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Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 11 Das helle Feuer des Phönix

von Reaver

Die gewaltigen schwarzen Schwingen tauchten das Seeufer in tiefen Schatten, als sich die Gestalt aus den Fluten des Sees erhob. Es war ein Geschöpf aus einer älteren Welt, von so uralte Bosheit, dass die ganze Schöpfung vor ihm zurückzuweichen schien, als der Drache ein tiefes Grollen aus seiner mächtigen Kehle ausstieß. In seinem Rachen glühte dunkles Feuer, das immer heller zu lodern begann, bis es fast weiß leuchtete, heller als die Sonne und verzehrender. Der mächtige Schweif peitschte über das Ufer, rasierte die Baumkronen ab und zermalmte Felsen, die dort seit Äonen in die geragt waren, beständig gegen Wind und Wetter. Trotz dem Schatten, der über der Kreatur lag war sie von anmutiger und eleganter Schönheit. Der Körper war von schwarzen Schuppen bedeckt, die im Mondlicht fast wie Smaragde glitzerten. Die Flügel wirkten fast so zerbrechlich wie Glas, während der mächtige Schädel mit Hörnern gepanzert, die sogar kleine Widerhaken an den Enden hatten. Nur die Augen ließen erkennen welch uralte, böse Kreatur dort aus ihrem Schlaf erwachte. Sie glühten in einem dunklen Rot, das aber keine Wärme spendete, sondern eher jeden Lebensfunken zum erlischen brachte, erstickt unter einem tiefen, schwarzen Schatten, der sich über alles legte was lebte und atmete. Langsam schoben sich die schlanken, tödlichen Klauen ans Ufer und gruben tiefe Spuren in den Fels.
Eine kleine, aufrechte Gestalt stand dort vor der mächtigen Kreatur, die nun ihren Kopf senkte, während sich ihr Blick in den des Mannes bohrte, als fände ein stummen Gespräch zwischen ihnen statt. Schweigend rann die Zeit dahin. Die Wolken verdeckten den Mond, so dass sich nur noch wenig Licht auf den Schuppen des Drachens brach, die aber noch immer wie kostbare Juwelen glitzerten. Die Nacht hatte den Hügel fast verschluckt, auf dessen Kuppe das alte Schloss Dunsinane thronte, die einst hohen Mauern und Türme lagen nun in Trümmern und Gras des Vergessens war über die Wälle gewachsen.
Nun schloss der Drache seine glühenden Augen, in denen jenes erstickende Feuer gelodert hatte. Ergeben senkte er den Kopf hinunter zu der reglos dastehenden Gestalt, die nun langsam die bleiche Hand ausstreckte. Im bleichen Licht der Sterne sah sie fast weiß aus, als gehöre sie eher einem Geist, denn einem lebenden Wesen. Vorsichtig berührten seine Fingerspitzen den kalten Panzer, auf dem noch Wassertropfen glitzerten wie Diamanten, die jemand auf einem samtigen, smaragdfarbenen Tuch ausgestreut hatte.
„Welch Macht und Anmut.“, sprach der Mann mit seidiger Stimme, während ein plötzlicher Windhauch das Wasser kräuselte und einen Schauer aus kaltem Mondlicht über die beiden schüttete. Sein schwarzes Gewand bauschte sich auf, ein tieferes Schwarz als der dunkle Mantel der Nacht. Aus der Kehle des Drachen drang ein wohliges, warmes Grollen und er entfaltete kurz die mächtigen Schwingen, durch die Sternen - und Mondlicht sanft hindurch fielen.
„Lass uns unsere alten Diener aus ihrem langen Schlaf erwecken, geschmiedet aus dem Herz der Erde, mit der gleichen Macht und Kraft!“, rief der Mann, dem das lange, samtig glänzende Haar tief ins Gesicht hing. Seine Stimme hatte einen anderen Klang als sonst, viel weicher, gütiger. Er stutzte. Langsam drehte er sich um und blickte zum südlichen Firmament empor. Seine kalten Augen, die fast weiß schimmerten, glitten suchend über die Sterne. Ein neuer, flammend heller Stern war dort auf dem schwarzen Tuch der Nacht erschienen. Das Gesicht des Mannes verfinsterte sich, aber es war auch etwas in seinem Blick, das vorher nicht da gewesen war. Eine Spur der Furcht, flüchtig nur, aber trotzdem wurde ihm bewusst, dass selbst er nicht über alle Ding erhaben war.
Der flammende Stern stürzte auf sie herab, in eine Korona aus Feuer gehüllt, die weiß glühenden Schwingen dicht an den Körper gelegt. Der Phönix war eine Kreatur von solcher Reinheit, dass sein Licht das des Mondes einfach hinweg fegte und alles in einen überirdisch schönen Glanz hüllte. Mit einem melodischen Schrei, der die ganze Luft in harmonische Schwingung versetzte stieß Fawkes auf die dunklen Gestalten hinab.
Das helle Licht enthüllte den Schatten, der auf dem Gesicht des Mannes gelegen hatte. Grindelwald zückte seinen Zauberstab, die Augen, in denen sich das Feuer des Phönix spiegelte, weit aufgerissen. Seine Bewegung war rasend schnell und kam doch nur gerade noch rechtzeitig. Eine gigantische Feuersäule schoss in den Himmel, als die brennenden Schwingen des Feuervogels die Erde berührten. Es war ein Inferno von einem solchen Ausmaß, dass selbst das dunkle Wasser des Sees in großen Dampfwolken in die Luft stieg. Der Schein des Feuers löschte jede Farbe aus und reduzierte die Schöpfung in Schwarz und Weiß. In der Mitte des Feuersturms hob sich schwarz die Silhuette des Phönix ab, der wild mit den Flügeln schlug und Flammenwelle um Flammenwelle dem Drachen entgegen trieb, der sich zu seiner vollen, imposanten Größe aufgerichtet hatte. Vor seinen mächtigen Klauen stand eine einzelne, verloren wirkende Gestalt, den Zauberstab erhoben und dem Inferno trotzend. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn und einige Haare kräuselten sich in der Hitze wie trockenes Laub.
