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Fanfiction

Das zweite Leben des Severus Snape - Veränderungen

von käfer

Die nächsten Tage verliefen schweigsam. Die Bewohner von Grimmauld Place 12 gingen sich etwas aus dem Weg, jeder hin seinen Gedanken nach und war mit dem beschäftigt, was er beim Prozess gehört bzw. in Rita Kimmkorns ausführlichen, erstaunlich wahrheitsgetreuen Berichten gelesen hatte. Severus selber dachte darüber nach, was er wohl in Zukunft machen würde – Ladengehilfe bei Flourish & Blotts wollte er nicht bleiben, nach Hogwarts konnte er aber auch nicht zurück.
Nach wie vor ging er jedoch zur Arbeit in den Laden – er brauchte dringend Geld. Regelmäßig schaute er am Schwarzen Brett nach neuen Stellenangeboten – vergebens. Bei einer solchen Gelegenheit sprach ihn Mrs. Helmet an: „Mr. Snape, Sie hatten sich doch um den Job bei mir in der Apotheke beworben – nun, die Stelle ist noch frei. Wenn Sie möchten, können Sie morgen anfangen.“ Ohne groß zu überlegen, antwortete Snape: „Nein, danke. Bei meiner Vergangenheit…“
„Aber – das habe ich doch alles nicht gewusst, ich hatte doch keine Ahnung. Sie wären wirklich für die Arbeit geeignet.“ – „Tut mir leid, aber ich habe einen Job. Auf Wiedersehen!“
Eine Stimme in Snapes Kopf rief: „Spinnst du, so ein Angebot auszuschlagen!“, eine andere Stimme antwortete: „Er hat recht, sie hätte ihn ja gleich einstellen können.“ Die beiden Stimmen stritten noch, als Severus in den Buchladen trat und dort ausgerechnet, gekleidet in einen leuchtend orangefarbenen Umhang über einer ebenso leuchtenden blauen Weste, Gilderoy Lockhart sah. Der stand tatsächlich da und signierte Bücher. Eine Ausgabe von „Mein zauberisches Ich“ nach der anderen wanderte über den Ladentisch, Mr. Blotts stand an der heftig klingelnden Kasse. Die Kunden waren vor allem ältere Frauen und blutjunge Mädchen. Die Blicke, mit denen letztere Lockhart bedachten, brachten Severus´ Zähne zum Knirschen. Warum himmelten die Weiber nur so einen Hohlkopf an?
Glücklicherweise schickte Mr. Flourish Snape mit einigen Bücherpaketen zum Ausliefern weg. Er verspürte absolut keine Lust, von Lockhart in den Mittelpunkt des Geschehens gezerrt und kompromittiert zu werden. Doch als er vom Ausliefern zurückkam, war Lockhart immer noch da. Flourish forderte Snape auf, eine Anzahl Lockhart-Bücher nachzuordern und die Bestellung gleich persönlich zur Druckerei zu bringen. Snape brummte: „Diese Lügenmärchen sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt werden“, was Flourish leider hörte. „Aber die Sache verkauft sich gut und davon bezahlen wir unter anderem Ihren Lohn, Mr. Snape!“ – „Hab´ schon verstanden“, antwortete Severus und machte sich auf den Weg zur Druckerei.
Bei seiner erneuten RĂĽckkehr war Lockhart immer noch im Laden; Mr. Blott trug BĂĽcherstapel hinaus, Flourish bediente jetzt die Kasse.
Plötzlich war Ruhe. Snape lugte durch den Vorhang – war Lockhart etwa weg? Nein, er hatte ein Buch aufgeschlagen und las vor. „…den Lieblingsschüler beinahe aller Lehrer zu bestrafen. Aber Harry Potters Höhenflug musste wirklich gestoppt werden. Er nutzte seine Berühmtheit auf schändlichste Art und Weise aus; sogar den ansonsten eher strengen Zaubertränkelehrer wickelte Potter um den kleinen Finger, er erhielt für eher mittelmäßige Leistungen stets beste Noten und prahlte damit unglaublich vor allen Schülern…“
Häh? Dumbledore hatte Snape immer vorgeworfen, dass er Potter zu schlecht benotete!
