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Fanfiction

Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 12 Am schwarzen Horizont

von Reaver

„Von der anderen Seite...“, wiederholte Mrs Weasley zögerlich, während sie völlig entgeistert Harrys Ebenbild anstarrte. Harry versuchte dem Chaos in seinen Gedanken Herr zu werden, aber es gelang ihm nicht. Er stand hier seinem anderen Selbst gegenüber, hatte aber das Gefühl eine gänzlich fremde Person zu betrachten, die zwar untrennbar mit ihm untrennbar verbunden war, aber zugleich nicht unterschiedlicher hätte sein können.
„Wir durchschritten das Tor um euch eine Warnung zu überbringen.“, sprach der andere Harry leise und mit rauher Stimme. „Er hat die Eisernen geschickt, aber es war nur eine Vorhut. Bald wird er soweit sein und seine Armeen werden sich in diese ergießen wie ein nicht endender Strom aus schwarzem Stahl.“
„Was!?“, zischte Merlin, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte. „Ihm ist der Weg auf alle Zeit verwehrt!“
„Nun nicht mehr.“, antwortete Bill. „Als das Auge mit euch in diese Welt reiste barst auch die Mauer, die unsere von eurer Welt trennte.“
Der alte Zirkelmagier gab ein merkwürdiges, gurgelndes Geräusch von sich. Sein Gesicht wurde so weiß wie der Schnee, während eine Hand Halt an dem rostigen Pfahl einer Laterne suchte. Es machte Harry Angst, dass die Botschaft einen solchen Einfluss auf Merlin hatte. Es war fast nichts mehr übrig von der Beherrschtheit, für die er ihn immer so bewundert hatte. Mit gehetztem Gesichtsausdruck trat er auf den anderen Harry zu.
„Wie weit ist die Bresche schon geschlagen worden?“, fragte der Zirkelmagier so schnell, dass die Worte wie ein einzelnes aus seinem Mund sprudelten.
„Sein Arm ist noch nicht so lang, als dass seine Faust euch mit voller Wucht treffen könnte.“, erwiderte sein Gegenüber beruhigend.
„Dann haben wir noch ein wenig Zeit. Ich muss euch nun verlassen. Es gibt Fragen, Fragen die nach einer Antwort verlangen!“, rief Merlin mit zum Abschied erhobener Hand, kurz bevor sich seine Gestalt wie Rauch im Wind verlor.
„Was hat das zu bedeuten? Das ist doch nicht normal!“, bemerkte Ron verwirrt und strich sich mit den Fingern über die Augen, als wolle er die vermeintliche Illusion einfach wegwischen.
„Ich weiß, wie verwirrend es für euch sein muss.“, sprach Bill und hob beschwichtigend die Hände. „Nur ist eure Welt nun genauso bedroht wie die unsere.“
„Als wären zwei Grindelwalds nicht genug gewesen.“, knurrte Ginny, während sie die staubigen Überreste seiner Diener betrachtete, die vom Wind davon getragen wurden.
„Keiner weiß, was das Schicksal für uns bereit hält und vielleicht werden wir uns wiedersehen. Die Zeit drängt, deswegen dürfen wir nicht zu lange an diesem Ort verweilen. Lebt wohl.“, verabschiedete sich der andere Harry mit einer eleganten Verbeugung. Seine Begleiter taten es ihm gleich.
„Wartet!“, rief Harry, aber da schien es bereits, als wären sie durch ein Fenster in der Wirklichkeit getreten. Einen Lidschlag lange waren die Silhouetten noch sichtbar, dann zerflossen sie, als sich die Welt wieder in ihren normalen Rahmen fügte. Nur die Abdrücke ihrer Stiefel im frischen Schnee zeugten von den ungewöhnlichen Besuchern. Es fiel Harry schwer zu begreifen, was gerade geschehen war, ja sogar zu glauben was seine eigenen Augen ihm gerade gezeigt hatten. Die Bilder wirbelten wirr durch seinen Kopf, unfähig sich in eine sinnvolle Reihenfolge zu fügen.
„Das Haus sieht ja schlimmer aus denn je.“, murmelte Sirius, der zu der zerstörten Front seines Elternhauses getreten war. In den zermalmten Steinen waren deutlich die Abdrücke der stählernen Klauen ihrer Angreifer zu sehen. Fein, wie mit einem Skalpell hatten sie Backsteine durchtrennt. Harry schauderte, wenn er daran dachte, welche Wunden sie in warme, lebende Körper schlagen würden.
Mit lautem Brummen bog eine schwarze Limousine auf den Grimmauldplatz ein. Es war ein teurer Wagen von neuerem Baujahr, die Scheiben verdunkelt, so dass man die Insassen nur als Schemen erkennen konnte. Tauwasser tropfte vom verchromten Kühlergrill, als die Limousine unmittelbar vor ihnen zum Stehen kam. Als sich die rechte Hintertür öffnete schallten den Umstehenden bereits böse Wörter entgegen.
„Ich habe ja viel erlebt aber das schlägt ja dem Fass jegliche Böden aus!“, fauchte Tiberius Ogden, als er einen Fuss aus dem mit Leder verkleideten inneren setzte. „Die ganze Magiedetektoren sind durchgebrannt, als sie diese Show hier abgezogen haben! Und was soll das!? WAS!?“ Der Zaubereiminister schlug den Ast eines Busches zur Seite, als er auf sie zu trat. „Sind die Bäume in ihrem Garten nicht genug oder was? Soll das hier ein Wald werden? Und überhaupt... Was ist mit dem Haus passiert?“ Harry setzte mehrmals dazu an etwas zu erwidern, aber sein Gegenüber war in seinem Redefluss nicht zu unterbrechen. Mit hochrotem Kopf stand Tiberius Ogden schließlich da, den Kopf wie ein Stier gesenkt.
„Es gab eine enorme Äußerung des Unmuts einer radikalen Partei.“, sagte Sirius trocken.
