Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
HörbĂŒcher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
WĂ€hrungsrechner
Forum
F.A.Q.
Über uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Bruised and Broken - Teil IV - Cold Light

von solvej

Forget past indiscretions
And stolen possessions, you're high
In the cold light


[Placebo – In The Cold Light Of Morning]

~oOo~


Als Harry erwachte, war es vollkommen dunkel. Er hörte leise AtemzĂŒge und glaubte einen kurzen Moment lang, er lĂ€ge in seinem Bett im Fuchsbau und das wĂ€re Ron, der im anderen Bett schlief. Und der seltsame Druck auf seinem Brustkorb kĂ€me von Krummbein, der sich wieder einmal dort zusammengerollt hatte. Harrys nackte FĂŒĂŸe fĂŒhlten sich an wie Eisklumpen. Probehalber wackelte er mit den Zehen. Es klappte einwandfrei, sie waren noch nicht abgefroren. Aber mit dem Knie stieß er gegen etwas. Etwas Lebendiges! Harry hielt den Atem an. Er hatte bereits eine ganz dunkle Vermutung, hoffte aber instĂ€ndig, dass sie sich nicht bewahrheiten wĂŒrde. Als sich seine Augen endlich an die spĂ€rlichen LichtverhĂ€ltnisse gewöhnt hatten, drehte er den Kopf vorsichtig zur Seite. „Verdammt“, flĂŒsterte er. Das durfte doch nicht wahr sein! Er kam sich vor, als wĂ€re er in einem nicht enden wollenden Alptraum gefangen.

Da lag Malfoy neben ihm auf dem Sofa im Wohnzimmer, halb eingerollt, das Gesicht an Harrys Seite vergraben, den linken Arm auf seiner Brust drapiert.

‚Oh bitte, bitte lass ihn etwas an haben!‘, dachte Harry panisch, bevor er sich zwang, behutsam den Kopf zu heben und an seinem Körper herab zu blicken. ‚Und lass mich etwas an haben!‘

Seine Hoffnungen wurden ausnahmsweise nicht enttĂ€uscht, und eine Welle der Erleichterung ließ ihn laut aufseufzen. Aber was war bloß los mit ihm? Was hatte er nur getan? Und Draco hatte doch nicht etwa – Harrys Augen weiteten sich erschrocken in der Dunkelheit – oh doch, er hatte! Merlin.

Stille betĂ€ubte ihn fĂŒr einige Sekunden, in denen Harry das GefĂŒhl hatte, in seinem Kopf herrsche ein Vakuum. Er musste seine Erkenntnis von eben erst noch verdauen. Jetzt, mit ein wenig Distanz schien das Unaussprechliche, das ihm im Eifer des Gefechts noch vollkommen akzeptabel – oder noch mehr – erschienen war, wie ein Bruch mit seiner gesamten Moralvorstellung. Aber im Grunde war er sich ja nicht einmal sicher, ob er das Letzte nicht bloß getrĂ€umt hatte. Aber selbst wenn nicht, war er nicht erst zu dem Schluss gekommen, dass das nichts weiter als ein Spiel war?

Draco neben ihm regte sich ein wenig, und Harry beobachtete ein bisschen erstaunt, wie er zusammenzuckte, ein paar unverstĂ€ndliche Worte murmelte und sich dann mit der Hand in Harrys T-Shirt festkrallte. Hell traten die Fingerknöchel aus der Haut hervor, die ohnehin schon so weiß war, dass sie fast blau wirkte. Seine Augen bewegten sich hektisch unter den geschlossenen Lidern und ein paar HaarstrĂ€hnen fielen ihm blass ins ausgezehrte Gesicht.

Harrys rechter Arm lag eingeklemmt zwischen seinem eigenen Körper und der Sofalehne. Er musste einige Stunden so gelegen haben, denn er fĂŒhlte sich schon ganz taub an. MĂŒhsam befreite Harry seinen Arm, schĂŒttelte ihn ein wenig und streckte seine Finger durch, bis er langsam wieder GefĂŒhl darin bekam. Dann griff er zögernd nach der weißen Hand auf seiner Brust und löste behutsam Finger fĂŒr Finger aus seinem Shirt. Seltsamerweise schien Draco sich dabei ein wenig zu entspannen, denn er zuckte nicht mehr und verkrampfte sich auch nicht weiter. Wie aus weichem Wachs hingegossen passte sich die Hand Harrys an, der kurz zögerte sie auf Dracos eigenem Oberschenkel abzulegen, wie er es vorgehabt hatte, und sie stattdessen noch einen Moment lang hielt und ihr Gewicht auf seinen Fingern fĂŒhlte.

Vorsichtig hob er sie dann von sich weg und legte sie ab. Draco seufzte leise, aber es klang jetzt nicht mehr angespannt und verschreckt, sondern einfach wie ein unbeschwerter, schlĂ€friger Seufzer. Millimeterweise rĂŒckte Harry von ihm ab, indem er sich nĂ€her an die Sofalehne drĂŒckte. Die kĂŒhle Luft des Zimmers fĂŒhlte sich doppelt so kalt dort an, wo eben noch ein warmer Körper seine Haut berĂŒhrt hatte. Endlich lag er mit dem RĂŒcken an der Lehne, Draco gegenĂŒber, zwischen ihnen nicht viel mehr als eine handbreit freier Raum. Langsam begann er, sich jetzt nach unten vorzuarbeiten; anders gesagt, er schob sich auf dem Sofa Richtung Fußende bis er sich vorsichtig aufrichten und schließlich aufstehen konnte, ohne dass er Draco dabei auch nur berĂŒhrt hĂ€tte. Er atmete erleichtert auf.

