von Leni2oo5
7. Dezember
"Guten Morgen, Professor Snape."
"Morgen, Ms. Greengrass. Passen Sie mit der Asche auf.", erwiderte der Hauslehrer von Slytherin, während Daphne vorsichtig, um ja nicht den Teppich im Büro ihres Hauslehrers zu beschmutzen, die Asche von ihrem schwarzen Umhang klopfte. Sie kam gerade aus den Weihnachtsferien bei ihren Eltern und so musste sie wie jede Schülerin und wie jeder Schüler, die oder der in den Ferien zu Hause war, durch das Büro des jeweiligen Hauslehrers.
Daphne stieg aus dem Kamin und nickte Professor Snape zu, der hinter seinem Schreibtisch aus dunklem Holz saß und Aufsätze korrigierte. Auch wenn der Hauslehrer der Slytherins nun Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste war, hatte er trotzdem noch eine Menge Zaubertrank-Zutaten in seinem Büro. Daphne ging an einem Regal mit verschiedenen Gläsern vorbei, in welche sie lieber nicht blicken wollte und verließ dann, nachdem sie sich von dem Zaubertränkemeister verabschiedete hatte, dessen Büro.
Die Slytherin wanderte ziellos im Schloss umher und da bis jetzt nur wenige Schüler in Hogwarts waren, war es noch ziemlich leer. Sie begegnete ein paar Schülern, die sie kannte und nickte ihnen zu, jedoch unterhielt sie sich nicht mit ihnen.
Auch traf sie auf Filch, der durch die Gänge lief und den letzten Weihnachtsschmuck von den Wänden entfernte. Ihm hinterher trottete seine Katze Mrs. Norris, welche Daphne lauernd musterte. Daphne ließ sich davon allerdings nicht beirren. Sie kannte dies bereits und wusste auch von anderen Schülern, dass Mrs. Norris dies immer tat.
Daphne ging weiter die Gänge entlang, bog manchmal links und rechts ab und benutze hin und wieder einen Geheimgang. Da sie das 'goldene Trio' oft beobachtete, kannte sie auch eine ganze Menge von diesen Geheimgängen. Überhaupt hatte sich ihre Orientierung im Schloss erheblich verbessert.
Sie ging an einem Wasserspeier vorbei, von welchem man sagte, dass das Büro des Schulleiters hinter diesem war. Daphne wusste nicht, ob dies wirklich so war, da sie noch nie beim Schulleiter gewesen war. Sie war immer eine eher ruhige Schülerin gewesen und so übersah man sie oft, was ihr das Beobachten des Trios erheblich vereinfachte.
"Ah, Ms. Greengrass. Schön, dass ich Sie hier treffe.", erklang eine sanfte Stimme hinter ihr. Daphne drehte sich, eine schlechte Vorahnung habend, um. Vor ihr stand der Schulleiter in einer dunkelblauen Robe. Der Wasserspeier war nicht mehr zu sehen, an seiner Stelle war nun eine Treppe, die nach oben führte. Die Gerüchte stimmten wohl.
Daphne meinte: "Guten Morgen, Professor Dumbledore!"
"Ich hoffe, Sie hatten schöne Ferien?" - Nach einem Nicken seitens Daphnes, fuhr Dumbledore fort - "Ich hätte Ihnen ja gerne ein Säuredrop angeboten, aber ich habe die Schüssel in meinem Büro. Wenn Sie wollen, gehe ich Sie schnell holen?" Daphne schüttelte schnell den Kopf und fügte dann hastig ein "Nein danke, Sir!" hinzu. Dumbledore lächelte sie an, ehe er eine kleine Pergamentrolle aus einer Umhangtasche zog.
"Ich wollte Sie bitten diese Mr. Potter zu geben. Ich hoffe,das macht Ihnen nichts aus?", teilte er ihr sein Anliegen mit.
Daphne schüttelte den Kopf abermals und nahm die Pergamentrolle entgegen. Sie wollte sich gerade von ihrem Direktor verabschieden, als sie bemerkte, dass dieser nicht mehr da war. Verwundert drehte sie sich um und lief den Korridor entlang. Zwei Ecken weiter fluchte sie leise auf. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, dass sie IHM diese Pergamentrolle bringen sollte.