Noch immer sang Fawkes sein himmlisch schönes Lied, während sich die uralte mächtige Kreatur in dem Flammenmeer wand, das seine Schuppen, so hart wie Stahl, langsam zu versengen begann. Grindelwald heulte dem Gesang in Agonie, Ekstase und Wahnsinn entgegen, die Augen weit aufgerissen. Immer heißer peitschte der legendäre Vogel das Element an, aus dem er geboren worden war. Längst liefen Bäche aus weiß glühendem Gestein in das kochende Wasser des Sees, der dampfe wie eine Thermalquelle. Die Bäume zerfielen zu heller Asche, die vom Wind davon getragen wurde.
Mit einem Brüllen, lauter als der Gesang des Phönix, hob sich der Drache in die Luft, die vor Hitze flirrte, so dass man alles nur wie durch eine blinde gewordene Glasscheibe erkennen konnte. Tief aus seiner Kehle züngelten Flammen empor, von einer solch tiefen Glut, dass sie Licht und Feuer von Fawkes vertrieben. Der Schwarzmagier heulte auf, als seine Kreatur einen wilden Flammenschwall ausspie. Dunkelrotes Feuer, in dem sich schwarze Schatten zu bewegen schienen, schoß auf den Phönix zu, der in seinem weißen Licht glänzte, fast wie ein himmlischer Engel. Ein letztes Mal heizte er die Flammen zu einem wilden Tanz an, nutzte selbst das Feuer, welches ihn am Leben erhielt, der Funke, der eigentlich niemals verlöschen würde, selbst wenn alle Schlachten geschlagen, jede Frage beantwortet und die Zeit der Menschen längst vorüber war.
Der dunkle Flammenschwall prallte mit entsetzlicher Wucht gegen das Schild aus weißem Feuer, das Fawkes gewoben hatte. Zerbarst daran und spie feurigen Tod über die Landschaft hinweg. Felsen zerplatzten in der Hitze, während die alten Bäume sofort zu Asche verbrannten. Wie ein Blitz aus purem Licht schoss der Phönix auf den Brachen zu, dessen Schuppen schwelten, aber noch immer so hart wie Diamant. Es war eine Kreatur, deren Element auch das Feuer war, aber es war ein dunkleres, unreines Feuer, das nur zerstören konnte und nie einen Funken Leben spenden würde.
Licht und Dunkelheit prallten mit einer Gewalt aufeinander, die stärker war als die Grundfesten der Erde. Für einen kurzen schrecklichen Moment wurden Finsternis und Helligkeit eins, bildeten eine Einheit, die es einfach nicht geben könnte, dann trennten sie sich wieder. Unter dem Chaos aus Flammen stand Grindelwald, die Arme erhoben. Seine Stimme hallte schrill über das Wüten der Gewalten, bis es sich mit dem Heulen des Windes mischte, der über die Berge fegte.
Phönix und Drache rangen miteinander, aber es waren nicht ihre Körper die kämpften, sondern das wafür sie standen, ihre Bestimmung, ihr Auftrag. Licht und Dunkelheit, in einem ersten Messen der Kräfte, die dazu reichen würden die ganze Welt zu zerreißen. Ihr Antlitz so zu zerschmettern, dass es niemals mehr heilen würde und auf ewig auseinander gebrochen bleiben würde.
Der Schatten fiel zurück. Der dunkle schwarze Körper des Drachens stürzte hinab in den schwarzen See, der ihn ausgespien hatte, aber es glühte tief in ihm noch immer die dunkle verzehrende Glut. Die Wogen schlossen sich mit einem Tosen über dem versengten Körper. Ein einzelner Schrei hallte über das Wasser. Er war kurz und abgehakt, aber in ihm lag soviel Trauer, Wut und Verzweiflung, dass es für Tausende Leben gereicht hätte.
Nur ein mattes Glühen stand nun am Himmel, kaum kräftig genug die Dampfschwaden zu durchdringen, die aus dem Wasser in die Luft stiegen. Von dem hellen Feuer, das bis vor wenigen Augenblicken die Gestalt des Phönix in gleißendes Licht getaucht hatte war nicht mehr viel geblieben. Mit müden Flügelschlägen torkelte er durch die Luft. Selbst sein Lied hatte nicht die positive Energie, sondern klang ausgelaugt und brüchig. Es war keine Spur von Triumph. Der Sieg schmeckte wie eine Niederlage.
Der Schweiß rann ihm aus sämtlichen Poren, als Harry mit einem Schrei hinter den Lippen erwachte. Der Stoff seines Schlafanzuges klebte an seiner Brust, die sich in raschem Tempo hob und senkte. Beinahe spürte er noch den Hauch des Feuers auf seiner Haut, den Atmen des Drachen und die Kraftlosigkeit am Ende des Kampfes. Keuchend, aber erleichtert, dass dies alles nur ein Traum gewesen war ließ sich Harry wieder in die Kissen zurück sinken. Mit einer raschen Bewegung hob er die Bettdecke von seinem Oberkörper, die nun viel zu warm war, obwohl der Winter nun mit aller Macht Einzug hielt. Zwar hatte es noch nicht geschneit, aber die eisige Kälte hielt die Welt fest in ihrem Griff. Durch das offene Fenster strömte die kalte Luft hinein und Harry sog sie gierig in seine Lunge hinein.
Ein schwaches, brüchiges Stimmchen rief ihn zu sich.
Harry schlug überrascht die Augen auf und blickte zu Ginny hinüber, die friedlich neben ihm schlief, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Der Ruf wiederholte sich. Harrys Augen glitten suchend durch den Raum, bis ihm das matte Glühen auffiel, das schwach die Decke über dem wuchtigen Schrank erhellte. Kaum merklich spiegelten dort die Federn des Feuervogels das silbrige Mondlicht wider. Langsam richtete Harry sich im Bett auf.
„Fawkes?“, fragte er in die Dunkelheit, an die sich seine Augen erst jetzt richtig zu gewöhnen begannen.
