augen und stumpfen, ausgefransten Haaren. Brrrr!
Die Dame aus der dritten Zuschrift war rein äußerlich schon eher nach Severus´ Geschmack. In ihrem Brief pries sie ihr Können im Bett, so dass es Snape heiß in Ohren und Unterleib wurde. Lustgefühle waren das letzte, was er unmittelbar vor seinem Besuch bei dem Seelenklempner gebrauchen konnte. Schnell ließ er den Brief wieder in seinem Kuvert verschwinden und atmete tief durch. Da hatte er für seinen ohnehin schon vollgestopften Nachmittag noch einen Programmpunkt mehr, aber das musste er klären.
Ein paar Minuten später verließ die Hexe das Sprechzimmer, den Umhang immer noch verkehrt herum übergeworfen. Nach einer Viertelstunde wurde Severus ins Behandlungszimmer gebeten, er atmete auf, als er dort keine Couch vorfand, sondern aufgefordert wurde, in einem gemütlichen Sessel Platz zu nehmen.
Roger Chapman war ein Durchschnittstyp, einer von der Sorte Menschen, denen man begegnet und die man fünf Minuten später nicht mehr beschreiben konnte. Er bot Severus Tee und Gebäck an, was dieser dankbar annahm.
„Wenn Sie bereit sind zu sprechen, dann sprechen Sie.“
Severus schluckte den Keks hinunter, spülte mit etwas Tee nach und begann: „Ich brauche Ihre Hilfe nicht für mich, sondern für einen Kollegen.“
Chapman machte zunächst eine abwehrende Bewegung, ließ Snape aber dann ungestört reden. Severus brauchte für seinen Vortrag beinahe eine Viertelstunde und gab sich alle Mühe, die Symptome so sachlich wie möglich zu schildern. Nachdem Snape geendet hatte, massierte Chapman etwa eine Minute lang seine Nasenwurzel, ehe er fragte: „Wie kommen Sie zu dem Schluss, dass Verhalten und Urteilsvermögen Ihres Kollegen dem eines Schulanfängers entsprechen?“
Severus gestattete sich ein kleines Grinsen. „Ich habe vier Neffen und Nichten im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren. Da kann man schon Vergleiche anstellen. Und die Elfjährigen, die als Schüler neu zu uns kommen, sind im allgemeinen reifer als dieser Mann.“
Eine Minute Nasenwurzelmassage, dann die nächste Frage: „Und wer, bitte schön, ist dieser Mann?“
„Gilderoy Lockhart.“
„Gilderoy Lockhart, ah ja. Der Fall ist mir nicht unbekannt. Mir scheint, dass bei der Wiederherstellung seines Gedächtnisses – die an sich an ein Wunder grenzt – nicht alles gelaufen ist, wie es hätte laufen können.
Ich denke, darum könnte ich mich kümmern.“
Während Chapman gesprochen hatte, war Severus mit voller Wucht von einer unangenehmen Erkenntnis getroffen worden. Der Seelenklempner fragte dann auch gleich: „Warum sind Sie jetzt erschrocken?“
„Ich habe Sie mit der Sache beauftragt, aber mir ist gerade eingefallen, dass ich auf keinen Fall ausreichend Geld zur Verfügung habe, um Ihre Rechnung zu bezahlen.“
Chapman lächelte: „Machen Sie sich darum mal keine Sorgen. Mein Honorar hole ich mir schon, aber ich kann Sie beruhigen, ich hole es nicht bei Ihnen.
Also abgemacht, ich melde mich.“
Damit war Severus entlassen. Mit einem Knoten im Magen stand er auf der Straße. Was hatte er da gerade getan? Seinen Abgang aus Hogwarts beschleunigt? Andererseits, was hatte er zu verlieren? Nichts, gab er sich selber die Antwort und apparierte nach Cardiff, wo sich die Redaktion der „Hexenwoche“ befand. Zehn Minuten vor Büroschluss betrat Snape die Anzeigenabteilung, wo die Angestellte gerade damit beschäftigt war, den Schreibtisch aufzuräumen. Mit ihrer altmodischen Kleidung, dem strengen Blick und den zu einem Dutt aufgeschichteten grauen Haaren war sie Severus alles andere als sympathisch. „Was wollen Sie?“, fragte sie mit derart unwilliger Stimme, dass als Antwort nur „Nichts“ und Flucht möglich war.
