Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ăśber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Hilfe, ich bin eine Mary Sue! - Der mysteriöse Raum und eine seltsame Macht

von Sáthien

Ich muss sagen, ich bin ein wenig baff, das ich bereits jetzt so viele Reviews bekommen habe.

Also, ganz wichtig: Danke an Viola Lily, Quickie, Hallie Potter, Rune, mitglieddesphönixordens, eule20, Lil.E. und Pique-Art!

Verzeiht, dass ich nicht weiter auf eure Reviews eingehe, es ist schon recht spät, wollte aber unbedingt noch das Kapitel hochladen. Kann euch aber versichern, dass ich mich über jedes gefreut habe, wie eine Schneekönigin!

Das erste Kapitel ist recht lang geworden, vielleicht schon zu lang. Am besten, ihr sagt mir bescheid, wie es euch gefallen hat. Ich hoffe, es gefällt euch.


---



Der mysteriöse Raum und eine seltsame Macht
Oder: Wie alles begann



Es war ein ganz gewöhnlicher Dienstagmorgen, an dem ich mich, wie immer widerwillig, aus dem Bett schälte und die Lehrer verfluchte, die mich heute quälen würden. Schlaftrunken ging ich ins Bad, wusch mich hastig und putzte mir schlampig die Zähne. Dann schleppte ich mich in die Küche, um ein wenig zu frühstücken. Cornflakes mit Milch. Herrlich gewöhnlich.
Etwa zwanzig Minuten später war ich fertig angezogen, die Schultasche auf dem Rücken, bereit, den quälenden Weg zur Schule anzutreten. Ich erschauderte, denn der Sommer ging langsam und sicher zuneige. Da ich sehr leicht fror, nahm ich mir sicherheitshalber eine Jacke mit und warf meinem unspektakulären Ebenbild im Spiegel neben der Wohnungstür nur einen kurzen Blick zu, als ich die Wohnung verließ.
Der Hinweg war sehr beschwerlich. War er zwar nicht lang, war er umso anstrengender, denn es ging stetig bergauf. Ich machte regelmäßig genau auf der Mitte des Weges Schlapp, immer an der halb verwitterten Bank, an der man sich so herrlich leicht Splitter in den Arsch ziehen konnte.
Nach einigen Minuten des Luftholens setzte ich den beschwerlichen Weg fort und fand mich zwei Stunden später, so schien es mir zumindest, vor dem Tor meiner Schule wieder. Natürlich war ich wie immer zu spät. Ich durchschritt es und ging die gewohnten Gänge entlang, dieselben langweiligen Treppen hinauf, wie jeden Tag.

Irgendwann kam ich bei der öden, hellgrau gestrichenen Tür an, die zu meinem Klassenzimmer führte. Ich schloss kurz genervt die Augen, mich innerlich für eine Schimpftirade wappnend, und öffnete sie, ohne anzuklopfen.
„Maria, Sie sind genau sieben Minuten zu spät“, ertönte es, zeitgleich mit dem ersten Schritt, den ich hinter die Schwelle setzte.
„’Tschuldigung“, murmelte ich und begab mich zu meinem Platz in der dritten Reihe.
„Ah, ah, ah. Das ist schon das zweite Mal in dieser Woche. Und das, obwohl wir erst Dienstag haben. Man könnte ja schon fast beeindruckt sein.“

Herr Kleinschmidt war ein Arsch. Ein Arsch, wie er im Buche steht. Oft nannten meine Sitznachbarin und ich ihn hinter seinem Rücken einfach nur „Snape“. Wie passend, dass jener tatsächlich in einem Buche steht.
Äußerliche Ähnlichkeiten mit der Buchfigur allerdings waren gleich Null. Eine kreisrunde kahle Stelle auf dem Kopf, rundherum rotbraunes Haar, Tränensäcke und ein undekorativer Schnauzbart ließen seine Attraktivität auf ein Minimum sinken. Seine krächzende Stimme tat das Übrige.