Ein leider Ruf antwortete ihm, dem aber die übliche Kraft und Anmut fehlte, die sonst in seiner Stimme mitschwang. Der Phönix bot einen schrecklichen Anblick. Viele seiner federn waren versengt und hatten ihren Glanz verloren. Seine Bewegungen, sonst voller Anmut, machten jetzt einen müden, kraftlosen Eindruck.
„Das war gar kein Traum?“, wollte Harry überrascht wissen, als die Bilder aus seiner Erinnerung wieder vor seinem inneren Auge vorbei zogen. Der Blick in den Augen des Phönix zeigte ihm, dass er Recht hatte. Es war die Erinnerung von Fawkes gewesen, die er in seinem Traum durchlebt hatte. Noch einen Moment lang versanken ihre Blicke ineinander, dann schwang sich der legendäre Feuervogel wieder in die Höhe und segelte elegant durch das offene Fenster in die Nacht hinaus. Harry hatte aber die Nachricht verstanden, die er in den leuchtenden Augen des Phönix gelesen hatte.
„Auch meine Macht hat Grenzen und vielleicht werde ich nicht immer rechtzeitig zur Stelle sein.“
Erst jetzt spürte Harry, dass er seine Hände zu Fäusten geballt hatte, ohne zu merken, wie seine eigenen Fingernägel schmerzhaft in seine Handflächen schnitten. Sofort streckte er die Finger wieder aus. Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle, als er sich zurück in das Bett sinken lief und die Decke wieder über sich zog. Mit einem mal war die Luft kalt, viel kälter als zuvor. Aber mit der Kälte schwang auch ein sanftes Lied zu ihm hinein, das seinen Geist wieder leicht in das Reich der Träume zurück geleitete.
Erste Schneeflocken fielen am Morgen aus den tief hängenden Wolken und überzuckerten die kahlen Äste der Bäume mit ihrem strahlenden Weiß. Sein Atem kondensierte an der Scheibe, als Harry ans Fenster trat und hinaus in den Schnee blickte, der in großen, weichen Flocken vom Himmel hinab rieselte. Kleine, glitzernde Eisblumen rankten um das Glas herum. Er rieb sich die Augen und gähnte herzhaft. Zwar hatte Harry gut geschlafen, aber die Erinnerungen waren geblieben, klar und deutlich, wie eingebrannt in seine Netzhaut. Von Fawkes war keine Spur mehr zu entdecken, was ihn auch gewundert hatte.
Zwei Monate war es her, dass der Zirkel wieder zusammengetreten war, aber nichts hatte sich seitdem gerührt, bis gestern Nacht. Die Verwüstung würde niemandem verborgen bleiben, so verheerend sie gewesen war. Vielleicht war es ein erstes Zeichen gewesen, eine Demonstration der Macht beider Seiten, die nun entfesselt wurde.
Immer weiter rieselte der Schnee aus den Wolken und bedeckte den Garten von Black Manor mit seinem weißen Leichentuch, doch unter dieser kalten Schicht aus Eis brodelte es mit verzehrender Glut. Harry konnte spüren, wie sich die Strömungen der Magie veränderten, greifbarer wurden, ja sogar fast sichtbar. Jeden noch so kleinen Zauber konnte er erkennen, jede Anwendung von Magie in seinem Umfeld. Jetzt sogar, in diesem Augenblick. Das schwarze Haus der Blacks war erfüllt von alten Zaubern, die inzwischen fast in Vergessenheit geraten waren. Jetzt spürte Harry wie sie ihn durchdrangen, er Teil von ihnen wurde. Sogar lenken konnte er sie in gewissen Bahnen, nur Kraft seines Geistes.
Eine plötzliche Windböe trieb Schneeflocken gegen die Scheibe und nahm Harry die Sicht, doch er bemerkte es kaum. Seine Gedanken trieben wie der Schnee ziellos umher, glitten mal hierhin, mal dorthin. Es war still. Fast meinte er das Rieseln der Flocken hören zu können. Nur das gleichmäßige Atmen von Ginny drang zu ihm herüber. Gerade wollte er sich von der winterlichen Landschaft abwenden, als eine Bewegung aus den Augenwinkeln seine Aufmerksamkeit auf sich richtete. Eine in einen schwarzen Mantel gehüllte Gestalt stapfte durch den Schnee, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Im dichten Schneegestöber, das immer mehr an Heftigkeit zunahm, war nichts zu erkennen. Harry kniff die Augen zusammen, als die Person stehen blieb und langsam den Kopf hob. Kurz meinte er die verhassten Züge von Grindelwald zu erkennen, wie er ihn mit einem höhnischen Grinsen entgegen starrte. Das Bild verschwand so blitzartig wie es gekommen war.
Lupin stand dort unten und winkte lächelnd zu ihm empor. Harry grinste, erwiderte den Gruß, dann stapfte Remus weiter den Weg entlang. Kurz darauf hörte er wie unten die Türe geöffnet wurde und jemand seine Kleider abklopfte. Ein Lachen, dann wieder das Geräusch der Türe, gefolgt von schweren Stiefeltritten. Harry riss sich von seinem Platz am Fenster los, schlüpfe rasch in Jeans und Pullover, die unordentlich am Boden verstreut lagen und ging herüber zur Tür. Lächelnd blickte er noch einmal in Ginnys schlafendes Gesicht und das sanfte Lächeln in ihren Zügen. Es gelang ihm die Türe ohne ein Geräusch zu öffnen, um sie auf keinen Fall zu wecken.
„Hey Harry! Schön dich mal wieder zu sehen.“, rief Lupin erfreut, als Harry in die warme Küche trat. Mrs Weasley war gerade dabei für Remus ein leckeres Frühstück zu machen und der Duft ließ Harrys Magen laut knurren.
„Guten Morgen Remus.“, entgegnete er, den Blick jedoch auf die Pfanne mit Rührei gerichtet.
„Du kannst natürlich auch etwas davon haben.“, meinte Mrs Weasly, die gerade damit beschäftigt war das Essen auf einen Teller zu drapieren und zusätzlich mit einigen frischen Kräutern zu verzieren.
