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Fanfiction

Geliebter Feind - Anders als geplant

von heidi

69. Anders als geplant

James überraschte Lily an seinem freien Wochenende mit einem Frühstück im Bett. Tagelang hatte es geregnet, doch an diesem Morgen schien endlich einmal die Sonne und es versprach, ein schöner Tag zu werden. Dennoch war es letzte Nacht sehr kalt gewesen, das erste Mal war der Frost über das Land gezogen und es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis der Winter endgültig Einzug hielt.
„Frühstück, Flower“, flüsterte James in ihr Ohr, schob ihre zerzausten Haare etwas beiseite und biss kurz in die empfindliche Stelle zwischen Hals und Schulter.
Lily seufzte leise und wollte am liebsten nicht die Augen aufschlagen, aus Angst, dass sie nur träumte und wie fast jeden Morgen allein aufwachte.
„Komm schon, wach auf, Lily! Es gibt Rühreier mit Speck, Toast oder Müsli...“
Endlich schlug Lily die Augen auf und, ohne auch nur einen Blick auf das reichhaltige Frühstück zu werfen, wurde ihr schon übel.
James sah ihr irritiert nach, wie sie die Bettdecke beiseite schlug, aus dem Bett hopste und in ihrem sonnengelben Pyjama ins Bad hastete. Er schüttelte gedankenverloren den Kopf, butterte sich in aller Seelenruhe einen Toast und wollte gerade genüsslich abbeißen, als er die ersten lauten Würgegeräusche aus ihrem Badezimmer hörte.
James verzog angewidert das Gesicht, klopfte gegen die Tür und fragte besorgt: „Was ist denn los? Alles in Ordnung, Lily?“
Nur zögerlich öffnete sich die Tür. Blass, mit Tränen in den Augen und leicht verschwitzten Haaren lehnte Lily im Türrahmen und nuschelte: „Geht schon wieder, gib mir Zeit für eine Dusche und dann frühstücken wir.“
James runzelte die Stirn und hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, dass er so wenig Zeit für Lily hatte, doch nicht nur für sie - er hatte all seine Freunde vernachlässigt.
Er wartete geduldig, bis Lily, eingehüllt in einen Bademantel, erschien. Sie schlüpfte zu ihm unter die Decke, klatschte in die Hände und meinte fröhlich: „Also, was gibt es noch mal Leckeres? Ich hab jetzt wirklich Hunger!“
James blickte sie skeptisch von der Seite her an. Lily war lange nicht mehr so blass, wie noch vor ein paar Minuten. Ihre Haare hingen feucht über ihre Schultern und sie strahlte ihn erwartungsvoll an.
Kopfschüttelnd reichte ihr James einen Toast und fragte leicht beunruhigt: „Wie lange geht das eigentlich schon mit deiner Übelkeit?“
Lily winkte ab und grummelte: „Daran ist nur Sirius schuld - er und seine Weibergeschichten, das ist mir auf den Magen geschlagen.“
James verkniff sich jeglichen Kommentar über Sirius` Eskapaden. Er konnte Lily verstehen und er verstand auch seinen Freund. Sirius arbeitete momentan mehr für den Orden, als jeder andere. Fast jede Nacht war er unterwegs, beschützte nicht-reinblütige Familien, jagte Todesser und setzte sein Leben aufs Spiel. Lily hingegen verkroch sich fast nur noch im Tränkelabor oder verschanzte sich in der Bibliothek des Potterhauses. Doch beide hatten den selben Grund für ihre Zurückgezogenheit - Jackie, die in dieser trüben Zeit mehr, denn je, fehlte.
Lily riss James aus den Gedanken, als sie drei geöffnete Briefe auf die Bettdecke legte und sagte: „Die kamen alle in den letzten Tagen. Einer ist von der Tränkeakademie - sie haben mich für den nächsten Sommer vorgemerkt.“
