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Fanfiction

Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 17 Blut und Tränen

von Reaver

Vor ihm, in seinem Rücken und überall um ihn herum lauerte die Dunkelheit, mit Klauen und reißenden Zähnen. Harry kam sich vor, als schwimme er in einem gewaltigen schwarzen Ozean, ohne die Chance jemals Land zu erreichen. Trotz dieser Gewissheit trugen seine Beine ihn weiter, schneller als jemals zuvor. Die Welt aus Schwärze, bar jedes Sterns, außer dem orangen, flackernden Lichtpunkt am weit entfernten Himmel, zog an Harry vorbei. Ihre Jäger näherten sich erbarmungslos. Die Leiber der Eisernen verschmolzen zu einer Mauer aus Krallen und Zähnen, die nur noch wenige Meter hinter ihnen war.
Feuer lohte am Himmel auf, überzog goldene Schwingen und einen schlanken, anmutigen Körper.
„Fawkes!“, rief Harry keuchend aus.
Hell leuchtete der Phönix auf, gleißender, reiner als jemals eine Flamme brennen konnte. Es beschien eine Woge aus silbernem Stahl, die sich unter dem Feuervogel die Straße entlang wälzte, begleitet von einem Donnern, das den Boden unter ihren Füssen erzittern ließ.
„Der Retter in höchster Not!“, rief Sirius freudig auf, wurde aber von einem schrecklichen Schrei unterbrochen.
Die Eisernen waren heran, bereit ihre Beute zu schlagen. Einer der Auroren taumelte einen Schritt weiter und brach dann zusammen. Sein Gesicht war eine einzige blutige Wunde, aus der das Leben in großen Strömen heraus floss.
Hinter Harry schlugen die Klauen einer Kreatur tiefe Furchen in den Asphalt. Er schickte die Kreatur mit einem Blitz zu Boden. Wieder wurde ihm seine Schwäche gewahr. Jeder Zauber kostete ihn ein unglaublich viel Kraft, als hätte sämtliche Magie seinen Körper verlassen. Er glaubte nicht einen weiteren Fluch aussprechen zu können.
„Schnell Harry!“, rief Ginny ihm zu, die neben ihm rannte. Überall ertönten nun Schreie. Die Eisernen forderten nun den Blutzoll, der ihnen bis jetzt verwehrt geblieben war. Eines der stählernen Wesen sprang mit einem gewaltigen Satz mitten unter die Auroren. Mit lauten Rufen wichen die Männer aus, während sich der eiserne Koloss unter duzenden Flüchen wand, bis er schließlich liegen blieb.
Sie liefen um ihr Leben, aber ihre Beine aus Fleisch und Blut konnten es nicht mit der grausamen Schnelligkeit der Ungeheuer aufnehmen. Fawkes sauste zwar heran, schneller als der Wind, aber die Strecke war noch viel zu Weit, obwohl es aussah wie ein Katzensprung. Die Zeit war gegen sie. Mit jeder Sekunde, die verrann wurde auch ein weiteres Leben ausgelöscht.
Wieder und wieder setzten die Eisernen ihnen zu. Noch waren es nur vereinzelte Kreaturen, aber es wurden immer mehr, bis sie von einer schwarzen Flut hinweg getragen werden würden. Niedergewalzt von einem lebendigen Alptraum, der gekommen war um ihre Welt und alles Leben darin auszulöschen.
Das Donnern wurde immer lauter, ein gewaltiges Dröhnen, das sich durch den Boden fortsetzte. Hell blitzte vor ihnen silbernes Metall im Feuerschein des Phönix auf. Harry fragte sich was das sein konnte. Eine Macht aus einer älteren Welt?
Ohne zu einer Antwort zu gelangen senkte er wieder den Blick auf die Straße vor sich. Er war so müde, aber sein Wille spornte seine Beine an sich noch schneller zu bewegen, weg von den Eisernen, weg vom sicheren Tod. Er wollte nur noch leben, wollte, dass dieser Alptraum endlich vorbei war.
Das Licht gab ihm Hoffnung, aber ein Teil seines Geistes wusste, wie trügerisch sie war. Selbst der Phönix konnte sie nicht mehr retten.
Ein überirdisch schöner Klang durchbrach die finsteren Gedanken in seinem Geist. Löschte die Schreie aus, das Donnern und sogar die Furcht des nahenden Todes. Frieden. Sofort fühlte Harry sich schuldig jemals gezweifelt zu haben. Zuversicht, Hoffnung und Mut durften niemals verlöschen. Wenn man an den eigenen Sieg nicht mehr glauben konnte hatte man bereits verloren. Der Gesang zeigte ihm seinen Pfad, der ihm bereits zu Füssen lag.
Die Muskeln seiner Beine brannten, aber der Schmerz zeigte ihm nur, dass er noch lebte. Mit seiner Rechten ergriff er die Hand Ginnys und zog sie hinter sich her. Es ihre Chance, ihre letzte Chance, die Merlin ihnen erkauft hatte. Niemals sollte sein Opfer verschwendet werden. Sein Tod hatte ihr Leben erkauft.
Harrys Blick wanderte nach links und recht, zu ihren Kameraden hinüber. So wenige. Viele hatten das Tempo nicht halten können, selbst mit dem Lied des Phönix nicht, das sie begleitete. Nach allem, was sie geleistet hatte, erwartete sie nur ein Ende im Staub der Straße. Wut durchlohte sein Herz, die aus Kraft – und Machtlosigkeit geboren war.
„Harry, Ginny Achtung!“, brüllte Ron, der zwei Schritte vor ihnen lief und sich umgedreht hatte.
Harry fuhr herum, den Zauberstab erhoben. Ein Schatten flog heran, einem gewaltigen Todesvogel gleich, gekommen um seine Beute zu reißen.
