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Fanfiction

Puzzlespiel - - Harry und Ginny. Oder: Granger weiĂź zuviel*

von Resimesdra

Als Harry nach Hause kommt, ist er bereits so weit ausgenüchtert, dass es ihm Leid tut, nicht mehr betrunken zu sein. Er denkt kurz darüber nach, sich einen weiteren Scotch zu genehmigen, um dieses unangenehm wache Gefühl loszuwerden, das sich seiner unterwegs bemächtigt hat, sieht dann aber davon ab.

Er lässt sich in den Sessel sinken und starrt eine Weile die Wand an – nicht ahnend, wie sehr seine Pose im Moment der Dracos ähnelt, abgesehen von dem Glas natürlich, das Draco in der Hand hält, und den Klamotten, die Draco nicht anhat.

Er legt dem Kopf in den Nacken, und atmet langsam aus.

ScheiĂźe.

Was zur Hölle war das für eine Aktion?

Was hat er sich davon versprochen, nachts betrunken auf Malfoys TĂĽrschwelle zu stehen?

Das hat er jetzt davon, einen Satz vom Regen durchweichter Klamotten und die Bestätigung, dass er wirklich ein kompletter Vollidiot ist.

GroĂźartig, wirklich.

Harry seufzt, und lehnt sich vor, stützt seinen Kopf für eine Weile in die Hände, starrt durch den Boden hindurch, bis die Flusen des Teppichs vor seinen Augen verschwimmen und er nicht mehr sagen kann, ob der Fußboden nun dreißig Zentimeter oder doch zwei Meter von ihm entfernt ist.

„Was ist bloß los mit mir?“, flüstert Harry in die Stille seines leeren, dunklen Wohnzimmers, verschwendete Worte, die ungehört in der Bedeutungslosigkeit verhallen.

Harry sitzt noch eine ganze Weile so da; später ist er sich nicht mal mehr sicher, ob er zwischendurch nicht vielleicht eingeschlafen ist – bis dann Schritte auf der Treppe erklingen.

Das hat ihm noch gefehlt.

„Harry?“

„Hmmm?“

Ginny kommt herein, fast unhörbar, wie ein Nebelschweif in ihrem weißen Nachthemdchen, das in einer nicht existenten Brise zu flattern scheint. „Wo warst du denn so lang?“

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich mit Ron einen trinken gehe.“

Sie setzt sich auf die Couch und sieht ihn an, ruhig, aber Harry erkennt, wie angespannt sie ist. „Ich hab Ron vor ein paar Stunden angerufen, weil ich mir Sorgen gemacht hab. Er war längst zu Hause, und wusste nicht, wo du bist.“

Harry zuckt die Schultern. „Ich bin halt noch länger geblieben. Ist das vielleicht ein Verbrechen?“

Ginnys Augen sind groß und ratlos und ungeheuer braun. Eigentlich, denkt Harry, sind braune Augen ja was Schönes. Allerdings nur dann, wenn sich einem nicht ein Paar eisgraue Augen in die Erinnerung eingebrannt haben, einem mit ihrer frostigen Kälte jedes Mal eine Gänsehaut und wohlige Schauer über den Rücken jagen… Oh Mann.

„Wieso?“

„Hm?“

„Wieso bist du noch geblieben?“ Ginny beißt sich auf die Unterlippe. „Das hast du doch noch nie gemacht.“

Harry zuckt wieder die Schultern. Was soll er denn sagen? „Mir war halt danach.“

„Harry…“

„Was denn noch?“

„Hast du… hast du eine andere?“

Harry starrt sie an. Und starrt. Und starrt. Dann schüttelt er den Kopf, möchte am liebsten lachen. Eine andere. Schön wär’s.

