Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 16 Fesseln der Magie

von Reaver

Dunkelheit und Schatten hatten sich über das nächtliche London gelegt ganz so, als ob sich die verwundete Stadt vor dem großen, von Wolken getrübten himmlischen Auge verbergen wollte. Nur an wenigen Stellen drang ein tiefes feuriges Glühen durch die Schleier aus Rauch und Dunst. Dort wüteten infernalische Feuerstürme, die selbst die Kraft des Winters nicht zu löschen vermochte.
Langsam rieselten Schneeflocken aus dem Himmel herab und legten sich auf Köpfe und Schultern der wartenden Magier. Niemand sprach ein Wort, ja selbst der Atem ging leise und flach, als wollten sie nicht verborgene Schrecken in den Mauern aus Finsternis wecken, die sie alle umgaben. Irgendwo vor ihnen schlich der eiserne Tod heran, schleppend aber unaufhaltsam.
Kurz zuvor waren unzählige Flugzeuge über ihren Köpfen durch den Nachthimmel geraucht um ihre tödliche Last auf den Feind niedergehen zu lassen. Dumpf und dröhnend klangen die Explosionen, deren Lichtblitze die Dunkelheit zerschnitten. Aber auch die Technik der Muggel würde die Eisernen nicht aufhalten können, nicht solange die Kluft noch offenstand, die in die Realitäten geschlagen worden war.
Harry hatte die Augen geschlossen und tastete nur mit seinem Geist nach den Kreaturen, die langsam näher rückten. Manche von ihnen konnte er nur undeutlich sehen, als läge eine Decke über ihnen, aber dennoch spürte er die dunkle Magie, die sie belebt hatte. Es näherte sich noch etwas anderes. Zwischen den Monstren, geschmiedet aus kalten Eisen bewegten sich noch andere lebendige Wesen. Das mussten die Magier sein, von denen gesprochen worden war. Ein tödliches Gefühl eisiger Kälte überkam Harry, als sein Geist den seiner Feinde berührte. Ein Fauchen, fremd und wütend, erklang in seinen Gedanken, dann zog er sich schnell zurück.
Das Gefühl der Kälte blieb, war aber schwächer und nicht mehr so fremdartig. Es ging eher in etwas über, das Furcht hätte sein können. Aber nicht nur sein Mut verflog mit jeder Sekunde, die er hier stand, sondern auch der jener Magier, die sich, zusammen mit ihm, geschlossen gegen den Feind stellten. Unruhig verlagerten sie das Gewicht von einem Bein auf das andere, spielen mit ihrem Zauberstab oder starrten mit versteinertem Blick in die Dunkelheit vor sich.
„Das Warten ist schlimmer als alles andere, was noch kommen kann.“, flüsterte Ginny, die nervös an ihrer Unterlippe nagte.
„Sie zeigen uns, dass sie mit uns machen können, was ihnen beliebt.“, knurrte eine eisige Stimme und ein starker Arm drängte Harry zur Seite. „Ahh der junge Potter, ziehen wir in den Krieg?“
„Grindelwald!“, entfuhr es Harry und instinktiv wich er einen Schritt zurück, den Zauberstab fest in der Hand.
„Er tut das, was du auch tun solltest.“, entgegnete eine wärmere, aber dennoch harte, wenn nicht gar strafende Stimme. Merlin bahnte sich einen Weg durch die Reihe der Zauberer, die nun endlich etwas gefunden hatten um sich abzulenken.
„Du meinst also mein Leben opfern zu können, wie das der jämmerlichen Zauberer, die hinter dir stehen?“, murmelte Grindelwald wie zu sich selbst aber laut genug, damit jeder ihn verstehen konnte. Aufgeregtes Gemurmel antwortete dem Schwarzmagier und einige der Auroren blickten einander unsicher an.
„Mut ist nun ihre stärkste Waffe.“, erwiderte Merlin. Und Furcht kann eine Hilfe sein, denn sie bewahrt uns vor Schaden, aber ohne sie könnte es auch keinen Mut geben.“
„Du redest und redest, aber deine Worte können sie nicht vor dem Schmerz bewahren, wenn ihr Fleisch Futter für die Kiefer der eisernen Soldaten wird.“ Einige der Auroren wichen einen Schritt zurück, als die schwarzen Kreaturen genannt wurden. Harry wusste, dass nur die wenigsten von ihnen wussten wie sie wirklich aussahen. Dagegen waren Gerüchte im Umlauf, die aus den durchaus schrecklichen Eisernen ein Gesicht gaben, das selbst sie nicht besaßen. Wesen, emporgestiegen aus der Hölle, unbesiegbar und mit einem einzigen Blick tötend. Die Angst, die ihnen voran ging war in Wirklichkeit die stärkste Waffe der Eisernen. Sie lähmte ihre Gegner, die dann nicht mehr als fliehende Beute waren.
„Warum versuchst du ihnen den Mut zu nehmen, der sie am Leben erhalten kann?“, fragte Merlin strafend. „Du selber besitzt das Wissen, dass sie nicht unbesiegbar sind, aber auch gefährlicher als jedes Lebewesen unter der Sonne, vielleicht mit Ausnahme des Menschen. Mit dir.“
„Du meinst also ich sollte in die Schlacht ziehen, an der Seite minderwertiger Zauberer?“ Es war eine rhetorische Frage, die keiner Antwort bedurfte. Mit einer theatralischen Geste drehte sich der Schwarzmagier um. „Die Armee der Zaubererwelt. Ich habe beeindruckende Ansammlungen stümperhafter Magier gesehen. Das sind keine Krieger, sondern ungebildete Menschlein, die nur den Kodex größerer Männer hochhalten. Der perfekte Krieger ist der, der nichts zu verlieren hat, aber dennoch so kämpft als hätte er es. Der wahre Krieger darf nicht gerufen, er muss entfesselt werden!“ In Grindelwalds Züge war etwas getreten, dass vielleicht Verzückung darstellte, auf jeden Fall erschreckte es Harry.
