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Fanfiction

Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 9 Vergangen und vergessen Teil I

von Reaver

Hey!
So ich habe hier mal ein schönes neues Chap als Weihnachtsgeschenk für meine Leser! Nachdem ich für das letzte Kapitel wirklich lange brauchte habe ich mich jetzt beeilt um euch noch vor den Festtagen ein Neues zu liefern. Vielleicht verkürze ich euch ja damit die Wartezeit. Es könnte sein, dass dieses Kapitel das letzte für dieses Jahr ist und somit bleibt mir nur noch euch ein wirklich schönes Weihnachtsfest zu wünschen, dass hoffentlich genauso Zauberhaft und voller Magie wird wie in vielen FFs beschrieben. Und wenn das frohe Fest vorbei ist steht ja der Rutsch ins neue Jahr an, den ihr hoffentlich auch gut meistert.
Also dann ein frohes Fest, guten Rutsch und auf baldiges Wiederlesen! Alle besten Wünsche von eurem
Tobi





Der Himmel hing grau über London und schickte Tropfen um Tropfen zur Erde. Es war kein warmer Sommerregen sondern ein prasselnder Wolkenbruch, der zusammen mit dem kräftigen Wind, der das Wasser unter die Schirme der Menschen blies, ein erster eisiger Hauch mit dem sich der Winter ankündigte, noch bevor sich die Blätter an den Bäumen richtig braun gefärbt hatten. Nur hier und da zeigten sich erste bunte Blätter, wie frohe Farbtupfer im üppigen Grün. Der Regen prasselte gegen die Scheiben von Black Manor und die Wolken dämpften das Licht der Sonne zu einem fahlen, diffusen Schimmer.
Langsam löste sich Harry von seinem Platz am Küchenfenster und goß sich Tee in einen der stählernen Becher, die das Wappen der Blacks trugen. Obwohl es erst auf Mittag zuging flackerten über seinem Kopf bereits die Kerzen des Kronleuchters. Ihr goldener Schein erweckte alles zu vermeintlichem Leben, das über die Wände huschte. Seit vor zwei Tagen klar geworden war, dass Godric, oder wer er auch sein mochte, sie alle nur benutzt hatte, war Black Manor wieder zu einem summenden Bienenstock geworden, in dem geschäftiges Treiben geherrscht hatte. Bis vor einer Stunde. Die plötzliche Stille kam Harry unheimlich vor, ja beinahe bedrohlich. Selbst in der Nacht hatte ihn und Ginny oft das Geräusch der schweren Tür aus dem Schlaf gerissen, bis er seinen Zauberstab gezückt und die Wände schalldicht gehext hatte. Nun war das Haus der Blacks wieder zu dem verschlafenen, stillen Ort geworden, der er auch in der Zeit gewesen war, bevor der Orden hier sein Hauptquartier eingerichtet hatte. Ginny, Ron und Hermine saßen schweigend, mit finsteren Gesichtern, am Küchentisch, nur Hermine blätterte gelegentlich im Tagespropheten.
Eine Böe klatschte wieder unzählige Regentropfen an die Scheibe und die Welt draußen verschwamm vor Harrys Augen, als wäre sie nicht real, sondern nur ein verzerrtes Trugbild ihrer selbst. Die Bäume, die den Grimmauldplatz säumten bogen sich im Wind, bis ihre Zweige fast den Boden erreichten.
„Was für ein Unwetter.“, murmelte Harry, der das Schweigen nicht mehr ertragen konnte.
„Passt gar nicht in die Jahreszeit.“, sprach Ginny, die ihre schmalen Hände enger um ihre Tasse schmiegte. Obwohl es im Haus angenehm warm war sorgte allein das Wissen um das Wetter dafür, dass man fröstelte. Harry drehte sich um und setzte sich ebenfalls an den Tisch. Sein Blick fiel in die Eingangshalle, in der nur noch wenige Spuren von der Auseinandersetzung sichtbar waren. Aber sie waren da. Stumme Zeugen, dass es bald vielleicht nicht nur in Black Manor so aussehen würde. Sie hatten einen schweren Rückschlag erlitten, aber aufgeben würde niemand von ihnen.
„Potter!“, rief Plötzlich eine Stimme aus dem Salon, die ungeduldig und kalt klang. Harry seufzte. Er hatte ganz vergessen Snape in einem der Sessel saß, gebeugt über alte Bücher, deren Seiten wie trockenes Laub knisterte. Die zwei letzten Tage hatte mehr als einer gefragt, was er in den Bücherstapeln, die sich um seinen Platz herum türmten, suche, aber Snape hatte jeden mit kalten Worten aus dem Salon. Die wenigen Schritte in das alte Kaminzimmer kamen Harry vor wie der Gang zum Henker, fast so, wie er sich in Hogwarts vor den Zaubertrank Stunden gefühlt hatte. Snape blickte ihm genervt entgegen, als er hinter Harry Ron, Hermine und Ginny entdeckte. Seine bleichen Finger trommelten auf den Armlehnen.
„Hast dich ja nicht gerade beeilt.“, schnarrte Severus, während er einige alte Bücher mit seinen Füßen zur Seite schob. Keines von ihnen schien jünger als zwei - oder dreihundert Jahre zu sein, wahrscheinlich älter.
„Wo sind die denn alle her?“, fragte Harry ohne auf den Vorwurf seines ehemaligen Lehrers einzugehen.
„Ist unwichtig. Hinsetzen Potter!“, entgegnete sein Gegenüber in befehlendem Tonfall.
„Wir sind hier nicht in der Schule Snape!“, knurrte Harry, während er sich betont langsam in einen der Sessel sinken ließ. Ron, Hermine und Ginny rollten mit den Augen, bevor sie sich auch hinsetzten. Das Feuer im Kamin prasselte laut und überdeckte das Rascheln der Seiten, als Snape ein altes Buch aufschlug. Es war das Necronomicon, dass Godric für einen Moment so aus der Fassung gebracht hatte. Im flackernden Feuerschein glitzerten die feinen goldenen Linien auf dem Einband und erweckten das Leder zu geisterhaftem Leben.
„Ich hoffe ihr erinnert euch noch was in dem Buch stand, dass viele der vergessenen Geheimnisse der alten Zeit enthält. Es ist von dem Geheimnis der Eisernen die Rede, das von einigen Zirkelmagiern gestohlen wurde. Wie der Erzählung zu entnehmen befindet es sich in einer mächtigen Festung.“, sprach Snape über das Prasseln der Scheite im Kamin hinweg. Die Flammen strahlten Wärme ab, die sich wohltuend im Raum ausbreitete.
„Ja wir erinnern uns.“, murmelte Ron, der den ehemaligen Lehrer und Todesser ärgerlich ansah.
