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Fanfiction

Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 7 Spiegel und Schatten

von Reaver

Die Morgensonne schien ihm ins Gesicht. Die Luft war noch angenehm kühl, aber die Strahlen der rasch aufgehenden Sonne wärmten bereits. Eine frische Brise wehte Harry die schwarzen Haare aus dem Gesicht und ließen die jungen, grünen Blätter der Bäume rauschen. Er stand auf der Kuppe eines hohen Hügels und unter ihm breitete sich eine grüne Landschaft voller Leben aus. Schmetterlinge flatterten durch die Luft, die zarten Flügel vom Licht der Sonne durchleuchtet. Unter ihm wogte das lange Gras im Wind, wie ein riesiger grüner Ozean, der sich über die Hügel bis zum Horizont ausbreitete. An den dünnen Halmen glitzerten die Tautropfen wie Sternenscherben, die während der Nacht auf die Erde gefallen waren.
Langsam wagte es Harry einen Schritt auf die Gestalt zuzugehen, die in einen schwarzen Umhang gehüllt in einiger Entfernung stand. Eine Kapuze verdeckte das Gesicht und der dicke, dunkle Stoff flatterte im Morgenwind.
„Hallo?“, rief Harry. Seine Stimme hallte über die Hügel und wurde als Echo tausendfach gebrochen zurückgeworfen. Die Person zeigte keinerlei Reaktion, sondern stand reglos im kniehohen Gras, dessen Halme hin und her wogten. Langsam ging er weiter. Seine Umgebung pulsierte vor Leben, das nach einem langen, harten Winter wieder zum Leben erwachte.
Ein Bild tauchte vor Harrys innerem Auge auf. Ein dunkler Keller, erfüllt von eine hellen Licht. Hoffnung brachte es, Glück und Freunde. Kreaturen aus schwarzem Stahl fielen über hilflose Menschen her. Es verschwand wieder, zu schnell um es zu ergreifen und festzuhalten.
Harry stand nun direkt vor der reglosen Gestalt. Ihr Gesicht lag immer noch im Schatten, nur das blitzen der Augen war zu sehen.
„Wo bin ich hier?“, fragte Harry jedoch ohne eine Antwort zu erwarten.
„Du stehst am Anfang einer Entscheidung und am Beginn eines neuen Weges.“, sprach eine grauenvoll vertraute Stimme. Er kannte sie, hatte sie unzählige Male gehört aber ihm fiel kein Gesicht dazu ein oder wollte er, dass es nicht in seinem Geist auftauchte?
„Welche Entscheidung?“, hakte Harry nach, während er versuchte den Schatten, der das Gesicht seines Gegenübers verbarg mit Blicken zu durchdringen.
„Ob es eine Zukunft für dich gibt oder nicht, Harry Potter. Es gibt Dinge, die verborgen bleiben müssen, Legenden, die mit Absicht in Vergessenheit geraten sind und Entscheidungen, die immer von neuem getroffen werden müssen!“, erklärte die Gestalt und führte ihre Hände an den Rand der Kapuze. „Nun ist es für dich an der Zeit dich zu entscheiden.“ Mit einem Ruck riss er sich die Kapuze vom Kopf. Lange schwarze Haare, die nun nicht mehr von Stoff gebändigt wurden wehten frei im Wind. Der junge Mann war bleich, sah fast kränklich aus, aber der Blick seiner grünen Augen war stechend und wach.
Harry machte einen stolpernden Schritt rückwärts und fiel in das weiche, feuchte Gras.
„Was!?“, keuchte er, als er in seine eigenen Augen blickte, sein eigenes Gesicht erkannte. Wieder schwebten Bilder in seinem Geist vorbei, von Armeen und Schlachten, dann der Kugel aus purem Licht in dem geheimen Raum tief unter den Straßen von Canterbury. Mit einem Schlag kehrten all seine Erinnerungen zurück.
„Das ist ein Traum!“, rief Harry und stemmte sich wieder in die Höhe. Sein Gegenüber lächelte nur. In seinen Augen lag ein Abgrund, den Harry in seinen noch nie gesehen hatte. Etwas verbarg sich darin, etwas, das so alt war wie die Welt selbst und unglaublich mächtig. Aber es konnte nicht von ihm stammen, es war anders, zu fremdartig.
„Nein, das ist kein Traum. Es ist die andere Hälfte des Auges, sein Blick durchdringt Feuer, Stein, Eisen und Fleisch. Ja, ich sehe du erinnerst dich noch an Godric’s Worte. Es hat in dein Herz gesehen und mich gefunden.“, erklärte der andere Harry.
„Aber du bist doch ich!“, sagte Harry verwirrt.
„Ja und Nein. Du bist das, was alle Welt sieht, den Jungen, der überlebt hat, den Helden, der Voldemort gestürzt hat und nun den Retter ganzer Welten, den strahlenden Held, der Hoffnungsbringer! Aber ich, ich bin der, dessen Macht du dich bedient hast! Nur manchmal hast du zugelassen, dass ich aufgewacht bin und für dich gekämpft habe. Schon bei deiner Geburt war klar, dass du etwas besonderes warst, nicht nur wegen der Prophezeiung, dieser Heuchlerin Treylawney. Ich wuchs mit dir heran, sorgte in wenigen Momenten dafür, das der Keim der Magie in dir Spross aber deine Verwandten haben ganze Arbeit geleistet dich als gewöhnlichen Muggel zu erziehen.“
„Und dann im ersten Jahr beim Kampf mit Voldemort, der von Quirrells Körper Besitz ergriffen hatte...“, begann Harry wurde aber unterbrochen.
„Bin ich zum ersten Mal erwacht, aber Dumbledore hat dich ja verhätschelt und beschützt. Er hatte erkannt, dass es etwas in uns gibt, das er nicht versteht. Er hielt es für eine Botschaft der Prophezeiung oder einen Überrest Voldemorts. Er setzte alles daran mich einzukerkern, aber dann hat Godric dich durch den Bogen geschickt, damit ich erwache. Dies ist meine Welt Harry und meine Macht wird nun bald erwachen!“, rief der andere Harry und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
„Aber welche Macht denn?“, fragte Harry verzweifelt.
