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Fanfiction

Geliebter Feind - Mit List und Tücke

von heidi

74. Mit List und Tücke

Nach den schrecklichen Ereignissen in der Weihnachtsnacht saßen James und Sirius schweigend im Wohnzimmer der Potters vor dem Kamin. Lily schlief auf dem Sofa hinter ihnen, doch selbst die spärliche Beleuchtung des Kaminfeuers machte die Spuren ihrer getrockneten Tränen sichtbar.
Elisabeth Potter hatte sich sofort in ihr Schlafzimmer zurückgezogen, während William und Dumbledore sich um die leblosen Körper der Prewettbrüder kümmerten und noch einen anderen schweren Gang vor sich hatten: Molly Weasley, die Schwester der beiden, musste benachrichtigt werden. Keine angenehme Aufgabe an Weihnachten.
Sirius starrte in die knisternden Flammen des Kamins und sagte leise: „Dreimal, James, ... dreimal seid ihr ihm entkommen. Ihr solltet euer Glück nicht herausfordern!“
James setzte seine Brille ab, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und murmelte: „Ich kann Lily nicht aufhalten, du weißt, wie stur sie sein kann, Pad.“
Lily hatte die Augen geöffnet, hörte James` Angst und Verzweiflung aus seiner Stimme und traf eine Entscheidung. „Ich werde mich die nächsten Monate zurückhalten, James. Aber fang nicht an, mich in Watte zu packen“, sagte sie und entlockte den beiden Freunden ein leises Lachen.
James drehte sich zu ihr um und Sirius fühlte sich plötzlich fehl am Platz. So lautlos wie möglich, verschwand er aus dem Raum, aber er konnte, ebenso wie die anderen, in dieser Nacht kein Auge zumachen.
„Du hörst freiwillig auf mich, Flower?“, fragte James überrascht.
Lily kniete sich hinter ihn, ließ ihre Hände von seinen Schultern bis vor zu seiner Brust wandern. „Das hier ist eine Ausnahmesituation, James. Sobald das Baby geboren ist, werden wir uns mit der Arbeit für den Orden abwechseln. Und lass dir ja nicht einfallen ...“
Ihre Worte wurden von einem erschrockenen Aufschrei unterbrochen, als James sie mit einem Ruck über seine Schulter zog. Seine Reflexe verblüfften sie immer wieder.
James nahm ihr Gesicht in beide Hände, ein paar störende Haarsträhnen beiseite streichend, und fragte: „Was hältst du davon, wenn wir für alle das Weihnachtsfrühstück vorbereiten und die Geschenke schon unter den Baum legen?“
Lily war nach ihrer nächtlichen Begegnung mit Lord Voldemort alles andere, als in Weihnachtsstimmung, aber sie wollte diesen Tag im Kreise von Freunden und Familie verbringen.

Ganz leise Weihnachtsmusik tönte durch das Wohnzimmer im Potterhaus. Die Kerzen am Weihnachtsbaum brannten und das Esszimmer erstrahlte in festlichem Glanz.
Elisabeth seufzte, wischte sich fahrig mit der Hand über die Augen und begrüßte Remus, der, noch ahnungslos und ohne Informationen über die letzte Nacht, aus dem Kamin trat.
Sirius schob Remus gleich in die Küche und berichtete seinem Freund von den tragischen Ereignissen der letzten Nacht.
Remus ließ sich müde auf einem Stuhl nieder, senkte seinen Blick und sagte leise: „Sie werden nicht die letzten bleiben, Pad. Wir können nur immer wieder versuchen, dagegen anzukämpfen, aber ...“
Remus machte eine Pause und suchte die Augen seines Freundes. „... aber wir dürfen nicht vergessen selbst zu leben, so schwer es uns auch fällt.“
Remus` Stimme klang zittrig und in seinen Augen schimmerten Tränen, dachte er doch an all die Verluste, die ihnen allein die letzten Monate gebracht hatten - Megan, die McKinnons, die Prewettbrüder und Jackie, von der niemand wusste, wo sie sich aufhielt.
Sirius schloss einen Moment die Augen, ließ die Worte seines Freundes auf sich wirken und fühlte sich plötzlich neben Remus unheimlich schwach. Er atmete tief durch und sagte: „Du hast Recht, Moony. Niemand von uns wird je vergessen, aber ich werde mich jetzt um den Schlitten und die Pferde kümmern, für Lily`s Weihnachtsüberraschung für Prongs.“
Obwohl es Sirius, wie auch all den anderen, nicht leicht fiel, die Ereignisse der letzten Nacht zu verdrängen, versuchte er es dennoch. Die Worte seines Freundes hatten ihn nachdenklich gemacht.

