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Fanfiction

Sharing Sugar - Sharing Sugar

von solvej

Im Zweifelsfall kann man immer, was auch passiert, Ron die Schuld dafür geben – oder zumindest war das Ginnys Meinung zu diesem Thema. Oder um präziser zu sein könnte man auch der Eule die Schuld geben, die Ron ihr zum Geburtstag geschenkt hat, Destry. Destry war keine gewöhnliche Eule. Der hellbraune Vogel war sehr stolz auf seine Arbeit und brachte die Post immer pünktlich an ihr Ziel. Aber schon nach kurzer Zeit im Weasley’schen Haushalt schien er sich eine Menge von Fred und George abgeschaut zu haben und innerhalb kürzester Zeit entwickelte er sich zu einem gerissenen, kleinen Bengel.

Ginny war ihm auf der Stelle verfallen, und der kleine Kauz liebte sie mindestens genauso sehr – trotz seiner hinterhältigen Seite. Anderen Eulen gegenüber war er schrecklich streitlustig und kaum sah man nicht hin, pickte er heimlich Errol und Pig. Überdies schien er auch noch Krummbein zu hassen. Genaugenommen liebte er es, Krummbein zu jagen – etwas, das weder Ginny, Hermine oder der Rest der Familie jemals nachvollziehen konnten… Warum sollte „Krummbein, der Schreckliche“ (wie Percy ihn getauft hatte, nachdem Krummbein sich in sein Bein verkrallt und eine Stunde lang nicht mehr losgelassen hatte) sich von einer winzigen Eule in die Flucht jagen lassen? Und trotzdem tat er es.

Und dann kam der Tag, an dem Destry beschloss, vollständigen Terror zu stiften – und es musste ausgerechnet der Geburtstag von Molly Weasley sein.

Der 30. Oktober war Molly Weasleys Geburtstag und jedes Mitglied der Weasley-Familie wusste, dass es ein großer Tag werden sollte. Im vergangenen Jahr hatte Molly Weasley mehr dramatische Ereignissen bewältigen müssen, als eine große Matriarchin das eigentlich tun sollte. Sie hatte Fred drei Mal aus dem Gefängnis holen müssen und George immerhin zwei Mal; sie war hineingeplatzt, als ihr geliebter Bill mit der nicht-ganz-so-geliebten Fleur unaussprechliche Dinge tat; sie hatte Charlie beigebracht, wie er mit seinem Erstgeborenen umzugehen hatte, und sie hatte zahlreiche Versuche mit ansehen müssen, ihren jüngsten Sohn um die Ecke zu bringen – nachdem er nun als Auror arbeitete, kam das mittlerweile nur allzu häufig vor. Mal ganz davon abgesehen, dass sie vollauf damit beschäftigt war, den Weasley-Haushalt in Ordnung und gut ernährt zu halten. Kurz gesagt, Molly Weasley hatte ein nervenaufreibendes Jahr hinter sich.

Ginny wusste lange nicht, was sie ihrer Mutter zum Geburtstag schenken sollte. Mit sechs Geschwistern war der Wettstreit um das beste Geschenk jedes Jahr auf neue eine gnadenlos heftige Konkurrenz. Sie wusste, dass sie nicht einfach zu Gladrags gehen und ihrer Mutter die teuerste Robe dort kaufen konnte … das hatte Ron bereits getan. Die einzige Tochter zu sein, bedeutete für Ginny, dass sie und kein anderer das beste Geschenk für ihre Mutter haben musste. Deshalb entschied sie sich dafür, das einzige zu tun, das ihre Brüder nicht konnten – kochen.

Jedes Mal, wenn Ginny an gutes Essen dachte, dachte sie sofort an Molly Weasley. Molly Weasley konnte kochen wie kein anderer – eine Tatsache, die ihr vollkommen bewusst war, und auf die sie berechtigterweise verdammt stolz war. Sie hatte versucht, es ihrer Tochter beizubringen, aber zu ihrer größten Enttäuschung misslang dieser Versuch kläglich. Kochen war etwas, das Ginny einfach nicht interessierte. Es war nicht so, als könnte sie es nicht, sondern eher, dass sie keine Lust hatte sich die Zeit zu nehmen selbst etwas zu kochen, wenn es doch so viel schneller ging, etwas zu bestellen.

