von Leni2oo5
Auch er liebte seine Arbeit. Er liebte die Zauberkunst. Warum wäre er auch sonst Professor für dieses Fach geworden? Er wusste, dass seine Kollegin Minerva ihre Arbeit genauso liebte, wie Hagrid seine. Auch wenn man dies manchmal nicht glauben konnte, selbst Professor Snape liebte das Fach, das er unterrichtete.
Und so war auch er keine Ausnahme. Ja, auch er liebte das Fach, sein Fach, wie er es manchmal nannte. Schon als Schüler war Zauberkunst immer sein Lieblingsfach gewesen. Schon der Zauberstabmacher hatte ihm dies prophezeit. Hatte ihm prophezeit, dass er großartiges mit seinem Zauberstab anrichten konnte, aber in Zauberkunst würde er einer der Besten werden, wenn er denn wollte.
Und er hatte gewollt, dachte er.
Seine Aufmerksamkeit legte sich nun allerdings wieder auf seine jetztige Arbeit. Filius schwang seinen Zauberstab und dachte an die passenden Worte. Er hatte eine goldene Kugel herauf beschworen. Lagsam schwebte er sie an den Baum und hing sie dann auf.
Es war komisch in dieses schweren Zeiten trotzdem zu tun, als wäre nichts. Ganz alltäglichen Dingen nach zu gehen, wie Weihnachtsbäume schmücken. Wo draußen doch Krieg herrschte. Du-weißt-schon-wer tötete alle Leute, die sich gegen ihn wandten. Und er, Filius Flitwick, hatte keine besseren Dinge zu tun, als den großen Weihnachtsbaum in der Großen Halle zu schmücken.
Natürlich, es musste gemacht werden und er machte es gerne. Aber die Schuld zerfrass ihn von innen gerade zu. Eigentlich müsste er draußen auf den Schlachtfeldern stehen und kämpfen. Kämpfen, wie all die anderen es auch taten. Obwohl sie so gut wie hoffnungslos waren. Ja, er fühlte sich wirklich schuldig.
Andererseits schuldete er es aber auch den Schülerinnen und Schülern den Weihnachtsbaum zu schmücken. Schließlich war es eine dieser alltäglichen Taten, die nicht auch noch verloren gehen durfte.
Wie beispielsweise die Zeit der Eulenankunft verloren gegangen war. Die glückliche Stimmung von Eltern, Freunden, Bekannten oder anderen Verwandten zu hören war früher immer sehr hoch gewesen. Schüler freuten sich, wenn sie ihre Eule in den vielen anderen entdeckten. Heute war dies ganz anderes. Meist waren Eulen nun die Überbringer schlechter Nachrichten. Es war schon so oft gewesen, dass ein Schüler eine Eule bekommen hatte und dann fassungslos auf den Brief gestarrt hatte.
Freunde hatten ihn besorgt gemustert doch er hatte geschwiegen. Die Reaktionen waren allerdings unterschiedlich. Manche wurden einfach ohnmächtig, andere rannten aus der Halle und manche weinten. Es gab aber auch solche die sich nichts anmerken lassen wollten. Früher oder später funktionierte dies aber auch nicht mehr. Alleine an diesem Tag waren zwanzig solcher Eulen gekommen.
Morgens saßen die Schüler nicht mehr da und hielten nach den Eulen ausschau. Sie machten sich ganz klein und versuchten vielleicht so, den Eulen zu entgehen. Doch die Eulen fanden sie trotzdem. Jeder Schüler auf den eine Eule zuflog, zuckte zusammen und rechnete mit dem schlimmsten und das schlimmste war, dass die Alpträume immer öfter wahr wurden.
Filius seufzte. Noch immer zerfrass in die Schuld, doch er versuchte nicht weiter darüber nachzudenken. Er beschwor die nächste Kugel und kam sich dabei so unglaublich schuldig vor, nicht wirklich zu helfen, sondern nur den Weihnachstbaum zu dekorieren. Er verdrängte die Schuld in die hinterste Ecke seines Herzens und wünschte einer vorbeigehenden Schülerin fröhliche Weihnachten. Er bekam nicht mit, dass diese Schülerin ihn entgeistert ansah, umdrehte und schnell aus der Halle stürmte. Auch sie hatte am heutigen Morgen eine dieser Eulen empfangen.
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