Die Zuhörerinnen lauschten mit großen Augen und offenen Mündern. Unter ihnen entdeckte Snape – sein Herz setzte einen Moment aus – Elly Greystone. Zu seiner Beruhigung wirkte sie alles andere als hingerissen, ihre Lippen waren fest zusammengepresst, als müsste sie böse Bemerkungen hinunterschlucken. Die gerunzelten Brauen drückten Missbilligung aus. Sie wandte sich ab, drängte sich zu dem Regal mit Reiseführern durch und begann zu suchen. Im vorbeigehen raunte Blotts Severus zu: „Helfen Sie doch bitte mal der rothaarigen Dame da drüben bei den Reiseführern. Notfalls hinten kassieren.“ Snape fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss, aber er konnte die Weisung des Chefs nicht ignorieren. Also trat er auf Mrs. Greystone zu, sagte in geschäftsmäßigem Ton: „Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen, Madam?“ Elly Greystone zuckte zusammen und riss vor Erstaunen die Augen auf, fasste sich aber gleich wieder und sagte lächelnd: „Ich suche einen Reiseführer zu magischen Plätzen in Deutschland.“ – „Da kann ich Ihnen helfen, kein Problem.“ Snape atmete auf. Dieses Buch hatte er erst vor einigen Tagen eingeräumt – richtig, da stand es. Elly Greystone blätterte las hier und da ein paar Zeilen. Snape musste nun dabeistehen und warten, bis die Kundin sich entschied. Dabei beobachtete er über die Köpfe der Zuhörerinnen hinweg den lesenden Lockhart. Der hatte sich so hineingesteigert, dass er nichts mehr von seiner Umwelt wahrnahm – ein blondes Mädchen schnitt ihm, begleitet vom Gejohle ihrer Freundinnen, eine Haarsträhne ab, aber Lockhart zuckte nicht mal mit der Wimper. Noch eine Locke fiel, die Weiberherde stürzte sich darauf, Lockhart saß da und las… und noch eine Strähne, schnipp.
Jetzt schritt Mr. Blotts ein und verscheuchte die Mädchen. Lockhart nahm keine Notiz davon, sondern las vor, wie er bei einem Quidditch-Spiel Potters Arm nach einem Sturz vom Besen geheilt hatte.
In Snapes Erinnerung hatte Potters Arm nach Lockharts Spruch merkwürdig gummiartig heruntergehangen und Poppy Pomfreys ganze Kunst war gefragt gewesen…
Severus musste dies laut ausgesprochen haben, denn Elly Greystone sagte mit einer Kopfbewegung in Richtung Lockhart: „Der spinnt ganz schön und verkauft seine Spinnereien dann als pure Wahrheit, nicht wahr?“ Snape nickte. „Und die Wei- die Leute fallen darauf herein, furchtbar.“ Elly kicherte amüsiert und schenkte Snape ein so bezauberndes Lächeln, dass sein kleiner Lümmel sich regte.
In dem Moment sagte Elly: „Ich nehm´ das hier mit. – Könnten Sie das mit dem Geld bitte erledigen? Ich habe keine Lust, mich dort durchzudrängen. Hier, ich hab´s passend, bitte schön.“
„Danke“, flüsterte Snape, als sie ihm die Münzen in die Hand drückte. Am liebsten hätte er Ellys Hand festgehalten und gefragt ´Haben Sie heute Abend schon etwas vor?´, aber Elly rannte bereits aus dem Laden. Mist, vermasselt!
Snape verschwand nach hinten und blieb dort, bis Lockhart das Geschäft verlassen hatte. (Das war eine Stunde nach der offiziellen Schließzeit.)