Sirius kehrte erst zurück, als die anderen schon fast fertig mit ihrem Frühstück waren. Er füllte sich noch schnell seinen Teller voll, aus Angst irgendjemand könnte auf die Idee kommen, den Tisch vorzeitig abzuräumen. Mit seinem gut gefüllten Teller folgte er den anderen ins Wohnzimmer. Die Geschenke sollten verteilt werden und das wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Lily bekam von Sirius ein Buch über uralte Magie, jenes Buch, das James bei ihm gesehen hatte.
Für Remus, James und Peter, der an diesem Morgen nicht anwesend war, hatte Sirius Karten für das erste Qudditchspiel im neuen Jahr besorgt, das drei Tage vor der Hochzeit stattfinden sollte. Die Mannschaft in der Connor spielte, trat gegen die Appleby Arrows an. Eine der besten englischen Mannschaften überhaupt.
James strahlte bei diesem Geschenk und erst jetzt bemerkte er, wie sehr er sein Hobby vermisste. Die wenigen Male, die er in den letzten Monaten auf einem Besen gesessen hatte, konnte er an einer Hand abzählen, deshalb hatte Sirius mit diesem Geschenk voll ins Schwarze getroffen.
Sirius selbst bekam von Lily und James eine Eule. Sie war recht unscheinbar, aber ihre Augen waren tief schwarz. Sirius betrachtete sich das Tier, das in einem großen Eulenkäfig saß, skeptisch und murmelte: „Ich kann ja gerade mal so für mich selbst sorgen und was soll ich überhaupt mit einer Eule?“
James legte einen Arm um Lily und sagte geheimnisvoll: „Das Tier heißt Hilarius. Er ist zwar noch sehr jung, aber er kommt von einer Eulenfarm und nicht aus irgendeiner Tierhandlung. Der Verkäufer meinte, er würde mit den schwierigsten Situationen fertig und auch mit den verrücktesten Besitzern.“
Remus, Lily und James` Eltern lachten leise, während Sirius geräuschvoll ausatmete und resignierend sagte: „Also, dann bin ich wohl ab heute stolzer Besitzer einer Eule, die auch noch einen lustigen Namen hat. Stimmt doch, Hilarius bedeutet 'lustig', nicht wahr?“
Lily nickte und Sirius versuchte, seinen neuen Mitbewohner zu sich zu locken, doch die Eule drehte erst einmal ihren Kopf zur Seite und beachtete ihren neuen Besitzer gar nicht weiter.
James wandte sich dezent ab und flüsterte zu Remus: „Ich kenne nur eine Person, die am Anfang genauso abweisend auf ihn reagiert hat.“
Remus wusste sofort, von wem James sprach, doch er behielt seine Gedanken für sich, denn soeben enthüllten William und Elisabeth ihr Geschenk für Lily und James. Es war eine komplette Erstausstattung für ein Baby: Diverse Bekleidung, eine Babywippe, Decken, Kissen - all die Dinge, die ein Neugeborenes so brauchte. Lily`s Augen leuchteten und sie konnte nicht umhin, jedes einzelne Teil zu bewundern, während James sich zu seinen beiden Freunden auf das Sofa setzte. Im Moment konnte er mit diesen Dingen noch gar nicht viel anfangen, aber die Nützlichkeit stand hierbei wohl im Vordergrund.
Sirius wurde dieses ganze „Oh“ und „Ah“ von Lily langsam zu viel und er klatschte in die Hände. „So, und nun zu Lily`s Weihnachtsüberraschung für Prongs.“
Lily warf einen kurzen Blick zu Elisabeth, die ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte, kannte sie doch das Geheimnis dieser kleinen Überraschung.
James stellte auch keine Fragen, als Remus ihm einen warmen Winterumhang reichte. Im letzten Jahr hatte Lily ihn schon mit einem Besenflug überrascht, deshalb war er gespannt darauf, was sie sich diesmal ausgedacht hatte. Über den Schlitten mit dem Pferdegespann war er dann doch etwas verblüfft. Als Sirius und Remus vorn Platz nahmen und nach den Zügeln griffen, fragte er argwöhnisch: „Die beiden sind mit dabei? Na, dann kann es ja gar nicht romantisch werden.“
Lily murmelte etwas Unverständliches, zog eine Decke fest um ihren Körper und zweifelte jetzt so langsam an ihrem Vorhaben. Sie hatte Bedenken, dass sie mit dem, was sie vorhatte, genau das Gegenteil erreichen würde.