Traurig schüttelte Merlin den Kopf, als laste plötzlich eine große Last auf seinen Schultern. „Man darf niemals vergessen wofür man kämpft, denn wenn man es tut, dann nur aus Liebe. Liebe zu seinem Land, zu Menschen oder der Erde selbst. Fechte nur des Kampfes willen oder aus Hass und du verlierst das, was dich von deinen Gegnern unterscheidet.“
Der Schwarzmagier lachte rauh auf, ein Geräusch, das Harry die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. „Dann sieh wohin dich deine Philosophie gebracht hat!“ Er drehte sich mit ausgebreiteten Armen einmal um die eigene Achse. Seine kostbaren Gewänder flossen wie Wasser um ihn herum, eine Woge aus Stoff, die ihm folgte. „Euch droht die Vernichtung, euch allen. Eure Stadt liegt in Trümmern. Viele eurer Freunde sind tot! Wem glaubt ihr etwas schuldig zu sein?“
„Uns selbst und denen, die an uns glauben.“, antwortete Harry und starrte den großen Magier feindselig an.
„Sieh an, du kannst meinem alten Meister nachplappern, wie originell!“, zischte Grindelwald, während er mit dem Kopf nickte.
„Beweise mir, dass ich falsch liege und kämpfe mit uns. Zeig mir, zu was ein perfekter Krieger imstande ist.“, lenkte Merlin das Thema wieder auf seinen Ursprung zurück.
„Ach daher weht der Wind. Du willst, dass ich auch den Kopf für dich hinhalte. Wieso sollte ich das tun?“
„Du kannst viele Leben retten.“
„Nein ich sage dir, wofür ich das tun werde. Garantiert nicht für Menschen, die mir egal sind. Sie sterben sowieso irgendwann. Reine Zeitverschwendung.“
Der Zirkelmeister sah seinen ehemaligen Schüler voller Abscheu an. „Was ist nur aus dir geworden? Ich versuchte dich Ethik und Moral zu lehren, aber ich habe kläglich versagt.“
„Reue ist kein schönes Gefühl, was?“, höhnte Grindelwald. Auf seinen Zügen spiegelten sich Überlegenheit, Triumph und maßlose, perverse Freude. „Ich kämpfe für dich, wenn du mich den jungen Potter ausbilden lässt!“, ließ der Schwarzmagier endlich die Katze aus dem Sack. Sein Finger ruckte zu Harry hinüber, der eine abwehrende Bewegung machte, als könnte ihn der lange Fingernagel erdolchen.
„WAS!?“, platze Sirius heraus und machte einen Schritt auf Grindelwald zu.
Dieser ignorierte ihn völlig. „Nun?“
„Ich werde ihn garantiert nicht deiner Machtgier und deinem Wahnsinn überlassen!“, entgegnete Merlin langsam, aber sehr eindringlich.
„Er besitzt solches Potential und du willst es verkommen lassen? Er könnte unser Volk wieder Groß machen!“, knurrte der Schwarzmagier.
„Ich weiß was du unter Größe verstehst und vor diesem Tag würde mir schaudern!“
„Nun Potter, sieht so aus, als würde dein Meister dich nicht hergeben wollen.“, wandte sich Grindelwald an Harry. „Und was denkst du? Wähle mich zu deinem neuen Meister und ich werde mit euch kämpfen.“
Harry wusste im Moment gar nicht, was er denken sollte. Alles was er fühlte war maßloser Schrecken, der mit jeder Sekunde tiefer wurde. Niemals würde er mit diesem Zauberer gehen, der alles verraten hatte woran er jemals geglaubt hatte. Macht war nicht alles und würde niemals alles sein.
„NEIN! Niemals!“, brüllte Harry seine Gefühle heraus.
Grindelwald starrte hart auf ihn herab. Seine Augen wie aus Eis gemeißelt, denen eines Toten gleich, bohrten sich in die Harrys. Versprechen von Kraft und macht lagen darin, Versuchungen gemacht für unsichere und vor allem unwissende Opfer.
„Du willst all diese Menschen in den Tod schicken?“, zischte der Schwarzmagier mit süffisantem Lächeln.
„Wenigstens würde ich als einer von ihnen und mit reinem Gewissen sterben!“, entgegnete Harry mit fester Stimme, was fast seine Kraft überstieg. Ginny ergriff seine Hand und er fühlte sich bestätigt, mehr als tausend Worte hätten sagen können. Egal was auch geschah niemals würde er seine Freunde verraten. Niemals!
„Du unglaubliche Moralperson!“, spottete der große Magier mit beißender Stimme. „Dann ernte den Sturm, den du selbst gesät hast und sieh, wie jene, die dir folgen hingemetzelt werden!“ Seine Stimme verstummte, wie ein flüstern im Wind. An der Stelle, an der eben noch, hoch aufragend der Zirkelmagier gestanden hatte befand sich plötzlich nur noch eine Wolke schwarzen Rauches, die rasch davongetragen wurde. Keine Spur mehr von dem Schwarzmagier, seinem Wahnsinn und Gier. Das einzige was blieb war ein fahler Nachgeschmack in Harrys Mund und tief in seinem Herzen ein Anflug schlechten Gewissens.
