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Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 8 Solange Menschen atmen und die Sonne scheint

von Reaver

Sonnenlicht flutete durch das offene Fenster hinein und der Wind spielte mit den seidigen Gardinen, die in der frischen Brise flatterten. Harry erwachte langsam aus einem tiefen Schlaf traumlosen Schlaf. Niemand von ihnen hatte sich am vergangenen Abend noch lange auf den Beinen halten können, außer Lupin und Sirius, deren Stimmen noch bis tief in die Nacht aus der Küche gedrungen waren. Harry gähnte herzhaft und rieb sich den Schlaf aus den Augen, um wieder klar sehen zu können. Bei der Bewegung spürte er, was seinem Körper in der Welt hinter den Spiegeln abverlangt worden war. Jede Faser seiner Muskeln schien gezerrt oder überanstrengt zu sein. Mit leicht verzogenem Gesicht ließ Harry sich wieder in die weichen Kissen sinken. Ginny murmelte etwas, dass er nicht verstand und kuschelte sich enger an ihn. Ihre Nähe tat gut und ließ die schrecklichen Erlebnisse irgendwie entrückt erscheinen, als hätten sie alle nur einen langen Alptraum geträumt.
Aber es war real, soviel war Harry bewusst. Jedes ihrer Erlebnisse, der Kampf ums Überleben, die Schlacht vor den Mauern Canterburys, all dies war wirklich geschehen. Aber jetzt waren sie erstmal in Sicherheit und hatten Zeit sich zu erholen. Lächelnd strich er Ginny über die weiche Haut ihres Rückens. Godric Gryffindor hatte kein Wort über ihre weiteren Schritte verloren, oder auch nur angedeutet was das Auge nun wirklich bedeutete. Der unansehnliche Stein lag nun in einer der Vitrinen im Salon von Black Manor. Aber Harry hatte die Macht dieses Artefakts am eigenen Leib erfahren. Was nun mit ihm geschehen war wusste er nicht, aber diese schrecklich schöne Kraft schlummerte in der Steinkugel.
Eine kräftige Windböe ließ die Fensterläden klappern und verwirbelte den Stoff der Vorhänge, die nun weit in das Zimmer hinein flatterten. Das Rauschen der Bäume im Garten drang hinein und mischte sich mit dem munteren Vogelgezwitscher. Es war ein wunderschöner Morgen, aber trotzdem war nichts wie zuvor. Während sie hier lagen kämpften in einer anderen Welt Menschen um das nackte Überleben. Es war einfach ungerecht. Eine Zeit lang hatte er sie auf ihrem Weg begleitet, hatte Seite an Seite mit ihnen gekämpft aber nur um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Mit aller Gewalt verbannte Harry die dunklen Gedanken aus seinem Geist. Es gab andere Aufgaben zu erledigen, die nun danach riefen jetzt in Angriff genommen zu werden.
Langsam richtete Harry sich auf. An einigen Stellen war seine Haut noch immer bläulich verfärbt oder schillerte in allen Farben des Regenbogens. Irgendwie gelang es ihm nie ganz unverletzt aus einem Abenteuer zurückzukehren. Immerhin waren sie noch alle am Leben und Sirius hatte wieder seinen Platz in ihrer Mitte eingenommen, der dennoch zu lange leer gewesen war. Im Kampf, der ihnen bevorstand konnten sie jeden helfenden Arm brauchen. Die Idylle, die Harry durch das Fenster betrachten konnte war trügerisch. Hinter jedem Schatten konnte die Gefahr lauern. Die Macht des Zirkels reichte weiter, als er erahnen konnte. Eigentlich traute Harry sich nicht einmal zu intensiv darüber nachzudenken, denn bereits jetzt, trotz der wärmenden Sonnenstrahlen, wirkten die Bäume mit ihren frischen, jungen Blättern dunkler.
„Komm wieder ins Bett, ist noch so früh.“, murmelte Ginny verschlafen und blinzelte Harry an.
„Es ist schon fast Mittag.“, entgegnete er lachend und küsste Ginny zärtlich, während seine Finger ihr sanft eine Strähne ihres feuerroten Haares aus dem Gesicht strichen. „Aber vielleicht komme ich doch noch mal ins Bett.“, flüsterte Harry gegen ihre Lippen.
„Ja.“, erwiderte Ginny knapp und küsste ihn leidenschaftlicher.
Ein lautes Klopfen an der Türe ließ sie beide auffahren. Es schien fast so, als wolle jener vor dem Zimmer so lange gegen das Holz schlagen, bis es schließlich nachgab. Fast meinte Harry die Scharniere bereits knirschen zu hören. Ginny seufzte und verzog genervt das Gesicht und auch Harry richtete sich wieder auf.
„Wer ist da?“, rief er ohne jede Freundlichkeit in der Stimme.
„Ah Potter bist du also doch wach geworden.“, schnarrte eine kalte wohlbekannte Stimme.
„Snape!?“, zischte Harry zu überrascht um etwas anderes fühlen zu können.
„JA du Genie.“, kam es von der anderen Seite der Türe. „Komm runter in den Salon ich habe mit dir zu reden.“ Schritte entfernten sich auf dem Flur und polterten die Treppe hinab.
„Ich habe vergessen wie unsympathisch mir der Kerl ist.“, knurrte Ginny, die langsam ihre langen Beine aus dem Bett schwang und herzhaft gähnte. Verwirrt fragte sich Harry warum Snape wieder hier aufgetaucht war und auch eine kalte Furcht ergriff von ihm Besitz. Das letzte mal, die Nacht schien Jahre zurück zu liegen, war sein ehemaliger Lehrer mit der Leiche von Lucius Malfoy unvermittelt im Haus der Blacks aufgetaucht. Er hoffte, dass Snape heute kein Bote des Schreckens war.
„Nun? Willst du Snape noch etwas schmoren lassen?“, fragte Ginny mit verschmitztem Grinsen.
„Äh Was?“, entgegnete Harry, der in Gedanken versunken aus dem Fenster gestarrt hatte. Erst jetzt wurde ihm wieder klar, dass Snape sie im Salon sehen wollte. „Eher nicht.“, murmelte Harry, während er sich rasch ein T-Shirt über den Kopf zog. Die schwarzen, strubbeligen Haare hatten schon die Jahre zuvor jedem Versuch erfolgreich widerstanden sie bändigen zu wollen.
„Schade.“, gab Ginny lachend zurück und öffnete die Zimmertür, wobei sie der Außenseite einen prüfenden Blick zuwarf, ob Snapes Klopfen nicht etwaige Spuren hinterlassen hatte.