„Ich wollte nur sichergehen, was bei deiner Person sicher nicht übertrieben ist.“, konterte Snape kalt, bevor er ein anderes Buch aus einem der Stapel heraussuchte. Das Leder war rissig und an einigen Stellen sogar derart von Tausenden Fingern abgegriffen, dass das Licht des Feuers hindurch schien wie durch Pergament.
„Das hier hat mich viel Arbeit gekostet zu finden.“, erklärte Severus bevor er es mit einem Ächzen auf seinen Schoß hob. Seine Hände waren vom bröckelnden Leder dunkel gefärbt.
„Ein Buch wow. Das hätte ich nicht gedacht.“, stichelte Ron. Snape schenkte ihm einen eiskalten Blick, der die Luft zwischen ihnen zum gefrieren brachte.
„Das ist nicht irgend ein Buch. Aber man sollte nie vergessen wie berechenbar Beschränktheit ist Weasley.“, zischte er, während Ron sich auf die Zunge biss. Hermine stieß ihn in die Seite, um zu erreichen, dass er still blieb.
„Diese Schrift hier verzeichnet alle Adelsgeschlechter magischen Blutes, die sich in Schottland niedergelassen hatten. Es gibt nur diese eine Aufzeichnung, was bei euch natürlich eine Erinnerung wach rufen sollte.“, murmelte Snape den letzten Satz.
„Natürlich.“, antwortete Hermine eifrig, wie zu Zeiten des Unterrichts. „Merlin löschte die Lage von Dunsinane aus allen Aufzeichnungen der damaligen Zeit.“
„Das war eine rhetorische Frage Miss Granger. Antworten war nicht nötig aber es stimmt.“, sprach Severus und schlug das Buch auf. Einige lose Seiten fielen heraus und zerbrachen auf dem Teppich wie Glas. Es mussten nachträglich eingefügte Blätter gewesen sein, die auf nicht so haltbarem Material geschrieben worden waren wie das eigentliche Buch. Auf den vergilbten Seiten waren Stammbäume und Karten zu sehen, die Schottland in den alten Grenzen zeigte. Die feinen Linien waren manchmal so dünn, dass sie auf dem rauhen Pergament kaum zu erkennen waren, zeigten aber penibel jeden Fluss und See.
„Hier steht geschrieben, dass der Herr von Blairgowrie große Besitzungen in Südschottland hatte, darunter auch die Stadt Dundee. Das Geschlecht waren die McLarneys aus deren Linie auch der berühmteste aller Magier Merlin stammt, der das Necrononicon, das schwarze Buch geschrieben hat. Im Jahre 923 erbaute der Großvater Merlins eine mächtige Zauberfeste, Dunsinane, die über einem Wasserfall thronte.“ Snapes Finger war bei den Worten über die Äste des Stammbaums gehuscht und hatte verschiedene Punkte auf der Karte hervor gehoben. Nun nahm er eine moderne Muggelkarte der Region zu Hand.
„Hier ergab sich nur ein Problem.“, sprach Snape. „Weder auf der alten Karte hier, noch auf der Modernen ist ein Wasserfall verzeichnet, der groß genug wäre einer Festung Platz zu bieten. Hier gibt es nur Bäche, die sich über Steine hinab ins Tal wälzen aber keinen der höher als ein paar Meter ist.“
„Aber stand nicht in dem Necronomicon, dass Merlin die Lage der Festung verbergen wollte? Was würde das bringen, wenn jeder, der über diesen Fluss will auf die Burg trifft?“, fragte Harry, der sich über die große Muggelkarte gebeugt hatte.
„Natürlich.“, seufzte Snape. „Er muss sie verborgen haben, aber dennoch muss man sich an geographischen Eigenarten und Legenden orientieren. Ich bin überzeugt, dass Dunsinane über diesem See liegt.“ Snapes Finger zeigten auf einen der typischen schottischen Seen in den Highlands. Es gibt dort zwar keinen Wasserfall aber wir müssen bedenken über welche Kräfte Merlin verfügt haben muss. Mit Sicherheit hat er das Bett des Flusses verändert.“
„Aber was macht euch so sicher, dass Dunsinane dort liegt?“, fragte Hermine, die Augen auf die alte und neue Karte gerichtet, als vergliche sie den Lauf des Flusses.
„Die beschränkten mittelalterlichen Muggel, die auf dem Berg auf der anderen Seite des Sees im späten 14. Jahrhundert eine Burg errichteten. Heute sind es nicht mehr als ein paar erbärmliche Erdwälle. Viele der Burgbewohner glaubten, dass der See verzaubert sei, da manchmal das Donnern eines Wasserfalls zu hören war und das immer bei Vollmond. Gischt soll über dem Wasser geweht haben, wenn Kometen den Himmel zierten. Selbst einige der alten Muggel, die heute an dem See wohnen glauben daran.“, sprach Snape verächtlich schnaubend.
Der Regen hatte etwas nachgelassen, wie Harry bemerkte, als er aus dem Fenster blickte, nachdem Severus seinen Vortrag beendet hatte. Die Wolken hingen zwar immer noch bedrohlich tief und grau über den Baumwipfeln aber es schüttete nicht mehr so, als probe Gott für eine neue Sintflut. Das Geräusch der Tür erklang und wenige Augenblicke später betrat ein völlig durchnässter Lupin den Salon. Mit einem schlanker seines Zauberstabes hexte er seine Kleidung wieder trocken.
„Was für eine erquickende Stimmung hier doch herrscht.“, bemerkte Remus augenzwinkernd, während er seinen Mantel über die Lehne eines Sessels warf. Snape sah seinen alten Schulkameraden nur stirnrunzelnd an, dann richtete sich der Blick seiner Augen wieder in das Feuer, das hell und warm brannte.
„Gibt es was neues?“, fragte Harry an Lupin gewandt. Die meisten Ordensmitglieder waren den verrücktesten Hinweisen nachgegangen, um herauszufinden, inwieweit der Zirkel sich bereits zusammengefunden hatte oder welche Schritte die nächsten sein könnten.
Remus schüttelte traurig den Kopf. „Nichts, was wir nicht schon gewusst hätten. Entweder dieser Zirkel ist eine gigantische Spukgestalt, die aus nichts anderem als Legenden besteht oder sie operieren jenseits Einflussbereiches.“, antwortete Lupin entmutigt.