Aber für den Geburtstag ihrer Mutter war Ginny gewillt die Herausforderung anzunehmen und ihr etwas zu backen – etwas, das sie seit Jahren nicht getan hatte. Ginny wollte alles in diesen Kuchen stecken, bloß um ihrer Mutter zu zeigen, wie wichtig sie ihr war.

Außerdem sprach dafür, dass backen ungefähr das Einzige war, das jetzt einen bestimmten Jemand aus ihren Gedanken vertreiben könnte – einen bestimmten Jemand namens Draco Malfoy. Ihre Beziehung mit ihm war zur Zeit einer der verwirrendsten, aber gleichzeitig konstantesten und verlässlichsten Teile ihres Lebens. Aber genau deshalb war Ginny jetzt so verärgert darüber, dass sie gerade einen Streit gehabt hatten – und das ausgerechnet wegen Harry Potter.

Was auch immer Malfoy behauptete, er wurde immer ein wenig irrational wenn es um Harry Potter ging. Ginny konnte das bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, nachdem sie selbst über Jahre hinweg das selbe Verhalten gezeigt hatte. Aber vielleicht, weil Ginny Harry mittlerweile als so etwas wie einen Bruder betrachtete, oder weil sie persönlich ihn für ein wenig bescheuert hielt, was gewisse Theman anging, oder aber, weil er momentan mit ihrer besten Freundin Luna ausging, hielt Ginny es für keine große Sache, wenn Harry ein Wochenende in ihrer Wohnung verbrachte, weil seine eigene gerade unter einer abscheulichen Wichtel-Plage litt. Jedenfalls fand sie ihre Geste einfach enorm großmütig – und wenn man außerdem bedachte, dass es eventuell ihre Schuld gewesen sein könnte, dass ihn dieses Schicksal ereilt hatte, war es durchaus angemessen, Harry für zwei Nächte Unterschlupf auf ihrem Sofa zu gewähren.

Draco sah das ganz offensichtlich ein wenig anders. Als Harry Potter verschlafen und nur mit Boxershorts bekleidet die Tür geöffnet hatte, als Draco Ginny einen Überraschungsbesuch abstatten wollte, hatte er automatisch das Schlimmste angenommen. Da war sein Erzrivale, der ihm in der Wohnung seiner Freundin halbnackt die Tür öffnete. Er war nachvollziehbarerweise verwirrt. Und mit „verwirrt“ will ich sagen „rasend vor Wut“. Der Streit, der daraus resultierte, war einer der schlimmsten, die sie je gehabt hatten – nachdem er annahm, sie würde ihn betrügen, und sie wütend war, weil er ihr das zutraute, und dann auch noch ausgerechnet mit Harry Potter.

Aber daran dachte Ginny jetzt gar nicht. Die Geburtstagsfeier ihrer Mutter sollte heute Abend stattfinden und sie wollte, dass ihr Geschenk perfekt wurde. Genaugenommen hatte Ginny den ganzen Tag damit verbracht, das Rezept für den berühmten Doppel-Schoko-Knusper-Stückchen-Kuchen ihrer Mutter wieder und wieder durchzugehen. Nachdem sie Krummbein vom Tisch verscheucht hatte, suchte Ginny alle Zutaten zusammen und reihte sie säuberlich auf der Arbeitsfläche auf, bereit ans Werk zu schreiten. Dieses Mal sollte alles glatt gehen und sie konnte sich keine Ausrutscher leisten. Sie griff automatisch nach ihrer Glücksschürze, die schrecklich ramponiert aussah und zu allem Überfluss auch noch mit scheußlich bunten Blumen bedruckt war (Ginny liebte sie), aber musste feststellen, dass sie nicht da war. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie sie zuhinterst in ihrem Schrank verstaut hatte, um sie nicht die ganze Zeit zu benützen. Immerhin brachte sie Glück – deswegen wollte Ginny sie nicht abnutzen. Ginny ging sie holen. Als sie zurück in die Küche kam, erwartete sie eine Szene äußersten Desasters.