Irgendwie war es ein trauriges Bild, das sich Harry nun bot. Draco wirkte beinahe verloren, so allein auf dem großen Sofa, mitten in dem dunklen Raum. Er schien in seinen eigenen Kleidern zu ertrinken, oder doch zumindest zu versinken. Ein bisschen Verzweiflung hatte er im Schlaf unfreiwillig ausgestrahlt, als er sich an Harry festgeklammert hatte, wo er doch sonst im Wachzustand immer so bedacht darauf war, nicht die geringste Regung zu zeigen. Einen kurzen Moment lang war Harry direkt verleitet, Mitleid fĂŒr seinen Erzrivalen zu empfinden, aber schon im nĂ€chsten Augenblick holte ihn die Tatsache wieder ein, dass der andere fĂŒr die Gegenseite arbeitete und sich sein Schicksal selbst ausgesucht hatte. Der Schock der vergangenen Nacht trug natĂŒrlich auch seinen Teil dazu bei.

Unter dem Tisch fand Harry seinen Zauberstab. Einen Meter weiter, halb unterm Sofa versteckt, entdeckte er auch Dracos und hob ihn als eine letzte Geste der – er nannte es „MildtĂ€tigkeit“ – auf, um ihn mitten auf dem Tisch zu platzieren, wo Draco ihn garantiert nicht ĂŒbersehen konnte. Dann wandte er sich um und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer, ohne noch einmal auf die schlafende Gestalt, die so gar nicht hier her zu passen schien, zurĂŒck zu blicken, in der Hoffnung, am nĂ€chsten Morgen wĂ€re sie einfach verschwunden, als hĂ€tte sie nie existiert. Er schloss die TĂŒre hinter sich und damit Draco aus seinem Blickfeld aus.

***


Zum zweiten Mal an diesem Morgen erwachte Harry in Dunkelheit, und dieses Erwachen war in keiner Hinsicht angenehmer als das erste. Vorher hatte er sich im ersten Moment noch beinahe wohl gefĂŒhlt, bevor langsam die Erkenntnis zu ihm durchgesickert war, in welcher Lage er sich gerade befand. Diesmal aber fĂŒhlte er sich schlecht, von dem Augenblick an, in dem er die Augen geöffnet hatte. Die tonnenschwere Last der Erinnerung krachte unbarmherzig auf ihn herab und nahm ihm fĂŒr einen Moment den Atem.

Alte GebĂ€ude haben die je nach Situation angenehme oder unangenehme Eigenschaft, sich selbst an den heißesten Sommertagen nicht aufzuwĂ€rmen. In Harrys aktueller Position eher unangenehm. Als er am Morgen vor Dracos Gegenwart geflĂŒchtet war, hatte er keine Decke gefunden und war deswegen nur unter seinen Mantel gekrochen um sich vor der Welt und insbesondere Draco Malfoy zu verstecken. Er lag in seinem Schlafzimmer, das er wĂ€hrend seiner Aufenthalte in London immer mit Ron geteilt hatte. Unbewusst suchte auch Harry immer das Vertraute, wenn er weglief.

Er hatte hier nicht mehr sonderlich gut geschlafen, er fĂŒhlte sich fast noch erschöpfter als zuvor. Die TrĂ€ume, die ihn geplagt hatten, waren unangenehm gewesen, auch wenn er sich jetzt nicht mehr daran erinnern konnte. Geblieben war einzig ein seltsam bedrĂŒckendes GefĂŒhl.

Mit einer Hand tastete Harry auf dem Nachttisch nach seiner Brille. Sie war nicht da. Verschwommen erinnerte er sich daran, wie Draco sie ihm abgenommen und zur Seite geworfen – und ihn anschließend gekĂŒsst hatte. Draco. KĂŒssen. Harry wurde schlecht. Hoffentlich war Draco klug genug gewesen, schon zu verschwinden. Aber ab jetzt war er wieder Malfoy. Malfoy, der Feind.

Wahrscheinlich lag die Brille noch unten im Wohnzimmer. Harry wusste zwar, dass kein Weg daran vorbei fĂŒhrte, dorthin zu gehen und sie zu holen, aber er hatte Angst davor. Was, wenn der Feind noch da war?

Harry stand endlich ganz auf und taste sich im Zeitlupentempo zur TĂŒr vor. Er legte dabei eine ĂŒbertriebene Vorsicht an den Tag, die bei Weitem nicht nötig gewesen wĂ€re; aber zum einen fĂŒhlte er sich ohne Brille furchtbar nackt und verletzlich, und zum anderen versuchte er, den Moment, in dem er das Wohnzimmer betreten wĂŒrde, so lange wie möglich hinauszuzögern.

