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Fanfiction

Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 10 Vergangen und vergessen Teil II

von Reaver

Hey Leute!
Ich kann euch sagen, dass ich froh bin diese Zeilen schreiben zu können. War natürlich klar, dass mein PC gerade in dem Augenblick kaputt geht, an dem ich weiter an „Harry Potter und der Zirkel der Zauberer“ werkeln wollte. Dann kam gestern endlich der neue CPU Chip und ich konnte wieder schreiben. Das habe ich dann auch getan und hier ist es: Das Resultat. Ärgerlich war nur, dass ich die ersten, schon fertig geschriebenen, Seiten verloren hatte, aber ich habe mich nicht entmutigen lassen. So hier, mit einer durch die Technik bedingten Verzögerung, ist der zweite Teil des Kapitels: „Vergangen und vergessen“ Ich hoffe es gefällt euch! Wie immer würde ich mich sehr über Resonanz von eurer Seite freuen, egal ob positiv oder negativ, da sie mir hilft die Story immer weiter zu verbessern.
Also viel Spass beim Lesen und auf baldiges Wiederlesen euer
Tobi


Die schäumenden Wassermassen donnerten weit unter ihren Füssen in den See, dessen Wasser wie eine ruhige spiegelnde Fläche dalag, schwarz und undurchdringlich für Blicke des menschlichen Auges. Der alte Stein der Brücke, die sich in einem weiten Bogen über den Wasserfall spannte, war nass von Gischt und Nebel, aber noch so fest wie einst. Die Schritte der kleinen Gruppe eilten dem mächtigen Tor entgegen, das die Zauberfeste seit über tausend Jahren verschlossen hielt. Das Metall war blind geworden, schimmerte in der hellen Sonne jedoch funkelnd entgegen. Je näher sie kamen desto höher ragten die Torpfeiler vor ihnen auf, mächtig und für die Ewigkeit erbaut. Einige Pflanzen hatten in den Fugen der Steine halt gefunden und rankten die Mauern empor, fast bis unter die hohen, schmalen Fenster, deren Buntglas das strahlende Licht reflektierte.
Harry warf einen Blick über die Schulter zurück. Noch immer stand Grindelwald reglos da, die Hände zu Fäusten verkrampft und den Blick starr auf das funkeln des Auges gerichtet, das in die schwarzen Tiefen des Sees hinab sank. Selbst das Licht des Artefaktes vermochte nicht den Grund zu erhellen, der seit einer Ewigkeit vor allen Blicken verborgen gelegen hatte. Noch ein letztes Mal beschleunigte Harry seine Schritte, dann erreichte die kleine Gruppe das Tor. Feine Linien zogen sich über das Metall, und verästelten sich wie die Zweige eines großen Baumes in der Blüte seiner Jahre. Nirgendwo war ein Schloss oder ähnliches zu sehen. Sirius Blick fuhr suchend über die glatte Oberfläche, die an den meisten Stellen noch wie poliert schimmerte.
„Wie können wir es öffnen?“, fragte Hermine außer Atmen und fuhr vorsichtig mit der Hand über die eingravierten Linien.
„Ich weiß nicht.“, murmelte Harry, der den Kopf in den Nacken gelegt hatte um das steinerne Wesen zu betrachten, das über dem Tor wachte. Es war ein Greif, ein mächtiges, wunderschönes Tier, das vom Künstler in solcher Perfektion geschaffen worden war, das es wie lebendig wirkte. Seine weiten, kräftigen Schwingen waren zu imposanter Breite aufgespannt und beinahe meinte Harry zu sehen, wie der Wind mit den Federn spielte. Das stolze Haupt war der Sonne entgegen gerichtet, die Augen aber blicken hinab zu den Ankömmlingen, die sich am Tor zu schaffen machten.
Harry musste lächeln. Hier fühlte sich wohl jeder klein und unbedeutend, egal welche Machtposition er in der Welt einnahm. Er riss seinen Blick von der Statue los und legte seine Hand auf das kalte Metall es Tores. Etwas geschah. Harry stutzte und zog die Finger wieder weg. Es war, als hätte er tief im Stahl ein Beben gespürt, das sich fortgesetzt hatte, wie unzählige kleine Räder, die sich nun drehten.
Ein Scharren ertönte plötzlich, als sich die Torflügel langsam öffneten. Ohne ein weiteres Geräusch glitten sie auseinander, als würden unsichtbare Geisterhände der kleinen Gruppe Einlass gewähren. Verwundert blickten Harry, Hermine, Ginny, Ron und Sirius in die lichtdurchflutete Eingangshalle, die vor ihnen lag. Die hohen, schmalen Fenster reichten bis zur entfernten Decke hinauf und ließen das warme Licht der Sonne hinein. Zögernd trat Harry über die Schwelle. Seine Schritte hallten durch den Raum und wurden von den Wänden zurückgeworfen. Zwar waren die Bodenplatten nicht aus weißem Marmor und die Säulen nicht so reich verziert, wie in der Halle der Sterne, die unter Hogwarts lag, aber dennoch hatte die Zauberfeste etwas majestätisches, erhabenes. Bis auf die Fenster aus Buntglas gab es keine Verzierungen. Die Halle war eher schlicht und zweckmäßig, trotzdem kam sich Harry klein vor. Es wie Ausstrahlung, die vom polierten Stein ausging. Sie war dafür errichtet worden den Menschen zu zeigen, dass sie im Grunde ihres Wesens alle gleich waren, egal ob groß oder klein, arm oder reich, mächtig oder schwach. Sie alle hatten eine Aufgabe und Bestimmung im Leben, die das Schicksal ihnen zugedachte.
„Wow.“, murmelte Ron, der hinter Harry getreten war.
„Das ... ist eindrucksvoll.“, hauchte Hermine, während sie sich einmal um die eigene Achse drehte. Harry hatte vermutet, dass am Ende der Halle ein Thron stehen würde, doch führten dort nur die Stufen einer steilen Wendeltreppe zum Turm empor. Von unzähligen Füssen war der Stein glatt geworden und glänzte im Sonnenlicht, als sei er feucht.
„Harry hier geht es nach unten!“, rief Ginny von der anderen Seite der weiten Halle her. Ihre Stimme klang unnatürlich laut in der Stille, die hier geherrscht hatte. Nur ein entferntes Donnern des Wasserfalls, das merkwürdig beruhigend wirkte, drang durch die dicken Mauern. Harry wurde mehr und mehr klar, als er zu Ginny hinüber ging, dass dies ein ganz besonderer Ort war.
„Sieh dir das an.“, sprach Hermine, als er heran war. Eine Treppe, die von einem breiten Lichtstrahl erhellt wurde, der aus einem Glaskuppel in der Decke strömte, führte hinab in die Tiefen der Festung. Metallspiegel fingen das Sonnenlicht auf und leiteten es die Treppe hinab, so dass es selbst tief unter der Erde noch taghell war.