Kleine Glöckchen klingelten leise, als sie durch die verschneite Winterlandschaft fuhren.
Remus fragte leise: „Wo fahren wir überhaupt hin, Pad?“
Sirius drehte sich kurz um und sah wie Lily James das kleine Kästchen mit den Trauringen zeigte.
„Nach Godric`s Hollow“, flüsterte er Remus zu.
„Hältst du das für eine gute Idee? So, wie Prongs jedes Mal reagiert“, fragte Remus und warf einen kurzen Blick auf Lily und James, die in einen schon fast unanständigen Kuss versunken waren.
Sirius zuckte mit den Schultern und starrte gedankenverloren in die Gegend. Er kannte den Weg nach Godric`s Hollow, aber er wusste auch, dass James dieses Haus seit mehr als acht Jahren nicht mehr betreten hatte - seit dem Tag, als seine Großeltern gestorben waren.
James hatte nicht viel Interesse an der verschneiten Landschaft. Er genoss einfach nur die Nähe zu Lily und die Stille zwischen ihnen. Mit den Trauringen hatte sie seinen Geschmack getroffen - schlicht und einfach und doch etwas Besonderes.
James schob eine Hand unter Lily`s Decke und legte sie auf ihren Bauch. Diese Geste trieb Lily Tränen in die Augen, die sie hastig weg wischte, als Sirius laut verkündete: „Wir sind da!“
Sirius und Remus sprangen von dem Schlitten in den tiefen Schnee und halfen Lily beim aussteigen, während James wie hypnotisiert auf das Gebäude vor ihnen starrte. Es war das selbe Haus, wie auf dem Gemälde, das seit einigen Wochen über ihrem kleinen Kamin hing - zweistöckig, einfach und doch so vertraut.
Sirius, Lily und Remus hielten es für besser, James mit seinen Gedanken und Gefühlen allein zu lassen. Sie öffneten das kleine schmiedeeiserne Tor und liefen den verschneiten Weg, durch den Vorgarten, auf die Eingangstür zu.
James folgte ihnen langsam und versuchte, so wenig wie möglich die Augen zu schließen, denn dann waren sie da, seine Kindheitserinnerungen.
Lily kramte in ihrem Umhang nach einem Schlüssel, den ihr William gegeben hatte, doch James drängte sie etwas beiseite und sagte: „Wir brauchen keinen Schlüssel!“
Seine Stimme klang nicht sehr fest, aber auch nicht zornig oder abweisend.
Die Haustür war einfach glatt und etwas wettergegerbt. Eigentlich nichts auffälliges, aber als James seine Hand auf den Türknauf legte, begann dieser ein kleines, warmes Licht auszustrahlen, das wenig später das ganze Haus erleuchtete.
„Er ist der Erbe“, flüsterte Lily ehrfürchtig, denn die Magie, die diesen Ort umgab, war zum greifen nah.
Remus und Sirius hielten sich im Hintergrund, als James zögerlich die schwere Haustür öffnete. Einen tiefen Atemzug später stand er im Eingangsbereich des Hauses. Nichts hatte sich hier verändert und er fühlte sich zurückversetzt in seine Kindheit, damals, als er mit seinem Vater das letzte Mal dieses Haus betreten hatte. Er sah seine Großmutter die Treppe herunter kommen, fühlte noch ihre Umarmung und hörte die Worte: „Mach dir keine Sorgen, William. James ist bei uns gut aufgehoben.“
„Alles in Ordnung, James?“, drang plötzlich eine vertraute Stimme an sein Ohr und holte ihn damit in die Wirklichkeit zurück.
„Wir können auch wieder gehen. War wohl doch keine so gute Idee“, sagte Lily traurig und blickte betreten zu Boden, denn James` gequälter Gesichtsausdruck war ihr nicht entgangen und sie hatte jetzt ein schlechtes Gewissen, ihn ohne Vorwarnung an diesen Ort gebracht zu haben.
James atmete geräuschvoll aus. „Nein, ich ... ich würde nur gern einen Moment allein sein.“
Lily verließ augenblicklich das Haus und schloss die Tür hinter sich, James mit seinen Erinnerungen allein zurück lassend.
James ging in jedes Zimmer und hatte das Gefühl, als hätten seine Großeltern dieses Haus nie verlassen, als würde ihre Wärme, Liebe und Geborgenheit immer noch da sein, selbst nach all den Jahren.
Hin und wieder zog ein Gegenstand seine Aufmerksamkeit auf sich, doch er ließ alles an seinem Platz. Sein Vater hatte in den vergangenen Jahren nichts verändert, sogar sein Zimmer war noch genau wie damals. Das typische Zimmer eines Elfjährigen mit Postern und verrückten Dingen. Sein Weg, was Scherze betraf, war damals schon vorherbestimmt gewesen. Eine Erkenntnis, die ihn leicht schmunzeln ließ.
James hatte plötzlich das Gefühl, wieder zu Hause zu sein und vielleicht, irgendwann später, wenn er seine Ausbildung beendet hat, würde er mit seiner kleinen Familie hierher ziehen.