Als er endlich im Erdgeschoss vor der verschlossenen TĂŒre stand, lehnte er sich zunĂ€chst an die Wand daneben und schloss die Augen. Mit der linken Hand tastete er seitlich nach der TĂŒrklinke. Als er sie gefunden hatte, hielt er sie so lange fest, bis das kĂŒhle Metall unter seinem Griff warm geworden war, bevor er sie Millimeter fĂŒr Millimeter hinunterdrĂŒckte. Er zog die TĂŒr nur ein winziges StĂŒckchen auf, gerade weit genug, um durch den Spalt mit einem Auge ins Zimmer spĂ€hen zu können. Davon war er allerdings noch weit entfernt. Er hatte den TĂŒrgriff losgelassen und den Kopf langsam und mit noch immer fest zusammengekniffenen Augen zur Seite gedreht. Harry blinzelte ein bisschen, wie wenn man plötzlich aus einem dunklen Raum ins helle Sonnenlicht tritt und sich erst an die neuen LichtverhĂ€ltnisse gewöhnen muss. Er blinzelte ein zweites Mal und schlug dann erst erleichtert die Augen auf, als er bereits wusste, dass das Zimmer leer war.

Er machte einen zaghaften Schritt in den leeren Raum hinein. Sein Blick glitt ĂŒber den Tisch mit dem immer noch halb vollen Whiskeyglas, ĂŒber das Sofa, auf dem er noch glaubte, den Abdruck von Malfoys schmalem Körper zu sehen und den mottenzerfressenen, grĂŒnen Sessel. Ein StĂŒck daneben lag Harrys Brille, ein Glas war herausgefallen. Er hob sie auf, murmelte ein leises „Reparo“ und schob sie sich auf die Nase. Mit scharfen Konturen wirkte die ganze Szenerie auf ihn noch einmal so eindringlich. So subtil, so kalt, so leer, aber trotzdem drĂŒckte die Stimmung, die der Raum gefangen hielt, ihn nieder. Der vergangene Abend lag noch in der Luft und Harry glaubte sogar, noch einen schwachen Hauch von Dracos Geruch darin wahrnehmen zu können. Unvermittelt ĂŒberkam ihn ein WĂŒrgereiz und das GefĂŒhl, alles ziehe sich mit rasender Geschwindigkeit um ihn zusammen, um ihn in sich zu begraben und zu ersticken.

Fluchtartig stĂŒrzte er aus dem Zimmer und rannte in die KĂŒche, wo er sich mit zitternden HĂ€nden ĂŒber dem SpĂŒlbecken abstĂŒtzte. Er verharrte so einen Moment, bis er wieder die Kraft fand ohne Hilfe zu stehen. Dann drehte er den Hahn auf und ließ das Wasser laufen, bis es eisig kalt war. Er beugte sich vor und hielt HĂ€nde und Gesicht darunter, benetzte seinen Hals und seine Unterarme. Es rann ihm unter sein Shirt und war so kalt, dass es schon fast weh tat, aber das machte ihn nichts aus. Im Gegenteil, es war gut. Die eisigen Stiche von außen schienen das, was im Inneren lauerte, vorĂŒbergehend zum Schweigen zu bringen. Er konnte sich in diesem Moment nicht anders behelfen.

Harry wollte keuchen, aber im ersten Augenblick konnte er nur sinnlos den Mund auf und zu machen und wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappen. Auf eine eigenartige Weise befriedigte ihn dieses GefĂŒhl der Ohnmacht, und er wiederholte alles, bis jeder Millimeter seines Körpers klatschnass war, die HĂ€nde klamm und die Finger verschrumpelt. Er hatte eine GĂ€nsehaut und zitterte wie verrĂŒckt.

Kraftlos fiel sein Arm an seine Seite. In seinem Kopf pusierte es dumpf. Malfoy, Malfoy, Malfoy. Draco. Malfoy. Alles drang nur noch wie durch einen dichten Nebel zu ihm durch. Die KĂŒche verschwamm vor seinen Augen, der Boden schwankte und Harry griff unkoordiniert in Richtung des Beckens um Halt zu finden, fasste aber ins Leere. In seinen Ohren rauschte das Blut. Langsam gaben seine Beine nach und er wollte etwas gegen den nahenden Fall tun, schaffte es aber nicht, seine FĂŒĂŸe zu bewegen.

Harry spĂŒrte einen stechenden Schmerz in seinen Knien, gleichzeitig schnappte er heftig nach Luft und das GerĂ€usch in seinem Kopf klang wieder ab. Er war vornĂŒber auf die Knie gefallen, so dass er jetzt auf allen Vieren am Boden hockte und langsam wieder zu sich kam. Jetzt spĂŒrte er auch die KĂ€lte in all ihrer BrutalitĂ€t, der geflieste Boden machte den Eindruck noch schlimmer.

Er kam sich lÀcherlich vor.

Mit wackeligen Beinen rappelte er sich wieder hoch und machte vorsichtig ein paar Schritte. Der Boden war so gut wie ĂŒberflutet, er war nicht unbedingt sparsam mit dem kalten Wasser umgegangen, und er wusste, wenn er jetzt hinfallen und sich ein Bein brechen wĂŒrde, dann lĂ€ge er aller Wahrscheinlichkeit nach so lange hier, bis er eines langsamen und qualvollen Todes gestorben war.

Er wankte fröstelnd nach oben in sein Zimmer und fand irgendwo unter seinen Sachen ein Handtuch, in das er sich nun dankbar einwickelte. Er zog sich aus und benutzte das Handtuch als improvisierte Decke und rollte sich so klein wie möglich darunter zusammen. Nur um sich wieder ein wenig aufzuwĂ€rmen, nur fĂŒr einen Moment...

***


Diesmal war es wirklich ein Alptraum. Vielleicht auch einfach nur ein Traum.

