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Fanfiction

Geliebter Feind - Bedenkzeit

von heidi

70. Bedenkzeit

James war in die Nähe von Hogsmeade appariert und sauste nun auf seinem Besen über den Verbotenen Wald. Der Wind zerzauste seine Haare noch mehr und die Kälte ließ sein Gesicht erröten. Er brauchte diesen Flug, doch schon als er in die Luft gestiegen war, machte sich ein Glücksgefühl in ihm breit. Nicht nur auf Grund dessen, dass er sich endlich mal wieder den Wind um die Nase pfeifen lassen konnte. Nein, auch Lily`s Offenbarung hatte damit zu tun. Nach dem ersten Schock kam jetzt eigentlich nur noch Freude, auch wenn dieser kleine Mensch wohl all ihre Pläne über den Haufen werfen würde.
Dunkelheit war inzwischen über das Land gezogen, als ein Freudenschrei durch die Nacht hallte. James flog näher an Hogwarts heran und betrachtete etwas wehmütig das hell erleuchtete Schloss. Er dachte an all die Nächte, die er mit seinen Freuden herumgestreift war, an das erste Date mit Lily hoch oben auf dem Nordturm, an Megan, die viel zu früh gestorben war; er dachte an Jackie, die da draußen irgendwo nach diesen Schwarzen Büchern suchte und er dachte an sein Kind, das in eine Welt hineingeboren würde, in der es nicht von jedem mit offenen Armen empfangen wird.

Völlig durchgefroren kehrte James wenig später ins Potterhaus zurück. Seine Eltern saßen entspannt im Wohnzimmer und wollten gerade etwas sagen, doch James war schon die Treppe hinaufgestürzt. Ihre beiden Zimmer waren leer; Lily war nicht da, aber das Blatt Pergament auf seinem Schreibtisch fiel ihm sofort ins Auge.
James überflog die Zeilen, knüllte das Pergament wütend zusammen und steckte es in seine Hosentasche. Lily hatte nicht auf ihn gewartet und nach einem Blick in ihr Badezimmer war ihm klar, dass sie nicht nur eine Nacht weg bleiben würde.
„Verdammt“, murmelte er, schnappte sich seinen Umhang und rannte die Treppe hinunter. Letzte Nacht noch hatte er Lily gebeten nicht allein auszugehen und nun...
Wenn er nachdachte, wusste er, dass er selbst Schuld war. Seine erste Reaktion auf ihren Zustand war alles andere als erfreut gewesen.
James steuerte schon die Haustür an, als seine Mutter ihn aufhielt und besorgt sagte: „Lily hat mit einer Tasche das Haus verlassen. James, was ist passiert?“
James senkte seinen Blick und murmelte: „Ich ... ich habe einen Fehler gemacht, Mum. Lily ... Lily ist ...“
Er winkte ab und eilte zur Tür hinaus.
William meinte kopfschüttelnd: „Ich hoffe, die Hochzeit fällt nicht ins Wasser.“
Elisabeth runzelte die Stirn und sagte besorgt: „Irgendetwas stimmt da nicht, aber da können wir wohl nichts tun, als abwarten.“