James verließ erst das Haus, als die Dunkelheit schon über das Land gezogen war. Nur der Schnee und ein paar kleine Lämpchen am Schlitten erhellten das Gelände. James` Gesichtszüge wirkten entspannt und zufrieden, etwas, das Lily ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Ihre kleine List war also doch nicht so verkehrt gewesen und hatte James geholfen, einen wunden Punkt in seinem Leben zu überwinden. Dinge zu verarbeiten, die er so lange verdrängt hatte.
„Lasst uns nach Hause fahren“, sagte James und kletterte neben Lily in den Schlitten.
Sirius und Remus tauschten einen kurzen Blick und Remus meinte leise: „Irgendwie ist es doch noch ein Fest der Liebe geworden.“
Fast geräuschlos fuhr der Schlitten durch die Dunkelheit und jeder hatte Zeit, über ein paar Dinge nachzudenken. Lily dachte an ihr Baby, James an seine Großeltern, Remus an Megan und Sirius an Jackie, die seit Connor`s geheimnisvollen Worten einfach nicht mehr aus seinen Gedanken verschwinden wollte.
Elisabeth und William Potter erwarteten die vier schon mit einem warmen Abendessen.
Dieser Weihnachtstag war nicht sehr fröhlich gewesen, aber es hatte sie alle noch näher zusammen gebracht. Auch wenn niemand an diesem Tag alleine gewesen war, fehlten dennoch gewisse Menschen - jene, die in ihren Herzen waren.