„In den Tiefen der Zauberfeste ruht das Geheimnis seiner Diener.“, wiederholte Sirius die Worte aus dem Necronomicon. Sie klangen erschreckend dumpf und hart an diesem Ort. Es war, als würden die Wände sich weigern den Satz aufzunehmen, der nun merkwürdig schwer in der Luft lag. Es steckte mehr in den Worten als ihre pure Bedeutung, etwas, dass keiner von ihnen fassen konnte nun aber ans Tageslicht getreten war.
„Es ist lange her, dass diese Worte in diesen Hallen erklangen.“, sprach eine Stimme, die warm und weich aber dennoch mächtig klang. Für Harry war es, als wäre Dumbledore in diesem Moment wieder zum Leben erweckt worden. Alles, was er bedeutet hatte und was mit ihm gestorben war. Ruckartig fuhr er herum.
In der lichtdurchfluteten Halle war der Mann nur als schattenhafter Umriss zu erkennen aber schon jetzt war klar, dass er ein Auftreten hatte, das dem eines Königs gleich kam. Langsam kam er auf die kleine Gruppe zu, die ihm mit zusammengekniffenen Augen entgegen sah. Seine Schritte waren würdevoll und fest und je näher er kam, desto sicherer wurde Harry sich, dass es tatsächlich Dumbledore war, nein sein musste.
„Dumbledore?“, flüsterte er ungläubig, dann trat der Mann aus der Helligkeit heraus. Es hätte Albus sein können, zumindest teilten die beiden Zauberer den gleichen Geschmack sich zu kleiden. Das Gewand des Zauberers war von einem dunklen, königlichen Blau, in das kleine Sterne aus goldenen Fäden hinein gestickt waren. Es war aus einem samtigen, dicken Stoff. Ein langer grauer Bart verdeckte die doppelte Knopfleiste, die erst im unteren Drittel des Gewandes wieder sichtbar wurde. Unter dem breiten Spitzhut schauten wache, gutmütige Augen hervor, deren Blick aber eine macht ausstrahlte, der sich niemand zu entziehen vermochte.
„Nein, ich bin nicht Dumbledore.“, sprach der Zauberer wieder mit seiner warmen Stimme. Obwohl er nicht sehr laut gesprochen hatte füllten die Laute die ganze Halle aus. Der Magier nahm den breiten Hut ab, bevor er sich vor der kleinen Gruppe verneigte.
„Ich grüße euch im Namen des Zirkels, zumindest im Namen dessen, was er einst bedeutete.“
Harry guckte kurz seine Freunde unsicher an, bevor er den Gruß erwiderte.
„Oh nein!“, lachte der Zauberer und machte eine Geste, dass sie sich wieder aufrichten sollten. „Verneigt euch nicht vor mir, denn es hätte niemals dazu kommen dürfen, dass ihr nun hier steht. So haben mich die Fehler der Vergangenheit wohl doch noch eingeholt.“
„Aber ihr seid...“, murmelte Hermine, verstummte dann aber wieder.
„Gestatten, mein Name ist Merlin, zumindest der, unter dem man mich allgemein anredet.“, stellte sich Merlin vor und lachte kurz und hell auf, als er in die verdutzten Gesichter seiner Gegenüber blickte.
„Aber...“, stammelte Ron nur, bevor er errötend zu Boden blickte.
„Ihr schenkt Namen und Titeln zu viel Beachtung, meine jungen Freunde. Mehr zeigen unsere Taten, wer wir wirklich sind und selbst der größte Held bleibt auch nur ein Mensch.“, sprach der Zirkelmagier, bevor er die Arme ausstreckte, als wolle er die Halle um sich herum damit einschließen. „Dies soll die Halle um uns herum zeigen. Hier, im Angesicht dieses Ortes ist jeder nur das, was er mit der Zeit angefangen hat, die ihm gegeben wurde. Hier spielen Namen, Titel und Stand keine Rolle.“
Harry blickte sich erneut in der Halle um, die von den hohen Säulen gestützt wurde. Niemand vermochte sich der Wirkung zu entziehen, die von ihr ausging. Hier war man nicht derjenige, als der man geboren wurde, sondern der, der wirklich in einem steckte.
„Aber ich glaube, ihr seid nicht hierher gekommen, um die hiesige Architektur zu bewundern.“, sagte Merlin leise.
„Nein, wir sind auf der Suche nach dem Geheimnis, das hier in dieser Festung ruhen soll.“, sprach Harry, der wusste, dass es sinnlos sein musste sein Gegenüber belügen zu wollen.
„Ja, ich weiß und dies ist nur ein kleiner Bestandteil des Bildes, dass mich dazu gebracht hat wieder in Erscheinung zu treten. Dein Herz, junger Harry, sagt mir, dass du mehr gesehen und erlebt hast, als viele andere in deinem Alter, aber dennoch warst du bis jetzt immer nur ein Sklave des Willens anderer Männer.“
„Nein, was sich getan habe, dass habe ich aus freien Stücken und eigenem Willen getan!“, widersprach Harry heftiger, als er eigentlich wollte. Seine Stimme klang unangenehm schrill an diesem Ort.
„Wir sind alle nur ein Spielball des Schicksals, aber die Zeit wird kommen, da wirst du dich entscheiden müssen und vielleicht ist dieser Punkt in deinem Lebensfaden schneller erreicht als du glaubst.“, entgegnete Merlin erst, aber dennoch mit warmer Stimme, die den Worten etwas von ihrem Gewicht nahm.
„Warum nur müssen mächtige, alte Magier immer nur in Rätseln sprechen?“, flüsterte Ron an Sirius gewandt, der verhalten grinste.
„Vielleicht, weil sie erkannt haben, dass Worte nicht alles ausdrücken können, was gesagt werden muss.“, erwiderte der Zirkelmagier in gespielt strengem Tonfall. „Aber du hast Recht Ron, zu oft vergessen wir mit wem wir wirklich gerade reden.“
Ron verzog nur kurz die Mundwinkel zu einem Lächeln, dann starrte er den alten Zauberer wieder unsicher an. Eine kleine Wolke schob sich vor die strahlende Sonne und in der Halle wurde es dunkler. Als wäre es ein Zeichen für Merlin gewesen straffte er die Schultern.
„Leider, so fürchte ich, haben wir keine Zeit mehr mit diesem Gespräch fortzufahren. Dieser Tag heute markiert das Ende einer Ära und nur wenig trennt uns von einem tiefen Abgrund, der uns verschlingen wird, sollten wir straucheln. Folgt mir bitte.“ Nach diesen Worten wandte sich der Zirkelmagier um und wies mit der Hand den Weg zur Treppe hinüber, die in den hohen, schlanken Turm der Zauberfeste führte. Nur noch wenig Licht sickerte durch die Fenster, die den Blick auf den See und Fluss freigaben. Dunkle Wolken hatten die Sonne verschlungen, so dass die Wassermassen nun noch dunkler und trüber wirkten.
