Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

BETAVERSION: Die Unteren Ränge - Sanatorium

von Kiosk

73. Ulysses Rathburn/ Erinys Norcross: Sanatorium

Personen:
Ulysses Rathburn: Todesser des Äußeren Kreises. Der Verlobte von Erinys

Erinys Norcross: Conventiculum. Nach langer Flucht gewährte Dumbledore ihr Schutz

Elicius Norcross: Conventiculum, starb als Märtyrer. Der Bruder von Erinys

Kalliope: Dunkle Heilerin und Conventiculum. Die Freundin von Ulysses

Bisherige Handlung:
Nach Ulysses Gefangennahme in London, wurde er vor Gericht gestellt. Jedoch sieht die Beweißlage düster aus und Erinys und Dumbledore müssen sich etwas einfallen lassen, um die Jury zu überzeugen. Erinys verspricht Ulysses zu retten.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Datum: Abend des 14. Novembers 1978

Ulysses öffnete müde seine Augen, obwohl sie bleischwer zu sein schienen und blendendes Licht sie reizten. Er vermutete in einer stinkenden Zelle in Askaban aufzuwachen, wo er den Rest seines Lebens einsam verbringen würde, er glaubte sogar die kalten Atlantikwellen gegen die Festungsmauern schlagen hören zu können.
Er war drei Tage dort gewesen, gefangen in einem alptraumhaften Dämmerzustand, der so belastend gewesen war, das er am Ende nicht einmal mehr dagegen anschreien konnte.
Und jetzt war er wieder hier.
Seine Sicht war trüb, wie verwaschen, aber zumindest konnte er eine helle Decke über sich erkennen. Sie schien auf und ab zu wanken, genau wie das Zimmer, das sich um ihn drehte, er glaubte die Orientierung zu verlieren.
Er erinnerte sich an die Zellendecke in Askaban. Sie war dunkel, feucht und voller tropfender Risse. Diese Zimmerdecke hier war entschieden zu hell, fast schon blendend.
Das konnte nicht Askaban sein.
Obwohl seine Knochen protestierten, wandte er den Kopf und sah eine Fensterfront vor sich, durch die mildes Abendlicht floß. Jemand stand vor einem der Fenster und blickte hinaus, aber Ulysses konnte nichts weiter erkennen als eine schattige Kontur.
Der Schatten drehte sich zu ihm um: „Ulysses?“ fragte eine weiche Stimme zögernd: „Bist du wach?“
Er hätte die Stimme unter Tausenden wiedererkannt. Sie gehörte Erinys.
Er wußte nicht welche Empfindung seinem Herz einen Aussetzer verpassen ließ. Vielleicht war es die Tatsache, das sie hier war, zusammen mit ihm, obwohl alle Dinge der Welt noch bis vor kurzem dagegen gesprochen hatten. Es war die Erleichterung darüber nicht in Askaban aufgewacht zu sein, sondern das Erinys ihr naiv wirkendes Versprechen irgendwie gehalten hatte.
Und dabei hatte er sich schon damit abgefunden sie ein letztes mal gesehen zu haben und das er in genau der gleichen seelischen Einsamkeit sterben mußte, die sich bereits ein Jahr lang tief in sein Innerstes festbrannte.
Sie kam zu ihm herüber und fuhr mit einem feuchten Tuch über seine Augen und Stirn. Er hasste plötzliche Berührungen und zuckte leicht zusammen.
„Du hast Fieber, aber die Heiler sagen es wäre besser wenn man es auskurieren läßt.“ sagte sie bemüht, wurde dann aber etwas vorsichtiger in der Tonlage: „Du hast im Schlaf ziemlich viel geweint Uly, deswegen sind deine Augen jetzt so verklebt. Kannst du nun besser sehen?“
Testweise öffnete Ulysses seine Augen. Sie fühlten sich zwar noch immer tonnenschwer an und alles was heller als die tiefste Nacht war, blendete ihn, aber er konnte zumindest den Raum erkennen und Erinys, die neben ihm stand.