Mehr denn je spürte Severus, dass es so nicht weitergehen konnte. Er musste die Initiative ergreifen und sein Leben neu ordnen. Aber wo anfangen? Am besten konnte er nachdenken, wenn er mit stupiden, mechanischen Arbeiten beschäftigt war, also nahm er den Besen und begann, den Boden der Buchhandlung zu fegen. Dabei ließ er seine Gedanken kreisen, sie wirbelten wild durcheinander; das wenigste, was ihm durch den Kopf huschte, hatte wirklich mit seinen Problemen zu tun. Doch nachdem er drei Viertel des Geschäftes gefegt hatte, war sein „Schlachtplan“ fertig. Als erstes würde er…Da klopfte es laut an die Tür. Draußen stand, heftig gestikulierend, Lockhart. Mr. Blotts musste das Klopfen gehört haben, er erschien im Durchgang und warf Snape den Schlüssel zu. Severus biss die Zähne zusammen, als er die Tür öffnete. Lockhart stürmte herein: „Ich glaube, ich habe meinen Wohnungsschlüssel hier vergessen.“ Plötzlich stutze er. „Nanu, Snape, großer Tränkemeister, was machen Sie denn hier mit einem Besen in der Hand? Sie haben es ja weit gebracht – Ladenfeger! Na ja, es kann nicht jeder tolle Bücher schreiben…“
Snape biss sich auf die Zunge, bis er Blut schmeckte. „Suchen Sie Ihren Schlüssel, ich will Feierabend machen“, zischte er und begann, wieder zu kehren. Lockhart stürzte hektisch im Laden herum, schaute in alle Ecken, an die Lampe, drehte sich dann um die eigene Achse und fragte ratlos: „Wo kann er nur sein? Ich weiß genau, dass ich den Schlüssel noch im Umhang hatte, als ich hereinkam heute Nachmittag.“ – „Vielleicht versuchen Sie es ja mal mit einem Aufrufezauber“, knurrte Snape. Lockhart konzentrierte sich, bis er schielte, aber nichts passierte. „Der Schlüssel muss doch hier sein“, jammerte er mit weinerlicher Stimme. Jetzt konzentrierte sich Snape. Keine drei Sekunden vergingen, dann begann er zu grinsen. „Greifen Sie mal in ihre linke Hosentasche!“ Irritiert steckte Lockhart die Hand hinein und zog einen Schlüsselring mit zwei kleinen Schlüsseln und einem großen Anhänger mit seinem Bild heraus. „Das waren Sie! Sie haben mir den Schlüssel aus dem Umhang gestohlen und jetzt wieder in die Hosentasche gezaubert!“ - „Ich habe Ihren Schlüssel nicht angerührt, Sie…“ – „Quatschkopf“ wollte Snape noch sagen, doch Mr. Flourish war zu den beiden getreten und unterbrach Snape: „Erinnern Sie sich nicht mehr daran, dass der Schlüssel Ihnen heute Nachmittag aus der Umhangtasche gefallen ist? Sie selber haben ihn in die linke Hosentasche gesteckt.“
Lockhart riss ungläubig die Augen auf, dann drehte er sich um und verschwand im Laufschritt. Flourish schüttelte mit dem Kopf, Snape knirschte mit den Zähnen.

Daheim im Grimmauld Place 12 fand Snape einen Brief von Niclas vor. Der schrieb, dass er am Samstag endlich mal zu ihm kommen und seine Nichten und Neffen kennen lernen sollte. „Wenn du bis vier Uhr noch nicht da bist, kommt Sylvia und holt dich ab!“ Das traute Severus seiner Schwägerin durchaus zu, also beschloss er, genau fünf vor vier anzuklopfen.