Stufe um Stufe führte die Treppe in den Turm hinauf. Sie war so ausgetreten, dass in der Mitte eine merkliche Kerbe war und so glatt, als wäre sie aus Eis. Hintereinander stiegen sie schweigend in die Höhe und jeder Blick aus dem Fenster ließ die Welt unter ihnen kleiner und dunkler erscheinen. Finstere Wolkenberge schoben sich über den See und die Hänge der berge hinauf, doch der Regen, den Harry erwartete blieb bis jetzt aus. Manchmal gelang es der Sonne noch einen einzelnen Strahl zur Erde zu senden, doch war es nicht mehr als ein kurzes Aufflackern trügerischer Helligkeit. Vor Harry stieg Merlin mit gemessenen Schritten die Treppe empor, bis sie eine hohe, mit goldenen Symbolen verzierte Tür erreichten. Das Holz war poliert, so dass sich das Gesicht des Zirkelmagiers darin spiegelte. Bedächtig, ja beinahe vorsichtig, legte der alte Zauberer seine Hand auf das schwarze Holz und murmelte einige kurze Worte. Wie das Tor, durch das sie die Zauberfeste betreten hatten, öffnete sich die Pforte wie durch Geisterhand.
„Dies ist das alte Ratszimmer des Zirkels, bevor er in seinem Wahn von Größe und Macht die Halle der Sterne erschuf.“, sprach Merlin leise und ehrfürchtig, bevor er das große Zimmer betrat. Harry trat hinter ihm über die Schwelle und atmete die nach Kerzenwachs riechende Luft ein. In der Mitte des Raumes stand ein schlichter, runder Holztisch, der nur von dem Emblem des Zirkels in der Mitte geschmückt wurde. Das Gold schimmerte im flackernden Licht der dreizehn Kerzen, die vor den edlen Holzstühlen der selben Anzahl standen. Hier befand sich die kleine Gruppe im höchsten Raum der Zauberfeste und durch die großen Fenster, die zu jeder Seite des Raumes den Blick auf die Landschaft freigaben, konnte Harry fast die ferne Nordsee erblicken.
„Dreizehn Kerzen für dreizehn Magier.“, murmelte Harry, der die Finger auf die Lehne eines Stuhles gelegt hatte.
„Sehr richtig.“, bestätigte Merlin, der vor einem der Fenster stehen geblieben war und hinaus blickte. „Es ist fast tausend Jahre her, dass alle Kerzen wieder gemeinsam entflammten. Nun sind alle Erben der Zauberer aus dem Schatten getreten. Der Ausbruch magischer Energie, der den Schleier von der Festung nahm und meinen Zauber hinweg fegte, ist keinem von ihnen verborgen geblieben. Sie haben den Ruf vernommen, genau wie den ihres alten Oberhauptes.“
Harry warf einen Blick zum Tisch hinüber, der vom warmen Licht der Kerzen erhellt wurde. Das Symbol des Auges schimmerte in seiner Mitte wie flüssiges Gold.
„Das letzte Mal ist die Sache ja ziemlich schief gegangen.“, knurrte Sirius missmutig und funkelte Merlin an.
„Sei versichert, dass ich alles in meiner Macht stehende getan habe um schlimmeres zu verhindern.“, entgegnete der alte Zauberer ruhig, bevor er sich vom Fenster abwandte. Sein Blick war von einer Trauer erfüllt, die Harry erschreckte.
„Das alle so gekommen ist, wie es schließlich kam ist auch zum Großteil meine Schuld. Ich habe die bösen Absichten meines alten Schülers zu spät erkannt. Sein magisches Können ist beachtlich, grauenvoll und selbst dem Meinen überlegen.“, fuhr Merlin fort und stützte sich mit den Händen auf die Tischplatte.
„Wer war den ihr Schüler?“, fragte Ginny beunruhigt.
„Ich!“, zischte eine Stimme von der Tür her, die kalt und schneidend wie Eis war. Harry hatte gebetet, dass sein Verdacht nicht zutreffend war und dennoch spürte er, wie jede Kraft aus seinen Gliedern wich. Die große Gestalt in der unheimlichen Robe trat durch die Tür und schien den großem Raum alleine nur durch seine Präsenz komplett auszufüllen. Langsam drehten sich die Anwesenden zu Grindelwald um, der den Moment des Schreckens aus vollen Zügen auszukosten schien.
„Na sieh mal einer an. Merlin mal wieder im Land.“, schnarrte der Schwarzmagier und ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen, der seinem ehemaligen Meister gegenüber stand.
„Du weißt, dass ich nur wieder hier bin um deinen Plänen Einhalt zu gebieten, die uns schon in diesem Augenblick an den Rand eines bodenlosen Abgrunds geführt haben.“, entgegnete der Zirkelmagier scharf. Plötzlich war in seinen Augen keine Spur mehr von Gutmütigkeit oder Freundlichkeit, sondern statt dessen waren sie hart und kalt, fast wie die seinen Gegenübers.
„Es haben sich viele Dinge geändert alter Mann. Deine Tage sind vorüber und die Meinen brechen an. Du hattest deinen Ruhm, vor vielen Jahren. Es wird Zeit für den stärkerer Männer.“, knurrte Grindelwald , der mit der Flamme seiner Kerze spielte, als ginge ihn all dies nichts an.
„Sag mir mein Schüler, wie hast du es fertig gebracht in dem vergangenen Jahrtausend nichts neues zu lernen?“, fragte der alte Zauberer seinen ehemaligen Lehrling.
Nur ganz langsam blickte der Schwarzmagier von der flackernden Kerzenflamme auf, doch in seinem Blick spiegelte sich nichts anderes als Verachtung und Wut wider. Lange starrte er sein gegenüber nur wortlos an, während sich sein Gesicht immer weiter zu einer Maske der Wut verzerrte.
„Du hast ja keine Ahnung alter Mann! Ist dein Blick vom Alter schon so getrübt, dass du nicht zu sehen vermagst, was offensichtlich ist? Niemand vermag es sich mit meiner Macht zu messen. Du hast versagt und ein neues Zeitalter bricht nun an. Der Weg ist nun zu dem frei, was du mir vor so langer Zeit genommen hast!“, zischte Grindelwald wie eine Schlange. Seine Stimme war kaum mehr als die eines Menschen zu erkennen, so entstellt vor Zorn und Wut entsprangen die Worte seiner Kehle.
Stille breitete sich in der Ratshalle der Zauberfeste aus. Kein Laut war zu vernehmen, während Merlin seinen ehemaligen Schüler mit einer alten, weisen Trauer in die kalten, blauen Augen blickte. Der Ausdruck in seinem Gesicht sagte mehr, als tausend Worte ihm Ausdruck hätten verleihen können. Als er dann schließlich sprach war die Stimme des alten Magiers jedoch fest und hart, sogar beinahe so schneidend wie die seines Gegenübers.