Ihre Haut war schneeweiß und rein, der Gesichtsausdruck besorgt. Ulysses erinnerte sich an seine eigene fahle Hautfarbe und die seltsamen dunklen Flecken die sich darauf fanden…während sie weiterhin als herbe Schönheit durchs Leben gehen konnte, sah er wahrscheinlich wie ein gräßlicher Untoter aus.
„Wo bin ich?“ fragte er krächzend.
„In einem Sanatorium für Magier.“ antwortete sie: „Du warst ein Zweifelsfall und die Jury konnte sich lange Zeit nicht einigen. Aber wir konnten sie überzeugen, dich ähnlich zu behandeln wie ein Opfer des Imperius. Du konntest für dein Schicksal nichts, und keiner hätte einen Mann nach Askaban schicken können, dem genau das passiert ist, wovor niemand heute mehr sicher ist.“
Ulysses musterte sie aufmerksam, oder vielmehr ihre ehrlichen schimmernden Augen, als sie davon berichtete. Sie glaubte es wirklich…sie alle hielten es für entschuldbar, was er getan hatte, im Anbetracht dessen das man ihn schnell und einfach als Geisteskranken einstufen konnte und mit dieser Prognose immer mehr oder weniger richtig lag.
Vielleicht konnte er nichts für den Zustand seiner Geisteskrankheit, aber dafür ließ man die einfachste aller Regeln außer acht: Von nichts kommt nichts.
„Du warst immer schon gut darin mir irgendwas zu vergeben…“, wisperte er so laut wie er konnte, aber seine Heiserkeit ließ seine Worte fast ersterben: „So viele haben schon über mich den Kopf geschüttelt, aber du hast immer so getan als könnte ich für all die Dinge nichts…schon seit der ersten Klasse, als ich in diese dreckige Geschichte verwickelt war…“ seine Stimme ging in einem trockenen Husten unter und sein Hals brannte wie Feuer.
„Wie meinst du das?“ fragte Erinys zögernd.
„Du bist so naiv.“ keuchte er, nachdem sich der Anfall gelöst hatte: „Ich bin krank und du weißt es genau. Und alles was ich getan habe, mußte schon immer irgendwo in mir gewesen sein. Es ist jetzt nur an die Oberfläche gekommen, kein Cruciatus könnte jemanden zu einem Mörder machen der keiner ist, nicht einmal der Cruciatus des Dunklen Lords…“
Man sah Erinys an, das sie die Worte und den Sinn verstand und hinter ihren dunkelblauen Augen flackerte etwas.
„Siehst du?“ krächzte er: „Du weißt was ich meine…“
Die Wahrheit war ausgesprochen, auch wenn Erinys wahrscheinlich alles andere von ihm hören wollte, und auch wenn es nur die üblichen Anschuldigungen gewesen wären, daß sie an allem Schuld war. Aber dabei konnte Ulysses es nicht mehr belassen, natürlich, es war ihre Schuld und sie beide wußten es genau, aber sein Wahnsinn war zu keinem Zeitpunkt auf unfruchtbarem Boden gewachsen.
Erinys sagte nichts mehr, sondern sah mit verschleiertem Blick auf ihn hinunter. Sie stand unbewegt neben seinem Bett, nah genug um nah zu sein, aber hielt sich doch so distanziert, als fürchtete sie, das er sie als zu aufdringlich empfinden könnte.
Ulysses erinnerte sich an die Worte die sie ihm gestern - gestern? Wie lange hatte er geschlafen? - ins Ohr geflüstert hatte, während ihrer hastigen Umarmung: Ich liebe dich.
Seit über einem Jahr hatte es niemand mehr zu ihm gesagt, nicht einmal Kalliope, die es immer bei einem „Ich hab dich lieb“ belassen hatte, obwohl Ulysses dem Mädchen immer angesehen hatte was sie wirklich meinte.
