von SarahBlack
Als Harry und Hermine das Quidditchfeld erreichten, drehte Ron gerade mit Harrys Feuerblitz ein paar Loopings. Ginny stand am Feldrand und sah sehr zornig aus.
"Ron", hörten die beiden Freunde Ginnys ärgerliche Stimme. "Du fliegst jetzt schon seit einer halben Stunde da oben rum. Harry hat gesagt, wir beide dürfen mit dem Besen fliegen, also lass mich auch mal dran."
"Ja, gleich", rief Ron zurück.
"Das sagst du schon die ganze Zeit!", fauchte Ginny. "Entweder du kommst jetzt freiwillig runter, oder ich helfe nach."
Ginny zückte ihren Zauberstab und richtete ihn auf Ron.
"Willst du etwa deinen eigenen Bruder verzaubern?", fragte Hermine grinsend.
Ginny drehte sich erschrocken um.
"Ach ihr seid's", sagte sie erleichtert. "Ich hab euch gar nicht kommen sehen. Ron dreht schon seit 'ner halben Stunde Loopings und möchte mich nicht auf den Besen lassen."
"Ist ja schon gut", sagte Ron beleidigt und kam dann im Sturzflug herunter.
Hermine, Ginny und Harry wichen ein Stück zurück, als Ron direkt vor ihnen landete.
"Immerhin bin ich Harrys bester Freund, also darf ich wohl als Erster auf den Besen", sagte Ron, während er Ginny den Feuerblitz aushändigte.
Ginny sah ihn nur weiter zornig an, dann stieß sie sich auch schon vom Boden ab und flog hinauf zu den Torstangen.
"Wie kann man nur freiwillig auf so ein Ding steigen?", fragte Hermine verwundert.
"Fliegen ist toll", sagte Harry. "Wenn du ein bisschen üben würdest, könntest du es sicher auch."
"Nein Danke", entgegnete Hermine. "Mich kriegst du nicht nochmal auf einen Besen."
"Du bist ja nur sauer, weil es mal etwas gibt, was du nicht kannst", meinte Ron grinsend.
"Bin ich nicht", fauchte Hermine ihn an. "Ich verstehe nur nicht, was am Fliegen so toll sein soll."
"Einfach alles", erklärte Ron. "Wenn du erstmal oben bist fühlst du dich richtig frei."
Hermine sah eine Weile mit an, wie Ginny ausgelassen auf dem Feuerblitz durch die Luft jagdte, dann wurde es ihr zu viel.
"Ich gehe zurück ins Schloss", sagte sie zu Harry und Ron.
Die beiden drehten sich zu ihr um.
"Willst du schon wieder in die Bibliothek?", fragte Ron genervt.
Hermine schüttelte den Kopf. "Mir wird es langsam zu kalt hier draußen", erklärte sie. "Ich setz mich in den Gemeinschaftsraum und lese vielleicht noch ein Buch."
"Okay, dann bis später", sagte Harry.
Hermine lächelte ihre beiden Freunde noch mal kurz an, dann drehte sie sich um und rannte zum Schloss. Im Schloss verlangsamte sie ihr Tempo, da sie befürchtete, Snape oder Filch zu begegnen. Die beiden würden ihr sicher liebend gern Punkte abziehen oder ihr eine Strafarbeit aufhalsen. Hermine lief gerade durch einen Korridor, da bemerkte sie Draco Malfoy, der allein in dem Gang herumlungerte. Der hatte ihr gerade noch gefehlt. Schnell drehte sich Hermine um und ging in die entgegengesetzte Richtung. Sie hoffte, dass er sie nicht bemerkt hatte. Doch:
"Hermine?", rief Malfoy hinter ihr. "Hermine!"