„Molly, jetzt mach kein Kunstwerk aus dem Frühstück, sonst habe ich ja ein schlechtes Gewissen, dass ich es verspeise!“, rief Lupin lachend, als sein Teller zu ihm herüber geschwebt kam. Kurz darauf landete auch einer vor Harrys Nase, der sofort mit einem Bärenhunger zu essen begann. Es schmeckte sogar noch besser, als es duftete, so dass er sogar noch Nachschlag nahm und erst endete, als er meinte er müsse platzen. Lupin hatte ihm amüsiert zugeschaut und erst jetzt setzte er dazu an etwas zu sagen.
„Wir haben uns ja lange nicht gesehen.“
„Ja, fast zwei Monate nicht. Seit wir aus Dunsinane zurück sind.“, erwiderte Harry, für den es nur eine Frage der Zeit gewesen war, bis dieses Thema angesprochen werden würde. Sofort nachdem sich die Nachricht wie ein Lauffeuer im Orden verbreitet hatte war wieder jene Stimmung zurückgekehrt, die auch während des zweiten Krieges geherrscht hatte, nur mit dem Unterschied, dass heute niemand wusste wie der Feind aussah. Viele, unter ihnen auch Remus, Sirius, Arthur und Tonks, waren aufgebrochen um auch in den entlegensten Winkeln von Großbritannien nach Nachrichten zu suchen, leider bis jetzt ohne große Erfolge. Was immer jetzt in diesem Augenblick geschah spielte sich außerhalb ihres Blickfeldes ab, ja es war sogar vor der Magie selber verborgen. Nach dem kurzen Moment, in dem der Zirkel wieder zusammengetreten war, hatte er sich auch wieder aufgelöst und Harry hatte weder Merlin noch einen anderen Magier wiedergesehen.
„Hast du etwas herausgefunden?“, kehrte Harry zu seinem Gespräch mit Lupin zurück.
„Ehrlich gesagt weiß ich es nicht.“, sprach Remus leise. „Es ist auch nichts, was ich wirklich aufgedeckt habe, sondern eher eine alte Legende, die mir in Schottland zu Ohren gekommen ist. Sicher wird dir etwas dabei bekannt vorkommen. Einige der alten Leute erzählen sich, dass in Zeiten der Not und Entbehrungen einer der Menhire eines alten Steinkreises ihnen ein Zeichen gibt. In seinem Stein taucht ein blutendes Auge auf, umgeben von dreizehn Sternen.“
Harry blickte seinen ehemaligen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste erschrocken an. Er wich seinem Blick aus, als er sagte: „Ich war dort und habe es gesehen.“
„Was war das für ein Steinkreis?“, fragte Harry fast flüsternd mit einem Zittern in der Stimme. Mrs Weasley, die sich zu ihnen gesetzt hatte sah die beiden mit unergründlichem Blick an, in dem aber auch etwas wie Furcht und Zweifel zu sehen waren.
„Nach dem, was uns Snape erzählt hat stammt er wohl aus den Anfangstagen des Zirkels, aber was genau dort geschehen ist vermag ich nicht zu sagen. Aber wir müssen wachsam sein und uns vielleicht mit den alten Mythen und Legenden dieses Landes vertraut machen.“, erklärte Lupin ernst, bevor er sich dampfenden Tee eingoß, der nach Kräutern duftete.
„Ich frage mich, wie all das alles überhaupt geschehen konnte.“, wollte Molly kopfschüttelnd wissen. „Es ist einfach nicht gerecht.“
„Das ist es niemals, aber egal was auch geschehen wird ich werde immer an Harrys Seite stehen, das bin ich James schuldig.“, meinte Lupin und klopfte Harry kräftig auf die Schulter.
„Danke Remus.“, antwortete Harry lächelnd. Die freundlichen Worte hatten die düsteren Gedanken der letzten Augenblicke wieder vertrieben, aber das Gefühl, dass irgend etwas geschehen würde blieb. Es lauerte am Rande des Wahrnehmbaren, gerade nah genug um es zu erblicken aber zu weit entfernt um es nicht zu ergreifen und festzuhalten.
„Wie geht es Ginny, Hermine und Ron?“, fragte Harrys ehemaliger Lehrer, der damit abrupt das Thema wechselte.
„Gut soweit, aber keiner kann vergessen, dass wir uns im Krieg befinden, auch wenn er noch nicht offen ausgebrochen ist.“, gab Harry Antwort und dachte etwas sehnsüchtig an die Zeit in Hogwarts zurück, die scheinbar so leicht gewesen war. Es erfüllte ihn aber auch mit Stolz was er alles geschafft hatte. Zu dritt hatten sie Dinge vollbracht, die niemand für möglich gehalten hatte, aber oft war der Preis auch sehr hoch gewesen.
„Denk jetzt noch nicht zurück oder an dunkle Tage, die kommen mögen Harry.“, sprach Lupin sanft. „Sich schon heute auf alle Eventualitäten vorzubereiten ist unmöglich.“
„Sag das Hermine.“, erwiderte Harry lachend. Es tat gut, war befreiend und auch ansteckend, denn Remus und Mrs Weasley stimmten prustend ein. Ihr Lachen füllte die ganze Küche aus und blieb ihnen im Halse stecken.
Feuerschein strahlte durchs Fenster, grelles, orange rotes Licht gleißender Flammen, deren Hitze den Schnee fraß. Harry kniff die Augen zusammen, so hell war das Licht und selbst durch die Scheibe hindurch meinte er noch die versengende Wut des Feuers zu spüren. Der Schein verebbte, aber schon zogen draußen Dunstschwaden vorbei, als hätte jemand heißes Wasser in eisige Kälte gekippt. Lupin blickte Harry verdattert an, dann stürzten sie gleichzeitig zum Fenster. Vor dem Haus war kein Schnee mehr zu entdecken, obwohl er inzwischen kniehoch gelegen hatte.