Er sah verloren zu Erinys auf und spielte mit dem Gedanken irgend etwas darauf zu antworten…und sei es nur das er ihr Flüstern verstanden hatte. Das diese Worte nicht in den Sphären seines dämmrigen Bewußtseins untergegangen waren.
Aber was bedeuteten ihm diese Worte? Und vor allem, was bedeuteten sie Erinys wirklich?
Mit einer groben Idee von dem was er sagen wollte, öffnete Ulysses seinen ausgedörrten Mund, aber dann war diese Idee wieder wie weggewischt und verloren sich in seinem aufgewühlten Verstand.
Seufzend richtete er sich in seinem Bett auf und versuchte seinen Oberkörper mit seinen viel zu zittrigen Armen zu stemmen, aber seine Glieder fühlten sich noch wie betäubt an. Erinys ignorierte seinen warnenden Seitenblick beflissentlich und half ihm hoch.
„Es sind die Nachwirkungen, Ulysses.“ sagte sie behutsam und drückte ihm ein Glas mit Wasser an sein Kinn, das er hastig leertrank: „Askaban schwächt den Körper, aber es vergeht schnell.“
Ulysses konnte sehr gut nachvollziehen was sie meinte. Neuer Schwindel attackierte ihn und das dumpfe Pochen in seinem Kopf wuchs stetig an. Er hockte vorn übergebeugt in dem Bett und besah sich das triste Zimmer. Es hingen keine Bilder an der Wand, es gab keine Möbel außer einem kleinen Nachtschrank, und durch eine Tür konnte er ein kleines Badezimmer sehen: „Ich muss hier für immer bleiben?“ hörte er sich selbst tonlos fragen.
Erinys legte ihre Hände auf seine Schultern, im ersten Moment wollte er sie automatisch abschütteln, aber ihre Haut war so viel wärmer als seine eigene.
Als sie nicht antwortete, wandte er fragend den Kopf zu ihr und sein Blick stolperte dabei über die vier schweren Eisenketten, die jeweils am Bettrand- und Ende befestigt waren…und ein Blick auf die dunklen Male an seinen Handgelenken verriet wofür man sie benutzte.
Erinys mußte ihm seinen tiefen Schock angesehen haben: „Es ist nichts worüber du dir sorgen machen mußt, du hattest nur einen Alptraum.“ erklärte sie gehetzt, setzte sich vor ihn auf die Bettkante und suchte seinen Blick: „Es ist nichts schlimmes, Ulysses.“
Doch das war es. Er war nicht tot, er war nicht in Askaban, aber er war hier. In einem Sanatorium…für immer.
„Es ist schrecklich hier.“ sagte er brüchig: „Du hättest mich beim Dunklen Lord lassen sollen, Iny…“ Bei der Aussicht wie sein Leben hier verlaufen würde, all die langen Jahrzehnte die ihm noch blieben, bildete sich ein brennender Schimmer in seinen Augen.
Erinys schien damit gerechnet zu haben. In einer fast schon verzweifelten Geste rückte sie näher an ihn heran und schob sich in sein Blickfeld: „Wir bleiben nicht hier, ich verspreche es.“ flüsterte sie ihm ernst zu, in einer beinahe schon verschwörerischen Tonlage: „Wenn der Dunkle Lord den Krieg verliert, sind wir frei. Wir werden fliehen und woanders hin gehen, versprochen!“
„Aber wenn der Krieg nie aufhört?“ Eigentlich war es keine Frage, es war eine Tatsache. Die helle Seite konnte doch gar nicht mehr gewinnen, oder? Voldemort würde Siegen und sobald er siegte würde er Ulysses zurückrufen und Erinys töten…oder sie beide. Einfach deswegen weil Ulysses seinen Auftrag nicht erfüllt hatte, weil sein Geisteszustand sich langsam gegen den Willen des Dunklen Lords entwickelte und all die anderen mangelhaften Dinge.
Es brauchte nicht die Erinnerung an Lucius Malfoys hämisches Grinsen, damit Ulysses die Wahrheit begriff: Er war nichts weiter als eine unwichtige Figur in einem riesigen Spiel und selbst das war nur das Produkt eines schwarzmagischen Unfalls.
