von heidi
60. Auf Abwegen
Dicht aneinander gedrĂ€ngt schlichen Sirius, Jackie, James und Lily gut verborgen unter dem Tarnumhang ĂŒber das SchlossgelĂ€nde. Erst als sie kurz vor Hogsmeade waren, warf James den Umhang ab.
Die Hitze des Tages war immer noch nicht ganz abgeklungen und Jackie wischte sich etwas SchweiĂ von der Stirn.
Lily zeigte auf den Tarnumhang. âWo willst du den jetzt lassen?â, fragte sie und pustete sich eine HaarstrĂ€hne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte.
Sirius steuerte eine alte Eiche am Rande des Dorfes an. âDas beste Versteck ĂŒberhaupt.â
James tippte mit seinem Zauberstab auf eine kleine Vertiefung in dem Stamm des riesigen Baumes. Es rumorte kurz und ein kleines Loch wurde sichtbar, das sich langsam aber stetig ausdehnte. Gerade groĂ genug, dass ein Kind hineinkriechen konnte, gab der Stamm einen Hohlraum frei in dem einiger Kram zu finden war und in dem der Tarnumhang jetzt verschwand.
Noch bevor Jackie und Lily einen Blick hinein werfen konnten, schloss sich das Loch wieder, als wÀre es nie dagewesen.
âIch möchte lieber nicht wissen, was sie da schon alles drin versteckt habenâ, flĂŒsterte Jackie Lily zu.
James und Sirius grinsten sich an, packten ihre Freundinnen und waren im nÀchsten Augenblick mit ihnen verschwunden. Einen Atemzug spÀter tauchten sie am Ende der Winkelgasse wieder auf.
Jackie rang nach Luft, ihr war schwindlig und etwas blass hing sie mehr oder weniger in Sirius` Armen.
Lily schubste James von sich und knurrte: âIhr seid vollkommen ĂŒbergeschnappt! Warnt uns doch vor!â
âHey, alles in Ordnung?â, fragte Sirius besorgt, denn Jackie brauchte einen Moment ehe sie sich von ihm löste. Die Hitze des Tages hatte ihr besonders zu schaffen gemacht, aber den wahren Grund dafĂŒr kannte nur sie.
Musik dröhnte durch die schmale, enge Gasse und Lily fragte sich gerade, wo hier ein Rockkonzert stattfinden sollte.
âKönnen wir uns einen Moment setzen?â, bat Jackie und klammerte sich an Sirius, der sie sofort zu einem kleinen CafĂ© dirigierte, vor dem noch einige Hexen und Zauberer saĂen.
Das groĂe GebĂ€ude der Gringotts Bank war in einiger Entfernung auszumachen. Davor hatte sich eine Traube Menschen versammelt, die alle auf einen Punkt starrten. Eine BĂŒhne am Eingang der Zaubererbank zog alle Blicke auf sich. Angestrahlt von magischen Scheinwerfern traten soeben fĂŒnf wild aussehende, langhaarige junge MĂ€nner auf die BĂŒhne und heizten die Menge an.
Sirius hatte fĂŒr alle vier erst einmal etwas zu trinken bestellt und meinte: âIch glaube, bei der Hitze sollten wir die ganze Sache vergessen.â
Sein besorgter Blick ruhte auf Jackie, die sich entspannt in einem Stuhl zurĂŒckgelehnt hatte. Ihre Augen waren geschlossen und ein paar AtemzĂŒge spĂ€ter, sah sie schon etwas besser aus.
Lily strich ihrer Freundin ĂŒber den Arm und sagte: âWarum geht ihr zwei nicht allein? Ich bleibe mit Jackie hier. Die Musik können wir auch hier hören.â
Das laute Dröhnen der Rockmusik war nicht zu ĂŒberhören und Lily hatte nicht wirklich Lust, sich zwischen all die schwitzenden Menschen zu drĂ€ngen, denn in dem kleinen CafĂ© gefiel es ihr ganz gut.
âNein, dann bleiben wir alle hierâ, sagte James bestimmend und lieĂ sich in einem Stuhl nieder.
Jackie bekam ein schlechtes Gewissen, dass die Jungs nun, ausgerechnet wegen ihr, auf die wohl angesagteste Rockband der Zaubererwelt verzichten wollten.
Sie erhob sich, versuchte das SchwindelgefĂŒhl zu unterdrĂŒcken und murmelte: âNein, ich komme mit...â
Sirius drĂŒckte sie wieder auf ihren Platz. âKlar, wenn du zwischen all den verrĂŒckten Fans zusammenbrichst, dann trampeln sie dich totâ, schimpfte er, zog aus der hinteren Tasche seiner Jeans den bekannten Spiegel und schob ihn Lily zu. âWenn irgendetwas ist, dann ruft nach uns!â
Jackie zog eine Augenbraue hoch. âWie wollt ihr das bei diesem LĂ€rm hören?â
âVibrationsmodusâ, antwortete James grinsend und erhob sich. Er und auch Sirius hatten sich wochenlang auf dieses Konzert gefreut und es wĂ€re ein Jammer, wenn sie es nun, da sie schon mal in der Winkelgasse waren, verpassen wĂŒrden.
Sirius beugte sich noch einmal zu Jackie. âGeht's auch wirklich wieder?â
Jackie lĂ€chelte ihn an und Lily meinte genervt: âNun geht schon! Niemand von uns ist krank, oder schwanger, oder am verhungern, denn Jackie und ich werden uns jetzt den gröĂten Eisbecher bestellen, den sie hier haben. Jetzt verschwindet!â
Jackie hatte bei einem Wort kurz die Luft angehalten, doch Lily winkte schon einem jungen Kellner, der sofort zu ihr eilte.
James kniff argwöhnisch die Augen zusammen, wĂ€hrend Sirius ihn weiter die StraĂe hinunter drĂ€ngte und lachend sagte: âHey Prongs, ich wusste gar nicht, dass Lily auf diese smarten Kellnertypen steht.â
âAch, hör aufâ, knurrte James, konnte aber nicht umhin, sich noch einmal nach den MĂ€dchen umzusehen.
Jackie und Lily winkten den beiden noch mal kurz zu, bevor sie die Jungs in der drÀngenden Masse der Fans aus den Augen verloren.
Lily lehnte sich entspannt zurĂŒck, schloss die Augen und meinte: âMerlin sei Dank, hier ist es viel gemĂŒtlicher.â
Das kleine CafĂ© fĂŒllte sich merklich. Einige Fans hatten sich aus der tobenden Menge gelöst und suchten etwas Ruhe.
Jackie und Lily hatten sich einen Dragonfighter-Eisbecher bestellt. Serviert wurde ihnen dieser, mehr als riesige, Eisbecher in der HĂ€lfte eines vergoldeten Dracheneies. Aus der roten FruchtsoĂe stiegen kleine Flammen auf und entzĂŒndeten einige kleine Wunderkerzen. Allein das Erscheinungsbild war schon berauschend, doch als die beiden MĂ€dchen sich den ersten Löffel in den Mund geschoben hatten, schlossen sie genĂŒsslich die Augen.
âWowâ, sagte Lily begeistert, wĂ€hrend Jackie sich gerade Luft zufĂ€chelte. Ihr Atem hatte sich rötlich verfĂ€rbt und durch die nahende Dunkelheit und das Licht der Wunderkerzen wirkte es einen Moment, als speihe sie Feuer.
Einige GĂ€ste warfen den beiden jungen MĂ€dchen belustigte Blicke zu, doch sie zogen auch anderweitig das Interesse auf sich.
Drei junge MĂ€nner, bekleidet mit dĂŒnnen, schwarzen SommerumhĂ€ngen, saĂen in einer Ecke des StraĂencafĂ©s bei einem Butterbier. Ihr anfĂ€ngliches Interesse an der Musik war verflogen, denn ihre Aufmerksamkeit galt jetzt ganz allein den zwei jungen Hexen.
Jackie atmete gerĂ€uschvoll aus, als der letzte Rest aus dem Drachenei gekratzt war. Entspannt lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurĂŒck und trommelte mit den Fingern zum Takt der Musik auf der Tischplatte herum.
Lily betrachtete den zufriedenen Gesichtsausdruck ihrer Freundin. âDu freust dich auf deine Eltern, das sieht man dir anâ, sagte Lily und eine kleine Spur Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit, denn wenn sie dieses Mal aus dem Hogwartsexpress steigen wĂŒrde, dann wĂŒrde niemand auf sie warten, wĂŒrde sie nicht das freudige Juchzen ihrer Mutter und die warme Stimme ihres Vaters begrĂŒĂen.
Jackie sagte tröstend und ein wenig entschuldigend: âIch wĂŒrde dich so gern mitnehmen, Lily, aber ich...es...â
Lily legte ihre Hand auf Jackie`s und drĂŒckte sie kurz. âIst schon gut und wenn sogar Sirius versteht, warum dich niemand begleiten darf, dann tue ich das auch. AuĂerdem kommst du ja bald wieder zurĂŒck.â
Jackie nickte stumm und blickte betreten auf die Tischplatte, denn zum ersten Mal wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie nicht nur Sirius vermissen wĂŒrde, sondern auch ihre Freunde, vor allen Dingen Lily.
Eines hatte sich Jackie geschworen; sie wĂŒrde zurĂŒckkehren, sollte ein dringender Grund ihre Anwesenheit erfordern. Zwei Briefe lagen gut verwahrt in ihrem Koffer und sollten Lily und Sirius ihre BeweggrĂŒnde verstĂ€ndlich machen, aber diese Zeilen wĂŒrden ihre EmpfĂ€nger erst erreichen, wenn sie selbst schon fort war. Auch wenn Jackie eine Gryffindor war und immer mutig durch ihr junges Leben ging, war sie hier an einem Punkt angekommen, an dem sie resignierte, nur um anderen nicht weh zu tun. Ihren eigenen Schmerz versuchte sie dabei zu vergessen.
Lily riss Jackie aus ihren trĂŒben Gedanken, als sie kurz gegen ihr Bein trat. Ohne groĂ die Lippen zu bewegen flĂŒsterte Lily: âDie drei da drĂŒben in der Ecke..., das ist doch dieser Malfoy! Du weiĂt schon, der Slytherin aus dem Jahrgang deines Bruders.â
Jackie drehte den Kopf etwas und blickte geradewegs in zwei eisblaue, kalte Augen. Blonde, lange Haare fielen elegant ĂŒber die Schultern des Mannes und wirkten in dieser lockeren Umgebung, beim Dröhnen der Rockmusik, irgendwie fehl am Platz.
Jackie konnte ihren Blick nur mit eiserner Gewalt von dem ebenmĂ€Ăigen Gesicht losreisen. Instinktiv spĂŒrte sie, dass dieser junge Mann, dessen dunkle Aura zum greifen nahe war, auf keinen Fall der blonde Engel war, den er nach auĂen hin darstellte.
Und als wenn Lily es geahnt hÀtte, erhoben sich die drei und steuerten geradewegs die MÀdchen an.
Ihre ZauberstĂ€be unter dem Tisch versteckt, blickten Jackie und Lily unbeteiligt durch die Gegend. Als sich die drei jedoch unaufgefordert an ihrem Tisch niederlieĂen, kam bei Jackie so langsam Panik auf.
âIhr kennt mich doch noch, oder?â, fragte der blonde Mann herausfordernd, fixierte dabei aber nur Jackie.
Jackie lachte trocken, hatte sie doch soeben beschlossen in die Offensive zu gehen, um soviel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen, denn weder ihr, noch Lily war das dunkle Mal bei einem der MÀnner entgangen.
âJa, sicher, du bist Lucius Malfoy! Eine Slytherinschlange, die nicht arbeiten muss, weil ihre einzige BeschĂ€ftigung darin besteht, dem Reinblutwahn zu frönen.â
Lily hatte bei Jackie`s Worten die Luft angehalten und fingerte so unauffÀllig wie möglich nach Sirius` Spiegel.
Ein amĂŒsiertes Lachen der drei MĂ€nner erklang. Dieses Lachen verhieĂ nichts Gutes und jagte Jackie und Lily unwillkĂŒrlich einen Schauer ĂŒber den RĂŒcken. Hilfe suchend blickten sich die beiden MĂ€dchen um. Lily`s Hand krampfte sich automatisch fester um den Spiegel, denn so wie es aussah, wĂŒrde wohl niemand den beiden Hexen zu Hilfe kommen. Die paar Zauberer in dem kleinen CafĂ© waren schon leicht angeheitert und johlten zu der Rockmusik.
Malfoy hob seine Hand, machte eine elegante Bewegung und meinte selbstgefĂ€llig: âDarf ich vorstellen, Grabbe und Goyle und das ist Jackie Andrews.â
Ihren Nachnamen betonte er und zog ihn unnatĂŒrlich in die LĂ€nge. Ein fieses, wissendes Grinsen erschien sofort auf den Gesichtern der beiden anderen, stĂ€mmigen MĂ€nner, als Jackie`s Name fiel. Sie blickten zwar etwas dĂŒmmlich drein, doch Lily war sofort klar, welcher schwarzen Kreatur ihre LoyalitĂ€t galt.
Nicht nur Jackie`s HĂ€nde zitterten, sondern auch Lily`s, als sie sich mit einem Ruck Sirius` Spiegel vor ihr Gesicht hielt und laut rief: âJames, beweg...â
Weiter kam sie nicht, denn der Schweigezauber mit dem sie belegt wurde, wirkte augenblicklich, dennoch lieĂ Lily ihren Zauberstab nicht los und schloss die Augen. Auch wenn sie in ungesagten Zaubern nicht so gut war, schaffte sie es, Grabbe mit seinem Stuhl umkippen zu lassen.
Malfoy war allerdings fĂŒr die beiden jungen Hexen viel zu schnell und hielt mit einem selbstgefĂ€lligen LĂ€cheln einen Moment spĂ€ter die ZauberstĂ€be der MĂ€dchen in seinen HĂ€nden und Sirius` Spiegel ebenfalls.
Goyle half seinem Freund auf die Beine und rĂŒckte mit seinem Stuhl nĂ€her an Lily heran. Ein schiefes Grinsen spĂ€ter, lag seine Hand auf ihrem Oberschenkel.
Lily schnappte entsetzt nach Luft, aber kein Ton konnte ihre Lippen verlassen. Mit einer schnellen Bewegung hatte Lily seine Hand weg geschlagen, doch eine andere Hand griff in ihre roten Haare, riss ihren Kopf nach hinten und ein Zauberstab drĂŒckte sich schmerzhaft an ihre Kehle. âIch will dir nicht wehtun, SchĂ€tzchen, aber ihr werdet uns jetzt begleiten. Wir werden alle einen Ausflug zu jemandem machen, der sicher gern mal ein Wort mit Miss Andrews unter vier Augen reden wĂŒrde.â
Mit vor Schreck geweiteten Augen sah Lily ihre Freundin an, die jetzt von Grabbe und Goyle an ihren Oberarmen gepackt wurde. Sie zerrten sie von ihrem Stuhl, wÀhrend Jackie versuchte sich aus ihrem festen Griff zu lösen.
Dem Kellner des kleinen CafĂ©s war die Auseinandersetzung nicht verborgen geblieben, doch noch bevor er nĂ€her an ihren Tisch kommen konnte, flog er in hohem Bogen ĂŒber einige Tische. Jetzt wurden auch die anderen GĂ€ste auf die missliche Lage aufmerksam, in der Lily und Jackie steckten, doch keiner wagte einzugreifen.
Nur ein junger Mann mit einem Pferdeschwanz, der in einer Gruppe von Leuten saĂ, stand auf. Er trug normale Sommerkleidung, nichts auffĂ€lliges, doch sein Zauberstab richtete sich augenblicklich auf Malfoy, der immer noch fest in Lily`s Haare griff.
âLasst sie los!â, rief er laut, die Augen dabei nicht von den drei MĂ€nnern nehmend. Er war darauf vorbereitet, dass sie ihre ZauberstĂ€be auf ihn richten wĂŒrden und das taten sie auch. Drei FlĂŒche schossen auf den jungen Mann zu, die er aber geschickt mit einem Schutzschild von sich abprallen lieĂ. Lily und Jackie gaben ihr Bestes, Malfoy und seine Freunde etwas aus der Bahn zu werfen, indem sie versuchten, sich aus ihren festen Griffen zu befreien. In dem kleinen CafĂ© herrschte jetzt ein Chaos, das von dem lauten Dröhnen der Rockmusik ĂŒbertönt wurde.
James und Sirius standen zwischen den Fans, die dicht aneinander gedrĂ€ngt der Rockmusik lauschten. All der Druck der letzten Wochen war von ihnen gefallen und sie lieĂen sich nur vom Rhythmus der Musik berauschen.
Mit einer hektischen Bewegung griff James plötzlich in die Hosentasche seiner Jeans, denn die kurze Vibration war ihm nicht entgangen. Bis er den Spiegel jedoch in den HĂ€nden hielt, war er erloschen, doch instinktiv spĂŒrte er, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. James griff nach Sirius, der nur eine ArmlĂ€nge von ihm entfernt stand und noch immer andĂ€chtig der Musik lauschte, und drĂ€ngte ihn gehetzt aus der johlenden Menge der Fans.
âHey, Prongs, was soll das?â, knurrte Sirius seinen Freund ungehalten an.
James schubste ihn weiter. âIrgendetwas stimmt nicht, wir sollten mal nach den MĂ€dchen schauenâ, sagte James besorgt und beschleunigte seine Schritte, als sie sich endlich den Weg durch die Menschenmasse gebahnt hatten.
Ihre Anspannung wuchs mit jedem Schritt den sie dem Café nÀher kamen und dann sahen sie die Lichtblitze durch die Nacht zischen.
Die Zauberergasse war, trotz der spĂ€ten Stunde, wegen des Rockkonzertes noch immer gut gefĂŒllt, deshalb blieb Sirius und James auch noch verborgen was sich gerade in dem kleinen StraĂencafĂ© abspielte.
Malfoy und Grabbe versuchten mit aller Gewalt Jackie und Lily aus dem kleinen Café zu zerren, denn eine Appariersperre verhinderte das mögliche Verschwinden, um vor Zechprellern sicher zu sein.
Lily rammte Malfoy ihren Ellbogen in den Magen, doch um Hilfe rufen konnte sie noch immer nicht. Der blonde Mann zerrte an der rothaarigen Hexe und lieà ihr keine Fluchtmöglichkeit, wÀhrend Jackie Grabbe ins Gesicht spuckte und ihr Knie in seinen Unterleib rammte.
Der junge Mann mit dem Pferdeschwanz lieferte sich in dieser Zeit ein Duell mit Goyle, der allerdings etwas langsam war.
Zuschauer hatten sie genug, doch keiner ging dazwischen.
Grabbe holte aus und wollte Jackie ins Gesicht schlagen, als ihn plötzlich ein Schocker traf und er zurĂŒckgeschleudert wurde. Hart kam er auf dem Pflaster vor dem CafĂ© auf und war auch im nĂ€chsten Augenblick verschwunden. Zu spĂ€t fĂŒr Sirius, ihm den nĂ€chsten Fluch auf den Hals zu hetzen.
âLilyâ, rief James aufgeregt, die sich noch immer in der Gewalt Malfoy`s befand. Es waren nur noch einige Schritte, bis sie das alte Pflaster der Winkelgasse unter ihren FĂŒĂen hatten und somit apparieren konnten. Alle Versuche von Lily, sich loszureiĂen, scheiterten klĂ€glich.
James und Sirius hielten ihre ZauberstĂ€be auf Malfoy gerichtet. âLass sie sofort los!â, rief allerdings jetzt der Mann mit dem Pferdeschwanz. Er hatte Goyle schön verpackt auf einen Stuhl gesetzt und kam langsam nĂ€her. Seine Bewegungen waren ruhig und gleichmĂ€Ăig und keinerlei Angst oder Anspannung war in seinem Gesicht zu erkennen. Instinktiv spĂŒrten James und Sirius, dass nur der Fremde in der Lage wĂ€re, Lily unbeschadet zu befreien.
Noch bevor Malfoy das Pflaster erreichte, hatte er Lily von sich gestoĂen und seinen Zauberstab auf den Mann mit dem Pferdeschwanz gerichtet.
âDas geht dich nichts anâ, schnarrte Malfoy mit wutverzerrtem Gesicht.
Der fremde junge Mann lieĂ sich jedoch nicht beirren und sagte ganz ruhig: âWenn du nicht gleich verschwindest, dann bekommst du eine Anzeige wegen BelĂ€stigung und öffentlichen Ărgernisses und wegen Diebstahl, denn ich glaube nicht, dass die zwei ZauberstĂ€be in deiner Tasche dir gehören, Malfoy junior!â
Der Angesprochene blickte ihn verblĂŒfft an. Auch wenn er versuchte, so teilnahmslos wie möglich zu erscheinen, war ihm die Anspannung deutlich ins Gesicht geschrieben. Er war nun allein, nachdem einer seiner Freunde sich aus dem Staub gemacht hatte und der andere kampfunfĂ€hig war.
Mit einer eleganten Handbewegung griff er in seine Umhangtasche, dabei die Augen nicht von seinem GegenĂŒber nehmend.
James und Sirius hatten ihre ZauberstÀbe sinken lassen, aber waren bereit einzugreifen, sollte es von Nöten sein.
Jackie und Lily standen hinter ihnen und starrten gebannt auf Malfoy, der die ZauberstÀbe von den MÀdchen und den Spiegel auf einen Tisch legte.
âWir sehen uns wieder!â, sagte Malfoy leicht ironisch und deutete eine kleine Verbeugung an, die eisblauen Augen dabei auf Jackie gerichtet. Instinktiv schob Sirius sie weiter hinter sich und griff nach ihrer Hand. Nur zu gern hĂ€tte er diesem blonden Schönling seine Faust ins Gesicht gerammt.
James schien es nicht anders zu gehen, doch Lily hatte ihre Arme fest um seine HĂŒften geschlungen und nahm ihm damit jede Möglichkeit seinem Ărger freien Lauf zu lassen.
Mit einer weich flieĂenden Bewegung verschwand Malfoy vor ihren Augen und der junge Mann mit dem Pferdeschwanz nahm die ZauberstĂ€be der MĂ€dchen und den Spiegel, wĂ€hrend sich die Schaulustigen etwas zerstreuten.
Die Musik dröhnte immer noch, als er seinen Blick auf die vier Gryffindors richtete. âMein Name ist Williamson und so Leid es mir tut, aber ihr mĂŒsst mich begleiten.â
âWohin?â, fragte Jackie entsetzt, denn nach dieser Begegnung wollte sie nur noch zurĂŒck nach Hogwarts und das so schnell und so unbemerkt wie möglich.
âMit in die Aurorenzentrale. Der Typ dort soll wenigstens eine Nacht in einer unserer schönen Zellen verbringenâ, sagte Williamson und zeigte auf Goyle, der immer noch in dem Stuhl saĂ.
Lily seufzte und wisperte aufgeregt: âGonni vierteilt uns und verfĂŒttert uns an die Thestrale.â
Williamson reichte den MĂ€dchen ihre ZauberstĂ€be und James sagte wissend: âSie sind Auror, nicht wahr?â
So ruhig und gelassen und dennoch konzentriert benamen sich nur die Auroren, die Elitetruppe des Ministeriums.
Williamson nickte. âUnd deshalb ist es meine Pflicht die Sache zu melden und einen Bericht zu schreiben. Den Ărger kann ich euch leider nicht ersparen. Wir sollten hier verschwinden, bevor Malfoy vielleicht noch mit anderen seiner Gesinnung zurĂŒckkehrt.â
Williamson griff nach Goyle und schubste ihn vor sich her.
Sirius legte einen Arm um Jackie und fragte neugierig: âMalfoy ist ein Todesser?â
Williamson blieb mitten auf der StraĂe stehen, lachte leise und meinte: âSo genau weiĂ ich das leider auch nicht. Einen Verdacht haben wir schon lange, aber die Malfoys sind eine der angesehensten Familien und spinnen ihre FĂ€den natĂŒrlich auch im Ministerium.â
âAch, deshalb durfte er verschwindenâ, knurrte Sirius leicht gereizt.
Williamson stieĂ Goyle weiter in Richtung des Tropfenden Kessels. âDas hat seinen Grundâ, sagte er leicht entschuldigend. Er hatte seine Anweisungen und musste sie befolgen, auch wenn es ihm selbst scheinbar ebenso wenig gefiel.
Der Tropfende Kessel - eine urige Spelunke - war der Durchgang zur Muggelwelt, doch sie steuerten den Kamin an.
Goyle konnte nur die Beine bewegen, der Rest seines Körpers war steif.
âWas ist das fĂŒr ein Zauber?â, fragte Lily neugierig.
Williamson sah die rothaarige Hexe belustigt an. âDen lernt ihr in der Aurorenausbildung.â
Goyle wurde unsanft in den Kamin geschubst und James sagte grinsend: âWer sagt, dass wir Auroren werden wollen?â
âIch habe eure Bewerbungen gesehen und kenne Elizabeth Potter. Ich bin ihr neuer Partner, seit Jenkins...â Williamson senkte seinen Blick, doch die Betroffenheit in seiner Stimme war deutlich zu hören. Die Auroren waren eine eingeschworene Truppe, auch wenn sie sich nicht alle persönlich kannten.
Sirius schluckte. âNa Klasse, Prongs, dann wird Elisabeth ja wohl aus erster Hand von unserem heimlichen Ausflug erfahren.â Etwas Panisches lag in seinen Worten und lieĂ den Auroren und die beiden MĂ€dchen leise lachen. Sirius hatte groĂen Respekt vor James` Mutter und hoffte nicht, sie in der Aurorenzentrale anzutreffen, das Donnerwetter wĂ€re vorprogrammiert.
Doch sie hatten GlĂŒck. Nachdem sie im Ministerium angekommen waren, das zu so spĂ€ter Stunde wie ausgestorben war, steuerte Williamson auch gleich die Aurorenzentrale an. Nur aus einem der BĂŒros drang ein schmaler Lichtschein unter dem TĂŒrschlitz hervor.
âNa, dann wollen wir mal sehen, wer heute die Nachtschicht hatâ, meinte der junge Auror und öffnete, ohne anzuklopfen, die TĂŒr. Sogleich flog eines dieser Memos, die durch das ganze Ministerium sausten, in das BĂŒro der Nachtschicht. Die violetten Papierflieger erreichten teilweise ganz schöne Geschwindigkeiten und James konnte gerade noch so seinen Kopf einziehen, als das Ding an ihm vorbei sauste.
Williamson stieĂ Goyle in das kleine, hell erleuchtete BĂŒro und folgte ihm mit den vier Gryffindors im Schlepptau. Jackie, Lily und Sirius sahen sich interessiert um, nur James kannte das alles schon von einigen Besuchen.
Zwei groĂe Schreibtische und einige StĂŒhle nahmen fast das gesamte Zimmer ein. Aktenberge verteilten sich auf den beiden Tischen und hinter einem davon war ein grauhaariger Kopf auszumachen.
âAuch das nochâ, maulte Jackie, als sie einen ersten Blick auf den Auroren erhaschen konnte.
Mad Eye Moody lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurĂŒck und lieĂ seine Augen ĂŒber die nĂ€chtlichen Besucher wandern.
âIch dachte, Williamson, du wolltest zu dieser Katzenmusik in die Winkelgasseâ, schnarrte der Auror leicht amĂŒsiert.
Williamson schnaubte: âJa, da war ich auch, aber wir hatten ein kleines Problem mit Malfoy und seinem Freund hier.â
Er schubste Goyle in eine Ecke des Raumes und nahm selbst hinter dem freien Schreibtisch Platz.
âUnd wo hast du diese GrĂŒnschnĂ€bel aufgegabelt?â, knurrte Moody und deutete den vier Gryffindors an, sich zu setzen.
Nur zögerlich kamen sie seiner Aufforderung nach und Williamson sagte: âDas erzĂ€hl ich dir spĂ€ter, aber tu mir ein Gefallen, Moody, hilf den vieren ungesehen ins Schloss zu kommen.â
Der Auror, den Lily immer als mĂŒrrisch bezeichnete, lachte kurz auf. âDas ist gar nicht mehr nötig, Dumbledore hat mich informiert, dass ihm ein paar SchĂŒler aus seinem Abschlussjahrgang abhanden gekommen sind und wenn ich sie finde, soll ich sie umgehend in sein BĂŒro schicken.â
James schloss die Augen und sah gerade das Bild eines ziemlich ĂŒbellaunigen Schulleiters vor sich, wĂ€hrend Jackie leise murmelte: âIch versteh nicht, warum uns das immer passiert. Warum können wir nicht mal einen schönen Abend haben, ohne Ărger oder erwischt zu werden?â
Lily knurrte: âWeil wir mit Mr. Leichtsinnig und seinem Freund zusammen sind.â
Die beiden Auroren lachten leise und Moody erhob sich. âIch denke, ihr solltet nach Hogwarts zurĂŒckkehren. Den Papierkram erledige ich mit Williamson.â
Sirius erhob sich und meinte gelassen: âWas soll uns schon groĂ passieren? Die PrĂŒfungen haben wir hinter uns. Dumbledore wird uns wohl kaum von der Schule werfen.â
Lily zog scharf die Luft ein. âAber ich wette, er hat eine nette Strafe fĂŒr uns.â
Moody dirigierte die vier zu den Kaminen im Erdgeschoss und wartete, bis sie alle in den grĂŒnen Flammen verschwunden waren.
Nacheinander stiegen die Gryffindors aus dem Kamin im BĂŒro des Schulleiters. Die groĂe Uhr ĂŒber seinem Kamin zeigte gerade zwei Uhr morgens an. Ein Grund fĂŒr sie zu hoffen, dass der Professor nicht anwesend war. Auf den ersten Blick schien es auch der Fall zu sein, doch seine Stimme war prĂ€sent, als er donnerte: âWillkommen zurĂŒck!â
Dumbledore hatte es sich in einem Lehnsessel bequem gemacht und entzĂŒndete ein paar Kerzen im Raum, damit ihn die vier auch gut sehen konnten. Er blickte nicht auf, als er sagte: âIch hĂ€tte mehr Verstand von Ihnen erwartet...â
James setzte schon an, um sich zu rechtfertigen, doch Lily sagte reumĂŒtig: âEs gibt keine Entschuldigung fĂŒr unser Wegschleichen. Bestrafen Sie uns, Professor!â
Sirius schnaubte verĂ€chtlich und knurrte etwas wie âĂŒbergeschnappte Schulsprecherinâ, doch Jackie senkte ihren Blick, um ein LĂ€cheln zu verbergen. Lily war in die Offensive gegangen und nur Jackie bemerkte das, denn James starrte seine Freundin fassungslos an.
Professor Dumbledore erhob sich. Auch wenn sein Gesicht regungslos war, funkelten seine Augen belustigt bei Lily`s Worten und er war ebenso schlagfertig. âOh, ich hĂ€tte da schon eine Strafe fĂŒr Sie alle.â
âNichts mit ein paar faulen Tagenâ, maulte Sirius, doch seine Miene erhellte sich, als der Schulleiter weiter sprach: âSobald Sie die Schule verlassen haben, werden Sie offizielle Mitglieder des Phönixordens sein, einschlieĂlich aller Pflichten, die damit verbunden sind. Gute Nacht, meine Herrschaften.â
VerblĂŒfft sahen sich die vier NachtschwĂ€rmer an und eilten zur TĂŒr, doch noch bevor sie die Klinke in der Hand hatten, flötete der Professor: âAch ja, und bevor ich es vergesse, Sie vier werden den Abschlussball vorbereiten und ihn fĂŒr alle SchulabgĂ€nger zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.â
Schlagartig klappte James` Kinnlade herunter und Jackie nuschelte: âIch wusste doch, dass da noch etwas kommt.â
Leises Lachen drang noch aus dem SchulleiterbĂŒro, als die Treppe sich in Bewegung setzte.
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