von Thorti
Six konnte es immer noch nicht fassen. Eva war verschwunden. Seine Hände zitterten.
„Eva?“, schrie er. „EVA!“
„Sie ist nicht hier!“
Six zuckte zusammen. Jemand sprach zu ihm. Doch er war allein. Wie ist das möglich?
„Wer bist du?“
„Spielt das für dich wirklich eine Rolle?“
„Allerdings. Zeig dich. Ich möchte dein Gesicht sehen.“
„Ich bin schon längst hier. Du siehst mich überall. Links, rechts, oben und unten.“
Die Stimme lachte leise. Six überkam die Angst.
„Das ist doch ein Scherz. Ich kann dich nirgends sehen.“
„Mach deine Augen auf.“
„Wo bist du?“
„Das musst du selbst herausfinden. Six, dir ist etwas besonderes verloren gegangen.“
„Eva. Hast du sie gesehen?“
„Sie steht direkt hinter dir, mein Freund.“
Six wirbelte herum.
Tatsächlich. Eva stand hinter ihm, doch ihre Augen waren geschlossen. Die Umrisse ihres Körper sind verschwommen. Six wollte sie berühren, doch seine Hand griff ins Leere. Sie war eine Illusion. Nur Nebel. Six keuchte auf. Wut kochte in ihm.
„Was für ein Spiel spielst du mit mir?“
„Ich spiele kein Spiel, Six. Ich möchte nur, dass du endlich die Wahrheit in dir entdeckst. Erwecke endlich deine schlummernden Kräfte.“
„Wovon sprichst du?“
„Ich spreche von deiner Vergangenheit, deiner Gegenwart und deiner Zukunft. Du bist nicht der, von dem du glaubst, der du bist. In dir steckt mehr als es deine menschliche Hülle und dein Herz preisgeben wollen.“
„Was hat Eva damit zu tun?“
„Im Prinzip überhaupt nichts. Doch agiert sie als deine Hilfestellung, Six. Sie soll dir helfen, dein wahres Ich zu entdecken. Du bist der Schlüssel zu einem der größten Geheimnisse dieser Zeit.“
„Das kann doch alles sein.“
„Ich kann dich beruhigen. Du leidest nicht an Halozinationen. Dein Verstand spielt dir keinen Streich. Deine Wahrnehmung ist nicht beeinträchtigt. Ich existiere hier und jetzt, in der Realität, in der Wirklichkeit.“
„Bitte“, flehte Six. „Was soll ich tun, damit ich Eva wiedersehe?“
„Entdecke dein wahres Ich. Offenbahre zuerst ein wohl behütetes Familiengeheimnis, dann wirst du den Weg deiner Bestimmung finden und so deine Liebe wiedersehen.“
Tränen flossen über seine Wangen. Er nickte.
„Wo soll ich anfangen zu suchen?“
„Dort wo alles geendet hat. Ich werde dich dorthin begleiten. Höre auf dein Herz. Es wird dich den Rest deines Weges leiten.“
Plötzlich drehte sich alles um ihn. Die Umrisse der Ruine verschwammen. Sein Herz pochte wie wild. Er verlor seinen Orientierungssinn. Er schloss die Augen und hoffte, dass dieser Albtraum endlich vorbei ist. Er würde neben Eva aufwachen und könnte sie in seine Arme nehmen.
Er öffnete die Augen. Sein Blick ist noch verklärt. Er spürte jedoch etwas feuchtes an seinem Gesicht. Etwas kitzelte seine Wangen. Er fuhr mit den Fingern umher. Gras. Feuchtes Gras. Langsam gewöhnten sich die Pupillen an die neue Umgebung. Sein Orientierungssinn tauchte aus dem dichten Nebel auf. Six ließ sein Blick umher schweifen. Jetzt erkannte er den Ort. Es war nicht mehr die Ruine am See. Es war ein Friedhof.
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