Severus zwang sich, ruhig und höflich zu bleiben. „Ich hätte nur gern eine Auskunft. Wer hat die Anzeige mit der Chiffre-Nummer 08-16 aufgegeben?“
„Darf ich Ihnen nicht sagen“, schnappte die Frau und sortierte Formulare in verschiedene Fächer ein.
„Vielleicht doch“, erwiderte Severus genauso scharf und legte den großen Umschlag auf den Tisch. „Hier steht unter genau dieser Chiffre mein Name und meine Adresse, aber ich habe diese Anzeige nie aufgegeben.“
Das weckte doch etwas Interesse bei der Gestrengen, sie stöckelte zu einem Aktenschrank und kramte in einer Hängeregistratur. Mit einer schmalen Mappe kam sie zurück. „Der Typ kam mir doch gleich etwas falsch vor. Er hatte einen fürchterlichen graumelierten Rauschebart und genausolche Haare und trug eine Sonnenbrille. Der Anzug war billig, zerknittert und mindestens zwei Nummern zu groß. Am wenigsten gepasst hat die Stimme, der Kerl klang, als hätte er gerade mal den Stimmbruch hinter sich.“
Mit der Beschreibung konnte Severus nichts anfangen. Er sah sich das Blatt an, das die Frau ihm zugeschoben hatte. Name und Adresse stimmten, die Unterschrift sah aus wie seine eigene, war es aber nicht. Der Text lautete „Gepflegter Mittvierziger mit gutbezahlter Stellung sucht nette Frau, die ihm die Grillen der Einsamkeit austreibt.“ Na, das konnte wohl nur einer seiner Schüler gewesen sein. Die glaubten ja wohl alle, dass man sich als Lehrer in Hogwarts eine goldene Nase verdienen konnte.
Er wurde lautstark aus seinen Gedanken gerissen. „Ich will Feierabend machen. Was ist, soll ich die Antworten zurückschicken?“
Snape überlegte noch eine Weile, dann steckte er die Briefe ein. Man konnte ja nie wissen…

Nächste Station: London, Winkelgasse, Gringott´s. Wie schon beim letzten Mal lieh man Severus großzügig eine stattliche Summe; dafür musste er für den Rest des Jahres mit dem halben Gehalt auskommen. So langsam sollte er sich ernsthafte Gedanken übers Sparen machen, Becherbitter und guter Rotwein gingen mit der Zeit ganz schön ins Geld.
In der Geheimhaltungsabteilung im Ministerium bezahlte Snape seine Strafe und hörte sich einen gut zwanzigminütigen Vortrag über die Geheimhaltung der Zauberei an.
Danach erledigte er in Windeseile seine übrigen Besorgungen und kam pünktlich zum Abendessen in Hogwarts an.

Kurz bevor Elly die Bibliothek abschließen musste, nahm Severus die Ersatzschale, einen Beutel mit Gebäck und ein Päckchen Tee und machte sich auf den Weg dorthin. Unterwegs traf er auf einige verspätete Schüler, die bei seinem Anblick davonsprinteten und eine geschafft aussehende Mrs. Lupin. Aus der Bibliothek heraus trat mit strahlendem Gesicht und einem Buch unter dem Arm Phillipp Kirby.