Die Küche war versank im vollkommenen Chaos, überall war Mehl und der bemitleidenswerte Krummbein wurde von Destry quer durch den Raum gehetzt. Der ganze Zucker und die Schokoloade, die sie so dringend zum Backen gebraucht hätte, lagen über den Boden verteilt. Es war kein schöner Anblick. Das Mehl hing immer noch in der Luft, so dass es Ginny über und über bedeckte, als sie den Schritt in die Küche wagte, um dem Chaos Einhalt zu gebieten. Destry und Krummbein verschwanden blitzartig und ließen Ginny in dem Durcheinander, das sie verursacht hatten, allein.

Ginny sah sich in purem Unglauben um. Noch vor einer Minute war ihre geliebte Küche ein Bild häuslicher Perfektion gewesen und jetzt sah sie aus, wie ein Katastrophengebiet. Vollkommen frustriert und am Rande der Verzweiflung ließ Ginny sich auf den Boden fallen und verbarg das Gesicht in ihren Händen.

Ginny wusste, dass es am besten wäre, Hermine zu flohen, aber Hermine hatte letztendlich das getan, was sie schon seit Jahren zu tun gedroht hatte – sie machte Urlaub. Der Gedanken Harry wegen Hilfe beim Backen zu flohen war geradezu lachhaft. Das bedeutete, es blieb niemand anderes (der nicht sofor die Überraschung der Familie gegenüber verdorben hätte) übrig, als Luna Lovegood. Luna mochte zwar im Umgang mit dem täglichen Leben oft leicht daneben wirken, aber wann immer sie um Hilfe gebeten wurde, hatte sie das unglaubliche Talent, sofort das Problem zu erfassen und einen zu beruhigen.

Ginny schnappte eine Prise Flohpulver und warf sie ins Feuer, dann steckte sie ihren Kopf hinein, wobei allerdings ein Haufen Mehl von ihrem Haar in ihr Gesicht rieselte und sie heftig zum Husten brachte. Als sie durch den Mehlnebel blinzelnd aufssah, musste sie feststellen, dass das Haus in dem sie gelandet war, nicht die geringte Ähnlichkeit mit dem von Luna Lovegood hatte. Genaugenommen sah es ungefähr so aus, wie eine Örtlichkeit, an der sich Salazar Slytherin bevorzugt aufhalten würde. Die Wände waren mit grün und silber überladenen Bannern verhängt.

„Verdammt“, murmelte Ginny. Natürlich hatte sie das falsche Haus erwischt. Sie wollte gerade ihren Kopf zurückziehen, als sie hinter sich ein lautes Heulen vernahm und dann fühlte, wie sie in das fremde Haus gestoßen wurde – zweifellos von Krummbein, dem Schrecklichen. Sie lag am Boden, zu erschöpft um sich wieder aufzurichten, als sie eine ungehaltene Stimme hinter sich hörte: „Was zur Hölle tust du in meinem Haus?“

Überrascht sprang Ginny auf die Beine und sah sich Draco Malfoy gegenüber, der eben den Raum betreten hatte – interessanterweise nur mit einem Handtuch bekleidet, das locker um seine Hüften geschlungen war.

„Ich habe dich etwas gefragt“, sagte Draco eisig und brachte sie damit dazu, ihren Blick von seinem spärlich bedeckten Körper wieder zu seinem Gesicht zu heben.

„Ähhhm“, stammelte Ginny, unfähig ihm eine Antwort zu geben, die nicht vollkommen lächerlich wirkte. Eigentlich war sie sicher, dass sie auch so schon ziemlich lächerlich wirkte; Mehl- und Zucker-bedeckt und mit vereinzelten Schokoladenstückchen im Haar.

„Na ja, ich bin nicht Absichtlich hier“, brachte Ginny schließlich heraus.

„So viel war klar“, antwortete Draco und starrte sie weiterhin ziemlich unterkühlt an.

