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Fanfiction

Mission Tom - der Tag, an dem sich alles ändern sollte - ~ Eine Weihnachtsgeschichte ~

von kleina Milkahase

Tonks raste an Harry und Ron mit einer Mordsgeschwindigkeit vorbei, dass Ron fast die Kaffeeteller, die er soeben hatte aufdecken wollen, fallen gelassen hätte. Instinktiv sprang Harry auf den Flur, um ihr hinterher sehen zu können.
„Geht’s noch?“, beschwerte sich Ron murrend und stellte die Porzellanteller mit zittrigen Händen auf den hölzernen Küchentisch.
„Sie ist in den Versammlungsraum gelaufen!“, rief Harry vom Flur, dann kam er langsam zurück in die Küche und lehnte sie Tür an. Ron nahm die Tassen, die er auf die Teller gestapelt hatte, herunter und verteilte auf dem Tisch.
„Bestimmt hat sie den Termin vergessen“, sagte Ron tonlos. „Ich wüsste zu gerne, was an diesem Ordenzeug so wichtig ist.“
„Nur weil du nicht dabei sein darfst, muss das nicht heißen, dass es vollkommen unwichtig ist“, sagte Harry fest und schnappte sich die Servietten, die es auch noch auszuteilen galt.
„Ist doch so!“, grummelte nun Ron. „Nie dürfen wir dabei sein! Dabei sind wir nach den Sommerferien auch schon in der Abschlussklasse! Außerdem: Seit Dumbledore…“ Ron schwieg für einen Moment ehe Harry schluckend nickte.
„Ich weiß“, sagte er leise. „Alles geht drunter und drüber.“
„Wir beide wären ein guter Ersatz für ihn und diesen scheiß Kerl, er ihn um… umge…“ Harry schmiss die Servietten in seiner Hand zu Boden.
„Ich wusste es doch, dass der was im Schilde führt!“, rief er wütend. Er atmete flach und schnell vor Aufregung. „Aber auf mich hört ja keiner!“
Die TĂĽr sprang auf.
„Im Gegenteil, man hört euch sogar unter der Dusche!“ Hermine betrat grinsend das Zimmer und rubbelte sich mit einem quietschrosa Handtuch das Haar trocken. Harry setzte sich auf einen Stuhl und blickte starr geradeaus. Ron hatte den letzten Teller abgelegt und lehnte an dem anderen Tischende. Hermine sah die beiden durchdringend an.
„Ist was?“
„Ob was IST?!“, brauste Harry auf. „Natürlich ist was! Seit wir aus der Schule raus sind, ist was, seit Voldemort wieder voll bei Kräften ist, ist was, seit Snape Dumbledore umgebracht hat ist was!!“ Hermine starrte Harry leicht verängstigt an, bis dieser wieder fünf Schritt von ihrer Nasenspitze wegtrat und sich wieder hinsetzte.
„Wow“, flüsterte Hermine nur. Ron schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
„Ich geh jetzt!“, entschied er grimmig.
„Moment mal, ich meine - Ron! Wohin willst du denn?“ Hermine warf einen letzten Blick auf Harry und rannte Ron nach, der soeben aus der Küche gestürmt war. Harry folgte ihr seufzend. Hermine stand mitten auf dem Flur.
„Ron, da kannst du jetzt nicht reingehen!“
„Wieso nicht?“ Ron machte einen Schritt nach vorne.
„Da is Versammlung!“
„Eben.“ Dann hob er spöttisch die Schultern. „Versammlung“, äffte er Hermine nach, als wäre das Wort eine Heilige. Und dann drehte er sich abrupt um und stürmte in den Saal. Harry rannte ihm prompt hinterher.
WĂĽtend riss sich Hermine ihr Handtuch vom Kopf und rannte den Beiden nach.
„Wir wollen mitreden!“, rief Ron gerade als sie den Raum betrat. Lupin sah ihn besorgt an.
„Alles klar mit dir, mein Junge?“
„Klar ist alles klar!“, rief Ron zurück. „Wir wollen mitreden! Dumbledore hätte das… gewollt!“ Tonks sah Harry, Ron und Hermine belustigt an, Molly hingegen, die ebenfalls in der Runde neben Arthur saß, sprang auf.
„Ronald Weasley!“ Hastig griff Arthur nach ihrem Arm.
„Ist schon gut, Molly“, flüsterte er, „komm, setz dich wieder, er kann es ja nicht wissen.“
Moody, der auf einem kleinen Holzvorsprung stand, sodass ihn jeder im Raum besser sehen konnte, sah anscheinend sehr schwer überlegend zu den dreien hinunter. Dann winkte er plötzlich Lupin zu sich und flüsterte ihm etwas zu. Lupin wurde erst weiß, dann grinste er und dann setzte er sich wieder und Moody wandte sich Harry, Ron und Hermine zu.
„Mach schon, bitte“, flüsterte Ron leise.
„Es…“, Moody suchte angestrengt nach Worten, „… Morgen ist ja schließlich Weihnachten.“ Er grinste und Harry sah in Ron und Hermines verblüffte Gesichter.

„Es – war – klar. Es war so klar!“ Ron stampfte den hohen Schneeberg hinauf zu dem Hügel, auf welchem das nächste Muggeldorf lag, das Hermine und Harry ihm hatten beschreiben können. Der Wind pfiff ihm um die Ohren. „Es ist ein Auftrag des Ordens, Ron“, äffte er die Worte seiner Mutter nach. „Ja, und zwar ein sehr wichtiger! – Na klar, ihr habt doch alle einen an der Schüssel!“ Ron schlang die Arme um sich um dem angehenden Schneesturm zu trotzen. Durch das neblige Durcheinander von Schneeflocken kamen endlich die Umrisse der Stadt in Sicht. Ron versuchte schneller zu gehen, aber der Schnee hinderte ihn. Selbst als er die Straße betrat, wurde er Gang nicht angenehmer. „Geh nur Ron“, redete er weiter vor sich hin und verdrehte die Augen. „Bei so hohem Schnee fährt Dads Auto sowieso nicht, deshalb musst du so oder so zu Fuß gehen. – Und was hab ich davon? – Na jetzt hör aber auf! Du hast dir doch einen Auftrag gewünscht, bitte: Hier ist er!“ Wütend riss Ron die Tür des Geschäfts auf, vor welchem er sich jetzt befand. Sauer steckte er seine vor Kälte schmerzenden Finger in die Tasche seines Mantels und zog das Muggelgeld, für das Hermine hatte herhalten müssen, heraus. Komisches Geschäft, das noch kurz vor 23 Uhr geöffnet hatte. Und dann zur Weihnachtszeit.
„Oder gerade wegen der Weihnachtszeit, Ron.“ Ron fuhr erschrocken herum.
„Was?“ Hinter dem Vorhang am Tresen bewegte sich etwas. Verwirrt sah Ron sich um. Das musste der Verkäufer sein. Aber warum wusste er-? So ein Quatsch, jetzt fing er schon an zu fantasieren!
„Ein… äh… Lebkuchen, bitte.“ Die Figur hinter dem Vorhang erstarrte.
„Was?“, krächzte sie beinahe künstlich.
„Einen Lebkuchen!“ Ron versuchte sich an das zu erinnern, was Lupin ihm genau aufgetragen hatte. „Ein Lebkuchenherz!“
Der Vorhang sprang zurĂĽck und Ron schrie auf.
„Ruhe, Junge, sei leise!“
Ron schrie nur noch mehr.
„Sei ruhig jetzt, Ron!“ Ron taumelte nach hinten.
„Geiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiister!!!“ Eine durchsichtige Hand fasste nach ihm und hinderte ihn daran, aus dem Laden zu fliehen.
„Ron!“ Ron verstummte und presste wimmernd seine bebenden Lippen aufeinander. Ein beinahe durchsichtiges Gesicht starrte ihn an und lächelte über eine Halbmondbrille hinweg.
„Erkennst du etwa deinen Schulleiter nicht?“ Ron schluckte einen dicken Kloß im Hals hinunter und starrte Dumbledore an.
Dieser schĂĽttelte den Kopf.
„Ich dachte, ein Schüler sollte sich freuen, seinen alten Schulleiter wieder zusehen aber stattdessen… - Ach Gottchen, ich muss los!“ Der Dumbledoregeist wirbelte herum und schwebte durch den Tresen um sich eine Uhr zu holen. „Geh wieder nach Hause, Ron. Ich muss los, es ist schon kurz vor elf.“
„Aber…“ Der Geist schwebte an Ron vorbei. „Der… aber… der Lebkuchen – Lebkuchenherz!“ Dumbledore drehte sich noch einmal um.
„Danke, Ron, ich hab’s jetzt gehört. Geh wieder nach Hause.“ Und mit diesen Worten schwebte Dumbledore aus dem Geschäft.