Ausgerechnet Erinys hatte Recht: Zu keinem Zeitpunkt war er ein echter Todesser gewesen, obwohl er sich mit jeder Faser seines Körpers als ein solcher gefühlt hatte und all sein Handeln dem Willen des Dunklen Lords unterworfen hatte.
Selbst jede Grausamkeit, einzig im Namen seiner eigenen Peiniger…
Ulysses hatte sich Ewigkeiten ausgemalt, welche Dinge er seiner Verlobten antun könnte, sobald sie in den Kerkern des Dunklen Lords, an eine kalte Steinwand gekettet, ihm ausgeliefert war. Er hatte sich immer und immer wieder im Geiste an ihren Qualen erfreut, an ihrem schmerzverzerrten Stöhnen und an all den anderen Dingen die man einem Menschen antun konnte. Und er hatte sich eingeredet daß er jede Sekunde davon genossen hätte.
Vielleicht wäre es auch tatsächlich so gekommen.
Und deswegen war es um so erstaunlicher für Ulysses selbst, das er es zuließ als Erinys ihn zu sich zog und fest in die Arme schloß. Er kämpfte nicht dagegen an, so wie der Dunkle Lord es gerne von ihm gesehen hätte. Er wollte auch überhaupt nicht mehr kämpfen, wofür denn auch? Für Voldemort, der ihn all die Zeit nur benutzt hatte? Oder die Todesser, von denen ein Großteil wahrscheinlich hinter Ulysses Rücken über ihn gelacht hatte? Über all die Dinge die man mit ihm anstellen konnte, ohne das er sich nachher daran erinnerte, oder über seine naive Gutgläubigkeit und über seine krankhafte Bestialität, die nur seine eigene Vergangenheit spiegelte.
Das war alles was die meisten seiner selbsternannten Brüder ihm je geschenkt hatten: Heimlicher Spott.
Für nichts dafür wäre es wert weiter zu kämpfen.
Als Ulysses sich darüber klar wurde, spürte er fast wie sein Dunkles Mal förmlich von seinem Unterarm abbröckelte und der ewig präsente Geist des Dunklen Lords verlor seine krankmachende Intensität.
Erinys fuhr ihm tröstend durch die ungekämmten Haare und Ulysses ängstlicher Herzschlag beruhigte sich langsam, bei dem Gedanken daß er wenigstens eine Person in dieser feindlichen Welt hatte, die bei ihm bleiben würde und ihn nicht in dieser Einsamkeit zurückließ.
„Weißt du, ich arbeite jetzt in Hogwarts.“ erzählte Erinys ihm: „Dumbledore hat Filch dazu überredet mich als Lehrling einzustellen. Mein offizieller Name ist nun Ina Norris.“
„War Dumbledore nicht wütend auf mich?“ fragte Ulysses matt: „Ich habe meinen Zauberstab gegen seine Stirn gedrückt und nicht mehr viel hätte gefehlt.“
„Oh nein“, versicherte Erinys ihm schnippisch: „Dumbledore hat gesagt, das es nicht weiter wichtig ist, so was ist ihm schon öfters passiert. Er ist nicht wütend auf dich, er hat dich im Gerichtssaal vehement verteidigt.“
Irgend etwas rastete in Ulysses Verstand ein: Es war nach wie vor eine Merkwürdigkeit das man ihn hierher, und nicht nach Askaban, geschickt hatte, oder in die Kammer eines Dementors: „Wie habt ihr die Jury überzeugen können?“ fragte er und löste sich ein wenig aus der Umarmung um sie anzusehen.
Diese Frage zeichnete eine versteinerte Miene in Erinys Gesicht und sie blickte ihn unwohl an: „Durch meine Erinnerungen.“ antwortete sie schließlich vorsichtig.