„Glaubst du wirklich der Zirkel würde sein wahres Gesicht offenbaren bevor er nicht stark genug ist uns einen Schlag zu versetzen, von dem wir uns nie mehr erholen könnten?“, schnarrte Snape und erhob sich aus seinem Sessel. „Eure ganzen überstürzten Maßnahmen verraten eure Ratlosigkeit. Wir müssen abwarten, den Zirkel in Unwissenheit belassen. Lasst ihn die ersten Schritte machen. Ich habe von einer Seeschlange gehört, die sich reglos an den Meeresgrund sinken lässt und dort ausharrt, als sei sie verwundet. Dann, wenn andere Fische hinzukommen und beginnen sie anzuknabbern schlägt sie zu.“ Snapes Hand zuckte ruckartig nach vorne, als wolle er die Bewegung der Schlange nachahmen.
„Aber können wir uns das leisten?“, fragte Lupin zweifelnd. „Können wir es uns leisten nur zu reagieren, statt selber zu agieren?“
„Der Orden hat Erfahrung mit dieser Art der Kriegführung. Im ersten Krieg gegen Voldemort habt ihr genau das getan.“, sprach Snape.
„Ja aber welchen Blutzoll haben wir bezahlt?“, entgegnete Sirius, der sich an den Türrahmen gelehnt hatte. „Ich erinnere mich noch genau an diese Zeit und welche Schrecken sie mit sich brachte. Jeden von uns konnte es in jeder Minute treffen. Dieses Wissen hat uns gelähmt, bis Voldemort an Harry scheiterte. Ich glaube nicht, dass wir hätten gewinnen können. Außerdem nur weil du uns jetzt geholfen hast heißt das nicht, dass nun Severus Snape alle Fäden hier in der Hand hältst.“ Sirius sah seinen ehemaligen Schulkameraden kalt an und wieder spürte Harry die Distanz, die zwischen den beiden herrschte, die vom Schicksal immer wieder zusammengeführt wurden.
Snape blickte den Letzten der Blacks verächtlich an, bevor er mit frostiger Stimme antwortete: „Denkst du es interessiert mich, ob du mir traust? Stell dir besser mal Frage ob ihr es mir leisten könnt mir nicht zu trauen. Ich bin der einzige, der Zugang zu Informationen hat, an die ihr nie kommen würdet.“
„So soll also eine üble Wendung der anderen wert sein was? Aber nur, weil wir jetzt auf der selben Seite stehen wird keiner vergessen, wie schnöde du uns verraten hast. Und ich schwöre dir, wenn ich auch nur einen Verdacht hege, dass du es wieder tust dann töte ich dich.“, zischte Sirius, dessen Stimme so hart war wie Granit. In seinem Gesicht spiegelte sich die Abneigung, die er für sein Gegenüber hegte. Snape schnaubte nur, bevor er sich zu Harry umwandte.
„Morgen machen wir uns auf den Weg nach Dunsinane Potter! Pack deine Sachen wir müssen früh los.“, schnarrte der ehemalige Todesser, bevor er aus dem Raum stürmte. Seine Schritte eilten durch die Eingangshalle, dann erklang das Geräusch der Tür, die mit Gewalt zugeschlagen wurde.
„Das war ja sehr deutlich Sirius.“, meinte Lupin, der sich aus dem Machtkampf der beiden rausgehalten hatte.
„Ich trau ihm nicht. Keiner sollte das tun.“, sagte Sirius.
Der Duft des Abendessens, der langsam durch ganz Black Manor zog, ließ Harry das Wasser im Mund zusammenlaufen. Es war wie eine Erlösung, als Mrs Weasley sie endlich zum Essen rief und die dampfenden Teller vor ihnen standen. Snape war nicht wiedergekommen und würde wahrscheinlich auch nicht vor Morgen erscheinen, was Harry erleichterte. Zwar schien er wirklich auf ihrer Seite zu stehen, für den Moment jedenfalls, aber was in ihm vorging wusste nur Severus selbst. Er war jemand, der zwischen allen Stühlen stand und eigentlich nur für sich selber kämpfte. Das Essen schmeckte sogar noch besser als es roch und Mrs Weasley wurde zu ihrem Werk wieder einmal von allen Seiten beglückwünscht.
„Das war mal wieder ausgezeichnet Schatz.“, lobte Arthur seine Frau und putzte sich mit einer Servierte den Mund ab, bevor er zufrieden zurücklehnte. „Und wie war euer Tag?“, fragte Mr Weasley in die Runde.
„Snape war hier.“, antwortete Harry etwas missmutig.
„Ja ich habe schon gehört.“, bestätigte Arthur ebenfalls mit einem sauren aber auch nachdenklichem Gesicht. „Egal was dieser Mann auch tut seid verdammt noch mal vorsichtig. Ich kenne Snape schon lange, aber wirklich kennen gelernt habe ich ihn nie.“
„Man sollte ihn einsperren.“, knurrte Sirius leise, aber laut genug damit alle am Tisch ihn hören konnten.
„Vielleicht nicht ganz so drastisch Sirius.“, erwiderte Lupin darauf, der mehr und mehr die Aufgabe als Schlichter zwischen seinen beiden alten Schulkameraden bekam.
„Er hat Dumbledore getötet!“, donnerte Sirius plötzlich. Vor Harrys innerem Auge zogen die Bilder vorbei, die ihn seit dem Ende des sechsten Schuljahres bis in seine Träume verfolgten. Egal wie oft er es sah, der Schrecken hatte nichts von seiner Kraft verloren, sondern sickerte immer tiefer in seinen Geist hinein. „Ich konnte es erst nicht glauben, als du es mir erzählt hast Remus!“, fuhr Sirius mit erstickter Stimme fort. „Er hat gegen Harry gekämpft und euch alle in Gefahr gebracht und jetzt geht er ein und aus in meinem Haus!“
„Ja er hat Dumbledore getötet aber jetzt brauchen wir ihn!“, entgegnete Lupin beschwichtigend. „Ich glaube keiner, der hier sitzt wird ihm das jemals verzeihen.“
„Aber wenn wir auf die Hilfe solcher Menschen angewiesen sind, auf ihr Wissen zurückgreifen, das sicher nicht rechtmäßig erworben ist, sind wir dann wirklich besser als die, gegen die wir kämpfen?“, murmelte Ginny, als Sirius schnell ein Glas Wasser hinunter stürzte um sich wieder zu beruhigen.