Harry atmet schwer. Er spĂŒrt, wie Dracos HĂ€nde seine Schenkel aufs Sofa drĂŒckten, um ihn daran zu hindern, mit den HĂŒften nach oben zu zucken. Harry wĂŒrde sonst zucken, ganz bestimmt. Denn das, was Draco tut, fĂŒhlt sich viel zu gut an, um dabei einfach still dazuliegen. Er muss sich schon sehr zusammenreißen, um nicht laut zu stöhnen. Stattdessen beißt er sich fest auf die Untelippe.

Der jĂ€he Schmerz erschreckt ihn trotzdem und er schlĂ€gt unvermittelt die Augen auf. Was er sieht, stĂ¶ĂŸt ihn gleichzeitig ab – das ist immerhin Malfoy! – und erregt ihn noch mehr. Dracos Lippen zu spĂŒren ist eine Sache, ihm dabei auch noch zuzusehen einen ganz andere.

In diesem Augenblick sieht Draco auf und fĂŒr einen Sekundenbruchteil treffen sich ihre Blicke. Harry verschlĂ€gt es den Atem.


Genau das war die Stelle, an der Harry merkte, dass er trĂ€umte. Er kannte die ganze Situation – sie verfolgte ihn ja auch pausenlos, aber das war nie geschehen. Draco hatte ihn nie angesehen. Zumindest nicht innerhalb jenes Zeitraums, in dem er Harrys Schwanz in seinem Mund gehabt hatte.

Wenn man merkte, dass man trÀumte, dann war man kurz davor aufzuwachen. Harry war sich nicht mehr ganz sicher, ob er schlief oder phantasierte. Wahrscheinlich war es eines dieser ominösen Schwellenerlebnisse.

Draco macht mit einem Eifer weiter, der vermuten lĂ€sst, es gĂ€be etwas dabei zu gewinnen. Aber das einzige, das er dabei gewinnen kann, ist Harry. Dieses Ziel hat er schon fast erreicht, er ist hĂ€rter denn je – glaubt er zumindest.

Harry krallt sich mit einer Hand an Dracos Schulter fest und spĂŒrt dabei, wie sich seine FingernĂ€gel in Dracos Haut graben. Er weiß, dass er ihm damit womöglich weh tut, aber das ist ihm vollkommen egal. Die Extase lĂ€sst die normalen Grenzen der Haltung verschwimmen und verschwinden.

Als Draco kurz von ihm ablĂ€sst stöhnt Harry vor EnttĂ€uschung fast auf. Seine empfindliche Haut ist die KĂ€lte des Zimmers nicht mehr gewöhnt. Aber schon im nĂ€chsten Augenblick ist die WĂ€rme zurĂŒck, Draco hat eine Hand zu Hilfe genommen und beginnt sie leicht zu bewegen. Gleichzeitig erkundet seine Zunge ausgiebig alles an Harry und findet dabei Stellen, die Ginny bei ihren Experimenten auf diesem Gebiet nie entdeckt hat und die das Potential haben, Harry ins erregungstechnische Nirwana zu katapultieren.

Ohne seine Hand zu entfernen, nimmt Draco ihn schließlich wieder in den Mund. WĂ€hrend die Lippen fest darum geschlossen sind, gleitet die Zunge weiter ĂŒber seine Spitze und findet dabei den selben Rhythmus, den seine Hand vorgibt.

Obwohl Harry sich so fest er kann auf die Lippe beißt, entwischt ihm ein unkontrollierter Laut der Erregung. Draco weiß, dass er auf dem richtigen Weg ist. Er macht weiter, und Harry verkrampft seine Hand so fest in Dracos Schulter, dass seine Fingerknöchel weiß hervortreten. Er wirft den Kopf zurĂŒck, atmet stoßweise, und fĂŒhlt, wie etwas in ihm aufsteigt. Etwas Fremdes, Rohes, das Harry noch nicht von sich kennt, und das jetzt Besitz von ihm nimmt und ihn jegliche Zweifel vergessen lĂ€sst.

Er spĂŒrt den herrannahenden Orgasmus und nimmt noch einmal jenen Anblick in sich auf – Draco ĂŒber ihn gebeugt, die Wangen hohl und der Ausdruck voll Konzentration – bevor er die Augen fest zusammenkneifen muss, weil eine Welle von SinneseindrĂŒcken ihn ĂŒberrollt und unter sich begrĂ€bt, und er weiß einen Augenblick lang gar nichts mehr.


„Harry!“

„
mmmh 
 nein
“, murmelte er schlĂ€frig, als jemand ihn heftig an der Schulter packte und schĂŒttelte.

Die Welle verebbt und langsam finden die Gedanken wieder ihren Weg zurĂŒck in Harrys Kopf. Er sieht nach unten, wo Draco kniet und aussieht, als wĂ€re er gerade einen Marathon gelaufen. FĂŒr Harry ist er das auch, irgendwie.

„Harry“, drang es wie ein fernes Echo an sein Ohr. Und nochmal: „Harry!“

„Lass... mich...“, brummte er wieder. Er wollte, dass der Eindringling verschwand, er wollte schlafen! Oder weiter phantasieren. Sein Körper war so angenehm schwer und leicht zugleich, alles wĂŒrde gut, wenn er nur weiterschlafen könnte.

„HARRY!“, rief die Stimme nun Ă€rgerlich.

Die Konturen von Dracos Gesicht verschwimmen.

