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Fanfiction

Das zweite Leben des Severus Snape - Doch eine Bewerbung

von käfer

In dieser Nacht träumte Snape, dass er einen Brief von Dumbledore erhielt. Er las: „…einen letzten Wunsch habe ich an Dich: Studiere weiterhin die Zaubertränke, entwickle den Wolfsbann-Trank weiter und erfülle meinen Traum, ein Mittel zu finden, das Werwölfe für immer heilt. Kehre nach Hogwarts zurück und arbeite!“ und fuhr aus dem Schlaf hoch. Schweißgebadet saß Severus im Bett, sein Herz schlug bis zum Halse. Diesen Brief hatte er doch in Wahrheit erhalten, oder? Hastig kramte er in seinen Papieren. Tatsächlich, hier war das zerknitterte Pergament. Dumbledore wollte, dass er zurückkehrte. Aber wäre das wirklich das richtige? Unruhig wälzte er sich noch stundenlang im Bett herum. Sein Herz sagte „Geh hin“, der Verstand antwortete immer „Unmöglich“.
Auch in der folgenden Nacht schlief Snape schlecht, am Montagmorgen fragte Sylvia, ob er krank sei. „Nein, nein, mir geht es gut, alles in Ordnung.“ Hastig drehte Severus sich um und apparierte zur Arbeit.
Kurz vor der Mittagspause ergab es sich, dass Snape mit Blotts allein im Laden war. Blotts trat näher und fragte: „Haben Sie schon eine Antwort von Professor Sprout? Sie haben sich doch wieder beworben, oder?“
Fing der auch schon an! Snape knurrte: „Nein, habe ich nicht und werde ich auch nicht tun!“ Blotts schüttelte den Kopf und fragte: „Wollen Sie allen Ernstes hier auf ewig den Ladenputzer machen? Es wäre schade um Ihre Tränke-Kenntnisse, wirklich!“ Snape brummte „Meine Sache“ und verließ den Laden.