„Unmut...“, wiederholte Ogden fassungslos. „Das hier jemand nicht zufrieden war sehe ich! Ich habe extra ein Treffen mit dem Zauberergamot verschoben um mich persönlich um diese Sache zu kümmern, die in im Aurorenbüro für einiges Aufsehen gesorgt hat.“
„Das kann ich mir vorstellen.“, murmelte Harry.
„Ja Mr Potter. Ich wünsche zu erfahren was hier passiert ist, bevor...“
„BEI MERLIN! Euch ist nichts passiert!“, unterbrach eine aufgeregte Stimme den Minister. Genervt drehte sich dieser um und wurde beinahe von Arthur Weasley über den Haufen gerannt, der mit enormer Geschwindigkeit durch das Gestrüpp brach.
„Arhtur!“, rief Mrs Weasley aus und fiel ihrem Mann in die Arme.
„Molly, Schatz was ist denn geschehen. Im Ministerium war die Hölle los, als alle Detektoren auf einmal ausgefallen sind, nachdem sie weit über die Skala hinaus ausgeschlagen sind.“, wollte Mr Weasley erfahren und küsste seine Frau zärtlich.
„Hrm! Hrm!“, machte es plötzlich hinter ihm. Harry gelang es nicht das schadenfrohe Grinsen zu unterdrücken, dass sich auf seinem Gesicht breit machte. Arthur drehte sich verwundert um.
„Herr Minister!“, rief er erstaunt. „Sie sind hier?“
Ogden sah aus, als hätte man ihm ein ganzes Dutzend der widerlichsten Berhti Boths Bohnen in den Rachen geschoben, die in ganz England zu finden waren. Eine Ader begann aus seiner rot angelaufenen Stirn zu pulsieren. „Ja.“, brachte er schließlich gepresst hervor.
„Geht es ihnen nicht gut, möchten sie vielleicht eine Tasse Kräutertee?“, fragte Lupin höflich, aber mit einem wölfischen Grinsen im Gesicht.
„Nein geht im Moment nicht, die Küche ist zerstört und es wird sicher dauern, bis wir sie wieder aufgeräumt haben.“, warf Ginny trocken ein.
„Ohja, stimmt. Tut mir Leid Herr Minister, aber wir werden sie sicher später ausreichend bewirten können.“, erwiderte Arthur höflich. „Darf ich den Grund ihres Besuches erfahren?“
Hinter ihm fiel Ron prustend in den Schnee. Der Blick, mit dem ihn der Minister für Zauberei maß hätte den Schnee um ihn herum zum schmelzen bringen können. Hermine fuhr sich mit einer beiläufigen Geste durch die Haare und spielte geistesabwesend mit ihren Locken, als ginge sie das alles gar nichts an.
„Gut, gut.“, zischte Ogden böse. „Wenn ihr alle nicht mit mir reden wollt. Erwartet aber keine Hilfe von mir, wenn ihr sie braucht.“ Er straffte die Schultern und drehte sich mit einem Ruck herum. Ohne die Anwesenden noch eines Blickes zu würdigen stieg er in den Fond des Wagens, dessen Fahrer ihn mit aufheulendem Motor die Straße zurück lenkte.
„Er kann uns noch Ärger machen.“, gab Lupin zu bedenken, der der davon sausenden Limousine hinterher blickte. Sie verschwand im leise rieselnden Schnee, der nach und nach alle Spuren des Kampfes auslöschte.
„Ogden hätte uns nicht geglaubt, nein uns gar nicht glauben dürfen! Das letzte, was das Ministerium jetzt verkraften könnte wäre ein neuer, vielleicht schlimmerer Krieg. Gerade erholt sich die Wirtschaft, wenn jetzt eine derart katastrophale Botschaft die magische Gemeinschaft erschüttern würde wäre auch seine Position gefährdet.“, warf Arthur ein. „Achja, bevor ich vergesse: Was ist hier eigentlich passiert?“
Harry seufzte, während sich sein Blick im Schnee verlor. Wie durch Watte vernahm er seine eigene Stimme, wie sie die vergangenen Momente erzählte.

Das wärmende Feuer im Kamin war längst herunter gebrannt, als Harry die Augen aufschlug. Der Salon wurde nur noch vom matten rötlichen Schein der Glut erhellt, die sich tief in der Asche eingenistet hatte. Das gedämpfte Licht spiegelte sich auf den blanken Silbertellern an der Wand, als seien sie aus flüssigem Metall. Müde wischte sich Harry mit der flachen Hand über das Gesicht um den Schlaf wegzuwischen, der seine Gedanken noch halb in der Traumwelt gefangen hielt. Nun kehrten sie langsam zurück und der Salon gerann zu einer greifbareren Wirklichkeit. Notdürftig war das verwüstete Black Manor wieder hergerichtet worden, aber trotzdem waren die Spuren noch überall sichtbar.
Die Eisernen waren gekommen. Der Alptraum aus einer anderen Welt war zu schwarzer, stählerner Materie geronnen und hatte seinen Fuss in ihre Welt gesetzt. Der Gedanke machte ihm Angst. Die Zeit, die ihnen noch blieb durften sie auf keinen Fall vergeuden. Selbst der Konflikt, der den Zirkel gespalten hatte, sah im Vergleich zu der Gefahr, die sich nun am Horizont der Wegscheide zwischen ihrer und der anderen Welt zusammenbraute lächerlich aus. Eine einzelne Person besaß genug macht über die gesamte ihm bekannte Schöpfung zu bestimmen, ja sogar wann sie enden würde. Dazu durfte es nicht kommen.
Mit einer vorsichtigen Bewegung stand er auf. Außer ihm war niemand mehr in dem Salon. Es war so still, dass er meinte das Blut in seinen Adern rauschen zu hören. Plötzlich hatte Harry das Gefühl nicht mehr alleine zu sein. Fremde Blicke bohrten sich in seinen Rücken, führen über seine Gestalt, die leicht vornüber gebeugt vor dem Kamin stand. Er fuhr herum.