„Die eines Zirkelmagiers! Du bist ein Erbe Gryffindors. In dir wohnt die gleiche Gabe, wie in all den anderen alten Geschlechtern. Sie wurde durch Heirat verdünnt, verlor an Kraft, aber in dir ist sie wieder zu ihrer ganzen Blüte gelangt.“
„Ich will sie gar nicht! Ich habe nie derartige Macht gewollt. Ich sah, wozu sie fähig ist, was sie Menschen antun kann. Sie zerstört die Menschlichkeit und tötet jedes Gefühl!“, schrie Harry und stieß sein Gegenüber von sich.
„Du hast schon die ersten Schritte darauf getan! Du hast getötet! Deinen größten Widersacher hast du aus dem Weg geräumt. Ohne mich hättest du das gar nicht gekonnt und ohne ihn auch nicht!“
„Wen!?“
„MICH!“, zischte sein Gegenüber. Aber plötzlich hatte es keine Ähnlichkeit mehr mit Harry. Seine Züge wurden wächsern, flossen auseinander und formten sich neu. Eine spitze, edle Nase, pechschwarzes, langes, glänzendes Haar und kalte Blaue Augen, wie das Eis eines Gletschers, sahen ihn nun an.
„Nein!“, schrie Harry fassungslos. „Wie kommst du hierher!?“
„Ich konnte dich durch das Auge sehen, als du in seinen Schein gehüllt wurdest. Ich besitze das Gegenstück, schon vergessen?“, fragte Grindelwald kalt lächelnd. Die Umgebung begann sich zu verändern. Das Laub der mächtigen Bäume, das eben noch jung, gesund und grün gewesen war wurde braun und fiel zu Boden. Das Gras verwelkte. Der Wind fegte den letzten Rest der fruchtbaren Erde davon, bis nur noch toter, nackter Fels unter Harrys Füssen war. Der Himmel hatte sich rot gefärbt, wie Blut und die Sonne wirkte nicht mehr schön und wärmend, sondern wie eine klaffende Wunde am Firmament.
„Nein, aber ich dachte nicht, dass du mir bis hierhin folgen kannst!“, entgegnete Harry. Der Wind war unangenehm warm und die trockene Luft biss in seine Lunge. Dieses Land war tot und es würde lange dauern, bis sich hier je wieder Leben rühren würde.
„Es war ein kluger Schachzug von Godric dich her zu schicken, dich zu einer Waffe zu machen, aber er war vergebens. Du bist zu schwach um je wieder von dort zu entkommen. Ich würde mir übrigens Gedanken über einen Verbündeten machen, der dich ohne ein Wimperzucken opfert.“ Grindelwald lachte laut auf. So lachte kein Mensch, der noch etwas menschliches in sich hatte. Harry stellten sich die Nackenhaare auf.
„All deine Ränke sind umsonst Grindelwald!“, rief Harry. „Ich werde nicht versagen, da meine Freunde mir vertrauen!“
Grindelwald verzog seine Lippen zu einem gehässigen Grinsen, das seine makellosen weißen Zähne zeigte. „Pass auf Harry, dass dir bald nicht wirklich etwas passiert. Nun lebe wohl. Ich denke nicht, dass wir uns jemals wiedersehen werden. Bestell schöne Grüße an deine kleinen Freunde.“ Wieder lachte der Zirkelmagier laut auf und die Echos verklangen nur langsam. Eine Wut baute sich in Harry auf, die ihn selbst erschreckte. Am liebsten hätte er sich sofort auf die in den schwarzen Umhang gehüllte Gestalt gestürzt, aber er widerstand der Versuchung. Es war alles nicht real, nur ein Trugbild, das Grindelwald nutzte, damit er einen Fehler beging.
Die unheimliche tote Welt verblasste, als das grausame Lachen des Zirkelmagiers verklungen war. Sie machte wieder dem kalten feuchten Mauerwerk Platz, das Harry umgab. Er stand inmitten des Raums und starrte in das helle Licht, das aus der Kugel strahlte. Dort wo es den Stein der Mauern berührte glitzerte der Fels wie geschliffene Diamanten. Es schien keine Zeit vergangen zu sein und doch kam es Harry vor als hätte er Stunden in jenem merkwürdiger Traumwelt verbracht. Immer noch meinte er das Lachen Grindelwald zu hören, das in seinem Kopf nachhallte.
Zögerlich machte er einen Schritt auf Salazar zu, der, nur als Schatten zu erkennen, vor dem Artefakt stand, dessen Licht ihn zu durchleuchten schien.
„Was hast du vor?“, zischte Hermine, als Harry an ihr vorbei trat.
„Wir brauchen die Kugel und dort ist sie. Wir müssen nur noch zugreifen.“, erwiderte Harry. Seine Stimme klang merkwürdig dumpf in seinen Ohren. Alles zog ihn zu der Kugel aus reinem, pulsierendem Licht hin, die sich dort, keine zehn Meter von ihm entfernt, drehte. Er kämpfte gegen diesen Drang an, aber er war übermächtig. Alles in ihm sehnte sich die Hände um diese Kugel zu schließen. Mit Schrecken wurden Harry seine eigenen Gedanken klar.
Wütend über sich selber schüttelte er den Kopf. Seit er diesen komischen Wachtraum gehabt hatte, in dem er sich selbst gesehen hatte und später zu Grindelwald geworden war, war er nicht mehr er selbst. Seine Gedanken und Gefühle spielten verrückt. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, um wieder klar denken zu können. Selbst hinter seinen geschlossenen Lidern tanzte das Licht der Kugel und zeichnete merkwürdige Bilder auf die Innenseiten seiner Augenlider.
„Harry, alles OK?“, fragte Ginny leise, als hätte sie Angst Salazar könnte sie hören, doch dieser stand vollkommen reglos da, mehr wie eine Statue, denn ein menschliches Wesen.
„Ja es geht mir gut.“, antwortete Harry. „Ich musste nur kurz nachdenken.“
„Was machen wir jetzt? Und was ist mit dem da los?“, fragte Ron und deutete auf den reglosen Zirkelmagier.
„Sagen wir ihm hallo.“, meinte Harry, versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht. Langsam gingen Harry, Ginny, Ron, Hermine und Sirius auf die Gestalt zu, die im hellen Licht nur als dunkler Schatten zu erkennen war. Harry merkte, wie das wunderschöne Licht Erinnerungen in ihm weckte, an die er sich seit seiner frühen Kindheit nicht mehr gedacht hatte. Seine Eltern standen vor ihm, blickten auf ihn herab und lächelten ihn an. In ihren Gesichtern zeigten soviel Glück und Freunde, das Harry plötzlich einen Kloß im Hals spürte. Tränen stiegen ihm in die Augen.