Draußen war es eisig kalt und es tat ihm Leid, dass Ron nun den ganzen Weg wieder zurückgehen musste. Aber hätte Ron ihm das Codewort nicht gebracht, hätte er vielleicht die neue Mission des Ordens vergessen. So schnell er konnte schwebte Dumbledore vorwärts. Es erstaunte ihn immer wieder, wie schnell Geister werden konnten, vor allem, wenn man im Rücken einen riesigen Schneesturm hatte, der einen anstieß. Binnen weniger Minuten hatte Dumbledore das verlassene alte Landhaus erreicht, obwohl es eigentlich Kilometer weit entfernt war. Ein schneller Blick auf seine Uhr verriet Dumbledore, dass es höchste Zeit war. Fast 23 Uhr, um genau zu sein. Er konnte bloß hoffen, dass sein Plan aufgehen würde.
Dass er nach seinem Tod das ewige Leben gewählt hatte, das ihn jetzt zum Geist machte, erlaubte ihm, durch ein offenes Fenster in einen riesigen, dunklen, alten Raum zu fliegen. Das Bett darin war noch unbenutzt, doch dem Zimmer näherten sich Schritte.
„Operation Tom kann beginnen!“ Dumbledore war gerade unter die Bettdecke des großen Himmelbetts, das Mittelpunkt des Raumes war, geschlüpft, als die Tür sich knarrend öffnete und sein Opfer das Zimmer betrat. Im nächsten Moment wurde ihm ahnungslos die Bettdecke weggezogen – und wieder war ein Schrei zu hören. Doch Dumbledore blieb ruhig.
„Hallo.“
„Was, was-?“
„Oh, tschuldigung.“ Dumbledore setzte sich auf und richtete das Kopfkissen. „Tut mir Leid, ich sehe jetzt zwar leichter aus, aber es hinterlässt trotzdem immer noch einen Abdruck, wenn ich irgendwo gelegen habe.“
„Was - machst - du - hier?“ Ein Zauberstab richtete sich auf Dumbledore, doch dieser lächelte nur.
„Tom, das wird dir gar nichts bringen – ich bin tot!“
„Das sehe ich!“, sagte Voldemort sarkastisch. „Du lebst!“
„Ich bin tot – ich wurde umgebracht.“ Irgendetwas an Dumbledores Lächeln trieb Voldemort in den Wahnsinn.
„Umgebracht, ja! Ich hab eine riesen Belohnung für Snape herausspringen lassen, nur damit du noch vegetierst?!“
„Erstens muss man als Geist nicht viel vegetieren und zweitens bleiben wir bitte beim „Sie“ gegenüber einer älteren Person beziehungsweise einem Schulleiter, so wie früher.“
Voldemort zeigte nur mit dem Zauberstab Richtung TĂĽr.
„Raus!!“ Dumbledore sprang vom Bett und sauste durch Tom hindurch.
„Lass das!“, schrie Voldemort wütend. „RAUS!“
„Aber Tom, ich bin doch gerade erst gekommen! Ich hab dir eine frohe Nachricht zu unterbreiten.“
„Ach ja?“, fragte Voldemort argwöhnisch. „Ist dein Findelkind tot?“
„Harry?“, fragte Dumbledore amüsiert. „Nein, der „vegetiert“ noch.“
„Das ist NICHT witzig!“, rief Voldemort, als Dumbledore anfing leise zu lachen. Voldemort richtete erneut seinen Zauberstab auf Dumbledore.
„Ah-ah-ah“, mahnte dieser.
„Das ist doch alles nur ein Trick!“, rief Voldemort leicht hysterisch. „Du sagst, ich kann dich nicht besiegen, aber das ist nur ein Ausweg, damit ich dich nicht angreife, weil du unbewaffnet bist!“ Dumbledore hörte auf zu lachen und zog die Augenbrauen hoch während er langsam seine Arme ausbreitete.
„Versuch es“, sagte er nur. „Töte einen Toten.“ Voldemort sah Dumbledore hasserfüllt an.
„Ich habe einen von euren scheiß Hausgeistern mit meinem Basilisken versteinert! Da werde ich Geister doch auch umbringen können!“
„Bitte…“, seufzte Dumbledore gleichgültig. „Wenn ich schwerer wäre als Luft, würde ich sagen, dass ich mich von einer Brücke stürzen oder meine Hand dafür ins Feuer halten würde, dass ich wieder einmal Recht habe.“ Dumbledore lächelte langsam. „Zaubere. Versuch es.“
„Es ist keine Zeit zu scherzen, Dumbledore, das solltest du doch wissen!“
„Ich würde springen“, kam die Antwort. Voldemort riss wütend knurrend seinen Zauberstab zu Boden.
„Du zauberst ja gar nicht“, bemerkte Dumbledore sofort mit einem scheinbar erstaunten Blick auf den zu Boden gerichteten Zauberstab Voldemorts. „Stimmt etwas nicht?“
Voldemorts rote Augen stierten ihr GegenĂĽber an.
„Ich zaubere nur nicht, weil du dann tot wärst und mir nicht mehr deine frohe Nachricht überbringen könntest“, lächelte er kühl.
Einen Moment lang war Dumbledore still. Er schien zu ĂĽberlegen.
„In der Tat“, flüsterte er dann anerkennend, „daran hatte ich gar nicht gedacht.“
„Hör auf deinen Bart zu zwirbeln und sprich!“ Dumbledore ließ sich in einen alten Ledersessel fallen und bohrte geistesabwesend mit dem Zeigefinger in einem Loch in der Lehne.
„Man sollte meinen als angehender Herrscher der Welt würde man unter nobleren Verhältnissen wohnen.
„Lenk nicht ab!“, zischte Voldemort barsch. „Rede jetzt und schweige dann für immer!“ Voldemorts Zauberstabspitze zitterte vor Aufregung kaum einen Meter vor Dumbledores Brust.
„Nun denn…“, lächelte Dumbledore müde. „Ich hoffe du kennst die Geschichte des Ebenizer Scrooge.“
„Warum sollte ich?“, schnaubte Voldemort. „Komm zur Sache!“
„Nun gut, dann eben nicht. Dann werde ich dir eben ohne Vorwissen einen weiteren Besuch ankündigen.“ Voldemorts Atem fiel aus und seine Augenbrauen zogen sich misstrauisch zusammen.
„Von wem?“, fragte er.
„Das wirst du heute um Mitternacht wohl bemerken.“ Voldemorts Hand zitterte leicht. Es war einfach zu erraten, dass er einen Hinterhalt von Dumbledore vermutete um endgültig geschlagen zu werden.
„Oh nein, so was würde ich nicht tun“, lächelte Dumbledore und sah Voldemort prüfend an. „Ich sehe, dass du Angst vor dem Tod hast, aber es gibt Schlimmeres; ein einfacher Tod wäre bloß erleichternd – man wird die Person nicht los, wie man sieht.“ Dumbledore strich lächelnd seinen Geisterumhang glatt. Voldemort presste die Lippen aufeinander. Seine knochigen Hände umkrallten den Zauberstab in seiner Hand fester.
„Man sollte seinen Gegner nicht unterschätzen“, zischte er leise. Dann wandte er sich wieder Dumbledore zu. „Um Mitternacht wird keiner dieses Haus betreten der nicht vollkommen nebelig und unscheinbar durch die Welt geistert“, sagte Voldemort nun scheinbar ruhig und fest. „Danke für die letzten Worte.“ Und dann lächelte er – „Accio!“ – und zielte mit einem Föhn auf Dumbledores vollkommen verblüfftes und plötzlich vor Ernst versteinertes Gesicht.

Die Uhr schlug gerade Mitternacht, als Voldemort plötzlich aufwachte. Er dachte das Knarren einer Tür gehört zu haben, doch das karge Mondlicht, das sein Zimmer etwas erhellte, gestattete ihm einen Blick auf eine verschlossene Holztür. Sie war nicht geöffnet worden, das Fenster – Voldemort drehte sich ruckartig um – war auch geschlossen. Zufrieden sank er wieder zurück in sein Bett. Alles ganz normal, alles ganz ruhig…
„Ich will da nicht rein!“
Voldemort fuhr hoch. Da! Stimmen!
„Wir müssen! Er kann uns doch nichts mehr anhaben, hat Dumbledore selbst gesagt!“
„Trotzdem, bitte! Ich will das nicht! Könnten wir nicht stattdessen Harry sehen?“
„Natürlich nicht und jetzt geh schon!“ Vorsichtig huschte Voldemort aus seinem Bett und lauschte.
„Warum muss ich eigentlich vorgehen?“, beschwerte sich nun eine flüsternde Stimme. Es war leider unmöglich zu bestimmen, wer es war.
„Warum sollte ich denn vorgehen?“
„Hast du schon mal was von english gentleman gehört?“
„Ja, und ich hab oft genug alles für dich aufs Spiel gesetzt, jetzt bis du mal dran etwas für – äh, tschuldigung, ich meine…“
„Und so einen Trottel hab ich geheiratet! Ich hätte mich gar nicht von dir einfangen lassen sollen!“
„Was soll das denn heißen?“
„Na frag doch Sirius! Frag ihn wie scheiß aufdringlich du immer warst!“
„Er ist… tot…“ Es war kurz still und Voldemort huschte hinter die Tür, von der her die Stimmen kamen. Schon jetzt ärgerte er sich über den Trupp von Todessern, die er als Wachen aufgestellt hatte. Vollkommen unfähige Menschen!
„Na, egal.“ Es war wieder ruhig.