Am Abend schrieb Snape eine Bewerbung an Christoph Christophersen, doch bereits zwei Tage später, am Freitag, kam eine Absage. Christophersen schrieb, er bedauere sehr, dass er im Moment niemanden einstellen könne, aber sobald eine Stelle in der Giftküche frei würde, würde er sich melden.
Bis dahin hatte Snape sicher vor lauter Ladenfegen vergessen, was er über Tränke wusste – die Giftmischer im St. Mungo´s waren alle noch ziemlich jung und freiwillig ließ niemand einen solchen Job sausen!
Am Samstagvormittag hatte Snape im Laden alle Hände voll zu tun und keine Zeit für Depressionen. Er schaffte es gerade noch, den staubigen Umhang gegen einen sauberen zu tauschen und stand tatsächlich genau eine halbe Minute vor um vier vor Niclas Tür. „Na endlich!“ rief Sylvia, „ich wollte gerade loslaufen und dich holen!“ Severus grinste. „Du wärst wirklich bei Potter erschienen und hättest mich weggezerrt, was!“
„Klar hätte sie das, aber jetzt komm und guck dir meine Kinder an!“ Niclas schob seinen Bruder in ein geräumiges Wohnzimmer. Die erste Begrüßung verlief in beiderseits verlegenem Schweigen. Severus musterte Niclas´ Kinder. Die beiden Mädchen hatten schwarze Zöpfe und waren ziemlich dünn. Die älteste, Bessy, ähnelte Eileen Prince, Lissy hingegen hatte ein schmales, blasses Gesicht mit großen, schwarzen Augen und einer schmalen, aber leider ziemlich langen Nase. „Du siehst ja wirklich aus wie Daddy“, flüsterte sie und schmiegte sich an ihre Mutter, lugte aber immer wieder herüber und musterte Severus mit offenem Mund.
Der kleinste Snape hatte rote Haare, Sommersprossen und erinnerte Severus eher an die Weasleys. Allerdings trug er das Muttermal unterm Auge – Irrtum ausgeschlossen! Joe, der ganz eindeutig ein Snape war, beendete das Schweigen, indem er fragte: „Onkel Severus, kannst du zaubern?“ – „Klar kann ich zaubern!“ – „Zeigst du mir was?“ („Das heißt ´bitte´“, zischte Sylvia von hinten, ohne gehört zu werden.) „Was soll ich dir denn zeigen?“ – „Mein Spielzeugdrache soll richtig fliegen können!“ Und schon hatte Joe Severus´ Hand gefasst und ihn nach draußen zu einem Sandkasten gezogen, wo ein Gummidrache in einer Sandhöhle saß. Severus zückte seinen Zauberstab, hockte sich hin, stupste den Drachen an, murmelte : „Wingardium leviosa automotus“ und schon schwebte das Tierchen aus dem Loch, stieg flügelschlagend höher und kreiste über einem Spielzeugritter. Florian kreischte vor Vergnügen und hielt Severus einen Saurier hin: „Auch fliegen lassen, biiiitte!“ – „Der hat aber keine Flügel, der kann nur laufen und springen. Das ist nämlich kein Drache, sondern ein Saurier. Und die großen Viecher mussten immer laufen. Pass auf!“ Severus setzte den T-Rex auf die Spitze eines Sandhügels und ließ ihn brüllend hinunterrennen.
Es dauerte gar nicht lange und Severus vergaß, dass er ein erwachsener Mann war. Nachdem der edle Ritter mit Hilfe des Drachen die Prinzessin aus den Klauen des bösen Sauriers befreit hatte, schlichen sich Indianer an eine grasende Büffelherde an, wurden von Cowboys gestört, die wiederum die Eisenbahn überfallen hatten und deshalb vom Sheriff gejagt wurden…
Sylvia musste dreimal rufen, ehe einer hörte, dass es Tee gab. Sofort wurde Severus wieder erwachsen – und schämte sich für seine Kindereien.