Ginnys schmale Hände verkrampfen sich im Stoff ihres Nachthemdes. „Wirklich? Harry, bitte sag mir die Wahrheit!“

Sie sieht so hilflos, so schutzbedürftig aus, dass Harry regelrecht das Herz aufgeht. Es mag eine dämliche Redewendung sein, aber genau so fühlt es sich an. Eine Welle gradezu brüderlicher Liebe erfasst ihn und er breitet die Arme aus. „Komm mal her.“

Ginny zögert für einen Moment, dann lässt sie zu, dass er sie in eine Umarmung zieht, und legt ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich hab solche Angst, Harry. Dass wir es nicht schaffen. Dass ich dir nicht mehr genug bin.“

Harry beißt sich auf die Unterlippe, was Ginny nicht sehen kann, zum Glück nicht, und dann schüttelt er den Kopf, sodass Ginny es spüren kann. „Es gibt keine andere Frau, Ginny.“

Und während Ginny erleichtert aufschluchzt und Harry beruhigend ihr rotes Haar streichelt, fühlt er sich leer und ausgelaugt, ungenügend, überfordert mit der ganzen Situation; wie eine Tischdecke, die auf einem Tisch ausgebreitet werden soll, für den sie viel zu klein ist.

Es erscheint fast als eine logische Konsequenz, dass sie nach diesem emotional herausfordernden Gespräch miteinander schlafen. Sie machen es gleich hier, auf dem Sofa, Ginny auf allen Vieren und Harry hinter ihr, von wo er auf ihren schmalen Rücken hinunterstarrt, dabei zusieht, wie sein Penis in ihr verschwindet, wieder und wieder und wieder, und er kann nicht anders, er denkt daran, wie sich Malfoys hartes Glied in seiner Hand angefühlt hat, und er fragt sich, wie, wie, wie es wohl wäre, wenn er jetzt vor ihm auf den Knien wäre, wie es wäre, ihn zu ficken, hart und schnell, und ob er wohl auch solche Laute von sich geben würde, wie Ginny es gerade tut, und oh, ob er ihn Draco nennen würde, wenn er in ihn hineinstößt, Draco, Draco, Draco, er denkt an Draco, und das ist das Ende und der Anfang und Harry kommt, die Augen fest geschlossen, sein Mund ein schiefes O in seinem Gesicht, als die wilde Erregung, die er schon den ganzen Abend verspürt, in einem beinahe schmerzhaften Höhepunkt gipfelt; als sein Körper Sperma in den Körper seiner Frau hineinpumpt und er sich dabei verzweifelt wünscht, sie wäre jemand anderes.

-

„Du musst es ihr sagen, Harry.“

Es ist Dienstagnachmittag und Harry sitzt mit Hermine in dem neuen Café in der Winkelgasse. Es ist in dem selben Gebäude, in dem früher Florean Fortescues Eissalon gewesen ist – zumindest bis dieser Teil der Winkelgasse durch marodierende Todesser so schlimm beschädigt wurde, dass beinahe alle Geschäfte neu renoviert werden mussten. Das Café, in dem sie sich nun befinden, trägt den malerischen Namen „Les Trois Fleurs“ und wird, wie Harry und zumindest auch Ron vermuten, von Veela-Drillingen geführt. Dieser leicht gruselige Umstand ändert allerdings nichts daran, dass es hier den besten Café au Lait, welchen Hermine in diesem Augenblick bedächtig aus einer großen, weißen Porzellantasse schlürft, sowie den besten Teekuchen der Stadt gibt, welchen Harry momentan auf seinem Teller zu unmotivierten Bröseln verarbeitet.

Jamie sitzt in seinem Kinderwagen und kaut mit zahnlosem Grinsen auf einem StĂĽck Sandwichbrot herum. Ginny arbeitet dienstags in der Schulbibliothek in Hogwarts und es ist an Harry, auf ihren Sohn aufzupassen.

Jetzt im Moment ist Jamie allerdings das Letzte, an das Harry denkt. „Was muss ich wem sagen?“, fragt er alarmiert. Er hat Hermine nichts erzählt, hat Malfoy nicht einmal mit einer Silbe erwähnt – warum sollte er auch? Schließlich gibt es ja nichts zu erzählen, richtig? Richtig.

