von SarahBlack
In dieser Nacht schlief Hermine sehr schlecht. Es wurmte sie, dass sie sich auf diese alberne Wette eingelassen hatte. Aber sie hatte auf dem Zettel unterschrieben, dass sie mit den Regeln einverstanden war, und da sie nunmal Snape als Kandidat hatte, konnte sie das nicht ändern. Es grauste sie, daran zu denken, dass sie ihm näher kommen sollte. Wie sollte sie das bloß anstellen? Hermine wollte nicht als Verliererin dastehen, aber sie konnte doch nicht ihren Lehrer verführen. Schon gar nicht Snape.
Als Hermine am nächsten Morgen erwachte, war sie noch sehr müde, da sie nur wenige Stunden geschlafen hatten. Aber ihre beiden Zimmerkameradinnen kannten keine Gnade, sie zogen Hermine die Bettdecke weg und schoben sie auf einen Hocker im Bad.
"Was soll das?", fragte Hermine verschlafen, doch die beiden antworteten nicht. Parvati hatte angefangen, Hermines braunes, buschiges Harr zu kämmen und Lavender hatte ihren kleinen Schminkkasten hervorgeholt.
"Hey", protestierte Hermine. "Ich möchte das nicht."
"Hermine", seufzte Parvati entnervt. "Du möchtest den Wettbewerb doch gewinnen, oder etwa nicht?"
"Ja natürlich, aber was hat das damit zu tun?", wollte Hermine wissen.
Parvati und Lavender warfen sich vielsagende Blicke zu und schüttelten den Kopf.
"Wenn du gewinnen möchtest, musst du auch gut aussehen", erklärte Parvati schließlich. "So wie du aussiehst, bemerkt Snape dich nie. Wir müssen aus dir eine richtige Schönheit machen, damit ihm die Augen aus dem Kopf fallen. Und jetzt halt gefälligst still!"
Hermine ergab sich. Sie blieb ruhig auf ihrem Hocker sitzen, während Parvati ihre Haare glättete und Lavender sie schminkte.
"Wieso macht ihr das überhaupt?", fragte Hermine. "Wollt ihr etwa nicht gewinnen?"
"Doch, natürlich", sagte Parvati. "Aber wir sollten alle die gleiche Chance haben."
"Übertreib's nicht", warnte Hermine, als Lavender ihre Lippen rot anmalte. "Ich glaube nicht, dass Snape auf so übertrieben geschminkte Frauen steht."
"Hermine, du hast einfach keine Ahnung, auf was Männer abfahren", Lavender schüttelte den Kopf. "Lass uns nur machen. Glaub mir, Snape wird sich kaum beherrschen können, wenn er dich sieht."
Bei dem Gedanken schüttelte es Hermine innerlich. Sie wollte nicht, dass Snape auf die abfuhr. Eigentlich wollte sie überhaupt nicht an diesem kindischen Wettbewerb teilnehmen.
Gut eine Stunde später waren Parvati und Lavender endlich fertig. Hermine stand auf und betrachtete sich in dem großen Badspiegel. Sie war positiv überrascht. Ihre beiden Freundinnen hatten aus ihr eine richtige Schönheit gemacht. Ihr Haar war nun geschmeidig und weich und das Make-up wirkte auch nicht zu übertrieben.
"Wunderbar", stellte Lavender fest.
Hermine konnte nur nicken.
"So, jetzt fehlen nur noch die richtigen Klamotten", meinte Parvati und zog Hermine hinter sich her.
In ihrem Schlafsaal begannen Lavender und Parvati in ihren Schränken zu wühlen. Schließlich hielten sie Hermine einen Minirock und ein bauchfreies, tief ausgeschnittenes Top hin.
"Oh nein, kommt nicht in Frage", sagte Hermine. "Das ziehe ich nicht an!"
"Komm schon, Hermine, sonst war das Ganze hier umsonst", versuchte Lavender sie zu überreden. "Ohne die richtigen Klamotten, wirft dir kein Kerl auch nur einen Blick zu."
"Hör mal", entgegnete Hermine. "Du magst dich in diesen Klamotten vielleicht wohlfühlen, aber ich werde auf keinen Fall halbnackt durch das Schloss laufen!"
"Also wirklich", meinte Parvati. "Von sowas hast du einfach keine Ahnung. Du kannst keinen Kerl ins Bett kriegen, wenn du in dieser öden Schuluniform rumläufst."
"Es muss ja nicht unbedingt ein Minirock sein", meinte Lavender, die merkte, dass sie Hermine nicht überreden konnten. "Aber wenigstens einen Rock."
Lavender wühlte noch einmal in ihrem Schrank und holte einen knielangen, dunkelroten Rock und ein rot-grün gestreiftes Top hervor. Hermine betrachtete die Kleidungsstücke kritisch, zog sie dann aber doch an.
"Na also, geht doch", meinte Lavender zufrieden.
"Naja, ich weiß nicht", zweifelte Parvati. "Der Minirock wäre eindeutig besser gewesen."
"Unsinn, es ist perfekt", widersprach Lavender. "Das Outfit passt wunderbar zu Hermine und sie wirkt nicht zu übertrieben. Sie sieht toll aus."
Hermine lächelte und errötete leicht.
"Wir sollten zum Frühstück gehen", schlug Lavender vor. "Snape wird Augen machen!"
Die drei verließen ihren Schlafsaal. Als sie durch den Gemeinschaftsraum gingen, richteten sich viele Blicke auf Hermine. Parvati und Lavender lächelten zufrieden.
Auch als die Mädchen die Große Halle betraten, wandten sich viele Schüler um und starrten Hermine neugierig und überrascht an. Das Gemurmel nahm zu und drang sogar bis zum Lehrertisch vor. Alle Blicke verfolgten, wie Hermine sich lässig mit Parvati und Lavender an den Gryffindortisch setzte, sogar Snape sah sie einen Moment lang an. Es fiel Hermine schwer, ruhig das Frühstück einzunehmen und sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös und trotzdem erfreut sie über diese unbekannte Aufmerksamkeit war. Normalerweise nahmen die anderen Schüler sie immer nur als die Streberin wahr, die alles wusste. Heute nahmen sie sie als Frau war und genau das war sie: eine junge Frau.
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