Nach dem Teetrinken schickte Sylvia die Kinder weg. „Wir müssen jetzt mal ernsthaft miteinander reden, Severus. Ich will aber nicht lange drum herum schwafeln. Wie wäre es, wenn du hier einziehst? Oben ist ein geräumiges Gästezimmer, das könnte ich dir zurechtmachen. Weißt du, Niclas ist noch lange nicht gesund, aber ich brauche dringend Hilfe in meiner kleinen Gärtnerei.“ Niclas erklärte: „Sylvia verdient mit Blumen und Gemüse noch was dazu, mein bisschen Lohn als Dreher reicht nicht für eine sechsköpfige Familie.“
Sylvia setzte fort: „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du wirklich gern bei diesem Potter wohnst, oder?“
Severus überdachte kurz dieses verlockende Angebot. „Von Gärtnerei habe ich keine Ahnung.“ Sylvia lachte. „Ich brauche jemanden für die schwereren Arbeiten, Holz hacken, umgraben und so. Kannst du einen Besen dazu bringen, selbständig zu kehren, kannst du auch einen Spaten umgraben lassen! Mit so was hapert´s bei mir nämlich. Dafür flutscht das Unkraut von alleine auf den Komposthaufen, falls du befürchten solltest, so was machen zu müssen.“
Vor Drecksarbeit hatte Severus nie gescheut, jedoch wollte er unbedingt finanziell wieder auf eigene Füße kommen. „Ich bin dabei, mir einen Job zu suchen und kann jetzt noch nicht sagen, wie viel Zeit ich dann noch habe.“ Niclas beruhigte ihn. „Soo groß ist die Gärtnerei nun auch wieder nicht. Ich habe das ja auch nebenher gemacht.“ Na, wenn das kein Argument war!
Bereits am Sonntag verabschiedete sich Severus von Potter und seinen Freunden, die durchaus erleichtert waren über seinen Abgang. Er verfrachtete per Zauberspruch seine Bücher und alles Papier in Niclas´ Gästezimmer, packte seinen Koffer und ging ohne Bedauern. Punkt zwei seiner „Maßnahmenliste“ war damit schon erledigt.
Punkt eins war der neue Job. Severus besorgte sich einen „Magischen Anzeiger“, studierte die Stellenanzeigen und bewarb sich:
- als Tierpfleger in einer EulenzĂĽchterei
- als Hausmeister in der Tuchfabrik
- als Eilbote in einer Pizzeria
- als Tellerwäscher in der Gringotts-Kantine
- als Büroassistent in der Redaktion des „Quibbler“
- als Stielpolierer in einer Rennbesenmanufaktur
- als Schaffner beim „Fahrenden Ritter“
- als Erbsenzähler in einer Konservenfabrik
kurz, für alle Stellen, die angeboten wurden – mit einer Ausnahme: die Stelle des Zaubertränkelehrers in Hogwarts.

Während der ersten Tage, die Severus bei Niclas verbrachte, wurde er von den Kindern beinahe ständig mit Fragen bestürmt; das heißt, meistens fragten Lissy und Joe, während Bessy ernst und schweigsam zuhörte und Florian auf seinen Füßen saß und mit Bauklötzern spielte. Erst nach und nach ebbte die Fragerei ab, aber sobald Severus von der Arbeit kam, fielen die Jungs über ihn her, zerrten ihn in den Sandkasten oder ihr Zimmer. Dann kämpfte Sitting Bull gegen die Soldaten oder ein mutiger Ritter besiegte das furchtbare Schlossgespenst…
Nachmittags half Severus den Mädchen bei den Hausaufgaben. Er erklärte ihnen Rechenwege und paukte mit Bessy Lateinvokabeln. Einmal hörte er, wie Bessy zu ihrem Vater sagte: „Wenn Onkel Severus mir die Matheaufgaben erklärt, kapiere ich das viel schneller als bei Mrs. Turner.“ Niclas antwortete: „Mein Bruder war bestimmt ein guter Lehrer. Ich finde es schade, dass er nicht mehr nach Hogwarts zurückwill.“ Eine sehr spitze Nadel fuhr bei diesen Worten durch Severus´ Herz.
