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Fanfiction

Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 15 Bis in den Tod

von Reaver

Hey liebe Leser!
Da bin ich wieder und ich denke es wird zügig weitergehen, weil es jetzt ja erst richtig spannend wird ;) Vielen Dank an alle Kommischreiber, sowohl diejenigen, die mich schon seit meiner ersten FF begleiten und die, die neu dazugekommen sind. Ich freue mich immer wieder darüber, wie gut euch meine Geschichte gefällt und wie wenig ihr daran auszusetzen habt. Möge es noch lange so weitergehen! Nun morgen (25.5.07) erfahre ich meine Abinoten und das schreiben konnte mich etwas von der Anspannung ablenken, also mache ich auch gleich weiter, wenn man schon einmal drin ist...
An dieser Stelle möchte ich auch mal auf meinen neuen Oneshot verweisen -> http://www.harrypotter-xperts.de/fanfiction?story=4701 <- Wenn ihr die Zeit findet könntet ihr mir vielleicht auch etwas Resonanz zukommen lassen, da ich noch nicht so viel Erfahrung darin habe Kurzgeschichten zu schreiben. Es ist um einiges schwieriger als eine lange Geschichte zu entwerfen, da alle Geschehnisse in viel weniger Text beschrieben werden müssen. Vielen Dank im Voraus und auch bei diesem neuen Chaps sind Kommis mehr als erwünscht.
Auf Wiederlesen und viel Spass beim Lesen wünscht euch euer
Tobi


***

Zwei steinerne Löwen bewachten den Eingang zur Kammer, die in den Tiefen des Nordturmes verborgen lag. Hinein gegraben in das uralte Fundament des Schlosses wussten nur wenige Auserwählte von ihrer Existenz, so dass sie bis jetzt verborgen geblieben war. Die Augen der ewigen Wächter schienen merkwürdig lebendig. Fast kam es Harry so vor, als würden sie ihn und Merlin mit Blicken verfolgen. Die mächtigen Pranken hatten sie aneinander gelegt, so dass jeder Besucher unten ihnen hindurch gehen musste, winzig, unbedeutend.
Auf ein Handzeichen Merlins hin entflammten die Kohlebecken zu flackerndem Leben und erhellten die aus rauhem Stein gemeißelten Wände. Zyklopische Säulen stützen das Dach der Kammer, die mit dem Fels über ihren Köpfen verschmolzen.
„Wo sind wir hier?“, fragte Harry flüsternd, dennoch erklang seine Stimme laut und kräftig in diesem Dom aus Stein. Erschrocken blickte er sich um.
„Diese geheime Kammer hat Godric Gryffindor anlegen lassen um das zu bewahren, das nicht verloren gehen sollte.“, antwortete Merlin und deutete auf eine weitere Statue, in Form eines Löwen. Sie stand leicht erhöht auf einem Sockel aus weißem Marmor.
„Der Löwe symbolisiert den Mut und die Stärke, die einem wahren Gryffindor inne wohnt. Dort zu stehen, wo andere fliehen, ehrlich zu sein, wo andere die Wahrheit biegen und mit Schwert und Magie das zu schützen was andere aufgaben, forderte er von jenen, die ihm folgten.“, sprach Merlin und blieb mit glänzenden Augen vor der mächtigen Katze stehen. Jetzt erkannte Harry, dass sich feine goldene Linien über den Stein zogen, wie ein flüchtiges Gewebe aus strahlendem Licht. Die Kohlebecken tauchten die Kammer in glühendes rotes Licht.
Das Wappen Godrics für die Ewigkeit erhalten. Der goldene Löwe auf rotem Grund.
„Kraft und Anmut wohnen einem solchen Tier inne, aber es kann seine Kräfte auch zum zerstören aufwenden. Dies zeigt der rote Stoff auf dem Wappen. Blut das vergossen wurde um den Löwen zu bezähmen.“, fuhr Merlin fort. Mit der Hand strich er über den kalten Stein des Sockels.
„Aber wozu hat er diese Kammer geschaffen, nur damit sich Menschen an seine Werte erinnern?“, fragte Harry verwirrt. Etwas lohte in ihm auf, wenn er das Wappentier betrachtete. Die Pranken zum Sprung erhoben, der schlanke aber kräftige Körper gespannt, als sei hier ein wirkliches Tier zu Stein erstarrt.
„Zum Teil hast du Recht.“, fuhr der Zirkelmeister fort. „Wir sollen uns erinnern, aber auch die Kraft haben das zu verteidigen, was wir uns bewahrt haben. Diese Kammer bewahrt dein Erbe Harry.“
„Ich bin ein Erbe Godric’s?“, entfuhr es Harry. „Ich dachte dies wäre nur ein Schachzug unserer Feinde gewesen um unsere Schritte zu lenken.“ Erschüttert schüttelte Harry den Kopf. Zu viele Gedanken und Fragen schossen ihm jetzt durch den Kopf, als dass er alle stellen konnte.
„Ich fürchte dem war nicht so, obwohl ich nicht abstreiten will, dass sie versuchen uns zu lenken, zu manipulieren und für ihre Zwecke zu missbrauchen.“, meinte Merlin mit sanfter, ruhiger Stimme. In einer väterlichen Geste legte er Harry eine Hand auf die Schulter. „Der Illusionist, dem du in der Halle der Sterne begegnet bist war ein Diener Grindelwalds, der vor allem dich Harry auf die andere Seite ziehen sollte. Zum Glück hat dein ehemaliger Lehrer das schwarze Buch gefunden, das die Wahrheit enthüllte.“
„Snape? Was hat er mit alledem zu tun?“, entfuhr es Harry heftiger, als er gewollt hatte. Selbst nach all dem, was in der Zwischenzeit geschehen war, hatte er nach wie vor eine sehr spezielle Haltung gegenüber dem ehemaligen Meister der Tränke.
Merlin gestatte sich ein kurzes Lachen, das laut zwischen den Säulen widerhallte. „Ich denke man kann ihn als Suchenden beschreiben, der sein Leben damit verbringt das wahre Wesen verschiedener Dinge zu ergründen, egal welcher Natur sie sind. Leider bedient er sich dabei zumeist recht verwerflicher Methoden.“
„So kann man es auch ausdrücken.“, knurrte Harry, in dem sich der fast vergessene Groll neu aufbaute.
„Deine Gefühle ihm gegenüber mögen rechtens sein, aber es kommt vielleicht der Tag, an dem wir seine Fähigkeiten von neuem brauchen werden.“
„Ich dachte er sei tot! Ich sah ihn in den Fluss stürzen, zusammen mit dem Auge!“, rief Harry erstaunt und drehte sich zum alten Zauberer herum.