Ich hörte irgendwann nicht mehr hin, lauschte nur noch mit halbem Ohr, als er sagte: „Heute noch irgendeinen Fehltritt ihrerseits, und es wird ernsthafte Konsequenzen für Sie nach sich ziehen …“
Wie Recht er damit hatte.

Die erste halbe Stunde dümpelte einfach so dahin, sodass ich zuerst nicht mitbekam, dass Kleinschmidt die Aufsätze einsammeln wollte. Und überhaupt, von welchem Aufsatz sprach er?
Natürlich, ich hatte diesen Aufsatz nicht geschrieben. Ich hatte ihn vor mich her geschoben und geplant, meinen Wecker extra früher zu stellen, um ihn heute Morgen zu schreiben – doch so etwas klappte selbstverständlich nie. Also musste irgendeine Rettung her, irgendetwas, was mich vor den Klauen dieses Mannes verschonte, denn ich konnte mir wirklich keinen weiteren Eintrag im Klassenbuch leisten. Schon gar keinen von Kleinschmidt unterschriebenen.
Also hob ich meinen Arm zaghaft nach oben. Ich konnte sein Seufzen hören, noch ehe er sich in meine Richtung drehte. „Ja, Maria, was haben Sie denn Interessantes zu sagen?“
Ich bemĂĽhte mich, mein Gesicht zu verzerren, doch nur so leicht, dass es noch glaubhaft wirkte.
„Herr Kleinschmidt“, sagte ich leise und presste zeitgleich die Hand auf meinen Bauch. „Mir ist total schlecht, kann ich bitte kurz raus?“
„Oh, Sie glauben doch nicht etwa, dass ich Ihnen das abkaufe. Oh nein. Ich würde jetzt liebend gern Ihren Aufsatz sehen.“
Er streckte fordernd seine Hand aus.
Ich wĂĽrgte kurz gekĂĽnstelt und drĂĽckte meine Hand auf den Mund. Dann sprang ich auf und flitzte zur TĂĽr.
„Ich glaube, ich muss kotzen …“, wimmerte ich und als ich die Tür aufriss, um aus dem Raum zu hechten, hörte ich noch, wie mir mein Lehrer hinterher rief: „Ich habe Sie ja gewarnt! Das wird Folgen haben!“