Sofort als Harry und Ginny auf den Flur hinaus traten bemerkten sie den hitzigen Wortwechsel, dessen Fragmente bis in den ersten Stock hinauf drangen. Es waren eindeutig Snapes und Sirius‘ Stimmen und die eines Dritten, den Harry aber erst als Lupin identifizierte, als er bereits fast den Fuß der Treppe erreicht hatte. Durch die offene Küchentür erkannte Harry Molly, die Augen rollend mit einer Tasse Tee in der Hand über dem Tagespropheten saß.
„Hi ihr Lieben!“, rief sie erfreut als die Beiden zu ihr an den Tisch traten. „Wollt ihr noch Rührei? Müsste noch warm sein.“
Harry warf einen zweifelnden Blick zum Salon hinüber, in dem Snape gerade wieder Gift versprühte. Er empfand eine deutliche Abneigung den Raum jetzt zu betreten.
„So geht das schon seit über einer Stunde.“, erklärte Mrs Weasley resignierend und häufte Rührei auf Harrys Teller, als wolle sie einen zweiten Tower von London errichten. Hastig nahm er ihr den Teller aus der Hand. „Ich frage mich wie Menschen so nachtragend sein können.“
„Solange Snape nicht auf Harry losgeht ist ja alles in Ordnung.“, sagte Ginny, kurz bevor sie sich eine Gabel voll in den Mund schob und genüßlich zu kauen begann. Auch Harry freute sich mal wieder heimische Kost zu essen zu bekommen.
„Mensch ihr seid so dünn. Ich glaube ich muss mal wieder etwas mehr kochen.“, murmelte Molly, die sich ihnen gegenüber auf einen Stuhl gesetzt hatte. Hinter ihr funkelte die Sonne durch das Fenster in die Küche hinein und vergoldete mit ihrem Schein die Pfannen und Töpfe auf der Arbeitsplatte.
„Ach was du kochst wie immer klasse.“, sprach Ginny mit vollem Mund.
„Danke Schatz.“, entgegnete Mrs Weasley lächelnd und wurde leicht rot.
Harry warf einen Blick auf das Titelblatt des Tagespropheten, der wieder über irgend eine Belanglosigkeit berichtete. Das Ministerium verabschiedete eine neue Verordnung, die es unter Strafe stellte Muggelautos am Boden festzukleben und eine große Überschrift kündigte das Länderspiel im Quidditch zwischen England und Irland an. Der Tagesprophet befasste sich wieder mit den üblichen unwichtigen Dingen, die ihn auch vor dem zweiten Krieg beschäftigt hatten. Niemand schien zu wissen, welche neue, noch viel dunklere Bedrohung, sich über dem neu gewonnen Frieden zusammenballte. Es gab hier kein wirkliches Gut und Böse, sondern nur die Wahl zwischen zwei Übeln.
„Harry? Möchtest du noch etwas Tee?“, fragte Molly und riss Harry damit aus seinen Gedanken. Der Ton in ihrer Stimme ließ darauf hin deuten, dass sie ihn bereits mehrmals angesprochen hatte.
„Nein Danke.“, antwortete Harry tonlos.
„Zum Teufel Severus! Dafür gibt es keinen Beweis!“, donnerte Sirius plötzlich. Schnelle Schritte eilten durch die Eingangshalle auf die Küche zu. Harry verdrehte die Augen. Also würden sie zwangsläufig doch in diesen Streit mit hinein gezogen.
„Der Beweis ist hier vor dir!“, knurrte Snape erregt und wedelte mit einer zerknüllten Zeitung vor Sirius‘ Gesicht herum, während er versuchte sich in die Küche zu drängen.
„Jetzt hör mal zu Schniefelus.“, zischte Harrys Pate gefährlich leise. „Du kommst hier in mein Haus, störst die Ruhe wegen einem Verdacht, der nicht einmal bewiesen ist und fängst wieder an Harry zu terrorisieren.“
„Wenn du wieder zu blind bist die Wahrheit zu erkennen, dann tut es mir Leid Black. Außerdem konnte ich ja nicht ahnen, dass du dich nach über zwei Jahren wieder bequemst dich aus deinem Schlupfloch zu verkriechen.“, schnarrte Snape und maß sein Gegenüber mit einem kalten Blick, der nur abgrundtiefe Verachtung zeigte.
„Sei vorsichtig Schniefelus. Überspann den Bogen nicht.“, knurrte Sirius, während er sich versteifte und seine Hand fast unmerklich zu der Hosentasche glitt, in der sein Zauberstab steckte.
„Pah!“, machte Severus nur, ohne dem letzten der Blacks auch nur eines Blickes zu würdigen um sich an ihm vorbei in die Küche zu drängen. Erst jetzt betrachtete Harry seinen ehemaligen Lehrer genauer. Wie immer hatte er seinen schwarzen, langen Umhang an, der an einigen Stellen schon fadenscheinig geworden war. Das rabenschwarze Haar hing ihm auf die Schultern hinab und war so fettig wie eh und je. Was Harry etwas erschreckte war Snapes Gesicht. Tiefe Furchen hatten sich um seinen Mund in die Haut gegraben und die Haut war bleich, mit einem ungesunden Stich ins gelbliche. Was immer ihm widerfahren war, es konnte nichts schönes gewesen sein.
„Hast du mich jetzt lange genug angestarrt Potter?“, schnarrte Snape, der Harry kalt anfunkelte.
„Was wollen sie hier?“, entgegnete Harry, die Frage seines Gegenübers ignorierend.
„Wie schön, dass du dich in keiner Weise verändert hast. Immer noch der kleine, arrogante...“
„SEVERUS!“, donnerte Sirius, der sich hinter Snape an den Türrahmen gelehnt hatte.
„Bengel, der sich in Sachen einmischt, die zu groß für ihn sind und alles nur noch schlimmer macht.“, vollendete der ehemalige Todesser den Satz ohne auf Sirius’ Ausbruch zu achten. Das Gesicht von Harrys Paten verdüsterte sich noch mehr und sah so als, als wolle er Snape gleich an die Gurgel springen.
„Was ich von ihnen halte muss ich glaube ich nicht erwähnen.“, meinte Harry, der auf neuere Beleidigungen von Severus gefasst gewesen war.
„Richtig, das spart viel meiner wertvollen Zeit.“
„Die Zeit, die er hat kann nur verschwendet sein.“, murmelte Sirius augenrollend, aber laut genug damit alle ihn verstehen konnten. Severus versteifte sich einen Moment, ging aber nicht darauf ein, obwohl man ihm ansah, dass er es liebend gern getan hätte. Statt dessen knallte er den zerknüllten Zeitungsausschnitt vor Harry auf den Tisch.