Der erste Monat des neuen Jahres brachte Kälte und hektisches Treiben ins Potterhaus. Lily steckte bis zum Hals in den letzten Vorbereitungen für die Hochzeit, während James, William und Elisabeth ihrem Beruf nachgingen.
Elisabeth`s Bekannte nähte eifrig an dem Brautkleid, das sich wirklich als kleine Herausforderung herausstellte, denn immer wenn sie glaubte, alles passe perfekt, war Lily`s kleines Bäuchlein gewachsen. Aber Lily sah das Ganze gelassen, denn alles andere lief genau nach Plan, bis auf die Sache mit dem vielen Schnee.
Lily hatte einen Zauber entdeckt, mit dem sie einige Eisskulpturen für den Garten gezaubert hatte. Das Problem war nun, eine angenehme Temperatur über das Anwesen der Potters zu legen, denn Lily hatte sich in den Kopf gesetzt den größten Teil der Hochzeitsfeier in den großzügigen Garten zu verlegen.
Eine Woche vor der Hochzeit stand sie im kniehohen Schnee und versuchte sich an einem neuen Zauber. Der Erdboden sollte mit Schnee bedeckt bleiben, aber es sollte sonst niemand frieren. Eine kleine Stelle hatte sie schon verkohlt, eine andere gesprengt und bei einem erneuten Versuch, Frost von fast hundert Grad unter Null herbeigezaubert. Einen Mittelweg zu finden stellte sich schwieriger heraus, als erwartet.
Erst als James am Abend kam - und nach etlichen Versuchen - schafften sie gemeinsam das Unmögliche. Der Garten war angenehm temperiert und doch blieben der Schnee und die Eisskulpturen erhalten. Es war schon dunkel, als der Zauber seine Wirkung zeigte und sie ihre Winterumhänge ablegen konnten.
James sah abgespannt aus, seine Augen wirkten müde, dennoch lächelte er Lily an. Eine kleine Verbeugung und einen Handkuss später ertönten Walzerklänge und James fragte: „Wie wäre es mit einer Generalprobe für den Hochzeitstanz, Evans?“
Lily deutete einen Knicks an und ließ sich von James in die Arme ziehen. Das letzte Mal hatten sie auf ihrem Abschlussball getanzt, sieben Monate war das jetzt her. Auch wenn James nicht der perfekte Tänzer war, gab er sich sichtbar Mühe.
Lily lehnte den Kopf an seine Schulter und fragte leise: „Tust du mir einen Gefallen?“
„Hm ...?“, machte James und sah kurz auf seine Füße, um seine Schritte zu kontrollieren.
Lily griff in seinen Nacken und sagte augenzwinkernd: „Nenn mich weiter Evans, auch wenn wir nächste Woche um die Zeit verheiratet sind.“
James lachte - dieses freudige, helle Lachen, das Lily in letzter Zeit nur noch selten von ihm hörte.
„Es haben alle auf unsere Einladungen geantwortet, bis auf Jackie“, sagte Lily traurig und drückte ihr Gesicht an James` Hals.
„Eine Woche noch, Lily. Vielleicht konnte sie nicht antworten“, versuchte James sie aufzumuntern, obwohl er selbst kaum an seine Worte glaubte. Ebenso wie Sirius, der das Rätsel um Jackie nicht lüften konnte und anders Ablenkung suchte. Auch an diesem Abend zog er wieder um die Häuser, mit der Absicht, diese Nacht nicht allein zu verbringen.

Sirius` Ziel war die Winkelgasse. Er wollte noch ein paar Dinge für James` Junggesellenabschied vorbereiten, der wie üblich einen Tag vor der Hochzeit stattfinden sollte. Remus hatte ihm noch ins Gewissen geredet, dass er ja nicht mit irgendwelchen zwielichtigen Damen aufkreuzen sollte. Lily`s Wutausbruch wäre vorprogrammiert, aber Sirius hatte schon eine genau Vorstellung von dem Programm des Abends. Wie es aussah, würde James wohl der Einzige bleiben, der in den Hafen der Ehe einlief und deshalb sollte dieser Abend für ihn etwas Besonderes werden. Das Ganze sollte in Sirius` Haus steigen und lief unter dem Decknamen: 'Mission: Nackte Tatsachen'
Es war schon spät, als er alles beisammen hatte und mit einem Zauber einige Dinge in sein Haus beförderte. Jetzt war er dran - ein bisschen Ablenkung war angesagt.
Die altbekannte Bar, in der er in den letzten Wochen Stammgast war, war auch in dieser Nacht gut besucht und frei von Todessern. Rockmusik erklang und als er lässig am Tresen lehnte, ließ er seinen Blick wie immer über die Nachtschwärmer wandern, besonders über die weiblichen. Das schlechte Gewissen, das ihn unweigerlich am nächsten Morgen einholen würde, verdrängte er, wie an so vielen Abenden. Heute erregte eine dunkelhaarige, geheimnisvolle Schönheit seine Aufmerksamkeit. Dass ihre Fingernägel falsch und ihre Haare gefärbt waren, ignorierte er ebenso, wie ihre piepsige Stimme. Wenn er Perfektion wollte, dann gab es nur eine, aber auf diese Eine zu warten, hatte er schon längst aufgegeben.