Ich schlug tatsächlich den Weg zum Klo ein, schließlich sollte man beim Lügen möglichst nah an der Wahrheit bleiben. Also rannte ich wie ein geölter Blitz die Treppen hinunter, die ich vorhin noch hochgestiegen war, und schloss die rosa lackierte Tür hinter mir. (Man könnte meinen, die stilisierte Frau auf der Tür reicht, um das dahinter liegende Zimmer als „Mädchenklo“ zu identifizieren, doch scheinbar war die Schulleitung anderer Meinung.)
Da ich nichts Besseres zu tun hatte, ging ich zum Waschbecken und ließ mir erstmal kaltes Wasser über die Hände laufen, während mich mein Spiegelbild schief angrinste. Ich stellte das Wasser ab, suchte vergebens nach Papierhandtüchern und setzte mich dann auf einen Klodeckel in einer Kabine, deren Tür ich verriegelte.
Jetzt hieß es nur noch, genau auszuklügeln, für wie lange es klug war, weg zu bleiben. Nun, in diesem Falle sicher für den Rest der Stunde, die eine Doppelstunde war. Seufzend und zufrieden grinsend holte ich meine Physiksachen hervor. Immerhin für die nächste Stunde konnte man vorbereitet sein, nicht wahr?
Doch mit dem Lesen kam ich nicht sehr weit, denn ich hörte, wie die Tür knarrend aufging. Ich runzelte die Stirn und mein Herz setzte für eine Sekunde aus, denn von meinem Platz aus konnte ich die Tür nicht sehen. Doch als ich hörte, wie die Kabinentür nebenan zu ging atmete ich erstmal erleichtert aus.
„Freuen Sie sich nicht zu früh, Maria“
Ich schrie auf, sprang vom Klodeckel hoch und hätte dabei beinahe mein Physikbuch in der Kloschüssel versenkt. Das war die Stimme von Herrn Kleinschmidt. Im Mädchenklo. Doch das störte mich in diesem Moment nicht so sehr, denn anstatt mich zu beschweren sagte ich: „Mir geht es schon ein bisschen besser.“
„Ihnen ging es nie schlecht. Denken Sie, ich hätte ihre Lügen nicht schon längst durchschaut?“
„Sie können mir nichts nachweisen.“
Ich hörte ein leises amüsiertes Glucksen, wovon mir tatsächlich fast übel wurde. Ob ich es wohl schaffte, mich so sehr hineinzusteigern, bis mir mein Frühstück tatsächlich wieder hochkam?
„Ich möchte Ihnen ein Angebot machen, Maria.“
Ich stutzte.
„Was für ein Angebot?“
Meine Stimme zitterte leicht.
„Dazu kommen Sie bitte aus ihrem Versteck heraus. Andernfalls werde ich mir eine schöne Strafe für sie ausdenken“, sagte die krächzende Stimme genüsslich.
Das lieĂź ich mir nicht zweimal sagen, denn die Strafen von diesem Stinkepeter waren mir nur allzu bekannt. Also entriegelte ich die TĂĽr, nahm meine Schultasche in die Hand und trat aus der Kabine hinaus. Mein Lehrer tat es mir gleich, denn als ich mich nach links wandte standen wir uns gegenĂĽber.
„Folgen Sie mir“, sagte er schlicht, drehte sich um und ging mit einem Affenzahn auf die Tür zu.
Ich folgte zögernd, gespannt und mit der Gewissheit, dass ich in eine Falle getappt war.
Nach sehr vielen sehr schnellen Schritten erreichten wir den Teil der Schule, der schon seit Jahren nicht mehr benutzt worden war. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun, denn wer wusste schon, was der Typ mit mir vorhatte.
Er schloss die hohe Glastür auf, die den neuen Teil vom alten Teil der Schule trennte und hielt sie für mich auf. Ich folgte ihm, mein Herz nervös flatternd.
Noch eine Weile hetzten wir durch Gänge, bis Herr Kleinschmidt vor einer besonders vermodert wirkenden Tür anhielt. Er drehte sich zu mir um, mit dem Schlüssel vor meiner Nase wedelnd.
„Das, was ich Ihnen gleich erzählen werde behalten Sie schön für sich, sonst werde ich veranlassen, dass man sie der Schule verweist.“
„Kein Problem“, antwortete ich, ziemlich sicher, dass ich in der nächsten Pause mit meiner Sitznachbarin darüber quatschen würde.
Mit einem skeptischen Blick schloss er die Tür schließlich auf. Sie öffnete sich quietschend und was ich dahinter erblickte raubte mir den Atem.
Vollkommene Schwärze.
Doch Herr Kleinschmidt trat trotzdem ein und entfachte irgendwo im Raum ein kleines Licht. Ich zögerte zunächst, setzte dann aber auch einen Fuß hinter die Tür.
Die kleine Lichtquelle kam von einem angelaufenen Kerzenständer. Das Einzige, was ich denken konnte war „Was zur Hölle?“, denn als sich meine Augen an das schummerige Licht gewöhnt hatten, konnte ich die Einrichtung eingehend betrachten.