„Silvenus!“, rief Harry mit letzter Kraft. Er konnte bereits die Kälte des Stahls auf seiner haut fühlen, als der Blitz die Kreatur hinweg traf. Es war ein schwacher Fluch gewesen, mit dem letzen Rest Energie gesprochen, die noch in ihm steckte. Das matte goldene Glühen verging und der Eiserne rappelte sich wieder auf.
„Harry!“, rief Ginny, die wie vom Donner gerührt stehen geblieben war. „Komm Lauf!“
Er stieß sich ab, rannte zwei Schritte und taumelte. In seinen Gliedern war keine Kraft mehr. Es herrschte eine einzige Leere, wie in seiner Seele, in der noch vor einer Stunde dieses unbändige Toben weißer Kraft gewesen war. Ihm kam es vor, als wäre ein Stück von ihm verschwunden, das er aber zum Leben brauchte.
Ginny lief ihm entgegen. Der Anblick riß ihn zurück.
„Nein!“, brüllte er.
„Ich lasse dich nicht zurück.“, antwortete sie. Ginny ergriff seine Hand und zog ihn mit sich. Eher stolperte Harry, als dass er rannte. Die Welt zog sich um sie herum zusammen. Alles verlor seine Bedeutung: Der Krieg, Merlins Opfer, einfach alles. Es gab nur noch Ginny und ihn, sowie die Notwendigkeit zu überleben. Sie war seinetwegen hier. Niemals würde er zulassen, dass sie sterben würde. Nicht hier, nicht an diesem Ort.
Hinter ihnen gebar die Dunkelheit einen riesigen Schatten. Er flog heran, ohne eine Chance ihm zu entkommen.
Harry warf zwang seine Beine ihm ein letztes mal zu gehorchen. Er sprang ab, breitete die Arme aus und zog Ginny mit sich zu Boden, um sie wie ein Schild aus Fleisch, Blut und Knochen zu schützen. Kalter Stahl schnitt in seine Seite und schrammte über die Rippen. Ein stechender Schmerz nahm ihm den Atem, und er hatte nicht einmal genug Kraft um zu schreien. Der nächste Hieb würde tödlich sein. Unter ihm schrie Ginny, aber er hörte es nur dumpf durch das Brausen in seinen Ohren. Ein roter Blitz schoss heran und weite, goldene Schwingen fingen den Schlag fast sanft ab. Harry kam sich vor wie unter einem Baldachin aus hellem Licht, unter den man ihn gebettet hatte um friedlich zu schlafen.
Fawkes blickte mit seinen großen wissenden Augen auf ihn herab, als Harry sich mühsam umdrehte. Tiefe Trauer lag in dem Blick des Feuervogels und eine einzelne Träne löste sich aus seinem linken Auge.
„Danke Fawkes, du hast mich schon wieder gerettet.“, sprach Harry heiser, als sich der tiefe Schnitt sofort wieder schloss. Trotzdem war sein Umhang schwer und nass von seinem Blut. Plötzlich schoss ein silberner Pfeil an ihm vorbei. Die silberne Woge hatte sie erreicht. Ein Eiserner tauchte in Harrys Blickfeld auf, bedrohlich, die Klauen zum Zupacken geöffnet. Sein Schwanz peitschte hin und her, kurz bevor er sich abstieß. Im Sprung traf ihn eine mächtige Klinge, die seinen Körper fast in zwei Hälften teilte.
Jetzt erst erkannte Harry den riesigen Zentauren, der sein Schwert aus dem Zuckenden Körper seines Gegners zog. Überall um sie herum preschten die Pferdemenschen dem Feind entgegen. Langsam erhob sich Harry, der nicht glauben konnte, was er gerade sah. Neben ihm stemmte sich Ginny in die Höhe, ebenso fassungslos wie er. Wie ein Keil bohrten sich die Zentauren in die Reihe der Eisernen. In silberne Panzer gehüllt, die sogar ihren Pferdeleib schützten und mit schweren Schildern, Lanzen und Schwertern bewaffnet wirkten sie ebenso tödlich wie die dunklen Kreaturen.
Krachend stießen die beiden Armeen gegeneinander. Immer mehr Krieger strömten an Harry und Ginny vorbei, bereit sich in die Schlacht zu stürzen. Die ersten Eisernen wurden hinweg gefegt, als seien sie Herbstblätter im Sturmwind. Nichts schien ihre Wut und Kraft stoppen zu können. Die Klauen ihrer Feinde prallten wirkungslos an dem silbernen Harnisch der Krieger ab, der mit feinen, kunstvollen Gravuren bedeckt war. Ein Kunstwerk eher, als ein Gebrauchsgegenstand, dem man sein Leben anvertrauen konnte. Auch die Helme waren jeder ein einzigartiges Kunstwerk für sich, geschmückt mit dem goldenen Haar aus dem Schweif junger Einhörner.
Harry erinnerte sich an die Statue des Zentaurenkriegers im alten Ministerium. Dem Künstler war es gelungen die Kraft in seinem Werk einzufangen, deren Zeuge sie nun wurden. Die Schwerter der Zentauren schnitten tief in die dicken Panzer ihrer Feinde, trennten Gliedmaßen vom Leib und hieben gewaltige Schneisen durch die Reihen der Feinde.
Sie fochten mit unglaublichem Geschick und gnadenloser Härte. Es sah eher aus, als würden sie tanzen, als der Kunst des Tötens zu frönen.
Langsam verebbte der Sturm, der sie in das Herz ihres Gegners getragen hatte. Mehr und mehr verbissen sich die Armeen ineinander, unwillig auch nur einen Zoll Boden abzugeben. Von allen Seiten drangen die Eisernen auf die silberne Wand aus glänzendem Metall und Fleisch ein. Nur zu oft fanden die rasiermesserscharfen Krallen eine Ritze in der Rüstung oder einen Schlitz im Helm.
Fawkes sandte dem feind seine eigene Glut, die immer dort, wo es brenzlig wurde die alptraumhaften Kreaturen verzehrte.