„Es ist ein gefährlicher Grat, auf dem du dich besiegst mein junger Freund. Es gibt nicht ohne Grund Geheimnisse auf dieser Welt, die niemand ans Tageslicht fördern soll. Das Wissen würde dich zerstören, vielleicht nicht heute oder morgen, aber eines Tages, wenn es das nicht schon hat.“
Grindelwald lachte rauh auf und blickte seinen alten Meister verächtlich an. „Weil du so denkst wirst du auch niemals so mächtig sein, wie ich es bin. Rühme dich nicht deines alten Sieges, denn er ist längst Vergangenheit. Nun vermagst nicht einmal du mich aufzuhalten!“, höhnte der Schwarzmagier.
„Du sprichst von Macht, aber besitzt du nur geliehene Kraft! Alleine stehst du im Schatten! Mächtig und Stark magst du geworden sein, aber was willst du damit in einer Welt, die du vernichtet hast, in der es nur Schatten und Dunkelheit gibt? Was ist mit Freundschaft und Liebe?“, fragte Merlin, während seine Finger über das goldene Emblem des Tisches glitten und die feinen Linien nachzogen. Unter seiner Berührung schien das Gold heller zu leuchten als jemals zuvor.
„Ich bin nicht so alleine wie du denkst alter Mann. Das Gute, an das du glaubst ist schon vor einer Ewigkeit gestorben und hat einer größeren, strahlenden Macht Platz gemacht! Der Zirkel ist wieder erstanden um sein Werk zu vollenden!“, rief Grindelwald, der langsam mit einer geschmeidigen Bewegung aufgestanden war. Ein seltsamer Glanz ergriff von seinen Augen Besitz, fast als würde er an einen geliebten Menschen denken. Ganz langsam hob er die rechte Hand, an der ein schlichter silberner Ring zu sehen war, der vom flackernden Licht der Kerzen zu scheinbarem Leben erweckt wurde. Die Linien und Gravuren, die das Auge des Zirkels bildeten, flossen ineinander und schienen neue, düstere Symbole zu bilden.
„Durch dein Wirken ist der Zirkel für ein Millenium in dreizehn Scherben zerbrochen, doch nun ist er wieder erstarkt! Sie werden mir und meinem Weg folgen, denn vergiss niemals alter Mann, dass Furcht die mächtigste aller Waffen ist.“, sprach der Zirkelmagier mit seltsam weicher Stimme, die aber nichts von ihrer Härte und Kälte verloren hatte.
„Du hast nichts gelernt.“, murmelte Merlin leise. „Der Zirkel, der einst ein Zeichen der Hoffnung war, der ein strahlendes Zeitalter einläuten sollte ist nur durch dein streben nach Macht zerbrochen. All jene, die sich gegen dich erhoben haben werden nun auch wieder geschlossen zum wahren Zirkel stehen und dem, was er bedeutet!“, entgegnete Merlin mit einem Ausdruck in den Worten, als strafe er einen unzüchtigen Schüler, der nicht hören will.
„Wer soll das denn sein?“, wollte Grindelwald wissen, während sein grausames Lachen im Raum nachhallte. Selbst das Licht der Kerzen schien vor der Stimme des Schwarzmagiers zu flüchten. Schatten machten sich kurz im Raum breit, als drifte die Wirklichkeit kurz in eine andere, finsterere Welt ab. „Die letzten deiner Freunde“ Er betonte das Wort so, dass es seine Bedeutung meilenweit verfehlte. „hast du in den Tod geführt, während du hier in deiner Kammer sahst und deine Ränke geschmiedet hast. Sag mir alter Mann welche Worte des Trostes hast du Godric gespendet, als du ihn ausschicktest in meine Festung einzudringen und das Geheimnis meiner Diener zu stehlen? Welche Worte kamen über deine Lippen, als Rowena in deinen Armen starb? Was hast du gesagt, als sich der Schatten senkte und du deinen Freunden befahlst ihr Leben für dich zu opfern?“
Eine Träne rollte die Wange des alten Zauberers hinunter. Sie glitzerte im Licht wie ein vollendet geschliffener Diamant, bevor sie im dichten Bart verrann. Merlins Blick war verschleiert, als er nach einer Minute des Schweigens schließlich antwortete. Sein Gesicht machte den Eindruck als wäre es schlagartig um fünfzig Jahre gealtert so tiefe Furchen hatte die Erinnerung darin gegraben. Langsam hob er den Kopf, der ihm auf die Brust gesunken war, schien aber durch den Schwarzmagier ihm gegenüber hindurch zu blicken.
„Denkst du nur weil du jetzt Tränen vergießt änderst du die Dinge?“, fragte Grindelwald scharf. Sein Gesicht war eine Maske aus Überlegenheit und beißendem Spott.
„Ich habe dafür bezahlt.“, antwortete Merlin, die Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern gesenkt. Es klang, als würde es sich mit den Geräuschen des frischen Windes vermischen, der an den Turmfenstern vorbei rauschte. „Aber es war dein Krieg, der ihr Leben genommen hat und es war dein Zauber gewesen, der ihr Todesurteil unterzeichnet hatte!“, zischte der Zirkelmagier wieder mit jener erschreckenden Härte in der Stimme, die so gar nicht zu ihm passen sollte. Langsam erhob er sich und straffte die Schultern, die noch nicht vom Alter gebeugt waren. „Sei dir gewiss, dass du niemals wirklich siegen kannst. Die Welt hat zuviel Schrecken gesehen, als dass sie einen weiteren Krieg unterstützen würde.“
„Ich glaube du hast das Wesen des Krieges nicht verstanden.“, konterte Grindelwald, während er sich langsam zur Tür drehte. „Sie müssten bald hier sein.“
Harry blickte ebenfalls verwirrt zur Türe, die noch immer offen stand und den Blick auf das Treppenhaus frei gab. Merlin nickte nur wissend, bevor er sich wieder auf seinen Stuhl sinken ließ und die Spitzen der Finger aneinander legte. Leise, zuerst kaum wahrnehmbar, dann lauter, erklangen Schritte auf der Treppe. Rasch tauschte er einen beunruhigten Blick mit Hermine, auf deren Gesicht sich eine deutliche Anspannung abzeichnete. Die Schritte stoppten kurz vor der Tür, dann betrat ein großer, in einen edlen, schwarzen Umhang gehüllter Mann die Ratshalle. Er musterte die Anwesenden mit strengem Blick und runzelte die Stirn in einer Weise, die seine Ablehnung deutlich machte, als er Harry erblickte. Dessen Gedanken durchforsteten fieberhaft seine Erinnerungen warum ihm dieser ältere Mann mit den grau melierten Schläfen bekannt vorkam.