„Muggel in Ministerium aufgetaucht – Schutzzauber versagt“, las Harry die Schlagzeile laut vor.
„NEIN!“, heulte Snape auf. „Da drunter! Bin ich denn nur von Idioten umgeben?“
„Das gleiche habe ich auch gemacht.“, sprach Sirius mit einem so breiten Grinsen im Gesicht, dass seine Mundwinkel hinter den Ohren zu verschwinden schienen. Snape schenkte ihm einen so bösen Blick, dass alle Plagen dieser Welt für seine Verwünschungen nicht ausgereicht hätten.
„Unbekanntes Wesen im schottischen Hochland gesichtet – Entdecker spurlos verschwunden“, zitierte Harry die Überschrift des unscheinbaren Artikels, der an den Rand der Seite unter einer Anzeige für Zauberstäbe war, die mit ihrem Besitzer sprechen können.
„Ja und?“, fragte Harry, dem nicht klar war, worauf Snape hinaus wollte. Dieser schüttelte nur den Kopf und seufzte, als müsse er sich in ein schreckliches Schicksal fügen. Mit einer raschen Bewegung riss er Harry die Zeitung aus der Hand und rammte seinen Finger in die Mitte einer kleinen Zeichnung, die wohl das unbekannte Wesen darstellten sollte. Harry kniff die Augen zusammen.
Von dem Bild starrte ihn eine Kreatur an, die aussah wie ein leibhaftig gewordener Alptraum. Die schrecklichen Klauen mussten stark genug sein um Steine zerschneiden zu können. Nur die Augen passten nicht in das Bild. Soweit Harry sich erinnern konnte war bei den Eisernen an Stelle der Augen nur ein dumpfes rotes Glühen gewesen.
„Was weist du darüber Snape?“, fragte Harry leise. Die Erinnerung an die schrecklichen Kreaturen aus schwarzem Stahl waren mit der Rückkehr in ihre Welt verblasst. Das Wesen, das ihn nun aus der Zeitung heraus anstarrte machte sie wieder lebendig.
Wortlos zog Severus ein altes verstaubtes Buch aus seinem Umhang heraus und legte es bedächtig vor sich auf den Tisch. Das dunkelbraune Leder war rissig und fleckig, aber noch immer war zu erkennen, dass der Einband einst mit goldenen Linien verziert war. Vorsichtig strich er mit den Fingern darüber, bevor Snape den Einband aufschlug. Das alte Pergament war vergilbt aber die feine, geschwungene Schrift war gut zu lesen.
„Was ist das für ein Buch?“, fragte Harry, der versuchte die Wörter zu entziffern.
Ohne auf seine Frage einzugehen blätterte sein ehemaliger Lehrer zu einer bestimmten Seite, die von einigen Zeichnungen bedeckt war. Harry bewunderte die Kunst, mit der diese kleinen Bildnisse auf das Pergament gebracht wurden, so dass sie aussahen als wären sie lebendig. Als er sie sich näher ansah stellte er jedoch fest, dass es nichts bewundernswertes gab.
Es war still geworden in der Küche von Black Manor. Die Sonne schien hell durch das Fenster aber niemand beachtete die Helligkeit und Wärme, die sie brachte. Alle Anwesenden starrten auf die kleinen Zeichnungen und lauschten Snapes Stimme, die bedächtig und langsam die passende Geschichte dazu erzählte. Niemand von ihnen konnte die alte Sprache lesen, welche aus den Wörtern gebildet wurde. Von Zeit zu Zeit hielt Severus inne und sprang zu einem anderen Punkt in der Geschichte, aber niemand unterbrach ihn. Seine Worte waren von einer grausamen, schrecklichen Realität erfüllt aber die Zeichnungen aus der Vergangenheit belegten sie mit bitterer Wahrheit.
Raschelnd blätterte Snape eine Seite weiter. Harry brauchte einen Moment, bis er die etwas verwischten Bilder gedeutet hatte. Auch sie zeigten große, vergangene Persönlichkeiten. Hatte er auf der ersten Seite nur durch die Worte von seinem ehemaligen Lehrer erfahren wer sie gewesen waren so hatte Harry nun bereits einige auf Gemälden in Hogwarts gesehen. Es waren große Magier der Vergangenheit gewesen, deren Taten in die Geschichte der magischen Gemeinschaft eingegangen waren, ob nun durch Heldenmut oder Grausamkeit.
Wieder begann Snape zu erzählen: „Der Schnee kam in diesem Jahr früh und sein weißes Leichentuch begrub die Schöpfung unter sich, wie um eine schreckliche und grausame Wahrheit zu verbergen. Die mit dem Blut vieler Helden getränkte Täler verschwanden unter der blütenweißen Decke des Vergessens. Das Jahr schwand und ein neues brach an, das wie das alte der Trauer Einheim fiel. Die Geschicke des Schicksals lenkten uns und unser Ziel wie Blätter im kalten Wind des Winters. Aber wir halten die Fäden nicht länger in der Hand. Selbst die dicken Mauern von Dunsinane bieten nun keinen Schutz mehr vor den Klauen der eisernen Heerscharen, die das Antlitz unserer Welt zerschmettert haben. Ich weiß nicht wie lange die vielen tapferen Seelen noch Widerstand leisten können jetzt, da sich der Schleier senkt. Unsere letzte Hoffnung war es dem feind das Geheimnis seiner Diener zu entreißen und zu viele Leben wurden für das Gelingen dieser Sache geopfert. Ihr Verlust hat Lücken in unseren Reihen hinterlassen, die sich nie mehr schließen werden. Es ein Bild des Grauens, als der Feind gegen uns rückte und den Kopf meines guten Freundes Godric Gryffindor, auf einen Speer gespießt, vor sich her tragend. Nie darf sein Opfer vergessen werden, das unsere Hoffnung noch am Leben erhält. Nun in den Tiefen dieser Feste ruht das Geheimnis des Feindes, das Geheimnis der Eisernen und es wird sein Grab. Aus allen Schriften und Erinnerungen radiert sollen nur noch diese Zeilen Zeugnis ablegen über die wahre Vergangenheit.“
Snapes Stimme verhallte in der Stille, die sich über die Küche gelegt hatte. Die Schatten waren aus den Ecken heraus gekrochen und breiteten sich nun über die Wände und Töpfe aus, die daran hingen. Die Sonne versank hinter den Bäumen, die im Garten standen. Harry betrachtete sich die Bilder erneut und wieder überlief ihn dieser Schauer, den er bei Severus Worten verspürt hatte. Wortlos ließ Molly den schweren Kronleuchter an der Decke aufflammen, der aussah als würden sich eiserne Schlangen umeinander winden. Mit einer entschlossenen Bewegung schlug Snape das Buch zu und begrub die Geschichte damit wieder unter den brüchigen Pergamentseiten, die sie erzählten. Sofort schien es im Raum wieder etwas heller zu werden.