Fieberhaft glitt Harrys Blick hierhin und dorthin, suchte nach einer Bedrohung, konnte aber nichts entdecken, bis sich die Umrisse einer großen Gestalt aus dem Dunst schälten. Ein großer, spitzer Hut saß auf seinem Kopf, während sein langes Gewand hinter ihm im Wind flatterte.
„Merlin!“, keuchte Harry und wollte gerade zur Tür rennen, als etwas riesiges, schwarzes hinter einer Hausecke hervor sprang. Die grausamen Klauen gruben tiefe Furchen in den Asphalt, als die Kreatur mit einem gewaltigen Satz auf den Zauberer zusprang. Die Bewegung war so schnell gewesen, dass Harry sie kaum gesehen hatte, aber Merlin reagierte mit übermenschlicher Geschwindigkeit. Blitzartig wich er dem tödlichen Hieb aus und vollführte mit seinem Zauberstab eine kreisförmige Bewegung. Im inneren des Eisernen leuchtete ein rotes Glühen auf, das rasch heller wurde. Die Glut verzehrte das Metall der Bestie mit gierigen, leckenden Flammenzungen, dann zerbarst der Panzer der Kreatur in tausende winziger Bruchstücke, die brennend im Schnee verdampften. Harry prallte zurück, als ein glimmendes Metallstück gegen die Fensterscheibe prallte.
Nur dieser Reflex rettete ihm das Leben. Die Scheibe zersprang, als die Klaue eines Eisernen durch sie hindurch fuhr. Harry konnte den Luftzug spüren, als das schwarze Eisen direkt vor ihm die Luft durchschnitt. Mit einem Krachen riss die Kreatur ganze Steine aus der Wand.
„Wuah!“, machte Lupin, als sich der blanke, glänzende Schädel einer Bestie durch das nun offene Fenster schob. In den Augen glühte das dunkel Feuer, das Harry auch schon in seinem Traum gesehen hatte. Ein tiefes, rauhes Knurren entrann der Kehle des Eisernen, als es mit einem Satz in die Küche sprang. Der Boden bebte unter dem Aufprall und die Bodenfliesen zersprangen unter dem Gewicht der Hinterläufe. Der Schwanz peitschte durch den Raum, zerschlug Teller und Tassen, bevor er den Geschirrschrank in seine Einzelteile zerlegte.
„Stupor!“, schrie Lupin fassungslos, als sich der Eiserne zu seiner vollen Größe aufrichtete. Zum ersten mal nun sah Harry die alptraumhaften Monster in hellen Licht. Der Schatten hatte gnädiger weise nicht alle Einzelheiten enthüllt, die nun ans Tageslicht traten. Das Metall, aus dem die Kreaturen bestanden war so schwarz, dass es nicht einmal jetzt am Tage von der Sonne berührt zu werden schien. Die Eisenplatten waren überall von kleinen Dornen bedeckt, deren Spitzen mit Widerhaken besetzt waren. Selbst eine solche Bestie nur zu berühren würde tiefe Wunden in das Fleisch reißen.
Harry erwachte aus seiner Erstarrung, als der Schockzauber wirkungslos am Eisernen abprallte und auf den zersplitterten Bodenfliesen verpuffte.
„Was ist das!?“, brüllte Lupin, aber die Frage ging in einem Keuchen unter, als die rasiermesserscharfen Klauen nach ihm schlugen. Nur in letzter Sekunde gelang es ihm sich mit einer verzweifelten Rolle in Sicherheit zu bringen. Mit fliegenden Fingern suchte Harry in seinen Klamotten nach seinem Zauberstab, aber er war nirgendwo zu finden. In Gedanken verfluchte er sich selbst.
„AVIDA!“, schrie Remus, der sich wieder aufzurappeln versuchte, sich aber erneut zu Boden werfen musste um dem klingenbewerten Schwanz zu entgehen, der Putz und Holzsplitter aus der Wand schlug. Mit einem Brüllen stürzte der Eiserne vor, eine gewaltige Lawine aus tonnenschwerem Eisen, gerade hinein in den roten Feuerstrahl aus Lupins Zauberstab. Mit gewaltiger Wucht wurde das Wesen zurückgeschleudert, als der Flammenstrahl es mitten im Sprung erwischte. Das Kreischen von Metall war ohrenbetäubend, als der Eiserne mit peitschendem Schwanz durch die Luft segelte.
Der Boden bebte unter Harrys Füssen und eine Wolke aus Schutt, Stein und Splittern bahnte sich ihren weg durch den Raum, als die Bestie durch die Wand geschleudert wurde. Wo eben noch Pfannen, Töpfe und anderes Gerät gestanden hatte gähnte nun ein Loch, das, als der Staub sich legte, den Blick auf den Grimmauldplatz freigab, auf einen sehr veränderten Grimmaulsplatz.
Merlin stand aufgerichtet, den Zauberstab erhoben in der Mitte des Platzes, umgeben von den alptraumhaften, eisernen Geschöpfen. Es mussten an die Hundert, die den Zirkelmagier umzingelt hatten, aber sie griffen nicht an, sondern verharrten stumm im Schnee, der sich rein und weiß wie ein Mantel auf ihre metallernen Glieder legte.
„Was geht hier vor?“, flüsterte Lupin, als er die Szene betrachtete. Langsam kam Mrs Weasley aus der Ecke hervor, in die sie sich verkrochen hatte. Sie war kreidebleich und hatte die Augen weit aufgerissen.
„Harry! Ist alles in Ordnung!?“, rief plötzlich Ginnys Stimme, als sie die Treppe hinunter gestürmt kam.
„Ginny bleib stehen!“, schrie Harry, aber es war schon zu spät. Der Treppenabsatz explodierte in einer Wolke aus Splittern, als sich die stählernen Klauen eines Eisernen durch die Mauer gruben. Ginny schrie auf, als nur Millimeter vor ihrem Gesicht die Kiefer der Kreatur zuschnappten. Harry riss Lupin den Zauberstab aus der Hand.