Zwischendrin war Severus mit Sylvia im Garten. Er half ihr, Beete anzulegen, Gemüse zu pflanzen und Blumen zu säen.
Obwohl Niclas noch schwach auf den Beinen und meistens müde war, beklagte er sich nicht und das Familienleben der Snapes war turbulent und fröhlich. Sylvia hielt die Fäden fest in der Hand und sorgte mit Ruhe und Umsicht dafür, dass alles in geordneten Bahnen ging. Und Severus beneidete seinen Bruder um diese Frau…

Zwei Wochen nach Severus´ Einzug wollten die Snapes einen Familienausflug machen. Severus beschloss, nicht mitzufahren. Er verspürte das dringende Bedürfnis nach einigen ruhigen, einsamen Stunden – noch immer hatte er die zweite Mappe mit Dumbledores Aufzeichnungen nicht angerührt.
Kaum, dass die lärmende Kinderschar davongezogen war, machte Snape es sich in seinem Zimmer bequem, nahm die Mappe und begann zu blättern. Der Ordner enthielt Notizen über Voldemort. Jedes Blatt war sowohl mit dem Datum der Niederschrift als auch mit dem Zeitpunkt des tatsächlichen Geschehens versehen. Hier und da waren Personennamen und Orte unterstrichen, auf dem Rand hatte Dumbledore jeweils die Quelle der Information vermerkt.
Das Herz stockte Severus schon nach wenigen Seiten, als er las, wie Dumbledore ihn seinerzeit im „Eberkopf“ beim Lauschen überrascht hatte. Dumbledore hatte damals notiert: „…bin mir ziemlich sicher, dass Snape doch alles gehört hat“ und später nach dem Kampf im Zaubereiministerium hinzugefügt: „Wahrscheinlich kennt V. wirklich nur die Hälfte der Prophezeiung.“ Wie zum Teufel hatte Dumbledore das herausbekommen? Severus hatte die Sache nie erwähnt, da war er ganz sicher.
Auf den folgenden Seiten fand Snape Wort für Wort all das aufgezeichnet, was er selber Dumbledore berichtet hatte. Doch hatte er nie bemerkt, dass Dumbledore mitgeschrieben oder seine Worte irgendwie anders aufgezeichnet hatte. Wieder einmal staunte Severus über das phänomenale Gedächtnis des alten Mannes.
Auf mehreren Seiten folgten Aufzeichnungen über Harry Potter, zuerst die Maßnahmen, die Dumbledore ergriffen hatte, um das Kleinkind zu schützen, dann alles, was sich in Hogwarts und in Zusammenhang mit Voldemorts langsamen Wiedererstarken zugetragen hatte. Auch hier waren viele Dinge wörtlich so niedergeschrieben, wie Potter berichtet hatte. ´Der hat gar nicht so dick aufgetragen, wie ich immer geglaubt hatte´, dachte Snape und las weiter.
Nach der Schilderung der Ereignisse in der Kammer des Schreckens hatte Dumbledore mit roter Tinte ein Wort hingeschrieben: „Horkrux?!“
Danach folgten Seite um Seite Notizen über Tom Riddles Leben, seine Vorfahren, Verwandten u.s.w. Welche Mühe musste es Dumbledore gekostet haben, dies alles zusammenzutragen, Leute zu finden, die sich noch erinnern konnten! Wie ein Puzzle hatte Dumbledore das Leben des Tom Riddle Junior zusammengefügt – abgegeben im Waisenhaus, ungeliebt, kaum geduldet – und mit einer unglaublichen Macht ausgestattet.