Hermine nimmt einen weiteren Schluck Kaffee und beißt von einem ihrer Scones ab. Dass sie überhaupt etwas von dem süßen Gebäck bestellt hat, zeugt von ihrer inneren Aufgewühltheit – denn normalerweise betreibt Hermine eine strenge Low-carb-Diät, an die sie sich mit geradezu sklavischer Ergebenheit hält. „Ron hat es mir erzählt“, sagt sie, nachdem sie ihren Bissen sorgfältig gekaut und geschluckt hat – eine kleine Ewigkeit, während der Harry auf glühenden Kohlen zu sitzen glaubt.

„Ron hat dir was erzählt?“, fragt Harry hastig, misstrauisch. „Ron kann dir gar nichts erzählt haben!“ Schließlich weiß er ja von nichts, ahnt nicht, welche Abgründe sich in Harry aufgetan haben, seit er Malfoy damals im Land Nod wiedergesehen hat.

„Ganz ruhig, Harry“, sagt Hermine mit der ihr eigenen, aufreizenden Gelassenheit, die Harry schon manches Mal auf die Palme gebracht hat. „Er hat mir lediglich erzählt, dass ihr beiden neulich Malfoy getroffen habt.“

„Ah.“ Harry entspannt sich wieder ein wenig. „Ja, und weiter?“

„Den Rest“, sagt Hermine und wischt sich den Mund an einer Serviette ab, sorgfältig, damit ihr Lippenstift nicht verwischt wird, „hab ich mir dann selbst zusammengereimt.“

Jetzt ist es vorbei mit Harrys Ruhe. Er kann förmlich spüren, wie sich die einzelnen Fasern seiner Rückenmuskulatur anspannen, eine nach der anderen, bis er ungefähr so entspannt ist, wie eine Latte in einem Gartenzaun. „Und was soll das sein, bitteschön?“

Hermine zuckt die Schultern. „Ach komm schon, Harry, versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen. Das hat noch nie funktioniert, erinnerst du dich?“

Harry starrt sie nur an, stumm, wartet darauf, dass ihre Worte wie das sprichwörtliche Damoklesschwert auf ihn herabfallen.

Hermine rührt in ihrem Kaffee, und das rhythmische Pling, das ihr Löffel macht, wenn er gegen den Rand der Tasse stößt, macht Harry beinahe wahnsinnig. „Ich hab mit Ginny gesprochen“, sagte sie plötzlich, unvermittelt, erschreckt Harry mit der Erkenntnis, dass Ginny – wenn sie schon nicht mit Ron darüber redet, als was für ein ehetechnischer Rohrkrepierer Harry sich herausgestellt hat – sich trotzdem jemandem mitgeteilt hat, den Harry ebenfalls kennt. „Ich denke, ich muss dir nicht sagen, dass sie schon seit langem nicht mehr richtig glücklich ist.“

Harry zuckt schwach die Schultern. Glücklich? Wer ist das schon. „Wir haben unsere Probleme.“ Wie oft hat er diesen Satz in letzter Zeit gesagt?

Hermine nickt. „Ich bin nicht naiv, Harry, ich weiß, dass es keine perfekte Ehe geben kann. Ich weiß auch, dass Menschen manchmal einfach nicht füreinander geschaffen sind, und dass es manchmal das Beste ist, aufzugeben, bevor die Wunden, die man sich gegenseitig zufügt, so tief sind, dass man sie nicht mehr einfach heilen kann. Das ist keine Schande.“

Harry nickt wortlos. Er fragt sich, ob sie nun von ihm und Ginny oder von ihrer gescheiterten Ehe mit Ron spricht. Ein durchzanktes Jahr voller Kleinkriege, Trotz und Tränen haben sie es miteinander ausgehalten, bevor Hermine ihre Sachen gepackt hat und zu Eloise Midgeon gezogen ist, mit der sie sich seit ihrem gemeinsamen Muggelprojekt nach dem Krieg so gut versteht. Ihr Verhältnis zu Ron hat sich seit ihrem Auszug merklich entspannt und sie sind auf dem besten Weg, wieder Freunde zu werden – auch wenn es wahrscheinlich nie wieder wie früher werden wird. Aber was wird schon jemals wieder zu dem, das es mal war?