„Nun ist dein treuer Godric wohl nicht der, der er vorgibt zu sein.“, schnarrte Severus‘ Stimme in die Stille hinein.
„Wissen wir denn, dass dieses Buch die Wahrheit sagt?“, fragte Lupin. Es waren seine ersten Worte, die er in Harrys Gegenwart sprach.
„Du weißt, dass es die Wahrheit ist Remus.“, entgegnete Harrys ehemaliger Lehrer trocken.
„Ich musste diese Frage stellen.“, erwiderte Lupin und erhob sich von dem Stuhl. Langsam ging zu einem Krug voll Wasser hinüber, der in der Nähe des Herdes stand. Er hätte es einfach herhexen können aber scheinbar brauchte er die Zeit, die dieser Umstand kostete um nachdenken zu können. „Und wie verbindest du nun diesen Zeitungsausschnitt mit der Geschichte im Buch?“, fragte er, während sich sein Glas langsam mit der kristallklaren Flüssigkeit füllte.
„Jemand hat entweder dieses Geheimnis gefunden oder es ist nie vergessen gewesen.“, antwortete Sirius an Snapes statt.
Brummend gab dieser seine Zustimmung, hob aber einen Finger. „Oder einer dieser Eisernen hat irgendwie die Zeiten überdauert, aber ich weiß zu wenig über sie. Nicht einmal wie sie wirklich aussehen.“
„Sie sehen ziemlich genau so aus wie auf der Zeichnung, nur haben sie keine Augen.“, antwortete Ginny leise. Ihre Stimme klang merkwürdig brüchig, als gäbe sie sich Mühe, dass sie nicht zittert.
„So?“, fragte Snape und zog die Augenbrauen hoch. „Was weiß unsere kleine Miss Weasley denn davon. Komm erleuchte uns aus dem reichhaltigen Fundes deiner Erfahrung.“
Ginny wurde rot und funkelte Severus wütend an, der nur gehässig grinste, bevor er sich wieder Lupin zuwandte.
„Du hast keine Ahnung Severus. Die Gefahr ist viel näher als du denkst.“, sagte dieser kopfschüttelnd.
„Wir waren dort. Wir haben sie gesehen. Kreaturen geschmiedet aus schwarzem Stahl und mit verderbter Magie zu unheiligem Leben erweckt. Keiner ist ihren Klauen entkommen.“, flüsterte Sirius auf dessen Gesicht ein Ausdruck des Schreckens erschienen war. Auch Harry erinnerte sich an die Schlacht vor den Toren Canterburys, an die Bilder und die Geräusche.
„Ihr wart dort?“, wollte Snape verwirrt wissen.
„Ja auf der Dunklen Seite des Spiegels.“, antwortete Harry. Ein fragender Ausdruck huschte über das Gesicht seines ehemaligen Lehrers, der dann langsam in Verstehen wechselte.
„Und da habt ihr dann ihn gefunden?“, fragte Snape lachend und deutete auf Sirius.
„WAS SOLL DAS SEVERUS!?“, schrie Harrys Pate, der seinen ehemaligen Schulkameraden wütend anfunkelte.
„Was ist das für ein Radau?“, sprach eine dunkle, kräftige Stimme. Das Lachen verschwand im Bruchteil einer Sekunde von Severus‘ Gesicht und alle Augenpaare fixierten die in einen roten Mantel gehüllte Gestalt, die in der Türe erschienen war. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck schob Godric Gryffindor seine breiten Schultern durch die Türe. Inzwischen hatte der Zirkelmagier die neue Art sich zu kleiden akzeptiert, obwohl er nach wie vor eine Vorliebe für extravagante Kleidung in Rot und Gold behielt.
Die laute Stille in der Küche raubte Harry den Atem. Niemand versuchte sich etwas anmerken zu lassen, doch man konnte beinahe sehen wie es hinter der Stirn der Anwesenden arbeitete. Der einzige, der sich wieder völlig gefangen hatte war Snape. Er war beinahe so groß wie Godric und sah sein Gegenüber herausfordernd an.
„Ist etwas geschehen?“, fragte der Zirkelmagier mit einem besorgten Ton in der Stimme.
„Kommt ganz auf die Sichtweise an.“, entgegnete Snape kühl. Lupin begann wild hinter Godrics Rücken zu gestikulieren, dass Severus still sein sollte, aber der Meister der Tränke fuhr fort. „Es haben sich einige neue Entwicklungen ergeben.“
„Würdet ihr mir vielleicht die Ehre erweisen mir euren Namen zu nennen?“, überging der Zirkelmagier Snapes Anspielung.
„Für jemanden, der Tod ist habt ihr noch gute Nerven.“, zischte Harrys ehemaliger Lehrer.
Stille. Die Ruhe vor dem Sturm. Alle im Raum schnappten nach Luft und Sirius sah mit einem mal sehr verloren aus. Lupin hatte aufgehört zu gestikulieren und starrte resignierend zur Decke.
„Die Freundlichkeit in diesem Haus hat in der Tat sehr nachgelassen, Harry.“, sprach Godric Gryffindor freundlich. Harry machte nur eine Geste zu Snape hin, der den rothaarigen Zauberer feindselig anstarrte. Mit einer fließenden Bewegung nahm er das Buch vom Tisch und hielt es so ins Licht, dass sie goldenen Linien aufleuchtenden.
Godric gab einen würgenden Laut von sich, der etwas zwischen einem Keuchen und Seufzen sein musste. Stolpernd wich der Hüne einen Schritt zurück und wäre beinahe über den Saum seines Mantels gefallen. Totenbleich im Gesicht starrte er auf das Buch, dass Snape in den Händen hielt. Mit einem Mal sah Godric nicht mehr Ehrfurcht gebietend aus, sondern wie ein verschrecktes Kind, das verzweifelt nach einem sicheren Versteckt sucht.
„Das schwarze Buch!“, keuchte der Zirkelmagier.
„Ja!“, schnarrte Snape. „Ich weiß, dass ihr nicht der seid, der ihr vorgebt zu sein.“
Langsam fing sich Godric wieder und jeder im Raum versteifte sich. Der edle Glanz kehrte in sein Gesicht zurück, genau wie der sichere Ausdruck in seinen grünen Augen. „Das ist überaus ärgerlich.“, murmelte er mehr zu sich selbst.