Lily war in die Innenstadt Londons appariert und hatte sich in einem schicken Hotel einquartiert. Das Grosvenor Kensington war ideal gelegen, in Zentral London, im Bezirk South Kensington, direkt an der Grenze zu Knightsbridge und dem Südosten des Hyde Parks. Ursprünglich war es ein viktorianisches Herrenhaus und bot leichten Zugang zu zahlreichen lokalen Attraktionen.
Lily hatte lange auf ein bisschen Kultur verzichten müssen und sie hatte genug Geld von ihren Eltern geerbt, um es sich hier mal ein paar Tage gut gehen zu lassen. Einen Teil aus der Erbschaft wollte sie nach ihrer Hochzeit in Zauberergeld umtauschen, aber ein kleiner Teil sollte in der Muggelwelt bleiben, für Notfälle, wie dieser einer war.
Denn im Moment fragte sie sich, ob es jemals eine Hochzeit geben würde. Sie rechnete damit, dass James jetzt schon zu Hause war und den Brief gefunden hatte. Lily plagte ein schlechtes Gewissen und sie beschloss noch einmal in die Winkelgasse zu gehen, um wenigstens Remus über ihren Aufenthaltsort zu informieren.
Sie schaffte es gerade noch so, vor Ladenschluss, die Eulenpost zu erreichen.
Durch den Tropfenden Kessel kehrte sie wieder zurück in die Muggelwelt. Der kühle Abendwind wehte ihr ins Gesicht und ließ sie leicht frösteln. Bedrückt stellte sie fest, dass diese Welt ihr fremd geworden war. Die Autos, die sich durch den dichten Feierabendverkehr wälzten, die Menschen die alle schnell nach Hause wollten und kaum einen Blick für die schöne, hell erleuchtete Stadt übrig hatten. Sie dachte an Jackie, die immer ganz verrückt danach gewesen war mit ihr durch die Muggelkaufhäuser zu bummeln.
„Jackie, wo bist du nur?“, flüsterte Lily und wischte sich fahrig mit der Hand über die Augen. In diesem Moment fehlte ihr ihre Freundin mehr denn je. Sie brauchte jemanden zum reden, jemanden, der nicht mit James befreundet, der unparteiisch war, jemanden, der ihr einfach nur zuhörte. Elisabeth wäre eine Alternative gewesen, doch dass sie James` Mutter war, machte die Sache auch nicht leichter.
An dem ein oder anderen Schaufenster blieb Lily stehen und betrachtete sich die Auslagen. Manche Dinge waren nützlich, andere einfach nur kitschig; man brauchte sie nicht, doch das hatte sie erst in der Zaubererwelt gelernt.
Den Gedanken, wie es nun weitergehen sollte, schob sie weit von sich, denn soeben trat sie vor ein Schaufenster, das ihre volle Aufmerksamkeit auf sich zog; da war es - ein Traum aus weißer Seide, eine lange Schleppe, schulterfrei mit enger, bestickter Korsage und einem weiten langen Rock. All die anderen Kleider, die sie sich mit Elisabeth bis jetzt angesehen hatte, waren nichts im Vergleich zu diesem, doch der Preis schockte sie dann doch etwas. Dieses Brautkleid kostete fast doppelt soviel, wie all die anderen.
Nur widerwillig löste sich Lily von dem Anblick und steuerte eilig das Hotel an.