„Harry, es tut mir leid, ich hätte wissen müssen, dass so etwas geschieht.“, begann Merlin und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Seine Augen waren erfüllt von Trauer, aber auch einer flackernden Wut, die auf seinen ehemaligen Lehrling gerichtet war. Harry hatte den alten Zirkelmeister noch nie derart in Rage gesehen, aber mehr denn je wirkte er auch wie ein gebrechlicher, von den Jahren gebeugter, Mann.
„Die Zukunft ist das, was niemand wissen sollte. Bedauerlich ist, dass die Liste unserer Verbündeten so kurz ist.“, sprach Sirius verbittert, aber in seinen Augen loderte eine Glut, die Kampfeslust, aber auch Wut sein konnte.
„Wohl wahr.“, erwiderte Merlin leise. „Nun denn, dann soll es wohl so sein, dass wir heute alleine hier stehen, aber lieber fechte ich mit euch, die ihr für die Liebe tief in eurem Herzen kämpft, als mit einem Millionenheer von Narren, die der Wahnsinn eines einzelnen in die Schlacht führt.“
Es war still geworden. Jeder Zauberer und jede Hexe hatte den Worten des Zirkelmeisters gelauscht. Niemand mehr zitterte vor Angst, sondern eine erwartungsvolle Ruhe hatte von ihnen Besitz ergriffen.
„Hexen und Zauberer!“, rief Merlin mit donnernder Stimme die lange Reihe entlang. „Ihr besitzt die Macht dieser Bedrohung zu widerstehen. Lasst kein zaudern, kein hadern eure Gedanken trüben. Vergesst niemals warum ihr hier seid und lasst dies Fein wissen, indem ihr seine verderbten Kreaturen in den Abgrund zurück treibt, aus dem sie gekommen sind! Heute Nacht möge die Möge unsere Magie hell erstrahlen und die drohende Finsternis mit ihrem Licht erhellen!“
Ein Jubelsturm erhob sich, in den jeder eingestimmt hatte. Ein Brausen, einer starken Windböe gleich, die über die Wipfel hoher Bäume strich. Es war ein erhabenes Gefühl hier zu stehen und für einen kurzen Moment kamen sich jeder unbesiegbar vor. Harry fragte sich wie lange die zerbrechliche dünne Hülle aus Mut, die Merlins Worte errichtet hatten dem Ansturm der Eisernen standhalten würde, oder ob sie tatsächlich so stark war, wie in diesem einen Moment.
„Harry!“, ertönte Merlins Ruf in seinen Gedanken.
„Ja?“, fragte Harry in sich hinein und wusste, dass ihn der Zauberer verstand.
„Deine Tage sind nun gekommen. Suche in dir nach deiner magischen Kraft, denn sie wird das einzige sein, was nach dem ersten Ansturm zwischen den Auroren und uns sein wird. Wir müssen sie nicht besiegen, sondern den Mythos ihrer Unbesiegbarkeit brechen. Ist erst die Furcht vor ihnen gewichen, dann werden sich alle Magier erheben.“
„Aber ich... ich konnte früher gerade mal mich und meine Freunde beschützen!“, antwortete Harry.
„Die Zirkelmagier, die hier sind werden dich unterstützen, aber von uns bist du der Mächtigste wir anderen sind dir nur an Erfahrung heraus. Aber was du in wenigen Monaten gelernt hast, dafür brauchten wir Jahre. Glaube an dich, vertraue darauf, dass deine Magie dich lenken wird.“ Ein Gefühl der Zuversicht wurde ihm von Merlin gesandt.
„Ich versuche mein bestes, mehr kann ich nicht versprechen.“
„Mehr wird auch nie jemand von dir verlangen. Achtung, da kommt jemand!“
Harry richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Aus der Dunkelheit kam eine Gestalt herüber gelaufen, schnell und dicht über den Boden geduckt. Sofort erkannte er die Uniform der Auroren. Das Gesicht des Mannes kam ihm seltsam bekannt vor, aber woher war ihm unmöglich zu sagen.
„Sie kommen!“, rief er laut, blieb stehen und deutete hinter sich in die Schwärze. „Es sind unglaublich viele.“ Schweiß glänzte auf der Stirn des Spähers. Er musste eine weite Strecke extrem schnell gerannt sein. Ein metallisches Scharren erklang, kalt, tödlich und schnell.
Der Auror fuhr herum, das Gesicht schreckensbleich. Hinter ihm eine lange Reihe Zauberer vor dem Tor des alten Ministeriums. Die Vision. Harry fiel es wie Schuppen von den Augen. Es hatte also begonnen. Das Schicksal nimmt seinen Lauf, langsam, aber unaufhaltsam.
Mit weit ausgreifenden Schritten hetzte der Auror auf seine Kameraden zu, aber aus der Dunkelheit flog ein viel schnellerer Schatten heran. Harry riss seinen Zauberstab hoch, aber es war zu spät. Das Mahlen der stählernen Kiefer, die sich von hinten um den Hals seines Opfers schlossen ließ Harrys Magen Kapriolen schlagen. Die Klauen der Kreatur zerrissen Fleisch und Knochen wie Papier, dann wurde sie von den Flüchen der Auroren getroffen. Einen Kurzen Moment lang widerstand die Magie, die den Eisernen beseelte der Kraft, dann zerbarst der schwarze Stahl in Myriaden winziger glühender Splitter. Es hatte begonnen.
Harry wurde schlecht, als er den runden Gegenstand erblickte, der etwas entfernt auf der Straße lag. Noch immer starrten die toten Augen zu ihnen herüber, flehend, ungläubig. Erstes Blut war vergossen worden.