„Los! Wir müssen hier weg. Sie sind gekommen um uns Zeit zu erkaufen.“, drang plötzlich eine Stimme an Harrys Ohr. Sirius hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt.
„Die Liste unserer Verbündeten ist länger, als wir denken.“, meinte Harry und folgte seinem Patenonkel.
„Der Weg ist nicht weit, bis wir wieder apparieren können. Sorge dich nicht um die Zentauren, sobald wir weg sind treten sie den Rückzug an. Nicht einmal ein Eiserner wird sie einholen können.“, erklärte Sirius, der voraus rannte. Immer noch fühlte sich Harry müde, erschöpft und erschlagen, aber er hatte neuen Mut gefasst, diesen Alptraum zu überleben.
Das Donnern von Hufen, der Klang von Stahl auf Stahl, Schreie und Heulen hüllten ihn ein, während er seine Beine zwang sich weiter zu bewegen. Er zehrte nun von der Energie, die bei Lebewesen für das Leben selbst zuständig war und jenen letzten Ausbruch von Kraft bedeutete, der sich oftmals in purer Raserei entlädt und wenn sie erschöpft ist den Tod bedeutet.
Es war alles so sinnlos, dieser ganze Krieg, das Sterben in seinem Rücken und die Energie, die aufgebracht wurde nur um sich gegenseitig zu vernichten.
Nach einer Ewigkeit, wie es Harry erschien, obwohl keine Minute vergangen war, erreichten sie den kläglichen Rest der Gruppe, die sich tapfer gegen diese entfesselte Macht gestellt hatte. Ein uralter Zentaure stand bei ihnen, dessen Gesicht so faltig war, dass es aussah als bestände das Antlitz aus verwittertem Stein. Auch er trug eine Rüstung, doch war diese aus einem leichtem Kettengeflecht gefertigt und wirkte vielmehr wie ein Schmuckstück.
„Ich grüße euch Zirkelmagier.“, sprach der Pferdemensch. Seine Stimme war dunkel und rauh, aber nicht unangenehm. Aus seinen Augen, ungetrübt von den Jahren auf dieser Erde, blitzte die Weisheit des Alters heraus.
„Hallo.“, keuchte Harry nahezu unverständlich. Seine Lungen brannten und durch seine Adern lohte flüssiges Feuer. Mit einem erleichterten Seufzen stützte er die Hände auf seine Knie. Obwohl sein Blick zu Boden gerichtet war spürte er auf seiner Haut den Blick des Zentauren wie eine Berührung.
„Lasst uns nun endlich diesen Ort verlassen, bevor die Erde noch mehr Blut meines Volkes trinken muss.“, erklang seine Stimme über den Lärm der Schlacht. Sofort spürte Harry, wie jemand seine Hände ergriff. Alles wirkte merkwürdig entrückt, fern und fremd, als befände er sich gar nicht mehr in seinem Körper und betrachte das Geschehen durch eine blinde Glasscheibe hindurch.
Harry spürte, wie er apparierte. Die Welt verschwamm vor seinen Augen, löste sich in wilde Farbschleier auf und gerann zu neuen Formen. Der vertraute Anblick des Grimmauldplatzes erhob sich vor ihm. Das wuchtige Haus zeichnete sich vor dem finsteren Nachthimmel ab, als sei es ein rettender Felsen im schwarzen Ozean der Nacht.
„Es ist vorbei.“, keuchte Harry und blickte Ginny an, die sich gerade neben ihn auf die Bordsteinkante sinken ließ. Fast niemand hatte mehr die Kraft aufrecht zu stehen. Überall saßen oder lagen die Überlebenden, teilweise alleine oder in kleinen Gruppen. Niemand sprach ein Wort, als wäre die Stille heilig, dabei war sie das einzige Schild das sie besaßen, um nicht alles erneut in Erinnerungen durchleben zu müssen. Sie lebten, das war alles was zählte.
Die Zauberer hatten sich erhoben, aber so stark sie auch waren alleine konnten sie den Sturm nicht aufhalten. Es lag nicht mehr alleine in ihrer Hand, sondern in der jedes Lebewesens, das diesen Planeten bevölkerte. Harry lebte nur noch, weil die Zentauren, von den Zauberern als minderwertig verschrien und ins Exil verbannt sich an ihre Seite gestellt hatten. Es war die vereinte Kraft alles Rassen, die selbst die Klauen der Eisernen nicht zu brechen vermochten.
Plötzlich flog die Tür zum Haus der Blacks auf und ein breiter Streifen warmen Kerzenlichts fiel hinaus in die Nacht.
„Bei Merlins Bart, was ist geschehen?“, kreischte Mollys Stimme gefolgt von raschen Schritten, die Treppe hinunter. Niemand sah auf. Nicht weit von Harry hockte ein junger Auror, den Kopf in die Arme gebettet und leise schluchzend. Keiner von ihnen würde nach diesem Tag noch als der selbe aufwachen. Viele würden nie mehr aufwachen. Ihre Körper lagen verstümmelt auf dem kalten Asphalt der Straße.
„Molly, es ist uns nichts passiert und...“, hörte Harry Arthur leise auf seine aufgelöste Frau einreden, bis ein ohrenbetäubendes Krachen seine Worte verschlang. Hunderte von Zentauren tauchten wie aus dem Nichts auf, einige noch den Schild zum parieren erhoben, oder das lange Schwert zum Schlag bereit. Mrs Weasley schrie auf, als gleich neben ihr ein großer Zentaure apparierte. Seine Klinge war schartig und die Spitze abgebrochen. Das schwere Schild zerbeult, ebenso wie seine Rüstung, unter der ein kleines Rinnsal Blut hervor sickerte.