Die Dunkelheit konnte ganz einfach durch die schweren, tiefschwarzen Vorhänge erklärt werden, die die Fenster verdeckten und jedes Sonnenlicht verschluckten. Falls der Raum einst ein Klassenzimmer gewesen war, hatte jemand recht gute Arbeit geleistet, dies unkenntlich zu machen
Entlang der Wände standen deckenhohe Bücherregale, voll gestopft mit uralten, dahinschimmelten Wälzern, die alle einen bräunlichen oder schwarzen Einband hatten. Ich zweifelte daran, dass sich da noch irgendjemand zurecht finden konnte.
Vor der Stelle, an der wahrscheinlich mal die Tafel hing, stand ein imposanter Schreibtisch mit kunstvollen Schnitzereien, der auf so etwas wie Klauen stand. Davor sowie dahinter befand sich je ein hoher schwarzer Ledersessel. Welch dramatischen Effekt es geben würde, würde man sich in ihm lächelnd zu einem Besucher umdrehen, die Fingerkuppen aneinander gelegt und mit einer weißen Katze auf dem Schoß.
Seltsamerweise ließ mich das alles verhältnismäßig kalt, denn zwischen den vielen Läufern am Boden konnte man immer noch klar diesen typischen Klassenraumboden erkennen.
„Nehmen Sie Platz.“
Ich kam der Aufforderung sofort nach, fragte mich aber doch, ob mein Lehrer nun total durchgeknallt war. Hatte er dieses Zimmer etwa selbst so hergerichtet? Ich hatte schon immer heimlich spekuliert, was fĂĽr seltsame Hobbys dieser Mann wohl haben mochte.
Herr Kleinschmidt platzierte die Kerzen etwas weiter links auf dem imposanten Tisch, sodass wir uns darüber hinweg ansehen konnten. Er räusperte sich.
„Wie gesagt, ich würde Ihnen gerne ein Angebot machen.“
Ich senkte leicht meinen Kopf.
„Ich höre Ihnen zu.“
„All dies“, er machte eine weit ausladende Geste, „ist nicht nur Dekoration. Auch, wenn Sie das jetzt vielleicht denken mögen.“
Ich hob ungläubig eine Augenbraue.
„Und das soll ich Ihnen abkaufen?“
„Nein, keineswegs. Das können Sie sich mit Sicherheit nicht leisten. Allein schon der Wert dieses wundervollen Schreibtisches …“
Ich zog die Augenbrauen zusammen. Er kam tatsächlich ins Schwärmen.
Er wurde rot, was sich mit der Farbe seines Bartes biss, und räusperte sich erneut.
„Zum Angebot. Sie helfen mir und ich helfe Ihnen.“
„Wobei können Sie mir denn helfen?“
Er verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete mich eingehend.
„Nun, ich werde von einer Strafe absehen. Bedenken Sie doch, wie oft Sie dieses Jahr schon verspätet im Unterricht erschienen sind und ihr Verhalten in meinem Unterricht lässt auch sehr zu Wünschen übrig. Und nicht nur in meinen Stunden, wie mir einige Kollegen mitgeteilt haben.“
Er sah mich an. Ich schwieg. Er spielte nervös mit seinen Fingern. Ich schwieg.
„Und ich gebe Ihnen den restlichen Tag frei.“
Ich sagte immer noch nichts, doch nickte irgendwann.
„Gut, ich werde mir anhören, was Sie zu sagen haben. Schießen sie los.“
Er richtete sich auf.
„Ich arbeite für eine Geheimorganisation.“
Ich brach in schallendes Gelächter aus.
„Britischer Geheimdienst oder doch das FBI?“, keuchte ich, hielt mir meinen schmerzenden Bauch und wischte ein paar Tränen aus den Augenwinkeln.
Herr Kleinschmidt sah mich ernst an.
„Nein. Ich bin Vermittler bei der I.M.S.A.“
„Na, das hört sich ja interessant an! Und wofür steht das?“ Ich gluckste immer noch.
Er hingegen schien das alles sehr ernst zu nehmen.
Es steht für „International Mary Sue Association“. Ich bin mir sicher, Sie haben den Namen „Mary Sue“ schon einmal gehört?“
Ich nickte verwirrt. Wenn man Pech hatte und die falschen Seiten besuchte, konnte man schon des Öfteren auf eine dieser Furcht einflößenden Kreaturen stoßen, meist kreiert von zwölf- bis vierzehnjährigen Mädchen oder Ausgeburten der Hölle. Nun, eigentlich lief es ja auf das Selbe hinaus.
(Dem Leser sei an dieser Stelle gesagt, dass dies selbstverständlich nicht auf alle zwölf- bis vierzehnjährigen Mädchen zutrifft. Dem Himmel sei Dank ist es nur ein kleiner Prozentsatz. Die meisten sind zum Glück immer noch sehr ehrenwerte junge Damen.)
Aber was um aller Welt hatte mein Lehrer und vor allem ich damit zu tun?
Das Fragezeichen in meinem Gesicht schien meinem Lehrer ins Auge zu springen, denn er sagte schnell: „Lassen Sie mich alles in Ruhe erklären.“
„Aber müssen Sie nicht zurück zur Klasse?“
„Die sind beschäftig“, sagte er leichthin. „Glauben Sie, ich kann mir mein geiles Auto mit diesem Hungerlohn leisten, den ich als Lehrkörper bekomme?“