Sie standen nun unmittelbar hinter Salazar. Er hatte eine Hand in Richtung der Kugel aus pulsierendem Licht ausgestreckt, aber die Bewegung nicht Zuende geführt. Die Spitzen seiner Finger, nur Zentimeter von der Oberfläche des Artefaktes entfernt, zitterten. Harry trat an dem Zirkelmagier vorbei und blickte in dessen Gesicht, das er sonst nur von Gemälden und Statuen in Hogwarts kannte. Seine Haut war mit einer Mischung aus Blut und Staub bedeckt, aber darunter erkannte Harry Frieden in seinen Zügen. Der Schmutz war an den Stellen von seinem Gesicht gewaschen worden, an denen sich heiße Tränen ihren Weg die Wangen hinunter gebahnt hatten. Die Augen starr auf die Kugel gerichtet weinte der Zirkelmagier stumm.
„Was...?“, stammelte Hermine fassungslos. Es komisch eine Person, die solche Autorität und Macht ausstrahlte weinen zu sehen.
„Irgend etwas scheint ihn total aus der Bahn geworfen zu haben.“, sagte Sirius und wedelte mit der flachen Hand vor den Augen von Salazar herum. Er schien es gar nicht zu bemerken. Sein Blick war nach wie vor auf die gleißende Kugel gerichtet.
„Was ist denn mit ihm?“, fragte Ginny verwirrt.
„Ich habe mein Leben vertan.“, murmelte Salazar leise, kaum hörbar aber doch schienen seine Worte den ganzen Raum auszufüllen. Langsam wandte sich der Zirkelmagier Harry zu, der rechts neben ihm stand. „Fast mein ganzes Leben habe ich für Macht und Einfluss gekämpft, Blut vergossen und Leben zerstört, aber ich habe nichts, gar nichts erreicht.“ Mit seinen Fingern, die in schwarzen Handschuhen steckten, fuhr er sich über das Gesicht. Seine Tränen benetzten das dunkle Leder.
„Jahrhunderte der Kriege habe ich gesehen, unzählige Schlachten geschlagen und beobachtete, wie die Welt, die ich einst liebte in Finsternis versank. Am Anfang sagte ich mir, dass es einem höheren Zweck dient, um das Licht des Auges überall zu verbreiten, dann wurde mir klar, dass mein einziges Ziel es war mehr und mehr Macht zu erringen.“
„Aber warum haben sie dann nicht aufgehört?“, fragte Ginny, die zu dem großen Mann empor blicken musste. Seine Augen wanderten zu ihr hinüber und etwas wie ein Lächeln glitt über seine Züge.
„Diese Frage habe ich mir oft gestellt junges Mädchen, aber wenn man einmal Macht besitzt will man sie nie wieder hergegeben. Man klammert sich an sie, bis es nur noch ein einziger Grashalm ist, der langsam aber sicher bricht. Mein Leben wurde zu einem wahren Fluch, verlängert durch die uralte Magie, als wir dreizehn Magier noch zusammen die Geheimnisse der Zauberei zusammen erforschten.“ Seine Finger ballten sich zur Faust.
„Verflucht sei unser Ehrgeiz!“, knurrte er. „Harry, ich sah große Kraft in dir, solche, die sowohl für das Gute aber auch das Böse nähren kann. Du kommst von der anderen Seite des Spiegels, all das habe ich gesehen, als ich in die Kugel geblickt habe. Aber sie zeigte mir noch mehr, Dinge, die ich hier schon erlebte.“
„Was habt ihr gesehen?“, fragte Sirius alarmiert.
„Dinge die sind und dinge die noch kommen mögen. Ihr hättet niemals das Auge in eure Welt bringen dürfen.“ Traurig schüttelte der Zauberer den Kopf. Er sah gar nicht mehr aus wie jener erhabene Magier, in dessen Gegenwart sich jeder andere klein und ohnmächtig vorkam. Nun sah Harry nur noch einen alten, gebeugten Mann, der mit seinem eignen Schicksal hadert.
„Ihr wisst davon?“, hakte Hermine nach.
„Ja, aber leider habe ich es zu spät erfahren. Ich weiß nicht wer es war, aber der Schaden der angerichtet wurde hat das Antlitz unserer Welt zerschmettert. Es sind zwei Kugeln, jene hier, die das Gute symbolisiert, strahlend in hellem Licht und die schwarze, die jedes Licht und Leben aufsaugt. Sie gehören zusammen und dürfen niemals getrennt werden aber genau dies geschah. Es war eine Blütezeit der Magie, als sich der Zirkel zusammenschloß und gemeinsam dieses Artefakt erforschte. Wir gewannen Kenntnisse, die uns größer und mächtiger machten als jemals ein lebendes Wesen hätte werden dürfen.“ In seinen Augen spiegelten sich Trauer und Wut wieder, als seine Worte ihn zwangen alles nochmals zu erleben. Harry wurde klar, dass die Dinge, die dieser Magier gesehen hatte ihn innerlich aufzehrten.
„Als klar wurde, dass eines der Artefakte verschwunden war beschuldigten wir uns gegenseitig. Der Streit führte zu dem Krieg, der selbst in diesem Moment noch tobt. Das Antlitz unserer Welt ist nicht mehr dasselbe. Zerschmettert, verwundet und geschunden liegt es zu unseren Füßen.“ Salazar senkte seinen Kopf und starrte zu Boden.
„Ihr wisst, was jetzt zu tun ist.“, meinte Sirius leise.
Der Zirkelmagier nickte langsam. „Nehmt das verfluchte Ding!“, schrie er und deutete auf die gleißende Kugel aus waberndem Licht, die mit jedem Moment heller zu leuchten schien. „Niemand vermag uns noch zu retten, aber wir hätten schon so oft sterben müssen, dass unser Leben mehr Fluch als Segen ist. Fügt Licht und Dunkelheit wieder zusammen, vielleicht heilt es die Wunden, die unsere Welt entstellen.“
„Daraus wird nichts!“, zischte eine fremde Stimme in ihrem Rücken. Alle fuhren herum. Im hellen Schein kaum zu erkennen stand am Absatz der Treppe eine Gestalt, die sich mehr und mehr aus der Helligkeit schälte. Mit jedem Schritt erkannte Harrys Augen mehr Einzelheiten. Der Stoff des kostbaren Gewandes glänzte, als wäre er aus flüssigem Silber gefertigt.