Endlich raffte er sich dazu auf, ein wenig zu blinzeln. Ron stand vor seinem Bett und hatte sich nah zu ihm heruntergebeugt, so dass seine Nase nur ein paar Zentimeter von Harrys entfernt war, und sah ihn ernst an. „
Mmfs Nase s viel â€™ĂŒbscher...“, stellte Harry gerade in den Halbschlaf zurĂŒckgleitend noch fest, bevor er seine Augen wieder schloss.

„Was sagt er?“, fragte Hermine besorgt und trat von einem Fuß auf den anderen.

„Keine Ahnung, irgendwer hat eine hĂŒbschere Nase als ich, glaub’ ich“, meinte Ron resigniert und richtete sich wieder auf. „Was machen wir mit ihm?“

„Als erstes“, sagte Hermine und warf dabei einen Blick auf Harry unter seinem Handtuch, „solltest du ihn dazu bringen, sich etwas anzuziehen. Ich warte draußen.“ Mit einem letzten kritischen Blick verschwand sie aus dem Zimmer, und sich weiter entfernende Schritte ließen erahnen, dass sie wieder nach unten gegangen war.

„Harry?“, fragte Ron unsicher. „Hast du gehört?“

„Mhm“, murmelte er. „Muss ich dazu die Augen aufmachen?“

„Ich fĂŒrchte schon.“

Es war anstrengender, als Harry gedacht hĂ€tte. Seine Augenlider fĂŒhlten sich an, wie mit GummibĂ€ndern zugenĂ€ht, so dass sie ganz einfach immer wieder zuklappten, wenn er sie erstmal ein paar Millimeter aufbekommen hatte. Als er es dann doch endlich schaffte, sah er Ron verwundert an, der ihn mit einem komischen, nicht deutbaren Blick von oben bis unten musterte. „Was ist los?“, fragte er und zog die Stirn in Falten.

„Deine Shorts“, sagte Ron knapp, ebenfalls mit einem Stirnrunzeln und zeigte auf Harrys Körpermitte. „Sie sind nass.“

Wenn das mal nur alles war. Harry warf einen raschen Blick nach unten. War es. Merlin sei Dank. „Ich hab mich gewaschen“, erklĂ€rte er und nickte ernsthaft. Die Bewegung schmerzte. Scheiß Whiskey.

„Mit Shorts?“ Ron verschrĂ€nkte die Arme und legte den Kopf in den Nacken, um Harry, der sich auf der Bettkante aufgesetzt hatte, von oben herab zu mustern.

„Was, denkst du etwa, ich hab’ ins Bett gemacht?“, gab Harry Ă€rgerlich zurĂŒck und begann in seinem Koffer nach Kleidung zu wĂŒhlen.

Rons Wangen wurden ein wenig rosa und er wendete Harry diskret den RĂŒcken zu, wĂ€hrend dieser sich endlich trockene Sachen anzog. Als er fertig war setzte er sich wieder auf den Bettrand und Ron ließ sich wenig spĂ€ter gegenĂŒber auf seinem eigenen Bett nieder. Es herrschte betretenes Schweigen zwischen ihnen, wĂ€hrend dessen sich Harry unablĂ€ssig fragte, ob man ihm nicht die Schuld von der Stirn ablesen konnte. In seinem Hals steckte ein dicker Kloß, und die Hitze in seinem Körper machte die Situation nicht besser. Jetzt, wo er nicht mehr allein war, konnte er seine ganze Konzentration dafĂŒr aufwenden, sich nichts anmerken zu lassen, was ihn endlich davon abhielt, die Szenen des vergangenen Abends vor seinem inneren Auge wieder und wieder revue passieren zu lassen. Na ja, wahrscheinlich war „sich nichts anmerken lassen“ der falsche Ausdruck, aber er wollte doch zumindest den Grund fĂŒr sein zweifellos einigermaßen seltsames Verhalten so gut es ging verbergen.

„Wir sind hier, um dich abzuholen“, versuchte Ron vorsichtig wieder ein GesprĂ€ch aufzunehmen.

„Ja.“
Harry machte es ihm allerdings nicht leicht.

Schweigen fĂŒllte den Raum wie eine Wolke und hallte an den WĂ€nden wieder, was die Stille fast zu einem Dröhnen anwachsen ließ. Harry wĂŒnschte sich, Ron wĂŒrde mit ihm ĂŒber irgendetwas vollkommen Belangloses plaudern, das ihn ein wenig ablenken wĂŒrde.

„Ginny hat nach dir gefragt.“

Autsch. Falsches Thema.

„Ach?“, sagte Harry und versuchte dabei möglichst beilĂ€ufig zu klingen.

„Ich denke, sie macht sich Sorgen, aber sie wĂŒrd’s nie zugeben. Aber im Grunde -“, Harry spĂŒrte förmlich wie Ron sich innerlich wand, aber wahrscheinlich hatte Hermine ihn ĂŒberredet dieses GesprĂ€ch mit ihm zu fĂŒhren, „machen wir uns alle irgendwie Sorgen...“, beendete Ron zögerlich seinen Satz und sah Harry, der mit verschrĂ€nkten Armen auf seinem Bett saß, von unten her skeptisch an.

„Sorgen also. Warum?“, hakte Harry trocken nach.