„Silvenus!“, donnerte er, kurz bevor sich das Konstrukt aus Stahl ganz aus dem Loch in der Wand heraus gearbeitet hatte. Unaufhörlich schlugen dabei seine Klauen in Ginnys Richtung, die mit schreckensbleichem Gesicht immer weiter die Treppe hinauf zurückwich. Hinter ihr tauchten plötzlich Hermine und Ron auf, die Zauberstäbe erhoben.
Der strahlende Blitz verwandelte alles in goldenes Glas, brannte die dunklen Augen der Kreatur mit seinem reinigenden Feuer, bevor er ihr den schwarzen, mächtigen Schädel spaltete. Das Kreischen von Metall erfüllte den Raum, dann kippte die Kreatur enthauptet vornüber, nur die Glieder zuckten noch unkontrolliert.
„Wie kommen die denn hierher?“, stammelte Ron fassungslos. Sein Blick glitt nach draußen. Kurz schien er nicht zu glauben, dann klappte sein Unterkiefer nach unten und ganz langsam begann er den Kopf zu schütteln.
„Wir müssen hier weg!“, zischte Lupin, als er mit Mrs Weasley, die am ganzen Leib zitterte aus der Küche kam.
„Was macht er da eigentlich?“, fragte Ginny, deren Augen an Merlin haften geblieben waren, der noch immer reglos in der Mitte der Eisernen stand. Von der Spitze seines Zauberstabes ging ein mattes, bläuliches Glühen aus. Harry konzentrierte sich und etwas in seiner Wahrnehmung veränderte sich. Plötzlich erkannte er feine, schimmernde Linien, die von Merlins Stab ausgingen und ein kompliziertes Muster woben, das sich über die Kreaturen gelegt hatte. Es schimmerte wie Seide und war von einer ergreifenden Schönheit. Immer mehr dünne magische Fäden ergänzten das Muster. Harry spürte die mächtige Magie, die dort wirkte. Sämtliche Ströme dieser Kraft mündeten in diesem Zauber, aber trotzdem konnte er nicht erahnen was sich dort vor ihren Augen abspielte.
„Ich habe keine Ahnung.“, murmelte Harry. „Aber wir sollten auf keinen Fall in seine Nähe kommen.“
„Garantiert nicht. Bei diesen ganzen Viehchern!“, meinte Ron kopfschüttelnd.
„Still!“, zischte Lupin, der den Kopf schräg gelegt hatte. Harry spannte sich und alle seine Sinne suchten nach einer sich nähernden Gefahr. War dort etwas? Ein Schaben, wie von Stahl auf Stahl, das Schaben von Klauen auf glattem Holz. Etwas aus Glas zerbrach klirrend auf dem Boden.
„Nach Oben!“, rief Lupin und drängte, Mrs Weasley, Ginny und Hermine die Treppe empor. In der gleichen Bewegung wollte er Harry den Zauberstab aus der Hand nehmen, aber dieser hielt ihn fest. Die Tür zum Salon flog aus den Angeln, als se mit brutaler Gewalt aufgestoßen wurde. Gleich zwei Eiserne versuchten sich durch den viel zu engen Spalt zu quetschen.
„Lauft!“, schrie Harry sofort. Mit Schrecken beobachtete er, wie sich klaffende Risse in der Wand bildeten, die rasch größer wurden und sich verzweigten, wie die Äste eines Baums. Das Schaben der Krallen auf dem Boden verstummte, dann warf sich eine der Kreaturen noch einmal mit aller Gewalt gegen das brüchig gewordene Mauerwerk.
„Silvenus!“, brüllte Harry, als eine Bestie einfach durch die Wand hindurch sprang. Steine wurden unter ihren Läufen einfach zu Staub zermahlen, armdicke Balken zersplitterten unter dem Griff der grausamen Klauen. Der Blitz zerschmetterte die gepanzerte Brust des Wesens, das wie ein stählernes Geschoss auch einen seiner Artgenossen zerriss. Metallsplitter zerschnitten dir Luft, bohrten sich in Decke und Wände und Harry duckte sich hastig hinter den Treppenaufgang.
„Harry! Komm!“, vernahm er den Ruf von Lupin, über das Kreischen von Metall hinweg.
Gerade wollte Harry die Treppe empor rennen, als bereits die nächsten Eisernen im Salon auftauchten. Es waren zuviele, einfach zuviele, eine kompakte Wand aus schwarzem Stahl, Klauen und Zähnen, die sich mit erschreckender Geschwindigkeit auf ihn zu bewegte. Blind schoss er einige goldene Blitze auf die Eisernen ab und sprang, immer drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf und ließ die in goldenem Licht erstrahlende Eingangshalle hinter sich.
Die Treppe schien auf einmal unendlich lang zu sein. Hinter ihm vernahm er das Splittern von Holz, als der erste Eiserne die Stufen erreichte. Harry verdoppelte seine Anstrengungen und sprang fast die Treppe hinauf. Der Alptraum aus Stahl und Klingen war trotzdem schneller. Hinter ihm flog der Schatten heran. Harry warf sich zur Seite, aber trotzdem traf ihn etwas grausam hart an der Schulter. Er meinte seine Rippen knacken zu hören, als sich das Geländer mit voller Wucht in seine Seite bohrte.
Ein blauer Blitz zischte an seinem Gesicht vorbei. Sein Licht löschte alle Farben aus, bis auf ein strahlendes Blau, das in einer Wolke aus ebensolchen Flammen explodierte. Beißende Kälte streifte Harrys Gesicht und ein Film aus weißen Rauhreif bildete sich auf seiner Haut. Schnell sprang er wieder auf die Füße, um sich vor den tobenden eisigen Flammen zu schützen.
Er spürte, wie ihm jemand unter die Arme griff und ihn auf die Beine zog. Die Wut des blauen Feuers erlahmte, aber zurück blieb eine Wand aus purem, knisterndem Eis, die das Treppenhaus wie ein gläserner Korken verschloss. Dahinter wüteten die schwarzen Schatten der Eisernen, von denen einer im Eis eingeschlossen war.
„Was?“, fragte Harry und drehte sich um. Er hatte erwartet Lupin, Ron, Mrs Weasley, Hermine oder Ginny zu sehen, aber nicht die in einen abgetragenen braunen Mantel gehüllte Gestalt, die vor ihm stand. Alles in ihm rebellierte dagegen zu glauben was er sah.