„Du!“, entgegnete Salazar kalt. In seiner Stimme schwang wieder jene Verachtung mit wie zuvor.
„Ja Salazar, die Nemesis kommt über dich.“, schnarrte Grindelwald Stimme. Nun war sein Gesicht klar und deutlich zu erkennen. Im hellen Licht der Kugel wirkte es fast weiß, wie Porzellan. Die schönen, edlen Züge konnten jedoch nicht über die Kälte hinweg täuschen, die seine Augen ausstrahlten. Ihr Blick war scharf wie eine Klinge und hart wie Eis.
„Es ist vorbei. Es gibt nichts mehr wofür es sich zu kämpfen lohnt.“, sprach Salazar und ging einen Schritt auf sein Gegenüber zu. Die beiden Männer standen sich gegenüber, gespannt und bereit jederzeit anzugreifen.
„Du irrst dich. Solange die Sonne nicht die Erde verschlingt wird es immer einen Grund geben zu kämpfen.“, erwiderte Grindelwald lachend. „Wir sind Götter! Wir erschaffen Leben und entscheiden, wann es Zuende geht.“
„Wir haben nur bewiesen, dass unsere Macht zur Zerstörung dient! Du nennst uns Götter, dabei ist wohl eher Teufel der richtige Ausdruck!“ Auf die Worte des Zirkelmagiers folgte Stille. Niemand sprach ein Wort aber der Gesichtsausdruck Grindelwalds zeigte deutlich seine Gefühle. Hass loderte in seinen eisblauen Augen, wie ein Feuer, das selbst den Verstand aufzuzehren begann.
„Salazar gib mir die Kugel!“, forderte er mit nur noch mühsam beherrschter Stimme. Der Angesprochene reagierte nicht. „Ich werde dich und deine kleinen Freunde töten und nehme mir die Kugel, aber es wäre schade um das edle Blut, das deine Adern durchströmt.“
„Wenn es nur um Blut und Macht ging, dann bitte vergieße das Meine auf dem Boden dieses Kerkers, aber lass dir versichert, dass mich zu töten selbst in diesen Tagen nicht leicht ist.“, sprach Salazar ruhig. In seiner Stimme lag keine Drohung, nur eine wilde Entschlossenheit.
Grindelwald nickte. „Dann soll es so sein!“, zischte er gehässig. Sofort stürzte er nach vorne. Seine langen schwarzen Haare flatterten hinter ihm wie ein dunkler Schweif. Die Spitze seines Zauberstabes blitzte in kaltem blauen Licht, das Harry alleine bei seinem Anblick frösteln ließ. Salazar stand ruhig da, die Augen geschlossen und die Arme ausgebreitet. Sein Gesicht zeigte keine Regung, aber Harry spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten, wie vor einem Gewitter. Die Luft prickelte auf der Haut vor Energie. Grindelwald war heran und stieß mit seinem Zauberstab wie mit einem Schwert zu. Ein Ohrenbetäubendes Krachen lief durch den Raum. Die Bodenplatten unter Harrys Füssen splitterten, selbst die Wände erbebten in ihren Grundfesten. Ein Ball aus kalten, blauen Flammen explodierte zwischen den beiden Zirkelmagiern, schlug Kerben in Boden, Wände und Decke, aber erreichte Salazar nicht. Vor ihm befand sich plötzlich eine Wand aus flirrendem Licht, das in allen Farben des Regenbogens schillerte. Langsam ließ der Zauberer die Arme sinken. Auf seinem Gesicht war höchste Konzentration abzulesen.
„Harry, nimm die Kugel und überschreite die Grenze, finde den Weg, der dir beschienen ist. Vereine wieder Licht und Dunkelheit!“, keuchte der Magier und hob seinen Zauberstab, wie um seinem letzten Gefecht zu begegnen.
„NEIN!“, donnerte Grindelwald. Seine Züge waren eine einzige Maske aus Wut und Wahnsinn. „Niemand nimmt mir meinen Sieg!“ Dann erblickte Harry etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Hinter dem Zirkelmagier begannen sich plötzlich die Schatten zu bewegen, als erwachten sie zum Leben. Ein Flüstern erhob sich in der Halle, als trage der Wind entfernte Gesprächsfezen zu ihnen herüber. Die Stimmen schwollen an und ab, füllten den ganzen Raum aus. Die Dunkelheit in den Ecken ballte sich zusammen. Grindelwald hob seinen Zauberstab über den Kopf, der in einem kranken grünen Licht schimmerte. Die lebendig gewordene Finsternis sammelte sich um die Spitze herum, wie düsterer Nebel, den aber kein Wind auseinanderreißen kann.
„Geh Harry, ich weiß nicht wie lange ich ihn aufhalten kann.“, flüsterte Salazar. Die Worte brachen den Bann des Schreckens, der sich auf Harry gelegt hatte. Sofort drehte er sich zu dem Altar um, auf dem die Kugel aus gleißendem Licht lag. Sie sah so schön aus, wie sie wie eine kleine Sonne mit ihren warmen, Hoffnung spendenden Strahlen die Halle erhellte. Langsam, als habe er Angst sich zu verbrennen streckte Harry die Hände aus, hielt aber inne und rang die Finger. Ginny blickte unschlüssig in seine Augen, nickte dann aber langsam. Sie hatte ihre Lippen zu einem schmalen Blutleeren Strich zusammen gepresst.
„NUN WIRST DU SEHEN, WAS DER ZORN EINES GOTTES BEDEUTET!“, kreischte Grindelwald, kurz bevor Harry die Kugel ergriff. Wie eine mehrköpfige Hydra schoss die lebende Dunkelheit aus dem Zauberstab des Magiers. Sie prallte gegen die Wand aus schillerndem Licht, die Salazar gerufen hatte, begann aber sie aufzuzehren. Harry konnte sehen, wie sie sich an der Mauer festsaugte, sie aufzehrte und dadurch stärker wurde. Wie eine langsame, faulende Krankheit fraß sie sich immer tiefer hinein, bis erste Lücken darin entstanden.
