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Fanfiction

Nicht, wie ich - Nicht, wie ich.

von kleina Milkahase

~Du bist nicht wie ich,
Doch das ändert nicht, dass du bei mir bist
Und ich zuseh, wie du schläfst…
~

Lily drehte sich raschelnd auf die andere Seite.
Es war eine eiskalte Nacht, und der Mond tauchte die gesamten Ländereien um Hogwarts in ein silbernes Licht.
Eine Windbrise zog an ihrem Rücken vorbei, spielte mit ihren Haaren und ließ sie erschaudern.

Mitternachtsparty.
Was war das nur für ein schrecklicher Einfall gewesen!

Sie seufzte still und lugte noch einmal über ihre Schulter. Remus schlief, und Sirius war gar nicht erst gekommen.
Ohne Mädchen, hatte er gesagt, als James auf Mays Idee hin die Party vorgeschlagen hatte. Doch Sirius’ Nein hatte James natürlich nicht beachtet.
Wie dumm sie gewesen war!
Wie naiv!
Sie hätte doch wissen müssen, dass May nicht mitgekommen war, um sie, Lily, zu begleiten, sie verbotene Sachen nun einmal liebte und die Party ja auch eigentlich ihre Idee gewesen war. Nein, alles war ein abgekartetes Spiel gewesen. May, ihre beste Freundin, war mitgekommen, damit sie sicher sein konnte, dass sie, Lily, auch wirklich kam.
Zu der Party.
Mitten in der Nacht, nur wenige Stunden vor ihrer letzten UTZ-Prüfung.
Beim kleinen Versteck am See.
Bei James…
Lily lächelte leise, als James, der nun direkt neben ihr lag, im Schlaf zufrieden seufzte. Ein kleiner Käfer krabbelte über seine Wolldecke in sein verwuscheltes Haar, das Lily heute irgendwie ganz niedlich fand.
Ganz niedlich? – Sie hasste James doch, wie konnte sie ihn dann ganz niedlich finden?!

~Du bist noch längst nicht wach,
Ich war’s die ganze Nacht
Und hab mich still gefragt, was du tust, wenn ich jetzt geh…
~

Der Käfer krabbelte weiter und verfing sich in James’ Haarmähne. Lily hob die Hand, um ihn herauszufischen, doch sie stockte.
Was tat sie da eigentlich?
Es handelte sich hier immerhin um Potter!
May zog ihre Decke im Schlaf an sich und schnachte zufrieden auf.
Sie hatte alles vorhergesehen, das hier, sie hatte gewusst, dass Potter…
James bewegte sich und Lily legte ihm beruhigend und sehr vorsichtig die Hand auf die bloße Schulter. James legte träge seinen Kopf in ihre Richtung und legte seine Hände langsam auf Lilys, ohne dass er dabei aufwachte. Lily lächelte James glücklich an.
Eigentlich war das gar nicht so schlecht, hier, neben James, auf einer Mitternachtsparty - ohne Sirius. James war ohne ihn auf einmal so verändert gewesen, so… reif, so alt.
Also, nein, nicht alt natürlich, aber nicht mehr so kindisch, so nervend…
Nein, eigentlich störte er heute ausnahmsweise mal gar nicht.
Es war gut, dass er da war. Heute Nacht, für immer… was redete sie da!
Plötzlich kuschelte James sich an sie.
Mit einem Satz war Lilys Puls auf hundertachtzig.
Oh, Mann, das war wirklich verrückt!
Sie lag hier doch tatsächlich mit James, auf der gleichen Decke (sie war ziemlich klein, um genau zu sein) in diesem sinnlosen Versteck am See, mitten in der Nacht, und sie bewegte sich kein Stück, sie wies Potter nicht zurück, obwohl er oben herum nichts anhatte.
Sie lag einfach da, in seinen Armen, umgeben von Remus und May, die einen Freudentanz gemacht hätte, wenn sie das hier gesehen hätte…
Ein heißer Schauer kroch ihren Nacken herauf und schoss mit vollster Wucht in ihren Kopf. Sie war froh, dass alle schliefen, sonst hätte man sie sicher mit einer Tomate verwechselt. Rot, wie die Lie…
Verdammt, wann hörte sie endlich auf, verrückt zu spielen!
Schluss jetzt, sie musste hier weg! So ging das nicht weiter. Die ganze Schule würde darüber sprechen – sie hätten Platz 1 im allwöchentlichen Tratsch und Klatsch!
Wie peinlich, niemand durfte sie so sehen, schnell!
Oder waren sie so etwa schon eingeschlafen?
Lily wusste es nicht mehr.
Vorsichtig nahm sie ihre Hand aus denen James’. Er zog kurz und tief die Luft ein, und schlief weiter.
Lily betrachtete ihn liebevoll, sah jedoch gleich wieder erschrocken zu May.
Alles okay, sie schlief tief und fest.
Doch sie hatte Besseres zu tun, als hier mit Potter... äh… herumzuliegen, morgen war ihr letztes UTZ. Lily seufzte. Kannte sie noch alle wichtigen Zauber? Expelliarmus, klar, einfach, die unausgesprochenen Zauber…

~Und dann verlass ich deine Stadt
Ich seh zurück und fühl mich schwer, weil grade angefangen hat,
was ich nicht will, und du zu sehr.
~

James regte sich plötzlich und gähnte halbherzig, als Lily plötzlich aufstand. Erschrocken erstarrte sie in jeder Bewegung.
„Lily?“
Lilys Herz schlug ihr bis zum Hals. Mittlerweile hatte sich so ein dicker Kloß gebildet, dass es für sie unmöglich war zu sprechen.
„Lily?“
James sah auf.
„Wohin gehst du?“
Lily schnappte nach Luft.
„Ich äh… nur kurz auf Toilette.“ James grinste schlaftrunken.
„Das Schloss ist dicht, da kommst du nicht rein.“
„Vielleicht doch“, erwiderte Lily kleinlaut. Klar, das Schloss war ja geschlossen, sie konnte ja gar nicht lernen! Verfluchte Party! Diese Zensuren waren wichtig!
James guckte Lily verwirrt an.
„Was ist?“
„Nicht so wichtig.“ Lily sah erschrocken zu May. Sie hatte sich bewegt, schien aber nicht wach geworden zu sein.
James gähnte noch einmal, dann breitete er die zusammen geknüllte Decke aus.
„Kommst du?“, fragte er grinsend. Lily antwortete nicht. Der weiße Schein des Mondes fiel auf ihr Gesicht und ließ sie noch nachdenklicher wirken, als sie wahrscheinlich war.
James seufzte, als Lily sich nicht rührte.
„Schon klar...“, flüsterte er traurig und legte sich zur Seite.
Lily erschrak.
„Was schon klar?“, fragte sie ängstlich.
„Du willst immer noch nicht, was?“
Lily sagte nichts. Ja, nein, doch… aber im Moment hatte sie andere Sorgen.
Sie sah vorsichtig zu James hinunter. James hatte vorhin so irgendwie friedlich und glücklich ausgesehen.
Als ob es mit mir zu tun hätte, dachte Lily. Vielleicht, weil ich mir nur nicht eingestehen kann, dass…
Lily sah James hin und her gerissen dabei zu, wie er langsam von der Decke aufstand.
„Schon gut“, sagte er trocken. „Schlaf weiter. Ich gehe schon.“ Und er strich ihr traurig die Decke glatt.
Lily starrte ihn erschrocken an, unfähig, etwas zu tun.
„Aber-“ James stand auf und ging fort.
Er war viel erwachsener geworden, schoss es Lily durch den Kopf. Verdammt, er war viel netter geworden, viel rücksichtsvoller, viel…
Lily, er geht weg, du musst etwas unternehmen! Sag was, tu was! Lily sah verzweifelt um sich. Was denn?
Sagen, es ihm einfach sagen.
Warum ging das bloß nicht?

~Ich hab gedacht, ich kann es schaffen, es zu lassen,
Doch es geht nicht.
Ist ein bisschen übertrieben, dich zu lieben,
Doch es geht nicht.
Nichts unversucht gelassen, dich zu hassen,
Doch es geht nicht.
Es geht nicht.
~

Ein Teil von Lily sehnte sich augenblicklich zu ihm zurück. In seine warmen, starken Arme, so wie vorher. Aber das ging nur, wenn sie beide…
Unsicher machte Lily einen Schritt vorwärts. Sie sah noch einmal zu May herunter.
Sie hatte Recht gehabt. James Potter war für Lily inzwischen mehr als…
Mitten in ihren Gedanken brach Lily ab.
Es reicht, Lily Evans, sagte sie streng zu sich selbst, auch etwas verzweifelt. Gestehe es dir endlich ein, Potter ist dir ans Herz gewachsen!
Nein!, schrie eine andere Stimme in ihr.
Sag es, forderte Lily sich selbst auf. Du liebst Potter, du liebst James, du liebst, liebst, liebst ihn verdammt noch mal!
Was für ein komisches Wort.
Vor allem im Zusammenhang mit James. Aber es hörte sich irgendwie gut an…
Ich liebe James, ich liebe ihn, ich…

„…liebe James!“

Erschrocken fuhr May in die Höhe.
„Was? Wer, wo?“ Lily presste erschrocken die Hand vor den Mund. Verflixt, sie hatte es laut ausgesprochen!
„Warst du das, Lily? Was ist denn, was schreist du mitten in der Nacht herum, ich hab dir doch schon tausendmal gesagt, dass es hier keine Fledermäuse gibt!“
Lily starrte in die Dunkelheit, sich bewusst, dass James soeben gegangen war.
Er hatte es nicht gehört.
Mist, verdammt, jetzt war es ihr schon einmal rausgerutscht und jetzt-
„Alles in Ordnung mit dir, Lily?“, fragte May besorgt. „Du solltest dich besser noch ein bisschen hinlegen, morgen ist doch deine letzte Prüfung, und da musst du fit sein.“
Lily reagierte nicht, May jedoch bemerkte plötzlich, dass niemand mehr auf der Decke vor Lily lag. „Wo ist denn James?“, fragte sie verblüfft und etwas unsicher, als ob sie erwartete, dass Lily sauer sein würde.
„Was habt ihr denn alle mitten in der Nacht?“ Remus war aufgewacht und brummte ärgerlich.
„Ist doch alles in Ordnung soweit, wir haben James geholfen, kein Lehrer hat uns hier bemerkt – und nun halt die Klappe, May!“
„James ist weg“, erklärte May unbeirrt.
„Was-?“ Remus setzte sich mit einem Mal hellwach auf. Plötzlich bemerkte er, dass die Figur, die er im kargen Mondlicht für May gehalten hatte, eigentlich Lily war. „Ach du meine Güte… wann ist er denn…? Lily, du musst doch was bemerkt haben, ich meine, ihr wart doch, naja, ziemlich nah zusammen-“
„Ich geh ihn suchen!“ Fast hätte May ihre beste Freundin nicht verstanden, so leise hatte sie gesprochen. Und dann wurde sie plötzlich von der Dunkelheit verschluckt.
May und Remus sahen sich verwirrt an.

~Ich bin nicht wie du,
Ich mach die Augen zu und lauf blindlings durch die Straßen,
Hier bin ich, doch wo bist du?
Soll das alles sein,
Ich war so lang allein,
Es war alles ganz in Ordnung,
Ganz OK
Und dann kamst du…
~

Lily stolperte währenddessen aus dem Versteck. Wo sollte sie suchen? Weit und breit kein James!
Wo würde sie hingehen?
Lily lief das Gelände einmal zu Hagrids Hütte hin ab, doch da war niemand. Keine Seele, kein James.
James, warte!
Die Verzweiflung trieb ihr Tränen in die Augen, die furchtbar brannten.
James, jetzt weiß ich ‘s! Es tut mir Leid, wirklich!

~Ich hab gedacht, ich kann es schaffen, es zu lassen,
Doch es geht nicht...
~

Nun war sie fast einmal ums gesamte Schloss herumgelaufen. Wo könnte er sein?
In Hagrids Hütte brannte kein Licht. Das Schloss war zu… War er zurückgelaufen? Nein, sicher nicht. Das hätte ich auch nicht getan, dachte Lily.
Und plötzlich schoss ihr eine Vorstellung heiß wie Lava in den Kopf. Oh Gott, nein sie hatte falsch gedacht. Es war nicht wichtig, was sie gemacht hätte, sondern was James gemacht hätte. Und er wäre sicher verrückt genug gewesen, um-
Lily stockte der Atem. Der riesige Schatten des Schlosses verdeckte den fast vollen Mond und sie konnte fast nichts erkennen, und doch wusste sie genau, was da vor ihr lag.
Der verbotene Wald.
Dunkel und finster klaffte er ihr entgegen. Was jetzt? Sollte sie in tatsächlich in den Wald gehen? Wenn nicht, vielleicht passierte James ja dann noch etwas. Es hieß ja nicht umsonst verbotener Wald…
Sie sah zurück zu der Lichtung, aus der sie gekommen war. Was May und Lupin jetzt wohl machten? Würden sie auch anfangen, James zu suchen, oder einfach weiterschlafen?
Urplötzlich erklang ein schriller Schrei im Wald. Eine Art wiehern, die Lily zusammenzucken ließ. Ihr Herz raste, als hätte man sie soeben mit einem Dementor konfrontiert.
James!
Ohne zu überlegen, was sie eigentlich tat, rannte sie in den Wald. Es war so dunkel, dass sie ihre Hände ausstreckte, um nicht gegen einen ungesehenen Baum zu laufen. Weiter und weiter, immer geradeaus. Die Tatsache, dass sie keine Schuhe trug machte ihr die Sache nicht gerade einfacher. Sie stolperte über dorniges Gestrüpp und Steine, Äste knackten unter ihren Füßen und dann –
„Ahhhhh!“ Erschrocken fiel Lily rücklings auf den harten Boden, als sie plötzlich gegen etwas Pelziges stieß. Sie starrte nach oben, unfähig, sich zu bewegen und schluchzte dabei um Atem ringend, da sie so sehr auf den Rücken gefallen war, dass es ihr die Atemluft raubte. Die Gestalt trat näher und plötzlich grabschte eine riesige Hand nach ihr und zog sie nach oben.
„Wer ist da?“, donnerte eine wohlbekannte Stimme.
„Hagrid!“, schrie Lily erleichtert, versuchte sich unter Hagrids Hilfe aufzurichten und schnappte immer noch schwer atmend nach Luft.
„Lily Evans?“ Lily sah in die Richtung, in der sie Hagrids Kopf vermutete und sah das weiße in seinen Augen. „Was machst du denn hier?“ Er packte sie etwas grob an den Schultern und schob sie vorwärts, sodass Lily fast noch einmal hingefallen wäre.
„Das is hier aber kein Ort für Kinder, auch wenn sie in der letzten Klasse sind!“, sagte Hagrid ihr halblaut, anscheinend insgeheim erleichtert, dass es sich nur um Lily und nicht um jemanden handelte, der ihn in große Schwierigkeiten bringen konnte. Lily versuchte Hagrids strenge Hand an der Schulter abzuschütteln, doch jetzt packte er sie nur noch fester.
„Ich… Hagrid, -“
„Raus hier und zwar schnell! Ein Glück, dass ich dich noch am Anfang des Waldes gefunden hab, sonst… Oh, Dumbledore würde mich umbringen, wenn einem Schuler hier was passiert!“ Lily währte sich nun noch heftiger und riss sich schließlich los. Hagrid blieb verärgert stehen.
„Was is denn, verdammt noch mal? Lily, verstehst du denn nicht, wenn dir hier irgendwas-“
„James ist da draußen!“, rief Lily verzweifelt dazwischen.
„Was?!“, brüllte Hagrid. „Aber er war doch vorhin noch-“
„James Potter ist hier in den Wald gelaufen, ich weiß es!“ Hagrid richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
„Ach darum geht’s also“, sagte er sauer, „wegen dir is er weg.“ Lily schluckte, als Hagrid die Waffe, die er über der Schulter festgeschnallt hatte, fester zog. „Wie lange schon?“
„Etwas“, erwiderte Lily, „vielleicht eine Dreiviertelstunde…“
„Du machst mir Spaß!“, erwiderte Hagrid finster. Er war energischen Schrittes weiter vorangegangen und Lily hatte große Mühe, Hagrid auf den Fersen zu bleiben.
„So“, sagte Hagrid dann. „Da hinten ist der Wald zu Ende.“ Er zeigte auf eine mondbeschienene Lichtung. „Du gehst brav gerade aus hier raus und dann in meine Hütte. Sie is offen, also nur rein mit dir. Ich such solang Potter.“ Lily nickte kurz, dann wandte sich Hagrid um und stampfte von dannen.
Lily beeilte sich, aus dem Wald hinauszukommen. Nur weg hier, ihre Beine trugen sie schnell bis zurück zum Waldrand. Erleichtert atmete Lily aus, als sie in das sanfte Mondlicht trat. Die Luft war hier viel angenehmer und roch nach frisch gemähtem Gras. Lily sah sich noch ein letztes Mal verunsichert, ob Hagrid James auch wirklich finden würde, um, dann machte sie sich zögernd auf den weg zu Hagrids Hütte.

Remus war gerade wieder eingeschlafen, als May wieder ins Versteck kroch.
„Nichts!“, schimpfte sie. „Keine Lily, kein Potter, kein Gar Nichts, verdammt noch mal! Und du liegst hier seelenruhig und pennst!“
„Die beiden werden sich schon finden“, erwiderte Remus gähnend.
„Wie kannst du nur so… naiv sein?!“ May ließ sich auf ihre Matte direkt neben Remus fallen. „Was, wenn ihnen was passiert ist? Die Party war ne dumme Idee, von welchem Schwachhirn stammt die eigentlich?“ Sie sah Remus wütend an, der mit geschlossenen Augen auf seinem Schlafsack lag und die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte. Nun hob er einen Arm und zeigte an May vorbei in ein Gebüsch.
„Deine Idee war’s.“
„Ich sitze hier.“ May drehte Remus’ Arm so brutal herum, dass dieser aufschrie und mit weit aufgerissenen Augen hochfuhr.
„Geht’s noch?“
„Ja, es geht noch fester“, erwiderte May düster. Remus zog seinen Arm zurück und rieb die schmerzende Stelle. May sah nun zum Sternenhimmel empor.
„Wenn der Mond doch wenigstens ganz voll wäre, dann könnten wir besser sehen!“ Remus schnaubte verächtlich.
„Irgendwas auszusetzen?“, meckerte May.
„Nein, nein, nichts…“
„Gut!“ May ließ ihren Blick den Himmel entlang wandern. Remus legte sich langsam wieder hin.
Remus hatte gerade die Augen geschlossen, da fiel May Remus um den Hals und fing ganz entsetzlich an zu schluchzen.
Verwirrt setzte sich Remus auf.
„Ist ja gut…“, sagte er irritiert.
„Nichts ist gut!“, heulte May. „Lily ist da draußen, oder: Nein, sie ist eben nicht da draußen, sondern so wie’s aussieht im Verbotenen Wald und…“
„Du vergisst James“, fiel Remus ihr ins Wort. May ließ augenblicklich von Remus ab und sah mit tränennassen Augen zu ihm auf.
„Was interessiert mich dieser Schwachkopf?“, jammerte sie und dann überkam sie erneut ein Weinkrampf.
„Auch gut“, murmelte Remus und versuchte, May möglichst Abstand haltend zu trösten. Wer zum Teufel hatte diese dumme Göre in die Welt gesetzt, die seiner jetzt voll heulte? Diese Mitternachtsparty hatte er sich entschieden anders vorgestellt.
Wo steckten Lily und James bloß?

Lily bestieg langsam und nachdenklich die Treppenstufen zu Hagrids Hütte. Sollte sie nicht vielleicht lieber zu May und Remus zurückgehen? Sicher würden sie sich auch Sorgen machen, vor allem Remus, der ja sonst immer so anständig war. Aber wenn sie umkehrte und Hagrid käme zurück, dann würde sie nicht da sein und das würde ihn noch mehr Sorgen machen.
Vielleicht sollte sie erst einmal reingehen. Zu Hagrid. Vielleicht hatte er ja irgendwo noch Tee herumliegen, das wäre jetzt was, Lilys Herz klopfte vor Anspannung immer noch wie verrückt.
Langsam drehte sie den Haustürknauf von Hagrids Hütte um. Er war eiskalt.
Und was ist, wenn sie May und Remus einfach holen würde? Dann wäre sie nicht so allein.
Sie machte die Tür auf.
Plötzlich bewegte sich etwas im Dunkeln. Die schwarze Gestalt erstarrte in jeder Bewegung. Lily blieb wie angewurzelt in der Tür stehen. Erschrocken starrte die mit weit aufgerissenen Augen auf das Etwas vor ihr.
„Fang?“ Lily musste nicht so recht, ob sie lieber gehen oder sich den Schemen ansehen sollte. Da plötzlich wandte das Etwas seinen Kopf.
„James!“ Lily hätte vor lauter Freude fast laut geschrieen.
James sagte nichts. Er saß auf dem Boden und setzte mit seinem Zauberstab gerade eine sicherlich von ihm zerbrochene Vase zusammen.
Lilys Gefühle überschlugen sich. Zum einen fühlte sie Erleichterung, dass James hier war und nicht im Wald, andererseits…
Lily schnappte nach Luft. Ihr Herz raste und pochte bis in ihren glühendheißen Kopf. Es fühlte sich an, als hätte jemand ihre Lungen so weit aufgepustet, dass sie unmöglich noch normal atmen konnte und es machte sich ein ungewohntes Gefühl in ihr breit.
Und plötzlich, wie sie ihn da so kleinlich wie ein kleines Kind die Vase wieder zusammenflicken sah, schossen ihr einige Zeilen eines Liedes in den Kopf, die sie plötzlich verwirrten:

~Ist ein bisschen übertrieben, dich zu lieben,
doch es geht nicht…
~

James sah nun zu ihr auf und erhob sich.
„Tee?“, fragte er seufzend. Er sah Lily fragend an, die erst einmal einige Zeit brauchte, um seine Worte zu registrieren.
„Ja, klar.“ Sie setzte sich an Hagrids großen massiven Holztisch. In seiner Mitte leuchtete eine orange Kerze, deren gleißend grelle Glut ihre Augen magisch anzog.
Langsam und schwer gähnte sie, als James ihr den Tee vor die Nase stellte.
„Danke“, sagte sie und riss sich nur schwer von der Flamme los, dann sah sie James an. Er hatte sich auf die Lehne von Hagrids alten Sessel gleich gegenüber von ihr gesetzt und sah sie nachdenklich an.
„Wo ist Hagrid?“, fragte er dann.

Hagrid stampfte inzwischen den schmalen Heimwegspfad entlang. Nirgendwo war dieser Potter gewesen! Hielt er das etwas wieder für einen dummen Scherz? Langsam wurde ihm das alles zu viel. Denn aus irgendeinem Grund wusste Hagrid, dass es James gut ging.
Aber dass er so einen schlechten Scherz mit ihm treiben würde – oder hatte tatsächlich Lily ihn verschaukelt? Aber so was würde sie nie tun, weshalb denn? …
Hagrid grunzte und schaute auf seine alte Taschenuhr. Halb zwei, mitten in der Nacht!

Lily stutzte und stellte ihren dampfendheißen Becher ab.
„Nun… Hagrid ist im Wald, weil… ich, ich dachte…“ James sah Lily mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Ich dachte, du wärst in den Wald gelaufen! Ich wollte dich suchen, aber dann hat Hagrid mich abgefangen und hierher geschickt und jetzt ist er im Wald um dich zu suchen – dabei bist du die ganze Zeit hier!“ Lily trank hastig einen Schluck Tee und verbrannte sich die Zunge dran. James sah sie weiterhin nachdenklich an.
„Er denkt ich bin im Wald?“, fragte er dann. Lily nickte. Und auf einmal lachte James ungehalten los und Lily sah ihn schief an.
„Was ist daran so lustig?“, fragte sie.
„Nichts“, sagte James immer noch lachend, „Es ist nur… ausgerechnet du schickst Hagrid in den Wald, und dann kommst du auch noch genau hierher – ich mein, du hättest ja auch zu May und Remus zurückgehen können, aber nein, hierher… zu mir…“
Lily erwiderte lieber nichts. James sah sie mit einem merkwürdigen Grinsen an, das Lily irgendwie unangenehm an ein Siegeslächeln erinnerte. Schnell sah sie weg. Es ist tatsächlich übertrieben ihn zu „lieben“.
Wie hatte sie sich das nur einbilden können.
Einbildung, das war’s.
James hatte seine Tasse ausgetrunken und stellte sie in Hagrids Spülbecken um sie abzuwaschen. Lily sah ihm kurz dabei zu, wie er dann auch noch die Vase zurückstellte. Dann kam sie hinzu und wusch ihre Tasse ebenfalls ab. Plötzlich war es ganz still, bis Lily fertig war. James musterte sie immer noch.
„Ist was?“, fragte Lily leicht patzig. Mann, war das peinlich. Plötzlich packte James sie sanft an der Schulter.
„Lily, es ist nur-“
Mehr vernahm Lily nicht. Sie spürte nur noch James Hand auf ihrem Arm und ihr wurde plötzlich unglaublich heiß, obwohl ihr ein Gänseschauer über den ganzen Körper lief. Auf einmal merkte sie, dass James zu Ende geredet hatte und sie fragend anblickte.
„Nein?“, seufzte er. Lily wusste nicht, was sie tun sollte, sie hatte nur plötzlich eine unglaublich trübe Stimmung, als James sie wieder losließ.
„Na gut, ich hör auf, wirklich“, murmelte er dann, stellte sich in eine Ecke und als Lily ihn gerade fragen wollte, was jetzt wieder los war, nahm er seinen Zauberstab und zielte auf Lily.
„Nimm deinen Zauberstab!“ Lily starrte James verblüfft an.
„Was soll das werden?“, fragte sie ängstlich.
„Wir üben. Für morgen früh… äh, inzwischen wohl schon für heute. Das ist es doch, was du willst!“ Lily starrte James immer noch perplex an. „Nun mach schon“, drängte er. „Ich bin der Beste weltweit in Verteidigung und wenn du das UTZ bestehen willst, dann leg endlich los!“
Lily sah James an. Er wirkte entschlossen, ja fast verbissen, ihr zu helfen. Lily merkte plötzlich zu ihrem eigenen Schrecken, dass sie tatsächlich zum Zauberstab griff. Aber, Moment, sie konnte James doch nicht so einfach angreifen!
„Ungesprochene Zauber!“, kommandierte James. „Auf drei. Eins, zwei…drei!“ Ein bordeauxroter Lichtstrahl schoss aus Lilys Zauberstab.
Verdammt, was tat sie da!
„Nicht schlecht“, grinste James nun. Er schien keinerlei Schaden genommen zu haben. „Noch mal!“
„Ich verletze dich nicht!“, kreischte Lily ängstlich. „Ich zaubere nicht!“
„Ach nein?“, fragte James. Aus irgendeinem Grunde war er plötzlich wütend. Er klang sogar sehr wütend – und verletzt. „Mir wird schon nichts passieren, willst du nun Auror werden, oder nicht? Du-weißt-schon-wen interessiert es auch nicht, ob du ihm wehzutun versuchst, es aber doch nicht tust, oder ob du gleich aufgibst! Und nun mach!“
Lily hatte sich nicht ein Stück bewegt.
„Nichts mache ich!“, schrie sie dann. „Ich tue niemandem weh, auch nicht dir, Potter!“
James hatte bei dem Namen Potter die Mundwinkel verzogen. Sie hatte ihn auch schon anderes genannt, aber nun… Ärgerlich sah er zu Lily auf.
„Gut, dann kommen wir jetzt zur zweiten Übung! Verteidigen! Ich greife dich an auf drei. Eins, zwei, drei…“
Warum James Lily tatsächlich angegriffen hatte, wusste er später selbst nicht. Er war nur froh, dass er keinen wirklich ernsten unausgesprochenen Zauber verwendet hatte, als nur Expelliarmus.
Lily, allerdings hatte der Zauber mit einer solchen Macht so unerwartet getroffen, dass sie kurzer Hand rückwärts stolperte und hinfiel. Ihr Zauberstab kam auf Hagrids Tisch zur Landung.
Erschrocken starrte James Lily an.
Was hatte er…!
„Lily?“ Er stürzte erschrocken auf sie zu. Lily lag am Boden und rieb sich den Kopf.
„Schon… OK“, murmelte sie schwach.
„Wirklich alles in Ordnung?“, fragte James. Lily antwortete nicht. Hatte James sie eben angegriffen, ihr James? Sie wollte es nicht glauben.
Gut, es war nur ein Entwaffnungszauber gewesen. Hätte sie sich wirklich angestrengt, dann hätte sie James locker blocken können. Er konnte vielleicht nichts dafür…
Ihr Kopf brummte. Solche Dummheiten sahen James ähnlich.
Die Kerze auf dem Tisch flackerte immer noch lichterloh, ihr Zauberstab lag zum Glück einige Zentimeter entfernt.
War das wirklich passiert? Wie lange lag sie schon hier? Sie rappelte sich auf. James war zu ihr gestürzt und half ihr hoch. Schwankend setzte sich Lily auf einen Stuhl an Hagrids Tisch.
„Mach… mach das bitte nicht noch mal“, hauchte sie brüchig.
„Daran hab ich auch grad gedacht“, flüsterte James stockend. Lily versuchte ein Lächeln.
„Es tut mir Leid, ehrlich“, sagte James nun immer noch erschrocken klingend.
„Schon gut“, erwiderte Lily und hätte sich dafür ohrfeigen können. Schon gut? Was redete sie?
Doch sie hatte nicht den Mut, das noch einmal rückgängig zu machen.
„Ich bin ein Idiot!“ James ließ sich auf den gleichen Sessel fallend, in dem er vorhin schon gesessen hatte und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Lily sah ihn mit einem Kloß im Hals an. Normalerweise wäre sie ausgeflippt und hätte ihm ins Gesicht geklatscht, dass das, was er sagte, nur zu gut stimmte, aber heute konnte sie es nicht. Er tat ihr irgendwie leid.
„Hey“, sagte sie deshalb. „Ist ja noch alles gut gegangen, oder?“
„Du wolltest immer nur für deine dumme UTZ-Prüfung lernen“, sagte James nun leise. „Dabei…“ Er sah zu Lily auf, und plötzlich erkannte Lily in seinen Augen ein Bild von der Mitternachtsfeier, wo sie beide sich in den Armen lagen.
Sie schluckte schwer.
„Nein, mir tut es leid“, sagte sie dann mit einen Seufzer. „Hätte ich dich nicht… Wäre mir dieses scheiß UTZ nicht wichtiger gewesen als du …“ James sah zu Boden, doch dann sah er sie wieder fest an.
„Dieses UTZ ist aber wichtig, wenn du Auror werden willst“, sagte er halblaut.
„Für dich auch“, erwiderte Lily. James ließ sich seufzend langsam nach hinten in seinen Sessel fallen.
„Für dich ist es wichtiger“, sagte er dann. „Du hättest noch ein bisschen Übung gebraucht.“ Lily überlegte etwas gekränkt, doch James beugte sich hastig zu ihr nach vorne und verbesserte sich:
„Also, nicht, dass du’s nicht geschafft hättest, du bist Lily Evans und-“
„Ja, aber du bist James Potter und noch dazu Klassenbester in Verteidigung.“
„Du bist aber selbst noch vor May Klassenbeste“, erwiderte James. Lily lächelte geschmeichelt.
„Da haben wir ja mal was gemeinsam“, sagte sie lächelnd.
Der Satz blieb einige Sekunden unbesprochen im Raum. Etwas gemeinsam… Lily guckte hastig zu Boden, als James’ und ihr Blick sich trafen. Dann regte sich James endlich.
„Du bist das netteste Mädchen, das mir je untergekommen ist, Lily Evans“, sagte er dann leise. Lily lächelte und sah hastig zu Boden. Ihr Herz klopfte wild und ihr war glühend heiß. Nichts mehr zu spüren von der vorherigen Kälte. Das war sie wohl, ihre letzte Chance. Der Augenblick vor der Entscheidung, James oder doch lieber nicht. Lily durchfuhr ein Schauer, dabei war ihr Gesicht glühendheiß.
„Ist dir kalt?“, fragte James sofort, sprang auf und schälte sich aus dem Umhang, der er mitgenommen hatte, als er gegangen war. Er kam zu Lily herüber und Lily konnte nicht anders und musste zu dem Zeitpunkt zurückdenken, als sie noch in seinen schützenden Armen gelegen hatte, genauso wie er jetzt war, in nicht mehr als seinen Shorts.
Lily blickte kurz zu James hoch, als dieser ihr den Umhang um die Schultern legte und sie wagte sich nicht zu bewegen, als seine Hände auf ihren Schultern liegen blieben. Sie wandte nur kurz den Kopf und sah James dankbar an.
Nicht etwa, weil er ihr die Jacke geliehen hatte, sondern einfach, weil er da war. Für sie.
„James…“, flüsterte sie und seine zerstrubbelten Haare waren ganz nah an ihrem Gesicht. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, dass ihr vor Aufregung fast übel wurde. James beugte sie zu ihr herab, sodass sein Gesicht nun direkt neben den ihren war.
„Ja?“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Jetzt oder nie. Er würde ja sagen, wenn sie sich nur traute. Drei Worte minimal, das konnte doch nicht so schwer sein.
„Ja?“
Lily atmete tief ein.
„Weißt du, was ich dir vorhin hinterher gesagt habe, kurz nachdem du aufgestanden warst?“ James sah Lily mit weichen, wachen Augen an.
„Nein, was?“ Lily atmete aus und dann wieder ein.
„Ich habe gesagt: Ich liebe dich.“ James sagte einen kurzen Moment nichts, er überlegte, dann erwiderte er endlich Lilys fragenden Blick.
„Zu wem hast du das genau gesagt?“
Lily lächelte kurz.
„Du dir, James.“ Das Gesicht neben dem Lilys grinste kurz.
„Ehrlich?“, fragte er glücklich.
„Ehrlich ehrlich“, erwiderte Lily grinsend. James lächelte sie an.
„Haben May und Remus das gehört?“
„Ich… glaube schon.“ Lily lächelte James unsicher an, der sie nun fester in den Arm nahm.
„Klasse“, erwiderte er.
„Das ist alles?“, fragte Lily grinsend. „Nur klasse?“
„Superklasse“, erwiderte James und seine Augen funkelten Lily kurz an. Sie hatte das Gefühl, die würde gleich explodieren, vor Freude in die Luft springen und James küssen… Die hätte jetzt sogar eine Oper singen können, das UTZ war plötzlich kein Problem mehr, klar, sie würde es schaffen – mit James…
Doch dieser hielt sie fest in seinen Armen und… irgendwie war das als Gegenleistung auch ganz gut so.
„Superklasse“, wiederholte James leise. „Jetzt sitz ich hier, mit dem Mädchen, das ich schon seit Jahrzehnten um ein Date anbettle und dann bring ich sie halb um und nun das!“ Er lächelte. „Vielleicht hätte ich dich schon viel früher mal verzaubern sollen.“
„Untersteh dich!“, lachte Lily.
„Das werd ich ab jetzt immer so machen“, erklärte James siegessicher.
„Was? Noch mehr, die du um Dates anbettelst? – Dann kann ich ja wieder gehen!“ Lily versuchte gespielt gekränkt aufzustehen, doch James zog sie an sich, als sie vom Stuhl aufstand und legte ihr die Arme um die Taille.
„Du bleibst schön hier“, flüsterte James und sein Atem hauchte sanft in Lilys Ohr, sodass sie wieder eine Gänsehaut bekam.