Ich stutze.
„Ja!“, sagte ich dann, fast verzweifelt.
„Absolut FALSCH! Das schaffe ich nur mit meiner Nebentätigkeit bei der I.M.S.A., was mich auch gleich wieder zu Ihnen bringt. Ich brauche Sie!“, er zeigte mit seinem nackten Wurstfinger auf mich.
„Aha“, sagte ich nur und schluckte.
Hilfe, ich wollte da raus, mein Lehrer war total verrĂĽckt geworden!
„Jeden Tag schreiben Menschen, in unserem Fall interessieren uns nur die jungen Mädchen, Fan Geschichten, oder auch „Fan Fictions“, in denen ein perfektes Mädchen die Welt rettet, zehn Verehrer hat, makellos aussieht und Fähigkeiten hat, die alles und jeden übersteigen. Diesen Mädchen mangelt es an Fantasie, Maria! Deshalb ist es die Aufgabe der Vermittler, junge Frauen zu vermitteln, die die fehlende Fantasie ersetzen.
Und dafür krieg ich dann eine ganze Stange Geld.“
Er lehnte sich zufrieden lächelnd zurück.
„Und was hat das mit mir zu tun?“, wimmerte ich.
Er faltete seine Hände.
„Ich habe schon lange keine Kandidatin mehr vermittelt. Sie wären sicher die Richtige.“
Ich lächelte ihn ängstlich an.
„Aha. Aber dafür will ich mehr als einen Tag frei haben!“, sagte ich mit zittriger Stimme.
Herr Kleinschmidt hob die Hände.
„Meinetwegen auch das. Lässt sich einrichten.“
„Und sie geben mir eine Eins in Deutsch!“
„Aber sie sind eine totale Niete!“, rief er empört.
„Eben drum. Das wäre meine einzige Chance. Ansonsten können Sie es vergessen.“
Er schien eine Weile zu überlegen und ließ seine Fingerknöchel knacken.
„Hm… na gut. Ich denke, das ist dein Deal.“
Er streckte mir seine Hand entgegen, doch ich schlug noch nicht ein.
„Sagen Sie mir erst, was genau ich tun muss“, verlangte ich.
„Oh, ja. Sie bekommen diese Kette hier – überaus schick, der letzte Trend bei Mary Sues! – und tragen sie stets bei sich. Sie werden gleich nach Hause gehen, sich noch einmal ganz genau einprägen, wie eine unserer Mary Sues sich zu verhalten hat, und zwar in dieser Broschüre“ - wie von Zauberhand zog er ein kleines Heft aus seinem Hemd - „und dann bekommen Sie Besuch.“
„Von wem?“
„Oh, glauben Sie mir, sie werden Sie erkennen. Sie hat die I.M.S.A. gegründet. Sie ist tatsächlich eine echte Sue, diejenigen, die meine Kollegen und ich vermitteln sind ja sozusagen nur Schauspieler, die mit Anweisungen aus dieser Kette“ - er hielt sie demonstrativ hoch - „spielen“. Verstanden?“
„Gibt es nicht so etwas wie einen Vertrag?“, fragte ich verwirrt.
Er nickte. „Aber ja, den wird Frau Sue mitbringen. Sie heißt übrigens wirklich so.“
„Wie?“
„Vorname Mary, Nachname Sue.“
Er reichte mir die Kette und die Broschüre. Ich verzog das Gesicht, als ich das „Schmuckstück“ betrachtete. Die Kette sah aus, wie aus einem billigen Kaugummiautomaten und glänzte in allen möglichen Farben. Scheußlich.
Die Broschüre zog eher meine Aufmerksamkeit auf sich. Eine junge Frau, – oder war es ein Mädchen? – mit einer wallenden schwarzen Haarmähne, die violett glänzte, passend zu ihrer Augenfarbe, lächelte ein makellos weißes Lächeln. Ihre Lippen voll und rot, ihre Nase klein und fein. Ihr Gesicht war zart, sie sah nicht älter aus als sechzehn, doch ich war mir sicher, dass sie älter sein musste, denn sie hatte zwei unglaublich pralle, perfekt runde Brüste. Sie war perfekt. Und doch hatte ich das Gefühl, sie sei der Teufel persönlich.
„Schön!“, sagte Herr Kleinschmidt enthusiastisch und sprang aus dem Sessel auf. Auch ich erhob mich. „Das wäre es dann, Maria. Gehen Sie nach Hause, lesen Sie alles genau durch und lassen Sie es sich durch den Kopf gehen.“
Ich nickte. Eine garantierte Eins in Deutsch. Spitze!
Als wir zusammen durch die TĂĽr gingen und mein Lehrer sie wieder verschloss, fĂĽhlte ich mich seltsam.
„Warum ausgerechnet ich, Herr Kleinschmidt?“, fragte ich flüsternd.
Er sah mich warnend an.
„Nichts hinterfragen!“, drohte er. „Steht auch in der Broschüre. Auf Ihre Frage gibt es nur eine Antwort …“
„Und die wäre?“
„Weil Sie auserwählt sind!“ Er machte eine kurze Pause.
„Oder aber auch, weil gerade niemand anders zur Hand war, ganz wie Sie wollen. Viel Erfolg!“
Mit diesen Worten verschwand er langsam, mich zurücklassend, während ich noch immer total baff auf das Titelbild der I.M.S.A. - Broschüre starrte.