„Ich wollte zu Lunas Wohnung.“

„Lovegood? Weasley, es ist mir scheißegal, wen du in diesem Aufzug zu besuchen gedachtest. Das Einzige, was mich interessiert ist, dass du von hier verschwindest.“ Ginny hatte den leisen Eindruck, das Draco immer noch sauer auf sie war.

„Ach, sind wir jetzt also wieder bei ‚Weasley‘ angelangt, wie?“

„Natürlich sind wir das, aber ich schätze du hast mich nicht ganz verstanden: Beweg deinen Arsch endlich aus meinem Haus!“

Ginny seufzte über seinen Starrsinn, aber entschied, dass sie momentan nicht die Zeit hatte, ihn von iher Unschuld zu überzeugen und nebenbei einen Kuchen zu backen. Also sah sie sich nach Flohpulver um – blieb dabei allerdings erfolglos.

„’Tschuldige Malfoy, aber solange du mir kein Flohpulver gibst, fürchte ich, wirst du mich hier erdulden müssen.“

„Was?“

„Du hast kein Flohpulver.“

„Natürlich habe ich kein Flohpulver, ich appariere. Warum tust du nicht das Gleiche, immerhin bist du keine 16 mehr.“

„Oh.“ Die Wahrheit war, Ginny hasste es, zu apparieren. Das Gefühl dabei machte sie immer total orientierungslos und sie tat es nur, wenn es unbedingt sein musste. Und es half ihr auch nicht gerade weiter, dass sie ihren Zauberstab in der Wohnung gelassen hatte. Genau das sagte sie ihm auch.

„Das meinst du nicht ernst. Gerade du solltest wissen, dass man seinen Zauberstab immer dabei haben sollte, Weasley. Eigentlich würde es mich nicht überraschen, wenn du deinen Zauberstab mit Absicht zuhause gelassen hättest. Und das hier ist alles ein abgekartertes, kleines Spiel“, ereiferte sich Draco, als ob ihm gerade eben ein Licht aufgegangen wäre. Ginnys Mund klappte vor Unglauben auf, während er ungerührt fortfuhr.

„Wahrscheinlich ist dir gerade klar geworden, dass es das Dümmste war, das du tun konntest, mit Potter zu schlafen. Aber ich sollte dich darauf hinweisen, dass mehr nötig sein wird, um mich dazu zu bringen, dir zu verzeihen.“

Ginny schloss ihren Mund wieder und sah ihn an. Er war vollkommen bescheuert, fast noch schlimmer als Harry Potter selbst. „Eigentlich glaube ich nicht, dass sich meine Ansichten seit unserer letzten Begegnung irgendwie verändert haben. Ich habe nie mit Harry geschlafen.“

„Es fällt mir schwer das zu glauben, nachdem ich ihn in Boxershorts in deiner Wohnung flanierend angetroffen habe.“

„Er hat nicht flaniert, er hat bloß die verdammte Tür aufgemacht! Und er hat bei mir übernachtet, weil seine Wohnung verwichtelt war!“

„Verwichtelt!“, schnaubte Draco. „Du glaubst echt, ich würde dir jeden Scheiß abnehmen, oder?“

„Merlin, Malfoy! Würde es dir etwas ausmachen dich nicht so zu benehmen, als wärst du gerade aus der nächsten Irrenanstalt entlaufen und würdest mir einen Moment zuhören! Ich habe nie –“

„Wir drehen uns im Kreis. Ich verspüre nicht den Wunsch, diese Angelegenheit weiter mit dir zu diskutieren, Weasley.“

Ginny war so wütend in diesem Moment, dass sie einfach nicht anders konnte. „Du bist so dermaßen verbohrt, dass man meinen könnte, dir würde der eigene Schwanz im Arsch stecken!“

„Wahnsinnig komisch, Weasley, deine außerordentliche Gewitztheit schafft es immer wieder, mich in Erstaunen zu versetzen. Aber nachdem ich dich inerhalb der nächsten fünf Minuten rauswerfen werde – wolltest du noch etwas, oder bist du nur hier um meine Nerven zu strapazieren?“, sagte er in gelangweiltem Tonfall, während er die Fingernägel jener Hand betrachtete, die nicht das Handtuch um seine Hüfte festhielt.