„Schnell wir müssen weg. Ich weiß nicht wie lange der Zauber noch seine Kraft behält.“, sprach Bill sachlich und knapp. Mit schnellen Schritten betrat er das Schlafzimmer von Mr und Mrs Weasley. Jetzt erst erkannte Harry die verwirrten, fassungslosen Gesichter seiner Freunde, die ihrem totgeglaubten Bruder und Freund hinterher blickten.
„Was, wer?“, stammelte Molly, dann brach sie ab und verbarg ihr Gesicht in ihren zitternden Händen, die die Leiche ihres Sohnes gehalten hatten. Lupin umarmte sie und flüsterte beruhigend auf sie ein. In diesem Moment ertönte ein lautes Krachen, lauter als ein Schuss, aber heller, beinahe klingend. Ein gezackter Riss war in der Wand aus geronnenem Frost entstanden, der rasch breiter wurde. Viel Zeit hatten sie nicht mehr.
„Kommt endlich!“, ertönte der Ruf aus dem Nebenzimmer.
Harry erwachte aus seiner Erstarrung, die ihn gelähmt hatte. Ginny und Hermine vor sich her schiebend eilte er in das Schlafzimmer, in dem ihm ein eisiger Wind vom geöffneten Fenster entgegen wehte. Daneben stand Bill, der das Ende eines Seils in seinen Händen hielt, das über das Fensterbrett in den Garten hinaus führte.
„Schnell hinunter!“, drängte der rothaarige junge Mann. Unsicher trat Hermine an das Fenster, den Blick hinab in den verschneiten Garten gerichtet. Ein erneutes, noch lauteres Splittern wischte jedoch alle Bedenken hinweg. Rasch schwang sie die Beine hinaus und kletterte geschickt hinab in den Schnee, in dem sie sogleich bis zu den Knien versank. Mrs Weasley folgte, dann mit ein wenig Protest Ginny, die Harry noch einen Kuss gab, bevor auch sie die Kletterpartie wagte.
Ein Windstoss wirbelte Schneeflocken in das Zimmer hinein, die kleine nasse Flecken auf Harrys Gesicht hinterließen. Er merkte es aber nicht, zu sehr war seine Konzentration auf das nun andauernde Knistern und Reißen gerichtet, das von der Treppe zu ihnen hinüber drang.
„Jetzt du!“, rief Lupin, bevor er Harry zum Fenster schob, nachdem Ron geschickt hinunter geklettert war. Zu allererst wollte er aufbegehren, aber dann viel ihm ein, dass es nur wertvolle Zeit kosten würde. So schnell er konnte schwang Harry die Beine über das vereiste Fensterbrett, die Hände um das dicke Seil gekrallt. Es war aus rauhen Fasern gedreht, so dass es in seine Hand schnitt, aber er war viel zu sehr damit beschäftigt an der glatten, mit Eis bedeckten, Hauswand nicht den Halt zu verlieren, um es zu merken. Die letzten Meter wagte er im Sprung und landete weich im tiefen Schnee.
Sofort war Ginny neben ihm und half ihm wieder auf die Füße.
„Alles OK?“, fragte sie besorgt.
„Ja natürlich.“, beruhigte Harry sie, gerade als Lupin neben ihm den Boden erreichte. Schnell entfernten sie sich etwas vom Haus, aber im Schnee kamen sie nur langsam voran, da sie mit jedem Schritt tief einsanken und so jede Bewegung der Beine zur Qual wurde.
„Lauft!“, schrie jemand hinter ihnen. Es war Bills Stimme. Es klang, als würde ganz Black Manor zusammenbrechen, als die Wand aus Eis in unendlich viele winzige Splitter zersprang. Nun war nur noch der kleine Vorsprung zwischen ihnen und den Eisernen. Bill löste den Griff vom Seil, ließ sich in den Schnee fallen und kam gleichzeitig mit einer geschickten Rolle wieder auf die Beine. Über ihm schoss ein schwarzer Schatten durch das Fenster hindurch, einem dunklen Blitz gleich, bewährt mit alptraumhaften Klauen.
Der Schnee spritzte in hohen Fontänen zur Seite, als der Eiserne wie eine stählerne Kugel den Halt auf dem glatten Untergrund verlor und sich durch ein Gebüsch walzte. Ein kleiner Baum zersplitterte, als er das Unglück hatte dem Weg der Kreatur ein jähes Ende zu bereiten.
Schnee verdampfte, Holz verbrannte in sekundenschnelle zu weißer Asche und Metall verformte sich in dem tödlichem Inferno, das jetzt losbrach. Aus dem dichtem Gebüsch des verwilderten Gartens traten mehrere dunkel Gekleidete Magier, die das Wesen, welches sich gerade wieder aufrappeln wollte mit einem ganzen Arsenal von Flüchen eindeckten. Selbst die mächtigen Schutzzauber, die das verderbte Wesen vor selbst hoher Magie schützen gingen unter diesem Ansturm geballter Zerstörungskraft in die Knie. Der schwarze Stahl glühte weiß auf, zerfloss und tropfte bösartig zischend auf die nasse Erde. Die Bestie kippte zur Seite, während jenes grausame dunkle Feuer in ihren Augenhöhlen verglomm, bis nichts mehr daran erinnerte, dass dieser Haufen Schrott jemals von einer todbringenden schwarzen Magie belebt war.
„Silvenus!“, rief Harry, als ein weiterer Schatten aus dem Fenster schoss, die Klauen ausgebreitet, bereit die überraschten Zauberer zu zerreißen. Der goldene Blitz traf ihn mitten im Flug. Wie die Faust eines wütenden Gottes zerschmetterte der Fluch den Körper der Kreatur, zermalmte seine Glieder und ließ die glühenden Überreste in den Schnee hinab regnen, der das schwarze Metall bereitwillig in sich aufnahm und vor allzu neugierigen Blicken verbarg.