„Natürlich.“, flüsterte er eher zu sich selbst, dennoch zog Ginny neben ihm fragend eine Augenbraue hoch. „Er ist ein Mitglied des Zauberergamots.“, wisperte Harry in ihr Ohr.
„Dann ist der Zirkel schon im Ministerium!“, zischte sie überrascht.
„Da war er bestimmt schon als erstes!“, knurrte Sirius, der sich gerade zur Tür gedreht hatte, als dort ein weiterer Zauberer hereintrat, die Augen wachsam auf die Anwesenden gerichtet. Harry erkannte ihn sofort. Unzählige Male war ihm die Schokofroschkarte begegnet, die das Portrait dieses Magiers trug. Es sah genau so aus wie auf den Karten, doch nun etwas härter, aber der humorvolle Zug um den Mund war unverkennbar.
„Das ist ja Nicolas Flamel!“, keuchte Ron fassungslos und starrte den grauhaarigen Zauberer an, der in einem schlichten dunkelgrünen Umhang erschienen war, dessen Saum über die Jahre die Farbe eingebüßt hatte. Mit würdevoll gemessenen Schritten ging er zu den drei anderen Zirkelmagiern hinüber. Lächelnd nickte er ihnen zu, aber war es nur sein Mund, der lächelte, denn seine Augen blickten mit einem Ernst drein, der Harry erschreckte. Ein Ausdruck der Endgültigkeit lag in ihnen, den selbst die zu Schau getragene Heiterkeit nicht überdecken konnte.
„Nun Merlin, glaubst du, dass es dir möglich ist den kommenden Sturm aufzuhalten?“, fragte Grindelwald mit einer Stimme, als würde eine Schlange ganz nah am Ohr zischen.
„Denke immer daran, dass wir alle für uns alleine unglaublich wichtig sind, aber auch ein teil des Ganzen sind, das allen Stürmen zu trotzen vermag und an dem jede Welle bricht.“, antwortete der alte Zauberer ruhig. Ohne seinem ehemaligen Schüler noch einen weiteren Blick zu schenken wandte er sich dem Magier aus dem Zauberergamot zu, der kalt und griesgrämig in die Runde schaute.
„Alberich Grunnion es freut mich euch kennenzulernen, obwohl ich gehofft hatte, dass es noch nicht in diesen Tagen nötig werden würde.“, begrüßte er den Magier, während er seine Hand schüttelte, die in schwarzen, aus glänzendem Leder gefertigten Handschuhen steckten. Alberich brummte nur zur Antwort. Obwohl er sehr groß war und sichtlich an seinem Auftreten gearbeitet hatte sah der Magier im Gegensatz zu Merlin wie ein Schuljunge aus, dessen Unmut nur aus Trotz geboren war.
„Nicolas!“, rief der alte Zauberer dann erfreut, bevor sich der Alchimist und Zirkelmagier in die Arme fielen.
„Es ist lange her.“, meinte Nicolas Flamel, bevor er sein Gegenüber von Kopf bis Fuß betrachtete. „Aber du hast dich kein bisschen verändert.“
Merlin winkte lachend ab. „Nur äußerlich nicht mein alter Freund. Aber du hast Recht seit der Sache mit dem Stein der Weisen sind viele Jahre ins Land gegangen, aber ich denke hier ist jetzt kein Platz für alte Geschichten.“
Grindelwald blickte kurz zu den beiden herüber und purer Hass troff aus seinen Augen, die zu schmalen Schlitzen verengt waren. Wären sie nun rot leuchtende Rubine gewesen hätte seine Frazte fast das Aussehen Voldemorts angenommen. Es war Harry schleierhaft wie ein solcher ein Sturm der Verachtung und des Hasses gegenüber jedem lebenden Wesen in einem einzigen Menschen toben konnte, ohne, dass er selbst daran zugrunde ging. Oder war Grindelwald das nicht vielleicht schon längst? Eine leere geplagte Hülle, die sich auf ihrem Rachefeldzug durch die Ewigkeit brennt.

Die Sonne war längst hinter den Bergen versunken und die ersten Sterne funkelten durch Löcher in der grauen Wolkendecke zu ihnen herunter, als der zwölfte Zirkelmagier schließlich eintraf. Einige der Hexen und Zauberer waren Harry von Gemälden bekannt, die schon lange die Wände von Hogwarts geziert hatten oder von Schokofroschkarten, bei denen sie zu den selteneren Exemplaren gehört hatten. Wieder andere waren Harry absolut unbekannt. Eine Überraschung war es gewesen, als Harry eine bleiche Gestalt gesehen hatte, die mit eleganten Schritten in die Ratshalle geschwebt war. Seine Züge waren edel, die Nase spitz und das rabenschwarze, lange Haar war hinter seinem Kopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er zog einen langen, silbrig glänzenden Umhang hinter sich her, den Rüschen an Ärmeln und Kragen zierte. Alles in allem sah er aus, als stamme er aus einem vergangenen Jahrhundert, was ja auch zutraf. Obwohl Harry den Vampir nur kurz auf Slughorns Party im sechsten Schuljahr gesehen hatte, war ihm die Erscheinung von Sanguini in Erinnerung geblieben.
Aber es zeigte ihm, wie man sich in den Menschen, die man zu kennen glaubte doch täuschen konnte. Nichts war so wie es schien. Hinter jeder Ecke lauerte Trug und Verrat, das hatte ihm der Mann deutlich gemacht, der soeben mit schweren Schritten durch die Tür gekommen war. Seitdem hatte er nicht mehr die Augen von Ollivander lassen können, der sich , als wäre es das selbstverständlichste der Welt, an den großen Runden Tisch gesetzt hatte.
„Er soll doch von Todessern verschleppt worden sein!“, zischte Ron verständnislos in Harrys Ohr. Die kleine Gruppe hatte sich in den hinteren, schattigeren Teil der Halle zurückgezogen und beobachteten die Zirkelmagier, die schweigend mit gefalteten Händen am Tisch saßen. Nur kurz zur Begrüßung wurden Worte gewechselt, dann verstummten die Stimmen wieder. Das einzige, das verriet, dass die nun zwölf Magier und Hexen überhaupt noch lebten, waren die Augen, in denen sich das Kerzenlicht spiegelte. Es sah aus, als wären ihre Pupillen vergoldet worden, aber trotzdem ging ein dunkler Glanz von ihnen aus.
Nun hatte absolute Stille vom Raum Besitz ergriffen. Kein Rascheln von Stoff, kein lauter Atemzug, nicht einmal das getreuliche Rauschen des Windes, das die ganze Zeit über zu hören gewesen war, drang nun an ihre Ohren. Alle schienen die Zirkelmagier auf etwas zu warten. Den dreizehnten Zauberer? Das Gefühl beobachtet zu werden ergriff Harry wie eine geisterhafte Berührung. Die Haare in seinem Nacken stellten sich auf und über seinen Körper lief eine Gänsehaut. Seine Augen blieben bei einer Hexe haften, deren Gesicht von einem Schleier verborgen war, doch konnte er ihren Blick fast wie eine suchende Hand spüren, die über sein Gesicht glitt. Harry fühlte sich unter diesen merkwürdig stechenden Augen unwohl, nackt, ja er machte ihm sogar Angst.