James entging Lily`s Freude nicht, denn es war ihr Traum, ihre Bestimmung, Tränkemeisterin zu werden. Sie war nicht zum Auroren geboren, das hatte er immer gewusst, nur Lily hatte länger gebraucht das einzusehen.
James verzog das Gesicht und murmelte: „Na, dann triffst du ja den ollen Schniefelus auch wieder.“
Lily senkte ihren Blick, zupfte an ihrer Bettdecke herum und nuschelte: „Ich hab mich in ihm getäuscht, James. Ich dachte ... er wäre anders ... nicht so fanatisch.“
James schloss die Augen und dachte an die Nacht zurück, als sie ihre zweite Begegnung mit Voldemort hatten. Der Traum war immer noch da, nicht mehr so häufig, aber hin und wieder suchte er ihn dennoch heim. Snape war mit bei den Todessern und auch wenn Dumbledore ihnen keine offizielle Bestätigung gegeben hatte, wussten sie dennoch, dass er dazu gehörte. James selbst hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Severus Snape hasste, aber er wusste auch, dass Lily in jedem Menschen das Gute sah und in dieser Nacht war ihr bewusst geworden, dass sie sich getäuscht hatte.
Lily machte sich ihre eigenen Gedanken um den jungen Slytherin, still und leise und versuchte diese Gedanken vor James verborgen zu halten, kannte sie doch seine Einstellung dazu.
James versuchte vom Thema abzulenken und zeigte auf die anderen beiden Briefe. „Und von wem sind die?“
Lily lehnte sich entspannt zurück. „Das sind die ersten zwei Antworten auf unsere Einladungen und rate mal von wem die sind?“
James stöhnte gequält auf. „Merlin, Evans, wir haben hundert Einladungen verschickt - soll ich jetzt alle Namen durch raten?“
„Also“, begann Lily, „eine Antwort ist von Connor. Er hat schon zugesagt und die andere ist von Mike Andrews. Er wird auch kommen, allerdings ohne seine Eltern.“
„Hm ... und von Jackie hat er nichts geschrieben?“, fragte James.
Lily schüttelte den Kopf und sagte traurig: „Nein, nicht ein Wort.“
James griff nach einem weiteren Toast und meinte: „Wir könnten uns doch später mit den Jungs treffen. Ich wette, Sirius weiß noch gar nichts davon, dass Mike sich gemeldet hat.“
Lily stand auf, ging an ihren Kleiderschrank und nuschelte: „Du kannst dich gerne mit ihnen treffen, aber ich ...“
„Du willst Sirius nicht begegnen“, vollendete James den Satz.
Lily rollte mit den Augen und knurrte: „Das kannst du sehen, wie du willst. Sirius hat wieder sein Ich-kann-sie-alle-haben Image aufgelegt, dabei hatte ich geglaubt, dass er Jackie wirklich liebt und auf sie wartet.“
James atmete geräuschvoll aus, denn da war es, dieses Thema, das er eigentlich vermeiden wollte. Er fuhr sich durch seine Haare und sah Lily zu, wie sie sich anzog. „Hör zu, Flower, ich will jetzt hier für niemanden Partei ergreifen, aber ...“
Lily hob eine Hand und sagte traurig: „Dann lass es, James, ich will mich nicht mit dir streiten. Schon gar nicht über Sirius. Zieh dich an, wir gehen jetzt auf den Friedhof!“
James glaubte sich verhört zu haben. „Wir gehen wohin?“
Lily zuckte gelassen mit den Schultern. „Na, auf den Zaubererfriedhof in London. Ich will endlich das Grab meiner Tante ausfindig machen. Nun mach schon, James!“, drängelte sie.
Nur widerwillig folgte James ihrer Aufforderung. Da hatte er endlich mal ein freies Wochenende und sollte dann noch zwischen Grabsteinen herumlaufen und nach irgendwelchen Namen Ausschau halten. Irgendwie hatte er sich den Tag wahrlich anders vorgestellt, denn zu Beerdigungen waren sie in letzter Zeit oft genug gegangen.