Niemanden hatte es kalt gelassen, jetzt da das mögliche eigene Schicksal jedem so drastisch vor Augen geführt worden war. Das Raubtier hatte seine erste Beute gerissen und Blut geleckt. Sie kamen.
Im ersten Moment klang es nur wie fernes Donnergrollen, doch dann mischte sich ein Schaben und Kratzen in den unheimlichen Ton. Es hörte sich an wie eine Lawine, die sich hinab ins Tal wälzte und die alles was sich ihr in den Weg stellte gnadenlos überrollte. Aber dies war keine Lawine. Es waren unzählige Klauen, die sich auf die Reihe tapferer Krieger zubewegte. Vor sich her trieben sie eine Wand aus Schrecken, die jedem das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Bleibt standhaft! Mut ist eure stärkste Waffe!“, rief Nicolas Flamel ihnen zu.
„Bleibt immer bei mir. Lasst euch nicht auseinander treiben.“, flüsterte Harry seinen Freunden zu.
„Ich habe Angst.“, gab Ginny zu und ein Blick in die Gesichter von Ron und Hermine zeigte ihm, dass es ihnen genau so erging.
„Ohne Furcht wo bleibt dann der Mut?“, entgegnete er und küsste Ginny. Es war eine Geste, die in diesem Moment mehr als tausend Worte sagte. Ein Geständnis seiner Liebe, das jede Last abwehren würde.
„Ich sehe sie.“, sprach Sirius, dessen Augen sich in den Schleier aus Dunkelheit gebohrt hatten.
Im nächsten Moment schälten sich die furchtbaren Umrisse aus der Finsternis. Das Matte glühen ihrer Augen, in denen einzig der Wille zur Zerstörung loderte wurde heller und heller.
Es war still geworden. Das Donnern hatte aufgehört, ja selbst der Wind schien verstummt zu sein. Harry schloss die Augen.
Die Eisernen stürmten heran, einem Orkan gleich, der einen Wald alter, morscher Bäume heimsucht. Er spürte ihre Gegenwart, von jedem einzelnen, Tausenden, gleich einem Meer aus in eine Form gezwängter Gewalt. Vorsichtig tastete er in sich hinein, suchte die Quelle seiner Magie, jenen hell lodernden Ball aus Licht, einem unerschöpflichen Brunnen der Kraft. Harry schritt durch viele Türen in seinem Geist, erkundete die tiefen Winkel seiner Seele. Dann erreichte er die Pforte, versuchte sie aufzustossen...
„Harry!“, rief eine Stimme, eine bekannte Stimme, eine furchtsame Stimme.
Er riss die Augen auf.
„Gardendo!“, kam es wie von selbst über seine Lippen. Eine schwarze Gestalt, bestehend aus Zähnen und Klauen wurde wie von der Faust eines wütenden Gottes getroffen, hinfort geschleudert, die Gliedmaßen verbogen und verdreht. Sofort nahmen zwei neue Eisernen seinen Platz ein. Sie waren überall. Die Auroren hielten jedoch dem Ansturm stand. Mit aller Macht versuchten sie ihre Schilde aufrecht zu erhalten, während sie unter jedem Schlag der todbringenden Klauen zu flackern begannen. Flüche prasselten wie vernichtender Hagel auf die Reihen der Kreaturen, rissen Löcher hinein, die sofort geschlossen wurden.
Die meisten der Zauber prallten aber wirkungslos am Panzer der Eisernen ab, die in unheiligem Feuer gehärtet worden waren.
„Silvenus!“, schrie Harry und schickte mit dem goldenen Blitz gleich zwei Alptraumwesen zu Boden. Sie begruben einen ihrer Kameraden unter sich, aber sofort sprang der nächste über die verdrehten Körper. Selbst durch den silbernen Schild hindurch spürte Harry die Wucht des Angriffs. Die Zähne durchdrangen fast die Barriere, aber im nächsten Moment wurde der Schädel wie Papier zusammen gedrückt. Die Macht des eigenen Angriffs richtete sich gegen den Eisernen. Die Grausamkeit, mit der er normalerweise seine Opfer richtete erlitt die Kreatur nun am eigenen Leib.
Einen Moment noch zuckten die Glieder wild, dann erstarrte der abscheuliche Körper.
Um ihn herum wogten die Angreifer wie ein riesiger schwarzer Ozean gegen die Barriere der Auroren, drängten sie langsam aber beharrlich zurück. Ihre Reihe wankte, aber noch hielt sie stand. Neben Harry jagte Verity einen glühend heißen Feuerstrahl den Kreaturen entgegen. Zerschmolzene Leiber wurden hoch in die Luft geschleudert, bevor sie wie Meteore ihre Artgenossen unter sich begruben.
Noch nie hatte er die Verteidiger des Ministeriums mit einer solchen Kraft kämpfen sehen. Sie entfesselten ein Konzert der Zerstörung unter den Angreifern, aber die Zahl war ihre Stärke. Egal wie schwer ihre Verluste auch waren sie brandeten Welle auf Welle gegen sie an. Die Zeit lief nur für sie.
Ein roter, flackernder Schein jagte wie ein flammender Stern über die Köpfe der Eisernen. Bereits jetzt konnte Harry die Hitze auf seinem Gesicht spüren.
„Gardendo!“, rief er und weitete den Radius des Schildes auch um alle anderen um ihn herum aus.
Der Feuerball traf mit unglaublicher Gewalt auf die silberne Barriere. Harry krümmte sich, soviel Kraft kostete es den Schild aufrecht zu erhalten. Schlag auf Schlag donnerten die Schläge dagegen. Flammende, Gestalt gewordene Vernichtung, sengend und tödlich. Auch über den Anderen Auroren hatten sich Schildblasen gebildet. Harry erkannte Nicolas und Merlin, die wie Türme in der Schlacht vor ihren Männern standen.
Plötzlich rann neue Energie in seinen Körper. Ein Strom purer, reiner Magie, die sich sofort in sein Schild einfügte. Die kleinen Lücken schlossen sich wieder und es strahlte in einem perfekten silbrigen Glanz.
Dankbar blickte sich Harry zu Verity um, die ihm eine Hand auf die Schulter gelegt hatte.
„Das war knapp.“, keuchte Harry. Seine Stirn glänze vor Schweiß und auch seine Beine fühlten sich wackelig an.
„Harry, du hast du Kraft! Finde sie!“, rief Verity ihm zu, bevor sie zwei Gegner mit einem Fluch niederstreckte.
„Harry wollte etwas erwidern, aber in diesem Moment erzitterte die Barriere unter einem gewaltigen Donnerschlag. Ein Strahl gleißender Flammen, zerfaserte an dem Schild und überschüttete die Umgebung mit dunklen Flammen. Harry konnte spüren wie die Energie wieder aus ihm hinaus floß. Wenn er es nicht schaffte stand zu halten würde dieses Feuer sie alle zu staub verbrennen. Das war also die Macht der anderen Magier, die wahrscheinlich noch nicht einmal richtig in den Kampf eingegriffen hatten. Es war eine pure Demonstration ihrer Stärke, die sie alle verunsichern sollte. Alleine schon, dass sie es gewagt hatten ihre Kreaturen herauszufordern und Widerstand zu leisten hatte die fremden Zauberer sicherlich beleidigt.
Harry brach langsam in die Knie, als eine neue Flammenwoge an der Barriere explodierte. Sie flackerte, wankte. Bald würde sie verlöschen. Verzweifelt tastete er nach seiner Magie, dem Quell seiner Kraft, die nicht nur ihn sonder auch Ginny retten würde. Wenn das Schild hier fiel wäre auch die Schlacht verloren. Die Eisernen würden über sie herfallen und einschließen. Selbst Merlins hohe Magie würde nichts mehr ausrichten.
„Ginny.“, brachte Harry gepresst über die Lippen, während er seinen Geist durchforstete. Wieso versteckte sich seine Kraft nur vor ihm?
Er durchschritt die letzte Pforte. Vor ihm lag der dunkle Raum in seiner Seele, der seine Kraft gefangen hielt, sorgsam in Ketten gelegt und tief unter Erinnerungen vergraben. Sie muss entfesselt werden! Harry griff danach, löste eine Fessel und augenblicklich spürte er eine nie geahnte Macht durch sich hindurch fließen, bis hinauf zu seinem Zauberstab. Dieser schien in seiner Hand zu summen.
„Jaaaa!“, heulte Harry triumphierend auf. Sofort streckte er seinen Geist nach der Magie seiner Feinde aus, die sein nun wieder starkes Schild unablässig bombardierten. Das Donnern war kaum mehr zu vernehmen und selbst die Attacken der Eisernen kaum mehr als ein zwicken. War es das? Hatte Grindelwald das gemeint, mit er solle entfesselt werden?
Die gegnerischen Attacken verstärkten sich, wüteten an der Barriere und entlaubten die Bäume im Umkreis. Einige Eiserne fielen von den Flüchen der eigenen Zauberer getroffen zu Boden. Schmelzendes Metall, das ausgeglühte Hüllen umgab. Harry schöpfte neue Kraft und griff nach den Strömungen der Magie, die einen der Feuerstöße leiteten. Mit einem triumphierenden grinsen im Gesicht lenkte er ihn hinein in die Reihen der Eisernen. Das Ergebnis übertraf seine Erwartungen bei weitem. Die Erde schien sich in eine apokalyptische Flammenhölle zu verwandeln. Gleißendes Licht brannte in den Augen, während der Asphalt selbst zu brennen begann. Die Leiber der Eisernen verglühten in Sekunden zu hunderten. Zuckende, sich windende Kreaturen, die niemandem mehr etwas tun würden. Brennende Berge von Alptraumwesen, die vom Druck der Flammen hinweg gefegt wurden bildeten flammende Geschosse, die ihre Artgenossen zermalmten.
Der Feuersturm ebbte ab und die Auroren brachen in Jubel aus. Mit neuer Kraft warfen sie sich gegen ihre Feinde, zerschmetterten ihre Leiber mit einem Hagel aus tödlichen Flüchen und machtvollen Zaubern.
Ein plötzlicher Schmerz, einem glühenden Dolch gleich, der ihm in den Schädel gerammt wird. Zorn füllte seine Gedanken und das Gesicht eines Magiers, vor Wut verzerrt und mit flammend rotem Haar tauchte vor seinem Gesicht auf. Merkwürdige Tatoos und Narben in verschlungenen Formen bedeckten seine Züge.
„Erkennst du den Tod nicht, wenn du ihn siehst? Wehre dich nicht kleiner Magier!“, zischte seine Stimme in Harrys Gedanken. Es war der Drachenreiter, dem er nur knapp entkommen war. Jetzt sah er sogar noch furchteinflößender aus als zuvor. Die Wangenknochen drangen scharf durch die Haut und schien, als grinse ihn ein Totenschädel an.
„So wie über den Dächern von London was?“, entgegnete Harry überheblich. Durch seinen Triumph war er so beflügelt, das selbst dieser Gegner ihm keine Angst mehr machen würde. Schnell drängte er den fremden Geist aus dem seinen hinaus. Von weitem hallte ein Wutschrei zu ihm heran, der von einem noch mächtigerem Angriff begleitet wurde. Es schien, als hätte die Dunkelheit selbst ihre Finger ausgestreckt, um ihn zu zermalmen. Lebendige Schatten, dunkelrot glühend, bohrten sich in die Barriere.