„Harry.“, sprach plötzlich Merlin und erhob sich mit einer kraftvollen, fließenden Bewegung. „Es ist nun Zeit. Der Zirkel wartet auf den dreizehnten Zauberer.“
Langsam wandte Harry den Blick auf den alten Zauberer, der ihn mit ernstem Gesicht ansah und aus dessen Blick eine tiefe, weise Trauer sprach. Verwirrung machte sich in ihm Breit und ganz schleichend machte sich eine Furcht in ihm breit, im gleichen Maß, wie das Erkennen kam.
„Wann kommt er?“, fragte er, obwohl er die Antwort tief in seinem Herzen schon wusste.
„Er ist schon hier.“, antwortete Merlin mit einer Stimme, als würde er auf einem Begräbnis sprechen. Der letzte Strohhalm der Hoffnung, an den sich Harry geklammert hatte brach ab. Der Boden verschwand unter seinen Füssen, öffnete sich zu einem bodenlosen Loch, das ihn mit haut und Haar verschlingen wollte. Sein Verstand hatte jetzt die Nachricht verstanden, die sein Herz schon lange erahnt hatte, seit er das unheimliche Wesen, das voller Macht und Schrecken war, zum ersten Mal in sich gespürt hatte.
„Dein Platz ist hier Harry.“, sage Merlin und deutete mit der Hand auf den letzten freien Stuhl, dessen polierte Oberfläche im Kerzenlicht schimmerte. „Als letzter Erbe Godric Gryffindors gebührt er dir.“
„Ich will ihn nicht.“, sprach Harry impulsiv, obwohl er wusste, dass es nur trotzig klingen konnte. Merlin musste die Reaktion erahnt haben, denn statt zu antworten lächelte er nur gezwungen und wiederholte die Geste zum freien Platz hin. Fast war es für Harry unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen, angesichts des Sturms der Gefühle, der in ihm mit vernichtender Gewalt tobte. Ein Teil von ihm gierte sogar nach der verführerischen Macht, streckte begehrend die Finger danach aus, während die andere Seite panisch davor flüchtete und das Ungeheuer wieder in seinen alten, kalten Kerker zurück verbannen wollte.
„Es ist keine Frage des Willens, sondern eine der Bestimmung. Niemand vermag es vor seinem eigenen Wesen zu fliehen und all das zu verleugnen, was das Ich ausmacht.“, sprach die Hexe, deren Gesicht noch immer von dem Schleier verborgen blieb. Ihre Stimme war ein rauhes Flüstern, wie trockenes Laub, das über nackten Fels geweht wird.
Harry fühlte wieder den suchenden Blick ihrer Augen, der tief in seine Seele dran. Dort rüttelte er an fest verschlossenen Türen, die Dinge bewahrten, welche selbst ihr Besitzer nur schattenhaft erahnen konnte. Zitternd vor Furcht, Gier und Schrecken drehte sich Harry zu seinen Freunden um, die ihn nur wortlos ansahen. Ihre Minen spiegelten Fassungslosigkeit, aber auch etwas andere wider, das er als Mitgefühl erkannte, oder zumindest hoffte, dass es Mitleid war. Ginny blickte schweigend in seine Augen. Sie erforschte seine Gedanken, versuchte zu erraten was in ihm vorging, dann, unmerklich, nickte sie. Eine Strähne ihres roten Haares glitt dabei in ihr Gesicht, ohne dass sie es zu bemerken schien.
Harry ging einen ersten Schritt auf den Tisch zu, an dem die anderen Zirkelmagier saßen. Zuerst zaghaft, dann überwand er seine Scheu und der Sturm hinter seiner Stirn hörte auf zu wüten. Bald war es nur noch eine sanfte Brise, die das Meer der Gefühle zwar Wellen schlagen ließ aber nicht mehr an die Klippen des Gewissens treib, an denen sie mit aller Kraft zerschellten. Wie von selbst lenkten ihn seine Schritte zum letzten freien Stuhl. Mit den Fingerspitzen befühlte er das kalte, glänzende Holz, das real war. Kein böser Traum oder die Sinne, die ihn auf grausame Art und Weise betrogen.
Er setzte sich mit einer schnellen Bewegung, bevor sein Geist den gefassten Entschluss revidieren konnte.
Vor ihm leuchtete seine Kerze hell und munter. Ihr Schein vermischte sich mit dem der anderen und brachte das goldene Emblem, das allsehende Auge, zum glühen.
„Lasst uns diesen Tag in Erinnerung behalten, egal wie er enden möge, denn dies ist die Stunde, in der wir unsere Macht entfesseln werden, um endlich das Ziel zu erreichen, das uns allen vorschwebt. Der Zirkel wird sich wieder erheben und ein neues Zeitalter einläuten!“, rief Grindelwald mit erhobenen Armen und fiebrig glitzernden Augen, die seine Euphorie verdeutlichten.
„Und wie sieht das Ziel aus?“, fragte Nicolas mit interessiertem Blick.
„Eine Welt zu schaffen, die nicht von niederen Wesen vergeudet wird, sondern die der wahren Kraft Respekt zollt!“, entgegnete der Schwarzmagier mit harter Stimme. Seine Hände waren so fest auf die Tischplatte gepresst, dass Adern und Sehnen weiß unter der ohnehin schon bleichen Haut hervor traten.
„Das war nicht der Grund, aus dem unsere Gemeinschaft gegründet wurde. Es spottet allem wofür der Zirkel steht!“, warf Merlin ein, der sich erhoben hatte. Er guckte ernst in die Runde, bevor er fortfuhr: „Ich bin einer der drei Zauberer an diesem Tisch, die vor über Eintausend Jahren diesen Orden des Wissens gegründet haben. Wir schworen uns Gleichgewicht in diese Welt zu bringen und sie vor dem zerstörerischen Einfluss übereilt gewobener Magie zu schützen. Es sollte eine Sternstunde der Zauberei werden. Nun haben wir die Chance vergangene Fehler zu korrigieren, die schon zu viele Menschen das Leben gekostet haben.“
Ein Magier mit dem Namen Emmerich, den Harry von alten, schon verblassten Gemälden in Hogwarts kannte, erhob sich, als Merlin wieder auf seinen Stuhl zurück gesunken war. Auf dem Bildnis trug er Rüstung und Schild, das blutige Schwert hoch erhoben. Nun war er in seinen kostbaren Anzug aus Seide gehüllt, der ihn mehr als königlich wirken ließ. „Ich danke Merlin für diesen kurzen Exkurs in die Ziele der Vergangenheit, doch übersieht er leider, dass es nicht mehr das Mittelalter ist, in dem wir leben sondern die sogenannte Neuzeit. Niemand kann leugnen, dass aus dem einst stolzen Volk der Zauberer ein kleiner, verlorener Haufen geworden ist, der im Verborgenen dahin vegetiert und sich selbst an den Erinnerungen einst großer Taten berauscht. Es ist unserer Art unwürdig, dass die Geschicke unserer ganzen Existenz von niederen Menschen bestimmt werden! Muggel, die im Zwist miteinander liegen und ganze Städte ausrotten bedrohen nicht nur ihres gleichen sondern auch uns. Wir haben die Macht all dies zu ändern! Mit einem einzigen Handstreich vermag unser Rat seinen alten Platz wieder einzunehmen!“, endete Emmerich seinen Vortrag. Um seine Worte wirken zu lassen blieb er einen Moment stehen, bevor er sich wieder setzte. Ein Moment des Schweigens folgte. Jeder schien in Gedanken versunken, aber in Wirklichkeit arbeitete es in den Köpfen der Anwesenden.