Sirius hatte die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen und seine Hand kroch langsam aber sicher zu seinem Zauberstab. Es war eigenartig, wie der rothaarige Magier in der Küche von Black Manor stand, umgeben von Hexen und Zauberern, die noch vor einigen Augenblicken absolut Loyal zu ihm gestanden hätten. Die Sonne sandte nun ihre letzten Strahlen zur Erde, während sich der Himmel in einem satten dunklen Rot präsentierte.
„Also existiert das Necronomicon doch. Ich dachte es sei nur eine Legende.“, sprach Godric nach einiger Zeit. „Und was wollt ihr jetzt tun?
„Lass dich einfach überraschen.“, zischte Snape. „Deinen Zauberstab!“ Fordernd streckte der ehemalige Todesser die Hand aus, nachdem er das Buch wieder in den Falten seines Gewandes verborgen hatte. Einen Moment lang starrte der rothaarige Zauberer sein Gegenüber verblüfft an, dann erscholl sein lautes Lachen in der Küche. Es dauerte nur einen Moment, dann wurde er übergangslos wieder ernst.
„Ich glaube kaum.“, knurrte Godric leise. „Ihr habt keine Ahnung wer ich bin, geschweige denn wo ich her komme. Dies ist der Wendepunkt der Gezeiten und am Horizont wartet bereits eine neue Ära darauf geboren zu werden, doch ihr klammert euch an die Vergangenheit und verklungene Legenden.“
„Das habt ihr schön gesagt.“, sagte Sirius. „Aber ihr habt uns in Gefahr gebracht und Harry auf die Suche nach diesem verfluchten Artefakt geschickt! Wofür!?“
„Ihr meint dieses!?“, fragte Godric scheinheilig und holte einen unansehnlichen Stein aus der Tasche seines Mantels hervor. Harry riss die Augen auf und sprang von seinem Platz auf, aber Sirius war schneller, als hätte er bereits vermutet, dass es so kommen musste. Mit einer schnellen, kraftvollen Bewegung stieß sich der letzte der Blacks von der Wand ab. Seine Hand war keinen Zentimeter von dem Artefakt entfernt, da zog Godric es mit einer wie gespielt wirkenden Bewegung hinweg. Sirius keuchte überrascht auf, stolperte und wäre zweifellos gestürzt, hätte Snape ihn nicht im letzten Moment am Arm gepackt.
„Nicht so hastig!“, rief der Zirkelmagier und blickte Sirius bestürzt an. „Du könntest dich verletzen.“
„Leg den Stein auf den Tisch, zusammen mit deinem Zauberstab!“, sagte Snape ruhig. In seinen Worten schwang aber eine solche Verachtung und unterschwellige Wut mit, dass Harry ihn überrascht ansah. Noch nie hatte er seinen ehemaligen Lehrer so sprechen hören. Sirius hatte sich wieder aufgerappelt und funkelte Godric an.
„Sofort!“, herrschte Severus ihn nun an, den Zauberstab kurz vor dessen Gesicht. Der rothaarige Zauberer zuckte zurück und streckte langsam die Hände aus, die Stab und Stein hielten. Ohne hastige Bewegung senkte er sie. Gerade, als sie noch Millimeter von der Tischplatte entfernt waren, wandte Godric sich um.
„Adé.“, hauchte er in die Runde, während seine Schritte ihn zur Türe lenkten.
„Stupor!“
„Expelliarmus!“
Die Stimmen von Sirius und Snape donnerten durch den Raum, kurz bevor Godric die Tür erreichte. Beide Flüche rasten auf den Zirkelmagier zu, der sich mit einer rasend schnellen Bewegung umdrehte, in der Hand seinen eigenen Zauberstab. Mit einem lässigen Schlenker wehrte er die Flüche ab.
„Silvenus!“, sprach Godric fast zärtlich. Die Küche wurde in goldenen Licht getaucht, als sich der Blitz aus der Spitze des Stabes löste. Snape sprang zur Seite. Keine Sekunde später zerschmetterte der Fluch die Bodenfliesen mit entsetzlicher Wucht. Steinsplitter durchschnitten die Luft und bohrten sich wie Nadeln in die Wände. Ein weiterer Schockzauber zischte durch die graue Staubwolke und erlosch lange, bevor er sein Ziel erreichte.
„Silvenus!“, rief Harry, gezielt auf die Stelle, an der Godric eben noch gestanden hatte. Snape war inzwischen wieder auf die Beine gekommen und rauschte wie eine schwarze Wolke mit einem knurren an ihm vorüber. Sirius folgte ihm auf den Fuss, den Zauberstab erhoben. Ohne auch nur wirklich nachzudenken folgte Harry den beiden. Als er durch die Tür stürzte sah er kurz Lupins Hand, die ihn zurückhalten wollte aber im letzten Moment zurückzuckte.
Snape stand wie ein schwarzer Racheengel in der Mitte der Eingangshalle, den Zauberstab auf Godric gerichtet, der vor der Türe Halt gemacht hatte. Neben Severus stand Sirius. Sein Gesicht verriet höchste Konzentration. Lupin trabte an Harry vorbei um seinen Platz neben seinen ehemaligen Schulkameraden einzunehmen. Niemand erinnerte sich in diesem Moment an alte Streiche oder Abneigungen, sondern alle verfolgten nur ein und dasselbe Ziel. Das alte Kriegsbeil war nun begraben, um gemeinsam gegen einen Feind vorzugehen.
„Ihr kennt mich nicht.“, sprach Godric leise.
„Aber wir kennen uns.“, erwiderte Sirius mit einem grimmigen Lächeln. „Schon lange.“
„Lass mich los Mum.“, hörte Harry die leise Stimme Ginnys an der Tür. Sein Kopf ruckte herum, genau wie die von Sirius und Lupin. Godric hob seinen Stab. Goldener Schein erfüllte den Raum, der sich zu einem Blitz zusammenballte und auf die drei zu raste. Harry rief eine Warnung, aber sie kam zu spät. Snape und Sirius konnten noch im letzten Moment ausweichen, doch Lupin reagierte einen Lidschlag zu spät. Wie eine Puppe wurde sein Körper durch die geschlossene Salontür geschmettert. Reglos blieb er auf dem Teppich liegen.
„BASTARD!“, brüllte Snape, täuschte einen Ausfallschritt vor und schoss einen ganzen Hagel von Flüchen auf seinen Gegner ab. Sirius tat es ihm gleich.