Dann packte Harry die Kugel. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber es war gänzlich anders, als in seinen Vorstellungen. Seine Hände schienen in das Licht hinein zu gleiten, wie durch Wasser, aber trotzdem konnte er etwas greifen. Durch seine Arme lohte Kälte und Hitze zugleich, aber es war ein angenehmes, fast beflügelndes Gefühl. Als Harry den Ball aus Licht anhob berührte etwas seinen Geist, so fremdartig und vertraut zugleich, dass er beinahe sofort losgelassen hätte. Alle Geheimnisse waren bloßgelegt, seine Erinnerungen ein offenes Buch. Forschend tasteten Finger durch die Finsternis des Vergessens, erhellten sie mit überirdisch schönem Licht, brachen Siegel an Türen, die seit Ewigkeiten schlossen waren und entführten ihn.
Harry konnte noch immer sehen, was um ihn herum geschah, sah die besorgten Gesichter seiner Freunde, erkannte Salazar, der sich schützend zwischen sie und Grindelwald gestellt hatte, aber dort war noch etwas anderes. Grindelwald kam drohend auf die kleine Gruppe zu, schleuderte Flüche, die sein Gegner aber im letzten Moment abblocken konnte. Jemand schrie Harrys Namen. Ein Nebel legte sich über seinen Geist, der bis eben von solch wunderbarer Helligkeit erfüllt gewesen war. Vor seinen Augen senkten sich graue Schleier, nahmen ihm seine Sehkraft und auch die Geräusche wurden dunkler. Harry hatte das Gefühl blind und taub durch eine Welt aus Schatten zu irren.
„Wo soll ich hin?“, wollte er sagen, doch über seine Lippen kam kein Wort. Dennoch, etwas hatte ihn gehört. Unter seinen Füssen befand sich plötzlich ein Weg. Weißer Kies knirschte unter seinen Schuhen und eine sanfte Brise brachte den Duft von frischem Gras heran. Aus den Nebelschwaden schälte sich ein Haus, das verborgen hinter einigen Bäumen stand. Ein frisch gestrichenes Gartentor stand einladend offen. Rosen verströmten in den Beten ihren betörenden Duft, der süß und schwer in der Luft hing. Viele bunte Schmetterlinge labten sich an dem süßen Nektar, der in den Blütenkelchen auf sie wartete. Langsam ging Harry weiter über diesen vertrauten Weg, den er schon unzählige Male gegangen war. Das Gras auf der Wiese war frisch und saftig. Die Sonne strahlte vom Himmel und beschien die Schaukel im Garten, auf der eine junge Frau saß. Ihr rotes Haar umrandete ihr schönes Gesicht wie eine Korona aus Flammen. Langsam schwang sie sich hin und her. In ihren Armen hielt sie ein kleines Bündel, das wild mit den rosa Beinen strampelte. Plötzlich sah sie auf und ein freudiges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Harry blickte fassungslos in ihr Gesicht. Er spürte einen bitteren Kloß im Hals, der von Sekunde zu Sekunde dicker wurde. Die junge Frau sprang von der Schaukel. Ihre nackten Füsse trugen sie schnell über das frisch gemähte Gras. Neben Harry erschien ein Mann, der lachend seine Arme ausbreitete und sie geschickt auffing. Sein schwarzes Haar war strubbelig und er hatte ungefähr Harrys Größe. Die beiden Küssten sich innig, bevor der Mann sich dem Baby zuwandte, das vor Freude glucksend seine Hände nach dem Gesicht seines Vaters ausstreckte. Auf seinem kleinen Köpfchen war bereits ein dichter schwarzer Haarschopf zu sehen.
„Er wird dir von Tag zu Tag ähnlicher James.“, sprach die Frau sanft und durchwuschelte mit ihren langen Fingern das Haar von Harrys Vater.
„Aber er hat deine Augen Schatz.“, entgegnete James. Zärtlich strich er über die Wange seiner Frau, bevor er ihr sein Gesicht zuneigte und sie küsste.
Heiße Tränen rannen über Harrys Gesicht. Er konnte sich erinnern, wie er auf dem Arm seiner Mutter gelegen hatte, geborgen und beschützt, erinnerte sich, wie sein Vater ihn immer an den Füssen gekitzelt hatte. Warum zeigte die Kugel ihm dies? Er wollte Schreien, aber über seine Lippen kam kein Ton. Er war gefangen. Dies zu sehen bereitete ihm mehr Schmerz als alles, was man seinem Körper antun konnte. In Harrys Seele bohrten sich Tausende glühende Messer, die langsam immer tiefer gestossen wurden.
Der Wind rauschte durch die Bäume, die voller praller, saftiger Äpfel hingen und brachte den Duft nach Käutern mit. In der dichten Hecke, die das Haus vor allzu neugierigen Blicken schützte zwitscherten die Vögel. Der Ort war so voller Frieden und Glück. Harry ließ sich ins Gras sinken. Seine Eltern tollten auf dem rasen mit ihm herum. Sein Lachen war frei, anders als sein heutiges. Noch wusste er nichts vom Leben, von Tod und Grausamkeit. Völlig unbefangen krabbelte er über den Rasen, immer seinem Vater hinterher. Lily stand lachend daneben. Ihr Gesicht strahlte eine solche Glückseeligkeit aus, wie Harry sie noch bei keinem anderen Menschen gesehen hatte. Jetzt wurde ihm klar, dass seine Eltern ihn wirklich geliebt hatten, mehr als alles andere auf der Welt. Harry lächelte, während heiße Tränen seine Wangen hinunter liefen. Er versuchte sie zu unterdrücken, doch sie liefen einfach weiter.
Nun wusste er, was für ein kostbares Geschenk es war noch einmal seine Eltern zu sehen, die spüren zu können und zu wissen, wie glücklich sie mit ihm waren. Aber alles hatte sich verändert. Selbst das Haus, er hatte es gesehen vor über einem Jahr. Nun war die Hecke verwildert und die Blumenbete von Unkraut überwuchert, aber es war noch immer sein Haus, seine Erinnerung. Lächelnd schloss er die Augen, um das Gefühl zu genießen endlich einen Platz zu haben, der einem wirklichen Zuhause gleich kam.
Plötzlich wurde es kalt, der Wind roch nach Regen und Harry spürte die Tropfen auf der Haut. Ein kräftiger Wind zerrte an seinen Haaren. Er öffnete die Augen. Es war Nacht geworden. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, als Harry zum Himmel hinauf blickte. Eine dunkle Wolkendecke verdeckte Mond und Sterne, so dass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Das Gartentor quietschte und eine Gestalt in dunklem Mantel und Kapuze ging mit schnellen Schritten zur Haustür. Der polierte Zauberstab glänzte nass im Licht, das aus einem fenster im ersten Stock fiel. Harry wusste nun welche Nacht dies war.