Niemand erwähnte mehr das Wort „Hogwarts“, bis am Mittwoch ausgerechnet Pomona Sprout in den Laden kam. Die Inhaber waren beide früher gegangen und hatten Snape allein gelassen. Ihm blieb also keine andere Wahl, als dazubleiben und seiner ehemaligen Kollegin gegenüberzutreten.
„Hallo, Severus! Wusste ich doch, dass ich dich jetzt hier finden kann.! Wie geht´s dir?“ Wollte die das wirklich wissen? „Ganz gut“, brummte er, „Wie du siehst, habe ich einen Job.“ - „Aber keinen, für den du wirklich geschaffen bist.“ Snape schwieg, Pomona Sprout fuhr fort: „Ich hoffe jeden Tag auf eine Bewerbung von dir, leider bisher vergebens. Warum willst du nicht wieder anfangen?“
„Da fragst du noch? Du weißt doch, was passiert ist.“
Professor Sprout seufzte. „Ich weiß genau, dass Albus Dumbledore sich gewünscht hat, dass du weiter machst. Er hat mir Papiere hinterlassen; dir doch auch, oder?“ – „Ja, aber…“ – „Kein aber!“, fiel ihm Pomona Sprout energisch ins Wort. „Weißt du was, wir gehen jetzt zusammen was essen und trinken ein Glas Rotwein miteinander. Dabei lässt es sich besser reden als hier.“
Ach, du meine Güte! Snape druckste herum. „Ich kann nicht, der Laden…“ – „Guck mal auf die Uhr! Du darfst zumachen. Und komm mir nicht mit ´keinen Hunger´ oder so was, ich höre deinen Magen knurren!“
Verd…, wie wurde er sie los? Sollte er ihr gestehen, dass er vollkommen blank war? Sein bisschen Geld hatte er für Bücher und Spielzeug für Niclas´ Kinder ausgegeben…
„Na, komm schon, ich lade dich ein!“ Schon hatte Pomona sich bei ihm untergehakt und zerrte ihn zur Ladentür. „Bist wohl knapp bei Kasse, was? Lehrer in Hogwarts verdienen so schlecht nicht, ich habe also kein Problem, dir was zu spendieren. Kannst dich ja später revanchieren!“
Snape würde röter als er je gewesen war. War er so leicht zu durchschauen? Das war alles mal anders gewesen…
Wie im Trance schloss er den Laden ab und folgte Pomona in Fortecue´s Restaurant. Als sie beim versprochenen Rotwein angekommen waren, ließ Pomona Sprout die Katze aus dem Sack: „Severus, ich kann verstehen, dass du nicht zurückwillst. Aber du musst es tun! Wenn du auch nur ein ganz kleines bisschen willst, dass in der Schule ordentlich unterrichtet wird, dann musst du zurückkommen und die Zaubertränke übernehmen. Sonst bin ich nämlich gezwungen, Lockhart dafür zu nehmen.“ – „Lockhart?!?!“ Snape war halb aufgesprungen, als er den Namen gehört hatte. Jetzt ließ er sich wieder auf den Stuhl zurücksinken.
„Ja. Lockhart ist bis jetzt der einzige Bewerber. Du kennst die Regeln. Wenn ich ihn nicht nehme und keinen anderen Bewerber habe, setzt das Ministerium jemanden ein. Mir wurde glaubhaft versichert, dass das dann Dolores Umbridge wäre.“
Snape stöhnte. Lockhart oder Umbridge. Wirklich keine rosigen Aussichten für Pomona Sprout. Und auch für Bessy nicht…
„Komm schon, gib dir ´nen Ruck und sag ja. Ich sehe es dir an der Nasespitze an, dass du gerne zurückkehren möchtest.“
Snape funkelte sein Gegenüber an. Pomona entschuldigte sich: „Das ist doch nur so eine Redensart, nimm´s mir bitte nicht übel, ja?“ und bestellte ein zweites Glas Wein. Dann kam sie wieder zur Sache: „Probieren kannst du es wenigstens mal. Vielleicht kommst du doch mit allem zurecht. Und wenn du es nicht packst, gibt es mir wenigstens etwas Zeit, Ersatz zu suchen.“ Snape erkannte das Hintertürchen, das Pomona ihm öffnete. „Du hast gewonnen. Lockhart ist untragbar und Umbridge sorgt nur für Unruhe. Ich versuch´s.“
„Dann schreibe bitte sofort eine ordentliche Bewerbung. Ich brauche was zum Vorzeigen, verstehst du.“
Als sie sich auf dem Apparierplatz verabschiedeten, sagte Pomona Sprout so nebenher: „Deine Nichte schein mir ein ernsthaftes Persönchen zu sein, oder?“ – „Woher weißt du…?“ – „Sie hat mir einen langen Brief geschrieben…“ – Plopp – und weg war sie.
Severus stand da wie belämmert. Am Samstag hatten sich Bessy und Lissy wegen eines Briefes gestritten,… Diese kleine Hexe!
Severus disapparierte ebenfalls, hatte sich aber nicht richtig auf sein Ziel konzentriert und landete weit weg vom Haus der Snapes im Wald. Ă„rgerlich wollte er zu einem zweiten Sprung ansetzen, beschloss aber dann, dass ihm ein FuĂźmarsch auch mal gut tun wĂĽrde.
Zu seiner Erleichterung waren die Kinder schon im Bett, Niclas und Sylvia hockten vor dem Fernseher und sahen zu, wie ein winziger Schlagersänger auf einer riesigen Bühne herumzappelte. Severus hatte also genügend Ruhe, um seine Bewerbung zu schreiben. Er schickte die Eule sofort los, damit er es sich nicht noch anders überlegen konnte.
In der folgenden Nacht schlief er so ruhig wie schon lange nicht mehr, doch bald plagten ihn wieder Zweifel, ob seine Entscheidung richtig war. Niclas und Sylvia redeten ihm gut zu, Bessy strahlte, als sie hörte, dass er wohl doch wieder in den Schuldienst gehen würde. „Freu dich nicht zu früh“, versuchte er, ihre Freude zu dämpfen. „Meine Nichte muss ich strenger rannehmen als alle anderen, sonst gibt es Neid und böse Worte!“
Mr. Blotts´ Reaktion auf die Mitteilung, dass er sich nun doch in Hogwarts beworben hatte und wohl auch genommen würde, verwunderte Severus mehr als alles andere. „Ihr Glück, Snape“, sagte Blotts und hieb ihm auf die Schulter, „Ich habe schon an Ihrer Vernunft gezweifelt.“
Am schwarzen Brett hing an diesem Tag wieder eine Stellenanzeige – Flourish & Blotts suchten zur baldmöglichsten Einstellung einen Ladengehilfen. Snape sollte noch drei Wochen bleiben, bis in Hogwarts die Vorbereitungen beginnen würden. (Er konnte jeden Knut gebrauchen.)
Bereits am Freitag kam der Brief mit der Bestätigung der Stelle und dem Termin der ersten Zusammenkunft der neuen Lehrerschaft von Hogwarts.
Die Erleichterung, die Snape im ersten Moment spürte, wich bald wieder starken Zweifeln. Konnte er dorthin zurückkehren, wo „es“ geschehen war? Wie würden die Schüler auf ihn reagieren? Was würden die Kollegen sagen? Würden sie ihn noch mehr meiden als früher? Tausende solcher Gedanken schwirrten ihm im Kopf herum. Zum Glück hatte Pomona Sprout ihm die Möglichkeit gelassen, zu gehen, wenn er es nicht schaffen sollte.
Aber was, wenn? Der Gedanke an sein Giftröhrchen drängte sich dann und wann in den Vordergrund. Kamen aber seine Neffen anmarschiert und baten ihren Onkel zum Spielen oder Vorlesen, waren die trüben Gedanken sofort weg.