Ulysses Herz zog sich schmerzhaft zusammen und hämmerte danach um so schneller in seiner Brust. Ein Gefühl wie kaltes Gift breitete sich in seinem Körper aus: „Die Jury hat es gesehen?“ echote er brüchig: „Erinys, ich bin mir sicher das die Jury selbst von Todessern unterlaufen wurde, wahrscheinlich haben einige von denen damals sogar mitgemacht!“ Er stockte und bei dem Gedanken wurde ihm schlecht.
Erinys sah ihn ernst an: „Es war die einzige Möglichkeit dich zu retten! Wir-“
„Ich weiß.“ würgte er sie drängend ab: „Tut mir Leid…ich schätze ich würde jetzt in Askaban sitzen wenn du es nicht getan hättest…es ist nur eine ekelhafte Vorstellung das vielleicht die selben Leute…“ wieder fand er keine Worte für das was er sagen wollte, aber Erinys schien ihn sehr wohl zu verstehen.
„Was macht dich so sicher das Todesser in dem Gerichtssaal saßen?“ fragte Erinys.
Ulysses warf ihr einen düsteren, mahnenden Blick zu: „Oh, komm schon. Dort wo ich saß hatte ich eine fabelhafte Sicht über die Ränge…im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe so einige von ihnen erkannt.“
„Dann sag es Dumbledore!“ sagte Erinys hastig: „Wenn du Namen weißt dann sag es ihm!“
Ulysses schnaubte abweisend: „Nein. Ich werde niemanden verraten. Ich möchte nicht auf der Liste des Dunklen Lords stehen und vielleicht wird mir diese Loyalität eines Tages das Leben retten.“
Erinys sah ihn voller Unglauben an, aber Ulysses ließ ihr keine Zeit für Proteste: „Versuch es erst gar nicht. Ich weiß in was Verrat mündet, du weißt es sogar besser, richtig? Ich bin sicher Kalliope hat dir erzählt das Elicius tot ist?“
Er stoppte und wartete auf eine Reaktion. Man sah ihr an das sie dieses Wissen schon eine ganze Weile mit sich herumschleppte und so nickte sie bestätigend.
„Reicht dir das nicht Erinys?“ klagte er: „Reicht dir nicht dein toter Bruder, oder die Narben auf und in meinem Körper? Warum willst du nur immer weiterkämpfen?“
Er hatte einen empfindlichen Nerv getroffen. Erinys rückte von ihm ab und musterte ihn mit anklagenden Blick: „Irgend jemand muss kämpfen. Ohne diesen Widerstand hätte der Dunkle Lord schon längst das erreicht was er will, und sobald seine Ziele verwirklicht ist, wird es unmöglich sein, zu der alten Welt zurückzukehren und den Urzustand wieder herzustellen. Entweder wir kämpfen jetzt oder nie!“
Hinter ihrem Blick loderte tatsächlich eine selbstlose Entschlossenheit und für Ulysses war es einfach, die ganze Wahrheit herauszulesen: „Du würdest es wieder zulassen, habe ich recht?“ fragte er kühl: „Wenn der Dunkle Lord erneut seinen Zauberstab auf mich richten würde, dann würdest du lieber wieder mich opfern, als die Conventiculum, richtig?“ Seine letzten Worte waren schneidend und bitter.
Der Kampfeswille in ihren Augen erlosch nicht, aber nun mischte sich etwas Zögerliches in dieses Feuer, etwas Entschuldigendes: „Auch wenn du mich für ein Monster hälst, ich würde wieder-“
„Ja, ich weiß.“ würgte er sie mit ruhiger Stimme ab: „Ich kenne deine Antwort. Das war mir schon damals klar.“ Seine Worte basierten fast auf Gelassenheit, aber in seinem Inneren grub sich ein tiefes Loch durch seine Brust, als sich seine Erkenntnis bestätigte.
Für Erinys war sein Leben weniger wert als das Leben einer unbestimmten Menge von Verrätern.