Severus hatte sofort dicke Klöße in Kehle und Magen. Er stellte Schale, Kekse und Tee vor Elly hin und würgte hervor: „Hier, als Ersatz für die, die ich letzte Woche runtergeworfen habe.“
Elly trat an ihn heran, stellte sich auf die Zehenspitzen, fasste seinen Umhang und zog daran. „Severus Snape, du bist ein Idiot“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Du bist der liebenswerteste Idiot, der mir je begegnet ist. Aber jetzt verrate mir doch bitte mal, was ich dir getan habe, dass du mich schon Wochen, ach was, Monate nicht mehr beachtest.“
Mit dumpfer Stimme antwortete Severus: „Das wollte ich dich fragen. Dauernd hängst du mit diesem Kirby rum und ein vernünftiges Gespräch mit dir kommt gar nicht mehr zu Stande.“
Elly holte tief Luft und stemmte die Hände in die Hüften. „Das sagst gerade du? Wer hat mir denn letzten Dienstag eine Nachricht geschickt, dass er dringend mit mir reden müsste und mir dann bloß Vorhaltungen wegen Kirby gemacht? Doch wohl du, oder?“
Hätte Elly laut und scharf gesprochen oder gar geschrieen, Severus hätte mit gleicher Münze zurückgezahlt und wäre gegangen. Ellys tieftrauriger Ton jedoch machte ihn ganz hilflos; er ließ Kopf und Schultern hängen. Sie hatte Recht mit dem, was sie sagte!
Mit der linken Hand zog Severus Elly zu sich heran und wühlte mit der Rechten in ihren Haaren. „Ich bin ein Volltrottel. Du hast ja so Recht! Nachts träume ich davon, mit dir zusammen zu sein, und wenn wir dann zusammen sind, kommen nichts weiter als Beleidigungen über meine Lippen.“
Das „kannst du mir noch einmal verzeihen“, das jetzt hätte kommen müssen, kam ihm so kitschig vor, dass er es lieber wegließ.
Elly trat etwas zurück und sah ihn von unten herauf an. „Sprout hat kein Problem damit, dass Phillip Kirby fast nicht lesen und noch weniger schreiben kann, solange er seine Arbeit ordentlich erledigt. Dummerweise hat es über Lockhart und Bligh aber auch Old Umbridge mitbekommen und die hat Kirby die Pistole auf die Brust gesetzt. Wenn er bis zum Ende des Schuljahres nicht ordentlich lesen und schreiben kann, fliegt er raus. Das will er auf keinen Fall, dazu war er schon zu lange arbeitslos. Einen Lehrer mochte er nicht um Hilfe bitten, nachdem Victoria Vector ihm eine Abfuhr verpasst hatte, und sonst traut er keinem weiter. Also kam er zu mir. Und ich habe einen Sprachfehler. Wenn einer sagt `Hilf mir´, kann ich nicht nein sagen. Wir haben wirklich nur geübt.
Und nachts - da liege ich allein in meinem Bett, friere und wünsche mir, dass ein großer starker Kerl kommt und mir einheizt.“
Statt einer Antwort zog Severus Elly an sich und küsste sie. Erschrocken fuhren sie gleich wieder auseinander. Beide hatten das Geräusch gehört und lauschten.
Wie auf Kommando sprangen sie um ein Bücherregal herum, und sahen gerade noch, wie ein Hauself einen anderen bei den Ohren gepackt hielt, dann ertönte ein kleiner Knall und die beiden Kerlchen verschwanden von der Bildfläche.
„Hat man denn nirgends seine Ruhe? Das war doch Blighs Benny, oder?“, sagte Elly ärgerlich.
Severus nickte. „Und der, der ihn gepackt hatte, war mein Goldstück Willy. Wenn es so was wie eine Treuemedaille für Hauselfen gäbe, hätte er sich längst eine verdient.“
Severus schnappte mit einer Hand Schale, Tee und Kekse, mit der anderen packte er Elly am Arm, als fürchtete er, dass sie ihm entwischen würde. „Ich weiß, wo wir ganz ungestört sind. Komm mit!“ Er zog sie hinauf in den siebten Stock, ging an einer bestimmten Stelle dreimal auf und ab und öffnete die daraufhin erschienene Tür. „Hereinspaziert, hereinspaziert!“
Vor ihnen tat sich eine Landschaft von Kissen und Decken auf, hinten im Raum war etwas mit einem purpurfarbenen Vorhang abgetrennt, in einer Ecke summte auf einem Öfchen der Teekessel; Kanne und Tassen standen bereit.