„Du hast ja keine Ahnung, wie oft wir uns diese Frage schon gestellt haben.“, sprach Mr Weasley an seine Tochter gewandt. „Schon viel zu oft. Zu der Zeit, als sich Voldemort zum Höhepunkt seiner Macht hinauf geschwungen hatte, du und Ron wart noch nicht geboren, stand der Orden kurz vor dem Niedergang. Die Todesser holten sich jedes Mitglied einzeln, ihre Familien, alle, die den Opfern etwas bedeuteten. Und eines Nachts kamen sie auch zu uns.“ Arthurs Stimme stockte, als er versuchte weiterzuerzählen. Molly ergriff die Hand ihres Mannes und drückte sie. „Ich hatte schon nächtelang kein Auge mehr richtig zugetan und hörte das Geräusch der Türe und das gleiten des schwarzen Stoffes. Ich wusste, was ich zu tun hatte und es war genau so wie in meinen Alpträumen. Ich zog meinen Zauberstab und wartete, bis der erste dieser verfluchten Todesser den Treppenabsatz erreichte. Ich tötete ihn mit dem Avada Kedavra, genau wie seine beiden Begleiter. Sie hatten nicht mal eine Chance sich zu wehren.“ Eine einzelne Träne kullerte seine Wange hinunter und hinterließ einen nassen Fleck auf seinem Hemd.
„Arthur du hast das...“, begann Remus, wurde aber von Mr Weasley unterbrochen.
„Niemals erwähnt, ich weiß. Aber in dieser Nacht bin ich zu einer Antwort auf diese Frage gelangt. Sie lautet JA!“, Seine Stimme wurde laut und schneidend, als er weiter sprach. „Wir sind besser als die, gegen die wir kämpfen. Damals waren es die Todesser, die unsere Familien bedrohten und ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht hätten. Sie verwendeten den Todesfluch, also wir auch. Man hat sich diese Frage oft gestellt aber je länger man gekämpft hat, desto klarer wurde die Antwort. Ich tat das, was ich tun musste um meine Familie zu schützen, mehr nicht. Aber man zahlt dafür. Man zahlt dafür.“, schloss Arthur, dessen Gesicht versteinert zu sein schien. Ginny sah ihren Vater an und Tränen glitzerten in ihren Augen, die voller Trauer und Mitleid waren.
„Dad, warum hast du das nie erzählt?“, fragte sie mit brüchiger Stimme und nahm seine Hand in die ihre. Auch Ron wirkte schockiert über die Erzählung seines Vaters, der dieses Geheimnis achtzehn Jahre mit sich herum getragen hatte um es heute, an diesem Abend endlich zu erzählen.
„Ich weiß es selbst nicht genau. Vielleicht wollte ich die Wahrheit selbst nicht glauben und schon gar nicht euch beide damit belasten.“, antwortete Arthur und lächelte seine Kinder etwas verkrampft an. „Aber ich hoffe ihr versteht, was ich damit sagen will. Wenn jemand eure Freiheit oder die derer bedroht, die euch lieb und teuer sind, dann ist jeder, der in der Lage ist zu handeln dazu verpflichtet zu handeln. Aber für jeden gibt es eine Grenze, wie weit er gehen will, die ihn von dem unterscheidet gegen den er kämpft und niemals dürft ihr sie überschreiten.“
Harry blickte Arthur ernst an, denn auch er selbst hatte sich gefragt, wie weit ihn dieser Krieg verändern würde, bis er nicht einmal sich selbst erkennen würde. Aber auch eine leise, schleichende Furcht stieg in ihm empor. Vielleicht war dieser Tag gar nicht so fern, wie es heute schien. Noch war es zu keiner wirklich offenen Auseinandersetzung gekommen, aber trotzdem war die Bedrohung realer als es schien. Irgendwo waren nun die beiden Artefakte. Niemand konnte schon jetzt erahnen, was der Zirkel mit ihnen anfangen würde.
„Möchte jemand noch etwas Nachtisch?“, fragte Molly plötzlich, um die Gedanken der Anwesenden von diesem ernsten Thema abzulenken. Wortlos schob Ron ihr seinen Teller zu, aber kein anderer hatte noch Hunger. Harry dachte an den morgigen Tag, wenn er mit einer der Personen, die er am meisten hasste ins Ungewisse aufbrach. Was mochte es sein, was die mächtigen Mauern von Dunsinane verbargen?
„Potter!“, schnarrte die Stimme von Snape durch die geschlossene Zimmertür. Harry verdrehte die Augen, bevor er betont gemächlich sein T-Shirt über den Kopf zog. Es war fast noch mitten in der Nacht gewesen, als Severus sie aus dem Bett geschmissen hatte. Über den Dächern der gegenüberliegenden Häusern war nicht einmal der erste Schimmer der Dämmerung erschienen. Nur der Mond schickte sein fahles Licht zur Erde und überzog die Schöpfung mit seinem silbrigen Glanz. Ginny hatte verhalten geflucht, als Severus wieder gegen die Tür gehämmert hatte und sie somit aus ihren Träumen gerissen hatte. Mit griesgrämigem Gesicht hatte sie eine Decke um ihre Schultern gewickelt und war ins Bad gestolpert. Gähnend hatte sich Harry noch einmal umdrehen wollen, aber eine erneute Lärmattacke seines ehemaligen Lehrers hatte es ihm unmöglich gemacht die Augen erneut zu schließen. Schlecht gelaunt schwang er die Beine aus dem Bett, hielt jedoch inne, als sein Blick aus dem Fenster fiel. Nach einem Blick auf die Uhr sank seine Laune in unterkühlte, arktische Regionen.
„Viertel vor fünf.“, formten seine Lippen ungläubig die Worte.
„Ja.“, knurrte Ginny säuerlich, die gerade wieder ins Zimmer gekommen war, die Decke immer noch um die Schultern gewickelt.
„Ging ja schnell im Bad.“, murmelte er schläfrig und ging auf Zehenspitzen zu seinen Pantoffeln hinüber. Der Boden war eiskalt, genau wie die Luft, die durch das offene Fenster strömte. Zwar sah es so aus, als hätten sich die Regenwolken verzogen, aber der eisige Hauch des kommenden Winters war geblieben.
„Sirius war drinnen.“, antwortete Ginny knapp. „Ich denke er kommt mit.“
„Ja die Gelegenheit auf Ferien mit seinem alten Schulkumpel lässt er sich doch nicht entgehen.“, entgegnete Harry sarkastisch.
„Natürlich nicht, ich hoffe nur die Freude wird nicht so groß sein, dass einer von ihnen über die Klinge springen muss.“ Ginnys Stimme wurde von einem Gähnen verschluckt. Müde ließ sie sich wieder auf das Bett sinken und starrte missmutig die Sterne an, die aus dem Firmament zu ihnen hinunter blinzelten.
Als Harry schließlich um kurz vor Sechs die Treppe hinunter ging stieg seine Laune sofort wieder. Hermine, Ginny, Ron und Sirius waren schon unten und saßen an einem reichlich gedeckten Frühstückstisch. Sirius war dabei mit Zeitlupenbewegungen sein Brot zu schmieren und achtete nicht auf die Blicke, die ihm Snape dabei zuwarf. Dieser hockte zornesbleich in verkrampfter Haltung auf seinem Stuhl, die Hände derart stark um seine Tasse geschlossen, als wolle er sie erwürgen. Vielleicht stellte er sich auch nur vor es sei Sirius‘ Hals. Grinsend setzte sich Harry neben Ginny, die ihm sofort ein fertig belegtes Brot hinhielt. Er küsste sie zärtlich zum Dank und biss hinein.