„Es tut mir leid…glaub mir, wenn ich gewußt hätte das es so kommt, dann-“
„Schon gut.“ unterbrach Ulysses sie wieder: „Es ist nicht mehr wichtig. Ich will nicht darüber nachdenken was ich für dich bedeute, oder wie wenige Namen du verraten hättest um mich damit zu befreien. Vielleicht war ich dir zwei oder drei Conventiculum wert.“
Erinys hatte ihm so blitzschnell eine gescheuert, das er nicht einmal Zeit gehabt hatte zu reagieren.
„Ich wäre liebend gerne für dich gestorben!“ fuhr sie ihn gellend an: „Ich habe mich ein Leben lang auf diesen Moment vorbereitet, und ich weiß gar nicht mehr wie oft ich darum gebettelt habe dich freizulassen, ich hätte deinen Platz eingenommen!“
Sie funkelten sich an, Erinys aufgebracht und Ulysses abschätzend, während er sich die getroffene Wange hielt.
„Vielleicht hätte ich mich besser von dir trennen sollen, Ulysses. Ich wollte nie daß dir etwas passiert, ich wußte daß Gefahr bestand. Aber ich habe es nie übers Herz gebracht. Es war ein Fehler, ich hab ihn begangen weil ich Selbstsüchtig war und dazu neige das Beste zu hoffen und nie vom schlechtesten auszugehen.“
Langsam zerfiel ihr Zorn wieder, und einen Herzschlag später sah sie ihn mit einem milden Ausdruck in den Augen an: „Ich wollte dich nicht schlagen, tut mir leid.“ entschuldigte sie sich ehrlich.
„Das war ja nicht das erste Mal.“ knurrte er undeutlich: „Aber es ist okay…ich habe es begriffen. Ich weiß daß du es damals nicht getan hast, weil du mich haßt. Du hattest keine Wahl…und ich erinnere mich auch daran das du um mein Leben gebettelt hast.“
Erinys setzte sich wieder zu ihm und plazierte ihre schmale Hand auf seinem Knie: „Es war nicht fair was ich getan habe.“ sagte sie mit schwerer Stimme: „All die Jahre die wir verbracht haben, in denen du ein normales Leben geführt hast, während ich und Elicius hinter deinem Rücken die Aufträge erfüllt haben, die der Dunkle Lord uns erteilte. Wir haben dir was vorgespielt…und zwar ein gutes Jahrzehnt lang.“
Ulysses mußte hart schlucken und senkte betreten den Blick. Er versuchte seine Gefühle mit einem abwertenden Schulternzucken zu überspielen, aber es gelang ihm nicht.
„Egal was ich tue, wir werden nie quitt sein.“ murmelte Erinys entschuldigend.
„Nein, wahrscheinlich nicht.“ gab Ulysses düster zurück. Seine Wange brannte. Mit was hatte Erinys ihn nur erwischt? Er fuhr mit dem Handrücken über die Stelle und bemerkte daß er ein wenig blutete.
Als er den Zusammenhang begriff, blickte er zu ihrer Hand, die noch immer auf seinem Knie ruhte. An dem einen Finger steckte der silberne Verlobungsring.
„Du hast ihn die ganze Zeit getragen?“ fragte er halb verwundert, halb schockiert.
Erinys verstand erst nach einem Moment und hob dann die entsprechende Hand an, so das der Ring mit einer silbrigen Reflexion das fahle Abendlicht beantwortete: „Jaa…seit meinem Achtzehnten Lebensjahr um genau zu sein.“ Ihr Blick schwappte zu seinen Händen, fand dort aber keinen Verlobungsring: „Soll ich meinen abnehmen?“ fragte sie vorsichtig, schien sich aber innerlich bei dem Gedanken zu sträuben.
Andersherum hätte sie auch fragen können ob sie hier und jetzt ihre Verlobung offiziell lösen sollten.