Ginny versuchte ihn so tödlich wie möglich anzustarren, aber wenn man bedachte, dass er seinen Fingernägeln mehr Aufmerksamkeit schenkte als ihr, war dieses Unterfangen ziemlich sinnlos. Als sie sich langsam wieder fasste, fiel ihr ein, dass sie ihn genauso gut darum bitten konnte, weswegen sie ursprünglich hergekommen war.

„Genau genommen wäre da wirklich noch etwas, Malfoy.“ Sein Kopf fuhr überrascht zu ihr herum. „Hast du zufällig ein wenig Zucker für mich?“

Er sah sie an und ein süffisantes Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit. „Wörtlich oder metaphorisch?“

Sie starrte zurück. „Wörtlich.“

„Tja, Weasley, was bringt dich auf die Idee, dass ich etwas von meinem Zucker geben würde?“

Ginny erbleichte ein wenig, denn sie hatte nie wirklich darüber nachgedacht, warum er ihr etwas von seinem Zucker geben sollte. „Na ja, es ist für Mums Geburtstag“, sagte sie in dem vollen Bewusstsein, dass Draco so etwas wie eine kleine Schwäche hatte, wenn es um Molly Weasley ging. Während alle anderen Familienmitglieder nicht gewillt waren, ihn als Ginnys Freund zu akzeptieren, hatte Molly Weasley es trotzdem getan. Und wenn man einmal Molly Weasleys Zustimmung hatte, dann endgültig. „Ich backe ihr ihren Lieblingskuchen.“

„Und du kannst nicht einfach etwas kaufen, wie ein normaler Mensch es auch tun würde.“

„Nein, das will ich nicht. Sie würde sich über etwas Selbstgemachtes so viel mehr freuen.“ Ginny beobachtete Draco genau und wusste, dass er langsam schwach wurde. „Und wenn es so weiter geht, werde ich bis zum Festessen heute Abend nicht fertig, das würde sie furchtbar enttäuschen. Ich meine, die einzige Tochter – die einzige in einer Familie voller Männer, die sie versteht…“, fuhr Ginny auf der selben Schiene fort.

„Meinetwegen, du kriegst deinen Zucker.“

Eine geradezu geniale Idee kam Ginny in dem Augenblick in den Sinn, als er zustimmte und sie entschied, es noch ein wenig weiter zu treiben. „Weißt du, jetz wo ich darüber nachdenke … meine Küche ist vollkommen ruiniert. Also selbst wenn ich Zucker hätte, würde ich es nicht rechtzeitig zur Feier schaffen.“

Draco zog die Augenbrauen zusammen. „Was genau willst du, Weasley?“

„Könnte ich eventuell deine Küche verwenden?“

„Definitiv nicht!“

„Ach komm schon, Draco! Meine Mutter liebt diesen Kuchen und sie würde ihn niemals für sich selbst backen, weil sie das entwürdigend findet. Willst du wirklich, dass sie ohne diesen Kuchen ein neues Lebensjahr beschreiten muss?“

„Lass deine Mutter da raus!“

„Kann ich nicht, es geht doch einzig und allein um sie!“, erwiderte Ginny vernünftig.

Draco starrte sie an. Nach ein paar Sekunden und einem resignierten Seufzen willigte er ein. „Na schön, Weasley, aber glaub nicht, dass ich dich in meiner Küche aus den Augen lasse! Sonst ruinierst du die womöglich auch noch.“

„Malfoy, du verwendest deine Küche nicht einmal. Ich bezweifle, dass du es bemerken würdest, selbst wenn sie in Schutt und Asche läge.“

„Weißt du was, Weasley, wenn du wirklich meine Küche verwenden möchtest, dann würde ich dir empfehlen, ab jetzt den Mund zu halten.“

Ginny schmunzelte in sich hinein und und hielt klugerweise ihre Zunge in Zaum, während er mit großer Geste aus dem Raum und durch die Halle rauschte. Ginny folgte ihm und er führte sie in die Küche. Dann ließ er sie allein, trotz seiner lächerlichen Behauptung, er würde bleiben um sie beim Backen zu beobachten.