Er konnte und wollte es aber nicht mit ansehen, nicht tatenlos zusehen, wie seine Eltern ermordet wurden. Kraftvoll stieß sich Harry ab und stürmte zur Türe. Er musste etwas tun, und er sich in den Todeszauber warf. Niemals würde er tatenlos bleiben, bei dem was diese Nacht passieren würde. Mit wenigen Schritten war Harry an der Haustür angelangt und stürmte hinein. In der Stube war es warm und ein großer Strauß mit Rosen verströmte einen angenehmen Geruch. Hinter ihm näherte sich der drohende Schatten Voldemorts. James rannte die Treppe hinab und blieb vor Harry stehen. Seine Augen weiteten sich vor Schreck.
„Harry!“, keuchte er. „Was machst du noch hier? Du musst zurück, denk an deine Freunde!“
„Was!? Ich...“, begann Harry, wurde aber von seiner Mutter unterbrochen, die am Treppenabsatz erschienen war.
„Harry, Schatz! Du musst gehen! Rette dich und deine Freunde. Dies ist dein Weg! Halte nicht an vergangenem fest!“, rief sie eindringlich. Der drohende Schatten erreichte die Türe und trat in das Haus. Seine schwarzen Stiefel hinterließen schmutzige Abdrücke auf dem hellen Teppichboden. Harry war mit einem schnellen Schritt zwischen sich und seinen Eltern.
Voldemort blieb stehen. Harry konnte sein Gesicht unter der Kapuze nicht erkennen, aber er spürte den Blick seines Gegenübers.
„Geh Harry! Du darfst nicht an Erinnerungen festhalten, wenn das wahre Leben dich ruft!“, sprach Voldemort mit merkwürdig sanfter Stimme. „Kehre zurück zu deinen Freunden, du kennst den Weg!“
Harry war verwirrt, starrte seinen Vater, seine Mutter und ihren größten Feind an. Was ging hier vor?
„Wir wollen dir helfen Schatz.“, sagte Lily lächelnd.
„Du kennst den Weg Harry, du musst ihn nur noch beschreiten! Hinter jedem Spiegel und jeder Wand ist deine Welt, genau wie umgekehrt.“, erinnerte ihn James.
Harry blickte seine Eltern an. Er wollte nicht gehen, aber ihm selbst wurde bewusst, dass es keinen anderen Weg gab. Alles, was er sah war Vergangenheit, die von der Magie der Kugel verändert wurde. Nichts als geweckte Erinnerungen, die ihm zum Geschenk gemacht wurden und zur Versuchung. Tränen sammelten sich wieder in seinen Augen.
„Geh schon.“, flüsterte Lily.
Harry riss sich zusammen und drehte sich mit einem Ruck um. Schnellen Schrittes verließ er das Haus, ohne sich umzublicken, aber dennoch bemerkte er den grünen Schein, der aus den Fenstern des Hauses fiel. Dann herrschte Stille, Totenstille. Das Gartentor schloss sich hinter ihm.
„Begrüße deinen Tod!“, schrie Grindelwald, als Harry wieder die Augen aufschlug,
„Harry!“, rief Ginny panisch. Hastig blickte er sich um. Er hatte sein Zeitgefühl verloren, aber noch immer kämpften die Zirkelmagier gegeneinander. Fluch auf Fluch erschütterte die Halle. Von der Decke rieselte Staub und Steinsplitter. Ein dumpfes Grollen war in den Fundamenten zu hören, die sich unter ihren Füssen befanden. Harry blickte sich fieberhaft um. Einen Spiegel, wo war ein Spiegel? Sein Blick glitt über die aus rauhen Bruchsteinen gemauerten Wände. Nichts, nichts, was einem Spiegel gleich kam. Ein lauter Schrei hallte durch die Halle. Harry fuhr herum. Salazar auf den Stufen, die zum Altar führten niedergesunken. Zwischen seinen Fingern, die er auf seinen Bauch drückte quoll dunkles Blut hervor. Sein Gesicht war verzerrt vor Schmerz und die Brust hob und senkte sich in rasendem Tempo. Mit einem triumphierenden Grinsen schritt Grindelwald langsam auf ihn zu.
„Nun... Wie du wolltest habe ich dein Blut vergossen.“, zischte er. Harry drehte sich der Magen um, als er die Hände seines Gegners zur Seite nahm. Ein breiter Schnitt zog sich über Slazars Bauch und mit jedem Herzschlag quoll mehr Blut heraus.
„Ich denke du wirst bald tot sein.“, meinte Grindelwald und lachte laut auf. Harry konnte nur auf das Gesicht Salazars starren, dass immer mehr erschlaffte. Seine Augen blickten fiebrig in der Gegend umher und sein Atem ging stoßweise, dann fiel sein Kopf zur Seite. Die Hände erschlafften. Er war tot. Einer der dreizehn Zirkelmagier lag verkrümmt vor Harry in seinem eigenen Blut. Aber auch um sie war es nun geschehen. Er konnte sein eigenes panisches Gesicht im roten Lebenssaft sehen, der die Stufen hinunter lief und sich in einer großen Lache sammelte. Harrys Herz machte einen harten, hoffnungsvollen Schlag.
„Nun. Ich wäre äußerst dankbar, wenn du mir jetzt die Kugel geben würdest.“, schnarrte Grindelwald, der noch immer belustigt die Leiche seines Kontrahenten betrachtete.
„Ich denke nicht.“, murmelte Harry und bedeutete seinen Freunden sich an den Händen zu fassen.
Grindelwalds Kopf ruckte hoch. „WAS!?“, donnerte er, dass Harry meinte die Halle befände sich kurz vor dem Einsturz. Harry nahm Ginnys Hand in die seine, hielt die Kugel nur noch mit der rechten und konzentrierte sich. „Du kennst den Weg, du kennst den Weg, überschreite die Grenze!“, flüsterte er zu sich selbst. Das Gesicht des Zirkelmagiers, der mit erhobenem Zauberstab auf ihn zu kam nahm einen verwirrten Ausdruck an.
„Die Kugel, Sofort!“, zischte er, während seine kalten Augen sich in die seinen bohrten.
