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Fanfiction

Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 14 Drachenfeuer

von Reaver

Sengende, verzehrende Flammen verschlangen die Welt, fraßen sich durch die Schöpfung und verwandelten alles, was sich ihnen in den Weg stellte in kleine Ascheflocken, die vom glühenden Wind hinfort getragen wurden.
Der silberne Schild flackerte und erlosch. Harry fiel auf die Knie, zu Tode erschöpft und schwer nach Atem ringend. Der Zauber war das einzige gewesen, was zwischen ihm, seinen Freunden und dem Drachenfeuer gewesen war. Eine Schneise flammender Zerstörung war über sie hinweg gezogen, als mit sich der uralte Drache mit wenigen Schlägen in die tiefen, dunklen Wolken geschraubt hatte. Seine Bewegungen waren von tödlicher Eleganz und anmutiger, als man für eine Kreatur dieser Größe vermutet hätte.
Wie ein gleißender Stern war der Drache auf sie hinab geschossen, während aus seinem mit riesigen Zähnen gespickten Maul ein alles verzehrender Feuerstrahl schoss. In letzter Sekunde war es Harry gelungen den silbernen Schild zu erschaffen. Die Woge aus Flammen war daran zerschellt wie an einem Wellenbrecher. Dafür hatte sich die Straße unter ihnen in eine kleine Hölle verwandelt.
Die Welt bestand nur noch aus Hitze und Tod.
Harry spürte, wie er vornüber fiel und mit dem Gesicht auf den heißen Dachziegeln landete. Er war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Es war, als hätte jemand ihm alle Energie entzogen, selbst den Teil, der für das Leben selbst zuständig war. Sein Herz hämmerte gegen die Brust und verzweifelt rang Harry nach Luft, hatte aber das Gefühl, dass nur heiße Asche seine Lungen fühlte.
Eine Hand berührte seine Schulter und zog ihn leicht in die Höhe. Stimmen redeten auf ihn ein, drangen aber nicht bin in seinen Geist. Vor seinen Augen tanzten Farben, die zu immer neuen, noch abstrakteren Mustern gerannen. Immer weiter entfernte er sich von der Realität, glitt langsam hinüber in seine eigene kleine Hölle.
Eine Hand klatschte in Harrys Gesicht.
Kurz glühten die Farben vor seinen Augen auf und formten dann Ginnys Gesicht. Ihre Lippen bewegten sich, doch kein Ton drang an seine Ohren. Nur das monotone Rauschen seines eigenen Blutes füllte Kopf und Geist.
„Harry! Harry kannst du mich hören?“, nach einer Ewigkeit, wie es Harry schien, ergaben die einzelnen Fetzen ihrer Worte einen Sinn. Stumm nickte er, kaum mehr als ein Wippen seines Kopfes.
„Versuch aufzustehen! Wir müssen hier weg!“, rief sie mit kaum unterdrückter Panik in der Stimme.
Sofort versuchte Harry aufzustehen, strauchelte einen Moment, dann griffen ihn mehrere Hände unter den Schultern. Schwindel überkam ihn und kurz wurde ihm Schwarz vor Augen. Kräftig schüttelte er Kopf, als seine Erinnerungen aus dem Chaos in seinem Geist zurückkehrten und endlich Sinn ergaben. Ein Funken Energie befand sich wieder in seinem Körper, aber kaum mehr als ein schwaches Glimmen.
Endlich verschwand der Schwindel, als Harry einige Schritte getorkelt war, aber die Schwäche blieb. Entsetzt blickte er sich um. Das brennende Wrack des Hubschraubers ragte aus dem Dach des gegenüberliegenden Hauses. Es sah aus als hätten es riesige Klauen entzwei gerissen und wie einen Ball hinab zur Erde geschleudert. Niemand konnte dieses Inferno überlebt haben. Dicke ölige Rauchwolken verdunkelten den Himmel und verbargen gnädigerweise den Schrecken, der sich hinter dem Vorhang befand. Aber alleine ihn zu hören war schlimm genug.
Grauenvolle Schreie, die selbst das Fauchen und Wüten der Flammen übertönten, mischten sich mit dem Geräusch berstenden Stahls. Harry blickte in die Gesichter seine Freunde, auf denen keine Regung zu erkennen war. Sie sahen den Schrecken, aber begriffen ihn noch nicht. Dies würde später kommen und mit aller Macht.
Sirius hatte den ohnmächtigen Merlin vor sich auf seinen Besen genommen und stieß sich ab. Nur schwer gewann er an Höhe, aber schon bald war er in den Rauchschwaden verschwunden. Lupin und Hermine folgten ihm. Harry stieg mit zitternden Gliedern auf seinen Feuerblitz.
„Schaffst du das auch?“, fragte Ginny besorgt, ihren Besen noch in den Fingern.
„Wenn ich einen Schnatz fangen kann, währen ich von einem verzauberten Klatscher verfolgt werde, dann schaffe ich es auch geradeaus zu fliegen.“, entgegnete Harry, aber ein aufmunterndes Lächeln konnte er nicht auf sein Gesicht zaubern. Kräftig stieß er sich ab. Hinter ihm sausten Ginny, Ron und Arthur in die Höhe. Das Schlusslicht bildeten Verity und Ollivander, deren Gesichter fast totenblass waren. Tiefer Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab, aber Harry zweifelte daran, dass er besser aussah, eher das Gegenteil.
Weit gestaffelt flogen sie über die verwundete Stadt. Wo einst ein Netz wohlgeordneter Strassen sichtbar gewesen war herrschte nun das Chaos. Menschen trampelten einander in panischer Flucht nieder, während hinter ihnen der stählerne Tod Einzug hielt. Die eiserne Flut brandete über Dächer und Türme, stieg aber langsamer als Harry befürchtet hatte aber schneller als seine Hoffnung gewesen war.
Ohnmächtig musste Harry mit ansehen wie ihre Klauen blutige Ernte unter den Muggeln hielten, die nicht schnell genug die Flucht ergreifen konnten. Schauernd wandte er den Blick ab, zwang sich das Geschehen unter ihm zu ignorieren. Sein Gewissen protestierte aber sein Aufbegehren war nicht stark genug um ihn wieder hinab in die Straßen blicken zu lassen.