„Silvenus!“, schrie er über die anderen Rufe hinweg und diesmal war es Godric, der sich mit einem Schritt zur Seite in Sicherheit brachte. Der Fluch zerschlug den Schrimständer und brannte ein tiefes Loch in die Fußmatte hinter der Tür. Zauber auf Zauber prasselten aus drei Zauberstäben auf den Zirkelmagier ein, doch dieser zuckte nicht einmal mit der Wimper, sondern ließ sie entweder erlöschen bevor sie ihr Ziel erreichten oder blockte sie ab.
„Genug!“, knurrte Godric plötzlich und vollführte einen Schlenker mit seinem Zauberstab, der plötzlich in rotem Licht glühte. Wie ein Schwert ließ er seinen Stab quer durch den ganzen Raum zuckten und alles, was der Fluch traf wurde erbarmungslos zermalmt. Der massive Stein der Mauern zerbröselte wie unter dem Hammerschlag eines Riesen, das Holz splitterte wie Zahnstocher und Snape, der neben Harry Stand wurde einfach wie von einer starken Windböe hinweg gerissen.
„Gardendo!“, schnappte Harry keinen Augenblick zu früh. Selbst durch den mächtigen Schutzzauber spürte er die gewaltige Wucht des Fluchs. Das magische, silbrig glänzende Schild flackerte, blockte aber den Zauber, der Sirius, der versuchte sich mit einer Rolle in Sicherheit zu bringen, an der Schulter traf. Sein Körper wurde wie ein Ball durch die Luft geschleudert und krachte mit entsetzlicher Wucht gegen die Wand. Die Eingangshalle glich einem Schlachtfeld. Selbst den in massiven Stein der Mauern hatte der Fluch tiefe Furchen gegraben.
Godric blickte Harry anerkennend an. „Du hast Talent Junge, auch wenn du viel mächtiger sein könntest. Aber nun muss ich gehen. Entschuldige bitte die Unordnung aber ihr wurdet langsam lästig.“
„Du gehst nirgendwo hin!“, krächzte eine kalte Stimme unter einem Schuttberg, bevor Harry selbst antworten konnte. „Das is noch nicht vorbei!“ Snape erhob sich schwankend und klopfte sich den grauen Steinstaub von den Kleidern.
„Oh Bitte. Ihr seid mir nicht gewachsen. Keiner von euch.“, seufzte Godric resignierend.
Rasch vollführte Snape einen Schlenker mit seinem Zauberstab. Hinter dem Zirkelmagier verschloss sich die Türe mit einem saugenden Geräusch auf magische Weise. Es nötigte dem rothaarigen Zauberer nur ein müdes Lächeln ab, ließ ihn aber auch wieder seinen Zauberstab heben.
„Das Lernen ist ein schmerzhafter Prozess.“, sagte er schmerzlich lächelnd.
„Ich war lange genug Lehrer um zu wissen, dass auch das Lehren mit Schmerzen verbunden sein kann.“, erwiderte Severus und Harry musste grinsen, als er an seine zahlreichen Auseinandersetzungen mit dem ehemaligen Lehrer dachte.
Godric nickte langsam, als würde er über die Worte nachdenken. „Ist was dran.“, murmelte er, nur um im nächsten Moment, mit einer rasend schnellen Bewegung einen Fluch auf Snape zu schleudern. Dieser wich mit einer geschickten Drehung aus und konterte. Harry ließ ebenfalls Flüche auf seinen Gegner hageln, der sich breitbeinig vor die Tür gestellt hatte und dem es sogar Spass zu bereiten schien ihre Zauber mit einem Wink seines Stabes zum erlöschen zu bringen.
„Wie war das mit dem Lernen Professor!?“, höhnte Godric mit seinem tiefen Lachen und machte wieder jene peitschende Bewegung mit seinem Zauberstab. Nur dieses Mal hatte der Fluch ungleich mehr Wucht. Ein flammender roter Strahl schoss auf Snape zu. Das Gleißen und wüten der Flammen, die aus der Spitze des Stabes hervor brachen ließ seine Augen tränen.
„Gardendo!“, brüllte er über das Fauchen des Feuers hinweg, obwohl seine Worte schon nach einigen Metern darin untergingen. Gerade noch rechtzeitig erschien vor ihm das silberne Schild, das ihn wie eine wabernde Blase umgab. Hinter ihm ging ein dunkler Schatten in Deckung, der sich den schwelenden Umhang vor das Gesicht schob. Dann traf ihn der Fluch. Noch nie hatte Harry eine solche vernichtende Macht gespürt wie jene, die nun über ihn herein brach. Das magische Schild flackerte, verformte sich und erste Flammen züngelten durch Löcher, die rasch größer wurden. Verzweifelt stemmte sich Harry gegen den Fluch, sammelte alle Kraft, die er noch hatte in diesen letzten Versuch das Feuer zurückzudrängen. Unendlich langsam schlossen sich die Löcher wieder und der Fluch brach sich an dem Schild wie ein mächtiger Brecher an einem scharfen Felsen. Noch einmal nahm der Feuersturm an Stärke zu und auch durch seine geschlossenen Lider drang der gleißende rote Schein. Er hatte keine Kraft mehr, spürte wie seine Beine nachgaben, doch das durften sie nicht. Harry riß sich zusammen, suchte ein letztes mal nach Kraft und fand sie. Eine tobende, gewaltige Macht in seinem inneren, derer er sich bedienen konnte, tief in seiner Seele verborgen und mit vielen Schlössern gesichert. Harry zerbrach sie, ließ sie frei. Mit einem Schrei, der lauter war als das tödliche Wüten der Flammen fegte er sie hinweg. Das silberne Schild dehnte sich aus, dann war es vorbei. Der Strom aus Hitze versiegte. Erschöpft fiel Harry auf die Knie, spürte gar nicht mehr, wie ein scharfer Splitter sich durch seine Hose bohrte. Hinter ihm sprang eine schwarze Gestalt in die Höhe, wie ein leibhaftiger Racheengel, den Zauberstab wie ein Schwert erhoben. Ein Fluch löste sich wie ein gleißender Stern aus der Spitze. Harry musste sich auf die Hände stützen, um nicht umzufallen, doch seine Kräfte kehrten rasch zurück. Völlig überrascht, dass ihm sein Opfer entkommen war traf der Fluch Godric mitten in die Brust. Mit einem merkwürdigen Seufzer kippte der Zirkelmagier zur Seite und blieb liegen.
„Ich lerne sehr schnell Mistkerl.“, zischte Snape und war mit zwei raschen Schritten bei seinem Gegner. Mit einem kräftigen Tritt zermalmte er den zierlichen Zauberstab unter seinem schwarzen, angesengten Stiefel. Harry gönnte sich einen Moment der Erleichterung und atmete tief durch, ohne sich jedoch zu freuen. Das Haus glich einer Ruine. Überall kräuselte sich Rauch in die Luft und für die Inneneinrichtung würden sie nicht einmal mehr einen Knut bekommen.