„Willst du nicht auch was essen Severus?“, fragte Sirius betont freundlich, erntete aber nur einen weiteren Blick, der aussah als wolle Snape ihn mit seinen Augen aufspießen.
„Ist doch schön wie sie sich verstehen oder?“, gluckste Hermine, die auf ihre Worte hin jeden Blick zu ihrem ehemaligen Lehrer hin vermied.
Harry musste sich ein Lachen verkneifen, als Sirius nach dem Frühstück noch darauf bestand abzuwaschen, um Molly die Arbeit zu ersparen. Er hatte bereits Wasser in die Spüle gelassen und die Ärmel hochgekrempelt, als Snape ihm die Arbeit abnahm. Au einen Schlenker seines Zauberstabes hin verschwanden jegliche Essenreste von Teller und Besteck, bevor es sich fein säuberlich selber in die Schränke einsortierte. Sirius hatte sich höflich bedankt und einige Minuten später stand die kleine Gruppe vor dem Haus der Blacks, bereit sich in ein reichlich frühes Abenteuer zu stürzen. Der Himmel war in blutrotes Licht getaucht, als sie auf den Bürgersteig hinaus gingen um zu apparieren.
„Wo geht’s denn hin?“, fragte Sirius, der das Gartentor hinter sich schloss. Harry war immer wieder fasziniert, wie sich Black Manor hinter ihnen verschwand, als hätte es das Anwesen nie gegeben. Die Muggelhäuser rückten wieder an ihren Platz und der Grimmauldplatz lag wieder still im Licht des frühen Morgens da.
„Zum Dunsinane Hill.“, antwortete Snape knapp, während er ihnen bedeutete sich im Kreis aufzustellen. Der Tag versprach in der Tat schön zu werden. Die schweren, bleigrauen Regenwolken hatten sich endgültig verzogen, nur einige dünne Wolkenfetzen, die vor die Sonne gezogen waren und nun rot angestrahlt wurden, waren von den gestrigen Wolkentürmen geblieben. Der Luft roch zwar noch nach Regen, war aber auch klar und frisch, als wolle die Natur sich für die sintflutartigen Regenfälle entschuldigen.
„Aha.“, antwortete Sirius und ergriff Hermines Hand.
„Dort stand die Muggelburg. Ist nun ein beliebtes Ziel für Touristen, aber ich denke nicht, dass wir so früh dort auf jemanden treffen werden.“, erklärte Snape, bevor sie apparierten. Die Welt kippte zur Seite, verdrehte sich und drückte mit ihrem ganzen Gewicht auf Harry nieder. Zwar war er schon unzählige Male appariert, aber gewöhnen konnte er sich noch nicht daran. Kalte Luft wehte ihm ins Gesicht, als der Druck verschwand und Harry es riskierte die Augen wieder zu öffnen. Sie standen auf der Kuppe eines hohen Berges, der sich über die sanft hügelige Landschaft erhob. Nach Westen hin erhoben sich die hohen, teilweise schon schneegekrönten, grauen Giganten der Highlands. Es war hier oben im Norden deutlich kühler als in London, aber das gute Wetter schien ihnen gefolgt zu sein. Die Morgensonne ließ das Gras, das den Berg bedeckte wie pures Gold erscheinen und begann langsam zu wärmen. Snape erklomm einen der niedrigen Mauerreste und ließ seinen Blick über die Landschaft schweifen. Zu ihrer Rechten glitzerte das dunkel Wasser eines Sees, der von einem Fluss gespeist wurde, der sich tief in den Fels hinein geschnitten hatte.
„Das muss der See sein, von dem Snape gesprochen hat.“, murmelte Hermine. Der Berg warf noch seinen mächtigen Schatten über den See, so dass es aussah als herrsche im Tal noch Nacht. Einzige sich bewegende Lichtpunkte, die sich auf einer Straße um den See herum bewegten waren die einzigen Beweise dafür, dass diese Gegend überhaupt bewohnt war. Harry stellte sich vor, was für Mächte Merlin aufgeboten haben muss, um eine ganze Zauberfeste zu verbergen, die über dem See thronen musste.
„Hey! Los jetzt, wir machen uns auf den Weg!“, rief Snape, der bereits auf den breiten Wanderweg getreten war, über den sich Woche für Woche die Touristenmassen wälzen mussten. Der Boden war hier von Tausenden Füssen so hart wie Stein getreten worden. Kein Grashalm wuchs mehr auf den Weg, höchstens noch eine Flachte auf einem der größeren Steine. Schnellen Schrittes ging Snape voran hinab ins Tal, das noch immer im dunklen Schatten des Berges lag. Harry warf einen letzten Blick auf die atemberaubende Aussicht, bevor er den anderen folgte, die bereits ein gutes Stück vor ihm waren. Schnell holte er den Vorsprung wieder auf.
Nur quälend langsam rückte der See näher, der deutlich größer war, als es von der Spitze des Berges aus ausgesehen hatte. Das Wasser war dunkel, fast schwarz und als die Sonne schließlich über den Fels in ihrem Rücken kletterte trieben Nebelschwaden auf dem Wasser. Sie sahen aus wie tastende Finger, die sich das Ufer hinauf zogen. Selbst die Sonnenstrahlen schafften es nicht die Dunkelheit im Wasser zu vertreiben, sondern schufen im Gegenteil noch einen viel stärkeren Kontrast zwischen Licht und Dunkelheit. Die Bäume, die den See säumten waren knorrig und manchmal hingen ihre Zweige bis hinab in das Wasser und zeichneten kleine Wellenkreise auf seine Oberfläche. Die Landschaft war so ursprünglich, als wäre an diesem Ort die Zeit vor hinderten von Jahren stehen geblieben. Die Steine wisperten längst vergessene Lieder der Vergangenheit und die Bäume erzählten Legenden einer alten Zeit, die für heutige Ohren wie Märchen klangen.
Um so störender wirkte sich der Einfluss des Menschen auf diese Landschaft aus. Das schwarze Asphaltband der Straße sah aus wie eine düstere Schneise, die sich rund um den See zog. Die Muggel hatten sie rücksichtslos durch die Haine der Vergangenheit getrieben und dieser Region ihren Fortschritt gebracht.