Sirius` Haus war hell erleuchtet, als James gegen die Tür hämmerte und immer wieder den Namen seines Freundes rief.
Sirius öffnete nur einen Augenblick später und sagte lachend: „Merlin, Prongs, du brauchst mir nicht gleich die Tür einschlagen...“
„Ist sie hier?“, fragte James gehetzt, schob sich einfach an seinem Freund vorbei ins Haus und warf einen Blick in Küche und Wohnzimmer.
Sirius schloss in aller Ruhe die Tür und fragte verständnislos. „Wer soll hier sein? Falls du glaubst ich hätte eine Frau ...“
James ließ sich schwerfällig auf dem Sofa nieder, starrte ins Feuer und sagte leise: „Lily ist weg, weil ich ein Idiot war und sie einfach allein gelassen habe.“
Sirius verstand gar nichts und meinte beruhigend: „Immer der Reihe nach, Prongs. Ich hab Lily heute Morgen im St. Mungo aufgegabelt und sie nach Hause gebracht. Sie war zwar etwas durch den Wind, aber es ging ihr gut.“
James sah betreten auf seine Schuhe und knetete unruhig seine Hände. „Lily ist schwanger und ich habe nicht so reagiert, wie ich es hätte tun sollen. Ich bin einfach abgehauen, nur weil ich erst mal klar im Kopf werden musste und als ich zurückkam, war sie weg. Nur diese Notiz war noch da.“
Sirius klappte der Mund auf und er überflog das zerknitterte Pergament, das James ihm hinhielt.
Er kratzte sich am Kopf und sagte etwas unbeholfen. „Also, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, wirst du Vater, Prongs. Na, wenn das nicht eine Neuigkeit ist, obwohl mir das arme Kind schon etwas Leid tut.“
James grummelte: „Lass die blöden Sprüche, Pad. Ich muss Lily finden! Sie denkt ...“
Seine Worte wurden durch ein lautes Klopfen an der Tür unterbrochen und Sirius meinte: „Vielleicht ist sie das.“
Er durchquerte den Eingangsbereich, öffnete die Tür und rief: „Pech gehabt, Prongs. Sind nur Peter und Moony.“
„Was heißt nur?“, knurrte Peter und warf seinen Umhang achtlos auf einen Sessel, während Remus seinen ordentlich im Flur aufhängte.
Mit einem Brief in der Hand betrat Remus das Wohnzimmer und fragte gelassen. „Sag mal, Prongs, dir ist nicht zufällig etwas oder irgendjemand abhanden gekommen?“
Remus` leicht spitzbübisches Grinsen konnte nur Sirius deuten, denn James war völlig durcheinander und Peter schnaubte: „Moony, nun mach es doch nicht so spannend.“
Sirius lachte laut auf. „Ich denke, ich weiß von wem der Brief ist - von unserer werdenden Mutter, Miss Lily Evans, und zukünftigen Mrs. Potter.“
„Lily ist schwanger?“, fragten Remus und Peter wie aus einem Munde.
„Ja, nun tut nicht so, als wäre es ein Weltuntergang“, knurrte James und riss dem verblüfften Remus den Brief aus den Händen.
„Wie ist denn das passiert, Prongs? Ich dachte ...“, platzte Peter heraus.
Sirius hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen. Remus wandte sich dezent ab und fragte sich gerade, ob ihr Freund überhaupt nachdachte, bevor er redete.
James war nicht gewillt, irgendetwas dazu zu sagen, aber Sirius konnte sich nicht zurück halten und sagte in väterlichem Tonfall: „Also, Peter, du weißt doch, die Sache mit den Blumen und den Bienen. Naja und so ähnlich ist das bei Lily und Prongs auch.“
Remus presste fest die Lippen zusammen und Peter knurrte ungehalten: „Ihr spinnt doch.“
„Sie ist im Grosvenor Kensington“, murmelte James und eilte aus dem Wohnzimmer, doch noch bevor er die Haustür erreicht hatte, stellte Remus sich ihm in den Weg und sagte eindringlich: „Es ist schon spät, James, warte bis morgen und lass ihr etwas Zeit.“
James senkte seinen Kopf und sagte leise: „Was, wenn sie nicht mehr zurückkommen will, weil ich Idiot ...?“