Dies rettete ihm das Leben. Nur kurz erblickte er den heran sausenden Schatten, der sich hinter einem dunklen Rauchsäule abzeichnete. Reflexartig zwang er seinen Besen in einen halsbrecherischen Sturzflug, während über ihm die gewaltigen Kiefer des Drachen krachend aufeinander schlugen. Die Schwingen dicht an den Körper gelegt brauste die Kreatur über ihn hinweg, bevor sie den Sturzflug elegant abfing und wieder hinauf in den wolkenverhangenen Himmel stieg, bereit ein nächstes Mal zuzuschlagen.
„Gebt Acht! Die Augen auf!“, brüllte Lupin, der den Zauberstab erhoben hatte und die Rauchschaden nach dem Drachen absuchte.
Harry zitterte am ganzen Lieb, als er langsam wieder in die Höhe stieg. Er hatte den Atem des Drachen riechen können, so nah war er dem Tod gewesen. Irgendwo lauerte diese uralte Kreatur, flog auf ihren mächtigen Schwingen durch die Wolken bereit aus ihnen hervorzubrechen und zu töten.
„Nur ruhig, fliegt weiter und haltet Abstand voneinander!“, rief ihnen Sirius zu, dessen Besen durch die zusätzliche Last von Merlin im frischen Wind torkelte.
„Wo bist du?“, flüsterte Harry in die Böen, die ihm mit Kraft ins Gesicht bliesen.
Ein Lachen in seinem Kopf antwortete ihm.
Eine kalte leblose Stimme war es, die kaum etwas menschliches an sich hatte. Erschrocken fuhr Harry hoch, blickte sich um, konnte aber nur seine Freund erkennen. Sie hatten nichts gehört. Er auch nicht. Seine strapazierten Nerven spielten ihm Streiche, entschied Harry.
„NEIN! Hier bin ich!“, schrie jemand in seine Gedanken.
Die Rauchsäule neben ihm wurde von einem kräftigen Flügelschlag zerteilt. Rasend schnell, wie eine Woge aus Feuer und Tod stürzte der Drache auf ihn hinab. Harry reagierte völlig anders, als er es erwartet hätte und als der Drache es hätte voraussehen können. Statt sein Glück mit einem waghalsigen Sturzflug zu versuchen schoss er in die Höhe, hinein in die Wolken. Mit einem wütenden Brüllen jagte sein Gegner unter ihm hinweg. Flammen züngelten aus seinen Nüstern.
Aber es war nicht nur der Drache, den Harry sah. Zwischen den kräftigen Schwingen saß eine kleine menschliche Gestalt, die wütend zu ihm hinauf blickte. Das Haar war flammend rot, genau wie sein Mantel. Ein zorniges Knurren glitt durch Harrys Gedanken, auf das er mit einem zufriedenen Kichern antwortete.
„Glaub bloß nicht du seist in Sicherheit kleines Zirkelmagierlein.“, zischte der Zauberer, der auf seinem Reittier wieder in Dunst und Qualm verschwunden war. Harry krallte seine zitternden Finger um den Schaft seines Besens. Wer war dieser Magier auf dem Rücken des Drachen? Er kam aus der Welt hinter den Spiegeln aber dort war er bislang nicht in Harrys Beisein in Erscheinung getreten.
Ein heiseres Lachen antwortete wieder auf seine Überlegungen. Es tat fast weh, als hätte sich ein anderer Geist in den seinen gekrallt.
Denk an Okklumentik! Langsam zwang Harry den Sturm von Gefühlen in sich wieder in geordnete bahnen, leerte seine Gedanken und errichtete eine Mauer um seinen Geist, der nun wieder gradlinig und klar funktionierte. Etwas schlug dagegen, kräftig und mit aller Macht. Ein Wutschrei hallte leise und schwach in seinem Kopf wieder. Er hatte es geschafft.
„Schneller! Ihr müsst Schneller fliegen!“, brüllte Harry, als unter ihm der geflügelte Schatten hinauf schoss. Näher und näher, dann wurde die Wolke unter ihm entzwei gerissen. Glut und Hitze wallten ihm entgegen, als der Drache ihm sein sengendes Feuer entgegen spie.
Harry legte sich flach auf seinen Besen und stürzte sich hinab in das dunkle Ungewisse unter ihm. Die gleißenden Flammen erstarben hinter ihm, als der Drache ihm nachsetzte. Hastig legte sich Harry in die Kurve, als wie aus dem Nichts ein hoher Schornstein vor ihm auftauchte. Kurz riskierte er zurückzublicken, bereute es aber sofort wieder. Ein Feuerstrahl schoss auf ihn zu, verzehrte den Stein des Schornsteins und versengte den hinteren Teil seines Besens.
„Flieh nur, flieh nur!“, lachte jemand wie von weiter Ferne. „Kein Besen ist schneller als ein Drache!“ Wie um seine Worte zu bestätigen schoss die Kreatur heran. Harry wurde von einer Sekunde zu nächsten klar, dass der geheimnisvolle Fremde nur mit ihm gespielt hatte.
Die Klauen zerschnitten die Luft neben seinem Gesicht. Nur seine schnelle Reaktion hatte ihn gerettet, dafür aber war noch langsamer geworden. Kurz über dem Dachfirst jagte er dahin, über ihm der Drache, der wieder und wieder nach ihm hieb.
Harry schrie auf, als er mit einer Rolle den Klauen entkam dafür aber schmerzhaft mit der Schulter über die Ziegel schrammte. Dann war plötzlich kein Dach mehr unter ihm. Ohne zu wissen was unter ihm war steuerte er seinen Besen in die schmale Gasse hinein. Im letzen Moment konnte er noch einer Telefonleitung ausweichen, die plötzlich vor ihm auftauchte.
Ziegelsteine regneten hinab, als der Drache mit einem Krachen auf dem Haus landete. Ein tiefes Knurren erklang. Als Harry den Kopf hob blickte er in die schmalen gelben Augen des riesigen Reptils, in denen ein altes, nie vergehendes Feuer loderte. Der mächtige Schädel war schlank und anmutig geschwungene Hörner zeigten nach hinten. Das Schuppenkleid schimmerte in einem edlen Dunkelgrün und glitzerte bei jeder Bewegung der gewaltigen Kreatur.