Im Buchladen war Snape jetzt oft alleine, weil Mr. Flourish sich um seine schwerkranke Frau kümmerte und Mr. Blotts häufig unterwegs war, um antiquarische Bücher zu begutachten. Zu Severus´ Leidwesen waren die meistverkauften Bücher die von Lockhart. Was fanden die Leute nur an dem blöden Gesülze? Einzig das Klingeln der Kasse tröstete Snape ein bisschen; Lockharts Bücher hatten ihm eine kleine Lohnerhöhung beschert.
An einem solchen Vormittag, den Severus im wesentlichen damit verbracht hatte, antiquarische Neuerwerbungen zu katalogisieren und einzuräumen, kam Elly Greystone in den Laden und begann, genau dort zu stöbern, wo Severus arbeitete. Mit einem kleinen Aufschrei stürzte sie sich auf eine uralte Textausgabe von „Hamlet“. „Das kann doch nicht, das ist ja…“ Sie war ganz aufgeregt. „Ist das Buch zu verkaufen?“
Severus entschuldigte sich und verkaufte einer älteren Hexe Lockharts „Ratgeber für Haus und Garten“ sowie sein „Zauberisches Ich“. Mit einem Seufzer wandte er sich Mrs. Greystone zu, die sicher Niveauvolleres haben wollte. „Zum Glück muss ich nicht mehr lange mit ansehen, wie die Leute für solchen Unfug ihr Geld ausgeben“, sagte er, ohne es eigentlich zu wollen. „Sie gehen bestimmt wieder nach Hogwarts, oder? Dann sehen wir uns öfter, ich fange als Bibliothekarin dort an.“ Snapes Herz machte einen Hüpfer. „Schön“, presste er hervor, dann zwang er sich zu Entspannung und Konzentration und verkaufte Elly den „Hamlet“ sowie einige Reisebeschreibungen. Mrs. Greystone sagte lächelnd beim Bezahlen: „Wenn man für große Reisen weder Zeit noch Geld hat, ist man auf die literarische Tour angewiesen. Meine Deutschland-Fahrt habe ich wegen des neuen Jobs abblasen müssen. Aber ich freue mich auf Hogwarts.“ Snape zählte das Geld in die Kasse und sagte nichts.
Du liebe Güte, Elly Greystone in Hogwarts! Er dachte an ihre oberpeinliche erste Begegnung und wusste nicht, ob er sich auf das „öftere Sehen“ freuen sollte oder nicht. Wenn sie plauderte, wäre er geliefert…

Als Snape an seinem letzten Arbeitstag von Flourish & Blotts heimkehrte, saß Bessy in der Küche und weinte. Vor ihr lag ein Brief. Sylvia redete geduldig auf das Mädchen ein. Bei seinem Eintreten fuhren beide hoch, Bessy stürzte auf Severus zu und hing sich an seinen Hals. Er konnte nicht verstehen, was sie unter Schluchzen zu ihm sagte. „Was ist denn los?“, fragte er verwundert.
Sylvia antwortete für Bessy: „Sie darf nicht nach Hogwarts, weil du dort Lehrer bist. So enge Verwandtschaft zwischen einem Lehrer und einem Schüler ist nicht erlaubt. Wegen Begünstigungsgefahr oder so ähnlich.“ – „Ach du meine Güte! Bessy freut sich doch so auf die Schule! Dann ziehe ich meine Bewerbung sofort zurück!“
„Spinnst du? Kommt gar nicht in Frage!“, polterte Niclas Snape los. Er zog Severus ins Wohnzimmer. „Du kannst deine Bewerbung nicht zurückziehen! Ich habe heute zufällig deine Chefin getroffen und mich mit ihr unterhalten – auch über dich, damit du´s weißt. Falls du einen Rückzieher machst, schickt das Ministerium diese Dolores Umbridge als Zaubertränke-Lehrerin. Das wird eine Katastrophe, denn die muss davon soviel Ahnung haben wie ich vom Kühe melken. Und was Bessy betrifft - es gibt noch andere Hexenschulen im Lande, wir finden schon was für sie.“
Bis zum Abendessen hatte Bessy sich beruhigt. Niclas hatte ein einstündiges Gespräch mit ihr geführt und an ihre Vernunft appelliert. Die „Northern Whiches School“ war auch nicht schlecht. Viele der Absolventinnen hatten in magischen Berufen ordentlich Karriere gemacht; Sylvia war dort Schülerin gewesen. „Im übrigen kann dich keiner daran hindern, bei deinem Onkel Nachhilfe zu nehmen,“ sagte Sylvia als Abschluss der Diskussion.
Am Abend gingen die Snape-Brüder auf ein Bier und ein Gespräch unter Männern in die örtliche Kneipe. Nach dem dritten Glas fragte Severus: „Sag mal, Niclas, wie viel Ahnung hast du vom Kühe melken?“ Niclas grinste: „Ich hab´s mal lernen sollen – die Großmutter bestand darauf. Ich habe sogar ein paar Tropfen Milch aus dem Euter gekriegt, aber dann hat die Kuh die Geduld verloren und mir einen Tritt verpasst, dass ich durch den halben Stall geflogen bin. Seitdem mache ich um Rindviecher immer einen großen Bogen.“ Severus grinste auch ein bisschen.


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