Harry prallte vor der Kraft der Attacke zurück. Sie glich nichts, was er bereits kennengelernt hatte. Der feindliche Zauber schien den Schild geradezu auseinanderzureißen.
„Er will dich erschöpfen!“, rief plötzlich Merlins Stimme in seinem Kopf ihm zu. „Greif ihn an, dann kann er den Zauber nicht aufrecht erhalten.“ Schon war die Stimme des Zirkelmeisters schon wieder verschwunden. Er hatte schwächer geklungen, aber was konnte den legendären Zauberer erschöpfen, wenn nicht der Versuch einen Spalt zwischen den Welten wieder zu verschließen?
Harry konzentrierte sich und die Welt um ihn herum verblasste, wurde schattenhaft, fast als hätte er einen Schritt hinaus aus der Realität getan.
„Silvenus!“, donnerte Harry und jagte den goldenen Blitz die dunkelrot glühende Hand entlang, die seine Barriere zerquetschte. In weiter Ferne explodierte eine Kugel aus reinem, goldenen Licht. Der Blitz setzte sich über die Schatten fort und löschte den Zauber aus. Auf seinem Weg hinterließ er die glühenden Leiber der Eisernen. Harry fing einen Blick von Sirius auf, der ihm aufmunternd zunickte. Noch hatte er sich so beflügelt gefühlt, so voller Energie und Tatendrang. Er wollte sie ausprobieren, an seine Grenzen gehen, einfach nur seine Gegner zerschmettern, ihnen zeigen mit wem sie sich hier anlegten.
Schnell vertrieb Harry diese Gedanken. Das waren nicht einmal seine, sondern das Flüstern eines Fremden. Er musste Bedacht zeigen und sich nicht am Erfolg berauschen. Noch war die Schlacht nicht vorbei, sondern tobte so heftig wie nie zuvor.
Vorsichtig spürte er die Flüsse Magie auf und formte sie zu einer heißen Klinge aus gleißendem Licht. Nicht einmal der Panzer eines Eisernen würde ihr widerstehen können. Er musste den Männern irgendwie Luft verschaffen, auch wenn ihnen im Moment, durch die Schilde von ihm, Nicolas und Merlin geschützt keine Gefahr drohte.
Wie ein Sturm jagte er den Fluch in die Reihen der Eisernen. Er musste die Augen schließen, so grell war das Licht, als der Zauber die Reihe der Gegner traf. Hitze wogte über ihn, verging jedoch so schnell wie sie gekommen war. Was sich seinen Blicken bot war ein Feld der Verwüstung, übersät mit Glut und Feuer. Reihe um Reihe hatte der Fluch die Eisernen vernichtet. Aber Harry fühlte, das ihn der Zauber Energie gekostet hatte, wenn auch nicht viel. Er musste mit der Kraft haushalten, sonst würden ihn die anderen Zauberer irgendwann besiegen. Wieder brach verhaltener Jubel bei den Auroren aus. Die meisten machten einen erschöpften, ermatteten Eindruck, aber auch auf ein Neues motiviert und angetrieben. Vielleicht konnten sie doch gewinnen, gegen jede Erwartung den Vormarsch der Wesen, die direkt aus ihren finstersten Träumen entsprungen waren, stoppen zu können. Es war eine verzweifelte, zerbrechliche Hoffnung und niemand wagte es sie laut auszusprechen, aber man sah sie in den Gesichtern der Zauberer und Hexen. Es war der Glanz von neuer Zuversicht.
Flüche durchschnitten die Luft, aber die Eisernen stürmten wieder vor, stampften über die verstümmelten Leiber ihrer Artgenossen. Der Gegenangriff war hart, schnell und erbarmungslos. Die feindlichen Magier überschütteten die Barrieren mit dunklem Feuer, gleißenden Blitzen und der lebendigen Dunkelheit selbst.
Wieder und wieder brandeten die Kreaturen heran, brachen sich an ihrer Verteidigung wie Wasser auf Fels, aber sie kamen zurück, noch machtvoller und stärker.
Harry spürte, wie der Kampf nun auch an seinen neuen Kraftreserven zu nagen begann. Immer öfter erzitterte sein Schildzauber unter den gegnerischen Flüchen und seine Angriffe begannen zu erlahmen, waren aber immer noch verheerend. Goldene Schneisen aus Licht zogen die Blitze durch die Reihen der finsteren Eisernen. Jeder von ihnen wuchs über sich hinaus, aber es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie alle erschöpft einfach zusammenbrechen würden. Bevor dies geschah würden sie den Rückzug antreten müssen, aber schon jetzt hatten sie mehr geleistet, mehr bewiesen, als Harry jemals zu hoffen gewagt hatte.
Dunkel Schattenwolken, von undurchdringlicher Schwärze zogen über das Schlachtfeld und ließen die Sterne verlöschen. Mit dem letzten Rest Licht, der nun aus der Welt genommen worden war, erhellten nur noch die gleißenden Zaubersprüche das Geschehen.
Harry spürte, wie die Finsternis seinen Körper hinein kroch, bis hinein in seine Seele. Dort säte sie Schrecken, eine Frucht, die rasch aufging und Bilder von Tod und Verzweiflung in ihm aufsteigen ließ. Plötzlich sah er in der Dunkelheit Augen, böse Augen, die ihn anstarrten, wieder verschwanden, um an anderer Stelle erneut aufzutauchen.