Ulysses wand sich einen Moment um diesen Gedanken. Natürlich, es wäre ein häßlicher kleiner Racheakt wenn er diese Frage mit „Ja“ beantworten würde. Er könnte sie seelisch zerbrechen, indem er von seinen Taten erzählte, von den Frauen mit denen er sich herumgetrieben hatte, egal ob die freiwillig mitspielten oder nicht; oder die Tatsache das Elicius nicht den schönen Märtyrertod gestorben war, wie Kalliope Erinys wahrscheinlich erzählt hatte. Elicius mochte ein Märtyrer sein, aber Ulysses erinnerte sich genau an das was der Dunkle Lord mit seinem Körper gemacht hatte…und daran das von Elicius am Ende nicht mehr übriggeblieben war, als ein dicker Brei aus Blut, Gedärm und Knochen…und auf diese Erinnerung folgte automatisch eine weitere: Nämlich der Moment, in dem Ulysses unter Zebulon lag und dieser ihm grinsend den Menschenbrei eingeflößt hatte, so das Ulysses gar nichts anderes übrig geblieben war, als einen Teil seines ehemals besten Freundes zu schlucken, um nicht zu ersticken.
Und diese Erkenntnis traf ihn mit der Gewalt eines heftigen Unwetters: Ich habe Elicius gegessen!
„Was hast du?“ fragte Erinys alarmiert, als sie Ulysses Panik beobachtete. Sie rückte näher an ihn heran, aber Ulysses hielt sie zurück und schob sie von sich: „Es ist nichts.“ antwortete er mit fast schon paralysierter Stimme.
„Aber-“
„Elicius ist tot!“
Erinys sah ihm mit unergründlichen Blick in die Augen, als versuche sie herauszulesen welche ungesagte Wahrheit sich dort hinter verbarg: „Hast du es gesehen?“ fragte sie fest.
Er nickte wie betäubt und versuchte die Bilder aus seinem Kopf zu verbannen, die sein Unterbewußtsein zwanghaft zu beschwören schien.
„War es schlimm für dich?“ fragte Erinys weiter.
„Er ist als Märtyrer gestorben.“ antwortete er ausweichend: „Und zu diesem Zeitpunkt war ich noch…anders. Ich hätte wahrscheinlich sogar bei der Pfählung meiner eigenen Eltern gelacht…“
Erinys Augen weiteten sich: „Das meinst du nicht ernst.“ flüsterte sie schockiert.
„Doch…ich war grauenhaft zu dieser Zeit. Einen Menschen sterben zu sehen hat mir nichts bedeutet, außer das ich meine Freude daran hatte…aber es ist nicht mehr so. Selbst der Dunkle Lord hat das erkannt.“
Sie sah heillos verzweifelt aus und an ihrem Blick erkannte Ulysses deutlich, daß sie sich die schlimmsten Dinge ausmalte. Dinge die so schrecklich waren, das man sie am besten gedanklich unangetastet ließ. Sie starrte traurig auf ihren Verlobungsring, nicht wissend was nun damit zu tun sei. In ihren dunkelblauen Augen sammelten sich Tränen, die in Elendsflüssen ihre Wangen hinunterliefen.
„Erinys…“ stockte Ulysses unbeholfen und suchte nach Worten. Weil er nicht weiterwußte griff er nach ihrer Hand und zog den zierlichen Körper seiner Verlobten näher zu sich: „Ich habe nicht gelacht als dein Bruder gestorben ist.“ sagte er ehrlich.
Erinys schniefte und nach einigem beidseitigen Zögern drückte sie sich fest an seine Brust: „Wehe du lügst!“ warnte sie ihn mit zitternder Stimme.
„Ich lüge nicht.“ Eigentlich log er doch, denn seine Gefühle damals, als sich Elicius den flammenden Zauberstab durch die Brust gerammt hatte, waren alles andere als geschockt gewesen. Aber er hatte nicht gelacht…
Sie verharrten im Schweigen und sein Blick wanderte zu der Fensterfront, als Regen geräuschvoll gegen das Glas schlug. Das restliche Dämmerlicht vom Horizont sorgte dafür, daß gesprenkelte Wasserschatten auf den Boden gemalt wurden.
Ein fernes Donnergrollen drang mit letzter, auslaufender Kraft an sein Ohr.