Ich hätte eigentlich direkt zurück zum Unterricht gehen und das eben Geschehene einfach vergessen sollen, doch irgendetwas hielt mich zurück. Eine unsichtbare Kraft, die mich zu lenken schien.
Meine Neugierde.
Ich ging also den Weg zurück nach Hause, froh, den Tag frei zu haben. Unterwegs holte ich den I.M.S.A.-Prospekt heraus und blätterte ihn von hinten nach vorne durch. Offenbar war es nicht nur zur reinen Information gedacht, denn es waren auch Utensilien, wie Schwerter und lange imposante Zauberstäbe zu finden, sowie ein Bestellschein.
Irgendwann kam ich zu den „vier Goldenen Regeln der Mary Sue“. Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Vier Regeln nur? Die sollten sehr leicht einzuhalten sein.
Ich setzte mich auf die morsche Bank, denn ich hatte bereits die Hälfte des Weges hinter mich gebracht, und begann sie zu lesen.

1. Führen Sie ihre Aufträge zu unserer Zufriedenheit aus!
2. Hinterfragen Sie nichts, was man Ihnen aufträgt, oder zweifeln sie an der Logik. Es geschieht alles genauso, wie es soll!
3. Sprechen Sie mit niemandem ĂĽber die I.M.S.A., sonst garantieren wir fĂĽr nichts!
4. Das im Vertrag von Ihnen Unterzeichnete gilt!

