von Leni2oo5
3. Dezember
Er sah aus dem Fenster. Die Bäume waren kahl und der Wind wehte die letzten Blätter über die Straßen. Die Kinder spielten draußen in dicken Jacken eingepackt. Insgesamt waren wenige Menschen draußen. Die Meisten machten es sich in ihren Häusern bequem, tranken Tee und aßen Plätzchen. Doch viele der Kinder waren draußen und warteten sehnsüchtig auf den ersten Schnee, welcher sicherlich bald kommen würde. Severus lief jedoch nicht bei dieser Kälte draußen herum.
Er saß lieber in seinem Zimmer und verkroch sich dort hinter einem seiner vielen Bücher. Seine Eltern hatten sich wieder einmal lautstark gestritten und weil er dies nicht aushalten konnte, hatte er sich in seinem Zimmer versteckt.
Jetzt noch hörte er die laute Stimme seines Vaters in seinen Ohren hallen und das Schluchzen seiner Mutter, obwohl die Beiden schon längst wieder leise waren.
Severus hoffte, es würde bald schneien. Er mochte Schnee und dieser ließ ihn immer ruhiger werden. Er konnte dann Stunden lang am Fenster sitzen und einfach nur heraus sehen. Nicht einmal die Schreie seiner Eltern halten dann in seinen Ohren, aber auch jetzt fand er sie nicht mehr so schlimm wie früher. Er hatte sich langsam daran gewöhnt.
Still beobachtete Severus die spielenden Kinder. Er war noch nie so gewesen, wie gleichaltrige und er gedachte auch nicht mehr so zu werden. Er war schon immer etwas reifer, etwas weiter gewesen. Mittlerweile störte ihn das aber nicht mehr. Anfangs wollte er manchmal noch genauso sein wie die anderen Kinder. Draußen spielen und auf den Schnee warten, doch heute wartete er auf seine eigene Art auf den gefrorenen Regen.
Um sich abzulenken, griff er ein Buch aus seinem Regal, welches er aufschlug. Schnell hatte er sich wieder in das Thema vertieft, denn er hatte sich vorgenommen so viele Zauber schon theoretisch zu können, wie es ging, wenn er eingeschult wurde. Er wollte nicht schwach sein. Er wollte doch einfach nur respektiert werden. Und dafür lernte er nun. Das hatte er sich zum Ziel gesetzt und genau das ließ ihn auch in schweren Zeiten und wenn er mal keine Lust hatte weiter machen.
Vielleicht verkroch er sich auch, wegen der Schreie seiner Eltern, die in seinen Ohren noch Stunden lang hallten, in den Büchern. Einfach um sich abzulenken und um einen freien Kopf zu bekommen. Und mittlerweile machte ihm das Lernen sogar Spaß. Es war zu seinem Hobby geworden. Zu einem Teil seiner selbst. Und seine Bücher waren immer da und warteten auf ihn. Warteten darauf aufgeschlagen und gelesen zu werden und konnten ihn nicht verlassen.
Severus verschlang eine Seite nach der anderen. Ja, er liebte das Lesen und die Bücher. Er irgnorierte die Schreie seiner Eltern einfach, wusste er doch nicht, dass er vielleicht genau das falsche tat. Statt sie zu verarbeiten, verdrängte er sie. Verleugnete das seine Eltern sich stritten. Das sein Vater dabei oft viel zu weit ging und seine Mutter schlug. Er ignorierte es einfach, denn er konnte nicht anderes.
Er wusste nicht, dass er sich später nur noch an Lernen und die Schreie seiner Eltern erinnern konnte, wenn er an seine Kindheit zurück dachte. Er wusste nicht, wie unglücklich ihn das machen würde. Wie sehr ihn das von innen heraus zerfressen würde. Und doch würde er so gut es ging glücklich sein, denn er würde Respekt entgegen gebracht bekommen. Vielleicht für andere Dinge und Taten, als er gedacht hatte, aber es würde Leute geben, die ihn respektierten und die ihn schätzten.
Aber davon wusste der 9-jährige Severus Snape nichts, als er von seinem Buch aufblickte und aus dem Fenster sah. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Es schneite.
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