Harry blickte unsicher umher. Mehr denn je hatte er das Gefühl in einem Traum zu wandeln. Alles kam ihm unwirklich, verzerrt, ganz einfach falsch vor. Zwar hatte jeder von magischen Zirkeln gehört, aber es waren doch eher immer Schauergeschichten gewesen, die nie wirklich niemand ernst genommen hatte. Nur war es so, dass ihre Mitglieder es sehr wohl ernst nahmen. Der Spott und Unglauben waren der mächtigste Deckmantel, den sie sich wünschen konnten. War es wirklich schon so weit gekommen, dass dreizehn Magier über das Schicksal des ganzen Planten entscheiden durften.
„Sagt mir woher ihr das Recht nehmt über das Leben und die Werke anderer Menschen zu entscheiden?“, fragte die junge schwarzhaarige Hexe genau das, worüber Harry gerade nachgegrübelt hatte. Überrascht schaute er auf. Seine Blicke kreuzten sich mit denen der jungen Hexe. Er fühlte sich, als hätte er diese Augen schon einmal gesehen.
„Es ist das Alter und die Kraft, die uns Zauberern inne wohnt, die uns diese Bestimmung verheißen hat!“, zischte eine ältere Hexe. Auch sie hatte schwarze Haare, die sie zu einem strengen Knoten auf dem Kopf zusammengebunden hatte.
„Welche Kraft soll das sein?“, entgegnete die junge Hexe sofort. Nun erinnerte Harry sich auch an ihren Namen: Verity. „Die Kraft, dass wir mit einem Wort zu töten vermögen? Oder die Angst und Schrecken zu verbreiten um andere Menschen beherrschen zu können?“
„Verity!“, bellte Emmerich. „Du spottest deiner edlen Abstammung! Du hast es nur dem Tod deiner Mutter zu verdanken, dass du heute hier sitzen darfst. Sie hatte wenigstens die Bedeutung ihres Hauses erkannt! Ich sollte dir diese Flausen von Toleranz und Muggelliebe aus dem Kopf treiben.“
„Niemand legt hier Hand an ein anderes Ratsmitglied!“, donnerte Merlin mit erhobener Stimme. Wie ein Donnergrollen verhallten seine Worte in den Mauern. „An diesem Ort sind wir alle gleich, ohne Unterschied von Stand oder Abstammung.“
„Die Menschen sind nie gleich!“, entgegnete ein Magier mit einem Bowler auf dem Kopf. Insgesamt schien er gar nicht in diesen rat zu passen. Seine Kleidung war schäbig und abgetragen, seine Haltung gebeugt, sein Gesicht verlebt. „Wir sind es unserer Art schuldig sie wieder zu dem zu machen, dass sie einst waren.“
„Wir sollen nicht herrschen, sondern ein Gleichgewicht schaffen!“, warf Nicolas erregt ein. „Habt ihr Merlins Worte nicht verstanden? Unsere Kultur ist deswegen so schwach geworden, weil der Zirkel schon einmal versagt hat.“
„NEIN!“; schnarrte Grindelwald wütend. „Es war Merlin, der uns in den Rand es Abgrunds geführt hat. Mit einigen anderen Verrätern stellte er sich gegen sein eigenes Volk, bekämpfte seine Brüder. Als er sich eingestehen musste, dass er verloren hatte opferte er bereitwillig alle, die er vorgab zu lieben, nur um mich daran zu hindern uns eine neue Zeit der Blüte zu schaffen.“ Der Schwarzmagier sah seinen ehemaligen Meister voller Hass an, genau wie Alberich Grunnion und Emmerich. Ollivander hatte sein Gesicht in den Händen verborgen, während alle anderen Zirkelmagier nur stumm den alten Zauberer ansahen, der Grindelwald leicht kopfschüttelnd ansah.
„Sag mir mein junger Schüler welche meiner Lektionen du nicht verstanden hast?“, fragte Merlin mit einer Stimme voller Trauer. „Ich hatte dich gelehrt ein Teil des Ozeans zu werden, der unser Schicksal darstellst. Ein kleiner Teil des ganzen, der ohne den Rest nicht existieren kann, aber dem ohne dich auch etwas fehlen würde. Der Zirkel meine Freunde ist nichts anderes, als eine kleine, unbedeutende Welle, die sich aber mit anderen zu einer großen Woge auftürmen kann, die es schafft den Strand hinauf zu rollen und die Dämme einzureißen, die unsere Welt von der der Muggel trennt.“
„Das Gewäsch eines alten Mannes, dessen große Tage längst geendet haben.“, spottete Grindelwald. „Du kannst dir einfach nicht eingestehen, dass ich die Kraft habe die Dinge zu verändern. Etwas, wozu du nie in der Lage warst.“
„Du verwechselst Veränderung mit Zerstörung!“
„Nein ich werde die Heilung sein, die den Körper unseres Volkes wieder zum erstarken bringt!“
„Nein, du wirst ihn endgültig ins Grab befördern.
„Du wirst es sein, der am Ende in sein Grab hinab steigt, Meister, denn heute hast du keine Lakaien, die bereitwillig für dich in den Tod gehen.“
„Hat er.“, sprach Harry und stand auf. Er wusste selbst nicht, wieso er gerade jetzt die Initiative ergriff. Es war wie ein Gefühl gewesen, dass ihm offenbarte, das nun die Zeit des Schweigens vorbei war. Hinter ihm erhob sich auf Ollivander, der nun nicht mehr die Rolle des alten Meisters der Zauberstäbe spielte. Seine Haltung und Worte verrieten felsenfestes Selbstvertrauen.