„Hallo.“, begrüßte ihn die junge Hexe. „Bist du doch endlich aufgewacht.“
Harry war viel zu verblüfft, um irgend etwas zu entgegnen. In dem großen, aus schwarzem Leder gefertigten Sessel, neben dem seinen saß mit unterschlagenen Beinen eine junge Zauberin mit rabenschwarzen Haaren, das eine Seite ihres hübschen Gesichtes verdeckte. Die andere wurde von der roten Glut angestrahlt, die sich in ihren tiefen, dunklen Augen widerspiegelte. Es verlieh ihren Antlitz etwas dämonisches, aber auf eine nicht zu greifende Art auch engelhaftes, ja unschuldiges.
„Wusstest du, dass du beim Schlafen ein viel zu ernstes Gesicht machst?“, fragte sie und legte den Kopf schräg, als erwarte sie eine Antwort.
„Es war ein ereignisreicher Tag.“, stotterte Harry, der noch immer verwirrt vom Auftauchen seines Gegenübers war.
„Ja, das war er ganz bestimmt. Ich habe gehört was passiert ist.“, entgegnete die junge Hexe, während sie sich die Strähnen ihres seidig glänzenden Haares aus dem Gesicht strich. Ihre Zunge huschte kurz über ihre anmutig geschwungenen Lippen und befeuchtete sie, so dass auch auf ihnen sich das rötliche Licht spiegelte.
„Was willst du hier...“ Harry dachte kurz nach, um sich an ihren Namen zu erinnern, mit dem sie sich in der Ratssitzung des Zirkels vorgestellt hatte. „Verity?“
Sie lächelte ihn an. Wieder hatte Harry das Gefühl, jene junge Frau zu kennen, zu wissen welches Wesen hinter den dunklen Augen steckte, die ihn frech musterten. „Ist es nicht offensichtlich?“, fragte sie statt dessen.
„Sag es mir.“, murmelte er, ohne den Blick von ihr abwenden zu können.
Verity seufzte gespielt, als bereite es ihr große Mühe zu antworten. „Wir befinden uns vor einem Abgrund Harry und stehen nur einen Atemzug davor hinab zu stürzen.“
Wie um ihre Worte zu unterstreichen stieß der nächtliche Wind das Fenster auf. Kalte Luft und Schneeflocken trieben in den Salon, bevor sie zu Wasser geschmolzen den Teppich benetzten. Fröstelnd zog sie die Knie an den Leib, während sie mit ihren schlanken Händen, über den glatten Stoff ihrer Hose, die Schienbeine hinab fuhr. Harry beobachtete fasziniert jede ihrer Bewegungen, die noch so nebensächlich, von einer beiläufigen Grazie geprägt waren.
„Ja ich weiß.“, murmelte er verspätet und ließ sich nun endlich wieder in seinen Sessel fallen. „Ich war dort und habe seine erschreckende Macht gesehen. Alles was er tat war mit den Opfern zu spielen, bevor jede Hoffnung erlosch.“
Stille. Einen Moment lang starrte Harry in die Glut, nur um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Die Situation war surreal, aber sie weckte auch Neugierde in ihm, ja sie löste auch eine prickelnde Nervosität in seiner Magengegend aus, das ihm irgendwie peinlich war. Stoff raschelte neben seinem Sessel, aber er wartete kurz, bevor sich sein Kopf hob. Fast sofort fanden sich wieder ihre Blicke. Nun konnte Harry erkennen, wie ihre Augen in der Glut zu lodern schienen, als tobe in ihnen ein anderes Feuer, das ungleich heller leuchtete.
„Denk daran, dass es immer Hoffnung gibt, die geweckt werden kann. Sie ist stärker als alle Armeen, die er aufbieten kann, mächtiger als alle seine Magie. Du musst nur eine kleine Flamme zum lodern bringen und sie kann Stahl wie Stein zum schmelzen bringen.“, flüsterte Vertity. Es war als hauche sie die Worte in die matte Glut, die daraufhin immer zu leuchten begann. Es war ein angenehmes warmes Licht, das die Kälte, die mit Schneeflocken in den Salon hinein kroch verdrängte.
Harry spürte, wie sich ihre Hand der seinen näherte, bis die kühlen, zarten Fingerspitzen über seine Haut strichen und eine Bahn prickelnder Schauer hinterließen. Die Berührung war nur kurz, aber Harry zuckte fast zusammen.
„Glaub an dich und das, was du geschafft hast Harry. Ich habe wenige Geschichten so oft gehört wie die deine. Wenn du auf die Kraft, die in die schläft, vertraust werden die alle folgen. Glaub an dich und an uns, an das was uns verbindet.“, hauchte Verity in Harry Ohr. Er wollte etwas antworten, aber sofort legte sie ihm einen Finger über die Lippen. Langsam neigte sie ihr Gesicht zu dem seinen hinunter. Scheu fast vorsichtig näherten sich ihre Lippen. Aber noch mehr als von der Situation war Harry von ihren Augen verzaubert, in denen er immer tiefer versank und alles vergaß. Ihre Münder waren nur noch Millimeter voneinander entfernt, so dass er ihren langsamen Atem auf der haut spürte, dann berührten sich ihre Lippen. Kurz, flüchtig nur, kaum mehr als ein Hauch war es.
Harry fuhr hoch. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er war. Seine Lippen brannten, genau wie sein Handrücken. Noch immer konnte er ihren Duft riechen, spürte ihre Nähe. Verwirrt blickte Harry sich um, sog die frische Nachtluft im Schlafzimmer gierig ein.
„Was...“, murmelte er eher zu sich selbst, während er sich keuchend in die Kissen zurücksinken ließ. Sein eigenes bleiches Gesicht blickte ihm aus der Spiegelung in der Fensterscheibe entgegen. Für einen Moment glaubten seine Sinne jedoch eine junge, dunkelhaarige Frau zu sehen, deren Gesicht vom Mondlicht versilbert wurde. Ihr Blick fand den seinen, dann verschwand das Trugbild.