Hermine zwirbelt eine Strähne ihres langen Haares zwischen ihren Fingern. „Wenn man dich so lange und so gut kennt wie ich, Harry… wenn man zudem Ginnys Seite der Geschichte kennt… und dann Rons Beobachtungen an dem Abend im Pub…“ Sie schüttelt den Kopf. „Weißt du, es wundert mich noch nicht mal wirklich, Harry. Ich frage mich eher, wieso du nicht schon viel früher darauf gekommen bist.“

„Auf was denn?“, fragt Harry schwach. Er fühlt sich wie überfahren, träge, wie ein Heliumballon, der ein Loch hat, durch das langsam aber stetig das tragende Gas entweicht.

„Na, du und Malfoy.“

„Was ist mit mir und Malfoy?“, fragt Harry, und gleichzeitig überlegt er, ob das Versteckspiel überhaupt noch einen Sinn hat. Wie schön wäre es, wenn er es einfach frei heraus sagen könnte. Ja, ich steh auf Malfoy. Ja, ich bin verrückt nach ihm. Ja, ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken, daran, mit ihm zu schlafen, ihn auszufüllen, im wörtlichen und übertragenen Sinn, bis ich die ganze Welt für ihn bin… Natürlich.

Hermine lächelt. „Schon damals in Hogwarts hat die Luft zwischen euch gebrannt. Ich dachte immer, dass ihr euch wirklich und wahrhaftig hassen müsst – aber dann hab ich gemerkt, wie er dich angesehen hat, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Da war kein Hass in seinem Blick, eher… ich weiß nicht. Gier, Verlangen, Hunger. Was in der Art. Er wollte dich, Harry, und vielleicht wolltest du ihn auch, und vielleicht war dieser ganze Hass, all die Streiche und Beleidigungen, all die Energie, die ihr darin investiert habt, euch gegenseitig das Leben so unerträglich wie möglich zu machen… vielleicht war all das ja nur Ausdruck dieser starken Gefühle, die ihr füreinander hattet, und die ihr nicht zulassen konntet.“

Harry starrt sie an und es kostet ihn viel Willenskraft, den Mund nicht offen stehen zu lassen. „Was? Hermine, ist dir klar, wie absolut krank das klingt?“

Sie zuckt die Schultern. „Vielleicht ist es krank. Vielleicht auch nicht. Ich maße mir nicht an, darüber urteilen zu können. Wenn du allerdings meine Meinung hören willst – ich denke, jemanden zu lieben, ist niemals krank. Sich allerdings an jemanden zu ketten, den man nicht liebt, nur um des lieben Frieden und alter Zeiten willens…“

Sie beendet ihren Satz nicht, aber das muss sie auch nicht. Harry versteht, worauf sie hinaus will. „Verstehe ich dich richtig?“, fragt er, und seine Stimme klingt spröde. „Du findest, dass ich Ginny mit dem Baby sitzen lassen soll, um mit Malfoy durchzubrennen?“

Für einen Moment sieht Hermine erschrocken aus, ganz so, als habe sie ihre Worte noch nie von dieser Seite betrachtet. Doch dann zuckt sie die Schultern. „Also, vielleicht nicht ganz so krass. Aber du musst was tun, Harry. Du bist nicht glücklich. Ginny ist nicht glücklich. Und Malfoy – na ja, um ehrlich zu sein, es könnte mir nicht egaler sein, was aus dem wird, aber Harry, wenn er dich glücklich machen kann, dann soll’s mir recht sein.“

Harry wünscht sich, eine Zigarette in der Hand zu haben, einfach deswegen, weil er dann jetzt empört Rauch aus den Nasenlöchern blasen könnte, wie er es so oft bei Ron gesehen hat. Doch da er seit dem Fiasko damals im Pub keinen weiteren Versuch gewagt hat und demzufolge auch nicht im Besitz einer Schachtel ist, bleibt ihm nun nichts anderes, als aufgewühlt mit seiner Gabel die Kuchenkrümel auf seinem Teller umzupflügen. „Und da behauptet Trelawney die ganze Zeit, du hättest keinerlei hellseherische Fähigkeiten.“