Beide waren in warme Umhänge gehüllt, als sie direkt vor den einzigen Zaubererfriedhof am Rande Londons apparierten. Lily schloss einen Moment die Augen; ihr war schwindlig und erneut überkam sie die Übelkeit. James öffnete schon das große, schmiedeeiserne Tor und bekam nicht mit, wie Lily erst ein paar Mal tief durchatmete. Sie folgte James langsam, immer wieder tief Atem holend und gegen ihr Unwohlsein ankämpfend. Das letzte was sie wollte, war sich zwischen den Grabsteinen zu übergeben. Es wurde höchste Zeit, dass sie der Sache mal auf den Grund ging, aber nicht jetzt und nicht heute.
James war etwas ratlos und meinte: „Wir sollten vielleicht zwischen den älteren Grabstellen anfangen zu suchen. Wann war deine Tante noch mal gestorben?“
„1959“, kam es leicht keuchend von Lily, die sich an einem Baum abstützte und noch mal tief Luft holte.
James schüttelte den Kopf. „Ist dir schon wieder schlecht? Geht wohl eine Magengrippe um. Alice war in den letzten beiden Tagen auch ständig übel. Sie wollte heute zu einem Heiler gehen. Vielleicht solltest ...“
Lily winkte ab. „Geht schon wieder, hab wohl nur was Falsches gegessen.“
„Wie kann ein trockener Toast etwas Falsches sein?“, fragte James kopfschüttelnd und machte sich daran, einen Grabstein nach dem anderen anzusehen.
Sie waren in der richtigen Reihe angekommen und James hoffte, dass sie irgendeinen Hinweis finden würden. Diese Gräber waren 20 Jahre und älter, manche Steine hatten schon Moos angesetzt und nur mit einem „Ratzeputz“ konnte man die Namen lesen. Einige Gräber waren ungepflegt und verwildert, aber an einem kleinen, weißen Stein blieb Lily`s Blick hängen. Die Grabstelle war umsäumt mit roten Herbstastern und eine weiße Lilie blühte noch. Zu dieser Jahreszeit sehr ungewöhnlich, aber es war auch ein ungewöhnlicher Ort, an dem sie sich befanden.
„Ich hab es gefunden“, sagte Lily und winkte James näher heran. Tränen standen in ihren Augen, als sie die Inschrift auf dem Stein las.

Nichts ist für die Ewigkeit,
aber diese Blume wird nie verblühen.
Lily
1938 -1959

James nahm Lily in den Arm und schluckte schwer. Auch wenn weder er, noch Lily diese Frau kennen gelernt hatten, war an diesem Grab etwas Bedrückendes. Es zeigte, dass sie nach so langer Zeit immer noch vermisst wurde. Diesen Namen auf dem Grabstein zu lesen, machte James Angst. Und da waren sie wieder, diese Bilder, die Voldemort ihm gezeigt hatte. Leicht fröstelnd zog er seinen Umhang fester um sich und nuschelte: „Lass uns gehen. Wir wissen ja jetzt, wo das Grab deiner Tante ist und du kannst jederzeit hierher kommen.“
Lily wischte sich verstohlen mit der Hand über ihre Augen. Sie hatte ihre Wurzeln gefunden. Nichtmagisches Blut beerdigt in der Zaubererwelt - welch eine Ironie des Schicksals.

Lily ließ es sich nicht nehmen, noch ein paar Blumen an Megan`s Grab zu bringen. Eine schwarze Rose lag vor dem Stein der Familie O'Leary und James, wie auch Lily, wusste, wer sie dort hingelegt hatte - Remus, der immer noch um sie trauerte.
James überredete Lily noch dazu, einen kleinen Bummel durch die Winkelgasse zu machen. Flourish & Blotts war ihr erstes Ziel und während Lily zwischen den Tränkebüchern stöberte, nahm James unbemerkt mit Sirius über seinen Zweiwegespiegel Kontakt auf und bestellte ihn in Fortescue`s Eissalon. James wollte, dass die beiden sich aussprachen, denn im Moment fühlte er sich hin und her gerissen zwischen Sirius und Lily.
Die Sache lief allerdings nicht wie geplant. Als Lily den wartenden Sirius erblickte, suchte sie sofort das Weite, mit den sarkastischen Worten: „Die siamesischen Zwillinge können wohl nicht einen Tag ohne einander auskommen.“
Wütend stürmte Lily aus dem Eiscafe und apparierte direkt zurück ins Potterhaus.
Es war nicht ihre Art so nachtragend zu sein, aber sie war im Moment nicht sie selbst. Sie konnte ihre Gefühlsausbrüche nicht kontrollieren und verschanzte sich für den restlichen Tag in ihrem Zimmer. Weder William, noch Elisabeth bekamen sie zu Gesicht und als James zurückkehrte, schlief sie schon längst.

Es war mitten in der Nacht, als er leise die Tür zu ihrem Schlafzimmer öffnete, in der Hoffnung, sie nicht zu wecken, doch sowie sich die Tür hinter ihm schloss, brannte Licht im Zimmer.
Lily blickte auf den Wecker, der mittlerweile schon drei Uhr morgens zeigte. Ihre Wut verflog aber sofort, als sie in James` lädiertes Gesicht sah. Seine Brille war kaputt, über seiner linken Augenbraue befand sich eine Platzwunde und seine Kleidung war völlig verdreckt.
„Merlin, James, was ist passiert?“, fragte Lily aufgeregt und hüpfte aus dem Bett.
James warf seinen schmutzigen Umhang zu Boden und murmelte: „Die Prewettbrüder ... Sirius und ich kamen gerade noch rechtzeitig.“
„Sind sie ...?“, wisperte Lily und wischte James mit einem Handtuch das Blut aus dem Gesicht.
James schüttelte den Kopf und ein schiefes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. „Nein, denn Pad geht ohne ein paar schöne Knalleffekte, die du immer so eifrig für den Orden braust, nicht mehr aus dem Haus, aber Fabian Prewett ist verletzt. Sirius hat ihn ins St. Mungo gebracht.“
Lily flitzte ins Bad, holte eine Wundsalbe und verarztete James` Verletzungen, wobei sie bedrückt sagte: „Ich habe Angst, James. Das nächste Mal ...“
James legte ihr einen Finger auf den Mund, sah in ihre Augen und zog sie nah zu sich heran. „Hör zu, Flower, wir haben uns entschieden. Du, Pad, Moony, Peter, ich und all die anderen. Wir wussten vorher, dass es gefährlich ist und deshalb versprich mir, nicht mehr allein irgendwo herum zu laufen.“
Lily ignorierte die Besorgnis in seiner leisen, eindringlichen Stimme und löste sich von ihm. „Willst du mich jetzt einsperren oder was? Ich kann gut auf mich selbst aufpassen!“
Murrend legte sie sich ins Bett, drehte sich von James weg und zog sich die Decke bis zum Hals. James seufzte laut auf, hielt es aber für besser, dieses Thema für diese Nacht ruhen zu lassen. So uneinsichtig kannte er Lily nicht und verstand nicht, warum sie so reagierte. Er nahm sich ganz fest vor, am nächsten Tag mal ein ernstes Gespräch mit ihr zu führen, doch es kam wie immer anders, als geplant.

Als Lily am nächsten Morgen erwachte, rechnete sie damit, James neben sich zu finden. Ihre Hand tastete allerdings ins Leere. Nur ein Stück Pergament lag auf seinem Kopfkissen.

Ich musste noch mal ins Aurorenbüro,
bin aber gegen Mittag wieder zurück.
Wir müssen reden!
J.

Lily atmete geräuschvoll aus und sehnte sich zurück nach Hogwarts. Sehnte sich zurück nach den unbeschwerten Tagen dort, in denen sie ihre Zeit gemeinsam verbringen konnten, ohne Sorgen und Angst.
Schwerfällig erhob sie sich aus dem Bett und stöhnte gequält auf, denn eine Welle der Übelkeit rollte über sie hinweg. Die Hand fest vor den Mund gepresst stürzte sie ins Badezimmer. An diesem Morgen war es sogar noch schlimmer, als die letzten Tage. Weinend saß sie im Badezimmer, denn plötzlich machte sich ein Verdacht in ihr breit.
Nach einer kurzen Dusche kramte sie ihren Kalender aus dem kleinen Sekretär und blickte auf das Datum, an dem sie ihren Verhütungstrank eingenommen hatte, dieser Trank, der sie ein Jahr lang schützen sollte und von dem sie nun glaubte, dass er versagt hatte.
Lily fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Ungewissheit war das Schlimmste, was man haben konnte, deshalb zog sie sich an, schnappte sich einen Umhang und verließ das Zimmer.
Es war ruhig im Potterhaus und Lily nahm an, dass niemand anwesend war, doch Willliam Potter trat aus der Küche, eine Tasse Kaffe in den Händen, und sagte einladend: „Komm, Lily, lass uns frühstücken!“
Lily senkte ihren Blick und nuschelte: „Später, ich muss noch mal weg.“
William zuckte mit den Schultern und verschwand wieder. Lily seufzte, aber sie rechnete es James` Eltern hoch an, dass sie sie nie bedrängten und sich immer aus ihren und auch James` Angelegenheiten heraus hielten.

Lily apparierte direkt in den Eingangsbereich des Sankt Mungo Krankenhauses. Nur hier konnte sie endgültig Klarheit bekommen, aber sie wollte nicht daran denken, was passieren würde, wenn sich ihr Verdacht bestätigte.
Lily musste sich kurz an die Wand lehnen und tief Luft holen. Alles drehte sich um sie und nur mit Mühe konnte sie sich auf den Beinen halten.
Erschrocken öffnete sie die Augen, als sie jemand ansprach.
„Miss, ist Ihnen nicht gut?“
Lily blickte geradewegs in das Gesicht einer älteren Frau, die einen limonengrünen Umhang trug - unverkennbar das Zeichen eines Heilers.
„Geht schon wieder“, nuschelte Lily und wollte sich von der Wand wegdrücken, doch die Frau griff nach ihrem Arm und sagte: „Ich bin Heilerin Medela. Kommen Sie, ich bringe Sie erst einmal in ein Untersuchungszimmer, da können Sie sich einen Moment ausruhen.“
Die Sanftheit in der Stimme der Frau ließ Lily jeglichen Widerstand aufgeben. Lily hatte so gegen den Schwindel und die Übelkeit zu kämpfen, dass sie gar nicht mitbekam, durch welche Gänge sie liefen. Die Stimmen der Heiler, des Personals und der Besucher nahm sie nur in ihrem Unterbewusstsein wahr. Erst die Stille ließ sie wieder zu sich kommen.
Die Heilerin hatte sie in einen kleinen Raum geführt, in dem nur eine Liege und ein Schreibtisch standen. Lily setzte sich sofort und senkte den Kopf. Ein paar Atemzüge später blickte sie auf. Heilerin Medela stand neben ihr, eine Hand auf ihrer Schulter, und sagte: „Ich habe eigentlich eine Patientin, aber sie ist noch nicht da. Wenn Sie möchten, dann ..., aber verraten Sie mir doch erst einmal Ihren Namen.“
Lily blickte starr in den Raum, ihre Stimme war monoton, als sie sagte: „Ich heiße Lily Evans und ich ... ich befürchte, ich bin schwanger.“
Die Heilerin setzte sich neben Lily auf die Liege und schwieg einen Augenblick, bevor sie fragte: „Wie alt sind Sie, Miss Evans?“
„Neunzehn“, wisperte Lily kaum hörbar, doch das Zittern in ihrer Stimme konnte sie nicht verbergen, ebenso wenig wie ihre Angst.
Heilerin Medela strahlte eine Ruhe aus, die es Lily leicht machte, sich nicht bedrängt zu fühlen. Nach einer kurzen Zeit hob Lily den Kopf und sagte mit fester Stimme: „Ich möchte, dass Sie mich untersuchen.“
Die Heilerin lächelte aufmunternd, stand auf und bedeutete Lily sich hinzulegen.
„Also, Miss Evans, entspannen Sie sich. Ein kleiner Zauberspruch und wir wissen Bescheid“, sagte die Heilerin beruhigend, denn sie spürte Lily`s Unsicherheit, als sie ihren Zauberstab hob.
Lily schloss die Augen, weil mit den Zauberstabbewegungen der Heilerin ihr Schwindelgefühl wieder zurückkam.
Erst als sie eine Hand spürte die ihr über den Kopf strich, öffnete sie wieder die Augen.
Das Lächeln im Gesicht der Heilerin war für Lily undeutbar, aber sie war erstaunt, dass sie plötzlich weder Übelkeit noch Schwindel verspürte, als sie sich aufrichtete.
Heilerin Medela hatte jetzt hinter dem Schreibtisch Platz genommen und zog eine noch leere Akte aus einer der Schubladen.
Lily wartete gespannt darauf, wie ihre Diagnose lautete. Ein paar Notizen später blickte die Heilerin auf Lily, die immer noch auf der Liege saß.
Mit ihrer warmen, ruhigen Stimme sagte sie: „Ihr Verdacht hat sich bestätigt, Miss Evans. Ich würde sagen, etwa sechste Woche, das heißt Ende Juli nächsten Jahres würde das Kind geboren werden.“
Lily schluckte schwer, denn nun hatte sie Gewissheit, dass der Trank versagt hatte. Tausend Dinge schossen ihr durch den Kopf - James, die Zaubertrankakademie, der Orden, ihre Hochzeit...
All das, was sie geplant hatten, war mit dieser Gewissheit zunichte gemacht worden.
Energisch versuchte sie, die Tränen zurück zuhalten, doch Heilerin Medela reichte ihr schon ein Taschentuch und sagte leise: „Miss Evans, ich weiß, dass Ihre Tränen keine Freudentränen sind, aber lassen Sie sie raus und dann denken Sie in Ruhe über alles nach.“