„Nicht so hastig.“, knurrte eine Stimme, als Snape sich vorbeugte um den Stein aus der Tasche Gordics zu holen. Die Reaktion des ehemaligen Todessers war schnell, fast nur ein Flirren, doch der Zirkelmagier fing seinen Arm spielend ab. Der Fluch verpuffte harmlos an der Decke, nur einige Staubschwaden mehr senkten sich zu Boden. Snape keuchte überrascht auf und versuchte sich loszureißen, doch der Hüne war einfach zu stark für ihn. Mit einem Tritt fegte er ihm die Beine unter dem Körper weg und stieß ihn von sich. Nur im letzten Moment gelang es Snape noch ihm am Saum seines Mantels zu packen, um nicht zu stürzen. Wie ein Tier knurrend warf sich der ehemalige Todesser auf seinen Gegner, der ihn um mehr als Haupteslänge überragte. Aber es war kein planloser Angriff, sondern auch Severus war nicht ganz so wehrlos, wie es aussah. Geschickt blockte er einen Faustschlag ab, vollführte eine halbe Drehung und packte das Holz des Zauberstabes, den Godric ihm entrungen hatte. Ein trockenes Knacken, kurz bevor es dem Zirkelmagier gelang den Stab auf Snape zu richten verriet, dass er zerbracht. Mit einem Wutschrei riß der rothaarige Magier seinen Gegner zu sich heran, rammte ihm seine Stirn ins Gesicht. Der Körper von Harrys ehemaligen Lehrer erschlaffte, als plötzlich alle Kraft aus ihm wich. Harry hatte seinen Zauberstab erhoben, doch nie freies Schussfeld gehabt.
„Silvenus!“, rief er, als Godric den ohnmächtigen Snape achtlos zu Boden fallen ließ. Der Zirkelmagier wich geschickt einen Schritt zur Seite aus, schlug seinen kunstvollen roten Mantel zurück und legte die Hand auf den Knauf eines Schwertes.
„Ihr haltet mich auf!“, knurrte der Zauberer, während er bedächtig die silberne Klinge aus der ledernen Scheide zog. „Wofür kämpft ihr überhaupt? Ihr wisst nicht einmal worum es hier geht!“ Blitzschnell streckte er die Hand aus und Harry spürte, wie sein Zauberstab zu vibrieren begann. Als hätte eine unsichtbare, unglaublich starke Hand ihn gepackt wurde er ihm aus den Fingern gerissen. Godric lachte auf, als der Stab auf seine ausgestreckte Hand zu flog.
„Nein!“, keuchte Harry und versuchte die Kraft zu ersticken, die seinen Stab lenkte. Sein tastender Geist spürte die Ströme der Magie, die das Rosenholz durchdrangen und riss sie zurück. Es gelang ihm nicht sie zurück in seine Hand zu lenken aber Godrics Hand griff ins Leere. Verblüfft folgten seine Augen dem Stab, der durch das zersplitterte Fenster flog und draußen Klappernd in der Dunkelheit verschwand. Mit nachdenklichem Gesicht drehte sich der Zirkelmagier zu Harry um.
„Schön gemacht du hast deinen Zauberstab durchs Fenster fliegen lassen. Alle Achtung.“, sprach Godric. Der Sarkasmus prallte einfach von Harry ab. Sein Blick eilte durch den verwüsteten Raum auf der Suche nach etwas, dass ihm als Waffe dienen konnte. Unter dem Schutt und zerstörten Möbeln lag allerhöchstens ein altes Brett.
„Weist du Harry, ich mochte dich und danke dir für den Stein. All dies hier hätte nie passieren müssen wenn dein ehemaliger Lehrer nicht dieses Buch gefunden hätte. Euer Leben ist verwirkt.“
Harrys Blick glitt weiter fieberhaft durch die Eingangshalle. Er kam sich verloren und alleine vor und er hatte Angst. Todesangst. Ein mattes Glänzen erregte seine Aufmerksamkeit, dass unter den zerstörten Überresten der einst prachtvollen Kommode aus schwarzen Ebenholz aufgeblitzt war, die neben der Treppe gestanden hatte. Langsam drehte er sich um und ging ruhigen Schrittes dorthin. Godrics Augen folgten ihm, zu Schlitzen zusammengekniffen.
„Wo willst du hin?“, fragte der Zirkelmagier bellend. Mit dem Fuss schob Harry einige Bretter zur Seite, die ihm im Weg lagen. Seine Finger fuhren tastend über blanken Stahl, der in einem geheimen Fach der Kommode gelegen haben musste. Nach der Säuberungsaktion des Hauses wäre dies Mrs Weasleys Adleraugen nie entgangen. Vorsichtig zog Harry die Klinge unter dem Schutt hervor. Es war kein langes Schwert, aber überraschend leicht und trotz des Alters schimmerten die geschliffenen Kanten der schmalen Klinge.
„Hast du überhaupt Ahnung, wie herum man eine Solche Waffe anfasst?“, höhnte Godric, der sein Schwert durch die Luft gleiten ließ, bis die Klinge ein helles, fast singendes Geräusch von sich gab.
„Ich denke ja.“, antwortete Harry ruhig, obwohl in seinem inneren ein Sturm der unterschiedlichsten Gefühle tobte. Alles in ihm schrie danach sich umzudrehen, die Beine in die Hand zu nehmen und durch den Hinterausgang zu fliehen. Niemand zwang ihn diesen Kampf zu kämpfen, der nicht einmal sein eigener war. Aber was würde mit seinen Freunden geschehen, die hier hilflos im Schutt lagen, jeder Wahrnehmung beraubt? Was war mit dem Stein, für den Tausende ihr Leben gaben, nur damit Zirkelmagier wie Godric ihre Macht behielten. Es durfte nicht noch mehr Blut an diesem Stein haften. Wenn er jetzt weglief verriet er alles woran er glaubte. Harry stellte sich breitbeinig hin und ließ die Finger über die Köpfe der zwei ineinander verschlungenen Schlangen gleiten, die den Griff bildeten.
„Du willst tatsächlich kämpfen und sterben. Aber vielleicht töte ich dich ja gar nicht, sondern hacke dir nur ein Bein ab um dich hier elendich verbluten zu lassen.“, zischte Godric, der langsam mit erhobenem Schwert auf ihn zu ging.