Jackie saß genau an dem selben Abend mit ihren Eltern beim Essen. In Frankreich war das Klima milder, dennoch hatte es auch dort geschneit und der Winter hatte sie fest im Griff.
Mr. Andrews schürte das Feuer im Kamin und sagte so nebenbei: „Ich habe eine Nachricht aus dem Drachenreservat erhalten. Mike hat sich irgendeine ansteckende Krankheit eingefangen. Jackie, du müsstest dich darum kümmern. Am besten brichst du morgen gleich auf und siehst mal nach ihm.“
Jackie legte ihre Tochter auf eine Decke vor dem Kamin und nickte zustimmend. „Kein Problem, aber wenn es ansteckend ist, lass ich die Kleine lieber hier. Dann müsst ihr ...“
„Das geht nicht“, sagte ihr Vater hastig. „Deine Mutter und ich müssen dringend nach Malta“, versuchte er sich rauszureden.
Jackie sagte entrüstet: „Ich werde mein Baby nicht mit in das Drachenreservat nehmen, wenn dort eine ansteckende Krankheit umgeht.“
Mr. Andrews baute sich zu seiner vollen Größe auf und sagte laut und bestimmend: „Du wirst dich um deinen Bruder kümmern und wenn du deine Tochter nicht mitnehmen möchtest, dann bring sie zu ihrem Vater!“
Jackie`s Vater hatte seiner Stimme absichtlich einen scharfen Klang gegeben, der keinen Widerspruch duldete. Mike hatte ihn auf eine Idee gebracht und diesmal würde er hart bleiben und sich nicht wieder von ein paar Tränen seiner Tochter von seinem Vorhaben abbringen lassen. Jackie hatte sich viel zu lange verkrochen. Es wurde Zeit, dass sie zurückkehrte, zurück zu ihren Freunden und zum Vater ihres Kindes. Gefahr hin oder her, sie hatte ein eigenes Leben und das sollte sie leben, mit denjenigen, zu denen sie gehörte.
„Das kann ich nicht“, flüsterte Jackie und versuchte ihren Vater mit einem flehentlichen Blick umzustimmen.
Mr. Andrews wandte ihr den Rücken zu und knurrte: „Mike ist dein Bruder. Er war auch oft genug für dich da und ...“
Ohne ein weiteres Wort nahm Jackie ihre Tochter auf den Arm und verließ den Raum. Sie war hin und her gerissen zwischen ihrem Pflichtgefühl ihrem Bruder gegenüber und ihrer Angst vor einer Rückkehr in die Vergangenheit. Sie hatte Angst vor Vorwürfen und Fragen, Fragen die sie nicht beantworten konnte.
Jackie`s Eltern wollten jeder weiteren Diskussion aus dem Weg gehen und verließen noch in der Nacht das kleine Haus in dem Muggelort, in der Hoffnung, ihre Tochter würde zur Vernunft kommen.

Jackie blickte auf ihre inzwischen sieben Wochen alte Tochter und wusste nicht, was sie tun sollte. Im Moment fühlte sie sich allein gelassen, allein mit der Frage: Mike oder ihr Stolz.
Stahlgraue Augen blickten sie an und ein kleines Glucksen war zu hören, als Jackie leise fragte: „Was soll ich nur tun? Lily wäre eine Lösung, aber ... vielleicht Remus? - keine gute Idee, ich weiß ja nicht einmal, wo er wohnt und bei Peter wäre ich mir nicht sicher, ob es dir gut gehen würde. Wenn ich wüsste, wo Connor ist, dann könntest du bei ihm bleiben. Er würde sich gut um dich kümmern. Bleibt nur noch einer, aber ist er bereit für diese Herausforderung? Wird er da sein, wenn du weinst, Hunger hast oder einfach nur auf den Arm genommen werden willst und will er mich überhaupt noch sehen?“
Das Baby strampelte herum und griff mit seinen kleinen Händen nach dem Zipfel der Decke, als wollte es sagen: Lass uns gehen!
Ganz so einfach war es nicht, denn Jackie wusste bis zu diesem Augenblick nicht einmal, wo Sirius sich aufhielt. Hier konnte nur Lily`s Buch helfen, in das Jackie, seit sie es an Weihnachten bekommen hatte, noch nicht einen Blick geworfen hatte, aus Angst, ihre mühsam errichtete Fassade könnte bröckeln und sie würde sich eingestehen, wie sehr sie ihre Freundin vermisste, wie sehr sie ihn vermisste. Und genau das passierte in dieser Nacht - die nicht nur ihr Leben, sondern auch das einiger anderer Personen verändern würde - ihre Fassade bröckelte und ihr Stolz ebenso.


A/N: Ich hoffe, das Ende hat euch etwas neugierig auf das kommende Chap gemacht. Das nächste update gibt es wie gewohnt in drei Tagen, allerdings erst am späten Abend.


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