„Es ist ein Zauber, der die Sinne verwirrt! Achtet nicht auf, die Bilder, die er euch vorgaukelt!“, rief Merlin den Männern zu. Sofort, als ihm klar wurde was hier vor sich ging, verblassten die schrecklichen Visionen. Die Wärme kehrte in seinen Körper zurück und vertrieb die Kälte, die ihn gelähmt hatte.
Aber Die Schatten waren nur der Deckmantel gewesen, für ein Wesen, viel lebendiger und furchteinflößender, als die Visionen zuvor. Seine mächtigen Schwingen zerrissen die Schwärze, als es auf die Reihe der Zauberer hinab schoss. Der Drache. Das Wesen aus einer älteren Welt spie einen Strahl seines sengenden Feuers auf die Barriere, die unter den Flammen flackerte, ermattete, aber noch nicht ganz verlosch.
Harry wurde schwindelig, als die Energie aus ihm heraus strömte. Sie wurde fast schneller verbraucht, als er sie nachliefern konnte. Einen Zauber von der Größe aufrecht zu erhalten war schwieriger, als alles was er bislang kennengelernt hatte.
Der Drache schoss wieder empor, gefolgt von einem Hagel aus Flüchen, die jedoch, wenn sie überhaupt trafen, einfach an seinem schimmernden Schuppenkleid abprallten. Der Feind warf alles gegen sie in den Kampf, was er hatte, aber es gab immer ein mehr.
Aus den Schatten trat eine in eine Korona aus dunklen Flammen gehüllte Reihe von in rote Umhänge gekleidete Gestalten. Nun war es soweit, sie blickten ihrem Gegner endlich in sein wahres Antlitz. Kein Versteckspiel mehr, keine umständlichen Manöver, nur dieser eine Moment, indem sie sich in die Augen sahen. Zwischen den Zauberern preschten erneut die Eisernen heran, gefolgt von einem Hagel aus Zaubersprüchen, um ein vielfaches Stärker als zuvor. Sie entfesselten ihre wahre Macht, unterstützt vom Flammenden Inferno des Drachens, der erneut vom Himmel hinab stieß, wie der Bote eines wütenden Gottes.
Er sah den sengenden Feuerstrahl auf sich zuschießen, ebenso wie die gewaltigen Blitzschläge der teuflischen Magier, in deren Augen Wahnsinn und Blutrausch funkelten. Ein letztes Mal mobilisierte er seine Kräfte.
Eine warme Hand ergriff die seine, schenkte ihm ihre Energie, ihre Kraft und Hoffnung. Es war genug. Gerade so.
Licht durchstach die Dunkelheit, als Harrys Schild getroffen wurde. Flammen züngelten durch die Barriere, die weiß unter den Blitzen aufleuchtete, aber sie hielt stand. Die Häuser um sie herum wurden von heller Glut verzehrt. Das Feuer fraß sich selbst durch massiven Stein, bis innerhalb kürzester Zeit nur noch schwarze, ausgebrannte Ruinen in verkohlten Gärten standen.
Harry zitterte am ganzen Leib, aber jeder schien die Attacke überlebt zu haben, dennoch roch es nach verbranntem Haar. Nicolas war ohnmächtig zu Boden gesunken, das Gesicht bleich und ausgemergelt. Cassandra hielt nun die Barriere aufrecht, aber sie flackerte bereits unter den Attacken der Eisernen. Einige Auroren wandten sich zur Flucht, panisch ohne auf sich oder ihre Kameraden zu achten. Harry konnte es ihnen nicht verdenken. Er selbst hätte vielleicht nicht anders gehandelt, wenn es nur ihm ihn selbst gehen würde aber, das tat es nicht.
„Harry, hast du noch etwas Kraft?“, erklang Merlins Stimme in seinen Gedanken, merkwürdig matt und erschlafft.
„Etwas, aber nicht viel.“, antwortete er resigniert. Dieser Kampf war für sie verloren. Das Ende war schneller gekommen, als er jemals gedacht hatte.
Wieder prasselten Flüche auf die Barrieren, ließen ihnen keine Atempause und verdeutlichten nur, wie unterlegen sie waren.
„Gib uns etwas Zeit. Für kurze Zeit musst du uns alle Schützen, während ich mich um den Drachen kümmere.“, entgegnete Merlin. Harry hörte die Anspannung seiner Stimme, aber es war ihre einzige Chance lebend hier heraus zu kommen. Wenn sie den Schild verließen würde der Drache über die herfallen, wenn nicht die Eisernen sie schon erledigen würden.
Harry tat wie ihm geheißen, mobilisierte den Rest Magie in seinem Körper, bevor er den Zauber noch weiter ausdehnte. Die Barriere war instabil, ja fast löchrig, aber für einen kurzen Moment würde es funktionieren.
Die feindlichen Magier erkannten die Schwäche. Mit vereinten Kräften warfen sie ihre ganze Macht gegen das zerbrechliche magische Gebilde, das matt silbrig bis jetzt tapfer standgehalten hatte.
Zuckende Blitze malten funkelnde Linien über den Schild, Flammen tanzten einen zerstörerischen Tanz und züngelten gierig nach neuer Nahrung, die sie aber nicht erreichen konnten.
Harry schwanden langsam die Sinne, während wieder Kaskaden aus Feuer über ihm zusammenschlugen. Mit einem mächtigen Flügelschlag sauste der Drache heran, um diesen Kampf ein für alle mal zu beenden. Es gab nichts mehr, was seinem Feuer noch standhalten würde, nichts zwischen ihm und dem Sieg.