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und durchleuchtete die bunten, herbstlichen Blätter an den Bäumen, als die kleine Gruppe endlich das Ufer des Sees erreichte. Sein Wasser gluckerte gegen die Felsige Böschung und Harry merkte, welche Kälte es abstrahlte. Unwillkürlich wurden seine Arme von einer Gänsehaut überzogen. Das warme Sonnenlicht wurde glitzernd von den Wellen reflektiert, schaffte es aber nicht die Dunkelheit zu vertreiben, die im kalten Wasser nistete. Dagegen wirkte der strahlend helle Wald, der das Ufer säumte, wie Hohn.
„Und wo soll jetzt dir Burg sein, die wir suchen?“, fragte Sirius, der seine Augen mit der Hand beschattete und seinen Blick über die herbstliche Landschaft gleiten ließ.
„Wir müssen zum Fluss, der aus den Highlands zur Küste fließt.“, erklärte Snape, der in dem alten Buch mit der vergilbten Karte blätterte. „Einst gehörte dieses ganze Gebiet den McLarneys. Aber es dürfte noch ein Stück weg sein.“
„Na toll. Wieso sind wir nicht einfach appariert?“, fragte Ron, der sich auf einen Stein hatte sinken lassen.
„Weil jeder, der etwas von Magie versteht, sie auch finden kann. Wenn du in die Nähe eines Ortes apparierst, der von solch starker Magie erfüllt ist, dann kann man es wie ein Leuchtfeuer in einer dunklen Nacht wahrnehmen. Es ist besser, wenn niemand weiß, dass wir hier sind.“, meinte Severus, bevor er sich umwandte und weiter den Weg entlang ging. Ron seufzte, erhob sich von seinem Stein und folgte seinem ehemaligen Lehrer, der mit seinem schwarzen Umhang mit dem Schatten zwischen den Bäumen verschmolz.
„Komm Harry.“, sprach Ginny ihn an. Harry hatte eine Zeit lang nur reglos am Ufer gestanden und hatte auf den See hinaus gestarrt. Für einen kurzen Moment war die schemenhafte Gestalt eines hohen Turmes über dem See erschienen. Nur einen Lidschlag lang hatten silbrige Dächer im Sonnenlicht geglänzt, bis sich Nebelschwaden wieder vor diese Erscheinung schoben.
„Ja natürlich.“, murmelte Harry und ging Hand in Hand mit Ginny den anderen hinterher. Was war es gewesen, dass ihn die Zauberfeste hatte sehen lassen? Grübelnd merkte er nicht die stirnrunzelnden Blicke, die ihm Severus hin und wieder zuwarf. Was ihm aber nicht entging war das Gefühl in eine Vergangenheit einzutauchen, die vielleicht für immer vergessen bleiben sollte. Die Muggel hatten Recht, wenn sie sagten, dass an diesem See etwas magisches war.
Etwa eine Stunde später erreichten sie den Fluss, der den See mit frischem Wasser speiste und auf der anderen Seite wieder aus dem Tal hinaus floß. die Wassermassen hatten sich in den Jahrhunderten viele Meter tief in den Fels hinein gegraben und die Muggel hatten auf hohen Pfeilern eine Brücke über die Schlucht gebaut. Von einem Wasserfall war nach wie vor keine Spur. Unter ihnen bahnte sich der Fluss zwar brodelnd seinen Weg über Stock und Stein aber er stürzte keine fünfzig Meter in die Tiefe, wie Harry es gesehen hatte. Mehr und Mehr kam ihm seine Vision wie ein Trugbild vor, das ihm sein Geist gespielt hatte.
„So jetzt sind wir stundenlang durch die Gegend gelaufen aber von einem Wasserfall sehe ich hier nichts.“, maulte Ron, aber Snape beachtete ihn gar nicht. Der Blick des Meisters der Tränke glitt hin und her, von Baum zu Fels und wieder zurück, als suche er etwas ganz bestimmtes. Sirius stützte sich auf die Leitplanke und beobachtete die von der Sonne durchleuchtete Gischt, die aus der Schlucht aufstieg. Es sah fast so aus, als würde der Fluss brennen.
„Was suchen sie?“, fragte Hermine, die sich an einen der alten knorrigen Bäume gelehnt hatte.
„Einen Hinweis oder Schlüssel, wie wir nun nach Dunsinane kommen. Hier muss es etwas in der Art geben, alles andere würde keinen Sinn machen.“, antwortete Snape und untersuchte einen Felsen genauer, indem er seine Hand über den rauhen Fels gleiten ließ.
„Aber wollte Merlin nicht, dass niemand jemals an das Geheimnis herankommt?“, fragte Harry nachdenklich.
„Er wollte, dass das Geheimnis niemals wieder dem Feind in die Hände fällt, aber er muss einen Zugang eingebaut haben, damit in der höchsten Not seine Verbündeten davon Gebrauch machen können.“, sprach Snape, der nun deutlich ungeduldiger die Umgebung absuchte.
„Aber wissen wir das? Für mich klang es so, als wolle, dass niemals mehr jemand an das Geheimnis kommt.“, gab Ginny zu bedenken.
„Versteht ihr nicht? Es ist unsere einzige Chance, dass wir den Zugang finden!“, schnarrte Harrys ehemaliger Lehrer ungehalten. Sirius guckte völlig unbeteiligt auf den See hinaus, als ginge ihn dies alles gar nicht an. Langsam fuhr ein Auto an ihnen vorbei, ohne auf den seltsam gekleideten Mann zu achten, der sich an einem großen Felsen zu schaffen machte, der wie ein steinerner Finger aus dem Boden ragte. Irgend etwas schien nun seine Aufmerksamkeit erregt zu haben, denn seine Hand blieb an einer Stelle ruhen, strich dann fast zärtlich über den von Flechten bedeckten Stein.
Etwas regte sich plötzlich in Harry, das bis jetzt geschlafen hatte. Ein stumme Warnung hallte durch seinen Kopf, als ahne er, dass etwas schreckliches geschehen würde. Unruhig irrte sein Blick umher, suchte etwas, wovon er selbst nicht mal genau wusste, was es war. Der Wind kam ihm plötzlich vor, als brächte er einen üblem Geruch mit, der Gefahr bedeutete und was immer es war es kam näher.
Alle von Harrys Instinkten begannen in seinem Kopf Alarm zu schlagen und drängten ihn dazu sich zu verbergen, wenn nicht gar wegzulaufen. Der See war jetzt kein schönes Stück Natur mehr, sondern eine tödliche Falle, die jedem Moment zuschnappen konnte. Der dunkle Odem, der ihm ins Gesicht schlug wurde stärker.