Ginny konnte diese Entwicklung der Dinge immer noch nicht ganz nachvollziehen. Vor nicht einmal einer Stunde war sie noch in ihrer Küche gesessen, den Tränen nahe, und jetzt war sie in Malfoy Manor, in Dracos Küche, die sie in Beschlag genommen hatte. Alles kam ihr irgendwie unwirklich vor, wahrscheinlich deswegen, weil es genau das auch war. Als Draco zurück kam, war er ordentlich angezogen und sah sich in der Küche um, und verzog angesichts des Chaos’, das Ginny in so kurzer Zeit fabriziert hatte, missbilligend den Mund.

„Wie ich sehe hast du nicht lange gebraucht, um meine Gastfreundlichkeit mit Füßen zu treten.“

Sie blieb vollkommen gelassen und ignorierte ihn, darin war sie innerhalb der letzten paar Jahre ziemlich gut geworden. Draco schien den Wink zu verstehen und setzte sich auf einen Hocker auf der anderen Seite der Arbeitsfläche und sah ihr zu, wie sie begann Zutaten abzuwiegen und vorzubereiten. Nach ungefähr zwanzig Minuten, in denen er Muster in ein bisschen verstreutes Mehl gezeichnet hatte, sagte er plötzlich: „Weasley, mir ist langweilig.“

„Niemand hält dich davon ab, zu gehen.“

„Und dir damit bei der Zerstörung meiner Küche freie Hand geben? Sicherlich nicht!“, sagte er. Ginny schnaubte.

„Komm schon, Weasley, du weißt dass ich destruktiv werde, wenn mir langweilig ist.“ Ginny seufzte, langsam wurde das lächerlich.

„Weasley? Hörst du mir überhaupt zu?“

Sie hatte offensichtlich vergessen, wie lästig er manchmal sein konnte. Ginny wirbelte zu ihm herum und wedelte mit einem Rührlöffel in seine Richtung. „Na schön, aber wenn du mir wirklich helfen willst, musst du genau das tun, was ich dir sage, verstanden?“

„In Ordnung.“

Ginny drehte sich verwirrt zu ihm um. Vor kaum zwei Minuten hatte er sie noch wütend angeschrien und jetzt wollte er ihr beim Backen helfen? Irgendwas war da falsch.

„Bind’ dir eine Schürze um und wasch’ dir die Hände“, kommandierte sie. Kurze Zeit später sagte er: „Ist erledigt.“

„Gut, dann hol’ jetzt eine Kuchenform.“ Er nickte. „Und fette sie ein“, befahl sie, ohne ihn dabei auch nur anzusehen. Sie fragte sich, ob er überhaupt wusste, was das zu bedeuten hatte, nachdem er noch nie in seinem Leben zum Kochen gezwungen gewesen war. Aus den Augenwinkeln schielend stellte sie fest, dass er es wusste.

Die darauf folgenden Minuten vergingen in Stille, abgesehen von den Geräuschen, die sie beide beim Arbeiten machten. Ginny begann gerade daran zu glauben, dass es sogar ohne gröbere Unfälle vor sich gehen könnte, als drei Dinge gleichzeitig passierten: sie hörte einen lauten Knall, sie sah weiß und sie spürte, wie Draco laut hustend gegen sie stolperte. Sie hatte das Gefühl in ein Déjà-vu hineingeraten zu sein, als eine erneut große Menge Mehl auf ihr Haar niederging und sie drehte sich um, nur um Draco zu sehen, wie er über und über von Mehl bedeckt und mit seinem Zauberstab in der Hand immer noch hustete.