„Komm…“, flüsterte eine Stimme sehr leise. „Wir sollten uns freuen, ihm eins auswischen zu können. Voldemort mein ich.“ Leise zog Voldemort seinen Zauberstab aus der Pyjamatasche.
„Ja“, sagte nun die andere Stimme. „Wischen wir ihm eins aus.“
„So richtig gespenstisch?“ Eine helle Stimme lachte leise.
„Klar, so richtig gruselig. Der wird sich wundern… Machst du die Tür auf?“
„Warum ich?“ Kurze Stille. „-Okay, okay, ich mach ja schon!“ Leise drückte jemand die Türklinke herunter. Die alte Wanduhr hatte gerade aufgehört Mitternacht zu schlagen.
Voldemort machte sich bereit.
Dann schwang die Tür auf – und Voldemort sprang hervor.
Ein kalter Schauer durchfuhr ihn als die nebligen Gestalten durch ihn hindurch flogen. Wütend drehte er sich um. Ein spitzer Schrei ertönte.
„James! Da!“ James Potters silbrige Gestalt drehte sich zu Voldemort um.
„Ach“, lächelte er, „wen haben wir denn da…“ Voldemort ließ mit weit aufgerissenen Augen seinen Zauberstab sinken und taumelte rückwärts zum alten Ledersessel, um in ihm zusammenzusacken.
„Siehst du?“, fragte James großspurig über seine Schulter hinweg. „Ich sagte doch, er ist harmlos.“ Lily kam hinter seinem Rücken hervor.
„Nie wieder“, murmelte sie, „so was mach ich nie wieder mit!“
Voldemort rang währenddessen innerlich mit seiner Fassung, den Zauberstab ließ seine zittrige Hand auf den Boden fallen und halb unter den Sessel rollen.
„Ein Traum…“, murmelte er kreideweiß. „Das ist alles nur ein Traum…“
„Ein Alptraum“, grinste James, „buh!“
„James, lass das!“, zischte Lily und zog James barsch zurück. Voldemort schloss kurz die Augen um dann urplötzlich aufzuspringen und Lily ein weiteres Mal einen Schrei zu entlocken.
„Warum lebt ihr denn alle noch?!“, schrie er.
„Na nun aber mal langsam“, beschwerte sich James sofort. „Freu dich doch mal alte Bekannte wieder zu sehen.“
„Jetzt reicht’s mir aber“, sagte Voldemort laut zu sich selbst. Er war plötzlich wieder voll bei Kräften. „Wo ist der Föhn, es reicht jetzt, weg mit euch, alle weg!“
„Föhn?“, fragte Lily verwirrt.
„Einen Föhn kannst du haben“, sagte James nun gleichmütig. „Aber erstmal kommst du jetzt mit uns mit.“
„Und wohin bitte?“, fragte Voldemort spöttisch.
„Ein bisschen herumfliegen.“ Voldemort sah James bemitleidend an.
„Sonst ist aber alles klar bei euch. Ihr lebt, obwohl ihr tot seid, ihr wollt, dass ich fliege, obwohl ich das nicht kann, ihr wollt dass ich mitten in der Nacht mit euch mitkomme, obwohl ich weiß, dass das alles ein Hinterhalt ist – ha!“ Er tippte sich an die Stirn.
„Hinterhalt, soso“, murmelte James. „Eher Gehirnwäsche. So, wir müssen jetzt los. Wo steckt dieses Mädchen?“ Lily sah zur Tür.
„Hermine?“
„Bin schon da, bin schon da…“ Hermine trottete ins Zimmer herein.
„Oha, ein neuer Anstrich hat noch keinem Zimmer geschadet…!“ Sie fuhr mit dem Finger über eine Kommode und pustete dann den Staub von ihrer Hand. Dann sah sie Lily an.
„Wie weit?“
„Sagen wir mal… rund siebzehn Jahre zurück bitte.“
„OK…“ Hermine warf Lily, James und Voldemort das Kettenband ihres Zeitumkehrers um den Hals und drehte an der Uhr.
„Was soll das?“, brauste Voldemort auf und griff demonstrativ nach dem Band um seinen Hals. Doch genau in diesem Moment rief Hermine „Fertig!“, und ehe Voldemort sich hersah, hatte sich das Haus vor ihnen in Luft aufgelöst, stattdessen war dort eine Baustelle zu sehen und die Sonne strahlte mit einer Energie, als wäre nicht eben gerade finsterste Nacht gewesen.
Voldemort riss das Band von seinem Hals.
„Was soll das?“, fragte er verwirrt.
„Wir sind in der Vergangenheit“, lächelte Lily. „Die gute alte Zeit…“ Voldemort grummelte.
„Und was machen wir hier? Das ist langweilig hier, Schnee, Sonne… zu friedlich.“
„Oh ja – und wie friedlich es war, als du noch nicht halb soviel Macht hattest wie heute!“ James und Lily liefen zu einem Haus mit einem Weihnachtskranz vor der Tür und öffneten diese.
„Leise jetzt!“, zischte James mit dem Zeigefinger vor dem Mund. Dann huschten sie durch die Tür und spähten in die Wohnstube. Lily schloss genüsslich die Augen und schnupperte. Es roch nach Kerzenwachs und Truthahn. James winkte Voldemort zu sich.
„Guck mal“, sagte er dann mit glänzenden Augen. „Waren das nicht noch schöne Zeiten? So friedlich, ohne Tod und Verderben?“
„Ja“, erwiderte Voldemort genervt. „Schön langweilig.“ Lily seufzte.
„Wir müssen ihm das konkreter zeigen“, sagte sie und flüsterte James etwas ins Ohr.
„Du bist verrückt“, sagte dieser. „Du willst ja nur Harry sehen…“ Er verstummt nachdenklich. Sein Blick schweifte kurz ab, er lächelte, und dann wandte er sich wieder abrupt Hermine zu.
„Zu uns!“, sagte er und schüttelte sie ungeduldig. „Bring uns zu unserem alten Haus!“ Tatsächlich gehorchte Hermine widerwillig als James ihr die Adresse durchgab und sekundenspäter standen sie an einer zweiten Wohnzimmertür und sahen durch den Schlitz. Aufgeregt machte Lily sich von dem Zeitumkehrer los und öffnete leise eine Nebentür.
„Da ist er…“, flüsterte sie angetan. Klein-Harry saß in einem hölzernen Gitterbett und malte mit seinen kleinen dicken Babyfingerchen mit einem Wachsstift auf die blaue Tapete des Zimmers. James legte Lily lächelnd die Hand auf die Schulter.
„Am liebsten würde ich reingehen“, gestand Lily flüsternd. Eine leise Träne kullerte über ihr Gesicht.
Jemand hinter ihnen machte ein Geräusch, als müsste er sich gerade übergeben.
„Jetzt reicht’s aber mit dem Gesülze!“ Hermine boxte Voldemort sauer in die Seite.
„Was erlaubst du dir!“, fauchte Voldemort sofort. „Ich könnte dich umbringen!“
„Mit deinen Händen?“, erwiderte Hermine ungerührt. Voldemort griff instinktiv in seine Pyjamatasche, doch da war kein Zauberstab.
„Unter dem hässlichen Knautschsessel“, flüsterte Hermine zwinkernd und zuckte dabei so schadenfroh mit den Achseln, dass Voldemort leise knurrte.
„Hoffentlich ist das bald vorbei!“ Er warf einen Blick auf Lily und James. Im Hintergrund spielte nun sanfte Weihnachtsmusik. „Das ist ja ätzend!“, murrte Voldemort. „Ich mag Halloween viel lieber. Besonders wenn dann Leute sterben, die jetzt wieder leben!“ Hermine sah Voldemort erschrocken an als, als seine roten Augen anfingen zu leuchten.
„Nach dem Angriff hast du all deine Kräfte verloren“, bemerkte sie geringschätzig.
„Egal“, erwiderte Voldemort flüsternd und rieb sich die Hände. „Jetzt ist alles egal! Ich bin mächtig und damals… ich hatte wirklich geglaubt, es klappt. Das war mein bester Augenblick, dieses Gefühl, die Zukunft zu verändern, diese Wahrsagerin zu hintergehen indem die Prophezeiung nicht eintrifft…“
„Sie ist aber eingetroffen.“
„Still!“ Voldemort griff nach Hermines Zeitumkehrer. „Dreh ihn zu dem Zeitpunkt, an dem Pettigrew sie verrät! Mach es! Dieses Gefühl… das war Weihnachten, das ist die wirkliche Bedeutung…“
„Nein!“ Voldemort riss an Hermines Zeitumkehrer als diese versuchte, ihn aus seinen Fingern zu befreien. „Nein!“ James und Lily standen plötzlich hinter ihnen.
„Schluss jetzt!“, rief James ausnahmsweise einmal streng.
Hermine sprang zurĂĽck, als Voldemort sie fĂĽr einen Moment unbeachtet lieĂź.
„Wir sind hier um dir die wirklich wahre Bedeutung von Weihnachten und dem Leben beizubringen – und?“, James sah Voldemort hoffnungsvoll an, „Was hast du gelernt?“ Voldemorts Augen glühten kurz auf, doch dann verloren sie schlagartig all ihren Glanz und er verschränkte die Arme.
„Alles Humbug!“, raunte er abfällig und spuckte auf den Boden.
„Essen ist fertig!“, rief der alte James aus der Küche des alten Hauses, in dem Lily und James einmal gewohnt hatte.
„Ich hol Harry!“, lachte eine fröhliche Frauenstimme aus dem Wohnzimmer.
Lily, James und Hermine fuhren zusammen.
„Weg hier!“ Hermine beeilte sich, sich selbst und den dreien neben ihr den Zeitumkehrer über den Kopf zu werfen. Hastig drehte sie daran, sofort fing die Uhr an leise zu rattern und im nächsten Moment verwischte sich das Bild vor ihnen und sie landeten auf dem Boden vom Schlafzimmer in Voldemorts Landhaus.
Diesmal riss Voldemort sich so früh von dem Zeitumkehrer los, dass James über das lange Band stolperte und sogar hinfiel. Sofort war Lily neben ihm und half ihm hoch, Hermine zitterte, weil James genau auf sie drauf – oder besser: durch sie durch – gefallen war. Voldemort hastete sofort zum alten Ledersessel und lugte unter ihn um seinen Zauberstab wieder an sich zu bringen.
Gerade als Hermine sich wieder aufrappelte, sah er mit wĂĽtend blitzenden Augen zu ihr auf.
„Wo ist er?!“, rief er und ging auf Hermine zu. Hermine stolperte hastig rückwärts.
„W-Was?“
„Lass Hermine in Ruhe“, rief Lily mit zittriger Stimme. Doch Voldemorts verengte Schlitzaugen stierten sie nur abfällig an.
„Hatten wir die Situation nicht schon mal?“ Bestürzt sah Lily zu Boden und klammerte sich an James.
„Wo ist er nun?“, fragte Voldemort Hermine.
„Was?“
„Du weißt schon.“
„Was?“
„Der Zauberstab, verdammt!“ Hermine wies auf den Sessel. „Lüg nicht“, brüllte Voldemort und seine Augen glühten auf.
„Aber-“ Hermine rutschte zum Stuhl und tastete unter ihn. „Aber…“, begann die abermals.
„Weg!“, sagte Voldemort. „Weg, ich fass es nicht!“ Er wurde weißer als er eh schon war. „Oder etwa…“ Er sah Lily und James an. „Habt ihr-?“
„Nix haben wir“, erwiderte James ungerührt. „Bin ich froh, dass ich dich gleich los bin! So was Widerliches hält man eine ganze Nacht nicht durch!“
„Die ganze Nacht?“, hinterfragte Voldemort misstrauisch. „Kommen etwa… noch mehr…?“
„Jaa“, nickte James und sah Voldemort kühl an. Dann nahm er Lilys Hand. „Komm, wir übergeben ihn jetzt an Moll- äh… du weißt schon.“ Dann langte er hastig im Vorbeigehen auf Voldemorts Nachttischen und versteckte das Etwas hinter dem Rücken und wandte sich dann noch einmal Voldemorts dunkler Gestalt zu.
„Denn wir waren die Geister der vergangenen Weihnacht…“, er hielt sich den Strahl von Voldemorts Taschenlampe, die er hinter seinem Rücken hervorzog, vors Gesicht um noch gruseliger zu wirken, „… und bald werden dich die Geister der jetzigen Weihnacht heimsuchen!“
„Ach, was für ein Zufall…“, rhabarberte Voldemort und verdrehte die Augen. „Erst ein toter Dumbledore, dann ihr… Zwei und jetzt noch welche? Ich hoffe, es wieder jemand, den ich schon mal umgebracht habe oder der in meinem Auftrag gestorben ist… Diggory? Zu unbedeutend… dieser Quirill? An den denkt doch auch keiner mehr… wer ist den noch tot… Sirius Black, habe ich gehört… nee, das war ich ja nicht selbst… Oh! Wisst ihr, wen ich gern sehen würde? Dieses Weasley-Mädchen, das hatte wenigstes was auf dem Kasten!“ Hermine schnappte nach Luft.
James sah die beiden mit geweiteten Augen an.
„Äh… ich glaub, wir gehen dann besser, um Punkt 12 hört der Zauber sowieso auf zu wirken und dann sind wir wieder-“
„Halt!“ Voldemort versperrte ihnen den Weg. „Mein Zauberstab.“
„Ich war’s nicht!“, kam’s bei Lily und James wie aus einem Munde.
Als Antwort zog Voldemort bloß eine Augenbraue hoch. „Sicher?“
„Ich schwöre“, alberte James. Voldemort warf ihm einen düsteren Blick zu.
„UND WIE KOMMT ES DANN, DASS ER WEG IST?!“, brüllte er James an.
„Wow, du stinkst aus dem Mund wie… warte, ich glaub das kann man nicht vergleichen, das ist echt derb-“
„WO IST ER!?“ Lily zuckte grinsend die Schultern.
„Das ist ja… wie Zauberei“, flüsterte sie. Voldemort sah sie verblüfft an, doch ehe er etwas sagen konnte, stand Hermine neben ihnen.
„Äh… hat mal jemand die Uhrzeit?“ Voldemort zeigte gelangweilt auf die große Wanduhr in seinem Zimmer. Alle anderen folgten seinem Blick – und erschraken.
„Es ist erst viertel vor zwölf!“, rief James. „Du hast nicht lang genug an der Uhr gedreht, Hermine! Es sollte gleich eins sein!“
„Deshalb ist dein Zauberstab auch nicht unter dem Sessel“, rief Hermine erleichtert aus. „Er ist noch gar nicht drunter gerutscht!“ Plötzlich erstarrte James.
„Oh mein Gott!“, hauchte er. Vorsichtig und aufs Schlimmste gefasst, drehte er sich zu Voldemorts Bett um. Schwitzend vor Angst zog er leise die Bettdecke hoch – doch da schlief kein zweiter Voldemort.
„Wo-?“, er wandte sich Voldemort zu. „Hast du nicht geschlafen?“
„’türlich!“, erwiderte Voldemort gereizt. „Ich komm gleich wieder, ich war nur kurz auf Klo, das wird man doch wohl dürfen!“ Prompt ertönten vom Flur her leise Schritte.
„Er kommt!“, rief James. „Das gibt ein Desaster! Rette sich wer kann!“
„Hierher!“, rief Hermine geistesgegenwärtig, „schnell, alle zu mir!“ Wieder warf sie Lily, James und sich selbst das Zeitumkehrerband um. „Komm her!“, winkte sie Voldemort.
„Vergiss es, das wird doch lustig!“ Voldemort stand freudig auf.
„Aber…“, stotterte Hermine verzweifelt, „das geht doch nicht!“
„Wieso nicht?“ Es war eher eine automatische Antwort anstatt einer richtigen Frage gewesen, denn schon stand Voldemort vor der Zimmertür, bereit seinem vergangenen Ich gegenüberzutreten.
„Schnell, Hermine“, schubste sie Lily, „ich hab eine Idee! Drei Stunden zurück, bitte!“ Hermine reagierte nicht sofort, doch als sie endlich verstand, rannte sie mit Lily und James zusammen zu Voldemort, stülpte ihm den Zeitumkehrer über und drehte ein paar Mal an der Uhr. Voldemorts Protestschrei wurde vom Zeitumkehrer verschluckt, als dieser sie mit aller Gewalt aus der Zeit riss und in den gleichen Raum zurückbrachte, allerdings schimmerten die schwarzen Mitternachtsfenster diesmal golden, als drei Stunden zuvor die Sonne über dem stillen Landhaus unterging. Von ihr war nur noch ein schmaler Streifen am Horizont zu sehen.
Voldemort fluchte.
„Was soll das?!“
„Es ging nicht anders“, erklärte Lily. Sie sah James Hilfe suchend an. „Ich meine, er hätte sonst-“
„Mist!“, rief Hermine vom Fenster her.
„Was?“, rief James sofort. „Was? Was ist?“ Ehe Hermine antworten konnte, waren alle anderen drei zum Fenster gestürmt. Hermine zeigte wortlos nach unten in den kleinen Vorhof.
Voldemorts Augen leuchteten auf.
„Das ist ja köstlich!“, rief er aus.
„Das ist ja schrecklich!“, kreischte Lily dazwischen. Unten auf dem Vorhof waren mindestens anderthalb dutzend Personen gerade in einen emsigen Kampf verwickelt, einige davon waren vom zauberministerischen Verfolgungskommando – gegen die schwarz gekleideten Anhänger Voldemorts. Doch das Schlimmste daran war, dass von den Kämpfenden nicht hin und wieder einer von einem tödlichen Zauber getroffen wurde, nein, das Szenario spielte sich irre schnell ab – fast jede 10 Sekunden fiel ein Kämpfender. Es war, als hätte jemand auf „vorspulen“ geschaltet.
„Besser als ein Actionfilm“, nickte Voldemort begeistert. Seine Augen waren kugelrund und hafteten wie festgeklebt auf dem Kampf.
„Das ist Massenmord, das ist zu schnell – das ist schrecklich!“ James tätschelte Lilys Schulter tröstend, dann wandte er sich Hermine zu.
„Warum ist das so schnell?“ Ein Vogel schoss mit übernatürlicher Geschwindigkeit am Fenster vorbei. „Was ist los?“
„I-Ich weiß nicht…“, stotterte Hermine verwirrt. Sie warf Voldemorts Holzuhr einen verängstigten Blick zu, welchem James sofort folgte. Die Uhr tickte Minuten im Sekundentakt ab, die Zeiger sprinteten nur so um ihr Feld.
„Was soll das?“, fragte er verängstigt.
„I-Ich, ich glaube…“ Hermine tätschelte den Zeitumkehrer nervös in ihrer Hand. „Ich glaube, er ist überlastet… er lässt die Zeit viel zu schnell vergehen… Jetzt weiß ich warum Dumbledore immer eine Stunde Zeit zwischen den Geisterbesuchen geplant hatte… und dann… ich muss gestehen, als ich uns vorhin zurück in die Gegenwart bringen wollte… ich hab noch nie in die Zukunft gedreht… ich muss ihn überdreht haben!“ James sah Hermine besorgt an.
„Wenn die Zeit hier in der Vergangenheit wieder das Jetzt einholt – wird es dann wieder normal laufen?“ Hermine schüttelte machtlos den Kopf.
„Ich weiß nicht… Ich glaube schon. Allerdings wird sich, wenn überhaupt, die Zeit genau dann wieder vollständig verlangsamen, wo wir vorhin stehen geblieben waren. Also eine viertel Stunde vor Mitternacht!“
James packte Lilys Arm.
„Die Minuten verstreichen wie Sekunden! Hermine hat drei Stunden zurückgedreht, also haben wir jetzt durch die Überlastung nur noch 3 Minuten! 3 Minuten, bis die Zeit wieder normal läuft und es endlich wieder viertel vor 12 ist – und dann die Stunde, die uns noch bis ein Uhr bleibt.“ Er überlegte. „Das heißt nur knapp 3 Minuten! Dann sind wir wieder zu Hause in der echten Zeit. Dann müssen wir hier weg sein, wenn der alte Voldemort uns nicht sehen soll!“
„Aber James“, rief Lily hastig. „Dann könnten wir doch schon mal mit dem Geist der jetzigen Weihnacht weitermachen, wenn wir jetzt schnell hier raus gehen und es schaffen, in drei Minuten weg zu sein.“ Draußen verdunkelte sich der Himmel und die Geisterlily nahm James’ Hand. „Gleich wird Voldemort ins Bett gehen – schnell, lass und mit dem echten Voldemort zu dem Haus von vorhin fliegen und ihm schon jetzt das jetzige Weihnachten zeigen! Vielleicht muss der Geist nach uns dann gar nicht mehr kommen, vielleicht schaffen wir es allein ihn umzustimmen!“
„Noch zwei Minuten!“, schrie Hermine von neben der Uhr. „Und mein Zeitumkehrer funktioniert nicht!“
„OK, lass uns gehen!“ James zückte seinen durchsichtigen Zauberstab und zielte auf Hermine und Voldemort, sprach einen Zauberspruch, ließ sie dann zeitaufwendig, da langsam, aus dem Fenster in die dunkle Nacht fliegen und setzte mit ihnen genau in dem Augenblick auf dem Boden auf, als die Zeit plötzlich wieder einrastete und Lilys Geisterarmbanduhr wieder in normalem Tempo viertel vor zwölf anzeigte. Der vergangene Voldemort schloss gerade verblüfft das offen gelassene Fenster, als die vier hinter der gepflanzten Dornenhecke verschwanden.
„Und was jetzt?“ Voldemort nahm das Zeitumkehrerband diesmal langsamer, gelangweilter ab. „Hab ihr vor, mich weiter in die Irre zu führen?“
„Nein-“, setzte James an, doch Lily unterbrach ihn.
„Ja.“ Voldemort knurrte leise. „Hier lang!“, winkte Lily. Die anderen folgten ihr vorsichtig zu dem Haus mit dem Kranz vor der Tür, in welchem sie vorhin schon einmal gewesen waren.
„Hier waren wir aber schon mal“, quengelte Voldemort wie ein kleines Kind, das nach Hause will. „Das ist langweilig.“
„Ist es nicht“, sagte Lily scharf und blieb vor der Tür stehen. „Erkennst du einen Unterschied?“ Voldemort schnaubte.
„Der Kranz ist nicht echt sondern auf Plastik?“, scherzte er. Lily sah ihn erst an, dann flüsterte sie:
„Genau. Weil wir jetzt in der Gegenwart sind. Zumindest fast.“ Leise betraten sie das Haus und Voldemort grunzte leise, wahrscheinlich weil die Tür so achtlos unverschlossen war.
Wieder sahen sie in das Wohnzimmer. Es war vollkommen umgestellt und tiefschwarz bestrichen. Die Besitzer hatten gewechselt, das sah man sofort.
„Und?“
„Sieh dich um, was passiert ist, während du versucht hast, die Weltherrschaft an dich zu reißen! Nennst du das Weihnachten?“, fragte Lily.
„Weltherrschaft könnte man mit Weihnachten vergleichen, ja“, erwiderte Voldemort langsam. Lily seufzte.
„Ich meine nicht die Weltherrschaft – ich meine die Umstände, in denen die Leute leben!“
„Die geblümte Tapete von vorher hat mir eh nicht gefallen!“ Voldemort lugte durch den Türspalt in das Wohnzimmer. „Unbewohnt.“
„Und leise“, sagte James düster. „Keine Musik, wie vorher. Kein Weihnachtsschmuck außer dem Kranz an der Tür. Traurig, oder?“
„Möchte wissen, wer hier wohnt“, bemerkte Hermine traurig. In dem Moment hörten sie ein Schnauben aus der Küche.
„Wo ist diese scheiß Fernsehzeitung?!“ James wandte sich abrupt Voldemort zu.
„Siehst du, was ich meine? Merkst du, wie ranzig die Leute zu Weihnachten geworden sind, weil es so viel Leid in der Welt gibt?“
„– Wo ist diese verdammte Zeitung! –“
„Ja“, sagte Voldemort nun. „Und?“
„Gibt dir das nicht zu denken?“ Voldemort verdrehte bloß bockig die Augen.
„Ah, da bist du also, du dumme Zeitung! Mal sehen…“ Die Nebentür zum Wohnzimmer öffnete sich und Voldemort starrte gespannt durch den Türschlitz.
„Mal, sehen. Vielleicht kenn ich die Person!“ Lily, James und Hermine quetschten sich neben Voldemort, was Lily nie für möglich gehalten hatte. Angewidert betrachtete sie Voldemorts runzeligen Schlafanzug.
„Den kennen wir bestimmt nicht“, sagte sie. „Ich kenne solche schrecklichen Miesepeter nicht. Nur einen.“ Ihr Blick traf strafend Voldemort, doch dieser starrte bloß angestrengt in das Zimmer und so trat Lily einige Schritte zurück und verschränkte sie Arme.
Dann betrat die Person den Raum und warf sich auf den Sessel.
Alle, die an der Tür gestanden hatten, stöhnten auf. Plötzlich war Lily hellwach.
„Was? Was ist? Wer ist es? Kennen wir ihn?“
„Oh ja“, flüsterte Hermine und sprang von der Tür weg. James sah Hermine hinterher und wechselte einen vielsagenden Blick mit Lily, doch Voldemorts Gesicht klebte immer noch an der Tür.
„Das ist doch!“ Seine Stimme versagte.
„Wer?“, fragte Lily noch einmal, „Wer ist es?“
„Snape“, flüsterte Hermine. Voldemort schlug mit der Faust auf die offene Handfläche.
„Der wird…! Bezahlen wird der! Dass Dumbledore noch gelebt hat! Den wird ich-“
„Nicht!!“ Hermine, Lily und James stürzten sich gleichzeitig auf Voldemort und hielten ihn mit vollster Kraft zurück. Voldemort schlug wild um sich. Snapes misstrauische Stimme erfüllte den Raum.
„Was war…“ Die Tür flog auf, bevor Voldemort und Hermine Zeit gehabt hatten, zu verschwinden. Lily und James waren hastig durch die Hauswand ins Nebenzimmer gestolpert.
„Was machst du-!“ Snape Stimme versagte, als er neben Hermine Voldemort entdeckte. Er war so erschrocken, dass er noch nicht mal etwas zu Voldemorts Pyjama, den er immer noch trug, bemerkten konnte.
„M- Meiser…“, stotterte er. „W-Was-?“ Voldemorts Augen glühten auf, auch er hatte wahrscheinlich den Pyjama vergessen.
„Guten Abend, Severus.“
„I-Ich… kann ich… wollt Ihr-“
„Ich will gar nichts“, sagte Voldemort gefährlich, „alles bestens.“ Er lächelte sehr übertrieben und zeigte eine verfaulten Zähne. Snape zitterte wie Espenlaub, als Voldemorts Lachen plötzlich schwand. „Alles bestens – BIS ICH ERFAHREN MUSSTE, DASS DUMBLEDORE NOCH EXISTIERT!“ Snape verengte verängstigt die Augen und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Nein… nein…“
„Doch, Severus, doch!“ Voldemorts Augen glühten. Hermine wagte nicht, sich zu bewegen. „Ich schwöre dir“, donnerte Voldemort, „sowie ich meinen Zauberstab wieder habe, werde ich dich zu Grunde quälen, jedes Glied einzeln aus dir herauszupfen, ich werde-“ Gerade, als Voldemort die Arme ausbreitete, um den unter seinem schwarzen, strähnigen Haar noch blasser erscheinenden Snape zu würgen, zog plötzlich eine gewaltige Kraft an ihren Gliedern und ließ sie sich in Luft auflösen. Plötzlich standen sie wieder in Snapes Schlafzimmer, so wie ganz zu Anfang, und die Holzuhr schlug dumpfe Einuhr nachts. Mit hämmernden Herzen standen die vier da, Voldemorts rot glühende Augen verloschen langsam, dann griff Hermine langsam und vorsichtig an ihren Hals hinunter und betrachtete den Zeitumkehrer in ihrer Hand. Er hatte sie wieder zurückgebracht, als auch die erste Drehung endlich die Zeit wiedereingeholt hatte.
Es war totenstill, keiner rührte sich, jeder zu sehr mit sich selbst und seinen Gefühlen beschäftigt. Stimmen näherten sich leise dem Raum, doch diesmal beachtete Voldemort sie gar nicht mehr. Stimmen vor der Tür waren jetzt nichts Furchterregendes mehr.
„Ich habe immer noch ein mulmiges Gefühl, Molly.“ Im Gegensatz zu Voldemort starrten die anderen drei verwirrt zur Tür. James stupste Lily an.
„Die nächsten kommen.“
„Wir müssen, Schatz, komm jetzt. Anscheinend hatten Lily und James keinen Erfolg. Wir müssen es schaffen!“
„Aber wenn Du-weißt-schon-wem es letzten Endes gefällt, all die Zerstörung zu sehen, die er angerichtet hat? Immerhin sind wir die „Geister der jetzigen Weihnacht“.“
„Wir müssen jetzt“, sagte Molly Weasley entschlossen. „Der wird was erleben, das schwör ich dir!“
Die Tür öffnete sich – und Arthur Weasley rannte prompt in Molly hinein, als diese perplex in der Tür stehen blieb.
„Lily? James? I-Ich dachte, es ist jetzt unsere Zeit, also…-“
„Die ist es eigentlich auch“, überwand sich Lily zu sagen. Die sah James immer noch etwas erschrocken von ihrem letzten Abenteuer an. „Aber ihr seid überflüssig geworden, ihr könnt schon gehen.“
“Und genau das tun wir jetzt auch!“; sagte James flüchtig. „Ciao, ihr alle! Komm, Lily, schnell! Ich muss weg hier – oder ich besprenkele die Wand, ich muss vor lauter Aufregung nämlich mal gaanz dringend!“ James schickte sich an, das Treppengeländer, aus dem Molly und Arthur gerade gekommen waren, herunterzusteigen. Lily tippte ihm auf die Schulter.
„Äh, James, Schatz? Wir sind jetzt Geister, also weißt du, wir können auch den direkten Weg…“
„Ach so, natürlich, klar!“ James lächelte hastig. „Ganz vergessen, ähem, ja… dann tschüss, ne? …“ Und sie fielen durch die robuste Steinwand des Zimmers und verschwanden.
„SO!“ Hermine, Molly und Arthur fuhren zu Voldemort herum. Dieser hatte inzwischen seinen Zauberstab wieder und zielte auf die drei. „Und jetzt drehen wir uns alle gemeinsam um und verlassen vor dem lieben Onkel Voldemort das Zimmer und kommen in dieser Nacht nie mehr wieder.“ Hermine und Molly sahen sich fragend an, Arthur hatte schon freiwillig die Szenerie verlassen. „Ich habe einen Zauberstab und ich werde ihn benutzen!“, sagte voldemort nun ärgerlich. „Und so wie ich das sehe seid ihr alle unbewaffnet – und noch vollständig lebendig!“ Molly und Hermine sahen sich immer noch an.
„Aber wir müssen doch noch unser Programm durchziehen! Was meinten James und Lily damit, dass wir überflüssig seien? Haben sie es geschafft? Wenn ja sieht das nämlich nicht so aus“, ereiferte Molly. Hermine nickte nur und schüttelte dann den Kopf.
„Ja, ihr seid überflüssig, aber sie haben es trotzdem noch nicht geschafft, ihn zu-“
„RAUS!!! JETZT! SOFORT!“ Voldemort ließ einen roten Lichtstrahl aus seinem Zauberstab schießen, sodass Hermine erschrocken zur Seite springen musste. Zu Tode erschrocken winkte Molly sie kreischend zu sich, schob sie hastig aus dem Zimmer, knallte die Tür zu und rannte mit Hermine die Treppe hinunter.
Voldemort atmete aus.
„Puh…“ Er ließ den Zauberstab sinken und merkte plötzlich erst, wie erschöpft er eigentlich war. Die Uhr zeigte halb zwei an. Müde schlurfte er zu seinem Bett, ließ den Zauberstab auf seinen Nachttisch gleiten und fiel wie ein schwerer Stein ins Bett und schlief ein.

Nur eine halbe Stunde später wurde er abermals geweckt.
„Haaaallo“, trällerte ihm eine Stimme entgegen. Voldemort saß mit einem Mal kerzengerde im Bett.
„Nicht schon wieder!“, flüsterte er, als er zwei Schatten vor sich stehen sah. Die Uhr schlug gerade 3.
„Alles klar, bei dir, Herzchen?“, trällerte Tonks weiter. „Wir haben das größte Vergnügen der Welt aufgeteilt bekommen“, sagte sie munter.
„Es – ist – drei – Uhr – NACHTS!“, rief Voldemort.
„Oh ja“, sagte eine zweite Stimme, die aus dem Schatten neben dem Bett tauchte. Sie hatte Voldemorts Zauberstab in der Hand. „Eine schöne Zeit. Und der Mond scheint nicht.“ Voldemort schnaubte.
„Ich bewege mich kein Stück. Verschwindet!“, und er zog sich die Bettdecke über den Kopf.
„Aber nein, Tommy, das geht nicht.“ Voldemort schlug die Bettdecke zurück.
„Nenn mich nicht Tommy! Du bist doch nicht viel älter als ich!“
„Sogar viel jünger, als du mein Lieber.“ Voldemort sah sie scharf an: Das dunkle, eingefallene Gesicht, die schaurigen, kleinen Augen, das faltige Kinn, die wenigen rauen Haare.
„Metamorphmagus“, krächzte Voldemort verächtlich.
„Ich sehe das als Kompliment“, erwiderte Tonks.
„Und du“, redete Voldemort müde weiter, „Redest vom Mond – Mondpriester? Zentaur? Werwolf?“
„Alles falsch. Nur Lupin.“ Ein Mann trat aus dem Licht.
„Lupin… wusste ich’s doch.“ Lupin lächelte Voldemort an, bevor er ihm die Bettdecke wegzog.
„Auf zum fröhlichen Wandern!“ Voldemort sah die beiden herablassend an.
„Als alle gemurrt haben, in meiner Gegenwart zu sein, war’s mir lieber…“
„Ach, nicht so pessimistisch, alter Freund!“ Voldemort runzelte die Stirn.
„Was soll das den wieder heißen?“
„Wirst du sehen“, erwiderte Tonks und knuffte Lupin gutgelaunt in die Rippen. „Alter Freund! Der war echt gut.“ Voldemort verschränkte seine Arme.
„Das ist ja zum kotzen!“, brummte er missmutig.
„Ach komm schon!“, flehte Tonks. „Wir haben doch den besten Job überhaupt nicht umsonst gekriegt! Wir werden dir jetzt gehörig was erzählen, mein Lieber. Psychologie.“
„Oh, wie fühle ich mich geehrt!“, grummelte Voldemort sarkastisch. „Nein – danke! Verschwindet!“
„Das ist aber unhöflich Tommylein!“
„Klappe!“
„Oha. Er ist schon in der Trotzfase.“ Tonks kicherte und Lupin musste ebenfalls etwas grinsen. Voldemort schnappte sich seine zurückgezogene Decke und zog sie sich bis zur Nase.
„Was wollt ihr überhaupt?“, murmelte er in die hinein. „Mich verarschen kann ich selbst, wirklich.“ Tonks und Lupin sahen sich an.
„Hast du gehört?“, fragte Tonks. „Er will nicht.“
„Oh, na dann sollten wir ein bisschen nachhelfen!“ Er hob die Arme zu einem Zauber und noch ehe Voldemort protestieren konnte, verschwamm alles vor seinen Augen, das Haus wurde zu einer brüchigen Ruine und die Vögel zwitscherten im Morgengrauen.
„Herzlich willkommen im Jahre 2045“, kicherte Tonks.
„Sehr witzig“, bemerkte Voldemort. Es lag Schnee und es war eisig kalt, als er im Schlafanzug von Tonks und Lupin ins Freie geführt wurde.
„Schnell“, zischte Lupin nun. „Wir müssen uns beeilen! Sonst sehen uns noch welche! Außerdem hält der Zauber nur 15 Minuten!“ So schnell es ging, schoben die beiden Vertreter der zukünftigen Weihnacht ihr Opfer über zwei große Felder, deren Grashalme im friedlichen Morgentau in allen Regenbogenfarben glänzten. Dann versperrte ihnen ein Zaun und eine Hecke zu einem vermeintlichen Privatbesitz den Weg.
„Wir klettern da drüber!“, befahl Lupin. Voldemort murrte diesmal nur sehr leise. Auch sein Protestsatz „Ihr wisst aber schon, dass es eigentlich mitten in der Nacht ist“ wurde von keinem beantwortet. Zuerst kletterte Tonks über die Ecke, was sehr komisch aussah, denn sie hatte ja die Gestalt einer vorsteinzeitlich alten Frau. Dann, als Voldemort seinen eigenen Zauberstab bedrohlich im Rücken spürte, kletterte auch er hinüber, blieb allerdings am Stacheldrahtzaun hängen. Lupin versuchte ihm zu helfen, doch es half nichts, bis Tonks schließlich sein Pyjamahemd aufreißen musste, damit Voldemort nicht für ewig dort hängen blieb und sie womöglich verriet. Dann war Lupin mit einem Satz bei ihnen.
Tonks hielt den babyblauen Stofffetzen in der Hand.
„So was mach ich nie wieder!“, flüsterte sie angeekelt. Voldemort betrachtete ihr Werk kritisch. Von dem Pyjamahemd waren höchstens einige Zentimeter übrig geblieben, die ihm wie ein Halsband um den Hals hingen. Schnell zog Lupin seine Jacke aus und gab sie Voldemort.
„Schnell!“, sagte er, „zieh sie an!“ Einige Sekunden sah es so aus, als ob Voldemort ihm nicht trauen wollte (Lupin hatte schon ein flehendes Bitte auf den Lippen, denn er Anblick eines Trolls war ein Schönheitsideal gegen Voldemort), doch dann riss dieser Lupin die Jacke aus der Hand und zog sie hastig über.
„Durch dieses Tor dort“, sagte Lupin nun. Voldemort und Tonks gehorchten und als sie das Gelände, das das Tor einleitete, betraten, erstarrte Voldemort.
„Ein Friedhof!“, rief er.
„Ja!“, kreiste Tonks überglücklich, „Ein Friedhof!“ Voldemort sah sie verwirrt an.
„Du freust dich?“
„Oh, du wirst dich gleich freuen, mein Lieber, kannst du’s nicht schon riechen, was jetzt kommt?“ Sie und Lupin führten ihn zu einem Grab ganz weit abseits der anderen. Voldemort blieb unwohl davor stehen.
„Das ist der größte Gedenkstein, den ich je gesehen habe!“, hauchte er.
„Ja“, sagte Tonks. „Je größer der Stein, desto bedeutender der Insasse.“
„Das ist mein Stein?“ Tonks lachte.
„Was? Nein, um Himmelswillen! Der daneben ist deiner!“ Voldemort trat an ein ganz normales Grab.
„Dieses unscheinbare… Etwas?“
„Ja.“ Er kniete sich nieder.
„Wie konnte-“
„Still!“ Lupin horchte auf. Da kommt jemand! Schnell! Hinter den Busch dort!“ Sofort sprangen die drei hinter den Busch.
„Woran bin ich gestorben?“, fragte Voldemort.
„Ich weiß nicht“, sagte Lupin. „Dies ist die Zukunft. Das ist das Problem. Für uns gibt es im Moment keine Zeit dazwischen.“
„Was ist mit den anderen Todessern?“, fragte er. Er kratzte ein Flugblatt aus dem Busch, das sich darin verfangen hatte. „Malfoys auf freiem Fuße. 1000 Gallionen Belohnung je Todesser“, las er vor. „Sie leben. Sie machen mein Werk weiter!“ Er blickte drein, als würde ein Vater die Taten seines Sohnes bewundern. „Ich wusste, aus dem Kleinen von Lucius würde mal etwas werden!“ Er sah Lupin an. „Was willst du mir beibringen? Dass Weihnachen ohne mich wieder friedlich zugeht?“ Lupin legte den Finger auf den Mund. Weihnachtsmusik spielte von fern.
„Ja“, sagte er schließlich.
„Die Zukunft ist klasse“, sagte Voldemort. „Es wird weitergehen! Auch wenn ich tot bin, wird es noch Todesser geben! Das sind meine Leute, von mir!“
„Da kommt Snape!“, flüsterte Tonks. Tatsächlich näherte er sich dem Grab.
„Jetzt passt auf!“, sagte Voldemort. Doch alles, was Snape tat, war vor dem Grab stehen zu bleiben. Er musterte es ausgiebig, dann flüsterte er:
„Etwas, was ich schon immer tun wollte“, und setzte plötzlich zum Sprung an, landete auf Voldemorts Grab und trampelte es nieder. Nicht, dass man um eine Blume hätte trauern müssen, denn es gab keine. Lupin sah Voldemort an.
„Siehst du?“, fragte er. „Sie verabscheuen dich.“
„Er verabscheut mich nicht“, erklärte Voldemort. „Ich kann ihm nachfühlen! Manchmal würde ich auch gerne auf seinem Grab herumtrampeln.“ Lupin sah Tonks besorgt an.
„Keiner denkt mehr an dich, wenn du tot bist! Höchstens schlecht!“
„Ach ja?“, fragte Voldemort grinsend. „Und was ist mit „Todesserverfolgung“? 1000 Gallis für jeden? He?“
Tonks schĂĽttelte bloĂź den Kopf.
„Noch zwei Minuten!“, zischte Lupin plötzlich gequält. „Mann, du musst doch jetzt endlich gesehen haben, dass Weihnachten ohne dich und dein Grauen ein wahres Fest ist!“ Voldemort starrte fasziniert auf sein Grab.
„Wist ihr“, sagte er nun, „Ich hatte immer am meisten Angst, zu sterben, weil ich dachte, dann wäre alles verloren. Aber ihr habt mir gezeigt, wie es wirklich ist!“
„Noch eine Minute!“, sagte Lupin, „und wir schaffen es nicht!“
Voldemort überlegte kurz mit leicht gläsernen Augen, doch dann beugte er sich plötzlich vor.
„Danke“, flüsterte er, und umarmte Tonks. Dieser war so perplex dass sie kaum Luft bekam, zusätzlich dazu, dass Voldemort so fest drückte.
„Halt“, keuchte sie. „Stopp!“
„Tschuldigung.“ Voldemort ließ sie los und Lupin war heilfroh, dass er nicht neben Voldemort gesessen hatte. „Ich hab in so was keine Übung.“ Und dann ertönte plötzlich ein Pflopp! und die drei waren zurück in voldemorts Schlafzimmer.
„Wir haben es versucht“, sagte Lupin traurig. „Unkraut vergeht eben nie.“
„Ja…“ Tonks sah bedrückt zu Boden.
„Zauberstab“, forderte Voldemort heiter. Lupin hatte nicht die Kraft, ihm zu widersprechen. „Gute Nacht“, sagte Voldemort jetzt. „Danke für die reise. Ich werde mir zwar morgen selbst nicht glauben, wenn ich aufwache, aber ich wird’s überleben.“ Er krabbelte in sein Bett und warf Lupin die Jacke zu. „Raus!“, sagte er dann – und Lupin und Tonks kehrten schwermütig zum Orden zurück.
„Und?“ Molly sprang ihnen sofort entgegen. Binnen Sekunden waren sie von Ordenmitgleidern umringt. „Mission Tom geglückt?“ Molly legte den Kopf schief und legte ihre Arme um Lupin und Tonks. Diese allerdings schreckte zurück.
„Nicht umarmen – bitte!!“
„Ihr seht aus, wie…“
„Zwei Versager“, fiel ihr Lupin ins Wort. „Er hat’s einfach nicht geschnallt.“
„Aber sein Tod-?“
„Er hat sich gefreut“, antwortete Lupin gequetscht. „Über die Macht, die er immer noch hat, selbst wenn er tot ist. Er hat sogar Snape auf seinem Grab herumtrampeln sehen und es war ihm gleich.“ Molly sah ihn bedrückt an.
„Und jetzt?“ Sie sah alle an. „Wo ist Dumbledore, wir müssen mit ihm darüber sprechen!“
„Er ist nicht zurückgekommen“, sagte Moody düster. „Hoffentlich ist ihm nichts passiert.“
„Aber er hat doch gesagt, Geister zerstört nichts!“
„Fast“, sagte Moody. Sein Auge durchbohrte seine Zuhörer. „Er sagte: Einen Geist zerstört nichts so leicht.“
Molly sah ihn erschrocken an.
„Er wollte zurückkommen! Hat er gesagt. Gleich nach seinem Besuch zu uns! Er ist nicht da! Du-weißt-schon-wer muss irgendeinen Weg gefunden haben, ihn zu…“
Auf einmal war es still im Haus. Niemand rĂĽhrte sich mehr.
„Denkt ihr, er ist… tot?“, fragte Lupin schließlich. Alle sahen sich bedrückt an.