„Du... benimmst dich – nun ja – eigenartig. Redest kaum mit uns. Und dieses...“, mit dem Kopf machte er eine undefinierbare Geste in Harrys Richtung, aber dieser wusste, dass er auf das Zucken an seinem Mundwinkel anspielte, das seit dem Beginn dieses GesprĂ€ches wieder eingesetzt hatte, „...ist auch ein bisschen merkwĂŒrdig.“

Harry zuckte zusĂ€tzlich auch einmal kurz mit seinen Schultern. „Kann man nichts machen.“

„Und... hast du vor, jetzt was dran zu Ă€ndern?“

„Daran zu Ă€ndern?“, fragte Harry unglĂ€ubig, so als wĂ€re er sich nicht sicher ob er eben richtig gehört hatte. Ron wirkte ein wenig peinlich berĂŒhrt. „Dumbledore ist tot. Wir befinden uns so gut wie im offenen Krieg. An mir liegt es, den grĂ¶ĂŸten Schwarzmagier aller Zeiten zu töten! Was erwartest du von mir? Sag’s mir! WAS?“ Seine Stimme war mit jedem Wort lauter geworden, bis sie zuletzt vor Zorn bebte.

„Hey, es war nicht...“, versuchte Ron zu beruhigen, aber Harry unterbrach ihn schroff.

„ErzĂ€hl‘ mir nicht, dass es ‚nicht so gemeint‘ war, denn das war’s doch! Du -“, spuckte er heftig aus und sprang gleichzeitig auf die Beine, „hast ja keine Ahnung!“ Sein Atem ging heftig und die Kopfschmerzen waren schlimmer denn je.

Ein paar endlose Sekunden lang starrten sich die beiden Jungen einfach nur an und Harry versuchte dabei, in der steinernen Maske, die Rons Gesicht war, irgendeine Reaktion herauszulesen, aber das misslang ihm klĂ€glich. Irgendwann brach Ron den Blickkontakt ab und starrte aus dem Fenster. Es war schon spĂ€ter Vormittag, oder frĂŒher Mittag, und es versprach ein weiterer strahlend schöner Tag zu werden. Harry war froh, dass die Sonne gerade nicht ins Zimmer fiel, er hatte den Eindruck, dass er sonst zu Staub zerfallen mĂŒsste wie ein Vampir.

„Na, habt ihr euch gut unterhalten?“, fragte Hermine erzwungen fröhlich und schob sich rĂŒckwĂ€rts durch die TĂŒr. In den HĂ€nden hielt sie ein großes Tablett mit einer Kanne, Zucker und Tassen. „Ich hab‘ uns Tee gekocht! Wollt ihr euch nicht vielleicht lieber ins Wohnzimmer setzen? Die Sonne scheint dort so schön herein.“

Ron zuckte nur mit den Achseln und machte ein paar hastige Schritte auf Hermine zu, froh der gespannten AtmosphĂ€re entkommen zu können, aber Harry stieß im selben Augenblick ein scharfes „Nein!“ hervor. Irritiert starrte Hermine ihn an, Ron dagegen sah aus, als hĂ€tte er nichts anderes erwartet und seufzte bloß resigniert.

„So, du setzt dich jetzt erst einmal hin“, sagte Hermine im Tonfall einer unnachgiebigen Krankenschwester und drĂŒckte Harry mit sanfter Gewalt auf einen klapprigen Holzstuhl, der normalerweise nur als Kleiderablage benutzt wurde. Dann nahm sie das Tablett, das mitten in der Luft schwebte und stellte es neben ihn auf den Nachttisch. Sie goss ihm sogar ein, tat Zucker und Milch in den Tee und rĂŒhrte um, dann drĂŒckte sie ihm die Tasse in die Hand. „Trink!“, befahl sie streng und stĂŒtzte beide HĂ€nde in die HĂŒften.

Harry hatte keine Lust mehr zu streiten oder Widerstand zu leisten, es war ihm einfach zu dumm geworden, weil es ohnehin zu nichts fĂŒhren wĂŒrde. Wie eine Marionette ließ er sich also von Hermine anleiten und nippte nun zaghaft an seinem heißen Tee. Zugegeben, er war gut. Und es fĂŒhlte sich angenehm an, etwas Warmes zu in den Magen zu bekommen.

Als er die Tasse zur HĂ€lfte ausgetrunken hatte ohne dabei noch ein Wort zu sagen, hielt Hermine es fĂŒr angebracht, ihr Anliegen klar zu formulieren. „Du kommst mit uns.“

Gut, wenn sie es kurz und knapp haben wollte – das konnte Harry auch. „Nein.“

„Warum nicht?“

„Will allein sein“, murmelte er in seine Teetasse und nahm einen weiteren, winzigen Schluck.

„Wenn du nicht mitkommst, bleiben wir hier, und wir weichen keine Minute von deiner Seite, das sag ich dir“, erklĂ€rte Hermine deutlich und warf Ron, der bei der letzten SatzhĂ€lfte den Mund protestierend aufgeklappt hatte, einen Ă€rgerlichen Blick zu. „Wenn du aber mitkommst, kannst du dich meinetwegen alleine in dein Zimmer setzen und die Wand anstarren – jedenfalls hast du dort deine Ruhe.“ Sie hob beide Augenbrauen und sah ihn durchdringend an.

Obwohl Harry den Blick erwiderte, kam es ihm mehr so vor, als fokussiere er eine nicht existente Person einen halben Meter hinter ihr. Er nickte lahm, ohne genau zu wissen wozu er eigentlich Ja sagte.