Mit einem gewaltigen Schrei stieß er sein Schwert in die Luft. Alle Krieger stimmten ein, wie aus einer einzigen gewaltigen Kehle. Aber auch sie hatten einen hohen Preis gezahlt, wie Harry nun erkannte. Viele waren verletzt und mussten von ihren Kameraden gestützt werden, dennoch erweckten sie den Eindruck, als könnten sie sich gleich wieder auf den Feind stürzen, so lange, bis entweder sie oder die Eisernen geschlagen waren.
„Hallo Harry Potter.“, sprach ihn plötzlich eine vertraute Stimme an. Sofort blickte Harry auf und erkannte unter dem wuchtigen Helm die Züge von Firenze. In der schimmernden Rüstung wirkte er verändert, viel mächtiger und bedrohlicher, obwohl nichts von der Anmut, die seine Rasse besaß abgegangen war. Würdevoll neigte er das Haupt, als auch Harry ihn begrüßte.
„Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist junger Harry, obwohl dies alles sehr töricht war, aber auch mutig. Mein Volk wird sich noch lange von diesem Tag erzählen.“, sprach der Zentaure.
„Wenn noch jemand lebt, der davon berichten kann.“, knurrte eine andere Stimme und Bane trabte langsam heran. Sein Schwert war dicht über dem Heft abgebrochen und ein blutiger Verband zierte nun statt des Helms seinen Kopf. Obwohl die Waffe nutzlos war krampfte seine Hand sich immer noch um den Griff.
„Aber beeindruckend, wie sich auch heute noch die Zauberer zu wehren vermögen, auch wenn es nur ihre Arroganz beweist, dass sie es alleine versuchen.“, grollte der Krieger.
„Es ist doch ein erster Schritt, dass wir heute Seite an Seite gekämpft haben. Es ist wichtig die Kluft zwischen unseren Völkern zu überwinden!“, meinte Harry, der das tief verwurzelte Misstrauen des riesigen Zentauren nicht entgangen war. Seine Augen strichen immer wieder über die wenigen Auroren, die müde und zerschlagen am Boden hockten.
„Nicht nur unser Vertrauen müsst ihr zurück erlangen, obwohl du das meine schon immer besessen hast, Harry.“, sprach Firenze freundlich. „Auch andere Völker vermögen euch zu helfen. Es sind alte Blutfehden, die überwunden werden müssen, so sind die Kobolde auch nicht gut auf euch zu sprechen, ebenso wie die Riesen oder Vampire. Verbannt habt ihr sie in hohe Gebirge oder tiefe Kerker. Du wirst sehen die Kräfte, die sich in unserer Welt gegeneinander gerichtet haben können sich auch gegen diesen neuen Feind richten.“
Harry nickte. Das Gleiche hatte er auch schon immer gedacht. Eigentlich war die Welt der Muggel und ihre gar nicht so verschieden. Ãœberall gab es sinnlose Konflikte, die nur darauf beruhten, dass sich eine Rasse selbst zum Herrscher ernannt hatte.
„Firenze, du bist ja verletzt!“, rief Ginny plötzlich aus, während sie mit der Hand auf seinen linken Arm deutete. Die Kralle eines Eisernen hatte sich wohl genau in den Schlitz zwischen Brustpanzer und Schulterteil gebohrt. Helles Blut sickerte über den silbernen Stahl und färbte ihn rot.
„Das ist nicht so schlimm, ich werde es überleben.“, murmelte der Zentaure.
Ginny beäugte ihr Gegenüber noch etwas misstrauisch, ließ es dann aber auch sich beruhen. Offenbar hatte sie erkannt, dass es ihm unangenehm war auf seine Schwäche angesprochen zu werden.
„Wieso sind eure Waffen und Rüstungen eigentlich den Eisernen gewachsen?“, lenkte Harry das Gespräch weg von Firenze.
„Eine uralte Magie wohnt ihnen inne.“, erklärte Bane. „Wir bekommen unsere Ausrüstung seit Äonen als ältester Sohn unseren Vätern überreicht. Sie stammt noch aus der Zeit vor dem Zirkelkrieg, in der unser Volk mächtig, war und überall angesehen für ihr Handwerk und ihre Kunst. Aber dennoch sind wir nicht unverwundbar, wie du siehst.“
„Nein, aber ich bin euch dankbar, dass ihr euer Leben für uns riskiert und das unsrige gerettet habt.“, sprach Harry und neigte den Kopf, wie er es bei den Zentauren gesehen hatte.
„Es war uns eine Ehre.“, entgegneten die beiden Krieger und taten es ihm gleich. Endlich ein erster Schritt in die richtige Richtung, dachte Harry erleichtert. Die gegenseitige Missgunst wurde abgelegt, um eine alte Bande neu zu schmieden.
„Du wirst sehen Harry, wenn unsere Welt sich von dem lähmenden Schrecken erholt und erhebt wird es keinen Feind geben, der unseren Willen zu brechen vermag.“, sprach Nicolas, der langsam an sie herangetreten war. „Ich bin nun schon lange genug auf dieser Welt um gesehen zu haben, wie wenige richtige Worte mehr erreichen als ein Jahrhundert des Krieges.“
Harry nickte und blickte in die Dunkelheit jenseits des Platzes, doch er sah keine Finsternis, sondern einen Pfad, der sich ihm nun endlich offenbarte. Es war ein Weg, den es sich zu beschreiten lohnte, jedes Opfer wert und voller Hoffnung.

Merlins langer weißer Bart kringelte sich fast bis zum Gürtel, der das kostbare, nachtblaue Gewand, in das kleine silberne Monde und Sterne gestickt waren, zusammenhielt. Ein silbernes Diadem zierte die Stirn, wie sein glatt zurück gekämmtes schlohweißes Haar. Ein friedlicher Ausdruck lag auf dem Gesicht des alten Magiers und es wirkte fast so, als schliefe er, versunken in einen langen, glücklichen Traum. Aber niemals mehr würde er aus diesem Schlaf erwachen. Man hatte ihm die Hände über seinem Zauberstab auf dem Bauch gefaltet. Es sah aus, als könnte er jeden Moment lächelnd aufstehen, aber Harry war klar, dass es nur eine Illusion war.