Aber wie sollte sie dies machen? Sie ihm einfach in die Hand drücken und gehen? Oder sagen: "Hey Harry, das soll ich dir von Dumbledore geben", und was wollte Dumbledore überhaupt von Harry? Sie lugte neugierig auf die kleine Rolle in ihrer Hand, aber sie ermahnte sich selbst und lief weiter.
Nein, sie konnte ihn nicht mit "Harry" ansprechen, schließlich würde er das Slytherinzeichen auf ihrem Umhang entdecken und dann würde er sie merkwürdig ansehen. Es wäre sicherlich schnell durch die Schule, wenn Daphne ihn Harry nennen würde. Also müsste sie wohl Potter sagen. Vielleicht sollte sie auch etwas Spott in ihre Stimme legen. Ungefähr so: "Potter!"
Sie erntete einen merkwürdigen Blick von einer Hufflepuffsiebtklässlerin, die gerade an ihr vorbei ging. Daphne lief rot an und ging eilig weiter. Das hatte sie doch tatsächlich laut gesagt! So etwas passierte aber auch immer nur ihr.
Sie könnte ja einfach hingehen und sagen: "Hier, Potter, vom Schulleiter. Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?" Nein, das klang viel zu interessiert und viel zu neugierig. Was sollte sie bloß machen?
Und dann fiel es ihr siedensheiß ein. Sie brachte sicherlich kein Wort in seiner Gegenwart heraus, das war ja sogar im Unterricht manchmal sehr schwierig.
Was würde er wohl denken, wenn sie herum stotterte? Er würde sich sicherlich mit seinen Freunden über sie lustig machen. Eine Slytherin, die stotterte, wenn sie mit ihm sprach... Wahrscheinlich würde er es sogar Malfoy erzählen und dieser würde eine abfällige Bemerkung gegenüber Pansy machen und diese würde die Anzeichen zusammenzählen und sie auslachen, weil sie in Harry Potter verliebt war.
Nein, sie konnte ihm diese Rolle nicht überreichen. Aber was sollte sie machen? Wenn sie sie einfach einem Schüler in die Hand drücken würde, wäre dies ja auch merkwürdig.
Sie verließ das Schloss und lief über die Ländereien. Draußen konnte sie einfach besser nachdenken. Der Boden war mit Schnee bedeckt und auch die Türme waren zugeschneit. Leichte Flocken fielen noch immer vom Himmel und Daphne zog ihren Schal enger. Ein leichter Wind blies über die Länderein, welcher Daphne frieren ließ. Sie kuschelte sich noch enger in ihren Umhang und wollte schon fast wieder kehrtmachen, als sie ein Mädchen bemerkte, das sich auf die Hütte des Wildhüters zubewegte.
Das Mädchen trug einen Gryffindorumhang und einen Schal in den Farben des Gryffindorhauses. Ihre braunen buschigen Haare wehten im Wind und Daphne schlug sich fast gegen die Stirn. Natürlich sie würde Granger einfach die Rolle geben. Schnell hetzte sie ihr hinterher und sah, wie sich diese umdrehte. Wahrscheinlich dachte sie, es wäre einer ihrer Freunde. Granger blieb argwöhnisch stehen, als Daphne sie erreichte. Genauso argwöhnisch betrachtete sie Daphne.
Die Slytherin störte sich jedoch nicht daran, sondern drückte ihr die kleine Pergamentrolle in die Hand. "Gib das Potter, Granger.", sagte sie schnell und wollte sich schon umdrehen und zurück zum Schloss gehen, als sie Grangers Blick begegnete. Diese sah sie merkwürdig an und die Frage "Warum schreibst du denn Harry?" stand ihr quasi ins Gesicht geschrieben. Daphne wurde rot und hoffte das man denken konnte, dass dies wegen der Kälte war und nicht weil ihr die Situation peinlich war.
"Ähhhh... der Brief ist nicht von mir, sondern von Dumbledore.", meinte Daphne schnell, drehte sich um und lief dann davon.
Das war ja peinlich gewesen. Wenigstens musste sie die Pergamentrolle nun nicht persönlich abgeben.
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