„Er war dem Tode nahe, aber befindet sich auf dem Weg der Besserung.“, erwiderte Merlin leise. „Zürne ihm nicht, denn wir alle sind schon einer Versuchung erlegen. Ich denke er hat seine Fehler eingesehen.“
„Diese Worte habe ich schon einmal gehört und das einzige was sie ihrem Sprecher brachten war Verrat und Tod.“, zischte Harry, der sich ausmalte welche Ränke der ehemalige Todesser nun schmieden mochte. Er soll noch eine Rolle spielen. Was plante Merlin wirklich? Diese Frage brachte ihn wieder an den Ort zurück, an dem er gerade stand. Was sollte er nun hier? Dies fragte Harry nun auch und hoffte auf eine Antwort, die sich seinem Verständnis nicht entzog. Mächtige Zauberer ihr Gesagtes wohl wirklich nur in Rätseln formulieren zu können.
„Zufälle gibt es nicht. Alles folgt seiner eigenen Bestimmung, auch wenn der Weg oftmals vor uns verborgen ist.“, erklärte der Zirkelmagier. „Das Schicksal hat dich auserkoren Godric’s Erbe anzutreten. Du besitzt seinen Mut, seine Kraft und Aufrichtigkeit, außerdem hast du im Zirkel den Platz eingenommen, den er einst besetzte.“
Harry ließ die Worte auf sich wirken, während seine Augen auf der Statue ruhten, die über ihm aufragte. Innerlich betete er, dass dies alles nicht mehr als ein böser Traum sein möge, auch wenn sein Herz ihm sagte, dass es real war. Aber hier ging es auch nicht nur um ihn, sondern um viel mehr, mehr als er sich überhaupt vorstellen konnte und wollte. Wenn es sein Schicksal war den leeren Platz einzunehmen, dann musste er es annehmen.
„Was muss ich tun?“, wollte Harry wissen. Seine Stimme klang brüchig und unsicher.
„Treffe keine Entscheidungen nur um die Rolle zu erfüllen, die andere dir aufzwingen. Ich habe die lediglich einen Weg gezeigt. Die Schritte darauf kannst nur du alleine tun. Sind sie unsicher wirst du straucheln und stürzen.“, sprach Merlin mit eindringlicher Stimme.
„Das Wissen um sein eigenes Schicksal ist schwer zu ertragen. Wenn es nur um mein eigenes Leben ginge würde ich mich umdrehen und fliehen, aber es steht nicht nur der einfache Harry Potter auf dem Spiel, sondern auch alles, was ihm etwas bedeutet.“, erwiderte Harry, der seine Worte sorgsam abgewägt hatte. Noch immer nagten Zweifel an ihm, aber sie waren nicht mehr so beißend. Die Worte hatten ihn beflügelt, ihm selber Mut gegeben.
„Gut gesprochen, aber ich bezweifle, dass Worte noch viel bewirken werden. Wenn das Herz erstarrt von Hass ist können nur wenige Worte es wieder zum erweichen bringen.“, meinte der Zirkelmagier und nickte. „Wenn es nun wirklich dein Wille ist, dann leg deine Hand auf den Sockel der Statue.“
Ein letzter kurzes Moment des Zögerns, dann streckte Harry langsam seine Hand aus. Er spürte den kalten Marmor unter seinen Fingern, jede Unebenheit und jeden Riss in der polierten Fläche. Aber Harry nahm auch die Zauber wahr, die der Statue innewohnten. Wie von selbst sandte er seinen Geist aus um sie zu erforschen, dann begann der steinerne Löwe sich langsam zu bewegen. Er erwachte nicht zum leben, sondern glitt, wie von unsichtbaren Fäden gezogen, zurück.
In der Platte des Sockels wurde ein haarfeiner Riss sichtbar, der langsam breiter wurde. Die zwei schweren Hälften bedeckten einen flachen Hohlraum, der aussah als wäre er mit flüssigem Feuer gefüllt. Das rote Glühen der Kohle wurde von blankem, glänzenden Metall reflektiert, das langsam zu erkennen war. Harry wagte fast nicht zu atmen, so gespannt war er. Irgendwie kam es ihm so vor, als würden sie ein lange verschlossenes Grad öffnen und die heilige Ruhe des Leichnams stören.
Als der Spalt über einen halben Meter breit war blieben die Platten mit einem knirschenden Ruck stehen. Neugierig beugte sich Harry vor. Zischend stieß er den Atem aus, als sein Blick auf poliertes Gold und seidigen roten Stoff fiel. Das war es also. Obwohl von einer in Jahrhunderten gewachsenen Staubschicht bedeckt raubte ihm die Pracht der mystischen Rüstung beinahe den Atem.
„Sie ist mehr Symbol als Harnisch.“, sprach Merlin mit von Ehrfurcht erfüllter Stimme. „Noch ist die Zeit nicht gekommen sie anzulegen, aber du selbst wirst wissen wann der Tag kommt sie zu tragen.“
In Harry stiegen die Bilder aus der Vision wieder auf. Der zerschnittene goldene Harnisch, glitzernd in frischem Blut, seine gebrochenen Augen, die starr und fassungslos zum Himmel hinauf blickten.
„Aber das Tragen dieser Rüstung geht Hand in Hand mit meinem Untergang.“, flüsterte Harry.
„Nur wenn du dich tatenlos in dein Schicksal ergibst. Der Narr beugt sich, aber der Wissende entscheidet sich.“, erwiderte Merlin sanft, als wisse er um das Chaos aus Gefühlen in Harry.
Dieser nickte, dann griffen seine Hände nach dem kühlen Metall der Rüstung und damit nach seiner Bestimmung. Seine Entscheidung war gefallen, unwiderruflich und endgültig. Vorsichtig strich er den Staub vom Harnisch, der im Licht glänzte wie flüssiges Gold. Feine Gravuren, die verschlungene Zeichen bildeten, waren mit ungeahnter Kunstfertigkeit in das Metall gezogen worden. Der blutrote Stoff war fein gewebt und trotz des Alters geschmeidig und fest. Dieser Rüstung konnte die Zeit nichts anhaben. Die Zauber, die in ihr ruhten hatten keinen Funken ihrer alten Macht verloren.
„Sie ist eine wahre Augenweide oder?“, meinte Merlin lächelnd.
„Und all die Jahre lag sie hier?“, wollte Harry wissen.
„Ja, verborgen und vergessen, bis zu dem Tag, da wieder Mut und Entschlossenheit in der Welt gebraucht werden.“, erklärte der Zirkelmagier. „Ich...“ Er brach ab, dann legte er den Kopf schief. Sein Blick glitt in weite Ferne, weiter als menschliche Augen normalerweise zu Sehen imstande waren. Die Züge seines Gesichts waren angespannt, dann schüttelte er den Kopf und blickte Harry unruhig an.
„Was ist passiert?“, fragte Harry beunruhigt, bevor er die Fühler seines Geistes ausstreckte um das zu spüren, was Merlin gefühlt hatte. Es war alles normal, zumindest so normal, wie es in Hogwarts sein konnte.
„Die Zeit verrinnt. Jede Sekunde ist kostbar, deswegen sollten wir nicht länger an diesem Ort verweilen.“, murmelte der Zirkelmeister, als befände er sich zum Teil noch in einem fernen Land. „Schnell! Wickel den Harnisch dort hinein!“ Der Zirkelmeister hielt ihm eine Bahn braunen, grob gewebten Stoffes hin. Harry runzelte die Stirn, dann tat er jedoch wie ihm geheißen. Noch während er damit beschäftigt war das golden glänzende Metall und den blutroten Stoff zu verbergen schob ihn Merlin an der Schulter wieder hinaus auf die Treppe, die in abenteuerlich steilem Winkel nach oben führte. Schon nach wenigen Schritten wurde Harry schmerzhaft klar wieviel der Harnisch wog. Er hatte das Gefühl einen mit Steinen gefüllten Sack die Treppe hinauf zu schleppen.
Vor ihm hetzte der alte Zauberer die Treppe empor. Schritt auf Schritt hallte durch den Treppenschacht. Harry fragte sich, wie der Zirkelmagier trotz seines hohen Alters dieses Tempo aufrechterhalten konnte. Er beschloss nicht länger darüber nachzugrübeln, sondern sich darauf zu konzentrieren auf den feuchten Stufen nicht auszugleiten. Unter ihnen wurde der rote Schein des Feuers von der Dunkelheit verschlungen und nur noch das Licht ihrer Zauberstäbe ließ die Schatten an den roh gemauerten Wänden lebendig werden.
Als wäre jede Spannung aus seinem Körper gewichen ließ sich Harry, wieder angekommen im Büro des Direktors, schwer auf die Knie fallen. Neben ihm schepperte das Bündel, das die prachtvolle Rüstung enthielt, zu Boden. Schwer nach Luft ringend verschwamm einen Moment lang die Welt vor seinen Augen. Aufgelöst in farbige Nebelschwaden zogen die Gegenstände durch sein Blickfeld. Stöhnend schloss Harry die Augen und wartete, bis das Büro aufhörte sich um ihn zu drehen. Erst dann wagte er es die Augenlider wieder zu heben.
Erleichterung machte sich in ihm breit, als der Farbenbrei wieder zu einem Bild gerann und zum Gesicht Merlins, der besorgt zu ihm herunter sah.
„Harry, alles wieder in Ordnung?“, fragte er mit weicher Stimme.
„Ja, ja ich war nur ziemlich ko.“, erwiderte Harry, während er zwei Versuche brauchte um wieder auf die Beine zu kommen. Einen Moment betrachtete Merlin ihn noch abschätzend.
„Ok, aber wir müssen und beeilen ich möchte ungern diverse Fragen beantworten müssen und auch nicht den Rest des Tages hier verbringen.“
„Wieso?“, wolle Harry wissen, der keuchend hinter Merlin die Treppe hinunter stieg, die sie ins Büro des Direktors gebracht hatte. Statt einer Antwort deutete der Zirkelmeister auf das entgegengesetzte Ende des Ganges, der von der aufgehenden Sonne erhellt wurden. Einige kleine Vögel flogen durch die Lichtstrahlen und suchten schleunigst das Weite, als Der Minister für Zauberei, gefolgt von einer ganzen Traube hochrangiger Magier auftauchte.
Mit einem Satz sprang Harry hinter einen Mauervorsprung. Das Blut pochte hinter seinen Schläfen und seine Beine schmerzten.
„Das war ein guter Grund.“, murmelte er.
„Ich will nicht wissen, was wir nicht wissen, sondern was wir herausgefunden haben!“, tönte Ogdens knurrende Stimme durch den Gang. Die Stimmung, die er ausstrahlte reichte fast aus das Licht der Sonne zu verdunkeln. „Vor allem will ich wissen woher diese Monster kommen und von welchem kranken Geist sie stammen!“
„Das wissen wir nicht Sir!“, sprach eine andere Stimme betont beschwichtigend und leise.
„Dann finden sie es verdammt noch mal heraus!“, schrie der Minister den anderen Zauberer an. „Das ganze Ministerium sitzt mir im Nacken, zusammen mit dem Muggelminister, der sich gleich gedacht hat, dass es keine von ihren Terroristen waren! Und dann der Drache! Bei Merlins Bart! Die Story von dem neuen Flugzeug ist so dünn wie ihr Haar!“
Gegen seinen Willen wäre Harry beinahe in Lachen ausgebrochen. Von seinem Versteck aus betrachtete er die Gruppe von Zauberern, die schnellen Schrittes den Gang entlang kam. Jeder hielt so viel Abstand zu Ogden wie er konnte. Den Kopf gesenkt stürmte dieser auf den Wasserspeier zu, der die Treppe zum Büro des Direktors verbarg. Das Gesicht bleich, die Frisur nicht mehr erkennbar und der Umhang zerknittert sah er aus wie ein Mann, der wohl mehrere Nächte keinen Schlaf gefunden hatte. Seine Begleiter, zum großen Teil hochrangige Auroren und Vertreter des Zauberergamots sahen wenig besser aus.
„Sir, es - wird sie interessieren - zu hören, dass das Militär - der Muggel eine - Großoffensive - gegen die Invasoren – befohlen hat!“, rief plötzlich ein junger Zauberer, der aussah, als wäre er gerade eine weite Strecke gerannt.
„Was!?“, zischte Ogden und drehte sich ruckartig herum.
„Doch Sir.“, kam die knappe Antwort. Der junge Mann war völlig außer Atem und ging in die Knie um besser Luft zu bekommen. Das Gesicht des Zaubereiministers rötete sich in einem gefährlich intensiven Ton. Seine Hand krallte sich derart fest um den Griff seines Aktenkoffers, dass es aussah als wolle er ihn zerdrücken.
„Nun gut, wenn mein Kollege der Muggel seinen Job nicht machen kann, dann muss ich eben eingreifen. Schicken sie einige Zauberer, die den Geist dieser Dilettanten derart bearbeiten, dass sie noch in zwei Tagen glauben sie wären eine Gruppe Ballett tanzender Mädchen!“
Damit schien für ihn die Sache erledigt, denn die nächsten Worte richtete er an den Wasserspeier, der daraufhin den Weg freigab. Schnell folgten ihm die restlichen Zauberer in den Turm hinauf, ohne zu wissen was sich hinter einem ganz bestimmten Regal befand.
„Egal in welchem Jahrhundert man sich befindet das Verhalten der Politiker ist ändert sich nur in Nuancen.“, bemerkte Merlin mit gehobenen Brauen. „Krieg bedeutet immer, dass junge Männer sterben, während die Alten reden.“
„Hoffen wir, dass es keine weiteren Opfer geben wird.“, meinte Harry ohne recht selbst daran zu glauben.
„Mögen deine Worte erhört werden, nun komm es ist Zeit zu gehen und es gibt noch viel zu lernen, obwohl du wohl eine der wichtigsten Lektionen verstanden hast.“
„So?“
„Ja.“, bestätigte Merlin lachend. „Der Mensch hat immer eine Entscheidung zu fällen, bei jedem Atemzug und jedem Schritt. Dies macht ihn zu dem was er ist.“
Harry nickte nur und wusste nicht so recht was er darauf erwidern sollte. Langsam ging er neben Merlin den Gang entlang. Den Blick auf die Ländereien von Hogwarts, vergoldet in der Morgensonne und den glühenden Schneebedeckten bergen im Hintergrund hatte er schon fast vergessen. Statt seinen Geist mit Schönem zu füllen hatte Schrecken und Furcht ihre Spuren hinterlassen. Angst machte sich in ihm breit, wenn er an die Zukunft dachte. Was gab es noch, dass das Schicksal für sie bereit hielt?
Im Moment versuchte Harry jedoch sich alle Ereignisse in Erinnerung zu rufen, die Hogwarts für ihn zu einem Zuhause gemacht hatten. Lächelnd ließ er seinen Blick über den Schloßhof gleiten, hinab zum Ufer des schwarzen Sees, zur Peitschenden Weide und der Eulerei, in der reger Flugverkehr herrschte. Duzende von Eulen landeten in dem kleinen Turm um ihre Post zu abzuholen oder zu überbringen.
Egal was auch in Hogwarts passiert war es war noch immer sein Zuhause und würde es auch immer bleiben. Die Zeiten waren zwar nur selten reibungslos verlaufen, aber ohne sie hätte er nie Ginny, Hermine und Ron kennengelernt. Der Alptraum, der sich jetzt zu entfalten drohte würde dies alles vielleicht in Wirren und Kämpfen verschlingen. Dies konnte er nicht zulassen!
„Harry, genießt du die Aussicht?“, fragte plötzlich Merlin, der bereits ein gutes Stück weiter gegangen war.
Erschrocken stellte Harry fest, dass er keine Ahnung hatte wie lange er nun hier schon so an die Brüstung gelehnt stand. Es konnten Sekunden aber auch Minuten sein.
„Nein, eher Erinnerungen.“, antwortete er mit etwas Verspätung.
„Dieses Schloss ist schon ein faszinierender Ort, der einen Zauberer für sein ganzes Leben prägt, aber nicht so stark wie er sollte, sonst wäre dieses Land um einiges friedlicher geworden.“, sprach Merlin und blickte ebenfalls auf das Land hinaus. Kein Lüftchen regte sich und der Himmel begann sich in strahlendes Blau zu kleiden. Der See lag still und stumm da. Die Bergmassive spiegelten sich in Perfektion in den dunklen, tiefen Wassern. Es sah aus, als wäre der See ein Tor hinab in eine andere Welt unter der ihren.
„Die wahre Schönheit liegt in der Tat noch immer in der Natur und zwar in Dingen, die nie eine Hand des Menschen verändert oder gestaltet hat.“, sprach Merlin ehrfürchtig. „Die heutigen Menschen der Welt scheinen dies vergessen zu haben, denn sie eifern nach Perfektion, obwohl sie ihnen direkt vor Augen gelegt wurde. Je höher und weiter ihr streben ist, desto weiter entfernen sie sich von ihrem wahren Ziel.“
Harry riss sich von dem Anblick los und folgte dem alten Zauberer, obwohl es ihn zurück zu seinem Platz an der Brüstung zog, Es war ein kurzer Moment des Friedens und Vergessens gewesen. Nun verflogen würde er nie mehr wiederkommen und wenn, dann nur als kurzer Abklatsch.


„Nun Mylady, was glaubt ihr denn, was wir tun sollten?“, neckte Ron Hermine als alle zusammen am großen Tisch saßen und in Mollys Kochkünsten schwelgten.
„Nun Ron ich weiß es nicht, aber im Gegensatz zu dir versuche ich eine Lösung zu finden, statt den ganzen lieben langen Tag lang Zauberschach zu spielen!“, entgegnete sie erbost und schenkte dem rothaarigen jungen Mann einen tödlichen Blick.
„Du suchst Lösungen in Tagespropheten und Muggelfernsehen?“, konterte Ron mit vollem Mund.
„Schluss damit!“, zischte Harry, den die Streitereien der beiden sehr auf den Geist gingen. Sobald sie länger als zwei Tage fast ihre ganze Zeit zusammen verbrachten ging es los. Irgendwie schienen sie alle gereizt zu sein, was angesichts der Bedrohung und Gefahr, in der sie alle schwebten kein Wunder war. Ihre Nerven lagen blank und, was vielleicht noch schlimmer war, sie konnten im Moment nichts tun.
Seit Harry zurück war und sich völlig erschöpft ins Bett gelegt hatte war er immer wieder Zeuge kleinerer Auseinandersetzungen zwischen den Ordensmitgliedern geworden. Kingsley, der zum Glück unversehrt, wieder Zeit gefunden hatte in Black Manor vorbeizuschauen war wegen irgendeiner Nichtigkeit mit Sirius aneinandergeraten, was wiederum Lupin zum Einschreiten veranlasst hatte.
Wenigstens am Tisch waren die Streitereien nicht weitergegangen, bis jetzt. Nach Hermines und Rons Auftritt lagen sich wieder Tonks und Lupin in den Haaren. Es musste etwas geschehen. Ihre ganze Gruppe würde über kurz oder lang daran zerbrechen, wenn gerade jetzt der Zusammenhalt verloren ging. Welch Schande wäre es für den Orden des Phönix an solch einer Hürde zu scheitern.
„Seid Ruhig!“, rief Harry über das Gezänk hinweg. Augenblicklich trat betretenes Schweigen ein, während alle Augen auf ihn gerichtet waren. Harry schluckte hastig den Bissen hinunter, den er noch immer im Mund hatte. Der Appetit war ihm gehörig vergangen, aber sein Bauch behauptete etwas anderes.
„Wir alle sind mit Nerven am Ende, was ja zu verstehen ist und wir alle haben eine eigene Methode mit dem Stress fertig zu werden. Im Moment sind wir die Einzigen, die etwas unternehmen können und wenn selbst wir, als Orden und als Freunde kein Rückrad zeigen, wer soll es dann tun?“, sprach Harry unerwartet heftig. Schwer atmend schob er sich einen neuen Bissen in den Mund, den Blick auf seinen Teller gerichtet. Für ihn war das Thema erledigt. Langsam begannen die anderen wieder schweigend zu essen.
Nach kurzer Zeit wusste Harry nicht mehr, ob das eisige Schweigen, das nun herrschte nicht schlimmer war als das Gezänk vorher. Niemand sah von seinem Teller auf, oder suchte den Blick eines anderen. Jeder war alleine mit seinen Gedanken, die nur um ein Thema kreisten. Verbissen beendeten sie das Essen, bis nur noch ein fader Nachgeschmack blieb, obwohl das Mahl vorzüglich gewesen war.
„Das Essen war wundervoll Molly, vielen Dank.“, sprach Lupin, aber seine Worte waren reine Routine, ohne Emotion oder Wärme darin. Es hätte genau so gut eine Lüge sein können. Die anderen murmelten etwas zustimmendes, dann verließen auch sie den Tisch. Mrs Weasley blickte einen Moment bekümmert drein, dann ließ sie das gebrauchte Geschirr in die Spüle hinüber schweben. Dort angekommen wurde es sofort von einer bereits wartenden magischen Bürste geschrubbt.
Harry fühlte sich elend und in seinem Bauch herrschte ein Gefühl, als müsse er sich gleich erbrechen. Seine Worte waren ehrlich gemeint gewesen, aber bewirkt hatten sie das Gegenteil. Sie waren alle seine Freunde und eigentlich die einzige Familie, die er besaß. Seine Beziehung zu ihnen war über Jahre gewachsen, hatte den Terror Voldemorts nicht nur überstanden, sondern war daran sogar gewachsen. Jeden von ihnen würde er mit seinem Leben schützen, wenn nicht gar mehr.
„Harry Schatz, stimmt etwas nicht?“, drangen Mollys Worte dumpf in seine Gedanken. Er biss sich auf die Unterlippe, damit keine Tränen in seine Augen stiegen.
„Jaja, es geht schon. Ich denke nur es ist etwas viel.“, murmelte Harry, dann sprang er beinahe auf und rannte aus der Küche. Gerade als er aus der Tür war griff eine Hand nach seinem Oberarm und hielt sie fest. Zuerst versuchte Harry sich loszureißen, doch dann traf sein Blick die vor Sorge dunklen Augen von Sirius. Sein Griff lockerte sich, als Harry seine Muskeln entspannte.
„Hey Kumpel, ich denke du bist wirklich nicht mehr der kleine Junge aus dem dritten Schuljahr, der mir zusammen mit einer kleinen aber klugen Hexe den Hals gerettet hat.“, bemerkte Sirius, während er ihn von Kopf bis Fuss betrachtete.
„Ach wirklich.“, erwiderte Harry trocken.
„Das war rhetorisch gemeint, du hättest nicht darauf antworten müssen.“, antwortete Sirius grinsend, dann klopfte er Harry kräftig auf die Schulter. „Du bist nicht nur gewachsen, sondern erwachsener geworden. Komm mal mit.“ Aufmunternd lächeln nickte Sirius mit dem Kopf zur Tür des Salons hinüber. Gerade schickte die Abendsonne ihre letzten Strahlen durch den verschneiten Garten, der im Licht eine rötliche Färbung angenommen hatte. Das Feuer im Kamin flackerte hell auf, als Sirius näher heran trat und ein dickes in Leder gebundenes Buch vom gemauerten Sims nahm.
„Manchmal ist es aber auch nicht gut zu schnell erwachsen zu werden, obwohl ich schon immer wusste, dass du etwas besonderes bist, seit ich dich vor 18 Jahren in Hagrids Armen sah. In der Nacht, als deine Eltern getötet wurden und du den Dursleys überlassen wurdest. Meiner Meinung nach Dumbledores schwerster Fehler.“
„Er hatte seine Gründe, glaub mir.“, sagte Harry grinsend und ließ sich auf eine Geste seines Paten in einen der Sessel sinken. Sirius fuhr mit seinen Fingern über den mit Gold bestickten Einband des schweren Buches in seinen Händen.
„Hier drinnen habe ich meine Erinnerungen aufbewahrt, bis ich zu einer lebenslangen Haft in Askaban verurteilt wurde. Als ich nach deinem dritten Jahr wieder in die Welt der Zauberer zurückgekehrt bin habe ich weitergemacht.“, sprach der letzte der Blacks, bevor er das Buch aufschlug. Die Seiten waren mit einer feinen Handschrift beschrieben und mit Fotos illustriert. Sofort erkannte Harry Hogwarts, seinen Vater und den Rest der Rumtreiber, die in den unterschiedlichsten Momenten festgehalten worden waren.
„Du siehst ich war recht fleißig, aber der für dich relevante Teil fängt wohl erst hier an.“ Sirius blätterte viele, viele Seiten um und Harry erhaschte nur wenige Blicke auf die Bilder. Manche zeigten eine junge Frau. Er hatte sich nie die Frage gestellt, ob es nicht auch eine Frau im Leben seines Paten gegeben hatte.
„Hier.“, riss die Stimme vom ihm Harry aus seinen Gedanken. Sirius drehte das Album so, dass sein Gegenüber einen besseren Blick auf die Bilder hatte. Sie zeigten den Orden des Phönix, wie er jetzt bestand, der für ihn so etwas wie eine Familie geworden war. Es musste bei der Siegesfeier zum Sturz von Voldemort aufgenommen worden sein, denn Sirius fehlte und Harry erinnerte sich an jene Party. Damals hatte niemals die jetzigen Geschehnisse absehen können.
„Molly hat mir freundlicherweise einen Abzug gegeben, damit ich die zwei Jahre, die ich weg war etwas mit Inhalt füllen konnte.“, antwortete der letzte der Blacks auf Harrys offensichtlich fragenden Blick. Kurz blicke er auf, dann blätterten seine Finger fast automatisch weiter. Die folgenden Seiten dokumentierten fein säuberlich jedes wichtige Ereignis, entweder mit einem Foto, ausschnitten aus dem Tagespropheten oder hastig angefertigten Skizzen. Auf der letzten Seite prangte die Sensationslüsterne Überschrift des Tagespropheten des gestrigen Tages: „Angriff auf London – Ministerium Ohnmächtig!“ Dazu der Rest des Artikels, der Bilder der Eisernen zeigte, sowie die allgegenwärtige Zerstörung.
„Ich wusste gar nicht, dass du Tagebuch führst.“, meinte Harry nach einiger Zeit.
„Das ist ja kein richtiges Tagebuch.“, erwiderte Sirius. „Ich halte die wichtigen Ereignisse fest, die unser Leben bestimmen, damit die Vergangenheit niemals schweigt, denn sie definiert unsere Existenz. Aber Ich gab die das Buch nicht, um dir das zu sagen.“ Seine Finger zählten eine bestimmte Anzahl Seiten ab, dann blätterte er um. Wie kam ein Bild des Ordens zum Vorschein, wie sie alle lachend am Tisch saßen und sich einander zuprosteten. Ein glücklicher Moment.
„Harry wir alle haben uns verändert, besonders du! Du bist gewachsen an deinen Aufgaben, größer geworden und wissender. Ich hoffe dir ist klar, dass jeder dieser Zauberer und Hexen ohne zu zögern sein Leben für dich geben würde. Du bist nicht nur ihr Anführer, dem sie wann immer sie können rat geben, sondern auch ein Teil ihrer Zukunft, so wie sie ein Teil deines Schicksals sind.“, sprach Sirius sehr eindringlich. „Hermine und Ron sehen dich als Bruder an, Molly und Arthur als ihren Sohn, genau wie Lupin und ich. Kingsley hat schon in Hogwarts sich mehrmals zwischen dich und die Gefahr gestellt, genau wie Tonks.“
„Ich weiß, nur manchmal ist alles so schwer, dass ich das Gefühl habe davon erdrückt zu werden.“, stotterte Harry, der einen großen Kloß im Hals hatte.
„Das wissen wir alle und werden dich nach Kräften unterstützen, denn niemand beneidet dich um deine Bürde, die du schon in solch jungen Jahren tragen musst.“
„Danke, ich kann gar nicht sagen, wieviel diese Worte für mich bedeuten.“, meinte Harry mit belegter Stimme.
„Es reicht schon, wenn du denkst und danach handelst.“, antwortete Sirius lächelnd. „Aber jeder von uns ist angespannt und mit den Nerven am Ende, aber uns sind die Hände gebunden. Oft ist die Erwartung von Unheil schlimmer als das Unheil selber. Es heisst, wenn man einem Menschen weder Liebe noch Hoffnung geben kann, dann gib ihm etwas zu tun. Das ist es was wir brauchen. Untätig herumzusitzen immer im Bewusstsein ohnmächtig dem Übel gegenüberzustehen wird nur noch mehr an uns zerren, schlimmer als es der Feind jemals dazu in der Lage ist.“
Harry blickte seinen Paten stumm an. Es waren die selben Gefühle, die er auch hegte. Mit jedem Tag, der verstrich, mit jeder Stunde, Minute und Sekunde versiegte ein Teil der Hoffnung in seinem Herzen. Bald würde keine mehr übrig sein, kein Sinn mehr zu kämpfen und es würde sich auch keine Möglichkeit mehr dazu ergeben. „Lange werden wir nicht mehr warten müssen.“, erklärte Harry, in dem sich plötzlich ein Gefühl regte, das er kannte. Ein Wissen, dass etwas geschehen würde, bald, vielleicht in den nächsten Minuten.
Es hing mit seiner Wahrnehmung der Magie zusammen, als wäre er durch sie mit jedem Magier auf der Welt in einer nicht zu greifenden Weise verbunden. Ihre Geister schienen sich nur ganz leicht, fast unmerklich, berühren. Vorsichtig streckte er seine Fühler aus, suchte und suchte, durchwühlte die Ströme der Magie, ließ sich von ihnen tragen und glitt sie entlang. Er durchschwamm Flüsse aus geschmolzenem Edelstein, um dann in den schwarzen Wogen dunkler Energien zu tauchen.
„Harry! Harry! Du musst dich vorsehen! Ich habe es auch gefühlt!“, sprach Merlins Stimme plötzlich in seinen Gedanken.
„Merlin!“, Harrys Gedanken drückten Erstaunen aus, das der Zirkelmagier sofort auffing.
„Auch andere können dich finden, wenn dein Geist sich von deinem Körper trennt. Nur in deinem Herzen bist du vor anderen sicher“, erklärte der alte Zauberer.
Ein Aufschrei hallte durch seinen Kopf, ein einzelner Schrei, ausgestossen von hundert Seelen, in nur einem einzigen grauenvollen Moment. Bilder schossen wirr durch seinen Kopf, unmöglich zu erkennen. Es waren die Gefühle vieler Männer, Panik, Furcht, aber auch Mordlust und Ekstase. Wut, maßlose brennende Wut, Hass auf alles lebende.
„Was ist das?“, wollte Harry panisch wissen.
„Der Angriff hat begonnen. Unser Feind fühlt sich stark genug uns die Stirn zu bieten. Er war schon immer äußerst überheblich, vielleicht ist es unsere Chance. Harry, folge den Nachrichten, die gleich eintreffen und komm zu mir, ich brauche dich, Alleine bin ich zu schwach. Vielleicht gelingt es mir noch einige andere Zirkelmagier zu überzeugen nicht nur abzuwarten und die eigenen Ränke zu schmieden.“ Merlins Geist verschwand. Sofort zog sich Harry zurück, kehrte wieder in den Salon im Grimmauldplatz Nummer 12 zurück, der ihm mit einem Mal viel wärmer und gemütlicher vorkam. Sirius saß ihm mit einem besorgten Ausdruck in den dunklen Augen gegenüber.
„Es hat begonnen.“, stieß Harry hervor. Sofort nickte Sirius, stand auf und reichte ihm die Hand um ihm aufzuhelfen. Er ergriff sie sofort.
Kingsley stürzte in den Raum. Auf seiner Stirn glänzte Schweiß, während in seinen Augen Entschlossenheit funkelte.
„Die Eisernen stoßen vor, aber es sind auch andere Zauberer unter ihnen. Das Ministerium hat befohlen, dass alle Auroren, die sich zur Verfügung halten sollten am alten Ministeriumsgebäude eintreffen sollen. Dort werden wir ihnen entgegentreten. Was die Muggel vorhaben ist noch unklar.“, berichtete der Auror und blickte Harry erwartungsvoll an.
„Worauf warten wir noch?“, meinte dieser knapp und trat aus dem Salon. Alle Anspannung fiel von Harry ab, als er die Eingangshalle betrat. Eine Ruhe breitete sich in ihm aus, die er sich in einer solchen Situation niemals zugetraut hatte. Durch das Gespräch mit Sirius war ihm die Angst und Sorge um seine Freunde genommen worden. Sie alle standen fest hinter ihm, entschlossen den Weg zusammen mit ihm zu beschreiten, solange das Schicksal es zuließ. Nichts konnte sie davon abbringen, nicht einmal er.
Vielleicht war diese Erkenntnis der fehlende Teil seines Herzens gewesen, das Harry nun angenommen hatte. Keine Zweifel, keine Furcht, sondern etwas anderes, eine Sicherheit nicht alleine zu sein.
Sie alle blickten ihn an, als er aus dem Salon trat.
„Es geht also los?“, fragte Tonks, als sie Harry den Mantel reichte.
„Ja. Wünschen wir uns Glück.“, erwiderte er, woraufhin einige zustimmende Rufe zu hören waren.
Die Luft war kühl und klar, als aus dem Grimmauldplatz hinaus traten. Im Westen waren die letzten roten Strahlen der Sonne zu sehen, während weiter im Ost bereits die ersten Sterne zu ihnen hinunter funkelten. Eine der Straßenlaternen flackerte und erlosch. Schatten legten sich über den Gehweg und einen Teil der Straße. Einer nach dem anderen apparierten sie zu ihrem Ziel: Dem alten Ministerium. Niemand hatte die Magier bemerkt, die dort einfach ins Nichts hinein spaziert waren, nicht einmal der alte Mann, der müde an einem Fenster saß.
Harry hörte einen überraschten Ruf, als er auftauchte und sprang sofort zur Seite, um dem heran eilenden Auror auszuweichen. Im nächsten Moment prallte der Mann gegen Kingsley, der mit einem Knallen vor ihm erschien. Mit einem Fluchen landete er auf der Straße, rappelte sich aber sofort wieder auf. Um sie herum herrschte hektisches Treiben, ähnlich dem in einem Bienenstock. Noch nie hatte Harry so viele dunkelblaue Umhänge gesehen wie in dieser Nacht. Überall schälten sich weitere Auroren aus den Schatten der Nacht, eilten hierhin und dorthin.
Endlich nahm er sich die Gelegenheit die Umgebung näher unter Augenschein zu nehmen. Sie standen vor dem Tor eines großen Anwesens, dessen majestätische Säulen vor ihm aufragten. Der weiße Marmor spiegelte das Licht des aufgehenden Mondes in silbrigem Glanz. Mächtige Angeln hielten das Eiserne Tor, durch das unablässig Zauberer und Hexen strömten und Eulen hinein flatterten.
Am südöstlichen Himmel steigen die schwarzen Rauchsäulen aus der Innenstadt empor, verdunkelten den Himmel, bis eine finstere Wand sämtliches Licht verschlang. Noch was nichts von den Eisernen zu sehen, aber Harry zweifelte nicht daran, dass sie bereits heranschlichen. Langsam, geschützt von Dunkelheit und Finsternis, pirschten sich die Kreaturen an sie heran, um sie mit stählernen Klauen zu entleiben.
„Hey ihr da aus dem Weg!“, rief jemand der Gruppe des Ordens zu, die hinter Harry stand. Sofort bildeten sie eine Gasse, durch die zwei Magier liefen, beladen mit Papierrollen, die nicht so aussahen, als stamme es aus Zaubererhand. Vielmehr erkannte Harry das Emblem des Englischen Nachrichtendienstes auf einer Karte.
„Sagen wir dem Minister guten Tag.“, meinte Harry und schritt auf den Eingang des Anwesens zu. Es war gigantisch, eine der größten Villen, die Harry jemals erblickt hatte. Mit seinen drei Stockwerken reichte es um hunderten von Menschen Platz zu bieten. Das Dach ragte hoch hinauf in den nächtlichen Himmel, einem gewaltigen Bergmassiv gleich. Aber auch die Gemeinschaft der Zauberer war gewachsen genau wie die Bürokratie, so dass irgendwann eines neues Machtzentrum gesucht werden musste.
Schnell lief Harry die blank polierten Stufen empor. Viel hatte er erwartet, aber nicht das. Der Prunk aus vergangenen Zeiten, den einige alte Zaubererfamilien heute noch genossen, war sprichwörtlich, aber alleine die Eingangshalle ließ jeden Königspalast aus Legenden verblassen. Die Decke schmückten glänzende Goldornamente, die Szenen aus Mythen darstellten, Faune, die Dryaden nachstellten, Minotauren im Kampf gegen menschliche Helden und Drachen, die majestätisch den Himmel bevölkerten. All diese Figuren, geschnitten aus massivem Gold bewegten sich, um wieder und wieder ihr Spiel zum Besten zu geben.
Es war zuviel um alles auf einmal aufnehmen zu können, so dass Harry langsam seinen Blick über den Prunk gleiten ließ. Boden und Treppe waren mit teuren Teppichen ausgelegt, geschmückt mit silbernen Stickereien und Sprüchen in Latein.
„Möge jeder in diesen Hallen auf Gerechtigkeit wandeln.“, übersetzte Hermine eifrig.
„Das waren einst goldene Zeiten.“, murmelte Arthur und strich über den Marmornen Körper eines Zentauren, der die Treppe bewachte. Die Vorderhufe erhoben, sah er zugleich elegant, anmutig, aber auch gefährlich aus. In seinen Händen hielt er einen mächtigen Zweihänder, zum Schlag erhoben. Der Bildhauer hatte in der Tat meisterhafte Arbeit geleistet. Die Züge waren derart fein geschnitten, dass es aussah als würde der Zentaure jeden Moment erwachen können.
Von seiner Umgebung wie geblendet folgte Harry dem Strom der Zauberer auf die Galerie empor. Auch hier herrschte purer Luxus. Sogar an den Gestalten in den Bildern schien dies nicht vorüber gegangen zu sein. Sie trugen wichtigtuerische, blasierte Gesichter zur Schau. Viele Türen zweigten von der Empore ab, führten zu weiteren Korridoren oder kostspielig eingerichteten Büroräumen, die von Papier überquollen.
„Das muss es sein.“, meinte Ron und deutete auf eine breite Flügeltüre vor der zwei Zauberer in Aurorengewändern standen, die sich jedoch von denen ihrer Kollegen unterschieden. An den Borten ihrer Roben waren mit feinen goldenen Fäden die Embleme des Ministeriums eingestickt.
„Ja, das ist die Leibwache des Ministers, ausgewählt aus den besten Absolventen der Aurorenschule.“, erklärte Lupin mit besorgtem Blick.
Wachsam blickten die beiden Magier aus, als sich die große Gruppe aus Hexen und Zauberern näherte, alle mit grimmigen, entschlossenen Gesichtern. Einer löste sich von seinem Posten und ging den Ankömmlingen zwei Schritte entgegen. Dabei versuchte er seine Bewegungen autoritär und fest aussehen zu lassen, aber harry blieb die Nervosität in seinem Blick nicht verborgen.
„Die Herren und Damen wünschen?“, fragte er mit eisiger Stimme.
„Wir würden gerne den Minister sprechen.“, antwortete Harry freundlich.
„Er ist in einer Besprechung und für niemanden zu sprechen.“, kam die erwartete Ansage.
„Ich glaube ihr missversteht mich. Wir haben euch nicht um Erlaubnis gefragt, sondern eher gebeten die Türe zu öffnen.“, entgegnete Harry mit bedrohlich leiser Stimme.
Perplex starrte der Leibwächter erst ihn, dann seinen Kollegen an, der nur stumm die Achseln zuckte.
„Das ist Harry Potter, er wird schon seine Gründe haben.“, meinte der Auror, bevor er die Türe mit einem kräftigen Stoß aufschob. „Es war mir eine Ehre sie kennenzulernen.“
„Vielen Dank.“, entgegnete Harry mit einem freundlichen Nicken in seine Richtung.
Lange Bücherregale, die von alten Pergamentrollen überquollen, standen an den Wänden. Sie waren so hoch, dass man die obersten Reihen nur mit Hilfe einer Leiter oder Magie erreichen konnte. Der Geruch nach alten Büchern lag in der Luft, gemischt mit dem von Bohnerwachs, was den glänzenden Parkettboden erklärte. Ein großer Ovaler Tisch aus poliertem Zedernholz stand in der Mitte des Raumes, umgeben von prächtigen Lehnstühlen, die nun zur Seite geschoben worden waren, teilweise sogar umgestürzt.
Laute Stimmen, ärgerlich, drängend und auch offen feindselig, hallten durch den Raum. Nur eine Person saß noch auf ihrem Platz, den Kopf auf die Hände gestützt, hoffnungslos, verloren. Tiberius Ogden blickte als einziger auf, als Harry den Raum betrat. In seinen Augen war nicht zu lesen, was der Mann gerade empfinden mochte.
Seine Berater hatten sich alle sämtlich von ihren Plätzen erhoben, über den Tisch gebeugt und schrien einander wild durcheinander an. Selbst wenn Harry die Absicht gehabt hätte etwas zu verstehen wäre es ihm im herrschenden Chaos unmöglich gewesen. Papierblätter segelten zu Boden, als einer der Zauberer sie mit einer zornigen Bewegung vom Tisch fegte. Daraufhin wurden die wütenden Rufe noch lauter. Ogden verzog das Gesicht und ließ sich resignierend tiefer ins einen Stuhl sinken.
„RUHE!“, donnerte eine unglaublich kräftige Stimme durch die Bibliothek, hallte von den Wänden wieder und brachte augenblicklich alle zum verstummen. Die Köpfe der Anwesenden ruckten herum, dann weiteten sich ihre Augen angesichts der Person, die mit zornig blitzenden Augen in der Tür stand.
„Hinsetzen!“, befahl Merlin, während er mit kraftvollen Schritten an Harry vorbei näher an den Tisch heran trat. Stumm richteten die Berater des Ministers ihre Stühle wieder auf um sich wie kleine Schuljungen eingeschüchtert darauf niederzulassen. Ogden war gänzlich bleich geworden, so als wäre ihm ein rachsüchtiger Geist erschienen um ihn zu verschlingen.
„Herr Minister was gedenkt ihr angesichts der näher rückenden Gefahr zu tun?“, fragte der Zirkelmeister mit spöttisch glitzernden Augen.
„Wir beraten uns noch, aber der Feind ist übermächtig. Wir brauchen einen Plan und...“, versuchte sich der Minister zu rechtfertigen.
„Schluss! Der Feind ist übermächtig, weil ihr ihn so erscheinen lasst. Ihr habt nicht einmal den Versuch gemacht ihm entschlossen entgegenzutreten. Das einzige was ich draußen sah war Chaos. Die Kranken aus eurem Hospital, de in den Häusern auf der gegenüberliegenden Straße mit dem Tod ringen wurden noch nicht einmal in Sicherheit gebracht!“, rief Merlin, die Handflächen flach auf die Tischplatte gedrückt. „Zeigt endlich Rückrad Tiberius! Geht dort nach draußen, befehlt über die vielen tapferen Zauberer und Hexen, wie jene, die jetzt vor euch stehen!“ Er deutete auf die Mitglieder des Ordens, die ihm ernst zunickten. „Mut ist jetzt eure stärkste Waffe. Tretet ihnen entgegen um die zu retten, die euch teuer sind. Jede Stunde, die ihr sie aufhaltet ist kostbarer als ein ganzes Leben zu fliehen.“
Einen Moment lang schien der Minister mit sich selbst zu ringen, dann erhob er sich. Sein Blick bohrte sich in den Merlins, doch er verlor das stumme Duell. Errötend schlug Ogden die Augen nieder, atmete tief durch und straffte die Schultern.
„Folgt mir, tun wir was getan werden muss.“, sprach er an seinen Stab an, der unsicher hinter dem Minister den Raum verließ. Sie sahen aus wie Kinder, die sich gerade von ihrem Lehrer eine Strafpredigt hatten anhören müssen, aber auch irgendwie erleichtert, da es hinter ihnen lag.
„Und jetzt?“, wollte Ron wissen, als der letzte Umhang durch die Tür entschwunden war.
„Jetzt gehen wir wieder raus und warten.“, antwortete Merlin und klopfte ihm auf die Schulter.
„Warten?“
„Warten.“
Kein Licht stand mehr im Westen, als die Gruppe die Villa wieder verließ. Tiefe Nacht herrschte über ihnen, nur erhellt von unzähligen Lichtkugeln, die über der Straße und den Gebäuden schwebten. Im unnatürlich hellen Licht wirkten die Schatten noch schwärzer als normal, wie Vorboten nahenden Unheils. Eine lange Reihe Zauberer blockierte die Straße, wie ein lebendiger Schild. Sie alle hörten aufmerksam den Anweisungen Ogdens zu, der mit flammenden Worten an ihren Schwur appellierte.
Merlin blieb stehen und blickte stumm die breite Straße hinab. Irgendwo dort kamen sie heran, Kreaturen aus schwarzem Stahl, zum Töten geschaffen, gnadenlos, gewissenlos. Aber nicht nur sie kamen, sondern auch Zauberer, die sicherlich im Besitz unbekannter, verderbter Kräfte waren. Diese Nacht würde über ihre Zukunft entscheiden, falls es eine geben sollte. Fast spöttisch heiter funkelten die unzähligen Augen der Sterne zu ihnen hinab. Wortlos stellte sich der Orden des Phönix an seinen Platz im Zentrum des Schildes, das Beweisen musste, ob es den Hammerschlag eines wütenden Gottes abwehren konnte. Ginny ergriff Harrys Hand, die völlig ruhig war. Dagegen zitterte ihre leicht. Er spürte keine Furcht oder Schrecken, nur eine spannende Erwartung, aber vielleicht würde der Schrecken noch kommen und dann mit Macht. Aber seine Freunde waren bei ihm, standen ihm bei und niemals würden sie zurückweichen.
„Ich wusste, dass ich dich hier treffe.“, meinte Verity, die hinter ihm auftauchte. Kurz blickte Harry in ihr Gesicht, die großen dunklen Augen, das fein geschnittene bleiche Gesicht. Sie strahlte Ruhe aus, aber der Schein trog. Leicht knabberte sie an ihrer Unterlippe.
„Ich bin immer da, wo man mich braucht.“, erwiderte Harry, dann drehte er sich wieder nach vorne.
„Ollivander und Nicolas sind auf der linken Seite. Sanguini und Cassnadra zu unserer Rechten.“, erklärte sie leise an seinem Ohr.
„Und Merlin?“
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat er wieder über den Horizont hinaus gesehen und ist etwas erledigen gegangen.“
„Er hat keine Ahnung wo der Horizont ist.“, lachte Harry, wurde aber sofort wieder ernst. Dies war nun wirklich nicht der richtige Moment zum scherzen.
„Harry?“, fragte Ginny mit leicht brüchiger Stimme.
„Hm?“, murmelte er.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich möchte eines klarstellen: Bis jetzt hatte ich das Leben, das ich mir immer wollte und zwar deiner Seite, egal wo oder wann, ich bleibe bei dir.“
„Ich auch und ich liebe dich.“, hauchte Harry in ihr Ohr. „Wirst du mir folgen?“
„Bis in den Tod.“


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Schon als mir zum ersten Mal klar wurde, dass Bücher von Menschen geschrieben werden und nicht einfach so auf Bäumen wachsen, stand für mich fest, dass ich genau das machen wollte.
Joanne K. Rowling