von Leni2oo5
11. Dezember
„Nein, geh du schon mal vor“, sagte ich.
Meine Freundin verließ den Raum der Wünsche und nun war ich mit Harry allein. Eigentlich wollte ich ihm nur frohe Weihnachten wünschen, aber diese Szene… sie erinnerte mich so sehr an Cedric.
Ihm hatte ich ähnlich frohe Weihnachten gewünscht. Ich hatte Marietta weggeschickt, um mit ihm allein zu sein. Die erste Träne löste sich, wie selbstverständlich, aus meinen Augenwinkeln.
Ich hatte in letzter Zeit doch schon sooft geweint. Ich sollte damit aufhören. Cedric würde nicht wollen, dass ich wegen ihm weinte. Die nächsten Tränen folgten. Wieder einmal sah ich seinen toten Körper vor meinem inneren Auge.
Ich schniefte und die Tränen liefen einfach weiter. Verschwommen bemerkte ich, dass sich Harry umgedreht hatte. Er versuchte etwas zu sagen, doch anscheinend fiel es ihm nicht so leicht.
Schließlich meinte er: „Was ist los?“
Dieser eine Satz brachte mich wieder in die Realität. Das vor mir war nicht Cedric. Das war Harry. Ich war hier, um Harry frohe Weihnachten zu wünschen, nicht Cedric. Noch einmal schüttelte ich den Kopf, um diesen Gedanken abzuschütteln. Langsam hob ich meinen linken Arm und trocknete mir mit meinem Umhangärmel die Augen.
Meine Sicht wurde klarer und das erste, was ich wahrnahm, waren die aufeinander gestapelten Kissen. Erneut schoss mir dieser eine Gedanke durch den Kopf, der mir wieder Tränen in die Augen trieb.
Ich versuchte möglichst stark zu klingen, aber ich versagte, als ich flüsterte: „Tut – tut mir Leid. Ich glaub… es ist nur… weil wir all die Sachen lernen… das bringt mich nur… auf den Gedanken… wen er das gekonnt hätte… wäre er noch am Leben.“
Harry sah plötzlich sehr bedrückt aus. Ihm musste es auch sehr schwer fallen über Cedric zu sprechen, schließlich war er dabei gewesen als es passierte.
Seine Stimme klang sehr schwer, als er sagte: „Er hat seine Sachen beherrscht. Er war wirklich gut, sonst wär’ er nie in die Mitte dieses Irrgartens gekommen. Aber wenn Voldemort dich wirklich töten will, dann hast du keine Chance.“
Ich hickste beim Klang von Voldemorts Namen, starrte Harry jedoch an, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Du hast überlebt, als du noch ein Baby warst.“, sagte ich leise. Danach hätte ich meine Zunge am liebsten abgebissen. Wie konnte ich so etwas nur sagen? Ihm musste nun schrecklich zu Mute sein.
„Ja, schon. Ich habe keine Ahnung, warum, und sonst auch niemand, also ist es nichts, worauf ich stolz sein kann.“, entgegnete er.
Er ging zur Tür und hatte schon seine Hand auf der Türklinke, als ich rief: „Nein, geh nicht! Tut mir wirklich Leid, dass ich mich so aufrege… ich wollte eigentlich nicht…“ Ich hickste wieder. Meine Augen mussten schrecklich verheult aussehen.
„Ich weiß, es muss schrecklich für dich sein, dass ich von Cedric rede, wo du ihn doch sterben gesehen hast… ich nehme an, du willst das alles einfach vergessen?“
Er schwieg und ich konnte ihn verstehen. Noch einmal wischte ich mir mit meinem Ärmel über die Augen. Irgendwie musste ich ja wohl das Thema wechseln. „Du bist w-wirklich ein guter Lehrer, weißt du.“
Ich lächelte unter Tränen. Seine Wangen färbten sich leicht rot und er lächelte verlegen. „Diesen Schockzauber hab ich bis jetzt noch nie auf die Reihe gekriegt.“ Seine Stimme klang genauso verlegen, als er leise „danke“ murmelte. Unsere Augen trafen sich und wir sahen uns eine ganze Weile stumm an.
Ich trat den ersten Schritt an ihn heran und flüsterte dann: „Misteln.“ Ich zeigte über ihn an die Decke.
„Ja. Sind aber wahrscheinlich voller Nargel.“, antwortete er.
„Was sind Nargel?“, fragte ich verwirrt.
„Keine Ahnung. Da musst du Loony fragen. Luna, meine ich.“ Ich gluckste und trat noch näher an ihn heran.
„Ich mag dich wirklich, Harry.“
Ich trat noch einen Schritt näher. Ich konnte jetzt jede Einzelheit seiner Augen sehen. Sie waren wirklich wundervoll.
„Ich mag dich wirklich sehr, Harry.“
Einen kurzen Moment sah ich Cedric vor mir, doch dieser verblasste und Harry trat an seine Stelle.
Ich war ihm nun sehr nah und stelle mich auf die Zehnspitzen. Unsere Lippen trafen sich und ich hatte das GefĂĽhl, als wĂĽrde ein Feuerwerk in mir losgehen.
Ich lächelte in den Kuss hinein. Die Zeit schien still zu stehen und ich genoss den Kuss einfach. Nach einer Ewigkeit, so schien es mir, trennten wir uns wieder.
Mit leicht geröteten Wangen sah er mich an. Auch er lächelte.
„Ich… äh… wir… ehm sehen uns.“ Ich ging an ihm vorbei zur Tür.
Meine Hand lag schon auf der Türklinke, als er sich räusperte. Fragend drehte ich mich um und mein Herz schien einen Moment auszusetzen, als ich wieder in seine Augen blickte.
„Frohe Weihnachten, Cho.“
„Frohe Weihnachten, Harry.“, erwiderte ich. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich auf den Flur trat und zurück in den Ravenclawgemeinschaftsraum schlich.
Die Tränenspur auf meinen Wangen war zwar getrocknet, meine Augen jedoch sicherlich noch rot geweint. Aber mich störte dies nicht. Ich dachte nicht, wie in letzter Zeit öfter, an Cedric, sondern an Harry.
Mein Lächeln wurde breiter. Ich hatte gerade Harry Potter geküsst. Nein, rief ich mich zur Ordnung. Ich hatte gerade nicht Harry Potter geküsst, sondern Harry, einfach nur Harry.
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