Ich klappte den Prospekt zu. Nett formuliert waren diese Regeln nicht, doch allzu schwer einzuhalten sicher auch nicht. Ich stand wieder auf und stopfte die BroschĂĽre achtlos in meine Tasche.

Wenig später erreichte ich das alte graue Haus, in dem ich wohnte. Ich konnte von Glück reden, dass mein Vater bis morgen auf Geschäftsreise war, denn was hätte er wohl gesagt, wenn ich plötzlich in der Tür stünde? Ihn kann man nicht so leicht belügen, wie es, normalerweise, bei Herrn Kleinschmidt der Fall war.
In der Wohnung angekommen lieĂź ich meine Tasche auf den Boden fallen und zog meine leichte Jacke aus.
Dann setzte ich mich ins Wohnzimmer und starrte ins Leere. Nun war ich also wieder zuhause. Ein ganzer langer Tag, an dem ich einfach nur faul dasitzen und tun und lassen konnte, was ich wollte. Lächelnd reckte und streckte ich mich und breitete mich auf der weichen Couch auf.
Wenig später war ich auch schon eingeschlafen.

Ich wusste nicht, wie lange ich weg war, als ich von einem merkwĂĽrdigen Ruckeln geweckt wurde. Ein Blick zur Uhr sagte mir, dass es gerade mal zwanzig Minuten waren. Leicht benommen setzte ich mich auf.
Das Ruckeln wurde gleichmäßig stärker und verwandelte sich in ein ausgewachsenes Beben. Ich schluckte und hielt mich krampfhaft am Tisch fest.
Was geschah jetzt und seit wann gab es hier Erdbeben?, fragte ich mich, als das Lieblingsmodellschiff meines Vaters vom Regal fiel. Ich schrie entsetzt auf, als ich sah, dass nur noch TrĂĽmmer davon ĂĽbrig waren.
„Der bringt mich um!“
Als nun auch die Regale selbst umzufallen drohten hechtete ich schnell zum TĂĽrrahmen, denn ich hatte vor einiger Zeit in einer Wissenssendung gesehen, dass es bei einem Erdbeben dort am sichersten sei.
Mit großen Augen starrte ich ins Zimmer, zum Himmel flehend, dass wenigstens der antike Schrank heil blieb, der bereits bedrohlich wankte – als es mit einem Mal aufhörte. Ich schluckte und war drauf und dran, mir ungläubig die Augen zu reiben.
Ich hätte es lieber getan, denn ein plötzlicher gleißender Lichtblitz blendete mich für mehrere Sekunden, und auch als er wieder verschwunden war, war ich immer noch nicht im Stande, richtig zu sehen. Es dauerte eine Weile, bis die Muster vor meinem Auge verschwunden waren.