Ein Wispern, wie das Flüstern rastloser Seelen zog mit einer Windböe durch den Raum. Schatten tanzten über die Wände einen verschlungenen, finsteren Tanz. Harry spürte, wie er es schaffte. Vor seinem inneren Auge lief ein verschlungener Weg in die Dunkelheit hinein und mit jedem Schritt wichen die Schatten weiter zurück.
„Was für ein Zauber ist das?“, schnarrte Grindelwald und stürzte auf Harry zu. Ein Schatten flog an Harry vorbei, traf den Zirkelmagier mitten im Sprung und riss ihn zu Boden. Mit Schrecken erkannte Harry, dass es Sirius war, der sich nun mit seinem Gegner am Boden wälzte. Harrys Pate hatte den rechten Arm von Grindelwald gepackt, der den Zauberstab hielt. Ein Lichtblitz löste sich aus dessen Spitze und fuhr in die Wand. Staub quoll aus dem Loch und Gesteinssplitter regneten auf Harry hinab.
„Harry beeil dich Harry!“, schrie Sirius. Ein hässliches Knacken ertönte und der Zirkelmagier schrie laut auf. Sein Arm stand in einem unnatürlichen Winkel vom Körper ab. Seine tauben Finger hielten aber noch verkrampft den Stab. Der letzte der Blacks schlug dem Schwarzmagier hart ins Gesicht. Blut tropfte von dessen Lippe und mischte sich mit dem seines Opfers.
Harry riss sich von dem Anblick los. „Ich kenne den Weg, hinter jedem Spiegel liegt meine Welt!“, rief er entschlossen. Das Bild eines Tores entstand vor seinem inneren Auge, schemenhaft wie ein Trugbild. Das Flüstern wurde Lauter, unzählige Stimmen, die nach ihm riefen, ihn lockten. Durch das Tor konnte Harry das lebhafte Treiben in der Winkelgasse sehen, den Schankraum von „Die drei Besen“, jeden Platz an dem er schon gewesen war. Er stand unmittelbar vor dem Torbogen, über dem ein schwarzer Schleier wehte.
„Sirius!“, rief Harry. Es kostete ihn unglaublich viel Kraft dem Sog zu widerstehen, der vom Tor ausging. Die Augen starr auf die Blutlache gerichtet, in der sich nun auch der Bogen abzeichnete stand er da. Sirius löste sich von seinem Gegner und sprang die Stufen hinauf.
„Pass auf!“, rief Ron, als Grindelwald den Zauberstab in die andere Hand nahm und zielte.
„Khala!“, brüllte der Zirkelmagier. Die Zeit schien von einem Moment auf den anderen in Zeitlupe zu laufen. Ein roter Strahl schoss aus dem Zauberstab des Magiers, raste genau auf Sirius zu. Harry konnte bereits die versengende Hitze spüren, die diesem Spruch folgte. Die Nerven in seiner Haut heulten auf und sandten dünne Schmerzblitze hinauf in sein Gehirn. Sirius Hand war nur noch Millimeter von der Rons entfernt, die ihm dieser entgegen hielt. Mit einer letzten verzweifelten Anstrengung packte er sie. Harry überschritt schritt durch den Torbogen, der sich wie ein Schemen aus der spiegelnden Lache erhoben hatte. Ein Phantom, das in diesem Moment aber so real war, wie der Stein auf dem sie standen.
Die Halle verblasste, nur die Geräusche drangen noch dumpf in sein Bewusstsein.
Ein Schrei der Enttäuschung und Wut. Es war ein unnatürlich hohes Kreischen. „Ich werde dich kriegen! Nichts kann meiner Macht widerstehen! Ich werde deine Welt mit Feuer und Tod überziehen, bis ich dich gefunden habe!“, schrie Grindelwald, dann verstummten auch seine wüsten Verwünschungen. Sie waren an einem Ort angelangt, an dem Geräusche und Worte keine Rolle spielten. Es war ein tiefer dunkler Ozean, durchzogen von unendlich vielen Wegen zu unendlich vielen Orten, aber nur einer war der richtige. Selbst das helle Licht der Kugel wirkte an diesem Platz verloren, einsam und ohne Kraft. Geflüster erhob sich um sie herum. Die Stimmen lotsten sie in Abgründe, aus denen es kein Entkommen gab. Harry hörte eine Frau schreien. Es war sein Name, der gerufen wurde. Ein Schatten der Vergangenheit, der ihm hierhin gefolgt war, an einen Ort, an dem nichts lebendes Existieren durfte. Zwei Schemen kamen auf ihn zu. Langes Haar rahmte das Gesicht des einen, das des anderen war strubbelig. Harry schlug die Augen auf.
„Harry!“, rief Ginny erleichtert. Ihr Gesicht befand sich über dem seinen. Es sah müde und abgekämpft aus, aber der Ausdruck in ihren Augen war wirkliche Erleichterung.
„Ich habe meine Eltern gesehen.“, sagte Harry.
„Was?“, fragte Hermine, deren Gesicht in diesem Moment auftauchte, gefolgt von dem Rons und Sirius‘.
„Unwichtig. Wer hat gewonnen?“, fragte Harry grinsend. Er spürte, wie er den Weg in die Realität mit jeder Sekunde, die verstrich besser fand.
„Wir!“, antworteten Ginny, Ron, Hermine und Sirius wie aus einem Mund. Auf ihren Zügen lag der Glanz des Sieges, aber eines teuer erkauften Triumphes, der einen Beigeschmack wie eine Niederlage hatte.
„Gut.“, murmelte Harry und wollte aufstehen. Vier Hände streckten sich ihm entgegen, um ihm aufzuhelfen.
„Wo ist eigentlich...“, fragte Harry, als er wieder, wenn auch etwas wackelig auf seinen eigenen Beinen stand, und blickte sich suchend um. Ginny deutete auf eine unscheinbare steinerne Kugel, die in einiger Entfernung an einer Stufe liegen geblieben war. Erst wurde ihm klar wo sie überhaupt waren, wieder am Anfang ihres Abenteuers m Raum des Schleiers. Aber etwas hatte sich verändert, die Stimmen waren lauter als zuvor. Ihr Raunen war deutlich zu hören, beinahe sogar zu verstehen. Harry meinte einige Male seinen Namen zu hören. Der zerfetzte Vorhang, der sich in einem nicht vorhandenen Wind bewegte, tastete wie mit suchenden Fingern zu ihm herüber.