Die flackernden Kerzen schickten tanzende Schatten über die Wände und verstärkten den Eindruck geliehenen Lebens. Verkrümmt, dreckig und blutig hatten sie früh am Morgen Merlins Leiche, zusammen mit den der anderen Gefallenen vom Schlachtfeld geborgen. Eine Klaue hatte dem Zirkelmeister das Herz durchbohrt. Erst, als Harry das vertraute Gesicht erkannte glaubte er auch daran, dass nun eine Legende ihr Ende gefunden hatte. Wut, zusammen mit einer absoluten Hilflosigkeit hatten in ihm einen wilden Tanz der Gefühle geführt. Auf vielen Händen getragen hatte die Leiche Einzug nach Hogwarts gehalten, einem Kriegshelden gleich, nur dass hier Merlins Güte, Rechtschaffenheit, Mut, Weisheit und seine Selbstlosigkeit geehrt wurde. Gebettet auf weiße Seide ruhte er nun aufgebahrt in der großen Halle, die nur von wenigen Kerzen erhellt wurde. Es schien Harry, als würde das ganze Schloss um den Verlust trauern.
In den Särgen daneben lagen die anderen Toten, die in jener schicksalsträchtigen Nacht vor drei Tagen ihr Ende gefunden hatten. Die Welt war wie gelähmt gewesen, aber es war eher das große Luftholen vor dem Sprung, der unvermeidlich kommen musste. Wenn nicht, dann war es sinnlos noch einen weiteren Tag widerstand zu leisten. Als die Erde Merlins Blut getrunken hatte war in jedem von ihnen etwas erwacht. Dies war sein Vermächtnis an jeden Magier, egal ob gut oder böse, denn in diesem Krieg gab es solch einfache Grenzen schon lange nicht mehr. Warum nur musste erst immer ein solches Opfer gebracht werden um etwas zu bewirken?
Harry verlagerte seine Position, um seine schmerzenden Knie zu entlasten. Er hatte die letzte Totenwache, die erst im fernen Morgengrauen enden würde. Versunken in Gedanken kniete er vor Merlins aufgebahrtem Sarg, den Blick auf das Gesicht des großen Mannes gerichtet. Wieder hatte er das Gefühl eine Art Vater verloren zu haben.
Vorsichtig strich er mit der Hand über den rauhen Stoff seiner schwarzen Robe. Es war das erste Mal, dass er die klassische Gewandung eines Magiers trug. Auf seiner Brust war das Emblem des Zirkels zu erkennen. Es war an der Zeit sein eigenes Wesen anzunehmen, vor dem er sich immer gewehrt hatte. In diesem gigantischen Weltenspiel hatte jeder seine Rolle und die seine war es zu dem zu werden, was ihm bestimmt war. Jeder hatte seinen Platz.
Bereits am Tag nach Merlins Tod war neues Leben nach Hogwarts gekommen. Die Nachricht von ihrem Kampf hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, bis in den hintersten Winkel von England und sogar darüber hinaus. Ob nun aus Pflichtgefühl, Loyalität oder, da dem Menschen jedes Mittel recht ist nur um zu überleben, kehrten unzählige Hexen und Zauberer in die Schule zurück, die sie vor langer Zeit verlassen hatten. Sie alle folgten Merlins letzten Ruf, den er im Augenblick seines Todes in das Herz jedes Lebenwesens gepflanzt hatte. Die Welt hatte sich erhoben, bereit den Eindringling von ihren Schultern zu schütteln.
„Warum nur muss erst etwas schlechtes geschehen, damit das Gute sich entwickeln kann.“, flüsterte Harry in die Dunkelheit. Niemand gab ihm Antwort, aber vielleicht war das Schweigen genau das, was er hören wollte. Es war besser, wenn es einige Dinge gab, die verborgen blieben, deren Wahrheit zu schwer zu ertragen war.
Wieder glitt Harry Blick über das so vertraute, gütige Gesicht des alten Zauberers. Obwohl seine Augen tot und geschlossen waren hatte Harry das Gefühl, als würden sie ihn mustern. Es lag ein Vertrauen in den Zügen Merlins, das ihm galt, ein bedingungsloses, absolutes Vertrauen. Er schluckte, als es ihm plötzlich die Kehle zuschnürte. Um sich abzulenken ergriff Harry eine der Rosen, die um den Sarg verstreut lagen. Ein scharfer Schmerz zuckte durch seinen Finger, als einer der Dornen seine haut ritzte. Vorsichtig legte er die Rose auf die Brust des Zirkelmeisters. Im Licht glitzerte ein einzelner Blutstropfen wie der Splitter eines Rubins an seinem Finger. Er schloss die Augen, als ihn wieder eine Welle der Trauer überkam. Eine einzelne Träne löste sich aus seinem Auge, rollte die Wange hinunter und tropfte zu Boden, genau in dem Moment, in dem auch der Blutstropfen herunter fiel. War es das, was sie alle erwartete? Blut und Tränen?
Harry schauderte und flüchtete sich wieder in seine Gedanken, die sich erneut im Kreis zu drehen begannen. Die Stunden der Nacht zogen sich in die Unendlichkeit, aber er hatte jedes Zeitgefühl verloren, eingesperrt in den Käfig seines eigenen Geistes. Die Dunkelheit kam ihm beinahe wie ein Verbündeter vor, der die Welt vor seinem Auge verblassen ließ, ohne die gnadenlose Realität zu zeigen.
Mit dem ersten Sonnenstrahl, der durch die hohen Fenster der Großen Halle fiel schreckte Harry hoch. Der Morgen kam mit strahlendem Sonnenschein. Langsam erhob Harry sich und reckte die steifen Glieder. Seine Knie protestierten gegen die Bewegung, angestrengt vom langen Knien, aber er ignorierte den Schmerz.