„Wir müssen weg es sind sicher noch mehr Biester in der Nähe!“, rief einer der Zauberer. Es waren vier, die sich im blickdichten Buschwerk verborgen hatten. Wie auch Bill trugen sie abgetragene, aber robuste Kleidung, die aussah als wäre sie fast so alt wie ihre Träger. Wortlos rannte die Gruppe um das Haus herum. Abrupt blieben sie stehen. Vor ihnen wanden sich hell glühende blaue Linien durch die Luft, die einen perfekten Kreis bildeten, der die Eisernen einschloss, die sich noch immer nicht bewegten oder bewegen konnten. In der Mitte des Kreises, umgeben von den mindestens hundert schwarzen Kreaturen, stand Merlin, hoch aufgerichtet und unantastbar. Die Fäden magischer Energie malten immer kompliziertere Symbole in die Luft.
„Was ist das?“, hauchte Hermine fassungslos.
Harry hörte die Frage nicht einmal. Er war überwältigt von der Kraft der Magie, die der Zirkelmagier wirkte und von ihrer grausamen, gefährlichen Schönheit. Am liebsten hätte er die Hand ausgestreckt und einen der blauen Fäden berührt, wäre das Wissen nicht gewesen, dass dies seinen Tod beutet hätte.
Die Linien ballten sich plötzlich zu einer Kugel aus strahlendem blauen Licht zusammen, die direkt über dem Zauberstab Merlins schwebte. Der Sturm aus gleißender Helligkeit stürzte ohne Vorwarnung über die kleine Gruppe. Als Harry wieder etwas sehen konnte außer bunter Lichtpunkte, die wirr über seine Augen tanzten war alles vorüber. Nichts hatte sich verändert. Sogar die Eisernen harrten noch stumm auf ihren Plätzen aus.
„Was ist geschehen?“, fragte Ginny flüsternd. Ihre Hand hatte sich um die seine gekrallt, so stark, dass es fast weh tat. Harry zuckte nur mit den Achseln. Er war ratlos, bis der Schnee aufhörte zu rieseln.
Über den Eisernen schwebten die Flocken plötzlich in der Luft, ohne eine Kraft, die sie hielt. Ganz langsam begannen sie zu tauen, bildeten Wassertropfen, welche ebenfalls reglos an der Stelle schwebten. Auch der Schnee, der sich auf den Eisernen gesammelt hatte und ihnen kleine, weiße Mützen beschert hatte schmolz zu Wasser, das aber an der Stelle blieb und nicht herunter lief.
Fassungslos starrte Harry auf die unglaublichen Dinge, die sich ihm gerade offenbarten. Auf seinem Haupt landeten ganz normal die Flocken und benetzten, als sie tauten sein schwarzes, strubbeliges Haar, das ihm nun mehr und mehr am Schädel klebte. Nun gefror das Wasser wieder, nur um ein paar Sekunden später wieder zu schmelzen. Die Abstände dazwischen wurden immer kleiner, bis Harry langsam begriff, was hier vor sich ging. Die Zeit selbst hatte ihren Lauf verändert und gewährte ihnen nun einen Blick in die Zukunft, wie durch ein Fenster hindurch. Nun veränderten sich auch die Eisernen. Ihr schwarzer Stahl färbte sich rostrot und begann vor Harrys Augen zu zerfallen. Der Asphalt, auf dem sie standen, begann zu bröckeln und löste sich auf. Langsam sank er zusammen, während sich kleine Pflanzen ihr Reich zurückholten.
Keine Minute später war von den Eisernen nur noch ein feiner, rötlicher Staub übrig, der im Wind davon getragen wurde. Nun normalisierte sich die Zeit auch wieder und neuer, Schnee bedeckte die kleinen Büsche und Bäume, die den Grimmauldplatz in Besitz genommen hatten.
Aus großen Augen starrte die Gruppe auf die veränderte Landschaft, ungläubig das zu begreifen, was sich eben vor ihren Augen abgespielt hatte.
„Es freut mich, dass es euch gut geht.“, sagte plötzlich Merlins Stimme, als er zu ihnen heran trat und die Zweige eines Fliederbusches zur Seite bog.
„Was war das gerade?“, fragte Lupin mit leicht zitternder Stimme.
„Viele Zauberer haben nicht begriffen welche der vielen Kräfte, die unser Leben bestimmen wirklich die bedeutendste ist, nämlich jede unserer Handlungen wird von nur einer Macht immer gelenkt: Der Zeit. Wer dies wirklich begreift kann sich ihre Stärke zu Nutze machen.“, erklärte der Zauberer freundlich.
„Aber Bill, du lebst, wie kann das sein?“, wollte Mrs Weasley nun wissen, die ihrem tot geglaubten Sohn umarmen wollte, dieser wich aber mit einem raschen Schritt vor ihr zurück.
„Ich glaube auch wir haben etwas zu erklären.“, murmelte einer der Zauberer leise, dessen Gesicht von einer Kapuze verdeckt war, die seine Augen beschattete. Nun führte er seine in schwarzen Handschuhen steckenden Finger zum Kopf und zog sie mit einem Ruck herunter.
Der Schock hätte nicht größer sein können. Harry war unfähig irgend etwas zu tun oder zu sagen, ja nicht einmal einen klaren Gedanken konnte er fassen. Vor ihm stand er selbst. Die gleichen Augen guckten ihn an, die selben Haare nisteten wirr um den Kopf, ja sie waren sogar gleich groß, aber es gab auch unterschiede, die verrieten, dass sein Gegenüber keine leichte Zeit hinter sich hatte. Eine feine Narbe zog sich über sein Kinn bis zum Ohr hinauf und seine Nase war leicht schief. Dennoch war es er selbst.
„Wie!?“, zischte Ron, der bis eben die Luft angehalten hatte.
Harry kannte die Antwort, bevor der andere Harry sie aussprach.
„Wir kommen von der anderen Seite.“, erklärte er und fuhr sich mit einer typischen Geste durchs Haar.


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Es hat mich beruhigt, zu sehen, dass eigentlich niemand die Szenen beim ersten Take schafft.
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