„Snape von der Straße runter, schnell! Versteckt euch!“, zischte Harry in derart eindringlichem Ton, dass ein fragender Blick das einzige war, was Snape ihm zuwarf. Sofort rannte er geduckt zu ihnen hinüber und schwang sich über die Leitplanke. Sirius und Ron folgten, während Hermine und Ginny sich hinter einem dicken Baum verbargen. Einen Moment stand Harry noch da und starrte auf die Straße hinaus, dann folgte er dem Beispiel von Snape und kam federnd neben ihm auf dem Boden auf. Sie hockten nun auf einem schmalen Sims, der sie vor einem tödlichen Sturz auf das zwanzig Meter unter ihnen liegende Ufer des Sees bewahrte.
Dann erblickte Harry ihn. Er ging mitten auf der Straße entlang und trat nun aus dem Schatten der Bäume heraus in das helle Sonnenlicht. Dennoch schien es, als würde seine Gestalt nicht von den Strahlen getroffen, sondern war von einem dunklen Schleier umhüllt. Auch seine Kleidung war eher eine Wolke die ihn umfloss, denn richtiger Stoff.
„Grindelwald.“, zischte Snape neben Harry. Die Gestalt des ehemaligen Todessers versteifte sich und auf seinem Gesicht stand purer Zorn.
Der Zirkelmagier drehte sich einmal um die eigene Achse und Harry konnte sehen, wie die kalten, eisblauen Augen die Umgebung absuchten. Einen Moment verharrten sie auf Harrys Versteck, schienen genau in seine Augen zu blicken, bevor sie weiter glitten. Langsam schritt Grindelwald zur Leitplanke hinüber, die Gestalt hoch aufgerichtet. Seine Bewegungen waren eher ein Gleiten, als ein Gehen. Fast sah es so aus, als würden seine Füsse den Boden gar nicht berühren. Harry spürte, wie er sich näherte. Fühlte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten und sein Körper von einer Gänsehaut überzogen wurde. Fast war ihm, als befände er sich wieder dem Torbogen, der ihn in das Reich der Toten gebracht hatte. Die Präsenz des Zirkelmagiers war wie ein Geschwür, das sich langsam aber unaufhaltsam im Körper ausbreitete.
Seine Schritte trugen ihn immer näher heran, bis der verhasste Feind direkt vor der Leitplanke stand. Harry hätte nur die Hand auszustrecken brauchen um ihn zu berühren. So nah war er ihm noch nie wirklich gewesen. Das Blut rauschte in seinen Ohren, er traute sich nicht zu atmen und Harrys Hände krampften sich zu Fäusten zusammen. Alle Nerven in seinem Körper waren bis zum zerreißen gespannt.
Der Zirkelmagier beschattete seine Augen mit der Hand, bevor er auf den See hinaus blickte, an dessen gegenüberliegendem Ende Dunsinane Hill in die Höhe ragte. Von hier sah der Berg viel massiver und bedrohlicher aus.
Harry warf einen Blick zu Sirius hinüber, der die Lippen zu einem dünnen blutleeren Strich zusammen gepresst hatte. Seine Züge verrieten höchste Anspannung. Die Sekunden, die Grindelwald über ihnen an der Leitplanke stand dehnten sich jede einzelne zu einer nicht Zuende gehen wollenden Ewigkeit.
„Nicht hinunter gucken.“, formten Harrys Lippen die Worte ohne sie wirklich auszusprechen. „Nicht hinunter gucken.“ Es war wie ein Gebet, dass jemand ständig wiederholte um sich beim Allmächtigen Gehör zu verschaffen. Das seidige Rascheln von Stoff drang zu ihnen hinunter. Es waren merkwürdig unwirklich klingende Geräusche, als würden sich Schatten aneinander reiben. Von der Seite erkannte Harry, dass der Zirkelmagier eine seine bleichen Hände in eine Tasche seinen Gewandes gesteckt hatte. Er erkannte, wie sich die Knöchel seiner Finger um etwas schlossen und es langsam, bedächtig, ja fast ehrfurchtsvoll hinaus zogen.
Harry riss ungläubig die Augen auf. Die Sonne spiegelte sich in dem blanken schwarzen Stein. Es war eine perfekt geschliffene Kugel, die aussah als wäre sie von einem inneren Feuer erfüllt, das dunkel und glühend in ihrem Inneren waberte. Grindelwald streckte den Arm aus, der das Auge hielt und hielt es in die Sonne. Augenblicklich erwachte das Feuer in seinen Tiefen zu grausamem Leben. Es sah aus, als wäre die Hand des Zirkelmagiers in Flammen gehüllt, die langsam seine Arme empor züngelten. Das Licht des Auges war heller als das der Sonne, strahlte wie ein kleiner Stern und das Licht durchschien alles. Eisen, Stein und Fleisch. Harry spürte wie sein Blick bis tief in seine Seele drang und jede Tür öffnete die es wollte aber Grindelwald sah nicht hin. Seine Sicht war in die Ferne gelenkt, vielleicht auf Dinge, die waren, die sind oder sein mögen. Harry zitterte am ganzen Leib, als die suchenden Finger des Artefakts durch seinen Geist tasteten. Es war ein Gefühl, als würde jemand eine Wunde mit einem glühenden Eisen säubern.
Der Zirkelmagier stand reglos über ihnen, das schwarze Auge in der Hand und die ganze Gestalt erstrahlend in jenem feurigen Licht. Seine Augen waren glühende Kohlen, die auf das Zentrum des Steins gerichtet waren und Dinge sahen, die kein Sterblicher zu Gesicht bekommen sollte. Aber er sah sie immer noch nicht. Selbst Snape blickte nun beinahe verwundert zu dem bleichen, schwarzhaarigen Mann hinauf. Er sah seine Chance, bemerkte aber nicht wie flüchtig sie war. Erkannte nicht, dass es nur ein Gedanke war, der verführerisch war aber niemals gelingen konnte.
„Nein!“, schrie Harry, doch es war zu spät. Snape schoss mit einer kraftvollen, geschmeidigen Bewegung in die Hohe. Seine schwarze Gestalt ragte plötzlich vor Grindelwald in die Höhe und trübte den Blick des Auges. Im ersten Moment verwirrt starrte ihn der Zirkelmagier an, dann riss Snape ihm die schwarze Kugel aus der Hand. Auch bei ihm züngelten Flammen aus magischem Feuer den Arm empor. Auch Sirius hatte sich erhoben, die Hand ausgestreckt um seinen ehemaligen Schulkameraden daran zu hindern, doch nun riss er sie zurück. Snape stand mit offenem Mund vor Grindelwald, der sein Gegenüber nun voller Zorn anstarrte. Snapes Augen waren verschleiert, als sehe er gar nicht mehr, was um ihn herum geschah, aber trotzdem von einer merkwürdigen Klarheit erfüllt, dann erloschen die Flammen und das unheimliche Feuer im Stein zog sich wieder in sein Inneres zurück.