Plötzlich umspielte blaues Elmsfeuer seine Schwingen, den eleganten, anmutigen Lieb und den mächtigen Schädel. Am Boden, aus der Sicht der alten Kreatur schmächtig und klein, hob Merlin seinen Zauberstab empor zum Himmel, ein einziges mächtiges Wort ausrufend.
Ein gigantischer Blitz zuckte durch die Wolken, mehr eine Säule aus Licht, der Zorn des Firmaments selbst. Der Drache verkam zu einem undeutlichen Schatten, als die entfesselte Naturgewalt über ihn hereinbrach. Unmittelbar nach dem gleißenden Licht betäubte der Donner Harrys Ohren, bis nur noch ein leises hohes Geräusch blieb. Undeutlich, durch einen Schleier aus Helligkeit hindurch, sah er, wie die geflügelte Kreatur mit schwelenden Schwingen hinab zur Erde stürzte, geschlagen und besiegt.
Ein Wutschrei donnerte über Harrys Gedanken hinweg, als der Drache mit seinem Leid ein Haus unter sich begrub. Schmerz und Wut spürte er, dann verebbten die fremden Emotionen und machten einer grausamen Leere Platz. Es war ein stummes Versprechen nach Rache, welches bald eingelöst werden würde.
Mit unvermittelter Härte griffen die Zauberer wieder an. Pure Wut lohte aus ihren Attacken heraus, ebenso wie Enttäuschung, die erlegt geglaubte Beute fliehen zu sehen.
Erleichtert spürte Harry, wie Merlins Kraft in das Schild mit einfloss. Erschöpft wie er wäre es jede Sekunde zusammengebrochen. So würde es wenigstens noch etwas länger halten. Ein Aufschub von Zeit, den sie nicht sinnlos vertun durften.
„Lauft! Alle! Formt einen Widerstand, den sie niemals brechen können! Ihr habt die Kraft dazu!“, rief Merlin in die Gedanken aller Zauberer. Jeder blickte erschrocken auf, sah zum Zirkelmeister hinüber. Sie wollten ihm nicht gehorchen, haderten mit ihrer Moral. Es machte Harry irgendwie Stolz. Sie hatten zusammen gefochten und waren inzwischen sogar bereit zusammen zu sterben, Seite an Seite.
„Ich halte sie auf! Los lebt heute und kämpft morgen!“, ertönte es erneut.
„Was ist mit dir?“, fragte Harry hastig, während er sich darauf konzentrierte die Löcher in der Barriere zu stopfen. Das magische Gewebe würde nicht mehr lange standhalten.
„Es ist meine Schuldigkeit und Pflicht euch zu retten! Ich habe euch immerhin hierher geführt!“
„Wir sind alle hier, weil wir es wollen!“
„Aber euer Leben ist viel wertvoller als das Meine! Ich habe lange gelebt, viel zu lange und meine Macht schwindet rapide. Bald werde ich nur noch ein Schatten meiner selbst sein. Das möchte ich niemals erleben.“, erklärte Merlin ernst und voller Trauer.
„Es ist nicht richtig.“, versuchte es Harry ein letztes Mal. Die Worte des Zrikelmagiers waren richtig, das war ihm klar, aber der Weg dorthin war falsch. Tue etwas Falsches, um später etwas Richtiges tun zu können. Das war es also. Dumbledores Worte schossen ihm durch den Kopf.
„Deine Worte ehren dich Harry, aber Ehre allein wird dich und die Männer nicht retten. Nun LAUFT!“
Harry riss sich los und wartete, bis Merlin alleine die Barriere kontrollierte.
„Rückzug!“, brüllte er so laut, bis sich seine Stimme überschlug. Es rührte sich nichts.
„Das dürfen wir nicht!“, rief Ginny neben ihm und zog an seinem Arm.
„Wir müssen aber. Es ist sein letzter Wunsch!“, entgegnete Harry und zog sie einfach mit sich. Er tat den ersten Schritt und alle Hexen und Zauberer folgten ihm. Die besten Krieger des Ministeriums zogen sich zurück, flüchteten vor einer Macht, mächtig und erschreckend, der sie aber unerschrocken die Stirn geboten hatten, wenn nötig sogar bis in den Tod. Niemand von ihnen hatte mehr die Kraft schnell zu laufen, aber jeder Meter, den sie zurücklegten bedeutete Leben. Ein Leben das sich unerschrocken wieder und wieder dem Feind entgegenstellen würde.
Hinter ihnen, langsam verblassend in der Dunkelheit schimmerte Merlins Schild, das Einzige, was noch zwischen ihnen und den Eisernen stand. Sobald sie wieder apparieren konnten waren sie gerettet, aber hier war die Magie noch zu sehr in Chaos versunken. Harry nahm keine klaren Linien war, sondern nur ein durcheinander von Hell und Dunkel. Die Grenzen der Welt waren hier aus den Fugen geraten.
„Schneller! Schneller!“, rief Sirius, der zusammen mit Lupin den bewusstlosen Nicolas trug. Jeder versuchte noch einen Schritt zuzulegen.
„Oh nein.“, hauchte Hermine und deutete nach hinten. Mit einem letzten Zucken brach die Barriere zusammen. Das Ende kam merkwürdig unspektakulär, aber genauso eisig, wie Harry es sich vorgestellt hatte. Die Eisernen preschten heran. Ein weiterer Ruf ertönte, aber diesmal zeigte der Finger des Aurors nach vorne, zu einem hellen Funken hin, der am dunklen Himmel stand.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Schauspielern ist schwerer, als die Leute denken, aber es ist fantastisch. Ich liebe jede Sekunde davon.
Daniel Radcliffe