„Du hast die Wahl“, betonte Hermine noch einmal.

Wahl? Wahl. Dann eben in den Fuchsbau, eine richtige Mahlzeit wĂ€re ohnehin mal wieder nicht schlecht. „Schon gut“, murmelte er also, „ich komme mit.“

***


Er hatte nicht mehr hier her gewollt, und trotzdem war er da. In Ottery St. Catchpole, im Fuchsbau, in Rons Zimmer unter dem Dach. Schmerzlich war Harry sich der Tatsache bewusst, dass Ginny sich in diesem Augenblick nur ein Stockwerk tiefer in ihrem Zimmer befand, und wahrscheinlich gerade mit Hermine ĂŒber ihn redete. Jeder redete ĂŒber ihn. Er kannte das ja schon aus der Schule – die gewisperten GesprĂ€che, das breite LĂ€cheln, dass auf ihren Gesichtern auftauchte, sobald er in die NĂ€he kam und der betont freundliche Umgang mit ihm. Wie ein rohes Ei behandelten sie ihn wieder einmal, eine tickende Zeitbombe, die jeden Augenblick in Form eines Wutausbruchs losgehen konnte. Ron hatte ihnen sicher von der kleinen Szene vorher erzĂ€hlt.

Jetzt saß Harry also allein auf seinem Klappbett und starrte an die Wand, genau wie Hermine es ihm versprochen hatte. Zuvor hatte er noch ein paar Bissen vom Mittagessen heruntergewĂŒrgt. Wahrscheinlich hatte Mrs. Weasley sich mit ihren KochkĂŒnsten wieder einmal selbst ĂŒbertroffen, aber fĂŒr Harry hĂ€tte das, was er aß, genausogut PappmachĂ© sein können, fĂŒr ihn bestand kein Unterschied. Obwohl er geglaubt hatte, Hunger zu haben, war ihm schon nach dem ersten StĂŒckchen, auf dem er unwillig herumgekaut hatte, die Lust am Essen vergangen und er war die restliche Zeit nur stumm am Tisch gesessen und hatte gelauscht, wie das Besteck auf den Tellern klirrte. Als alles vorbei war, hatte er sich wortlos zurĂŒck in Rons Zimmer begeben.

Die Wand war nicht einmal eine schöne Wand. Sie sah schmutzig aus und hatte eine Menge kleiner Löcher, wo einmal ReißnĂ€gel gesteckt haben mochten. Der grĂ¶ĂŸte Teil war ohnehin bedeckt von Postern der Chudley Cannons, die in ihren leuchtend orangeroten Roben unablĂ€ssig hin und her zischten und einen Treffer nach dem anderen warfen. Wie sollte er sich bei dieser Unruhe bitteschön entspannen?

Tief in seinem Inneren wusste Harry, dass es unfair war, aber momentan hasste er alle Menschen in diesem Haus. Krummbein oder Hedwig hĂ€tte er noch ausgehalten, Pig allerdings schon nicht mehr – und der lĂ€stige Ghul unter dem Dach nervte ja sowieso.

Aus irgendeinem ihm völlig unerklĂ€rlichen Grund war er sich sicher, dass er Draco jetzt viel leichter ertragen hĂ€tte als einen der Weasleys. Eigentlich gab es eine ganze Reihe logischer GrĂŒnde dafĂŒr – zum Beispiel konnte er Draco, im Gegensatz zu Ron, ganz ohne SchuldgefĂŒhle anbrĂŒllen. Draco wĂ€re auch nie auf die Idee gekommen, Mitleid fĂŒr ihn zu empfinden – allein schon deswegen, weil er so sehr damit beschĂ€ftigt war sich selbst leid zu tun. Er hatte sich schon lang nicht mehr so sehr 
 menschlich gefĂŒhlt, wie in Dracos Gegenwart. Ein verwirrter und leicht hysterischer Mensch zwar, aber immerhin doch ein Wesen mit richtigen GefĂŒhlen und allem was dazu gehörte. Da waren noch mehr gute Argumente, die fĂŒr Dracos Gegenwart sprachen, aber Harry hatte nicht vor, diese genauer aufzuschlĂŒsseln.

Es war seltsam, in Rons Zimmer zu liegen, und sich zu wĂŒnschen, Malfoy wĂ€re hier. Langsam fand Harry sich damit ab. Malfoy. Auch nur ein Mensch. Wahrscheinlich war es sogar gut, dass gerade er es war, auf diese Weise hatte das alles wenigstens keine Konsequenzen und Harry konnte es guten Gewissens als das betrachten, was es war: NĂ€mlich nichts.

Zugegeben, am Morgen war er noch schwer unter Schock gestanden, die Ereignisse hatten ihn ĂŒberrollt wie ein Sattelschlepper. Im Nachhinein musste er allerdings eingestehen, dass er vielleicht ein klein wenig ĂŒberreagiert hatte, der Kater hatte wohl seinen Teil dazu beigetragen. Wo war schon das Problem dabei? Malfoy wĂŒrde ihn nicht umbringen, das war ihm mittlerweile klar. Malfoy war auf ihn zugekommen, Malfoy hatte ihn gekĂŒsst, und verdammt, Malfoy hatte sogar gestanden, er wĂ€re ihm wichtig!