Als ich dann wieder ins Wohnzimmer blickte, stellte ich erstaunt fest, dass alles noch an seinem Platz war, auch das heilige Modelsegelschiff hatte seinen Platz auf dem Regal wieder eingenommen. Doch was noch viel erstaunlicher war, war die Frau, die mitten im Raum stand.
Ihre Anmut und Schönheit raubte mir auf dem ersten Blick schier den Atem! Ihr hüftlanges Haar fiel wie flüssiges Gold auf ihre Schultern und ihre perfekten Rundungen wurden von einem Kleid von solch einem silbrigen Glanz, dass es beinahe zu leuchten schien, verhüllt.
Ihre weiße Haut war makellos rein, und am ganzen Körper straff und fest. Ihr Gesicht war schmal, die hohen Wangenknochen traten deutlich hervor, was sie aber keineswegs alt erschienen ließ, sondern noch eleganter, als ohnehin schon. Die Lippen waren voll und sinnlich und im Moment zu einem leichten Lächeln verzogen. Darüber befand sich ihre schlanke Stupsnase, auf der kein einziger Mitesser zu finden war.
Die Frau sah mich aus ihren wunderschönen eisblauen Augen prüfend an.
„Bist du Maria Schulz?“, sprach eine Stimme von solch einer Wärme und Klarheit, dass ich beinahe auf die Knie gefallen wäre.
Verdammt, was war nur los mit mir? So etwas sah mir überhaupt nicht ähnlich!
„Ja, die bin ich“, krächzte ich, worauf die Frau, nein, der Engel vor mir sanft lächelte.
Sogleich zog sie etwas unter ihrem Kleid hervor, während ich verzweifelt versuchte einen Blick auf ihre perfekten Beine zu erhaschen und fasziniert einige Schritte vortrat.
„Olaf Kleinschmidt hat mir von dir erzählt.“ Ich starrte sie weiterhin sprachlos an. „Er hat dir das Gröbste mitgeteilt, nehme ich an?“
Ich nickte hastig und krächzte nur ein leises „Ja!“
Die Frau lächelte.
„Das ist sehr schön. Mein Name ist Mary Sue. Ich möchte, dass du diesen Vertrag unterzeichnest.“
Sie reichte mir ein Blatt Papier und einen violetten Stift. Ich betrachtete das Papier nicht weiter, sondern kritzelte einfach meine Unterschrift unleserlich auf die feine Linie ganz unten und gab es ihr zurück. Ihre Hände waren genauso schön, wie der Rest von ihr.
„Danke, Maria. Und jetzt hör mir zu.“ Ich nickte hypnotisiert, sie unentwegt anstarrend. „Du wirst gleich schlafen gehen. Lege dich einfach in dein Bett und entspanne dich. Wenn du aufwachst wirst du jemand anders sein. Du wirst dann zwei Erinnerungen haben, die deines neuen Ichs und die deines jetzigen Ichs als Maria Schulz. Verstanden?“
„Ja, verstanden“, flüsterte ich.
„Ein junges Mädchen schreibt gerade eine Fanfiction, die in der Harry Potter Welt spielt. Ich werde dich dort hinschicken. Das Meiste wird von alleine klappen, doch solltest du Fragen haben, benutze die Kette. Vergiss nicht, sie anzulegen, wenn du gleich schlafen gehst.“
Sie schwieg eine Zeit lang, in der ich sie weiterhin betrachtete. Mir war im Moment alles Recht, was sie sagte.
„Oh, und keine Angst. Wir werden hier alles für dich Regeln. Es wird so aussehen, als seiest du einfach weggefahren. Niemand wird dich vermissen. Auch dein Vater nicht, denn wir können sehr überzeugend sein“, fuhr sie dann fort.
Einen Moment hatte ich den Eindruck, irgendetwas funkele in ihren Augen auf, doch in der nächsten Sekunde war es schon wieder verschwunden.
„Gut. Ich werde jetzt gehen. Viel Erfolg, Maria.“
Sie öffnete mit einer fließenden Handbewegung ein seltsames Portal, durch das sie schreiten wollte, doch ich hielt sie zurück.
„Warten Sie, eines muss ich wissen!“
Sie zog ihre geschwungenen Augenbrauen nach oben.
„Und das wäre, Maria?“
Ihr Lächeln war ein wenig kühl geworden und ihre linke Hand zuckte kurz merkwürdig.
„Sind Sie ein Mensch?“, flüsterte ich ehrfürchtig.
Sie ließ ein glockenhelles Lachen ertönen.
„Oh, nein, wo denkst du hin. Ich bin zu einer Hälfte Veela und zur anderen Hälfte eine Elfe. Aber ich habe viele Mütter und Großmütter aus anderen Völkern der Fandoms dieser Welt. Und nun auf Wiedersehen und schlaf gut, Maria!“
Mit diesen Worten verschwand sie im Portal und schloss es von der anderen Seite wieder.

Ich schüttelte meinen Kopf. Er fühlte sich merkwürdig leer an. Was zur Hölle war das gewesen, fragte ich mich. Ich kratzte mich am Kopf. Weshalb hatte ich mich nicht konzentrieren können? Was war das für eine merkwürdige Macht gewesen, die mich kontrolliert hatte? Ich blinzelte und rieb mir die Augen. Vielleicht hatte ich einfach nicht genug geschlafen.
Ich ging in den Flur, um die Kette aus meiner Schultasche zu holen. Dabei fiel mein Blick auf mein Spiegelbild. Es sah mich Stirn runzelnd an. „Was genau habe ich da eigentlich unterschrieben?“

tbc

Hat sich irgendein Wahnsinniger diesen irrisinnig langen Text durchgelesen? Wenn ja: Respekt.

Keine Sorge, im nächsten Kapitel wird die Harry Potter Welt ins Spiel kommen. Oder leider eher die Harry Potter-Mary Sue Welt. *schauder* Ist ja nicht umsonst Horor. ;)


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Manchmal glaube ich, es gibt kaum noch unsignierte Harry-Potter-BĂĽcher.
Joanne K. Rowling