Hermine ignorierte ihn und verdoppelte ihr Tempo. Ohne sich umzudrehen ging sie durch die Gänge, bis sie das Portrait der Fetten Dame erreichte. Sie nannte ihr das Passwort und trat in den Gemeinschaftsraum. Natürlich waren alle guten Plätze schon besetzt. Besonders die beliebten Plätze am Kamin waren schon belegt. Ganz am anderen Ende des Raumes gab es noch ein paar freie Plätze. Hermine seufzte und ging nach oben in ihren Schlafsaal um sich ein Buch zu holen. Sie öffnete ihren Koffer und nahm das erste Buch, dass sie zu fassen bekam. Dann stieg sie die Treppen hinunter zum Gemeinschaftsraum. Auf der letzten Stufe sah Hermine auf ihr Buch. Zaubertränke für Fortgeschrittene. Ausgerechnet Zaubertränke. Darauf hatte sie nun überhaupt keine Lust. Sie konnte das Buch ohnehin auswendig wenn sie es jetzt las, wurde sie nur an Snape erinnert. Genervt ging Hermine noch einmal nach oben in ihr Schlafzimmer, um ein anderes Buch zu holen. Diesmal sah sie sich gleich die Buchtitel an. Es dauerte eine Weile, bis Hermine ein Buch fand, das sie lesen wollte. Erleichtert, dass sie ein gutes Buch zum Lesen hatte, ging Hermine wieder nach unten. Doch als sie im Gemeinschaftsraum stand musste sie feststellen, dass mittlerweile auch die letzten Plätze belegt waren. Hermine schnaubte wütend auf. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. War sie in letzter Zeit vom Pech verfolgt? Da wollte sie den Abend mit Lesen verbringen und dann bekam sie keinen Platz zum Sitzen. Natürlich hätte Hermine auch einfach in die Bibliothek gehen können, aber dazu hatte sie keine Lust. Die Bibliothek war wesentlich ungemütlicher als der Gemeinschaftsraum. Zum Lernen war sie in Ordnung, aber zum Entspannen war die Atmosphäre einfach nicht richtig.
Der nächste Tag war ein Samstag und somit unterrichtsfrei. Hermine schlief ungewöhnlich lang. Erst um kurz nach elf wachte sie auf, weil Lavender und Parvati kichernd den Raum betraten. Hermine warf den beiden einen bösen Blick zu, dann stand sie auf und verschwand im Bad.
Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, ging Hermine hinunter zum Frühstück. Sie ging in zügigen Schritten, da ihr Magen bereits laut knurrte. Vor der Großen Halle stieß sie mit jemandem zusammen.
"Entschuldigung", sagte sie und wollte weitergehen, doch eine Hand hielt sie fest. Hermine drehte sich um und erkannte Draco Malfoy.
"Hallo", sagte er.
"Hallo Draco."
"Hast du mich gestern nicht bemerkt?", wollte er wissen. "Du bist gestern an mir vorbeigegangen, ich hab dich gerufen."
"Ja? Hab ich gar nicht mitbekommen", log Hermine.
"Ich dachte schon, du weichst mir aus", meinte Draco.
"Warum sollte ich?", fragte Hermine.
"Na ja, wegen neulich in der Bibliothek", meinte Draco.
"Du hast doch gesagt, dass es dir leid tut", erklärte Hermine. "Ich dachte, zwischen uns wäre alles okay."
Hermine fragte sich, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte.
"Seit unserem letzten Gespräch hab ich dich nicht mehr gesehen", sagte Draco. "Ich hatte das Gefühl, du vermeidest es, in meine Nähe zu kommen."
"Das ist doch gerade mal zwei Tage her", wunderte sich Hermine. "Sonst haben wir uns auch nicht jeden Tag gesehen. Und seit wann machst du dir darüber Gedanken?"
"Früher mochten wir uns ja auch nicht", sagte Draco. "Aber ich habe gemerkt, dass du eigentlich ganz nett bist."
Hermine hob eine Augenbraue. Draco gab zu, dass er sie, eine Muggelgeborene, mochte? Das war ja ganz was Neues.
"Was machst du eigentlich hier?", fragte Hermine, die sich wunderte, was Draco vor der Großen Halle zu suchen hatte.
"Ich wollte gerade zum Frühstück gehen", erklärte Draco.
"Dann können wir ja zusammen gehen", meinte Hermine.
Draco wollte gerade antworten, da wurden sie unterbrochen.
"Hermine", rief Ron laut.
Hermine drehte sich um und sah Harry und Ron die Treppe hinunterkommen.
"Hallo", sagte sie knapp.
"Was machst du hier unten?", wollte Ron wissen. "Und was hat der hier verloren?"
Ron sah Malfoy angewidert an. Dieser sah Ron nicht weniger abfällig an.
"Kommst du mit zum Frühstück?", fragte Harry an Hermine gewandt.
Diese nickte. Zusammen mit Harry zog sie Ron von Draco weg in die Große Halle. Bevor sie die Halle betraten, warf Hermine Draco noch einen entschuldigenden Blick zu.
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