Einiges hatte Dumbledore gleich niedergeschrieben, nachdem „Der Dunkle Lord“ das erste Mal aufgetaucht war, das meiste jedoch stammte aus der Zeit nach seiner Rückkehr. Kein Wunder, dass Dumbledore zuletzt so stark gealtert war! Er hatte unermüdlich geackert – einerseits war er mehr unterwegs gewesen, um Informationen zu sammeln als jedes andere Mitglied des Phönix-Ordens, andererseits hatte er immer ein Auge auf Potter gehabt. Wusste dieser Bengel eigentlich, welche Mühen andere auf sich genommen hatten, um ihn zu schützen?

Snape machte sich Kaffee. Währen er trank, ging er in Gedanken das Gelesene noch einmal durch. Dumbledore hatte beizeiten von den Horkruxen gewusst. Warum hatte er ihm erst davon erzählt, als es schon fast zu spät war? Mit ein bisschen Glück hätte Snape dem Dunklen Lord schon früher ein bisschen Veritaserum ins Essen zaubern und ihn ausfragen können- Vielleicht wäre… Ach, diese blöden Sätze mit „Wäre“, „Wenn“ und „Hätte“!
Snape griff nach der Mappe und las weiter. Seine eigenen Schilderungen der Todessertreffen ĂĽberflog er.
Nach einer solchen nächtlichen Sitzung hatte Dumbledore geschrieben: „So geht es nicht weiter. Wir brauchen jemanden, der ganz dicht an Riddle dran ist – Severus Snape muss das machen – wie?“
Tage später stand da: „Lösung gefunden. Es ist Zeit für meinen Abgang aus dieser Welt. Viel opfere ich nicht; ich gehe für immer, um für immer zu bleiben. Hauptsache, Severus macht es kurz und schmerzlos.“
Dumbledore hatte Schicksal gespielt, jedoch – Severus hatte seine Hand selbst gegen Dumbledore zum Todesfluch erhoben….Ein zentnerschweres Gewicht senkte sich auf Snapes Schultern.

Die Tage zogen ins Land. Auf Snapes Bewerbungen waren nur zwei Antworten gekommen – Absagen. Der Kantinenchef von Gringotts schrieb, Snape sei für die Stellung vollkommen überqualifiziert und komme nicht in Frage. Lancelot Lovegood, der Chef des Magazins „Quibbler“, schrieb Snape, dass er ihn eigentlich gern einstellen würde, die Bewerbung aber ablehnte, weil er jemanden auf Dauer brauchen würde und Snape im Herbst sicher wieder in Hogwarts anfangen könnte. „Dort gehören Sie auch hin, meine Tochter Luna hat mir erzählt, was für ein guter Lehrer Sie sind.“ Snape überlegte. Luna Lovegood – wer war das denn gleich? – Ach ja, die verrückte Träumerin, die immer so komisches Zeug trug. Träumte ständig vor sich hin und lieferte doch recht gute Tränke ab – erstaunlich. Sehnsucht zog an Snapes Herzen, doch das drückende Gewicht war viel, viel stärker. Er würde keine Bewerbung schreiben.

Eines Tages stand im Tagespropheten, dass am ersten September der Schulbetrieb in Hogwarts wieder aufgenommen würde. Pomona Sprout war vom neu gebildeten Schulrat als Leiterin bestätigt worden. Sie hatte versprochen, die Schule im Sinne von Albus Dumbledore weiterzuführen. Zwar sei das Lehrerkollegium noch nicht vollzählig, aber das würde sich alles finden. Vor allem fehlte noch ein Tränkemeister als Lehrer für Zaubertränke, Bewerbungen wären jederzeit willkommen.
Ohne lange nachzudenken, nahm Snape Feder und Papier und schrieb. Als er fertig war, las er noch einmal alles durch, zerriss den Bogen und warf die Schnipsel in den Kamin. Nein, er hatte in Hogwarts nichts mehr zu suchen.