Wichtig – was das wohl wieder zu bedeuten hatte? Wahrscheinlich war es bloß eins dieser Ego-Dinger die er abziehen wollte – „Harry Potter verfĂŒhren“, das war doch einigermaßen klangvoll. Nichts, als eine kranke Art der SelbstbestĂ€tigung, also war es ja wohl fĂŒr Harry auch in Ordnung, es als eine absonderliche Art der Ablenkung zu betrachten. So falsch konnte es nicht sein, selbst wenn es sich um Malfoy handelte – oder gerade deswegen. Dass sie sich hassten, hatte ja immerhin den Vorteil, dass sie mit ihrem aktuellen Verhalten nicht irgendeine „Freundschaft zerstören“ konnten. FĂŒr einen Sekundenbruchteil streifte Harry der Gedanke, dass umgekehrt womöglich eine „Freundschaft“ daraus entstehen könnte, aber das erachtete er als zu absurd, um es ernsthaft in ErwĂ€gung zu ziehen. Malfoy stand nun einmal auf der anderen Seite, und sobald diese kleine Episode – mehr konnte und durfte es nicht sein – vorbei war, wĂŒrde Malfoy nichts weiter tun können, als ihm gelegentlich vom anderen Ufer zuzuwinken.

Es klopfte. Harry verharrte regungslos in seiner aktuellen Position auf dem Bett und hoffte, der Störenfried wĂŒrde einfach verschwinden. Malfoy konnte es ja nicht sein.

„Harry?“

‚Nein!‘
„Ja“, brummte er resigniert.

„Darf ich reinkommen?“

‚Nein!‘
„Ja“, grummelte er, und entdeckte damit gerade den leicht masochistischen Hang zur Selbstbestrafung an sich.

Ginny öffnete die TĂŒr vorsichtig und nur einen Spalt breit, so dass sie sich gerade noch hindurchzwĂ€ngen konnte, und schloss sie ebenso leise wieder, wie sie sie aufgemacht hatte. Einen Augenblick blieb sie direkt davor stehen, die HĂ€nde noch hinter sich am TĂŒrgriff, und wirkte etwas ratlos, bis sie zwei entschlossene Schritte ins Zimmer machte und sich dann zu Harry aufs Bett setzte.

MĂŒhsam hob er den Kopf ein paar Zentimeter vom Kissen und schob dann seine Arme darunter, damit er nicht sofort wieder zurĂŒck sackte und zumindest irgendwie aufmerksam wirkte. „Hm?“, machte er, und meinte damit: ‚Was willst du? Sag’s schnell und hau ab.‘

„Geht’s dir gut?“

‚Nein!‘
„Nach was sieht’s denn aus?“, schnauzte er unfreundlich.

Ärgerlich zog sie die Augenbrauen zusammen. „Harry, du hast nicht den geringsten Grund, so einen Tonfall anzuschlagen!“, sagte sie streng, und klang dabei fast wie ihre Mutter.

„Mehr GrĂŒnde, als du dir vorstellen kannst“, gab er kein bisschen freundlicher zurĂŒck.

„Schön, du hast schlechte Laune, und das kann dir auch kein Mensch verdenken, aber wenn jemand zu dir kommt, um dir zu helfen, brauchst du nicht so auf ihn loszugehen. TatsĂ€chlich ist es so, dass ich die einzige bin, die sich ĂŒberhaupt noch traut, ein GesprĂ€ch mit dir zu versuchen, sollte dir das nicht irgendwie zu denken geben?“

Harry hatte nur halb zugehört. Nach ErwĂ€hnung des Wortes „helfen“ hatte er nicht mehr darauf geachtet, was danach noch kam, und es war ihm im Grunde genommen auch egal. „Das nennst du also helfen? Pausenlos an mir herumkritisieren und mir VorwĂŒrfe machen? Schöne Hilfe, wirklich, danke!“

„In letzter Zeit legst du einen Egoismus an den Tag, der eines Malfoys wĂŒrdig wĂ€re“, sagte Ginny Ă€rgerlich und verschrĂ€nkte die Arme ĂŒber der Brust.

Harry blieb fĂŒr einen Moment die Luft weg. „Ich habe nichts mit Malfoy zu tun!“, platzte es so ĂŒbermĂ€ĂŸig laut aus ihm hervor, dass er sicher war, man mĂŒsste es noch zwei Stockwerke weiter unten gehört haben. „Und jetzt RAUS!“, setzte er wĂŒtend nach.

Als Ginny den Mund aufmachte und zu einer scharfen Entgegnung ansetzte, fuhr er ihr heftig dazwischen: „Ich will’s nicht hören!“, und dann zog er sich in einer Ă€ußerst kindischen und trotzigen Geste das Kissen ĂŒber den Kopf und wartete ab, bis Ginny verschwunden war.

Er wollte weg. Fort von dem trĂŒgerischen Weasley’schen Paradies, das ihm vorgaukelte, die Welt wĂ€re noch in Ordnung.

Jede Idylle war zerstörbar, also war es nur logisch, an einen Ort zu flĂŒchten, an dem alles schon kaputt war.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Emma ist eine natĂŒrliche Schönheit – wenn sie also die ,normale‘ Hermine in ihrer Schuluniform spielt, mĂŒssen wir ihr Aussehen unter dem Make-up eher herunterspielen. Aber der Weihnachtsball erfordert natĂŒrlich das genaue Gegenteil – da konnten wir uns mit dem Make-up richtig austoben.
Amanda Knight, Maskenbildnerin