Harry zitterte am ganzen Leib, verwirrt davon, wie real der Traum gewesen war, wenn er denn überhaupt geträumt hatte. Als hätte Ginny seine Unruhe bemerkt wälzte sie sich im Schlaf herum. Das silbrige Mondlicht fiel auf ihr Gesicht und Harry fühlte sich irgendwie schuldig, als hätte er sie betrogen.
„Verzeih mir.“, hauchten seine Lippen an ihr Ohr. Beim Klang seiner Stimme umspielte ein Lächeln ihre Züge. Irgendwie erleichtert schloss Harry wieder die Augen, jedoch unfähig wieder das Reich der Träume zu betreten. Seine Gedanken konnten keine Ruhe finden, sondern wiederholten immer wieder die Bilder seines Traumes, gleich einem quälenden Teufelskreises.
Rastlos wälzte sich Harry herum, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Schließlich schlug er die Decke zurück und setzte die Füsse auf den kalten Boden. Schnell schlüpfte er in seine Pantoffeln und schlich aus dem Zimmer. Im Mondlicht wirkte alles silbrig, als bestünde die Welt aus leuchtendem Glas. Leise zog Harry die Tür hinter sich zu und hoffte Ginny nicht aufzuwecken, die friedlich in ihrem Bett schlief. Im Treppenhaus war es Dunkel, aber von unten schimmerte ein sanfter rötlicher Lichtschein herauf.
Die alten Holzdielen knarrten unter seinen Schritten. In der Stille wirkte das Geräusch unnatürlich laut und Harry hielt automatisch den Atem an. Die Eingangshalle bot einen erbärmlichen Anblick. Zwar waren die Löcher in den Wänden mit Magie wieder repariert worden, aber viele der alten Gegenstände lagen noch zerbrochen am Boden, so auch der Schirmständer, zu dem Tonks eine besondere Beziehung hatte. Das Haus würde nie wieder so sein wie früher. Der Krieg forderte nicht nur unter den Menschen Opfer, sondern auch ihr Hab und Gut war zu einer Waffe geworden, um ihr Herz zu treffen.
Mit schnellen Schritten trat Harry in die Küche und ließ die Kerzen im Kronleuchter aufflammen, um die Dunkelheit zu vertreiben, die sich hier eingenistet hatte. Im flackernden, gelben Licht fiel die Zerstörung nicht so auf, aber dennoch wusste er, dass sie da war. Unter seinen Pantoffeln knirschten hin und wieder noch Glassplitter. Gerade wollte Harry die Karaffe anheben, um sich in eines der wenigen verschont gebliebenen Gläser etwas Wasser zu füllen, als ihm der Geruch nach Pfeifenqualm in die Nase stieg. Sofort stellte er den schweren Krug wieder hin.
Mit langsamen Schritten ging Harry in den Salon hinüber, der vom matten Schimmer roter Glut erhellt wurde. Im schummrigen Licht waren fast nur Schemen zu erkennen und die Finger langer Schatten, die fast jedes Licht aufzusaugen schienen. Der brennende Tabak im Pfeifenkopf erhellte Merlins Gesicht, als dieser wieder den Rauch durch den kunstvoll geschnitzten Schaft einsog. Die Rauchschwaden trieben einen Moment in der Luft, bevor sie verschwanden.
„Merlin?“, fragte Harry, als seine Schritte ihn näher heran getragen hatten.
„Ja ich bin es.“, antwortete der alte Zauberer leise, bevor er wieder einen Ring aus süßlichen Tabakrauches in die Luft blies. „Aber fast hätte ich es nicht geschafft zurückzukehren.“ Langsam wandte der Zirkelmagier seinen Kopf, so dass Harry auch seine andere Gesichtshälfte sehen konnte. Mit aller Kraft musste er sich zusammenreißen nicht erschrocken zurückzuprallen. Die Haut war lederartig verschrumpelt und mit nässenden Stellen übersät. Das linke Auge glänzte tot und weiß.
„Was ist passiert?“, keuchte Harry erschrocken.
„Ich habe den Fehler eines alten Mannes begangen und die Kraft von Worten und Weisheit überschätzt.“, erwiderte Merlin mit bitterer Stimme. Seine Schultern hingen schlaff herab, ohne die übliche Kraft und Spannung, sondern wirklich wie die eines Greises. Traurig schüttelte der Zirkelmeister den Kopf. „Der Abgrund ist näher, als du dir vorstellen kannst Harry. Ich will ehrlich sein. Es ist fraglich, ob wir selbst unter dem Aufgebot aller unserer Kräfte, den drohenden Schatten aufhalten können.“
Harry ließ die Worte auf sich wirken, versuchte zu begreifen was die Worte Merlins wirklich zu bedeuten hatten , obwohl er sie noch gar nicht wirklich verstand. Dazu war der lebendige Schrecken, der aus den Wörtern heraus sickerte noch zu frisch. „Was ist denn geschehen?“, fragte er nach Minuten unangenehmen Schweigens.
Merlin blickte ihm aus seinem unversehrten Auge an, während das andere Ausdruckslos in die Dunkelheit jenseits der Salontür stierte. „Ich war auf der anderen Seite.“, flüsterte der Zirkelmagier und ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er fortfuhr. „Unsere Besucher hatten Recht, als sie berichteten, dass die Mauer, die unsere von der ihren Welt trennt, niedergerissen wurde, als das Auge die Grenze durchschritt.“ Harry blickte schuldbewusst zu Boden, wohl wissend, dass er es gewesen war, der das verfluchte Artefakt geborgen hatte. „Dich trifft keine Schuld Harry. Es mag sogar sein, dass es uns retten wird, auch wenn es die letzte aller Möglichkeiten sein sollte, die wir zu Rate ziehen sollten.“ Merlin legte ihm eine Hand auf die Schulter und versuchte aufmunternd zu lächeln. Es misslang.