„Du willst wissen wieso ich nicht weglaufe, sondern immer noch hier stehe?“, fragte Harry, als sie sich zu umkreisen begannen. „Meine Freunde und ich hatten immer die Möglichkeit umzudrehen, aufzugeben und andere für uns kämpfen zu lassen, doch taten wir es nicht. Manchmal glaubte keiner von uns, dass es noch ein glückliches Ende geben könne, aber wir glauben an etwas, dass uns niemand nehmen kann. Deswegen wird keiner von uns je aufgeben!“ Beim Klang des letzten Wortes schwang Harry sein Schwert hoch über den Kopf und führte einen Hieb gegen Godric, der die Klinge spielend abblockte. Nun prasselte ein Hagel von Schlagen auf Harry nieder, einer härter als der andere. Oftmals gelang es ihm nur im letzten Augenblick sein Schwert hoch zu reißen um den Schlag abzufangen. Funken sprühend prallte Stahl auf Stahl. Fast verlor Harry sein Schwert aus den Händen, als die Klingen wieder aufeinander prallten.
Godrics Gesicht hatte sich in eine Fratze verwandelt, aus der nur Hass und Wut sprach. Wie ein Berserker hieb er auf Harry ein, ohne ihm auch nur die Gelegenheit zu geben selbst anzugreifen. Wieder parierte Harry einen Hieb und tauchte unter dem nächsten weg, der ihm sicher den Kopf von den Schulter geschlagen hätte.
Plötzlich blieb sein Schuh an einem Stein hängen, der aus der Wand gebrochen war, als der Fluch sie zermalmt hatte. Mit rudernden Armen fiel er hilflos nach hinten. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus dem Lungen. Mit einer Schrei tauchte Godric über ihm auf, sein schweres Schwert mit beiden Händen gepackt. Mit aller Kraft, die in seinem Körper steckte schlug er zu. Funken sprühten prallten die Klingen aufeinander. Harry spürte, wie das Gefühl aus seinem Arm wich, als der Aufprall bis in seiner Schulter zuckte. Mit einer fast spielenden Bewegung schlug der Zirkelmagier nun sein Schwert zur Seite. Der Griff entglitt seinen tauben Fingern und fiel in den Staub. Die Schlangen blickten ihn fast vorwurfsvoll an, als wollen sie ihn fragen, warum er nicht weiter kämpfte.
„Jetzt geht es Zuende!“, keuchte Godric. Die Spitze funkelte Harry böse an, als sie mit rasender Geschwindigkeit auf seine Brust zu raste. Der Holzpflock traf ihn mitten ins Gesicht. Millimeter neben Harrys Hals schlug die Klinge in den Stein und brach ab. Ein hohes Klingen hallte durch den Raum als der tausendfach gefaltete Stahl in winzige Splitter zersprang. Der Zirkelmagier heulte auf, die Hände vor das Gesicht geschlagen. Blut rann zwischen seinen Fingern hindurch und vermischte sich zu seinen Füssen mit dem Staub. Sirius sprang über Harry hinweg, einen Holzbalken über den Kopf schwingend.
Mit einem Schrei setzte er Godric nach, der durch das Wohnzimmer auf die Hintertür zu rannte. Dunkle Flecken blieben auf dem Teppich zurück. Harry stöhnte und krümmte prüfend die Finger seiner rechten Hand, in die erst jetzt wieder das Gefühl zurückkehrte.
Müde und erschlagen saß Harry in dem großen Sessel im Salon, neben dem eine Spur von kleinen dunklen Flecken zur Türe führte. Sirius hatte den Zirkelmagier so lange die Straße entlang gehetzt, bis ihn seine Kräfte verlassen hatten. Knurrend rieb sich Snape, der unruhig im Zimmer auf und ab lief seine lädierte Nase. Sie schien nun noch krummer zu sein als zuvor. Sirius saß stumm in seinem Sessel, die Augen ins dunkle Nichts des Gartens gerichtet, in dem nur einige Schemen erkennbar waren.
„Es war alles umsonst.“, murmelte Lupin in die Stille hinein. „Er ist mit dem Stein entkommen und wir sind wieder am Anfang.“ Von Sirius kam nur ein Brummen, während Snape nicht einmal anhielt.
Mrs Weasley hatte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als sie zusammen mit Ginny in die Eingangshalle zurückgekehrt war. Ginny hatte ihre nur böse angestarrt. Ihre Handgelenke waren rot an den Stellen, an denen ihre Mutter sie festgehalten hatte um zu verhindern, dass auch sie sich in Gefahr brachte. Nun saßen sie alle stumm im Salon zusammen und hingen ihren Gedanken nach. Niemand war nach Reden zumute, nun da sie den Stein verloren hatten und sich ein weiterer Feind offenbart hatte.
Das Geräusch der Tür drang zu ihnen herüber, gefolgt von Lachen, das sofort verstummte. Seufzend erhob sich Harry und ging langsam zurück in die Eingangshalle. Dort traf er auf eine fassungslose Hermine und einen verwirrten Ron, beide mit Tüten beladen.
„Abend.“, murmelte Harry.
„Okay...“, meinte Ron, der sich mit aufgerissenen Augen umsah.
„Ich bin heute morgen aufgewacht und konnte dir Innenarchitektur einfach nicht mehr ertragen.“, witzelte Harry ohne selbst die Mundwinkel zu verziehen. Der Scherz ging schief. Hermine sah ihn nur vorwurfsvoll an, während Ron wirklich einen Moment darüber nachzudenken schien.
„Ihr wurdet angegriffen.“, forschte Hermine nach.
Ohne ein Wort drehte Harry sich um und lotste seine Freunde in den Salon. Snape blickte Ron und Hermine an, bevor er demonstrativ die Augen rollte. Sirius blickte ihn warnend an, was seinen ehemaligen Schulkameraden zu einer fiesen Grimasse veranlasste. Lupin legte Sirius einen Arm auf die Schulter, als er auffahren wollte.
„Meine Güte kriegt euch mal wieder ein.“, seufzte Remus.
„Wart ihr das!?“, fragte Ron schockiert, und deutete auf Snape und Sirius.
„Nein!“, kam es einstimmig von allen Anwesenden.


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Dan ist wirklich gut. Mit ihm zu arbeiten war wunderbar. Armer Junge, er musste so geduldig sein. Ich musste schwafeln und darüber sprechen, dass ich der Meister des Universums bin, dass ich böse bin und dass ich ihn umbringen werde und er musste verschnürt dastehen, sich krümmen und vor Schmerzen stöhnen, während ich einen Monolog führte. Der Monolog des bösen Genies - kein Film ist komplett, wenn er fehlt. Ich liebe es, böse Figuren zu spielen!
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