„Komm hol die deine Beute.“, hörte Harry ein Flüstern in seinen Gedanken, als der Zauberer dem Tier einen Befehl gab. Grollend hob der Drache das Haupt in den Nacken und Flammen loderten aus seinem Maul.
„Och bitte nicht.“, murmelte Harry, stieß sich ab und schoss aus der Gasse heraus. Dunkelrotes Feuer folgte ihm. Der Gluthauch biss schmerzhaft in seine Haut, aber er schon weit genug entfernt um von der Hitze verzehrt zu werden. Tief über den Besen gebeugt schoss er quer über die Straße. Ein Löschzug hielt mit quietschenden Reifen an und der Fahrer starrte entgeistert dem Zauberer nach, der schon in der nächsten schmalen Straße verschwunden war.
Harry jagte durch das Netz der schmalen Straßen, das London durchzog, immer gefolgt von dem riesigen Schatten, der Flammen speiend die Stadt in Schutt und Asche legte. Erschöpft legte er sich wieder in eine scharfe Kurve. Kurz zog der Schatten über ihn hinweg, dann tauchte er wieder über ihm auf. Entmutigt schüttelte Harry den Kopf. All sein Flugkönnen hatte nicht gebracht, keine Finte, kein Trick, Nichts.
Bei seinem Kampf mit dem Hornschwanz hatte er die Größe seines Gegners ausgenutzt um zu gewinnen, aber diesmal würde er nicht nah genug herankommen um den Vorteil der Ungelenkigkeit eines riesigen Reptils nutzen zu können.
Eine Rauchsäule stieg vor ihm in den Himmel und wurde erst duzende von Metern über den Dächern vom Wind hinweg gerissen. Es war eine Verzweiflungstat aber lange würde er sich nicht mehr auf seinem treuen Besen halten können. Ein Autofahrer war in Panik mit seiner schweren Limousine in eine Hauswand gekracht. Der Wagen hatte Feuer gefangen, das auf das Gebäude übergegriffen hatte. Nun brannte es Lichterloh und das Isoliermaterial des Daches produzierte beißenden, schwarzen, öligen und vor allem undurchsichtigen Qualm.
Ein letztes Mal holte Harry alles aus seinem Feuerblitz heraus, raste auf das Haus zu, bog in die schmale Gasse daneben und riss mit aller Kraft den Besen nach oben. Von einem auf den anderen Moment tauchte er ein in tiefste, schwärzeste Nacht. Der Rauch brannte in den Augen und Harry hielt den Atem an um nicht von Hustenkrämpfen geschüttelt die Kontrolle zu verlieren. Aus dem Nichts tauchte eine gewaltige Schwinge auf. Keine handbreit vor seinem Gesicht flog der Drache vorbei.
Kurz jubelte Harry innerlich auf, bevor er schneller und schneller in den dunkeln Himmel stieg. Die Welt unter ihm verschwamm im Dunst, bis sie schließlich ganz in ihm versank. Wind zerrte an Harrys Mantel, aber er hielt eisern seinen Kurs in die Wolken hinein. Eine einzige letzte Chance. Er hatte noch nie wirklich gebetet aber jetzt tat er es.
Ein grauenvolles Brüllen erklang unter ihm und in seinem Kopf, als Drache und Zauberer begriffen, dass ihnen ihre Beute entwischt war. Wie beflügelt stieg er weiter hinauf. Harry hatte das Gefühl nur seine Hand ausstrecken zu müssen um die rettenden Wolken erreichen zu könne. In Wirklichkeit war der Weg noch grausam weit. Dies begriff er auch als unter ihm sein Jäger aus den Dunstschwaden stieg. Seine fleischgewordene Nemesis stieß einen triumphierenden Schrei aus, als sie den kleinen verlorenen Punkt am weiten Himmel erspähte.
Harry biss die Zähne zusammen und versuchte seine Gedanken nur nach vorne zu richten, statt hinter sich zu blicken. Es gelang ihm nicht ganz. Das Rauschen des Windes, der über die mächtigen Schwingen strich, die den gewaltigen Leib mit jedem Schlag weiter in die Höhe trugen, drang zu ihm herauf.
Noch hatte er Vorsprung, ziemlich viel sogar. Er klammerte sich an seine letzte Hoffnung, bis schmerzliches Begreifen sie wie eine Seifenblase zerplatzen ließ. Zu langsam. Zorn machte sich in Harry breit, als er erkannte niemals eine wirkliche Chance gehabt zu haben, nicht einmal in dem, was seine Stärke war. Der jüngste Sucher seit über hundert Jahren, hatte man ihn betitelt und nun würde ihm eine Flucht auf einem Besen zum Verhängnis? Niemals!
Lege eine Finte, Täusche, lass deinen Gegner siegesgewiss sein, dann schlage zu! Es waren die alten Worte seines Kapitäns der Quidditchmannschaft der Gryffindors, die ihm durch den Kopf schossen. Es war verrückt, was so langsam in seinem Kopf Gestalt annahm, aber Verzweiflung trieb viele Menschen über sich hinaus.
Vorsichtig brachte er seinen Besen ins Trudeln, verlangsamte etwas den Flug. Hoffentlich sah es so aus, als hätte er aufgegeben, betete Harry innerlich. Ein Lachen hallte durch seinen Kopf. Freue dich nur nicht zu früh, antwortete Harry im Stillen.
Keine zehn Meter trennten sie mehr voneinander, als Harry sich mitsamt Besen nach hinten Kippen ließ. Wie ein Blitz beschleunigte er nach unten, dem vollkommen Erstaunten Drachenreiter entgegen. Geschickt wich er dem zuschnappenden Maul aus, dessen fauliger Atem ihm in die Nase stieg.
„Silvenus!“, brüllte Harry, den Zauberstab auf die erstarrte Fratze des anderen Zauberers gerichtet. Gleißendes, goldenes Licht erstrahlte, als der Blitz aus der Spitze des Stabes heraus schoss. Dem Drachenreiter blieb keine Chance zu reagieren. Ihm gelang es nur noch sich etwas im Sattel aufzurichten, dann ertönte ein schriller Schrei. Ein Grausamer Ton, schrecklicher als er jemals aus einer menschlichen Kehle dringen konnte. Im hellen goldenen Licht erkannte Harry feine Narbenlinien auf der Haut seines Gegners, die verschlungene Muster bildeten.