„Dein Meister steht nicht so alleine wie du denkst.“
Nicolas legte Merlin eine Hand auf die Schulter. Eine Geste, die das Vertrauen deutlich machte, das zwischen den beiden ungleichem Männern herrschte. „Du hast mir in einer dunklen Stunde geholfen alter Freund. Nun ist der Tag gekommen, an dem ich vergelten kann, was gegeben wurde.“
„Ohooo!“, höhnte Grindelwald grausam lachend. „Das ist also dein Aufgebot, alter Mann. Ein Kind, der alte Zauberstabhexer und ein Alchimist. Ich muss zugeben ich zittere vor Angst.“ Auch einige der anderen Zauberer begannen zu lachen, aber Harry empfand nicht einmal Wut gegen sie, sondern nur tiefes, ehrliches Bedauern.
„Du warst schon immer ignorant Junge!“, schnarrte die alte Hexe unter ihrem Schleier hervor. „Du magst mir zwar an Jahren überlegen sein, aber hast du diese Zeit mehr als vertan. Ich werde auf keiner Seite stehen, doch kann ich euch sagen, dass keiner eurer Wege von Glück beschienen sein wird.“
„Altes Weib! Halt endlich den Mund!“, knurrte einer der Zauberer, die sich hinter Grindelwald gestellt hatten.
Der Kopf der hexe ruckte in seine Richtung. Ganz langsam hob sie ihre langen, dürren, runzeligen Hände zum Schleier und hob ihn über ihren alten, dunkelblauen Hut. Die Augen, die darunter zum Vorschein kamen, konnten unmöglich das Antlitz der Welt schauen. Aus dunklen, leeren Höhlen starrte sie den Zauberer an, bannte ihn unter ihren Blick.
„Diese Augen haben Welten gesehen, als du je erblicken wirst!“, zischte sie. Es war unmöglich. Sie konnte nicht sehen und doch erblickte sie mehr als sie alle. Für sie waren Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit ein Buch, in dem sie nach belieben Blättern konnte.
„Cassandra Treylawney.“, hauchte Harry.
„Ja mein Junge. Du hast dich gut gemacht, das muss ich zugeben.“, sprach sie merkwürdig sanft. „Aber lass dir gesagt sein, dass es mehr als nur deinem Blut bedarf die kommenden Geschehnisse zu überdauern.“
Verwirrt blickte Harry sie an, wusste aber, wie sinnlos es wäre sie nach der Bedeutung dieser Worte zu fragen.
„Da das geklärt wäre wartet nun ein Geheimnis auf mich, welches aus den Tiefen dieser Burg befreit werden möchte.“, sprach Grindelwald und verneigte sich spöttisch. „Die Ratssitzung ist hiermit beendet.“
„Sie ist dann beendet, wenn es nichts mehr zu sagen gibt.“, entgegnete Merlin hart. „Du begehst einen Fehler. Einen furchtbaren Fehler, der nicht nur dich treffen wird, sondern uns alle.“
„Ja und ich werde hart zuschlagen, damit nichts mehr da ist, dass die Herrschaft der Zauberer anfechten kann.“ In den Augen des Schwarzmagiers glühte der Wahnsinn. Sie funkelten im Licht der Kerzen und brannten von ihnen heraus, in einem viel helleren Licht, als es eine Sonne jemals entsenden könnte.
„Dann gibt es in der Tat nichts mehr zu sagen.“, sprach der alte Zauberer müde. Mit einem Stöhnen fiel er auf seinen Stuhl zurück.
„Du wirst bereuen, dass du dich jemals gegen mich gestellt hast. Die eisernen Klauen meiner Diener werden es genießen deine kleinen Freunde zu zerreißen, bevor sie den Boden mit deinem Blut tränken.“ Merlin antwortete darauf nicht, sondern blickte schweigend auf das Auge in der Mitte des Tisches. Einen Moment lang betrachtete auch Grindelwald das Symbol, das für etwas so gänzlich anderes Stand, als die Bedeutung, die es von der Gewalt seiner Macht aufgedrückt bekommen hatte. Einen Schatten huschte über sein Gesicht, als wäre dort etwas, dass die Worte seines ehemaligen Meister wirklich verstand, aber es blieb nur den Bruchteil einer Sekunde. Mit wehendem Umhang stürmte der Schwarzmagier aus der Ratshalle, gefolgt von seinen mit Versprechen nach Macht gelockten und betrogenen Getreuen. Eines war sich Harry sicher: Er würde niemals seine Macht teilen. Sie alle waren nur ein Mittel zum Zweck, das rasch überflüssig werden würde.
„Verity komm!“, hörte Harry die befehlende Stimme von Morgana, der Hexe mit dem hässlichen schwarzen Haarknoten auf dem Kopf.
„Nein, diesmal nicht. Ich kann nicht dafür einstehen, dass dieser Verrückte jene vernichten will, die mir so viel gegeben haben.“, entgegnete die junge Magierin.
„Deine Mutter würde sich für dich schämen!“
„Meine Mutter ist tot!“
„Ich habe meiner Schwester versprochen, dass ich dich nach den alten Wegen bilden würde, aber du versuchst ja die Welt zu verändern.“
„Komm geh Tante. Dein neuer Herr erwartet deine Ergebenheit.“, sagte Verity ganz ruhig und wandte sich von Morgana ab, die wutschäumend und laut polternd die Treppe hinab stürmte. Harry blickte die junge Zauberin an, die ihm gegenüber saß. Wieder überkam ihm jene seltsame Vertrautheit, als er in ihre tiefen dunklen Augen blickte. Woher kannte er sie? Hier, im Licht der Kerzen wirkten sie noch dunkler und anziehender. Die Flamme ihrer Kerze spiegelte sich in der blanken Pupille.
„Er wird sie rufen Merlin.“, sprach Nicolas leise.
„Ja und er wird mit ihnen das Land überschwemmen, so wie in alten Zeiten. Nur seine Macht ist mit den Jahren gewachsen. Ich fürchte er wird noch schlimmere Diener rufen.“ Mit bedächtigen Bewegungen stand der alte Zauberer auf und ging zum Fenster hinüber, das auf den See hinaus zeigte. „Wenn er nicht aufgehalten wird bleibt von der Welt, für die wir gekämpft haben nur ein Aschehaufen übrig. Harry trat neben Merlin. Sein Blick glitt aus dem Fenster hinab auf die schmale Brücke, die zum Ufer führte. Gischtschwaden waberten über sie hinweg, vom Mondlicht versilbert. Plötzlich spürte Harry wie Ginnys warme Finger die seinen umfassten. Die Berührung gab ihm viel, spendete Wärme und ließ die Schatten zurückweichen, die sich wie drohende schwarze Wolken um ihn herum aufgebaut hatten.
„Was wird kommen?“, fragte sie dicht an seinem Ohr.
„Ich glaube nicht einmal Merlin wird das wissen.“, antwortete Harry an ihre Lippen, bevor er sie sanft küsste. Unter ihnen auf der Brücke hastete eine einzelne, dunkle Gestalt zum nahen Ufer des Sees, dessen Wasser den Mond in einer pefekten Spiegelung reflektierte.


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