Mit einem Frösteln ging er zu der unansehnlichen Steinkugel herüber. Sie war sehr grob bearbeitet, von einem nicht einmal sehr begabten Steinmetz. An einigen Stellen waren hässliche Verfärbungen zu sehen. Verwirrt streckte Harry die Hand aus, um sie aufzuheben. Er hielt inne. Ein mattes Glühen war im Herz des Auges erschienen. Ein sanftes Glimmen, das aber eine wohlige Wärme ausstrahlte. Je näher seine Finger der Oberfläche kamen, desto kräftiger wurde das Licht.
„Seltsam.“, murmelte Harry. Mit einer schnellen Bewegung zog er sein zerfetztes Sweatshirt aus und wickelte die Kugel darin ein. Sein T-Shirt darunter bot auch keinen sehr ansehnlicheren Eindruck.
„Freunde, wir sind wieder Zuhause!“, rief Harry lachend. Die ganze Anspannung und Furcht der letzten Tage fiel von ihm ab. Nun spürte er seine Müdigkeit, die seinen ganzen Körper in Beschlag genommen hatte. Ginny fiel ihm um den Hals und sie küssten sich zärtlich.
„Ich denke, ich fahre nie weder mit dir in einen Abenteuerurlaub.“, neckte sie ihn zwischen zwei Küssen.
„Aber ich dachte du magst es Aktionreich.“, entgegnete Harry grinsend.
„Ja aber mit etwas weniger Monstern und Toten.“, meinte Ginny leise. Ihre Mine wurde wieder ernst. Sie alle hatten die Geschehnisse noch nicht einmal ansatzweise verarbeitet und es würde auch noch lange dauern. Das einzige was in diesem Moment zählte war aber, dass sie alle sicher und unverletzt zurückgekehrt waren. Müde und dreckig, aber unverletzt.
„Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt nach Hause gehen?“, fragte Ron etwas genervt.
„Wo ist das denn?“, fragte Sirius.
„Dein altes Haus, dass du mit vererbt hast. Achja, du kannst es wiederhaben, Sieht jetzt nur etwas anders aus. Nicht ganz so urtümlich.“, erklärte Harry lachend.
„Gut. Es hatte schon lange nicht mehr die Hand einer Frau gesehen.“, meinte der letzte der Blacks und stieg die Treppen empor, die zur zentralen Kammer der Mysteriumsabteilung führte.
Die Nacht war kühl aber windstill, als Harry, Ginny, Hermine, Ron und Sirius zum Grimmauldplatz apparierten. Es roch nach Regen und der Asphalt glänzte nass im Licht der Straßenlaternen. Harry kam es wie eine Ewigkeit vor, dass er zuletzt hier gestanden hatte. So viel war seitdem passiert, doch er wusste auch, dass es gerade erst anfing. Ihnen war es möglich gewesen das Auge aus der Welt hinter den Spiegeln hierher zu bringen, aber Grindelwald war noch so gefährlich wie zuvor. Seine Ränke, die er geschmiedet hatte zu durchschauen würde schwerer sein als alles andere zuvor. Es gab keine klaren Linien wie im Kampf gegen Voldemort, sondern nur Kräfte, die sich gerade erst entfalteten. Was passieren konnte hatte ihm die andere Welt gezeigt. Sie lag in Trümmern, unfähig ihre Bewohner am Leben zu halten.
Harry öffnete langsam die Türe und trat ein. Das Abendessen musste gerade erst vorbei sein, denn es roch nach den herrlichen Kochkünsten von Molly. Gedämpftes Stimmengemurmel und Lachen drang aus dem Salon.
„Schön wieder Zuhause zu sein.“, sagte Sirius und atmete die vertraute Luft tief ein.
„Ja, das ist es wirklich.“, antwortete Harry.
Die Tür zum Salon öffnete sich und Remus betrat die Eingangshalle, ein Weinglas in der Hand und lachen. Erst, als er einige Schritte gemacht hatte fielen ihm die fünf unerwarteten Ankömmlinge auf. Wer blieb stehen, das Glas zerschellte am Boden und der Inhalt färbte den Teppich rot. Sein Gesicht hatte einen ungläubigen Ausdruck angenommen.
„Hallo Remus.“, meinte Ginny lächelnd.
„Aber ich seid doch erst heute Morgen aufgebrochen.“, stammelte er.
Harry tauschte verwirrte Blicke mit Sirius, der nur mit den Achseln zuckte.
„Wir waren über eine Woche weg.“, sagte Ron, der die Augenbrauen hochgezogen hatte.
„Nein, ihr seid erst heute Morgen weg.“, wiederholte Lupin und strich sich mit den Händen über das Gesicht.
„Mit wem redest du Remus?“, fragte Arthur und trat hinter ihm durch die Türe. Nach einem Augenblick, in dem er sie verwirrte gemustert hatte breitete sich ein freudiger Ausdruck auf seinem Gesicht aus. „Ihr seid schon zurück!“, rief Mr Weasley und umarmte sie stürmisch, bis er vor Sirius stand.
„Wir haben uns lange nicht gesehen.“
„Das ist wahr.“
„Fühlst dich aber recht lebendig an.“, meinte Arthur verschmitzt grinsend, nachdem auch sie sich umarmt hatten.
„Ich will doch hoffen.“, entgegnete Sirius lachend.
„Ihr habt bestimmt viel zu erzählen.“, sprach Mr Weasley. „Molly ist noch kurz mit Tonks weg aber sie wird sich freuen euch so früh wiederzusehen.“
Sie folgten ihm in den Salon. Godric Gryffindor saß, ein Glas Wein in der Hand in einem der schwarzen Sessel und musterte interessiert die Ankömmlinge. Sein Blick war freundlich und verriet allenfalls Interesse, aber etwas, das hinter der zur Schau getragenen Fassade lauerte irritierte Harry, machte ihm vielleicht sogar Angst.





Hey!
Das war‘s für dieses Mal. Ich hoffe ihr hattet Spass an dem Kapitel. Wie immer würde ich mich sehr über Resonanz von eurer Seite freuen. Wer etwas mehr über die Vergangenheit eines der geheimnisumwitterten Charaktere erfahren möchte, dem kann ich nur ans Herz legen sich mal meinen Oneshot „Was die Welt aus dir macht“ durchzulesen. Dieser befasst sich mit der schattenhaften Vergangenheit eines der Charaktere, die in meiner Geschichte auftauchen. Viel Spass beim Lesen!
Viele liebe Grüße euer

Tobi


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg