von SarahBlack
Den nächsten Nachmittag verbrachte Hermine mit Harry und Ron draußen am See. Auch Ginny leistete ihnen für eine halbe Stunde Gesellschaft, dann musste sie allerdings gehen, da sie sich mit ihren Freundinnen Luna und Amy verabredet hatte.
"Wollen wir nachher noch ein bisschen Quidditch trainieren?", fragte Harry.
"Wenn ich deinen Feuerblitz fliegen darf", antwortete Ron.
"Klar", sagte Harry.
Hermine seufzte. Schon wieder ging es um Quidditch. Naja, wenigstens verbrachte Ron wieder Zeit mit ihr und Harry. Darüber war sie wirklich sehr froh.
"Ich frag mich wirklich was im Moment mit Malfoy los ist", hörte Hermine Harry plötzlich fragen.
"Was interessiert uns dieser Idiot?", wollte Ron wissen.
"Naja, er läuft im Moment immer ohne seine beiden Begleiter rum", meinte Harry. "Und irgendwie ist er noch unausstehlicher als sonst. Ständig versucht er, mich zu beleidigen oder zu provozieren."
"Du darfst einfach nicht darauf eingehen", sagte Hermine sofort.
"Das versuche ich ja", sagte Harry. "Aber wenn er versucht, mich von hinten zu verzaubern, kann ich mir das nicht einfach gefallen lassen."
"Dann geh ihm eben aus dem Weg", meinte Hermine.
"Woher soll ich denn bitte wissen, wo sich Malfoy aufhält?", fragte Harry.
"Ist ja schon gut", sagte Hermine. "Ich möchte ja nur nicht, dass du wegen Malfoy Ärger bekommst. Wenn Snape dich dabei sieht, wie du seinen Liebling verzauberst, gibt er dir sicher gerne eine Strafarbeit und zieht Gryffindor Punkte ab."
"Ich pass schon auf", sagte Harry.
"Dann darfst du ihn gerne verzaubern", meinte Hermine lächelnd.
Harry und Ron sahen sie überrascht an.
"Was ist denn?", fragte Hermine.
"Seit wann heißt du es gut, dass wir Slytherins verzaubern?", wollte Harry wissen.
"Ich heiße es nicht gut", erklärte Hermine. "Aber Malfoy hat es verdient. Er ist ein arroganter, mieser, hinterhältiger Trottel."
Ron starrte Hermine weiterhin ungläubig an. So etwas waren er und Harry von ihrer Freundin gar nicht gewohnt.
Die drei Freunde saßen noch eine Weile zusammen am See, bis Harry und Ron sich am späten Nachmittag dazu entschieden, zum Quidditchfeld zu gehen. Hermine verabschiedete sich von den beiden, da sie lieber noch in die Bibliothek gehen wollte. Sie musste noch ihren Zaubertränkeaufsatz zu Ende schreiben. Auf dem Weg zur Bibliothek traf sie auf jemanden, auf den sie überhaupt nicht treffen wollte: Malfoy.
"Na Granger, wo hast du denn deinen geliebten Potter gelassen?", schnarrte er.
Wieso konnte er sie nicht einfach mal in Ruhe lassen?
"Erstens ist Harry nicht mein Geliebter und zweitens geht dich das gar nichts an!", entgegnete Hermine kühl. "Aber ich könnte dich genauso fragen: wo ist denn deine geliebte Parkinson? Die klebt doch sonst auch immer an deinem Arm. Oder hat sie dich etwa verlassen, weil sie festgestellt hat, dass du das größte Ekel der Schule bist?"
"Wie kannst du es wagen?", fragte Malfoy und wurde rot vor Zorn.
"Du hast doch angefangen", meinte Hermine gelangweilt.
"Ich habe mich nur darüber gewundert, dass dein geliebter Held nicht bei dir ist", meinte Malfoy.
"Zum letzten Mal: Harry ist nicht mein Geliebter", fauchte Hermine und schob sich an Malfoy vorbei.
Wütend setzte sich Hermine auf ihren Stammplatz in der Bibliothek. Was bildete sich Malfoy eigentlich ein? Hermine wollte mit ihrem Zaubertränkeaufsatz beginnen, da fiel ihr ein, dass sie ihre Feder, ihr Pergament und ihr Tintenfass gar nicht dabei hatte. Sie musste wohl oder übel noch einmal in den Gryffindorturm zurückgehen und ihre Sachen holen. Genervt stand sie auf und machte sich auf den Weg. Glücklicherweise begegnete ihr niemand, als sie zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors lief. Sie nannte der Fetten Dame das Passwort und trat ein. Hermine ging hinüber zu dem Tisch, an dem sie ihre Schulsachen gelassen hatte. Sofort fiel ihr das Verwandlungsbuch ins Auge. Es war noch aufgeschlagen, da sie am Morgen darin gelesen hatte. Doch irgendjemand hatte ein Tintenfass darüber zerbrochen. Hermine besah sich genervt den Schaden. Die aufgeschlagenen Seiten waren ziemlich verschmiert.
'Nicht aufregen', dachte Hermine ärgerlich. 'Ganz ruhig.'
Hermine schnappte sich ihre Feder, ein Tintenfass, Pergament und ihr Zaubertränkebuch und versuchte, ihren Ärger hinunterzuschlucken, während sie den Gemeinschaftsraum verließ. Doch es war nicht so ganz einfach, ihre Wut zu vergessen, denn sie brauchte die tintenverschmierten Seiten für ihre Verwandlungshausaufgaben. Wie sollte sie die ohne Buch machen?
Hermine war gerade dabei, sich wieder zu beruhigen, da entdeckte sie Draco Malfoy, der auf dem Gang herumlungerte. Wenn sie in die Bibliothek wollte, war es unvermeidlich, an ihm vorbeizugehen und auf seine blöden Kommentare hatte Hermine jetzt absolut keine Lust. Während sie weiterlief, krallte sich ihre Hand in das ledergebundene Zaubertränkebuch hinein. Ansonsten ließ sich Hermine jedoch nichts anmerken. Sie schritt gleichgültig an Malfoy vorbei und ignorierte seine Versuche, sie anzusprechen.
Hermine setzte sich seufzend an ihren Lieblingsplatz in der Bibliothek und legte ihre Schulsachen auf den Tisch. Sie hatte es geschafft, an Malfoy vorbeizugehen, ohne sich irgendwelche Beleidigungen anhören zu müssen. Er war ihr auch nicht hinterhergegangen, um sie weiterhin zu ärgern. Vielleicht konnte sie an diesem Nachmittag ja endlich mal in Ruhe etwas für die Schule tun. Es wurde langsam Zeit dafür, schließlich standen ihr die U.T.Z. Prüfungen bevor. Wenn sie nicht genug lernte, fiel sie am Ende noch durch. Das durfte sie nicht riskieren.
Hermine schlug ihr Buch auf und tauchte die Feder in das Tintenfass. Sie überlegte kurz und begann dann, zu schreiben.
"Hermine?", jemand stupste sie sanft an.
"Was ist?", fragte Hermine und sah von ihrem Aufsatz auf.
Harry stand vor ihr und sah sie ein wenig belustigt an.
"Möchtest du nicht mal eine Pause machen?", fragte er. "Oder willst du schon wieder das Abendessen ausfallen lassen?"
"Geh ruhig schon in die Große Halle, ich komm gleich nach", sagte Hermine und setzte ihre Feder wieder auf das Pergament.
"Sag mal, wie viel hast du eigentlich schon geschrieben?", wollte Harry wissen.
"Vier Rollen Pergament", sagte Hermine ohne aufzusehen.
"Vier Rollen?", wiederholte Harry schockiert. "Ich habe gerade mal eine Rolle geschafft."
"Wenigstens hast du sie selber geschrieben", meinte Hermine. "Aber lass Ron ja nicht abschreiben. Der muss selber mal etwas für Zaubertränke tun."
"Schon okay", sagte Harry. "Wir sehen uns dann beim Essen."
Hermine bemerkte nicht, wie Harry die Bibliothek verließ, sie bemerkte auch nicht, dass jemand anderes hereinkam und sie beobachtete. Sie war viel zu sehr mit ihrer Hausaufgabe beschäftigt.
Seufzend legte Hermine ihre Feder zur Seite und schlug das Buch zu. Endlich hatte sie den Aufsatz für Zaubertränke fertig geschrieben und er war ihrer Ansicht nach auch ganz in Ordnung. Das Mädchen lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie wollte sich nur kurz ausruhen und danach ihre Sachen in den Gryffindorturm gehen und mit Harry und Ron zu Abend essen. Doch schon im nächsten Moment wurde ihre Ruhe gestört. Malfoy, der sie aus einer Ecke der Bibliothek beobachtet hatte, kam auf sie zu.
"Hallo Granger", sagte er schnarrend.
Hermine sah auf und blickte ihn funkelnd an.
"Was willst du, Malfoy?"
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