Sirius griff nach James` Schultern, bugsierte ihn ins Wohnzimmer und drückte ihm eine Flasche Butterbier in die Hand. „Jetzt krieg dich wieder ein, Prongs. Wenn Lily vorhätte nicht mehr wieder zu kommen, dann hätte sie all ihre Klamotten mitgenommen. Mach, was Moony sagt; warte bis morgen und überrasch sie dann in diesem Muggelhotel mit Blumen, Pralinen, oder was weiß ich.“
Remus verdrehte die Augen und murmelte: „Sehr einfallslos, Pad. Manchmal frage ich mich, wie du es geschafft hast, Jackie rum zu kriegen.“
Sirius Miene verdüsterte sich. „Lass Jackie da raus und erwähne in meiner Gegenwart nie wieder ihren Namen“, knurrte er ungehalten, doch Remus dachte gar nicht daran, klein bei zu geben. Jackie war ein wunder Punkt in Sirius` Leben und Remus wusste, dass die Blondine an jenem Morgen nicht die einzige gewesen war. Nach und nach hatte sich Sirius das lockere Leben wieder angewöhnt und wenn er nachts nicht für den Orden unterwegs war, dann zog er durch Kneipen und Bars, immer auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer.
Peter und James warfen Remus einen Lass-es-gut-sein-Blick zu, aber Remus meinte: „Du wirst es bereuen, Pad, denn eines Tages wird Jackie wieder kommen und sie wird es nicht verstehen ...“
Seine Argumente wurden durch das altbekannte Zeichen des Ordens unterbrochen. Eine leuchtend rote Phönixfeder erschien im Raum und schwebte unruhig hin und her. Peter ignorierte das Zeichen völlig, aber Sirius holte schon seinen Umhang. Remus hielt ihn auf und sagte: „Du warst gestern Nacht schon mit Prongs da draußen, Pad, heute gehen Peter und ich.“
Peter schluckte schwer, aber die Worte seines Freundes waren bestimmend, deshalb griff er zeitgleich mit Remus nach der Feder. Sie verschwanden vor den Augen ihrer Freunde und einen Moment herrschte schweigen im Raum, bis James leise sagte: „Das ist auch so ein Grund für meine Zweifel. Unser Kind wird ein Halbblut sein ...“ Er schluckte den letzten Rest des Satzes herunter und schloss die Augen. Und da waren sie wieder, diese Bilder, die Lord Voldemort in seinen Kopf gepflanzt hatte.
Sirius ließ sich in einem Sessel nieder, nahm einen Schluck von seinem Butterbier und sagte eindringlich: „Prongs, diese Gedanken solltest du für dich behalten, besser noch, schlag sie dir aus dem Kopf. So, wie ich Lily kenne, wird sie ihr Kind mit ihrem Leben verteidigen und wir - Peter, Remus und ich - würden dasselbe tun. Wir würden unser Leben für diesen kleinen Fratz geben, denn er ist ein Teil von dir.“
James sah auf, in seinen Augen schimmerten Tränen, als er schlicht sagte: „Danke, Pad!“
Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden Freunden. Sirius dachte mal wieder an Jackie und James genoss einfach nur dieses Glücksgefühl, das ihn durchströmte. Er würde Vater werden und er hatte Freunde, auf die er zählen konnte. Das war soviel mehr, als manch andere hatten.
James` Blick fiel auf ein dickes altes Buch, das auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa lag.
Er nahm es in die Hand und fragte leicht belustigt: „Seit wann beschäftigst du dich mir uralter Magie, Pad?“
Sirius spielte gedankenverloren an dem schwarzen Drachenlederarmband herum, das Jackie ihm geschenkt hatte und meinte: „Ist dir eigentlich nicht aufgefallen, dass ich bei unseren nächtlichen Einsätzen kaum verletzt wurde? Mal einen Kratzer und hin und wieder ein gebrochener Knochen, aber nichts, was man nicht heilen kann, oder was dich länger außer Gefecht setzt.“
James kniff argwöhnisch die Augen zusammen und zeigte dann auf das Armband. „Du glaubst, dass es daran liegt? Dass dieses Armband dich schützt?“
Sirius nahm seinem Freund das Buch aus der Hand, blätterte zu einer bestimmten Seite und las eine Textstelle vor:

Uralte Magie ist eine schützende Kraft, die in Menschen, Tieren oder Orten innewohnt. Es ist zu vermuten, dass die uralte Magie tatsächlich nur schützend oder heilend wirken kann. Die uralte Magie kann angeboren sein, sie kann übertragen werden, und ihre Kraft kann in andere Zauber eingebunden werden. Eine Form uralter Magie sind die angeborenen magischen Kräfte in der Haut von Drachen, die so stark sind, dass nur äußerst mächtige Zauberer diesen Schutz durchbrechen können.

James hatte schweigend zugehört und sagte nun: „Dann hatte Jackie wohl ihren Grund für dieses Geschenk.“
Jeden weiteren Kommentar dazu verkniff er sich. Es lag nicht in seiner Hand, Sirius von seinen trüben Gedanken abzubringen - das konnte nur eine Person und die war seit Monaten untergetaucht.
James wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Sirius ihm seinen Umhang zuwarf und grinsend meinte: „Na, Prongs, hast du Lust ein bisschen mit mir um die Häuser zu ziehen? Wenn der kleine Schreihals erst mal da ist, werden wir diese Gelegenheit nicht so schnell wieder haben.“
James verzog sein Gesicht. „Tut mir Leid, Pad, aber ich muss morgen früh raus.“
Sirius zuckte gelassen mit den Schultern und meinte leichthin: „Vielleicht ein andermal, aber ich wette, ich bleib nicht lang allein.“
„Lily würde dir für diese Bemerkung die Augen auskratzen“, murmelte James und sah in die Augen seines Freundes. Stahlgrau und doch leer war sein Blick. Das Leuchten darin war schon lange verschwunden, auch wenn er sich äußerlich kaum verändert hatte, nur seine Haare waren etwas länger geworden.
James stieg in den Kamin und fragte: „Kommst du am Wochenende mal wieder zum Essen? Mum vermisst deinen ausgeprägten Appetit.“
Sirius grinste. „Regle erst mal die Sache mit Lily und dann sehen wir weiter!“
James verschwand und Sirius blieb allein zurück, allein in einem Haus, das eigentlich mit Leben erfüllt sein sollte. An Kinder hatte er noch gar nicht gedacht, doch nach James` Neuigkeit, setzte sich dieser Gedanke in seinem Kopf fest, aber dafür brauchte er erst einmal die richtige Frau, die eine, die er so sehr vermisste.

Am nächsten Morgen kitzelte Lily die morgendliche Wintersonne in der Nase. Einen Moment wusste sie nicht, wo sie war und blickte sich etwas verwirrt in dem großen, stilvoll eingerichteten Zimmer um. Das gigantische Himmelbett nahm einen beträchtlichen Teil des Raumes ein. Lily hopste aus dem Bett, warf sich den hoteleigenen Bademantel über und trat ans Fenster. Der Blick war berauschend und zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht. Für einen Moment vergaß sie alle Sorgen, die sie gestern noch so gequält hatten. Sie wollte einfach nur diesen Tag genießen, an keine Flüche, keinen Voldemort und keinen Orden denken. Zeit für sich, das war es, was sie jetzt brauchte.
Das Frühstück nahm sie in ihrem Zimmer ein, zog sich dann eine warme Winterjacke an und wollte das Hotel verlassen. Einige Gäste, die ihr auf dem Weg in die Lobby begegneten, warfen ihr pikierte Blicke zu, denn Lily trug einfache Jeans und eine grüne Wolljacke; wohl etwas zu einfach für dieses Hotel.
Der Portier war allerdings freundlich, nahm ihren Schlüssel entgegen und wünschte ihr einen schönen Tag. Den würde sie sich machen, das hatte sie sich ganz fest vorgenommen.
Zuerst nahm sie den Bus und fuhr zu dem Friedhof, auf dem ihre Eltern begraben waren. Lily seufzte traurig auf, als sie davor stand. Seit mehr als einem Jahr war sie nicht mehr hier gewesen und sie hatte ein schlechtes Gewissen, denn Petunia hatte die Grabeinfassungen mit weißen Marmorplatten abdecken lassen, nur damit sie sich nicht darum kümmern musste. Alles war sauber und ordentlich und dennoch sah man diesem Grab an, dass es nur selten besucht wurde.
Lily schluckte schwer, weinte stille Tränen und legte unbewusst die Hände auf ihren Bauch. Menschen starben und Menschen wurden geboren, das war der Lauf der Welt, den niemand aufhalten konnte.
Am späten Nachmittag fuhr Lily wieder zurück in die Innenstadt und bummelte noch ein bisschen durch die Geschäfte. Sie fühlte sich zurückversetzt in ihre Kindheit und sie ertappte sich dabei, wie sie Mütter mit kleinen Kindern beobachtete.