„Aber wie sollen wir ohne Dumbledore die Mission beenden? Wir brauchen wenigstens ein Genie in der Runde!“
„Und wie steht es mit 11 Genies?“ Die Tür zum Versammlungsraum war aufgegangen – genauso wie Mollys Mund, und der der anderen. Dort, im Türrahmen, standen doch tatsächlich 11 kleine Dumbledores und sahen ihre Gegenüber lächelnd an.
„Was guckt ihr denn so?“, piepste einer. „Ist das zuviel Genie auf einmal?“
„Dumbledore!“ Molly fiel den kleinen Männlein um den Hals. „Du, ich meine, ihr seid zurück! Aber wieso-?“
„Erkläre ich später“, erwiderte der Kleine. Dann bemerkte er Moodys Blick. „Was?“
„Und wer von euch ist der echte?“
„Na ich!“, kam es wie im Chor. Moody schmunzelte.
„Das hab ich mir gedacht.“ Und dann erzählten die Dumbledores ihnen von dem Plan, den er als Plan B bezeichnete.

Wieder stampfte Ron durch den Schnee.
„Warum müssen wir eigentlich immer die Drecksarbeit erledigen?“ Neben ihm kämpften Harry und Hermine mit dem Berghang.
„Wer wollte denn unbedingt in den Orden?“, schimpfte Harry.
„Du wolltest auch!“, rief Ron.
„Ja“, sagte Harry, „aber nicht so!“
„Denkst du ich?“
„Klaaappe!!“, fauchte Hermine. „Ihr nervt!“ Ron und Harry machten gleichzeitig den Mund auf.
„Guck dich mal an!“ Hermine umklammerte das Paket in ihren Armen stärker.
„Hey, ich hab das Geschenk, alles klar? Ohne mich kommt ihr weiß ich wohin, aber nicht zum Ziel, verstanden?“
„Ich weiß sowieso nicht, was Dumbledore mit diesem Quatsch gemeint hat.“
„Mit Plan B?“
„Klar, was sonst.“
„Er meinte das sei „todsicher“…“
„Sag das nicht so abwertend“, schalt ihn Hermine. „Wenn er das sagt, wird schon etwas davon stimmen.“
„Was soll es denn bringen, wenn wir Voldemort ein Geschenk machen?“, fragte Harry. Man konnte die verlassene Hütte schon sehen, sie kam mit jedem Schritt näher. Nur noch wenige Meter.
„Ich weiß es nicht“, sagte Hermine ehrlich. „Vielleicht soll es ein Denkzettel sein, weil Voldemort bestimmt noch nie ein Geschenk bekommen hat. Egal, wie – ich vertraue Dumbledore.“
„Ja“, bemerkte Ron sarkastisch. „Aber vertraust du auch elf?“ Kurz war es still.
„Er ist immer noch er“, sagte Hermine schließlich unsicher. „Auch, wenn ein Föhn ihn zerpustet hat.“ Mit diesem Worten hielten sie vor Voldemorts Haustür.
„Ich hasse Weihnachten“, schluckte Ron bitter. „Wer klopft?“
„Immer der, der fragt“, sagte Harry sofort.
„Mach du doch!“
„Angsthase!“
„Aber du!“
„Ich hab wenigstens nicht vor Spinnen Angst!“
„Ne, aber vor einem Halbtoten!“
„Voldemort ist leider nicht nur halbtot!“
„Wetten du hast Angst?“ Ein Klopfen unterbrach sie. Hermine stand vor der Haustür. Als diese sich öffnete, waren Harry und Ron an ihrer Seite. Voldemorts verschlafenes Gesicht glotzte sie an.
„Nicht noch ein Alptraum!“, keuchte er. „Ich hatte gerade so einen, in dem Dumbledore und die Pottereltern aufgetaucht sind – und nun steht der Kleine hier. Was ist? Kommst du freiwillig?“ Harry sah die anderen an.
„Äh – ja.“
„Gut.“ Voldemort hustete trocken. „Bringst du dich dann auch freiwillig um, oder muss ich es erst tun? Ich bin nämlich erkältet, irgend so ein Witzbold hat meinen Pyjama zerrissen.“ Hermine betrachtete Voldemorts Bademantel und warf einen argwöhnischen Blick auf den babyblauen Stoff, der darunter hervorblitzte. Harry sah Voldemort kurz verwirrt an, doch dann fasste er allen Mut zusammen und nahm Hermine das Geschenk ab.
„Für dich“, sagte er. „Fröhliche Weihnachten.“ Hätte Dumbledore ihnen nicht aufgetragen, höflich und nett zu sein, hätte Harry es ihm am liebsten in das verdutzte Gesicht geschmissen.
Voldemort nahm das Geschenk entgegen, machtlos, etwas zu antworten. Doch dann sammelte er sich und sah Harry argwöhnisch an.
„Wenn du glaubst, ich lass dich damit am Leben, hast du dich geschnitten“, murrte er und schüttelte das Paket neugierig. „Was ist darin?“
„Mach es auf“, sagte Hermine, bevor Harry den Mund aufbekam. Voldemort zog am Schnürchen und riss das Geschenkpapier ab. Ein Karton kam zum Vorschein und er öffnete es.
Kurz darauf hielt er die Jacke von Lupin in den Händen und einen kleinen Schokoweihnachtsmann.
„Wie aufmunternd“, spottete er. Dann schmiss er das Paket in die Mülltonne vor dem Haus. „Sonst noch was?“ Harry, Ron und Hermine sahen sich verdutzt an. „Wartet“, sagte Voldemort noch finster. „Ich hab auch noch…“ Und er verschwand im Haus, um kurz darauf mit wohl drei Dutzend Geschenken wiederzuerscheinen. „Könnt ihr alle haben.“
Harry, Ron und Hermines Gesichter waren wohl noch verdutzter, als es möglich gewesen wäre.
„Das machen sie, damit ich sie nicht sofort umbringe – sie beschenken mich“; erklärte Voldemort. „Dass das nur nichts bringt haben sie schon lange vergessen – ich glaube, sie wollen es nur nicht wahrhaben.“ Er lachte böse. „Geht jetzt!“, rief er dann. „Verschwindet aus meinen Träumen ehe ich euch töte!“
Diese höfliche Aufforderung nahmen Harry, Ron und Hermine nur zu gerne an. Beladen mit den überflüssigen und sinnlosen Geschenken wankten sie nach Hause.
„Und?“, fragte Molly wieder. „Hat’s geklappt?“
„Hat er das Geschenk angenommen?“, fragte Moody. Harry, Ron und Hermine schüttelten bloß die Köpfe.
„In solchen Geschichten sollte es doch eine Moral geben!“, zeterte Molly. „Wie ungerecht ist diese Welt, so böse und kalt kann ein Mensch doch nicht sein!“
„Nein“, antwortete Dumbledore. „Ich bin sicher, das kann er nicht. Aber er ist eben Voldemort.“

Wenn ihr denkt, die Geschichte ist nun zu Ende und dass sie sinnlos sei, dann ist das völliger Unsinn.
Aber was erzählt die eigentlich da? Was machen die ganzen Leute sich da für einen Aufwand für nichts? Eine sinnlose Geschichte, schnell weg! Denkt ihr das? Seid ihr enttäuscht?
Dann will ich euch sagen, dass Voldemort noch an jenem Tag zurĂĽck vors Haus ging und die Jacke noch einmal aus dem MĂĽll klaubte. Die Schokolade schmiss er zwar wieder weg, aber er sah sich die Jacke noch einige Minuten still an.


Seine Augen leuchteten nicht mehr so rot, wie vorher.
„Ich wusste, es war kein Traum…“ Er wendete die Jacke. Ein Stück Stoff von seinem Pyjama hatte sich darin verfangen. Er nahm es heraus und ließ die Jacke achtlos fallen. Dann betrachtete er es lange. Mit der Jacke konnte er nichts anfangen. Aber das Stück Stoff erinnerte ihn an den Friedhof. Und an das, was sich dort zugetragen hatte. Und plötzlich spürte er zum ersten Mal, dass etwas in ihm völlig leer war. Er hatte es schon gefühlt, als er zum ersten Mal jemanden umarmt hatte. Tonks. Aber er hatte es nicht verstanden.
Nachdenklich schlich er ins Haus und vergas sogar die Tür zuschließen. Komisch, wenn er daran dachte, dass er sich vor wenigen Stunden noch geärgert hatte, dass die Leute zu Weihnachten ihre Türen offen hielten. Er sah hinaus auf die Straße.
Und plötzlich übermannte ihn das Gefühl, den Stofffetzen irgendwo hin zu hängen, wo er ihn immer sehen würde.
Ohne darüber nachzudenken, was er tat, ging er noch einmal hinaus und hängte es an die Tanne vor seinem Haus und schloss die Tür nicht ohne seinen Blick auch nur eine Sekunde davon abschweifen zu lassen. Dann setzte er sich nachdenklich auf seinen alten Sessel vor dem Kamin.
Und so kam es, dass Voldemort das erste Mal Weihnachten feierte – wenn auch anderes als die meisten unter uns es sehen konnten.


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All unsere Freunde fanden es unheimlich, so nahe am Friedhof zu wohnen, doch wir mochten das. Ich habe noch immer viel für Friedhöfe übrig - sie sind eine großartige Fundgrube für Namen.
Joanne K. Rowling