Sie reichte Lily noch eine kleine magische Visitenkarte und sagte erklärend: „Hier stehen meine Dienstzeiten drauf und auch meine Privatadresse. Sie können jederzeit Kontakt zu mir aufnehmen.“
Mit zitternder Hand nahm Lily ihr die Karte ab und schluchzte laut auf. Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen, doch die Heilerin stand auf und ging zur Tür. Die Tür schon geöffnet, drehte sie sich noch einmal zu Lily und sagte lächelnd: „Sollten Sie sich für das Kind entscheiden, Miss Evans, dann wäre es mir eine Freude Sie bis zur Geburt zu begleiten.“
Noch bevor Lily etwas sagen konnte, hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen. Lily brauchte ihre Zeit, bis sie sich etwas gesammelt hatte und den Raum verlassen konnte.
Wie betäubt lief sie durch die Gänge, stieß hin und wieder mit Besuchern zusammen, bis sie jemand fest an den Schultern packte.
„Lily!“, sagte eine vertraute Stimme.
Lily brauchte einen Augenblick, bis sie ihr Gegenüber wahrnahm. Sirius hatte sie mit seinen stahlgrauen, aber müden Augen fixiert und fragte besorgt: „Alles in Ordnung?“
Die Spuren ihrer Tränen waren ihm nicht verborgen geblieben und auch wenn sie im Moment nicht gerade das beste Verhältnis zueinander hatten, machte er sich Sorgen.
Lily wollte sich von ihm losreißen, denn er war der letzte, mit dem sie jetzt reden wollte, doch Sirius griff fester als beabsichtigt nach ihrem Oberarm und dirigierte sie in die Cafeteria des Krankenhauses.
Munteres Geschnatter schlug ihnen entgegen und Sirius steuerte einen kleinen Tisch in der Ecke an. Er drückte Lily auf einen Stuhl und wie von Geisterhand erschien ein reichhaltiges Frühstück für zwei Personen vor ihnen.
Lily saß apathisch da und starrte in den Raum, während Sirius sich gleich über das Frühstück hermachte.
„Ich war die halbe Nacht hier, aber jetzt geht es Fabian Prewett wieder besser“, sagte er kauend und hoffte, Lily somit aus ihrer Lethargie zu holen.
Lily schüttelte unwirsch den Kopf, als wenn sie ihre Gedanken damit vertreiben wollte.
„James hat mir schon von letzter Nacht erzählt“, sagte sie leise und griff zögerlich nach einem Toast. Sie wusste nicht, was die Heilerin mit ihr gemacht hatte, aber ihre Übelkeit war verschwunden und sie hatte jetzt Hunger.
Sirius schob ihr einen Kürbissaft zu und meinte entschuldigend: „Tut mir Leid, das Prongs so spät gekommen ist, aber es waren drei Todesser und Fabian war verletzt.“
Lily winkte ab und ließ sich erst mal ihr Frühstück schmecken. Ihre Blässe verschwand und sie fühlte sich rund um wohl, aber ihre Sorgen blieben.
Schweigend nahmen die beiden ihr Frühstück ein. Keiner wollte dem anderen so recht in die Augen sehen, aber es war Lily, die das leidige Thema ansprach. „Hör zu, Sirius, Jackie ist meine Freundin und du musst verstehen, dass ich mit deinem Handeln nicht einverstanden bin.“
Sirius blickte auf und atmete geräuschvoll aus. „Das musst du auch nicht, Lily, aber es ist ganz allein meine Sache, was ich tue. Nur um eins bitte ich dich - ich will nie wieder mit dir über Jackie reden!“ Seine Stimme war leise und fordernd und die Spur Traurigkeit darin entging Lily nicht.
Sirius erhob sich und sagte: „Komm, ich bring dich nach Hause.“
Lily nickte nur stumm und war froh, dass Sirius sie in den Arm nahm und mit ihr vor das Potterhaus apparierte.
William öffnete auch sofort die Tür und ließ die beiden eintreten. Ohne irgendjemanden anzusehen, stürmte Lily auch sofort die Treppe hinauf. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken und ein bisschen Angst keimte in ihr auf, denn sie wusste nicht, wie James auf diese Neuigkeit reagieren würde.