„Für findige Seelen ist es nun an gewissen Orten, die von der alten Magie erfüllt sind, die unsere Welten verbindet, möglich die Wegscheide zu passieren. Ich war an einem dieser Orte und habe den Schritt getan, obwohl alles in mich warnte dies zu tun. Meine Vermessenheit zu glauben, dass ich noch an die Vernunft meines eigenen Spiegelbildes glauben könne.“, sprach der Zirkelmagier und Harry erschrak, als er die endlose Enttäuschung und Endgültigkeit in der Stimme seines Gegenübers vernahm.
„Es gibt noch einen weiteren Merlin in der anderen Welt?“, fragte Harry verwundert.
„Vor sehr langer Zeit habe ich mit ihm gesprochen, als er noch nicht verdorben war von der Gier nach Macht und wir beide nach Glück und Erfolg unserer Welten strebten. Ich habe jedoch versagt.“
„Wieso?“
Merlin blickte ausdruckslos an Harry vorbei. Hinter seiner Stirn schienen Bilder aus Erinnerungen vorbei zu ziehen, die lange Zeiten geschlummert hatten und nun aus ihrer dunklen Verbannung empor stiegen. Als der alte Zauberer schließlich sprach war seine Stimme dünn und zittrig wie Espenlaub. „Weist du Harry, unsere Welten stehen in engerem Kontakt, als du vielleicht denken magst. Sie beeinflussen sich gegenseitig, teilen den Fluss der Magie. Ihr Geheimnis ist schon lange bekannt, geriet aber absichtlich in Vergessenheit, so dass nur die Größten und Mächtigsten Zauberer um ihre Existenz wussten. Sie schufen Pforten, du bist bereits durch eines geschritten, ich spreche von den verschleierten Toren, die hinüber führen. Leider bedeutet Größe nicht immer Rechtschaffenheit und guten Willen, so dass sie auch vor Missbrauch nicht sicher waren. Viele der Geheimnisse, deren Enthüllung sich hohe Meister der Magie rühmen stammen von der anderen Seite des Spiegels. Schließlich versteckte man die Pforten, aber was wir als richtig erdacht hatten stellte sich als fatalen Fehler heraus. Es ist so, dass sich unsere beiden Welten einen gemeinsamen Strom des Schicksals befahren, der übersät ist mit gefährlichen Untiefen und messerscharfen Felsen. Alles was hier geschieht, passiert auch dort. Mit dem schließen der Pforten verrannen meine Appelle, dass auch wir Verantwortung für die andere Welt trugen im Sand der Zeit. Wie du gesehen hast hatte dies fatale Folgen. Wir sind Meister der Selbstzerstörung Harry, besonders die Menschen dieser Welt.“
Vor Harrys innerem Auge zogen Bilder von Krieg und Zerstörung vorbei. In den Nachrichten bei den Dursleys war immer wieder von Konflikten rund um die Welt berichtet worden, von Bürgerkriegen in Afrika, durch die ganze Landstriche entvölkert wurden, Massenmorden auf dem Balkan, leerstehenden Häusern, deren Wände vom Kugelhagel durchsiebt wurden und nicht zuletzt von den entsetzlichen Kriegen zu Beginn und Mitte des Jahrhunderts. Einmal war er zufällig ins Wohnzimmer gekommen, als sein Onkel Vernon durch die Kanäle geschaltet hatte. Auf einem Sender lief gerade eine Dokumentation über die Bombennächte in London. Hunderte Flugzeuge, deren Heckruder das Hakenkreuz zierte, flogen in dichter Formation über die Stadt hinweg und ließen ihre Fracht aus Feuer und Tod hinab auf die Häuser regnen. Nur wenige Sekunden später schaltete Vernon weiter um sich an der Knallbunten Traumwelt irgendeiner Komödie zu ergötzen.
„Haben unsere Kriege die andere Welt zu dem Ort gemacht, der sie heute ist?“, fragte Harry schließlich.
„Ja möglicherweise. Vielleicht waren sie das Zünglein an der Waage, die das Gleichgewicht zum Abgrund kippen ließ.“, sprach Merlin, bevor er wieder an seiner Pfeife zog. Die rote Glut spiegelte sich im blinden Weiß des linken Auges und verlieh im für einen Moment etwas dämonisches. „Was denkst du ist deine Verantwortung Harry?“
Die Frage kam für ihn sehr überraschend, so dass Harry den alten Zauberer zunächst nur irritiert ansah, bevor er verwirrt den Kopf schüttelte. „Was? Was hat das damit zu tun?“, entgegnete er schließlich.
Beinahe böse starrte Merlins gesundes Auge den jungen Mann an. „Einfach alles!“, rief der Zirkelmagier aus und zeigte mit dem Pfeifenkopf auf Harry. „Nun was ist deine Verantwortung?“
„Ich... Für meine Freunde da zu sein, sie zu beschützen und...“ Er zuckte mit den Achseln. „Ginny davor zu bewahren, dass ihr etwas passiert und zu verhindern, dass Kräfte an die Macht kommen, die Böses bewirken wollen.“
Der Zirkelmeister sah ihn lange an. Harry hatte das Gefühl, das Sekunden sich zu Minuten dehnten, dann zu Stunden. Als er endlich spürte, dass Merlin den Blick von ihm abwandte traute er sich kaum erleichtert aufzuatmen.