Die gewaltigen Türen öffneten sich mit einem lauen Knarren, das die Stille wie ein Pistolenschuss zerriss. Hinein in die Halle traten all jene, die in der Schlacht dabei gewesen waren, flankiert von unzähligen anderen Zauberern, die sich ihnen angeschlossen hatten.
Andächtig schritten sie zu den Särgen hinüber und verbeugten sich vor dem Toten, bevor sie die Bahre in die Höhe stemmten. Niemand sprach ein Wort, aber ihre Gesichter sprachen Bände: Wut, Trauer und unglaublich tiefer Schmerz standen darin geschrieben.
Vorsichtig hob Harry den großen Sarg aus poliertem Eichenholz zusammen mit Verity, Nicolas und Ollivander in die Höhe. Seine Muskeln protestierten, aber wenigstens diese letzte Ehre wollten sie dem größten aller Magier noch erweisen.
Hunderte Augenpaare folgten ihnen, als sie in einer langen Prozession aus der Halle schritten. Harry entdeckte Ginny nahe am Tor. Tränen rannen ihr Gesicht herunter. Es war eine befreiende Trauer, in die sich alles mischte, was ihnen das Jahr gebracht hatte. Sie spülte Verzweiflung, Zorn, Rachedurst, Hilflosigkeit und Schrecken einfach hinfort. Harry blickte ihr einen Moment lang in die Augen und sie versuchte zu lächeln, obwohl es ihr nur zur Hälfte gelang.
Helligkeit schlug wie eine Woge über ihm zusammen, als er ins Freie trat. Die Luft war kühl, aber erfüllt vom Duft des kommenden Frühlings. Eine frische Brise wehte ihm das Haar aus dem Gesicht und schüttelte den Schnee von den Bäumen, die sich unter seiner Last fast bis zum Boden gebogen hatten.
Flankiert von den Zentauren in ihren strahlenden Rüstungen setzte die Prozession ihren Weg fort, bis sie ein einzelnes weißes Steingrab erreichten. Hier lag gebettet in polierten Marmor und unter den schützenden Schwingen des Phönix Albus Dumbledore.
Ein würdiger Ruheplatz für Mensch und Zentaure, denn beide Völker hatten bittere Verluste hinnehmen müssen.
Der Himmel hatte sich wieder mit dicken dunklen Wolken zugezogen, aus denen unablässig Schnee hinab zur Erde rieselte. Die Trauerfeier war schon lange vorbei, aber immer noch stand Harry vor der Reihe weißer Gräber, die sich am Ufer des schwarzen Sees entlang zogen. Niemals würden jene vergessen werden, die darin ruhten. Zukünftige Generationen, die Hogwarts besuchten würden immer daran erinnert werden, dass es etwas gab wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Langsam kroch die Kälte in seinen Körper, wie eine suchende Hand, die langsam sein Leben zu ersticken versuchte.
„Da bist du ja Potter.“, schnarrte Snape, der langsam von hinten an ihn herangetreten war.
Erschrocken zuckte Harry beim Klang der Stimme zusammen, die ihn so abrupt aus seinen Gedanken riss.
„Was wollen sie?“, fragte er tonlos und ohne sich umzudrehen.
„Hast dich ja ganz schön gemacht Potter. Vom Jungen, der überlebte und Sieger über Voldemort schwingst du dich nun zum Weltenretter auf, was?“, fuhr Snape fort ohne auf die Frage zu antworten.
Harry seufzte resigniert. Sein ehemaliger Lehrer hatte sich kein bisschen verändert. Wann immer es ging versuchte er mit seinem beißenden Spott ihn zu kränken.
„Sagen sie mir, ob ich mich freuen soll, dass sie noch leben oder nicht.“, erwiderte er ohne auf Snapes Worte einzugehen. Der Meister der Zaubertränke trat näher heran, bis Harry direkt neben seinem Ohr die schnarrende Stimme vernahm.
„Oh ja, das solltest du.“, zischte er, streckte die Hand aus und zog ein schwarzes Tuch von dem Gegenstand, den er in der Hand hielt.
Eine glänzende Kugel aus tiefstem Schwarz, in der tief im inneren ein dunkelroter Funken glomm. Schattenfinger schienen aus dem Inneren hervor zu kriechen, zogen sich aber sofort zurück, als das Tageslicht sie berührte. Das Auge! Jenes Artefakt, das in den Fluten des Sees verloren ging war zu ihnen zurückgekehrt.
„Was!?“, stotterte Harry überrascht, während er einige Schritte vor der geballten Dunkelheit zurück stolperte.
„Beeindruckt was?“, lachte Snape, in dessen Gesicht sich tiefe Furchen gegraben hatten, seit sie sich das letzte Mal begegnet waren. Auch sein Haar war nicht mehr von dem tiefen Schwarz, sondern wurde an den Schläfen langsam grau.
„Wie sind sie daran gekommen?“, wollte Harry wissen, der sich wieder gefangen hatte.
„Wer sucht, der findet auch.“, antwortete Severus kryptisch und mit süffisantem Lächeln.
„Sie sagen es mir nicht.“
„Nein.“, knurrte Snape, bevor er eine kurze Pause einlegte. „Aber ich kann dir Dinge sagen, die ich erblickt habe.“ Sein Körper schüttelte sich, aber es war nicht die Kälte. „Deine finstersten Alpträume können nicht so schrecklich sein.“ Es war, als stände ein anderer Snape vor Harry. Es war nicht nur die äußere Veränderung, sondern auch seine Augen waren nicht mehr so klar, und wie in weite Ferne gerichtet. Der schwarze Umhang hing lose an den mageren Schultern hinab.
„Die Zukunft sollte verborgen sein.“, antwortete Harry. „Mit dem eigenen Schicksal sollte nie gespielt werden.“
„Es ist nicht die Zukunft, sondern auch Gegenwart und Vergangenheit.“, sprach der ehemalige Todesser geheimnisvoll.