William und Sirius sahen ihr irritiert nach und William fragte besorgt: „Was ist mit ihr los?“
Sirius zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich hab sie im St. Mungo aufgegabelt, sie war völlig durch den Wind.“
William meinte: „Naja, vielleicht war sie wegen ihrer Übelkeit dort?“
Sirius zog fragend eine Augenbraue hoch und schüttelte gedankenverloren den Kopf, bevor er in sein eigenes Haus zurückkehrte.

Lily saß auf der Fensterbank und starrte auf das Potteranwesen. Der Wind ließ das bunte Herbstlaub tanzen und entlockte ihr ein kleines Seufzen. Eine Frage hatte sich regelrecht in ihren Kopf eingehämmert: Was sollte nun werden?
Das Klappen der Tür ließ sie erschrocken zusammenfahren. James warf seinen Umhang achtlos auf das Sofa und plapperte auch gleich drauf los: „Stell dir vor, Lily, Alice hat gar keine Magengrippe - sie ist schwanger. Merlin, das bringt sie jetzt mit ihrer Ausbildung ganz schön in Verzögerung. Frank freut sich, wie ein Drache über ein Stück frisches Fleisch, aber ich finde sie sind noch zu jung, oder was meinst du dazu, Flower?“
James hatte das alles runtergeleiert, ohne einmal Luft zu holen und blickte Lily nun erwartungsvoll an.
Lily hatte den Kopf an die kühle Fensterscheibe gelegt und malte kleine Kreise auf das Glas. Ihre Stimme zitterte, als sie sagte: „Was, wenn Alice nicht die Einzige ist, die ein Kind erwartet?“
James setzte sich neben sie und musterte Lily argwöhnisch. „Was willst du mir jetzt damit sagen, Lily?“
Lily hob den Kopf und sah ihn an, sah seine abwehrende Haltung, sein ernstes Gesicht und musste all ihren Mut zusammen nehmen, um die folgenden Worte über die Lippen zu bringen. „Ich war heut im St. Mungo. Ich ... ich bin auch schwanger.“
Jetzt war es raus, aber die Reaktion, die sie von James erhofft hatte, blieb aus.
Das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben und er schüttelte den Kopf. „Das kann gar nicht sein! Du hast gesagt, du kümmerst dich darum ...“
Er stand auf, setzte sich auf das Sofa und starrte in das Kaminfeuer, während Lily schnaubte: „Wenn du mich jetzt auch noch fragst, wie das passiert ist, Potter ... verdammt noch mal, irgendetwas ist da schief gelaufen.“
James fuhr mit den Fingern durch seine strubbligen Haare und murmelte: „Das macht alles zunichte, all die Pläne, die wir hatten. Wir wollten ...“
„Hör auf!“, rief Lily verzweifelt und ließ ihren Tränen jetzt freien Lauf. „Hör auf, dich selbst zu bedauern. Ich hatte auch Pläne. Ich wollte auf die Tränkeakademie und nicht noch länger zu Hause herum hocken, darauf wartend, dass du endlich kommst. Ich wollte nicht jetzt schon Mutter werden.“
James stand auf, verschränkte die Arme vor der Brust und ignorierte ihre Tränen. Diese Neuigkeit ging auch an ihm nicht spurlos vorüber. Er hatte manchmal das Gefühl, selbst noch nicht erwachsen zu sein und sollte nun die Verantwortung für ein Kind übernehmen - ein halbblütiges Kind, das in dieser Welt nicht gern gesehen wurde. Er liebte Lily und ihm war egal, was sie war, aber die Zeiten waren dunkel und sie hatten ihre Entscheidung, vorläufig auf Kinder zu verzichten, nicht ohne Grund gefällt.
Lily sagte kein Wort. Sie konnte verstehen, dass James sich erst mit dem Gedanken anfreunden musste, dass sie nun bald zu dritt waren, denn ihr ging es ebenso.
James griff nach seinem Umhang und sagte entschuldigend: „Ich brauch einen Besenflug, um meinen Kopf frei zu bekommen.“
Lily sah ihm nach und seufzte schwer. Seit einem Jahr waren sie jetzt ein Paar, doch nie hatte so eine bedrückende Stimmung zwischen ihnen geherrscht, noch nie waren sie soweit voneinander entfernt gewesen, wie in diesem Augenblick.
James war jemand, der voll hinter einem stand und Lily wusste, dass, egal wie sie sich entschied, er da sein würde, das hatte er oft genug bewiesen. Aber sie wusste auch, dass er Zeit brauchte, vielleicht mehr, als sie selbst, deshalb fasste sie einen Entschluss.
Lily packte sich ein paar Sachen in eine kleine Tasche, verstaute ihren Zauberstab ganz unten und holte aus ihrem kleinen Sekretär die Scheckkarte, die ihr in der Muggelwelt finanziellen Spielraum ermöglichte.
Sie schrieb noch ein paar Zeilen an James:

Ich gebe dir alle Zeit, die du brauchst, um dich mit dem Gedanken anzufreunden, dass wir bald nicht mehr allein sind, denn meine Entscheidung steht trotz aller Konsequenzen fest.
In Liebe Lily


A/N: Niemand soll jetzt glauben Harry ist ein unerwünschtes Kind. Die Sache klärt sich bald auf.


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