von Thorti
Six rannte und rannte. Der Boden unter seinen Stiefeln verwandelte sich in ein Farbenmeer. Die bewusstlose Eva im Arm erreichte er den großen See am Waldrand. Die Ruine. Das ist es. Dort werden sie ihn nicht suchen. Six sprintete auf das alte Gemäuer zu. Zwei Raben erhoben sich von einer Mauer und stiegen hoch in den Himmel.
Vor dem Eingang der Ruine war eine Absperrung errichtet. Das „Betreten verboten“ Schild glänzte gelb. Six stieg vorsichtig über die Absperrung. Die feuchten Wände spendeten eine angenehme Kälte.
Six balancierte durch die eingestürzten Ruinen und fand schließlich einen Steintisch. Vorsichtig legte er Eva dort ab. Ihre Kleidung war übersäht mit Blutflecken. Er zog sein T-Shirt aus, zeriss es. Dann zog er Evas Oberteil aus und legte die Stofffetzen auf die blutenden Wunden.
Tränen flossen über seine Wangen. Er hatte das alles nicht gewollt. Woher wussten diese Penner wo er sich versteckte? Verfluchte Scheiße. Was haben sie ihr nur angetan. Sie soll wieder aufwachen. Er fühlt sich so allein ohne sie. Allein und verloren in einem Höllenlabyrinth. Er legte sich neben ihr auf den Stein. Zuerst fröstelte er, als sein nackter Oberkörper die feuchte Oberfläche berührte. Schließlich rückte er sanft an sie und spendete ihr Wärme. Sanft strich Six ihr durchs Haar. Sie ist so wunderschön.
Der Schlaf übermannte ihn und ließ ihn in seine tiefsten sehnlichsten Träume eintauchen.
Er träumte von der Nacht, in der sie zum ersten Mal miteinander geschlafen haben. Er spürte ihre Lust, schmeckte die Leidenschaft auf ihren Lippen. Ihre Körper schmiegten sich erneut aneinander. Er spürte dieses wunderbare Gefühl von Geborgenheit.
Nie mehr würde er sie los lassen. Verschmelzen sollen ihre Körper, ihre Gefühle. Das innige Band darf niemals reißen.
Six hörte ihre hauchende Stimme, als sie zusammenschmolzen. Er spürte alles von ihr und sie alles von ihm. Die Zeit schien still zu stehen, für immer. Es sollte auf dieser Welt nur noch zwei Menschen geben. Seine tiefsten Gefühle, seine sehnlichsten Wünsche, nahmen ihn mit auf eine spektakuläre und nie endende Achterbahnfahrt und eine neue Realität öffnete sich vor seinen Augen. Die Hitze seines Körper stieg und stieg. Er spürte nur noch sie. Ein leises Stöhnen. Bald war es soweit. Sie würden, die noch nie erreichten Gefilde der innigen Lust, erreichen. Der Countdown hatte begonnen. Die Bewegungen wurden schneller. Alles begann sich zu drehen. Adrenalin wurde stoßweise in den Körper gepumpt. Six spürte wie sich alles um ihn herum zusammenzog. Es sollte nie enden. Er spürte, dass die Antwort seiner Lust bald aus ihm herausschoss. Die Zeit schien jetzt rückwärts zu laufen.
Ein greller weißer Blitz. „SIX!“
Echos. „Six! Six! Six! Six!“
Er schreckte hoch. Schemenhafte Figuren glitten an ihn vorbei. Sie waren überall im Raum. Six kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Sie waren verschwunden.
„Six! Six! Six! Six!“
Wer spricht da? Wer ruft seinen Namen? Six blickte verwirrt umher. Plötzlich blickte er neben sich und erschrak. Er schrie laut auf. Das darf doch nicht wahr sein. Ein Scherz seiner Wahrnehmungskraft? Nein, er wurde beraubt. Eva. Sie ist verschwunden!
Ein kurzes aber doch starkes Chap.
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