~Nichts unversucht gelassen, dich zu hassen, doch es geht nicht…
Es geht nicht.
~

Lily lächelte kurz, dann schlang sie ihre Arme ebenfalls um James. Nun war sie ganz nah an ihm. Sie spürte seine Wärme, als wäre sie schon immer da gewesen. Ihr Herz raste immer noch, ihr war immer noch schlecht und ihre eiskalten Hände wärmten sich leise trommelnd an James Hals. Dieser ließ nun mit einer Hand von ihr ab und strich ihr eine Haarsträhne aus ihrem nach unten gewandten Gesicht. Langsam, als James Hand wieder warm und fest auf ihrer Haut ruhte, sah sie auf.
James grinste sie an.
„Das vergesse ich meinen Lebtag nicht“, lächelte er.
Lily lächelte zurück.
„Danke James“, hauchte sie nur, „danke für alles.“ Und sie kuschelte sich an ihn und wollte, dass dieser Augenblick bitte nie vergehen möge.

May und Remus liefen so schnell, dass sie fast nichts mehr um sich herum wahrnahmen.
„Sie sind nicht hier!“, rief May verzweifelt und blieb stehen. Remus stoppte keuchend neben ihr.
„Und dafür, dass die beiden sich jetzt bestimmt mächtig amüsieren, laufen wir uns jetzt fast schon die halbe Nacht tot!“ May hielt die Luft kurz an, um nicht mehr so keuchen zu müssen, dann sagte sie noch völlig aus der Puste:
„Wir müssen da rein!“
„Gar nichts müsst ihr!“ May und Remus wirbelten so schnell herum, dass Remus fast gegen einen im Dunklen völlig kaschierten Baum geprallt wäre.
„Hagrid?“
„Jep, und niemand betritt heute mehr den Verbotenen Wald!“ May schubste Remus energisch zur Seite, um Hagrid direkt ins Gesicht blicken zu können.
„Aber Lily und James-“
„-haben gerade etwas anderes vor“, entgegnete Hagrid entschieden.
„Hagrid, sie sind im Verbotenen Wald und falls du nicht wissen solltest-“
„Ich weiß genau in welcher Gefahr sie gerade schweben“, unterbrach sie Hagrid abermals. Er sah von May zu Remus, der gerade versuchte, May vor irgendetwas Blödsinnigem zurückzuhalten. Dann fügte er hinzu: „In Liebesgefahr.“
„Das heißt Lebensgefahr“, berichtigte May hitzig. Remus stupste sie an.
„Ich glaub, das meint er ernst.“ May überlegte kurz, dann hielt sie in jeder Bewegung inne und sah zu Remus.
„Echt?“ Remus deutete an Hagrid vorbei zu seiner Hütte. May grinste.
„Was, da drin?“ Hagrid schmunzelte.
„Nun, als James am Anfang weggelaufen is, is er zu mir gekommen – er sagte, er wollte weg von irgendwas, und jetzt weiß ich, dass ihr es ward! Dann bin ich kurz in den Wald, weil ich dort etwas vergessen hatte…“, Hagrid lugte auf die Waffe, die über seiner Schulter baumelte, doch sah schnell wieder weg, als er Mays Blick bemerkte. „Und“, fuhr er schnell fort, „dann tauchte irgendwann Lily vor mir auf – Lily Evans ohne Erlaubnis im Verbotenen Wald! – und sie meinte dann plötzlich, James is in’n Wald gegangen. Ich bin ihn suchen gegangen, weil ich ihr geglaubt hab…
Aber mir scheint, sie wollte James nur ne Weile für sich alleine haben, nich?“ May war sofort Feuer und Flamme.
„Dann heißt das, ich hab die Wette gegen Sirius gewonnen?“ Remus sah sie zweifelnd an.
„Nur, wenn sie sich geküsst haben“, warf er ein. Hagrid sah von einem zum anderen.
„Ja“, sagte er dann. May sah ihn froh an, doch Hagrid verbesserte sich gleich. „Nein, nein, ich meine nich ja im Sinne von: Ja, sie haben’s gemacht, sondern eher im Sinne von: Ja, ich hab mich auch schon die ganze Zeit gefragt, warum Sirius nich da is. Vor allem als James von einer Mitternachtsparty erzählt hat.“ Remus sah erschrocken aus.
„Das hat er gesagt?“, fragte er panisch, „dass wir ne Mitternachtsparty machen?“
„Ja, aber ich sag’s nich weiter, keine Sorge.“ Remus sah immer noch etwas beunruhigt zu May.
„Naja“, erklärte sie nun. „Sirius war dagegen, dass wir eine Party machen. Er hat gesagt: Gemeinsamkeiten bringen Leute zusammen…“
„Da hat er wohl Recht“, murmelte Hagrid schmunzelnd.
„…ja, und deshalb wollte ist er auch ausgerastet, als ich und James-“ Remus stupste sie leise an.
„Es heißt: James und ich.“
„Ja gut, dann eben James zuerst und dann ich… Jedenfalls wollte er die Party, nur eben ohne Mädchen, und Peter hat Sirius der Fairness halber zugestimmt. Aber wir waren ja die Mehrheit, und da…“
“…hat James einfach seinen Freund in den Wind geschmissen, um Lily zu sehen.“
„Ja“, sagte May zögernd, „so könnte man es sagen.“
„Und er wollte natürlich nicht, dass Lily und James zusammen mitten in der Nacht irgendwo auf einer Matte liegen, weil er dann vielleicht die Wette mit May verlieren würde“, fügte Remus hinzu. Hagrid beobachtete ihn interessiert.
„Was war die Wette?“ Remus sah May um Erlaubnis fragend an, doch diese hatte schon längst reagiert.
„Wenn James es schafft, mit Lily innerhalb von einem Monat, und der wäre in sechs Tagen vorbei, zusammenzukommen, dann sag er mir, warum er „Tatze“ genannt wird und was es mit dieser albernen Rumtreibergeschichte auf sich hat. Deshalb wollte ich unbedingt gewinnen – und deshalb die Party.“ May grinste.
„Noch ist nichts gewonnen, sie müssen sich erst küssen“, erinnerte sie Remus finster.
„Und wenn du“, Hagrid wandte sich nun an May, „verloren hättest?“ May verzog das Gesicht.
„Dann hätte ich mit ihm ausgehen müssen und bei unserer letzten gemeinsamen schriftlichen UTZ-Prüfung abschreiben lassen müssen und wenn sie sich auch noch…“ May zögerte. „Ich hab gewettet, dass sie sich auch… äh… küssen und wenn nicht, dann hätte ich auch noch was bestimmtes machen müssen, was ich jetzt lieber nicht erwähne.“ Hagrid grinste.
„Na gut, dass es anscheinend bitte nich so kommen wird!“ Er sah May vielsagend an. „Für alle Beteiligten!“ May grinste, doch Remus zuckte allarmiert zusammen.
„Soll das heißen, dass die beiden wirklich…“ Als Antwort stampfte Hagrid in Richtung Hütte davon und sammelte beim Hingehen Feuerholz ein.
May zog Remus drängend am Ärmel.
„Nun komm schon!“, forderte sie. Remus folgte ihr widerwillig. Wenn Lily und James wirklich zusammen waren, dann würde das heißen, das Sirius seinen Geheimnamen preisgeben müsste und das Geheimnis mit der Karte des Rumtriebers. Und dann würde May nicht eher Ruhe geben, ehe sie auch wusste, was Krone und Wurmschwanz zu bedeuten hatten – und dann würde sie auch nach Moony fragen… und das wäre ganz schlecht!
Hagrid hatte währenddessen ein Feuer gezaubert.
„Es ist wahrscheinlich eh zu dunkel darin, um etwas zu erkennen“, zischte Hagrid May sich am Feuer gemütlich wärmend zu, die sich ans Fenster der Hütte geschlichen hatte. Remus sah besorgt zum Mond herauf, doch es bestand keinerlei Grund zur Besorgnis.
May klebte nun förmlich an der Scheibe.
„Ich hör nichts…“, resignierte sie. Remus erreichte das Fenster, als May plötzlich zu ihrem Zauberstab griff.
„Lumos“, flüsterte sie. Remus starrte sie erschrocken an.
„Bist du lebensmüde?“, fragte er wütend. „Wenn sie dich sehen! Oh,... pass du nur auf, bis du deinen ersten Freund hast, ich werde immer direkt hinter dir sein!“ Doch May kümmerte das keineswegs.
„Jungs sind unmenschlich“, erklärte sie sich verteidigend und leuchtete mit der Zauberstabspitze ins Haus.
„Da!“, flüsterte sie dann aufgeregt, „da sind sie! Oh, Mann, sie sitzen zusammen auf dem Boden – Arm in Arm - wie megapeinlich!“
„Jetzt reicht es aber!“, fauchte Remus, teils, weil er nicht wollte, dass May vielleicht doch noch die Chance bekam, ihre Wette zu gewinnen, teils, weil er sich für sie schämte. „Das geht dich so was von gar nichts an!“
„Aber dich, oder was?“, fragte May zurück.
„Komm jetzt“, sagte Remus verzweifelt und zerrte May vom Fenster weg. „Wir warten hier! Sie werden uns schon nichts verheimlichen!“