„Gut gesagt, gut auswendig gelernt und eilfertig hinaus gespien!“, sagte der alte Zauberer streng. „Dabei tragen wir, die ganze magische Gemeinschaft, mit Verantwortung für jedermann! Nicht nur für uns und die, die uns lieb und teuer sind, sondern auch für alle anderen Menschen, egal ob Muggel oder Zauberer! Es war nicht mehr als Zufall, dass uns eine Gabe zuteil wurde, die uns dazu befähigt Magie zu wirken. Damit sind wir aber nicht besser als alle anderen sondern müssen eher noch vorsichtiger sein und daraus ist uns auch Verantwortung denen gegenüber gegeben, die sich vielleicht nicht wehren können. Es ist eigentlich unsere Aufgabe zu verhindern, dass aus Unverstand gemordet wird, da wir mehr über die Wege der Welt wissen. Statt dessen ziehen wir uns zurück, errichten eine Mauer aus Schweigen zwischen uns und dem Rest der Menschheit. Ein fataler Fehler, der schon seit Jahrhunderten gepflegt wird.“ Merlin zog wieder an seiner Pfeife, aber eher um etwas Zeit zu gewinnen und wieder zu Atmen zu kommen. Harry dachte über die Worte des alten Zauberers nach. So hatte er es nie wirklich betrachtet, dazu war immer viel zu viel passiert, das nur die magische Gemeinschaft betroffen und in Gefahr gebracht hatte. Nun jedoch stand ihnen etwas bevor, dass jedes lebende Wesen genauso berührte wie die Zauberer.
„Aber leben wir nicht verborgen vor den Muggeln um zu verhindern, dass die Unterschiede eine Art Krieg auslösen?“, fragte Harry und bezog sich damit auf die Worte von Fudge, der diesen Satz bis zum Abwinken gepredigt hatte.
„Das ist die Entschuldigung von Männern, die nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind. Politiker sind immer schnell dabei, wenn es darum geht ihren Job zu schützen, sobald sie sich mit der Macht angefreundet haben. So war es und wird es wohl leider immer sein.“, erwiderte Merlin böse mit Blick auf die Zeitung, von der Ogden mit erhobenen Händen wild gestikulierend eine Rede hielt. „Harry, ich habe lange genug gelebt um zu erleben, was der Machthunger einzelner Männer für Schaden anrichten kann. Oft habe ich versucht zu vermitteln, retten was zu retten war, aber eine einzelne Stimme verhallt oft im Wind von Hass und Zorn.“
„Aber ihre Stimme ist sehr viel deutlicher als die anderer oder meine.“, gab Harry grinsend zu bedenken.
„Es ist etwas gefährliches, was du sagst Harry. Wenn man sich mit Macht oder Überlegenheit Gehört verschafft ist man nicht besser als die, die man zu überzeugen versucht. Der Mensch muss aus freiem Willen verstehen und handeln oder gar nicht.“, sprach Merlin mit eindringlicher Stimme.
Harry nickte, obwohl sein Geist so schnell gar nicht zu begreifen in der Lage war. All dies hatte mit der Situation zu tun, mit der sie fertig werden sollten? Warum sagte der Zirkelmeister all diese Dinge? Das Feuer war weiter herunter gebrannt, nur noch zwei einzelne rote Glutaugen starrten die beiden nächtlichen Besucher aus der Asche heraus an. Ihr flammender Blick erhellte nur noch wenige Meter des Bodens vor dem wuchtigen Kamin aus schwarzem Stein. Im schattigen Halbdunkel saßen die beiden nun schweigend da, in finstere Gedanken versunken.
„Was wird kommen?“, fragte Harry, wie es ihm vorkam, Stunden später.
„Nicht einmal ich vermag es zu sagen.“, meinte Merlin mit fester Stimme. „In der Ferne ist die Zukunft immer undeutlich, aber niemals wird sie mit Gewissheit Unheil bringen.“ Er lächelte. „Du hast etwas besonderes an dir Harry, dass ich sofort gespürt habe. Du verbirgst einen Teil deiner selbst tief in deinem Herzen, aber dennoch durchdringt er dich. Ich denke wir können Großes von dir erwarten, denn noch nie hast du nach Macht gestrebt, aber sei gewarnt aus richtigen Beweggründen etwas falsches zu tun!“
„Ich werde mich bemühen, aber was wird nun aus dem Zirkel. Die Gefahr entstammt nun nicht mehr nur aus dem Inneren, sondern auch von Außen, oder wie soll ich sagen... von uns selbst, auf eine gewisse Weise.“
Der Zirkelmeister lachte auf Grund der Formulierung, wurde aber wieder ernst. „Die Bedrohung wird alle Menschen vereinen müssen, um ihr zu begegnen.“
„Zauberer und Muggel?“
„Alle Menschen.“, antwortete Merlin nickend, bevor die Glut im Kamin endgültig verlosch. Das letzte Licht, was im Salon aufleuchtete stammte aus der Pfeife, an der der Zirkelmeister ein letztes Mal zog. Nach einiger Zeit verabschiedete sich Harry mit knappen Worten und verließ das Zimmer. Obwohl er sich sicher war heute keinen Schlaf mehr zu finden trugen ihn seine Schritte zurück in das Schlafzimmer. Sie schlief tief und fest im silbrigen Mondlicht, das durch das Fenster hinein fiel. Der Grimmauldplatz lag stumm da, der kleine Wald von Absperrbändern der Polizei eingezäunt. Welche Erklärung die Muggel auch dafür finden würden, sie würde der Wahrheit wohl kaum nahe kommen.
Plötzlich überfiel eine bleierne, eigentlich angenehme Schwere, Harrys Glieder. Gähnen kroch er zurück unter die Decke. Ginnys gleichmäßige Atemzüge begleiteten ihn, als er sanft in einen ruhigen Schlaf hinüber glitt.
Der Morgen begann wie eine düstere Abenddämmerung. Nur diffuses gräuliches Licht fiel durch das Fenster in das Schlafzimmer. Die Sonne war kaum mehr als ein schwacher, heller Fleck am Himmel, von kaum nennenswerter Leuchtkraft, verdeckt von grauen Wolkentürmen, aus denen unaufhörlich Schnee hinab zur Erde rieselte. Es war kühl im Zimmer, so dass Harry es genoss sich noch etwas in die warme Decke einzukuscheln, ohne gezwungen zu sein bald aufzustehen. Er schmiegte sich an Ginny, die ebenfalls gerade aufgewacht war, aber genauso wenig Lust hatte aufzustehen, wie Harry. Sie schlang einen Arm an seine Brust und legte ihren Kopf an seine Brust.