James hatte an diesem Tag kaum Zeit, an Lily zu denken. Er war das erste Mal mit zu einem Außeneinsatz und das auch noch ausgerechnet mit Alastor Moody. Doch der Auror verblüffte ihn wieder einmal. Als sie ihren Einsatz beendet hatten brummte er: „Hau schon ab, Jungchen, hast dir ein bisschen freie Zeit verdient.“
Das ließ sich James nicht zweimal sagen. Er flohte durch den Kamin nach Hause, wechselte seine Kleidung und blickte etwas skeptisch an sich herunter. Jeans und eine dazu passende Jacke würden wohl in der Muggelwelt nicht auffallen, aber er brauchte noch Geld. Auf der Suche nach etwas Muggelgeld kramte er in Lily`s Schreibtisch und fand auch ein paar Scheine, von denen er nicht wusste, wie viel es überhaupt war. Er knüllte das Bündel Scheine zusammen und stopfte es in eine Hosentasche. Sein Blick blieb an dem Buch hängen, das Lily immer noch fleißig für Jackie schrieb. Energisch schloss er die Schublade wieder, verstaute seinen Zauberstab und rannte die Treppe hinunter. Seine Mutter kam gerade nach Hause und fragte neugierig: „Du gehst schon wieder?“
James nickte, fuhr sich mit der Hand über sein Kinn und fragte: „Sag mal, Mum, gibt es im Hyde-Park eine Apparierstelle, also so einen geschützten Ort?“
Elisabeth unterdrückte ihre Neugierde, ging ins Wohnzimmer und zog einen magischen Stadtplan von London aus dem Bücherregal. Ihr geübtes Auge fand die grün gekennzeichnete Stelle sofort und sie tippte mit dem Finger darauf. „Leider nur die eine Stelle“, meinte sie bedauernd, während James grinste. Die Stelle lag nicht weit entfernt von dem Hotel, in dem Lily sich aufhielt und er machte sich auch sofort auf den Weg, denn es dämmerte schon und es würde nicht mehr lange dauern, bis es dunkel wurde.
James apparierte an den geschützten Ort und blickte sich erst einmal suchend um. Er kannte sich nicht sehr gut aus in der Muggelwelt und die lärmenden Autos auf der Straße verunsicherten ihn.
Als er das Hotel endlich gefunden hatte, war es schon dunkel, doch nicht nur das - der erste Schnee in diesem Jahr fiel und setzte sich in seinen Haaren fest.
Bevor er das imposante Gebäude betrat, rückte er noch einmal etwas seine Kleidung zurecht und schüttelte sich den Schnee aus den Haaren. Als er seine widerspenstige Haarpracht in der Glastür sah, verdrehte er genervt die Augen, atmete tief durch und betrat energischen Schrittes die Hotellobby.
Seine Schritte wurden allerdings zögerlicher, als er das Ambiente betrachtete. Der Portier musterte ihn argwöhnisch und sagte skeptisch: „Mister, ich glaube sie sind hier verkehrt.“
James versuchte seine Gelassenheit wieder zu finden, stützte sich lässig auf den Tresen und sagte: „Nein, Sir, ich bin hier genau richtig, denn ich suche eine junge, hübsche, rothaarige He ..., ähm Dame, die hier wohnt. Ihr Name ist Evans, Lily Evans, wenn Sie die Freundlichkeit hätten mal nach zu sehen.“
Merlin, jetzt war er allein in der Muggelwelt und hätte doch tatsächlich fast etwas Falsches gesagt, aber so wie ihn der Portier ansah, hätte der ihn wohl eher in die geschlossene Anstalt eingewiesen.
„Miss Evans wohnt hier“, knurrte der Portier hinter dem Tresen ungehalten. „Aber die junge Dame ist ausgegangen.“
James ließ die Schultern hängen, bedankte sich mit einem Kopfnicken und sah sich etwas hilflos in der Lobby des Hotels um. Er fühlte sich hier absolut fehl am Platz und wollte nur noch raus.
Vor der Tür atmete er erst einmal die kalte Abendluft ein. Es schneite immer mehr, die Autos fuhren langsamer, hupten hin und wieder und doch gefiel James der Anblick der hell erleuchteten Stadt. Er wollte sich ein bisschen in der Gegend umsehen und später noch einmal zurückkehren.