Fast dachte Lily, James wäre eingeschlafen, als er sich plötzlich regte.
„Ich wusste doch, dass sie uns nachspionieren würden!“
„Was?“ Erschrocken fuhr Lily hoch.
„Remus und vor allem May, meine ich.“
„Wie, nachspionieren?“ James deutete aufs Fenster, hinter welchem gerade ein Lichtpunkt verschwand.
„Das ist typisch!“, fluchte Lily aufgebracht.
„Ist doch egal“, erwiderte James und zog sie wieder beruhigend an sich. „Früher oder später hätten wir es ihnen sowieso sagen müssen.“ Darauf erwiderte Lily lieber nichts. Mann, war das peinlich! Sie hatte ja von Anfang an gewusst, dass sie sich da auf etwas einlassen würde!
„Und so was nennt sich beste Freundin!“, flüsterte sie beleidigt in James Ohr.
„Gut, dass du nichts von der Wette weißt“, sagte James sehr leise.
„Wette?“ Lilys Kopf fuhr ruckartig in die Höhe. „Was für eine Wette?“ James sah sie fast etwas entschuldigend an.
„Naja…“
„Sag!“
„Nicht sauer sein.“
„Versprochen.“
„Ja also…“ James räkelte sich unwohlig. „Wenn ich’s schaffe, mit dir zusammenzukommen, muss Sirius May ein… äh, Geheimnis verraten, hinter dem sie schon lange her ist.“
„Dieses blödsinnige Rumtreiberzeug?“ James nickte.
„So blödsinnig ist das übrigens gar nicht." Lily hatte nicht die Lust, zu widersprechen. "Naja... und wenn May verliert, und das hat sie jetzt nicht mehr, dann hätte sie Sirius abschreiben lassen müssen.“
„Das ist aber keine Strafe! Wie lasch ist das denn…“
„Naja, da gab es noch eine zweite Bedingung… wenn…“ James stockte und sah Lily zweifelnd an.
„Ja?“
„Ach, vergiss es.“
„Nein, ich vergesse es nicht. Was jetzt? Hätte sie mit ihm ausgehen müssen?“
James grinste.
„Du bist gut!“ Lily lächelte und zuckte die Achseln. „Ja, hätte sie. Aber nur, wenn wir uns…“ Er brach mitten im Satz ab. Lily sah ihn erst verständnislos an, dann lächelte sie.
„Ach so“, flüsterte sie dann. Kurze Zeit war es still, dann fragte Lily ganz leise:
„Wollen wir sie erlösen?“ James lächelte sie zärtlich an.
„Wenn du es wirklich willst“, sagte er. „Das Geheimnis ist nämlich wirklich… geheim.“
Lily sah ihn voller Liebe an und ihr Herz hüpfte wieder.
„Ich will“, sagte sie leise.
Und dann – man sagt immer, dass es Augenblicke gibt, die man nie im Leben vergisst – beugte sich James langsam vor und küsste sie, ihr Herz machte einen lebensbedrohlich hohen Sprung und als sie nach unendlicher Zeit wieder von einander abließen, erinnerte Lily sich plötzlich an nichts mehr.
Sie war einfach nur glücklich.




~Ich hab gedacht ich kann es schaffen,
loszulassen...
~


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