„Was um alles in der Welt hast du dir dabei gedacht!?“

„Das Paket ging nicht auf“, erklärte er kleinlaut. Ginny lugte über seine Schulter und sah die leere Mehlpackung bedächtig zu Boden sinken. Ginny war so wütend, dass es ihr sogar die Sprache verschlug. Das war nun schon das zweite Mal, dass jemand den Kuchen für ihre Mutter ruiniert hatte. Also tat sie das Einzige, das ihr in diesem Augenblick sinnvoll erschien: sie nahm eine Hand voll Zucker und Schokolade und warf damit nach Draco. Es traf ihn mitten ins Gesicht. Er starrte sie überrascht an und einen Moment lang konnte Ginny nicht glauben, was sie soeben getan hatte. War es das, was das Kochen aus ihr gemacht hatte? Eine Zucker-werfende Irre?

Sie bemerkte das heimtückische Glitzern in seinen Augen und beeilte sich, hinter dem Tisch in Deckung zu gehen. Draco rannte ihr mit der Schüssel Schokosauce hinterher, die Ginny eben erst gemacht hatte, erwischte sie und schüttete ihr kurzerhand alles über den Kopf. Ginny konnte nicht anders, als aufzukreischen, denn die Schokolade war immer noch warm. In einer herumhängenden Pfanne sah sie ihr Spiegelbild und verfiel bei diesem Anblick in einen beinahe hysterischen Lachanfall. Sie sahen beide absolut lächerlich aus.

Als sie sich endlich wieder beruhigt hatte und Draco in die Augen sah, starrte er mit einem undeutbaren Ausdruck im Gesicht zurück. Er schien vergessen zu haben, dass sie sich gerade mitten in ihrer bisher schlimmsten Beziehungskrise befanden, als er einen Schritt in ihre Richtung machte und mit dem Daumen Mehl und Schokolade von ihrer Wange wischte, und es damit noch mehr verschmierte.

„Du weißt, dass du es nur noch schlimmer machst“, sagte Ginny ernsthaft.

„Ich weiß“, antwortete er leise und küsste sie, dass ihr davon schwindlig wurde.

Ginny lehnte sich in den Kuss, während er einen Schritt nach vorne machte und sie gegen den Tisch drückte. Die Kante presste sich schmerzhaft gegen ihren Rücken, aber das nahm sie nicht einmal richtig wahr. Und wenn sie es hätte, wäre es ihr egal gewesen. Dracos Hände öffneten geschickt ihre Schürze und fanden ihren Weg unter ihr Shirt. Das Gefühl seiner Hände auf ihrer nackten Haut und seine erfahrenen Finger zu spüren, erinnerte Ginny daran, wie sehr sie seine Zuwendung vermisste. Sie küsste ihn mit wieder erwachender Passion und bestärkte ihn damit weiter zu machen. Hastig hob er sie auf den Tisch und schob sich zwischen ihre Beine, ohne dass ihre Lippen dabei den Kontakt verloren hätten. Ginny war klar, wohin das führen würde, und beschloss daher, es nicht weiter gehen zu lassen, ohne dass er vorher wirklich verstand.

Sie schob ihn ein Stück von sich weg und sagte: „Draco, warte.“

Sein Atem ging heftig als er ein wenig angespannt fragte: „Was ist los?“

„Du weißt, dass ich nie irgendwas mit Harry getan habe. Ich würde dir sowas nie antun, ich liebe dich viel zu sehr.“ Sie sah ihm fest in die Augen.

Sein Ausdruck veränderte sich nicht, während er in ihren Augen nach der Spur einer Lüge suchte. Dann seufzte er. „Ich weiß. Im Grunde weiß ich es, aber da ist dieser Teil von mir, der einfach glaubt, dass das alles viel zu gut ist, um wahr zu sein. Dass du eines Tages einfach weg gehst.“

Ginny bedeckte seinen Mundwinkel und sein Gesicht mit kleinen Küssen. „Das wird nie passieren.“

Er lächelte. „Ich hoffe nicht, denn wer würde sonst kommen um meine Küche zu zerstören und meinen Zucker zu stehlen.“

„Niemand.“

„Ganz gen-“ Draco wurde davon unterbrochen, dass Ginny ihn wieder an sich gezogen hatte und ihn ungestüm küsste.


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Klaus Fritz