In einiger Entfernung gingen zwei Auroren vorbei, die neugierig zu ihnen herüber blickten. Harry wartete, bis sie wieder außer Hörweite waren, bevor er etwas entgegnete: „Egal, was dir dieses Ding auch gezeigt hat, es ist nur die Hälfte. Der zweite Teil der Kugel ist irgendwo dort draußen!“
Snape wischte seinen Einwand mit einer ärgerlichen Handbewegung hinweg, ließ das Auge aber mit einer schnellen Bewegung wieder in seinen Gewändern verschwinden. „Schon als Lucius als erster nach tausend Jahren in die Kugel blickte, nahm er sofort mit mir Kontakt auf...“
„Lucius ist tot!“
„Er ist tot, weil jemand nicht wollte, dass wir es erfahren, aber nun weiss ich es.“, erwiderte Snape leise, andächtig, als verrate er ein großes Geheimnis.
„Woher wusste er eigentlich, wo das Auge versteckt war?“
„Ich weiß es nicht, aber die Art, auf die er starb dürfte die Frage eigentlich beantworten.“, murmelte Severus, der mit jeder Minute schwächer aussah. Besorgt, sah Harry, dass der große Mann schwankte. Sein Gesicht war totenbleich, ja sogar fast gräulich.
„Was ist mit ihnen?“, fragte Harry, aber da fiel Snape bereits auf die Knie. Schnell war Harry neben ihm und fing ihn auf, bevor er mit der Nasenspitze voraus im Schnee landete.
„Hilfe!“ , rief zu den Auroren hinüber, die sogleich angerannt kamen. Durch das dichte Schneetreiben trugen sie den ehemaligen Todesser nach Hogwarts. Sofort, als sie die durch die Tore schritten waren sie von einer Menschentraube umgeben, die sie mit Fragen bombardierte.
„RUHE!“, donnerte die Stimme von Madam Pomfrey durch die Halle. Jeder verstummte und blickte fragend zu der Heilerin hinüber, die sich einen Weg durch die Mauer aus Hexen und Zauberern bahnte. Überrascht zog sie die Augenbrauen nach oben, als sie erkannte wer ihr Patient war.
„Was ist mit ihm passiert?“, wollte Madam Pomfrey wissen, als sie Hals und Brust von Severus mit geübtem Blick abtastete.
Harry zögerte einen Moment, bevor er antwortete: „Einfach umgekippt, als er mit mir geredet hat.“ Stirnrunzelnd betrachtete die Heilerin die Züge des ehemaligen Todessers, die in der Ohnmacht ruhig und entspannt wirkten.
„Passt ja gar nicht zu unserem Schniefelus.“, murmelte Sirius mit bösem Grinsen.
„Statt blöde Reden zu schwingen helfen sie mir lieber ihn in den Krankenflügel zu befördern.“, knurrte Madam Pomfrey, bevor sie eine Trage herbeizauberte und sie langsam die Treppe empor schweben ließ. Sirius biss die Kiefer zusammen, sagte aber nichts mehr, sondern folgte ihr mit starrem Blick.
„Was ist passiert Harry?“, fragte Ginny, die seine Hand ergriffen hatte und tief in seine Augen blickte.
Harry ordnete kurz seine Gedanken, bevor er sie langsam aus der Menschentraube hinaus dirigierte, die nun dazu übergegangen war wilde Spekulationen über Snape aufzustellen. Hermine und Ron warteten vor der Großen Halle und blickten ihnen fragend entgegen.
„Was wollte der denn hier?“, murrte Ron mit finsterem Gesicht.
„Er hat das Auge.“, antwortete Harry knapp. Ginny, Ron und Hermine blickten ihn entgeistert an. Hermine war die erste, die sich wieder fing.
„Hat er gesagt, wie er es wiedergefunden hat?“, wollte sie wissen.
„Nein, aber was immer er sah hat Spuren hinterlassen.“, meinte Harry, dem der Ausdruck in den Augen seines ehemaligen Lehrers noch lebhaft in Erinnerung war. Sie waren ihm fast wie die eines Wahnsinnigen vorgekommen.
„Ich werde aus dem Kerl einfach nicht schlau.“, murmelte Ron, der sich an einen der großen Türflügel gelehnt hatte.
„Egal auf wie viele Fragen wir es schaffen eine Antwort zu finden, es gibt immer wieder neue.“, sprach Ginny müde und gähnte. Erst spürte Harry, wie müde auch er selbst war. Was er brauchte war eine Atempause, aber die würde ihnen der Feind nicht lassen. Immer weiter würde er sie treiben, bis niemand mehr konnte. In Unterzahl, ohne wissen, was kommen würde blieb ihnen nur die Möglichkeit zu reagieren, wenn es dann nicht schon zu spät war.
„Besorgen wir uns was zu essen.“, schlug Ron vor, dessen Magen vernehmlich knurrte.
„Und danach ins Bett.“, schloss sich Ginny an.
Harry nickte nur schwach. Ihm schwirrten bereits wieder zu viele Gedanken im Kopf herum, die sich einfach nicht ordnen wollten. Es wurde echt Zeit, dass er mal wieder richtig schlief, aber die Geschehnisse verfolgten ihn sogar bis in seine Träume. Alles schien irgendwie vorherbestimmt, als würde eine Kraft ihn lenken, die er nicht zu fassen vermochte. Ärgerlich versuchte Harry seine Gedanken zu verbannen, hinter dicken Gitterstäben einzusperren, die einen Kerker tief in seinem Geist verschlossen.