Die Wucht des Fluches riss den Magier aus dem Sattel, schleuderte ihn wie ein Hammerschlag der Erde entgegen. Auch aus der tiefen Kehle des Drachen drang ein wütendes Brüllen. Nur mit Mühe gelang es Harry dem peitschenden Schwanz auszuweichen. Nur um wenige Zentimeter verfehlten ihn die scharfen Dornen.
Der flammend rote Mantel des anderen Zauberers flatterte wild hinter ihm her, als er hinab zur Erde stürzte. Hinter Harry wendete der Drache um in einem rasanten Sturzflug seinem Herrn hinterher zu jagen. Die Schwingen dicht an den Körper gelegt stürzte er hinab, einem schillernder dunkelgrünen Pfeil gleich. Einen Moment dachte Harry daran den Drachen selber mit einem Fluch zu belegen, wandte sich dann aber ab. Es war nun nicht mehr wichtig. Er hatte entkommen wollen und dies war ihm gelungen. Bald schon verschwanden Drache und Reiter in den tiefen Dunstschwaden wie in den Wellen eines trägen aber gigantischen Ozeans.
Der frische Wind pfiff Harry um die Ohren, als er über die langsam dahin fließende Themse flog, aber jetzt kam ihm die Brise vor wie ein Bote der Freiheit, der ihn willkommen hieß. Völlig am Ende seiner Kräfte klammerte er sich an seinen Besen, der wie von selbst den Weg nach Hause fand.
„Hey! Harry!“, ertönte plötzlich hinter ihm ein Ruf. Langsam wandte Harry den Kopf und erkannte zwei kleine schwarze Punkte, die rasch zu ihm aufschlossen. Kurz darauf erkannte er Sirius und Ginny, die ihm freudig zuwinkten.
„Wir hatten schon das Schlimmste befürchtet, aber so wie du aus siehst warst du auch nah dran!“, meinte Harrys Patenonkel grinsend, als er seinen Besen neben den Feuerblitz lenkte. Nach den Worten starrte Ginny ihn einen Moment lang böse an, dann fiel sie ihm in der Luft um den Hals. Fast wäre er vom Besen gestürzt und konnte dies nur verhindern, indem er sich mit aller Kraft festkrallte.
„Ich freue mich ja auch dich zu sehen.“, sprach Harry matt.
„Musst du immer solche Alleingänge machen?“, fragte Ginny etwas missmutig, strahlte aber dennoch über das ganze Gesicht.
„Ich hab es mir nicht ausgesucht. Aber erzählen werde ich das ein andermal.“, erwiderte er grinsend. „Im Moment tut mir jeder Knochen weh, ich bin zu müde um Hunger zu haben und will ins Bett!“

Der Helikopter schwebte hoch über der rauchverhangenen Londoner Innenstadt, aber selbst hunderte Meter über den Hausdächern konnte man das Ausmaß der Zerstörung nicht abschätzen. Flammen verzehrten in Stunden was von Menschen in hunderten von Jahren mühsam aufgebaut worden war. Qualm und Dunst verschleierten gnädigerweise den Blick auf die Skelette ausgebrannter Häuser, aber zu oft trieb der Wind den Rauch fort und gab die Sicht auf die Zerstörung frei.
Über einen Tag war es her, dass sie aus der Hölle von London entkommen waren, aber die Flammen fraßen sich unersättlich weiter durch das Herz der Stadt, das nun von kalten Geschöpfen aus schwarzem Stahl bevölkert war anstatt mit Menschen. Harry konnte den Worten des Reporters nicht folgen. Eine zu perfide Faszination ging von den Bildern aus, die über die Scheide des Fernseher flimmerten. Hermine hatte ihn besorgt, da die Berichterstattung der Muggel um einiges aufschlussreicher war als die der Zauberer. Das House of Parliament war eine brennende Ruine und nur der Big Ben stand unversehrt und aufrecht. Die Uhr sah in der Dämmerung aus wie ein Auge, das über die verwundete Stadt wachte und niemals schlief.
„Ungeklärt ist wer für diesen Akt der Verwüstung verantwortlich ist und über welche Art der Technologie die Angreifer verfügen. Die Roboterähnlichen Wesen haben ihren Vormarsch eingestellt, nachdem sie den Bereich innerhalb der Circle Line erobert hatten. Die UN und NATO hat umfassende Hilfe zugesagt, da dieser Angriff auf die Menschlichkeit als terroritstischer Akt gewertet wurde, der umfassende Vergeltung fordere.“, sprach der Nachrichtensprecher, nachdem der Reporter mit seinem Bericht geendet hatte. Einen Moment lang saßen alle von den Nachrichten wie gelähmt da. Harry ließ das Gehörte und die schrecklichen Bilder erst einmal auf sich wirken, obwohl er aus den Augenwinkeln verstohlen Verity musterte, die gedankenverloren mit einer Strähne ihres schwarzen Haares spielte.
„Wir müssen der Muggelregierung irgendwie erklären, dass sie machtlos gegen die Eisernen sind und keine Terroristen dafür verantwortlich sind!“, meinte Hermine, die aufmerksam zugehört hatte.
„Die Frage ist, ob sie uns Glauben schenken werden. Das ist eine verdammt prikäre Situation. Es ist kein Krieg, der nur unter Zauberern geführt wird, sondern einer, der die ganze Welt betreffen kann.“, gab Lupin zu bedenken. „Unsere Schritte müssen genaustens geplant werden. Vielleicht sollten wir auch dem Minister Bescheid geben.“
„Wir müssen den Minister der Zauberer und den der Muggel einweihen!“, erklärte eine rauhe Stimme, die eher klang wie Herbstlaub, das vom Wind davon geweht wird. In der Tür, angelehnt an den Rahmen stand Merlin. Gebückt, wie er nun war, sah er aus wie ein alter Mann, nicht mehr wie einer der mächtigsten und ehrfurchtgebietendsten Magier, die die Welt je gesehen hatte.
„Merlin! Ihr seid wach!“, rief Ginny freudig überrascht.
Ohne auf sie einzugehen fuhr der Zirkelmagier fort: „Wir werden alle Unterstützung brauchen, jeden Funken Magie, jeden Arm, der eine Klinge führen kann, alles!“
„Was wird denn als nächstes geschehen?“, fragte Lupin den alten Zauberer, der sich mit einem Ächzen in einen der Sessel hatte fallen lassen.
„Wer kann das sagen? Die Zukunft entzieht sich den meisten unserer Blicke und selbst jene, die mit der Gabe des zweiten Gesichts gesegnet sind können nicht mit Bestimmtheit sagen was kommende Zeiten bringen werden.“, gab Merlin zu bedenken. Seine Haut war bleich, fast gräulich und die Wangenknochen stachen hart aus seinem Gesicht heraus, das zuvor ebenmäßig und glatt gewesen war. Was immer er durchgemacht hatte es war mehr gewesen als ein Mensch normalerweise hätte ertragen können.
„Aber ihr kennt unseren Gegner doch! Was denk ihr, werden seine nächsten Schritte sein?“, wollte Hermine wissen, die nun versuchte den Fernsehbildschirm und den Zirkelmeister im Auge zu behalten.
Der Mund Merlins verzog sich zu etwas, das wohl ein Lächeln sein sollte. „Noch größer als Stärke ist sein Ego. Nach dieser ersten Kraftdemonstration wird er versuchen uns mit einem einzigen vernichtenden Hieb seiner stählernen Faust zu zerschmettern. Vielleicht bleibt uns noch etwas Zeit. Ich vermag nicht zu sagen, wann es soweit sein wird.“ In seinen Augen blitzte es schelmisch auf, dann drehte er sich zur Tür. „Aber ich kenne jemanden der das sagen kann!“
In den Salon von Black Manor trat eine gebückte Gestalt, die Harry aber sofort erkannte. Die alte Frau war ihm noch genau so unheimlich wie bei ihrer ersten Begegnung in der alten Kirche. Cassandra Trelawney musterte alle Anwesenden mit ihren blinden, toten Augen, die mehr sahen als die jedes Lebenden.
„Alter Freund, du hast dich mal wieder kein bisschen verändert.“, sprach sie dann mit ihrer rauchigen Stimme. Es klang als würden Finger über glatte Seide streichen.
„Wir beide wissen, dass das nicht stimmt, aber sei willkommen.“, entgegnete Merlin und bedeutete ihr mit einer knappen einladenden Geste sich zu setzen. Die alte hexe deutete ein Lächeln an, bevor sie Platz nahm und ihren gebogenen Stock über ihre Knie legte.
„Erzähl uns, was hast du gesehen?“, begann Merlin nach einer Minute des Schweigens, in der Harry sich immer unbehaglicher zu fühlen begann.
„Nun, obwohl ich das zweite Gesicht besitze kann ich natürlich nicht alles sagen, was sich in Zukunft ereignen wird.“, begann Cassandra mit dunkler, geheimnisvoller Stimme, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Wer zuhörte fühlte sich sofort in ihren Bann geschlagen und vergaß alles um sich herum. „Ich sehe nur einen Teil, eine Version des Kommenden und es sind Bilder, die verschlüsselt sind und gedeutet werden müssen. Meist liegt der Schlüssel in der Vergangenheit, aber ganz selten ist es auch das eigene Handeln, was einen wissen lässt was die Bilder für eine Bestimmung in sich tragen.“ Sie machte eine kleine Pause, während ihre knotigen Hände unsicher mit dem Knauf ihres Stockes spielten. Sie war nervös.
„Nun...“, fuhr sie schließlich vor. „Ich habe die Dinge selten so verworren und vielschichtig gesehen wie dieses Mal. Es sind viele Schicksale, die miteinander verbunden sind, viele Stränge einer Geschichte, die zusammenlaufen, aber auch separat der gewobenen Zeit bleiben. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was all dies zu bedeuten hat.“
Harry versuchte sich vorzustellen, wie die Visionen wohl ausgesehen haben mochten. Er konnte es nicht. Zu viel war passiert, zu viel schreckliches hatte den Lauf der Dinge bestimmt und die Zukunft war ungewisser denn je. Beinahe wünschte er sich die klaren Fronten in der zeit von Voldemorts Schreckensherrschaft zurück. Eines war klar, der Satz: Es kann nicht schlimmer kommen war eine glatte Lüge. Vielleicht gab es sogar ein Naturgesetz nach dem es immer schlimmer kommen musste. Es gab in jeder Situation ein mehr, wie sie gerade erfahren hatten.
„Könnt ihr uns den beschreiben, was ihr gesehen habt?“, fragte Verity plötzlich und sah interessiert auf.
„Nein, aber ich kann es euch vielleicht zeigen. Seht her!“, befahl die alte Hexe, bevor sie ihren Stock von den Knien nahm. Langsam erhob sie sich mir raschelnden Gewändern aus dem Sessel. Ihre Hände strichen sacht über den kristallenen Knauf, der leicht in sanftem Licht zu glühen begann. Gräulicher Nebel kroch aus den Ecken hervor, dessen lange Finger sich vor ihnen zu einer dicken Wolke zusammen woben und die Gestalt von Personen und Landschaften annahmen. Die Illusion wurde immer feiner, bis es vorkam als werfe er einen Blick durch ein Fenster zwischen den Realitäten.
Der Kristall leuchtete Heller, während sein Licht die Szenerie langsam zum Leben erweckte. Aus dem Nebel formte sich das Gesicht eines Zauberers, der mit Schreckensweiten Augen zu ihnen herüber sah, dann verschwamm das Bild, formte sich neu und zeigte eine lange Reihe von Magiern, die sich vor einem Tor positioniert hatten. Es war die Pforte nach Hogwarts. Sie bildeten eine Gasse durch die eine in schwarze Gewänder gehüllte Gestalt trat. Als hätte sie den Blick gespürt, der auf die gerichtet war drehte sie sich um. Gleißendes Feuer verschlang das Bild, dann wurde es schwarz, bevor sich aus der Dunkelheit Schatten zu neuem Leben zusammenballten.
Harry erblickte sich selbst, in einen roten Harnisch gekleidet, der das Wappen Godric Gryffindors trug. Neben ihm standen Ginny, Hermine und Verity. Au den Augenwinkeln beobachtete Harry wie Merlin kurz die Augen niederschlug wie in einem Moment heftiger Trauer. Als Fawkes Teil der Vision wurde richtete er wieder seine ganze Aufmerksamkeit dem Geschehen zu. Das Licht des Feuervogels erhellte die Dunkelheit, die hinter den vier Nebengestalten geherrscht hatte. Hinter ihnen verließ eine endlos lange Reihe von Zauberern und Hexen, die Zauberstäbe in den Händen. Auf ihren Gesichtern zeichnete sich Angst, gemischt mit Entschlossenheit ab. Wieder wechselte die Szenerie. Eine weite Landschaft wurde sichtbar, die von der rasch aufgehenden Sonne vergoldet wurde. Der schwarze See schien nicht ganz so dunkel wie sonst, sondern fast freundlich und einladend. Sirius stand auf dem höchsten Turm von Hogwarts, eine dunkel Kugel in der Hand. Magische Flammen umspielten seine Hände, als die ersten Sonnenstrahlen das Zentrum des Gegenstandes trafen.
Dunkelheit verschlang die Sonne, löschte jedes Licht aus. Matte, fahle Helligkeit fiel auf den zerstörten Körper eines Eisernen. Unter ihm begraben lag die Gestalt eines Zauberers, den Kopf in den weichen Morast gedrückt. Seine Glieder standen in unnatürlichem Winkel vom Körper ab, als hätte ein unbarmherziger Gott eine grauenvolle Parodie eines Menschen geschaffen. Harry erkannte, dass es das kalte Licht eines Zauberstabes war, das mehr und mehr Grauen der Finsternis entriss.
Regen wurde vom Wind zu Boden gepeitscht. Plötzlich blitzte etwas goldenes unter all dem Morast und den verbogenen Gestalten der Eisernen auf. Eine Magierin mit langem Mantel rannte in das Bild und kniete neben dem goldenen Schimmer nieder. Zarte bleiche Hände entfernten Schmutz und Dreck von der glänzenden Rüstung. Harry wurde schlecht. Ein tiefer Schnitt hatte den Harnisch auf der Brust in zwei Hälften gespalten. Frisches rotes Blut sickerte in den Morst und färbte ihn in der Farbe verrinnenden Lebens.
Starre tote Augen blickten in Himmel. Das schwarze Haar war von Wasser und Moder verklebt. Harrys Finger krallten sich in die Armlehnen seines Sessel, als die Hand eine Strähne aus dem Gesicht des toten Zauberers strich. Es war sein Antlitz, das dort am Boden lag, auf einer Stätte des Todes, auf der unzählige Menschen den Tod gefunden hatten.
Alle Augen im Raum starrten ihn an, zunächst forschend, dann mit wachsendem Entsetzen. Der helle Lichtblitz mit dem die Vision verschwand entblößte die schreckensbleiche Haut der Anwesenden. Er konnte es nicht ertragen, vermochte es nicht zu realisieren. Harry sprang auf, rannte durch die Tür. Ohne, zu wissen wohin ihn seine Schritte tragen würden lief er los.
Tränen rannen über sein Gesicht, vergossen aus Wut, Furcht und einem langsamen Begreifen, dass die Aufgaben, die vor ihm lagen vielleicht sein Leben kosten würden.
„Ich sehe nur einen Teil, nur eine Version des Kommenden...“, hallten Cassandras Worte in seinem Kopf wieder. Sie waren im Moment das einzige, was ihm etwas Mut gab. Aber selbst dieser Funken Entschlossenheit konnte sich nicht lange gegen die alles auslöschende Furcht ausrichten, die immer mächtiger in ihm wurde. Jetzt begriff er was Todesangst wirklich bedeutete. Er hatte sie oft in den Augen von Hexen und Zauberern gesehen und die Endgültigkeit ihrem Blick erkannt. Nun erfuhr er sie am eigenen Leid. Zuvor war ihm nie der Gedanke gekommen, dass der kommende Augenblick sein letzter sein könnte. Dieses Gefühl hatte Harry immer aus seinem Geist verbannt. Nun kehrte es mit überragender Macht zurück.
Die Schaukel quietschte leise, als er seine Position auf dem Brett veränderte. Seine Schritte hatten ihn bis zu jenem Spielplatz getragen, den er bereits einmal, kurz vor seinem fünften Jahr in Hogwarts, aufgesucht hatte. Alles lag dunkel und verlassen da. Die Straßen waren gespenstisch leer gewesen, die Häuser finster und Harry niemandem auf der Straße begegnet. Wie sie in den Nachrichten gehört hatten war von fast ganz London evakuiert, bis man der Bedrohung Herr geworden war. Alle Bürger hatten ihre Häuser umgehend räumen müssen und sich zu verschiedenen Sammelstellen außerhalb der Stadt begeben müssen.
Was wohl die Dursleys jetzt taten? Harry musste wegen seiner eigenen Gedanken lächeln. Seit über einem Jahr hatte er beinahe keinen Gedanken mehr an die Familie seinen Onkels verschwendet. Trotzdem war er nun in der Nähe des Hauses, in dem er elf Jahre seines Lebens verbracht hatte, bis die Botschaft von Hogwarts gekommen war, die offenbarte, dass er ein Zauberer war.
Ein Windstoß wirbelte Schneeflocken durch die Luft und erweckte die Spielgeräte zu gespenstischem Leben. Harry fröstelte und bereute es ohne Mantel das Haus verlassen zu haben. Dieser Winter hielt nicht nur die Welt in seinem eisigen Griff, sondern hatte auch jede Hoffnung eingefroren.
„Alleine zu solch später Stunde durch die Stadt zu streifen ist nicht klug Harry.“, meinte plötzlich eine wohlbekannte Stimme hinter ihm.
„Ich brauchte mal wieder einen klaren Kopf, aber es hat nicht viel gebracht.“, antwortete Harry ohne sich zu Merlin umzudrehen. „Wie habt ihr mich gefunden?“
„Auch wenn ich vielleicht alt bin so kenne ich doch auch einige Tricks, die selbst euch junge Zauberer noch erstaunen dürften.“, entgegnete der Zirkelmagier lachend. „Hier, ich glaube den hast du vergessen.“ Er legte Harry seinen Mantel in den Schoß. „Harry, das was du gesehen hast...“
„Ich weiß, es ist nur eine Version der Zukunft.“, unterbrach er den alten Zauberer.
„.... wäre an niemanden spurlos vorüber gegangen.“, schloss Merlin mit verzeihendem Lächeln. „Sein eigenes mögliches Schicksal zu kennen kann Menschen verrückt machen, die verändern oder ihnen den Lebenswillen nehmen. Die Zeit auf der Erde ist das wertvollste Gut, dass ein Mensch besitzen kann, aber mit ihr zu experimentieren ist immer Gefährlich. Ich wünschte dieser Kelch wäre an dir vorüber gegangen.“
„Es ist nun einmal geschehen, aber ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Es hat alles verändert.“, sprach Harry mit bitterer Stimme. Den Mantel hatte er noch immer nicht angezogen. Die Kälte war etwas reales, an das er sich klammen konnte.
„Verändern tun wir uns immer, aber es sieht so aus, als würde uns die Zeit durch die Finger rinnen. Was wir gesehen haben mag schwer zu deuten sein, aber es liegt nahe. Lange warten können wir nicht mehr.“
„Warten worauf?“, wollte Harry wissen.
„Deinen Unterricht.“, sagte Merlin und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du wirst mehr als dein unverschämtes Glück brauchen um das Schicksal selbst zu besiegen. Du wirst Wissen brauchen, sowohl über die Magie als auch über deine eigenen Fertigkeiten, die nun langsam erwachen und du wirst deine Rolle in der Geschichte einnehmen müssen.“
„Eine Rolle, die mit meinem Tod enden wird!“, rief Harry aufgebracht.
„Nur Narren würden auf eine einzige Vision vertrauen. Behalte sie aber im Hinterkopf, denn Angst ist etwas nützliches, dass uns davor bewahrt Mut mit Dummheit zu verwechseln. Wenn du jetzt alles tun würdest um dem Tod um jeden Preis zu entgehen würdest du vielleicht sogar unwissend auf dein Schicksal hinarbeiten. Es ist eine heikle Sache durch Wissen und Handeln die eigene Zukunft zu verändern aber es ist möglich.“, erklärte Merlin ruhig. Obwohl sich Trotz in Harry regte spürte er, dass sein Gegenüber nur die Wahrheit sprach.
„Ich frage mich nur, die Zeit wohl noch alles für Überraschungen für uns bereithalten wird.“, murmelte er, während sich seine Gefühle langsam wieder zu beruhigen begannen.
„Um das herauszufinden sollten wir den Ereignissen vielleicht gestatten sich zu entwickeln. Nun komm der Unterricht sollte langsam beginnen, bevor es zu spät ist.“ Merlin hielt ihm die Hand hin, die Harry mit einem seufzen ergriff und sich in die Höhe ziehen lies. „Du solltest den da anziehen, denn es ist noch ein Stück weg.“
Harry schlüpfte in seinen Mantel, dann packte der Zirkelmagier ihn am Arm und er spürte das typische Gefühl, durch einen zu engen Schlauch gepresst zu werden. Der Spielplatz verschwand vor seinen Augen und machte Augenblicke später den geschlossenen Toren in der Außenmauer von Hogwarts Platz. Im Mondlicht glänzte das Eisen der Tore wie Silber. Dahinter zeichneten sich die Türme von Hogwarts ab, wie ein dunkles Gebirge hinter einem noch schwärzeren Himmel. Es war lange her, dass er diesen Weg beschritten hatte, aber es kam ihm vor als wäre es erst gestern gewesen. Es war ein Gefühl als würde er endlich heimkommen.
Mit einem leisen Quietschen öffneten sich die Torflügel vor ihnen und gaben den Blick frei auf die schneebedeckten Rasenflächen und das Ufer des schwarzen Sees. Die tiefen Wasser kräuselten sich im Wind. Für viele war es nur einer der vielen schottischen Hochlandseen, aber Harry hatte selbst herausgefunden was sich in seinen Tiefen verbarg. Es war ein dunkles Geheimnis gewesen, das den ersten Stein ins Rollen gebracht hatte. Nun sahen sie sich einer Lawine gegenüber, die drohte über die hinweg zu stürmen.
Das mit Sternen gespickte Himmelszelt beleuchtete für sie den gewundenen Weg, der zum Schloß hinauf führte. Nach dem Winter sollte Hogwarts wieder für Schüler geöffnet werden. Es hatte eine lange Diskussion gegeben, ob und wie man dem Ministerium mehr Kontrolle über die Schule garantieren könnte, aber schlussendlich war alles beim alten geblieben. Hermine hatte dies eine bürokratische Farce genannt.
„Komm.“, meinte Merlin und ging voran. „Es ist nicht gut zu lange Bildern aus der Vergangenheit nachzuhängen.“
Mit zügigen Schritten stiegen die beiden zum Schloss empor. Harry konnte nun die alte Magie spüren, die diesen Ort schütze. Ein Bann, mächtiger als der andere waren auf diesen magischen Boden gewoben worden. Nur langsam hatte der Zahn der Zeit sie geschwächt, aber sie waren immer noch stärker als alles, was Harry gespürt hatte. Beinahe.
Er erinnerte sich an seine Begegnung mit dem Zauberer, der den Drachen geritten hatte. Als sich er seinen Geist berührt hatte war ein ähnliches Gefühl in ihm erwacht. Etwas ähnlich machtvolles lebte in diesem Mann, aber nicht so klar und rein wie hier.
„Du spürst es, nicht wahr?“, fragte Merlin, als sie fast die Treppe erreicht hatten, die zur Pforte empor führte.
„Ja, aber ich habe etwas ähnliches auch gestern bei einem Menschen gespürt.“, entgegnete Harry leise.
„Was!?“, zischte der Zirkelmagier überrascht und blieb sofort stehen. Beunruhigt blickte er Harry an und fast meinte er etwas wie Angst in den Augen des alten Zauberers zu sehen.
„Ja, nachdem ihr ohnmächtig geworden seid.“, begann Harry zu erzählen. Die Geschehnisse auf diese Weise noch einmal durchleben zu müssen jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er ließ nichts aus, versuchte sich an jedes Detail zu erinnern, aber immer wieder schien es ihm, als hätte er etwas entscheidendes Vergessen. Fast hatten sie den Zugang zu Dumbledores Büro erreicht, als Harry mit seinem Bericht zum Ende kam. Aufmerksam hatten seine Augen auf Merlins Gesicht geruht, aber in seinen Zügen war nichts zu lesen gewesen. Nach seinem kurzen Ausbruch hatte er sich wieder völlig in der Gewalt.
„Es sieht so aus, als hätte sich unser Feind auch Verbündete jenseits der Grenze von Gut und Böse gesucht. Überaus beunruhigend.“, murmelte der Zirkelmagier nachdenklich.
„Wer ist dieser Magier denn?“, fragte Harry, der das Gesicht seines Gegners noch genau vor Augen hatte. „Er ist Teil eines Kreises von Magiern, die sich selbst für die höchsten und mächtigsten unserer Art halten. Drachennekromanten hießen sie einst. Heute sind die Geschöpfe von einst nur noch ein Schatten ihrer selbst. Von Menschen gejagt und gequält, ausgestossen und ihrer einstigen Würde beraubt gleichen die Drachen heute nur noch wilden Bestien, aber wer kann es ihnen verübeln. Niemals würden sie sich freiwillig einem Menschen unterwerfen, es sei denn sie spüren, dass ihr Gegenüber ihr Vertrauen verdient und sieht wer sie wirklich sind. Es sind stolze Geschöpfe, die mehrere Tausend Jahre alt werden können. Der Magier, den du getroffen hast hat im Augenblick des Todes eines Drachen dessen Seele in seine aufgenommen, in dem Glauben, dass seine Stärke und Kraft auf ihn übergeht. Ich weiß nicht, ob es wirklich funktioniert, aber sie können mit den Drachen sprechen, nicht nur mit den alten großen Drachen, wie den, mit dem du Bekanntschaft geschlossen hast.“, schloss Merlin und hob die Hand, woraufhin der Wasserspeier den Weg in das Büro des Direktors freigab. Ihre Schritte hallten auf der Treppe nach. Lächelnd betrachtete Harry die ausgetretenen Stufen. Wie viele Erinnerungen damit verknüpft waren, positive wie negative.
Mit einem lauten Knarren öffnete sich die Tür zur Turmkammer, in der sofort die Kerzen zu brennen begannen, als der Zirkelmagier vor Harry eintrat.
„Es ist lange her, dass ich hier stand.“, flüsterte der alte Zauberer, während er sich einmal im Kreis drehte. „Es hat sich nicht viel verändert. Es ist schön, wenn gute Dinge Bestand haben.“
„Was habt ihr damals in Hogwarts gemacht?“, fragte Harry.
„Ich war für wenige Jahre Lehrer für alte Runen. Ich habe sie schließlich auch lange genug verwendet um meine Gedanken niederzuschreiben. Schade, dass sie heute nicht mehr benutzt werden. Es war eine faszinierende Schrift.“
„Ihr solltet euch einmal länger mit Hermine unterhalten.“, schlug Harry grinsend vor.
„Vielleicht.“, meinte Merlin, der ein Regal genauer untersuchte. „Wo ist denn...“ Der Zirkelmeister schritt an einer Seite des Raums auf und ab. Sorgfältig klopfte er mit der Spitze seines Zauberstabes Stein für Stein ab. Einen Moment lang sah Harry dem Treiben zu, dann blickte er zu den Gemälden der alten Direktoren herüber. Interessiert musterten sie den jungen und alten Zauberer, teilweise mit gerunzelter Stirn, oder verständnislosem Blick.
„Harry, Harry, Harry.“, sprach Dumbledore kopfschüttelnd.
„Professor!“, rief dieser erfreut. Schnell stand er vor dem Gemälde, das seinen ehemaligen Mentor zeigte. Über die Ränder seiner Brille betrachtete Dumbledore Harry kritisch.
„Du siehst etwas bleich aus Harry.“, meinte der ehemalige Direktor besorgter Mine.
„Ja, es war kein leichter Abend.“, entgegnete Harry entschuldigend. „Ich bin sicher sie haben gehört was geschehen ist?“
„Natürlich. Nach meinem Tod bin ich zu zweifelhafter Berühmtheit gelangt. Es werden immer mehr Bilder von mir aufgehängt. Es ist etwas lästig.“
Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Schon des Ruhmes überdrüssig und erst seit zwei Jahren tot.“, schnarrte Phineas Nigellus aus seinem Gemälde heraus.
„Ruhe Phineas! Du bist nur neidisch!“, entgegnete ein andere toter Direktor. Nigellus brabbelte Schmähungen vor sich hin, die aber zu leise waren, als dass Harry sie verstehen konnte.
„Harry, ich kann die nur einen Rat mit auf den Weg geben. Manchmal ist es wichtig das falsche zu tun um später etwas richtiges vollbringen zu können. Und nun sag dem armen Merlin, dass es der vierte Stein von links auf Augenhöhe ist.“ Schelmisch zwinkerte Dumbledore seinem ehemaligen Schützling zu, bevor er aus dem Bild verschwand. Einen Moment nach blieb Harry lächeln stehen, dann wandte er sich zum Zirkelmeister um.
„Es ist der vierte Stein von links auf Augenhöhe.“
Merlin blickte ihn einen kurzen Moment verwirrt an, dann tippte er mit seinem Zauberstab den besagten Stein an. Kurz glühte die Spitze auf, dann formten die Ziegelsteine langsam eine Treppe, die in steilem Winkel weiter ins innere des Turmes führte. Ein kühler Lufthauch strich über Harrys Gesicht. Hogwarts hielt also noch einige Geheimnisse in seinen Mauern versteckt. Man konnte Jahre in diesem Schloss verbringen, es wie seine Westentasche kennen, aber überraschen konnte es einen sicher noch nach hundert Jahren.
„Ich frage mich woher dein Professor von diesem Geheimgang wusste.“, meinte Merlin, der vor die Öffnung getreten war. Nun erkannte Harry über dem Bogen, den die Steine geformt hatten einen kleinen Löwen. Das Wappen Godric Gryffindors.
„Mich nicht wirklich. Ich weiß wie sehr er Geheimnisse liebt, außerdem war er sehr lange der Bewohner dieses Turmzimmers.“, erwiderte Harry, dann folgte er dem Zirkelmeister hinab in die kühle Tiefe des Ganges um ein weiteres Geheimnis von Hogwarts zu ergründen.


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