Lily hob die Arme hoch in die Luft, als der erste Schnee fiel. Sie mochte den Winter, besonders den in der Zaubererwelt. Da gab es keine künstlich verzierten Weihnachtsbäume, keinen falschen Schnee und keine kitschigen Weihnachtsfarben. Da gab es Weihnachten noch ohne Konsumrausch, nervtötende Werbungen und singende Weihnachtsmänner und all das wollte sie. Ein Weihnachten mit James, mit seinen Eltern, seinen Freunden und sie betete zu den großen Zauberern, dass auch Jackie dabei sein könnte.
Völlig entspannt schlug sie den Weg zum Hotel ein und blieb an dem ein oder anderen Schaufenster stehen. Bei einem Geschäft zeigte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Es war ein Babyausstatter mit all den üblichen Dingen, die man für ein Kleinkind brauchte: Kinderwagen, Himmelbetten, Kleidung - all das war vorhanden. Lily strich sich über den Bauch und sagte leise: „Da müssen wir wohl noch warten, bis wir wissen, was du wirst.“
Leute liefen an ihr vorbei, doch sie bekam es gar nicht mit, so verzaubert war sie von dem Anblick.

James schüttelte hin und wieder den Kopf, als er die Straße entlang lief und die Auslagen in den Schaufenstern betrachtete, doch sein Blick wanderte weiter suchend umher. Er hoffte, Lily vielleicht irgendwo zu sehen, aber bei den vielen Menschen ...
Abrupt blieb er stehen, denn soeben hatte er einen roten Haarschopf auf der anderen Straßenseite ausmachen können. James wollte schon über die Straße rennen, als ihn plötzlich jemand grob am Arm packte und schimpfte: „Sind sie übergeschnappt, junger Mann? Da hinten ist eine Ampel!“
James hatte in Muggelkunde wohl nicht gut aufgepasst, bedankte sich bei dem Passanten und rannte zu der nächst gelegenen Stelle, wo er die gut befahrene Straße überqueren konnte. Immer wieder wanderte sein Blick zu den roten Haaren und so langsam wurde er nervös, denn in seinen Augen brauchte die verflixte Ampel viel zu lange.
Endlich grün und er stürmte los, rempelte Passanten an, immer den Blick auf die roten Haare, die immer mehr vom Schnee bedeckt wurden.
Auf den letzten Metern verlangsamte er die Schritte, denn sie war es eindeutig - seine Lily, die wohl gerade ganz weit weg war und James verstand auch warum.
Nur zögerlich näherte er sich, stellte sich hinter sie und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Der lärmende Verkehr und die Lichter um ihn herum verschwammen immer mehr, da waren nur noch ihre Augen, die sich im Glas des Schaufensters spiegelten. Schneeflocken glitzerten in ihren Haaren, machten sie in seinen Augen mehr denn je zu einem Engel - seinem Engel - den er immer beschützen wollte, so wie dieses Kind, das nichts von der Gefahr da draußen wusste.
Lily blinzelte leicht, glaubte sie doch, die Lichter der Stadt spielten ihr einen Streich, doch ihre Augen trafen sich im Glas des Schaufensters und sie konnte die Worte von seinen Lippen ablesen: „Ich liebe dich.“
Mit einem Ruck drehte sich Lily um und wurde schon in eine dieser Umarmungen gerissen, die so beschützend wirkten.
„Wir schaffen das, Lily“, flüsterte James in ihr Ohr und drückte sie fest an sich. Er hatte sie gefunden, in einer Welt, in die sie beide nicht gehörten.
Passanten drängten kopfschüttelnd an ihnen vorbei, doch die beiden bekamen es gar nicht mit. Sie waren gerade in ihrer eigenen kleinen Welt und nichts um sie herum zählte.


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Katie Leung