Elly machte sich sofort ans Teekochen. „Eigentlich wäre es jetzt eher Zeit für ein schönes Glas Rotwein, aber ich glaube, ein starker Tee hält uns besser munter.“
„Ich kann mir den guten Rotwein im Moment auch gar nicht mehr leisten. Habe nämlich gestern ein saftiges Strafmandat wegen öffentlicher Magie bekommen.“
Elly fuhr herum. „Waaas?“
„Pech gehabt. Ich war im Moor unterwegs und bin dummerweise direkt vor die Fotolinsen einer Horde knipswütiger japanischer Touristen geraten. Mir blieb nur noch die Flucht, aber die vom Ministerium hatten kein Einsehen.“
„Wieviel musstest du denn bezahlen?“
Elly klappte die Kinnlade herunter, als Severus die Summe nannte. „Du meine Güte! Da scheint es wohl doch zu stimmen, dass echte oder vermeintliche Verstöße gegen das Geheimhaltungsgesetz jetzt schneller und härter bestraft werden. Sie haben die Geheimhaltungsabteilung extra verstärkt und dafür anderswo Leute abgezogen, unter anderem aus der Bildungsabteilung. Dort kann eine gewisse Dolores Umbridge jetzt noch mehr schalten und walten, wie sie will.
Übrigens, hast du heute Zeitung gelesen?“
Severus verneinte. Der „Tagesprophet“ lag noch so auf seinem Schreibtisch, wie Willy ihn hingelegt hatte.
„Der Northern Witches School geht es an den Kragen.“
„Was?“ Severus führ hoch und hätte beinahe seinen Tee verschüttet.
„Die Schulleiterin hat das Handtuch geworfen und zum Schuljahresende gekündigt. Umbridge hat ihr einerseits verboten, Zaubertränke weiter von Studentinnen unterrichten zu lassen, andererseits alle anderen Bewerber abgelehnt.“
„Wer soll dann die Tränke übernehmen? Lockhart? Oder Umbridge selber?“ Severus fragte sich, was wohl werden würde, wenn Bessy der Willkür der alten Kröte ausgeliefert wäre.
Bedächtig sagte Elly: „Vielleicht kommt es aber auch ganz anders. Hogwarts stand im Zauberergamot in letzter Zeit öfters auf der Tagesordnung. Die Schulräte, Eltern und Großeltern von Schülern und natürlich Pomona Sprout haben sich heftig über die häufigen Inspektionen, vor allem aber über das Verhalten von Lockhart und Bligh beschwert. Das gab hitzige Diskussionen, kann ich dir sagen!
Trotzdem hat Umbridge genau diese beiden als Ersatz für Amelia Bones vorgeschlagen, die aus gesundheitlichen Gründen Ende des Monats ausscheidet. Wenn allerdings Arthur Weasley Beweise für seine Vermutung findet, passiert was!“ Elly verstummte plötzlich und biss sich auf die Unterlippe.
Snape verstand. Sie hatte schon viel mehr gesagt, als sie hatte sagen wollen. Er fragte nicht nach. Elly würde ihm zu gegebener Zeit schon alles erzählen – falls sie sich nicht wieder stritten.

Der kleine Lauscher vor dem Raum der Bedürfnisse bekam an diesem Abend außer Stimmengemurmel nichts mit und später noch richtigen Ärger. Wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich sein oberster Dienstherr vor ihm. Der Hausmeister packte ihn an den ohnehin schon schmerzenden Ohren und beförderte ihn in die Küche. Dort sollte Benny fortan bleiben, Abfall aufräumen und putzen. „Aber Master Bligh hat mir befohlen,…“, versuchte er zu protestieren.
„Schweig!“, herrschte Kirby ihn an. „Professor Bligh hat mit seinen Befehlen gegen § 718 der Schulordnung verstoßen. Ich kläre das mit ihm.“
Und noch einige andere Hauselfen bekamen an diesem Montagabend neue Aufgaben zugewiesen.


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