„Was ist jetzt mit dem Verlobungsring?“ fragte Erinys matt.
„Behalt ihn.“
Erstaunt hob sie den Kopf an und starrte ihn aus tränenden Augen heraus an: „Wir bleiben verlobt?“
Er mußte zugeben daß sie gut darin war einen Schritt weiterzudenken, aber nichts anderes wollte er auch damit andeuten. Er wollte kein Todesser mehr sein und es brannte keine Rache mehr in seinem Innersten. Er wollte einfach nicht alleine bleiben.
„Mal abgesehen davon daß wir uns wohl deinen Ring teilen müssen…ja.“
Erinys schenkte ihm ein überraschend kindliches Lächeln, schlang ihre zerbrechlichen Porzellanarme um seinen Hals und küßte ihn flüchtig auf die Wange. Ulysses Herz erlitt einen kurzen Totalausfall und er bemühte sich um Fassung: „Ähm…nur um das klar zu stellen, ich kann nichts dafür das mein Ring nicht mehr da ist…Dunkle Heiler haben lange Finger.“
Sie lachte amüsiert gegen seinen Hals: „Oh, ich weiß. Elicius sind da auch schon mehrere Dinge abhanden gekommen, aber er hat es nie begriffen.“
„Und du hast es ihm nicht gesagt?“
„Nein. Es war immer so lustig wenn er danach gesucht hat und sich wunderte wie ein kleiner Schuljunge.“ Ihre letzten Worte gingen in einem elendigen Schluchzen unter, das zeigte wie sehr sie ihren jüngeren Bruder vermißte. Sie weinte eine ganze Ewigkeit, bis das fahle Abendlicht draußen am Fenster ganz erstarb und sich die Nacht über die Landschaft erhob.
„Musst du morgen in Hogwarts anfangen?“ fragte er sie irgendwann.
Er spürte ein bestätigendes Kopfnicken und sie löste sich ein wenig aus der Umarmung. Es war zu dunkel um genaues zu erkennen, aber er konnte ihre Konturen ausmachen.
„Darf ich hierbleiben?“ fragte sie fast flehend: „Ãœber Nacht meine ich? Filch hat in Hogwarts bestimmt überall Gucklöcher in die Wand gebohrt.“ Es klang nicht wirklich so, als würde sie sich darüber Sorgen machen.
„Eine faule Ausrede, stimmts?“
Er war sich nicht sicher, aber er glaubte Erinys in der Dunkelheit lächeln zu sehen: „Ja, du hast recht. Ich möchte bei dir bleiben.“
Es mochte dämmrige Finsternis um sie herum herrschen, aber Ulysses folgte der Spur ihres warmen Atems, bis er schließlich ihre Nasenspitze an seiner spürte. Erinys zog ihn näher an sich heran und küßte ihn vorsichtig. Ihre Lippen waren fast so rauh und trocken wie seine eigenen, aber es hatte sich niemals besser angefühlt.
Vollkommen egal was darauf folgen würde, aber die wichtigste Tatsache blieb bestehen. Erinys hatte ihr Versprechen gehalten: Er war gerettet.

Kommentar: Argh! Dieses dämliche Kapitel! Es gibt 3 Versionen davon, letztendlich hab ich mich für diese Version hier entschieden. Es folgt das letzte Kapitel…endlich!


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Zwischen Harry, Ron und Hermine gibt es Unterschiede, zum Beispiel im Vokabular. Ron ist der britische "lad", etwas bildungsfern, wie wir hier sagen würden, jedenfalls der Welt der Theorie und Metaphysik nicht sonderlich zugetan. Sein Vokabular ist etwas gröber und eingeschränkter als das Hermines, die mehr die Intellektuelle ist und sehr elaboriert sprechen kann, jedenfalls wenn sie in Laune ist. Harry liegt dazwischen, mit Sympathien für Ron, wenn es darum geht, vermeintlich hochgestochenes Gerede zu verulken. Aber keiner spricht wirklich lax oder fehlerhaft.
Klaus Fritz