Sylvia las die Zeitungen ebenfalls sehr aufmerksam. Am Abend fragte sie: „Severus, hast du gelesen, was heute über Hogwarts im Blatt stand? Hast du dich wieder beworben?“
„Nein“, antwortete Severus schroff. Sylvia war eine kluge Frau, sie wusste, wann sie besser schwieg.
Nur Bessy schaute ihren Onkel in den nächsten Tagen immer wieder fragend an. Severus merkte, dass das Mädchen etwas auf dem Herzen hatte, aber jedes Mal, wenn die beiden allein im Raum waren und Bessy sich einen Ruck gab und sprechen wollte, kam jemand und störte.
Am Samstagnachmittag ergriff Severus die Initiative und lud Bessy zu einem Waldspaziergang ein. Es dauerte nicht lange, bis das Mädchen fragte: „Warum willst du nicht wieder nach Hogwarts und als Lehrer arbeiten? Du kannst so gut erklären, und … und ich hätte dann jemand Vertrautes dort, wenn ich im September da hin komme. Weißt du, ich war noch nie länger als eine Nacht von zu Hause fort und selbst da habe ich schon Heimweh gehabt.“
Severus schwieg. Was sollte er dem Kind erzählen? Wie viel wusste Bessy bereits? Zaghaft ergriff Bessy seine Hand. „Onkel, hängt das mit der Sache mit Dumbledore zusammen?“ – „Ja, genau deswegen kann ich nicht mehr als Lehrer arbeiten.“ – „Aber, du bist doch unschuldig!“
Severus fragte: „Haben dir deine Eltern erzählt, was ich getan habe? Warum ich vor den Zauberergamot musste und angeklagt war?“ – „Ja, Daddy hat Mum und mir alles erzählt. Alles, was du ihm im Krankenhaus gesagt hast und auch alles über die Gerichtsverhandlung. Sie haben dich ganz knapp freigesprochen – aber frei ist frei.“
Severus Stimme war voller Trauer und Bitterkeit, als er antwortete. „Ja, sie haben mich freigesprochen. Aber, die Tatsache, dass ich Albus Dumbledore getötet habe, bleibt bestehen und kann nicht wieder rückgängig gemacht werden.“ – „Mummy sagt, die haben keine Tränkemeister mit Lehrerausbildung mehr, die würden dich mit geschmatzten Händen nehmen! Überleg´s dir doch noch mal. Oder willst du ewig den Buchladen putzen?“
Nein, das wollte Severus auch nicht. Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her, dann bat Bessy: „Erzählst du mir wenigstens bisschen was von Hogwarts? Wie ist es dort? Was muss man alles schon können?“ Severus begann zu erzählen, wild durcheinander, wie es ihm gerade einfiel. Je länger er redete, umso trauriger wurde er. Auch wenn er alles andere als beliebt gewesen war bei den Kollegen und Schülern –die Schule war seine Heimat gewesen.
Hand in Hand und jeder tief in Gedanken versunken erreichten sie schließlich das Dorf. Severus spendierte seiner Nichte ein Eis und gönnte sich selber einen Kaffee, ehe sie heimgingen.
Bessy behauptete, noch Hausaufgaben zu haben und verschwand sofort in dem Zimmer, das sie sich mit Lissy teilte. Wenig später hörte Severus, wie sich die Mädchen stritten. Anscheinend schrieb Bessy einen Brief und wollte Lissy nicht wissen lassen, an wen. Eine Tür krachte ins Schloss, Lissy trampelte beleidigt die Treppe hinunter und hängte sich an Sylvias Schürze.
Als Severus am Abend an Florians Bett saß und eine Geschichte vorlas, bemerkte er aus dem Augenwinkel heraus, wie die Snapesche Familieneule mit einem Brief davonflog. Hätte er Ziel und Inhalt gekannt, hätte er wohl versucht, das Tier zu stoppen. So aber machte er sich keine Gedanken darüber und las weiter.


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