Die Hauselfen, die noch in Hogwarts Dienst taten bereiteten ihnen ein vorzügliches Mahl, das fast an die Kochkünste von Mrs Weasley heranreichte, aber auch nur fast. Trotzdem bekam Harry nur wenige Bissen hinunter, bis ihn der Appetit verließ. Nur auf das Drängen der anderen zwang er sich den Teller leer zu essen. Eine hartnäckige Übelkeit machte sich daraufhin im Magen breit, die er aber beinahe wieder begrüßte, lenkte sie ihn doch von allem anderen ab. So konzentrierte er sich auf die Achterbahnfahrt seines Bauches.
„Harry? Harry!?“, drang Ginnys Stimme in sein Bewusstsein. Als Harry in ihr Gesicht blickte merkte er, dass sie ihn wohl schon öfters angesprochen hatte.
„Ja?“, fragte er knapp.
„Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst so bleich aus.“, wollte Ginny wissen, die forschend sein Gesicht betrachtete.
„Ich brauche einfach nur mal wieder richtig Sonne im Gesicht, am besten irgendwo im Süden.“, antwortete Harry mit etwas in seinen Zügen, das wohl ein Grinsen sein wollte.
Ginny sah ihn böse an. „Ich mein es ernst. Ich mach mir Sorgen um dich. Seit dieser teuflischen Nacht sagst du kaum ein Wort mehr und bist so weit weg.“
Er schwieg einen Moment und setzte sich im Schneidersitz auf sein altes Bett. Er hatte den Schlafsaal in Hogwarts irgendwie vermisst. Es kam ihm vor, als wäre ein Teil von ihm nach langer Odysee endlich nach Hause gekommen. „ Ich mache mir um alles und jeden sorgen: Um Ron, Hermine und ganz besonders um dich.“, murmelte er und sah ihr tief in die großen braunen Augen. Irgendwie beruhigten sich seine Gedanken, als sein Herz die Wärme spürte, mit der sie seinen Blick erwiderte.
„Harry ohne dich könnte ich aber auch nicht mehr sein.“, flüsterte Ginny, während sie neben ihm Platz nahm und den Kopf an seine Schulter bettete. „Du musst nicht alle Last alleine tragen, denn dazu bist selbst du zu schwach.“
Harry schwieg, schloss die Augen und lauschte den Atemzügen Ginnys. Es hatte etwas beruhigendes einfach nur dazusitzen, abgeschieden von der Welt, ihren Regeln, dem Krieg, sowie der allgegenwärtigen Bedrohung. In diesem Moment fühlte er sich geborgen in einer vertrauten Umgebung, die für sieben Jahre seines Lebens Heimat gewesen war. Ein sicherer Hafen in Zeiten des Sturms. Dies war Hogwarts für ihn geblieben, wie ihre Anwesenheit heute nun Bewies.
„Harry bist du eingeschlafen?“, hauchte ihm Ginny ins Ohr.
„Nein, ich genieße nur das Gefühl Zuhause zu sein.“, brummte er, die Augen immer noch geschlossen.
„Ich habe Hogwarts auch vermisst, obwohl ich dachte, dass dieses Kapitel unseres Lebens vielleicht vorbei sei.“, antwortete sie leise, um die Stille, die im Schloss herrschte nicht zu sehr zu stören.
Harry schlug die Augen wieder auf und erkannte erstaunt, dass sich der helle Fleck in den Wolken, der die Sonne darstellte, den hohen Berggipfeln schon sehr nahe gekommen war. Bald würde die Nacht wieder ihr dunkles Tuch über die Welt werfen.
„Ich denke unser Leben ist zu unberechenbar, um irgend etwas vorherzusagen. Ein Kapitel geht ins andere über, ohne beendet zu sein.“, erwiderte Harry mit etwas Verspätung. Langsam näherte er sich mit seinen Lippen den ihren. Wenigstens war ihre Liebe zueinander etwas, dass in dieser dunklen Zeit stetig wuchs. Es war schön sich daran festhalten zu können, einander Halt zu geben. Harry wusste nicht, ob er so lange ohne sie durchgehalten hätte. Ginny war für ihn eine Quelle der Motivation und des Mutes, die niemals versiegen konnte. Ihre Lippen waren warm und weich. Jedes andere Gefühl, jeder Gedanke außer seine Liebe wurde aus seinem Geist gefegt. Seine Finger streichelten die zarte Haut ihrer Wangen, wanderten tiefer, hinab zu ihren schlanken Hals.
Die Sonne verschwand hinter den Berggipfeln und ließ mit ihren letzten Strahlen den Schnee ein letztes Mal hell aufleuchten, bevor die Dämmerung siegte. Vergessen waren Blut und Leid, Schmerz und Furcht. Es gab nur noch sie beide. Harrys Hände streichelten an ihren schmalen Schultern hinab zu ihren Brüsten. Sie lächelte kurz, dann versanken sie wieder in einem innigen Kuss. Er knabberte kurz an ihrer Unterlippe, dann umspielten ihre Zungen wieder einander mit einem komplizierten Tanz.
Die Tür flog auf. Krachend schlug sie mit solcher Kraft gegen die Wand, dass Harry die Erschütterung in den Bodenfliesen spüren konnte. Wie von selbst wanderte seine Hand zum Zauberstab und zog ihn mit einer fließenden Bewegung aus seinem Gürtel hervor.
Erleichtert seufzte er auf, als er Verity erkannte, die schwer atmend in der Tür stand.
„Da bist du ja.“, keuchte sie und richtete sich auf. Sie musste schnell gerannt sein, denn ihre Beine zitterten leicht.
„Ja.“, knurrte Harry ärgerlich mit einem Blick auf Ginny, die den obersten Knopf ihres Oberteils wieder zuknöpfte. Auch ihre Mine spiegelte leichten Ärger wider so abrupt gestört zu werden.
„Wir haben dich gesucht Harry. Snape ist wieder wach, aber es geht ihm schlecht. Komm schnell er will dich sehen.“


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Hermine trägt ihre Uniform immer noch bis zum letzten Knopf zugeknöpft, aber sie bemüht sich wenigstens!
Emma Watson