Hermine lächelt ein bisschen geschmeichelt. „Na ja, also mit Hellsehen hat das eigentlich wenig zu tun. Es ist eher… mathematisch. Wie Puzzelteile, die man nur noch aneinanderfügen muss, bis alles einen Sinn ergibt.“

Harry läuft ein Schauer über den Rücken; er weiß nicht, warum, denn eigentlich ist es recht warm im Café. „Und was, wenn man die Schachtel weggeworfen hat und keine Vorlage mehr hat? Woher weiß man denn dann, was am Ende rauskommen soll?“

Hermine schaut ihn an. „Das ergibt sich doch von allein. Die Teile passen schließlich nur auf eine bestimmte Weise zusammen, sonst gibt es nachher doch kein richtiges Bild.“

„Und woran orientierst du dich, wenn dein Puzzle vielleicht eine Million winzige Teile hat?“

„Dann muss man eben systematisch vorgehen, zum Beispiel, indem man erst den Rand zusammensucht und sich dann zur Mitte vorarbeitet.“

„Und“, fragt Harry, und starrt dabei in seine Tasse, „was ist, wenn ich keine Eckstücke finden kann? Es sind doch so schrecklich viele Teile.“

Jetzt sieht Hermine ein wenig besorgt aus. „Harry…“

Harry schüttelt den Kopf, als wolle er sich damit in die Realität zurück bringen, die dunklen Gedanken abschütteln. „Ginny braucht mich“, sagt er dann, ziemlich unvermittelt. „Klar, wir haben unsere Differenzen, aber wie du schon sagst, die hat jede Beziehung.“

„Harry“, sagt Hermine wieder, aber Harry lässt sie nicht ausreden.

„Was heißt schon Glück? Kannst du das definieren? Es macht doch nichts besser, wenn ich vor allem davon laufe. Ich laufe nicht weg, Hermine, das solltest du wissen.“ Er ist sich vage bewusst, dass er ziellos im Kreis argumentiert, wütend wird, aber das ist ihm egal. Es hat sich soviel in ihm angestaut, soviel Frustration und Zweifel und Wut auf sich selbst… und jetzt kommt Hermine daher, und rät ihm, genau das zu tun, was er sich manchmal in seinen selbstsüchtigsten, dunkelsten Stunden so farbenprächtig ausmalt, und er kann sich das einfach nicht anhören, wenn er nicht an sich selbst verzweifeln will.

„Ich bin nicht so ein Mensch. Ich kann nicht so ein Mensch sein. Ich… ich will doch nur… ich will niemandem wehtun, verstehst du das denn nicht?“ Sein Tonfall ist beinahe flehend geworden, ganz so, als erhoffe er sich von Hermine die Absolution, als könne sie ihn von seinen schwarzen Gedanken freisprechen und ihm helfen, der Mensch, der Ehemann, der Vater zu sein, der er so verzweifelt zu sein versucht.

„Hör mir zu, Harry“, sagt Hermine leise und schüttelt den Kopf. „Manchmal muss man denen wehtun, die man auf keinen Fall verletzen möchte, die man beschützen möchte, die es nicht verdient haben, verletzt zu werden. Ich weiß, dass du Ginny liebst, wie ein Bruder seine Schwester – aber das ist nicht die Art Liebe, die sie sich von dir wünscht, die sie braucht. Sie verdient jemanden, der ihr das geben kann, Harry, und das kannst du nicht.“

Harry sieht sie an, die Augen in stummem Schmerz geweitet. Er spĂĽrt die Wahrheit hinter ihren Worten, auch wenn er sie nicht wahrhaben will.