„Ist noch viel zu früh.“, murmelte sie schläfrig und ohne die Augen zu öffnen.
Harry brummte bestätigend, obwohl er innerlich hellwach war. Das Gespräch mit Merlin geisterte durch seine Gedanken. Erst im Nachhinein realisierte er die wahre Tragweite des Gesagten, ohne jedoch wirklich alles zu verstehen. Mächtige Zauberer schienen wohl alle dazu zu neigen in Rätseln zu sprechen, die sich Nomalsterblichen erst nach einiger Zeit erschlossen. Je länger Harry darüber nachdachte kam es ihm wie ein Traum vor, genau wie seine Begegnung mit der schwarzhaarigen jungen Frau, die auf erschreckende Weise so real gewesen war. Er kannte sie, oder zumindest glaubte sie zu kennen, woher auch immer. Sofort beim ersten Blick in ihre Augen hatte Harry etwas vertrautes erkannt, ohne zu wissen woher.
Mit der Erinnerung kehrte auch das Schuldgefühl zurück, das er Ginny gegenüber empfand, obwohl ja eigentlich gar nicht geschehen war. Harry blickte in Ginnys Gesicht. Ihre Lippen umspielte ein sanftes Lächeln und eine rote Haarsträhne schlängelte sich eine Wange hinunter.
„Ich liebe dich.“, hauchte Harry ihr ins Ohr.
Ginny lächelte und schlug die Augen auf. Sie blitzen freudig auf. Es lag soviel Positives in diesem Blick, so ein bedingungsloses Vertrauen, soviel Liebe, dies würde Harry nie gefährden, unter keinen Umständen.
„Ich dich auf.“, erwiderte sie, bevor sie sich leicht in den Kissen erhob und ihn zärtlich küsste.
„Ich will dich nie verlieren.“, sprach Harry kurz bevor sich ihre Lippen wieder trafen und sie in einen innigen Kuss versanken.

„Das ist doch echt nicht zu glauben!“, beschwerte sich Ron zwischen zwei Bissen am Frühstückstisch. „Guckt euch nur mal das Wetter an! Das soll ein Morgen sein?“ Ärgerlich biss er in sein Toast, bevor er den Mund mit einer Tasse Kräutertee ausspülte. Die Freunde saßen im Salon zusammen, da Molyl sie aus der Küche gescheucht hatte um mit ihren Aufräumarbeiten zu beginnen, die auch schon den ganzen gestrigen Abend gedauert hatten.
„Immerhin ist es kalt genug, so dass es nicht regnet.“, murmelte Harry, dessen Blick auf der Pfeife kleben geblieben war, die auf einem kunstvollen, aus schwarzem Holz geschnitzten, Beistelltisch lag. Sie hatte einen langen Schaft, der mit feinen Gravuren verziert war, die sich ineinander schlängelten. Es war also kein Traum gewesen. Eigentlich hatte er auch nicht wirklich daran geglaubt, es wäre nur eine willkommene Tatsache gewesen. Noch hatte er seinen Freunden, vor allem nicht Ginny, davon erzählt, wie ernst die Situation war. Irgendwie widerstrebte es ihm das freudige Beisammensein mit einem so ernsten Thema zu belasten. Erfahren würden sie es, ob nun aus seinem Munde oder von jemand anderem.
„Was ist los Harry?“, fragte Hermine, die ihm gegenüber saß und wohl schon eine geraume Weile beobachtete. „An welche unschönen Sachen denkst du gerade?“
„Sieht man mir das so deutlich an?“, erwiderte Harry etwas verkniffen grinsend, obwohl er die Frage bitter ernst meinte.
„Nein, nur wenn man dich kennt.“, sprach Ginny, während sie ihn mit dem Ellenbogen leicht in die Seite stieß. Ron dagegen blickte seine Schwester und Hermine an, dann zuckte er an Harry gewandt mit den Achseln.
„Keine Ahnung Harry.“, murmelte er mit vollem Mund.
„Nun?“, wollte Hermine mit dem typischen Wir-kriegen-es-doch-eh-raus Blick.
Harry seufzte, als er sich geschlagen gab. „Nun gut, aber wie ihr sicher erraten könnt ist es nichts schönes.“, begann er seine Geschichte. Es fiel ihm schwer Merlins Worte genau wiederzugeben, aber er bemühte sich es nach bestem Gewissen zu machen. Jedes Mal, wenn er ins Stocken geriet suchte sein Blick den von Ginny, Hermine und Ron, die scheinbar konzentriert an seinen Lippen klebten. Nur hin und wieder hatte jemand eine Zwischenfrage gestellt, wenn Harry etwas unklar geschildert hatte. Auf den Minen seiner Freunde spiegelten sich unterschiedliche Gefühle, darunter auch Unglauben und Furcht.
„Und wo Merlin jetzt ist, weißt du nicht...“, murmelte Hermine, eine ganze Zeit nachdem Harry geendet hatte. Ein Blick auf die Große Standuhr verriet Harry, dass sie nun schon seit über drei Stunden hier saßen. Obwohl es nun schon auf Mittag zuging war es nicht bedeutend heller geworden. Noch immer verdeckten hohe, graue Wolkentürme die Sonne. Der Schnee hatte sich wie ein dickes, weiches Tuch auf das Gestrüpp im Garten gelegt und die Last drückte die Zweige der Bäume fast bis auf den Boden hinab. Durch die Scheibe hindurch war fast keine klare Kontur auszumachen. Alles verschwamm hinter einem Schleier aus Schneeflocken, die unaufhörlich aus dem Himmel hinab rieselten, als wollten sie alles Leben ersticken.
„Nein.“, antwortete Harry knapp.