Der Zirkelmagier schnappte mit einer blitzschnellen Bewegung nach dem Artefakt, aber Snape zog genauso schnell seine Hand zurück und wich vor seinem Gegenüber zurück. Seine ganzen Bewegungen wirkten fahrig und unkoordiniert. Etwas war mit ihm geschehen. Sirius stand neben Harry und Ron, der sich langsam erhob, auf dem schmalen Sims und starrte fassungslos auf die Szene.
„Du...“, zischte Grindelwald nur aber trotzdem war das Wort wie ein Peitschenhieb, der durch den ganzen Körper zuckte. Snape wich immer weiter zurück, bis er das Geländer der Brücke im Rücken hatte.
„Gib mir das Auge!“, verlangte der Zirkelmagier, der mit einem Mal noch bedrohlicher wirkte als zuvor. Sein Körper schien von Schatten umwölkt zu sein, die ihre gierigen Finger nach Snape ausstreckten. Der ehemalige Todesser wirkte wie ein Kleinkind, das sich an einem Spielzeug festklammerte. Seine Knöchel hatten sich derart fest um die Kugel aus glänzendem Stein geschlossen, das sie weiß unter seiner Haut hervor traten.
„NIEMALS!“, brüllte Severus plötzlich so laut, dass seine Stimme in der Schlucht tausendfach gebrochen widerhallte. Rasend schnell holte er mit dem Arm aus. Grindelwald stürzte vor aber er war zu langsam. Snapes Arm schnellte vor und seine Finger lösten sich vom Stein. Die Sonne durchleuchtete das Auge, erweckte das Feuer wieder zum Leben. Wie ein flammender Stern schoss es hinaus in den See.
„NEIN!“, schrie der Zirkelmagier, der mit erhobener Hand an der Brüstung stand wie um nach dem Artefakt zu greifen. Das Feuer des Auges wurde immer intensiver, loderte so hell, dass Harry die Augen zu Schlitzen zusammenkneifen musste, dann traf es platschend auf der Wasseroberfläche auf. Das Licht verwandelte das Wasser des Sees in flüssiges Gold. Lichtstrahlen brachen durch die Wasseroberfläche und enthüllten, was über tausend Jahre niemand gesehen hatte. Als würde ein Schleier gehoben standen Harrys Füsse plötzlich vor einer alten Brücke, die hoch über den tosenden Wassermassen eines Wasserfalls gebaut war. Gischtschwaden brodelten aus der Tiefe empor und befeuchteten seine Haut. Der goldene Glanz des Wassers verschwand und machte wieder dem Licht der Sonne Platz, die die Zauberfeste beleuchtete.
Sie sah exakt genau so aus, wie Harry sie in seiner Vision erblickt hatte, nur hatten jetzt tausend Jahre an ihr ihre Spuren hinterlassen. Es raubte ihr aber nichts von der Schönheit. Ein einzelner schlanker Turm ragte über ihre Dächer empor, die nun nicht mehr silbrig glänzten aber von anmutiger und Eleganter Form waren. Die Zauberfeste thronte auf einem hohen Felsen, der wie ein Schwert aus dem Wasserfall ragte. Donnernd bahnten sich hier die Wassermassen ihren weg hinab in den See. Es war nicht das schmale Rinnsal, über das die Muggel eine Brücke gebaut hatten, sondern ein breiter Strom. Über zweihundert Meter entfernt erhob sich erst das andere Ufer. Die Sonne schickte ihre Strahlen durch die Fischt, so dass jeder einzelne Wassertropfen in der Luft wie ein Edelstein funkelte. Über dem Turm der Festung spannte sich ein majestätischer Regenbogen über den Wasserfall.
Harry konnte seinen Blick nicht von der Schönheit dieses Ortes lösen. Die Brücke war zwar an einigen Stellen beschädigt, aber sie ließ noch deutlich die hohe Handwerkskunst erkennen, mit der sie errichtet worden war. Ihre schlanken Pfeiler erhoben sich aus den schäumenden Wassermassen und spannten perfekte Bögen über den Wasserfall bis hin zum Felsen, auf dem Die Zauberfeste thronte. Ihre Aussenmauer war von Algen und Pflanzen überwuchert, die aber nicht bis zu den hohen Fenstern und Dächern hinauf gekrochen waren. Es war ein Ort, wie man ihn sich in Träumen vorstellt aber niemals damit rechnet wirklich einmal davor zu stehen.
„Dafür wirst du bezahlen!“, schrie Grindelwald plötzlich über das Donnern des Wasserfalls hinweg. Ein matter glühender Punkt in der Tiefe des Sees verriet, wo das Auge nun ruhte. Das Leuchten wurde immer schwächer und sah aus, als würde es bald verlöschen.
Snape stolperte einen Schritt von dem Zirkelmagier weg, doch es nutzte ihm nichts. Grindelwald machte eine peitschende Bewegung mit der Hand, die kurz hell aufleuchtete und Snape wurde über die Brüstung geschleudert. Sein Schrei zerriss die Luft, als er sich mehrmals überschlug. Wie eine Puppe segelte sein Körper durch die Luft, bis er tief unter sich auf der Wasseroberfläche aufschlug. Die Felswände warfen seinen Schrei zurück, aber kurze Zeit später war auch er verklungen, als hätte es ihn nie gegeben. Entgeistert starrte Harry auf die Stelle, an der Snape im tosenden Wasser verschwunden war. Nichts. Kein schwarzer Umhang keine Spur von seinem ehemaligen Lehrer.
Eine Hand, die ihn an der Schulter vor sich her drückte, riss ihn aus seiner Erstarrung. Sirius blickte ihm ins Gesicht, fragte etwas aber seine Worte drangen gar nicht bis in sein Bewusstsein. Hinter ihm eilten Hermine und Ginny schreckensbleich im Gesicht heran. Grindelwald starrte nur mit vor Zorn verzerrtem Zügen auf die Stelle, an der das Auge ein letztes fahles Glühen im Wasser von sich gab.
„Lauft!“, rief Sirius und wie von selbst lief Harry los.
Nach einigen Schritten setzte er den Fuss auf Erde, die seit tausend Jahren kein Mensch mehr betreten hatte.
Gischtschwaden trieben um sie herum und die Wassertröpfchen glitzerten im Licht der Sonne, als die kleine Gruppe über die Brücke eilte.


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Ich war völlig panisch. Meine Eltern tanzen beide sehr gut, haben mir das aber anscheinend nicht vererbt. Alle Kids hatten etwa drei Wochen Zeit, um die Tänze einzuüben, aber weil ich so viele andere Szenen drehen musste, blieben mir nur ganze vier Tage. Sobald ich die Schritte halbwegs kapiert hatte, kam ich völlig aus dem Takt. Zum Glück soll Harry gar kein toller Tänzer sein.
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