„Du bist kein schlechter Mensch, Harry“, fährt Hermine fort. „Im Gegenteil. Du bist so darum bemüht, es allen recht zu machen, dass du darüber vergessen hast, selbst zu leben. Du verlierst dich, Harry, Stück für Stück, merkst du das denn nicht? Du hast alles aufgegeben, das dir mal was bedeutet hat, Quidditch, deinen Traum, Auror zu werden… alles. Ich weiß, warum du all das getan hast, und das ehrt dich – aber Harry, so kannst du nicht weitermachen.“

„Und was soll ich dann deiner Meinung nach tun?“

Hermine lächelt, und es sieht ein bisschen traurig aus, wie sie das tut. „Lebe, Harry. Erinnere dich, wer du warst, finde dich wieder, entdecke dich neu. Finde heraus, was du willst, und nimm es dir; lass nicht zu, dass du in der Mittelmäßigkeit versinkst, dafür bist du zu schade. Immerhin hast du Voldemort besiegt – meinst du nicht, dass du ein kleines Stückchen Glück verdienst?“

Ihre Worte hallen in Harrys Ohren wider, wie die Brandung eines gewaltigen, sturmgepeitschten Ozeans an einer felsigen Steilküste. „Was ist mit Ginny?“, fragt er, über das Tosen es Sturms hinweg, der in seinem Schädel tobt. „Was wird aus ihr?“

Hermine schüttelt den Kopf. „Ginny ist nicht allein, Harry. Sie hat eine große Familie, die sie liebt und beschützen wird, sie werden sie auffangen, wann immer sie fällt – du solltest dir keine Sorgen um sie machen.“

Harry schaut sie für einen Moment an. Sie hat sich sehr verändert seit ihrer gemeinsamen Zeit in Hogwarts. Nicht nur äußerlich, nein, auch wenn ihr plötzliches Interesse an Mode durchaus positiv auffällt. Sie ist noch genauso klug wie damals, aber sie ist nicht mehr so moralisch, wie sie es früher gewesen ist. Sie ist jetzt selbstbewusster, vielleicht auch egoistischer – oder zumindest wirkt es so. Vielleicht, denkt Harry, ist das etwas, das sie aus ihrer Beziehung mit Ron mitgenommen hat. Ron ist ein guter Kerl, aber er ist kein aufmerksamer Freund; man muss aufpassen, dass man nicht zu kurz kommt, auch wenn er es nicht absichtlich macht.

Hermine dreht wieder eine Strähne ihres braunen Haares um ihren Zeigefinger, und auch das ist etwas, dass sie früher nie getan hat – aber dann wiederum haben sie sich alle verändert, oder nicht? Er selbst ist schließlich das beste Beispiel.

Harry wendet den Blick ab, schaut stumm auf seinen Teller und lässt das Gesagte revue passieren. Dann wendet er den Kopf, betrachtet seinen kleinen Sohn, der noch immer an seinem vollgesabberten Sandwich herumlutscht und dabei wilde Geschichten in seiner unverständlichen Babysprache erzählt.

Harry schüttelt den Kopf. „Tut mir Leid, Hermime“, sagt er, und weicht ihrem Blick aus. „Ich kann das nicht. Ich kann nicht so sein wie du.“

Sie schweigen einen Moment. Dann senkt Hermine den Kopf, lächelnd. „Ich dachte mir schon, dass du was in der Art sagen würdest. Schließlich… bist du Harry Potter.“

Harry weiĂź nicht, was sie damit meint, aber er fragt sie auch nicht danach. Vielleicht will er es gar nicht wissen.

Als sie kurz darauf auseinander gehen, tauschen sie eine flĂĽchtige Umarmung aus, die sich falsch anfĂĽhlt, und gehen dann in unterschiedliche Richtungen davon. Harry sieht aus dem Augenwinkel, dass Hermine sich noch ein letztes Mal nach ihm umdreht.

Er tut so, als merke er es nicht.

--

*Jawohl, das ist ein Zitat aus Solvejs wundervoller Story „Das Verlangen macht die Umkehr schwer“ ;) Geklaut ohne zu fragen, aber dafür mach ich jetzt ja auch Werbung! ;)


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