„Ich hoffe er wird wieder gesund.“, warf Ginny ein, die ihre eigene linke Gesichtshälfte betastete. Harry erschauerte bei dem Gedanken an die furchtbar entstellte Haut, die ledrig, ja fast wie mumifiziert gewirkt hatte. Bei dem Gedanken kehrte aus den tiefen seines Geistes auch die Erinnerung an Dumbledores vertrocknete Hand zurück. Sein sechstes Schuljahr schien Jahrzehnte her zu sein. Fast, als wäre es Bestandteil eines anderen, früheren Lebens, dass längst hinter ihm lag. Vielleicht war es ja auch so. Er war definitiv nicht mehr der selbe Harry Potter, der sich am Ende seines sechsten Jahres in Hogwarts dazu entschlossen hatte sein Schicksal selber in die Hand zu nehmen.
„Aber was mich erschreckt ist, dass der Grindelwald aus der anderen Welt bereits eine Hand in die unsere hinein gestreckt hat.“, bemerkte Hermine, die nervös mit ihren braunen Locken spielte.
„Sein Arm jedoch muss extrem lang geworden sein, wenn er denkt uns hier erneut erreichen zu können.“, sprach eine alte rauhe Stimme von der Tür her. Überrascht blickte Harry auf und erkannte erfreut, dass es Ollivander war, der locker an den Türrahmen gelehnt dastand. In einen eleganten dunklen Umhang gehüllt hatte er nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem Zauberstabverkäufer, den er lange Zeit seines Lebens gemimt hatte.
„Mr Ollivander!“, rief Ginny erfreut, als sie sich auf ihrem Platz umgedreht hatte.
„Hallo.“, entgegnete der ältere Zauberer lächelnd.
„Habt ihr von Merlin gehört?“, wollte Harry wissen, der sich dachte, dass der Zirkelmeister bestimmt etwas dem Auftauchen Ollivanders zu tun hatte.
„Ja, er versucht alle Zirkelmagier zusammenzutrommeln, die bereit sind ihre Differenzen beizulegen um gegen die neue Bedrohung vorzugehen. Aber noch haben wir Zeit, Zeit genug um Grindelwald zu besiegen, wenn wir schnell handeln.“
„Zeit? Wieviel zeit meinst du haben wir noch?“, fragte Sirius, der plötzlich hinter dem Zirkelmagier auftauchte, auf dem langen Mantel eine dicke Schicht Schneeflocken, die nun zu tauen begannen.
„Sirius!“, zischte Mrs Weasley, die ihn mit dem Zauberstab verfolgte. „Zieh gefälligst deinen nassen Mantel aus, wenn du ins Haus kommst! Du tropfst alles voll!“ Sie funkelte den letzten der Blacks böse an, bevor sie Schnee und Nässe mit einem kompliziert aussehenden Schlenker ihres Stabes verschwinden ließ.
„Ja tut mir Leid.“, murmelte Sirius hektisch an Molly gewandt, bevor er stolz eine Zeitung präsentierte.
„Eine Muggelzeitung?“, fragte Ron verblüfft.
„Ja. Sie scheinen momentan viel mehr mitzukriegen als das Ministerium. Nicht sehr rühmlich.“, meinte Sirius grinsend und breitete die Zeitung auf der Lehne des schwarzen Sofas aus. Auf der Titelseite prangte das unscharfe Foto einer geflügelten Gestalt, die sich über dem Big Ben in die Höhe schwang.
„Ein Drache in London!?“, keuchte Harry erschrocken, als er den mächtigen Schwanz erkannte und den massigen Schädel erkannte. Das Foto war zu unscharf um genaueres zu erkennen, aber es war ein Drache. Eine der mächtigsten, sagenumwobenen Kreaturen der Zaubererwelt, die normalerweise unter strenger Kontrolle des Ministeriums standen.
„Moment!“, rief Hermine triumphierend. „Guckt euch das Foto genau an. Der Big Ben ist scharf, aber der Drache unscharf und verschwommen. Das ist eine Fälschung!“ Harry sah genauer hin. Verblüfft stellte er fest, dass sie Recht hatte. Wie immer. In all der Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, würden sich wohl einige Dinge niemals ändern.
„Hermine, Hermine.“, sagte Sirius kopfschüttelnd. „Lupin hat Recht, wenn er darauf besteht, dass du die klügste junge Hexe bist.“ Hermine grinste gezwungen und wurde leicht rot.
„Das ist keine Fälschung.“, meldete sich Ollivander zu Wort, der nun die knotige Hand über das Papier gleiten ließ. Das Bild vergrößerte sich, als würde jemand eine riesige Lupe darüber halten. „Das Foto ist wirklich aufgenommen worden, aber es zeigt nur zum Teil unsere Welt. Wenn man die Vögel betrachtet erkennt man, dass sie sich eigentlich im Drachen befinden müssen und sie sind scharf aufgenommen worden. Dieser Drache befindet sich nicht in unserer Welt. Der Zauber muss schneller an Macht verlieren, als wir dachten.“
„Heißt das, dass diese Kreatur kurz davor war in unsere Welt zu kommen?“, hakte Ron nach.
„Ja, sehr kurz davor.“, bestätigte Sirius. „Das schlimme ist, dass es nicht das einzige Foto dieser Art ist. Die ganze Zeitung ist voll davon. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Muggel dahinter kommen, dass etwas nicht stimmt.“
„Dann ist es schon zu spät. Sie werden keine Chance gegen die Eisernen haben, genauso wenig wie wir.“, murmelte Harry, der sich gerade ausmahlte wie diese alptraumhaften Kreaturen über die Menschen herfallen würden. Es wäre ein Gemetzel ohne Gleichen, ein sinnloses Sterben für das er zum Teil verantwortlich sein würde.
„Nein, Zeit bleibt uns nicht, aber auch wir verfügen über eine Armee.“, sprach Ollivander leise, fast geflüstert, als wäre hätte er Angst die Worte auszusprechen, die seine Lippen nun formten. „Grindelwald führte vor tausend Jahren auch die Eisernen ins Feld. Vielleicht wird es nötig sein die alten Zauber neu zu weben.“
Alle im Raum starrten den ehemaligen Zauberstabverkäufer entgeistert an.
„Ein Pakt mit dem Teufel.“, zischte Sirius nachdenklich.


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