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Harry Potter und der Zirkel der Zauberer - Kapitel 5 Ein Opfer des Krieges

von Reaver

Die Sonne stieg gerade über den Horizont und beleuchtete ihr Licht vermischte sich mit dem der Flammen, die hinter ihnen aus dem Hof der Burg empor schlugen. Der noch nächtliche Himmel im Westen wurde vom wüten der Flammen angestrahlt und leuchtete in einem dunklen Rot. Harry, Hermine, Ginny, Ron und Sirius befanden sich vorne im Troß, der sich wie eine breite Schlange den Weg entlang wand. Es mussten über zweihundert Hexen und Zauberer, manche zu Pferde, sein, die nun der brennenden Burg den Rücken kehrten. Ihre Gesichter waren versteinert, wie Masken, die nur vom flackernden Licht zum Leben erweckt wurden. Das vom Tau feuchte Gras glitzerte in den ersten Strahlen der Morgensonne, bis es unter den Stiefeln der vielen Menschen verschwand. Der Feldweg schlängelte sich durch die sanften Hügel bis zur Küste, die nun beständig näher rückte. Alte Zäune säumten den Weg, die von Unkraut überwucherte Felder eingrenzten. Niemand war mehr da, der noch den Mut fand den Boden zu bestellen. Das war das Werk des Krieges, der ein ganzes Land langsam ausbluten ließ, bis schlussendlich nichts mehr wert war noch darum zu kämpfen. Die einst hehren Ziele würden in Vergessenheit geraten und einem sinnlosen Abschlachten weichen, in dem die letzten Kräfte der Menschen verloren gehen würden.
Die Flammen hinter dem Troß loderten nun höher denn je. Nichts konnte ihrer zerstörerischen Kraft standhalten. Ein ganzer Mauerabschnitt wölbte sich nach außen und brach schließlich zusammen. Niemand würde an diesem Ort noch Zuflucht und Sicherheit finden. Weder sie selbst noch der Feind, vor dem sie nun flohen. Es war schrecklich zu sehen was der Krieg mit den Menschen anrichtete. Sie verbrannten ihr eigenes Hab und Gut um zu verhindern, dass sich ihre Gegner an ihm gütlich tun konnten.
Als sie einen kleinen Hügel erklommen drehte sich Harry noch ein letztes Mal um. Die dunkle, ölige Rauchsäule musste meilenweit zu sehen sein. Wahrscheinlich folgte ihnen der Schrecken bereits, der sich an der Zerstörung laben würde. Dieser Schrecken hieß Krieg. Der Kampf gegen Voldemort hatte die Menschen zwar auch ausgezehrt, doch war seine Zerstörungskraft nie so offen zu Tage getreten. Viel mehr war mit Furcht und Schrecken gearbeitet worden. Das was sie nun erlebten waren die letzten Zuckungen eines zu tiefst verwundeten Landes. All dies geschah im Namen von Menschen, die nur ihren eigenen Vorteil kannten. Aber niemand kann sein Leben lang soviel Verachtung für die Menschen, die einem folgen, mit sich herum tragen ohne krank zu werden. Irgendwann ist man alleine in einer Welt voller Schatten und alles was dann noch bleibt ist die Erinnerung an die Menschen, deren Leben man zerstört hat.
Jemand berührte ihn an der Schulter und riss Harry aus seinen düsteren Gedanken. Er blickte in Ginnys Gesicht, das ihn besorgt ansah.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie. Seine Gedanken mussten wohl deutlich auf seinen Gesicht zu sehen gewesen sein.
„Ja. Ich habe nur daran gedacht wo wir da hinein geraten sind. Nie waren wir weiter von Zuhause weg.“, antwortete er leise, als Tonks hoch zu Roß an ihnen vorbei ritt, gefolgt von einigen mit dem gleichen dunkelroten Mantel wie sie.
„Mach dir keine Sorgen. Wir werden schon die Antworten finden, die wir suchen.“, meinte Ginny und ergriff seine Hand. Harry fühlte sich zwar schon etwas leichte ums Herz, doch versank er wieder in Gedanken, als der Wind einige schwarze Rauchschwaden an ihnen vorbei blies.
Gegen Mittag machten sie eine kurze Rast und der ganze Troß ließ sich in das hohe, weiche Gras sinken, das am Wegesrand wuchs. Harrys Glieder taten noch immer weh, von der tagelangen Flucht aus London und so war er dankbar für die kurze Pause, die ihnen vergönnt wurde. Hinter den Wolken, die sich über den Himmel gezogen hatten, kam nun auch die Sonne wieder zum Vorschein. Der Wind strich durch die Baumkronen. Ein leises Rauschen erfüllte die Luft und brachte den Geruch nach Kräutern mit. Eigentlich hätte es ein schöner Tag sein können, in einer Welt, die nicht viel anders war als die ihre. Aber egal wie herrlich die Illusion von Frieden auch war sie konnte nie stark genug sein um die Bilder zu verdrängen, die in Harrys Kopf herum spukten.
„Wie weit meint ihr ist es bis nach Canterbury?“, fragte Ron, der, alle viere von sich gestreckt, im Gras lag.
„Das willst du gar nicht wissen.“, meinte Hermine grinsend.
„Du hast vermutlich recht.“, entgegnete Ron lachend.
Harrys Augen fielen langsam zu. Die Müdigkeit, die zuvor nur in seinen Gliedmaßen gesteckt hatte, machte sich nun auch in seinem restlichen Körper breit. Die Bäume und das Gras um ihn herum wurden blasser und verschwand schließlich gänzlich. An ihre Stelle trat die Dunkelheit eines traumlosen Schlafs.
Jemand rüttelte ihn an der Schulter. Widerwillig schlug Harry die Augen auf. Ginny blickte auf ihn herab und rüttelte ihn fester, damit er endgültig aufwachte.
„Hey komm. Wir brechen wieder auf.“, sagte Ginny, nachdem sie ihm einen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte.
„Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte Harry während er sich erhob. Irgendwie sehnte er sich in seine gemütliche Mulde im Gras zurück.
„Keine halbe Stunde.“, antwortete Ginny. Auch ihr sah man an, wie die letzten Tage an ihnen allen gezehrt hatten. Es wurde Zeit, dass sie ihren Körpern Ruhe gönnten, doch egal was sie taten es wurde immer mehr gefordert. Der Troß setzte seinen Weg fort, der sie immer näher an die Küste heran brachte. Langsam wurde die Luft salzig und das Gras am Wegesrand dürrer. Die Bäume zogen sich immer mehr zurück und machten knorrigen Büschen Platz. Ein kalter Wind, der nach Tang roch, wehte in Harrys Gesicht. Fast glaubte er schon das ferne Rauschen der Brandung hören zu können. Sirius ging immer etwas hinter den vier und sein Blick war starr zu Boden gerichtet. Es konnten keine fröhlichen Gedanken sein, die ihm durch den Kopf gingen aber was konnte an ihrer Situation auch fröhlich sein. Mehr denn je wünschte sich Harry nie durch das verfluchte Tor hindurch gegangen zu sein.
Der Wind gewann zusehends an Stärke, als der Troß gegen Abend die Küste erreichte. Gischt spritzte in gewaltigen Fontänen an den scharfen Felsen empor. Wie Schwerter ragten sie aus dem Wasser hervor und teilten die Wellen, die gegen sie brandeten. Die Fluten des Meeres rollten unablässig gegen die Küste, als wollten sie mit purer Gewalt die Insel zertrümmern. Ein schmaler, steiniger Pfad führte am Wasser entlang und wand sich bis zum Horizont zwischen den Felsen hindurch. Die Gischt legte sich wie grauer Nebel über die Landschaft, so dass in der Ferne alles zu bloßen Farbklecksen verschwamm. Erste Sterne tauchten am Himmel auf, als die Abendsonne immer mehr im Westen versank. Rot flammten die Wolken auf und die Welt wurde in oranges Licht getaucht. Es war ein wunderschöner Sonnenuntergang, doch niemand konnte ihn genießen.
Vollkommen erschöpft ließen sich die Zauberer und Hexen in das borstige, kurze Gras fallen. „Wieder eine Nacht unter freiem Himmel.“, knurrte Ron, der sich in seine Decke einrollte. Mit dem Verschwinden der wärmenden Sonnenstrahlen war es merklich kühler geworden. Harry nickte nur und horchte in das tosen des Meeres und den pfeifenden Wind, der sich heulend an den Steinen brach.
„Ich finde es gar nicht so schlimm hier.“, meinte Ginny und legte ihren Kopf in Harrys schoß. Zwar lächelte ihr Mund, doch ihre Augen blieben ernst.
„Ich hätte euch nie hierher bringen sollen.“, sprach Harry leise, als er eine Strähne von Ginnys rotem Haar aus ihrer Stirn strich.
„Du konntest es nicht wissen. Godric hat dich ja geradezu gedrängt durch das Tor zu gehen. Außerdem brauchst du doch jemanden, der auf dich aufpasst.“, sagte Hermine aufmunternd.
„Ja schon, aber diese Welt ist so fremd und anders. Wir können niemandem wirklich vertrauen und selbst uns scheint als gäbe es uns auch hier noch einmal. Ein anderer Ron oder mich selbst.“, erklärte Harry und lehnte seinen Kopf gegen einen großen Felsen, der wie eine Speerspitze aus dem Boden ragte. Immer mehr Sterne tauchten am Himmel auf, der langsam dunkelblaue Farbe der Nacht annahm. Wie kleine, misstrauische Augen funkelten sie zu ihnen herab.
„Ist ja krass. Meinst du was passiert, wenn wir uns selbst begegnen?“, fragte Ron grinsend.
„Ihr solltet es nicht dazu kommen lassen.“, sagte Sirius ernst. Hoch aufgerichtet stand er hinter Harry, ein schmales, längliches Bündel in der Hand. Geschmeidig setzte er sich im Schneidersitz zu ihnen auf den Boden. „Wir gehören nicht hierher und die Folgen sind nicht absehbar, wenn wir zu sehr in das Gefüge der Geschehnisse eingreifen.“
„Schon klar.“, meinte Ron, der leicht rot wurde.
Sirius machte eine wegwerfende Handbewegung. „Schon ok. Aber seht her.“ Er legte das Bündel vor sich auf den Boden und entfernte das schwere, grobe Leinentuch. Vier blitzende Dolche kamen zum Vorschein. „Ein Geschenk von Tonks. Sie meinte ihr sollt sie stets bei euch tragen, denn ihrer Aussage nach können einige Kreaturen nicht mit Magie verwundet werden.“
Harry nahm eine der leichten Waffen in die Hand. Das Heft war mit Leder umwickelt und bot guten halt. Die schmale, rasiermesserscharfe Klinge reflektierte die letzten, schwachen Strahlen der Sonne. Irgendwie gab ihm die Waffe ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Einige Augenblicke später wurde ihm klar wie lächerlich dieser Dolch gegen ein Wesen wie die Eisernen war. Schaudernd dachte Harry an die mörderischen Klauen, die Fleisch und Knochen zerrissen wie Papier.
„Gegen die Eisernen sind es nicht mehr als Zahnstocher aber Tonks besteht darauf.“, sprach Sirius das aus, was sie alle dachten.
Ginny legte ihren Dolch neben ihre Decke. „Wann wird dieses sinnlose Sterben endlich aufhören?“, fragte sie mit tränennassen Augen. Harry fuhr sanft mit seinen Fingern über ihre Wange, die weich und warm war. Sie lächelte, aber es war ein gequältes, unechtes Lächeln.
„Alle diese Menschen kämpfen einen Krieg, dessen Anfang keiner von ihnen gesehen hat. Alles was sie wissen ist, dass ihr Überleben nur durch den Kampf möglich werden kann. Die wenigsten haben jemals einen Zirkelmagier getroffen aber sie folgen ihnen blind, sterben wenn man es ihnen befiehlt. Es ist närrisch und man ist verloren, wenn man dem Befehl eines Narren folgt.“, sprach Sirius leise.
„Weise Worte sprichst du Freund.“, sagte Tom, der unbemerkt an sie heran getreten war. Beinahe erschrocken fuhr Sirius zu ihm herum. Tom stand mit dem Rücken zum dunkler werdenden Nachthimmel, kaum mehr als ein Schatten.
„Darf ich mich zu euch setzen?“, fragte er höflich. Harry machte automatisch eine einladende Handbewegung. „Vielen Dank.“
Einige Zeit saßen sie einfach nur da und hingen ihren Gedanken nach, doch Tom beobachtete sie aufmerksam. Seine Augen sahen aus wie glänzende Edelsteine, die in der Dunkelheit leuchteten.
„Ihr müsst nicht mit uns gehen, wenn ihr nicht wollt. Unser aller Weg endet im sicheren Tod, doch eurer führt viel weiter. Es ist euch keine Pflicht auferlegt mit uns den Tod zu suchen.“, sprach Tom Riddle leise und mit einem Ernst in der Stimme, der Harry erschreckte.
„Aber irgend etwas müssen wir doch tun können.“, meinte Ginny fast verzweifelt.
„Ihr habt bereits mehr getan, als irgend jemand sonst. Ich weiß nun, dass es eine Zukunft gibt, für die es sich zu kämpfen lohnt. Auch, wenn es sie nie geben wird hat sie in unseren Herzen gelebt.“ Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern herab. „Morgen werden wir Canterbury erreichen. Salazar und Rowena haben ihre gesamte Streitmacht dort versammelt und wollen gegen den Feind marschieren. Sie haben vernommen, dass unter den anderen Zirkelmagiern Uneinigkeit herrscht und Dumbledore sogar mit seiner Armee abgezogen ist. Sie wittern die Chance die gegnerische Streitmacht zu zerschlagen.“ Es klang, als würde er kurz lachen. „Eine Torheit, die viele, zu viele Leben kosten wird.“
„Dumbledore?“, hauchte Hermine fassungslos.
„Ja, aber wir stehen immer noch in der Unterzahl. Alleine die Zahl Eisernen geht in die Tausende.“ Harry graute davor sich so viele dieser Kreaturen vorzustellen, die über einen kleinen, verlorenen Haufen von Menschen herfielen.
„Habt ihr nichts, was die Eisernen aufhalten kann?“, fragte er.
„Auch unsere Herren haben mächtige Verbündete, doch sind es zu wenige. Ich bitte euch also, rettet euer Leben. Kommt nicht mit uns. Das ist es nicht...“, Tom brach ab. Sein Gesicht nahm einen Ausdruck angespannter Konzentration an. Sein Blick war auf einen Punkt in der Schwärze gerichtet. Harry lauschte auch in die Nacht hinein, doch war nichts außer der Brandung zu hören. Langsam erhob sich Tom, die Haltung gespannt wie zum Sprung.
„Was ist?“, zischte Sirius, der ebenfalls versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Plötzlich brauste es über ihnen, wie riesige Flügel, die einen gewaltigen Körper höher und höher in die Lüfte trugen. Ein grausames Brüllen hallte durch die Nacht, das aus einer tiefen Kehle kommen musste.
„Verdammt!“, entfuhr es Tom. Mit Sorgenvollem Blick suchte er den Himmel ab. „Die Späher des Feindes haben uns entdeckt.“
„Wohl war!“, ertönte ein Ruf aus der Schwärze der Nacht heraus. Harry kam die Stimme bekannt vor, aber in ihr schwang auch etwas mit, dass total fremd war. Eine Gestalt tauchte aus der Dunkelheit auf. Im ersten Moment war sie nur ein Schatten, der dunkler war als die Finsternis um ihn herum. Erst nach einigen Schritten nahm er eine halbwegs menschliche Form an. Hinter Harry, Ron, Hermine, Ginny, Sirius und Tom traten die restlichen Zauberer des Troßes heran, die Zauberstäbe gezückt.
„Du!“, rief Tom, als aus dem Schatten die Gestalt eines Mannes geworden war, der in einen schwarzen Panzer gehüllt war und dessen glänzender, ebenfalls schwarzer Mantel im Wind flatterte.
„Ja, ich!“, entgegnete der Fremde und deutete eine Verbeugung an. Sein Kopf war von einem wuchtigen Helm bedeckt aus dessen Seiten sich lange geschwungene Hörner wanden.
„Ihr seid ja nicht weit gekommen, was Tom.“, höhnte der Mann und ein rauhes, unangenehmes Lachen entrang sich seiner Kehle. Hinter ihm lösten sich weitere Schatten aus der Dunkelheit, viele, sehr viele. Die meisten waren ähnlich gekleidet wie der Gehörnte, aber strahlten bei weitem nicht eine solch starke Aura der Furcht aus. Tom aber ging unerschrocken auf sein Gegenüber zu. Tonks schob sich durch die Reihen ihrer Männer nach vorne und starrte entgeistert auf die ungebetenen Besucher.
„Mein Herr lässt euch seine Grüße entbieten.“, sprach der Gehörnte. „Aber wenn ihr mich fragt, dann ist er viel zu höflich mit solchem Pack wie euch.“
„Dann richte deinem Herr auch meine Grüße aus.“, meinte Tom kühl.
„Das werde ich, aber ihr seid dann leider schon tot.“
„Meinst du das?“
„Ja. Meinem Herrn sind diese dahergelaufenen Bauern egal, aber du, du hast ihn beleidigt, mit deinem Widerstand. Ich fürchte ich muss dich bestrafen.“, erklärte der Gehörnte, als würde er über das Wetter reden.
„Wann hört das endlich auf. Du kannst mich nicht besiegen, weißt du nicht mehr?“, fragte Tom traurig. Der andere Mann lachte laut auf und zog blitzschnell seinen Zauberstab. Eine blaue, gleißend helle Flamme schoss aus der Spitze seines Stabes. Tom aber reagierte genau so schnell. Das blaue Feuer erstarrte mitten in der Luft und zerbarst in Myriaden winziger Splitter. Der Gehörnte lachte erneut laut auf. Es klang höhnisch und rau. Fluch auf Fluch tauschten sie Kämpfenden aus. Die Umgebung wurde in das bunte Farbenspiel der Magie getaucht. Die Umstehenden hatten sich eilig zurückgezogen um nicht von einem verirrten Zauber getroffen zu werden. Nur die in die schwarzen Rüstungen gehüllten Männer standen unverändert in einer langen Reihe an der Grenze zwischen Licht und Dunkelheit der Nacht.
Tom wich mit einer eleganten Rolle einem gleißend hellen Blitz aus und schleuderte seinem Gegner einen Ball aus gleißend hellen Flammen entgegen, der diesen vollkommen einzuhüllen schien. Einen Moment lang sah es aus, als würde das Feuer den Gehörnten verzehren, doch dann erloschen sie wieder. Die große, in die Rüstung gehüllte Gestalt dampfte, aber hinter dem Visier des Helms kam nur wieder jenes grausame, höhnische Lachen hervor.
„Du bist verrückt!“, rief Tom kopfschüttelnd.
„Jaaah! Ist das nicht toll?“, entgegnete der Gehörnte, bevor er wieder Flüche auf seinen Gegner prasseln ließ.
„Jirdah!“, schrie Tom, im gleichen Moment, als ein Zauber den Boden unter seinen Füssen aufriss. Das Gestein gab unter seinen Stiefeln nach, aber mit einem kraftvollen Sprung brachte er sich in Sicherheit.
„Nein!“, keuchte plötzlich der Gehörnte, als seine Füsse vom Fels selbst umschlossen worden, Als wäre der Stein lebendig geworden begann er an seinen Beinen empor zu kriechen. Verzweifel wehrte sich der Mann gegen die tödliche Umarmung, in die er geschlossen wurde.
„Orbia Mortis!“, brüllte er. Die Erde um ihn herum wurde wie von einem Hammerschlag getroffen. Steinbrocken flogen glühend in alle Himmelsrichtungen davon und verschwanden in der Dunkelheit. Flammen schlugen aus den Rissen im Boden, aber den Panzer aus Stein, der bereits bis zu seiner Hüfte empor gekrochen war, vermochte der Zauber nicht zu sprengen. Tom stand einfach nur da und schaute zu, wie sein Feind zu einer verformten Statue wurde. Mit verzweifelter Kraft wehrte sich der Gehörnte gegen den Fels, der ihn immer weiter umschloss.
„AHHHHH!“, schrie er, als sein Visier bedeckt wurde. Der Schrei wurde immer leiser, als schließlich der ganze Körper bedeckt war. Die Arme ausgebreitet und verkrümmt war er zu einem Standbild geworden, das deutlich machte wohin fehlgeleiteter Wahn führen mochte.
„Das war es.“, sagte Tom und fiel auf die Knie. Sein Gesicht war bleich und mit Schrammen bedeckt, doch lächelte er. Die Männer des Gehörnten traten mit gezückten Zauberstäben näher, verharrten aber mitten, als Tom mit seinem Stab auf sie deutete.
„Euer Herr ist geschlagen. Geht und rettet euer Leben, oder bleibt und sterbt.“ Die Worte waren nicht sehr laut gesprochen, doch lag eine derartige Macht in ihnen, dass sich die schwarz gepanzerten Zauberer sofort einen Schritt rückwärts gingen.
Ein Knistern drang zu Harry herüber. Erschrocken drehte er sich zu dem Felsen um, der einst der Gehörnte gewesen war. Ein Raunen lief durch die Umstehenden und das Lächeln in ihrem Gesichtern verschwand. Tom runzelte die Stirn. Ein Ausdruck tiefer Besorgnis erschien auf seinem Gesicht.
Risse entstanden im Stein, der den Körper des Mannes umschlossen hatte. Rotes leuchten drang immer stärker aus ihnen heraus, bis es so hell wurde, dass Harry die Augen zusammenkniff und wegsehen musste. Das gleißen drang durch seine Lider hindurch. Schmerzhaft biss es in seine Augen.
„Auf den Boden!“, schrie Tom über das Bersten hinweg, das nun die Stille der Nacht vertrieb. Harry ließ sich einfach fallen. Sehen konnte er nicht mehr. Ein Stein stach schmerzhaft durch seine Hose, doch das spürte er nicht einmal.
Ein ohrenbetäubender Knall, wie von einer Explosion, brach über Harry herein. Etwas glühend heißes zischte an seinem Gesicht vorbei und bohrte sich neben seiner Wange in die Erde. Überall schrien Menschen, manche aus Angst andere aus Schmerz. Hitze ließ jeden Nerv in Harrys Körper aufkreischen und dann war es vorbei.
Als sich die bunten Sterne, die vor seinen Augen tanzten wieder zu einem Bild gerannen stand der Gehörnte mit erhobenen Armen unter dem dunkelblauen Nachthimmel. Ein mattes rotes Glühen lag über der Umgebung und überall hatten sich die Bruchstücke seines Gefängnisses in die Erde gebohrt. Direkt neben Harrys Kopf stach ein Splitter, so lang wie ein Arm aus dem Felsen heraus. Dampfend strahlte er Hitze ab, die das Gras um ihn herum hatte verdorren lassen.
„Das wirst du mir büßen Riddle!“, zischte der Gehörnte und schüttelte das letzte bisschen Steinstaub aus seinem Mantel.
„Lass es Sirius. Wir werden uns nur gegenseitig zerstören. Keiner von uns kann gewinnen.“, sprach Tom und ließ seinen Zauberstab sinken. Harry sog beim Klang des Namens die Luft zwischen den Zähnen ein. Sirius zog den Kopf zwischen den Schultern ein und senkte den Blick.
„Niemand wird mir meine Rache nehmen. Aber wenn du nicht mit Magie kämpfen willst, dann lassen wir das Fleisch entscheiden. Nach der uralten Tradition, ein Wettstreit ohne Zauberei, nur Kraft und Geschicklichkeit werden entscheiden.“, meinte der Gehörnte.
„Du hältst tatsächlich an den barbarischen Ritualen der Vergangenheit fest?“
„Es waren glorreiche Tage, in denen noch Begriffe wie Ehre und Mut hochgehalten wurden!“
„Du verwechselst Dummheit mit Mut und Ehre mit Schrecken.“
„Rede soviel du willst.“, schnaubte der Gehörnte und zog eine schlanke Klinge aus der Scheide an seinem Gürtel. Einer seiner Männer warf Tom eine eben solche Waffe vor die Füsse. „Kämpfe oder diese Bauern hier werden von meinen Soldaten gerichtet werden. Vielleicht gewinnt ihr, vielleicht auch nicht, aber du wirst viele deiner Leute verlieren. Kannst du es verantworten viele deiner Freunde zu opfern? Zählt das Wohl der vielen nicht über das Wohl des einzelnen?“ Harry konnte das Grinsen des anderen Sirius unter seinem Helm fast hören. Er empfand nur Abscheu vor diesem Mann.
„Ich habe dein Wort, dass du meine Männer abziehen lässt, egal wer gewinnt?“, fragte Tom.
„Ja. Du solltest wissen, dass ich mein Wort noch nie gebrochen habe. Ich bin ein Ehrenmann.“, entgegnete der Gehörnte.
„Ich glaube unsere Begriffe von Ehre gehen weit auseinander Sirius.“, meinte Tom Riddle und hob das Schwert auf. Sein Gegenüber lachte auf und zog schnell Harnisch und Helm aus. Hätte Harry nicht gewusst, dass es der Sirius dieser Welt war, so hätte er ihn nie erkannt. Das Gesicht des Mannes war mit Narben übersät und in seinen Augen glomm das Funkeln des Wahnsinns. Das Haar fiel ihm fettig und strähnig auf die breiten Schultern hinab.
„Es wird mir eine wahre Freude sein dich umzubringen!“, zischte Sirius mit einem bösen Grinsen. Die beiden Männer standen sich gegenüber, die Schwerter erhoben, aber reglos, als wolle keiner von ihnen den Anfang machen. Dann, wie auf ein vereinbartes Zeichen hin, stürzten sie sich aufeinander. Ihr erster Hieb war so schnell, dass Harry ihn nicht einmal sah. Funken sprühten, als die Klingen aufeinander trafen. Das helle metallische Klingen hallte durch die Nacht wie ein Schrei.
Tom vollführte eine halbe Drehung und schmetterte Sirius Klinge beiseite, doch bevor er die Lücke in der Deckung nutzen konnte war das Schwert seines Gegners wieder da um den Schlag abzublocken. Nun sah er sich selber in Bedrängnis.
Harry hätte nie gedacht, dass ein Mensch in der Lage war sich derart schnell zu bewegen. Die Körper der beiden Kämpfenden schienen nur noch schemenhaft zu sein und die Konturen zerflossen in der Bewegung. Sirius vollführte einen kräftigen, beidhändigen Hieb, aber Tom wich geschickt aus, doch sein Gegner riss sein Bein hoch und trat ihn vor die Brust. Harry holte erschrocken Luft, als Tom nach hinten gerissen wurde und zu Boden ging. Sein Gegner war sofort über ihm, das Schwert hoch erhoben. Der Hieb hätte das Ende des Kampfes bedeutet, aber die Klinge schlug nur Funken aus dem Stein. Tom hatte sich zur Seite gerollt und trat nun nach den Beinen seines Gegners. Sirius strauchelte einen Moment, dann riss ihn ein letzter, wuchtiger Tritt um. Mit einer Rolle kam er wieder auf die Beine. Die beiden Gegner begannen sich zu umkreisen, wobei die spitzen ihrer Schwerter sich fast zu berühren schienen.
„Angst Riddle?“, zischte Sirius, dessen ganze Gestalt wie zum Sprung gespannt war.
„Nein, nur Mitleid mit dir.“, antwortete Tom. Das Gesicht seines Gegenübers verzerrte sich vor Zorn. Ungestüm begann er auf seinen Gegner einzudringen. Wieder hallte das Klirren von Stahl auf Stahl durch die Nacht. Die Bewegungen der Kämpfenden hatten nichts an Kraft und Schnelligkeit eingebüßt, nur waren sie nicht mehr so fließend wie am Anfang. Es musste unglaublich viel Kraft kosten so viele Schläge zu parieren und selbst auszuteilen. Es sah eher aus, als würden Tom und Sirius tanzen, doch wenn, dann war es ein tödlicher Tanz, dessen Ende nicht abzusehen war.
Plötzlich strauchelte Sirius und diese Chance nutzte Tom um seinem Gegner mit einem wuchtigen die Balance zu rauben. Zu spät bemerkte er, dass es eine Finte war. Der Tritt traf ihn vor die Brust und schleuderte ihn zurück. Mit Schrecken sah Harry, wie Sirius ihm einen tiefen, heftig blutenden Schnitt am rechten Oberschenkel zufügte. Seine Klinge glitzerte in frischem Rot.
„Du blutest, das ist gut. mal sehen, ob ich noch mehr aus dir rausquetschen kann.“, höhnte er und lachte wieder sein grausames lachen. Harrys Hände hatten sich zu Fäusten geschlossen, die Zitterten. Ginny hatte ihre Hände vor den Mund geschlagen.
„Steh auf!“, rief Sirius, als Tom wieder einknickte, als er versuchte sich zu erheben. Sein Bein gab unter dem Gewicht seines Körpers nach. Die Hose war nass von seinem Blut, das aus der tiefen Wunde quoll. Endlich kam Tom wieder auf die Beine und hob das Schwert. Sein Gesicht war schweißnass und bleich.
Mit einem lauten Schrei stürzte sich Sirius wieder auf seinen geschwächten Gegner. Seine Hiebe waren noch kraftvoller als zuvor. Er war wie ein Raubtier, das bereits den nahen Tod seiner Beute witterte. Tom parierte jeden Schlag und befand sich immer außer Reichweite des todbringenden Stahls seines Gegners. Aber mit der Zeit floss auch das Leben immer mehr aus ihm heraus. Seine Bewegungen wurden zusehends langsamer und kraftloser. Harry erschrak, als er den Ausdruck in seinem Gesicht sah. Hinter der starren Maske aus Konzentration lag das Wissen, dass er nicht mehr gewinnen konnte, die Gewissheit vom nahen Tod.
Ein letztes Mal griff Tom an und das Ende kam derart schnell, dass Harry es erst gar nicht begriff. Mit einem Moment Verzögerung erkannte er die Klinge, die aus Toms Rücken ragte. Hoch aufgerichtet stand Sirius da, den Schwertarm seines Gegners gepackt, die andere Hand hielt noch den Griff seines Schwertes, das er bis zum Heft in Toms Brust gerammt hatte.
Ungläubige Stille breitete sich aus. Ginny schluchzte und vergrub ihr Gesicht hinter ihren Händen. Harry umfasste ihre Schultern und drückte sie an sich. Mit einem Triumphschrei riss Sirius sein Schwert wieder aus Tom heraus. Leblos fiel der Körper in den Staub. Seine Männer brachen in wilden Jubel aus, während aus den Gesichtern der anderen nur stumme Trauer sprach.
„Ich habe den großen Krieger unserer Feinde getötet!“, rief Sirius, der mit erhobenen Armen über der Leiche seines Gegners stand. „Niemand vermag es mehr sich gegen uns zu erheben.“
„Da irrst du dich!“, sagte eine Stimme, die Harry erst mit Verspätung als die von Sirius erkannte.
„Nein!“, keuchte er überrascht.
„Was!?“, schrie der andere Sirius wütend und fixierte sein Pendant aus der anderen Welt. „Was willst du sagen Wurm. Sprich oder ich werde dich zertreten.“
„Hast du immer noch Angst vor der Dunkelheit Sirius?“, fragte Harrys Pate ruhig und ging langsam auf sein Gegenüber zu.
„Was redest du? Ich bin die Dunkelheit! Ein Wort von mir und du wirst auf ewig in der Vergessenheit enden!“
„Nein, du fürchtest die Nacht. Wenn die Lichter ausgehen legt sich die klamme Hand der Angst um dein Herz. Das was du nicht sehen kannst, nicht riechen, fühlen oder schmecken kannst bereitet dir eine so große Angst, dass du am liebsten wieder ein kleiner Junge wärst, der sich in den Schoß seiner Mutter kuscheln kann. Aber du hast erkannt, dass es nicht die Monster unter deinem Bett sind, vor denen du dich fürchtest. Die Monster sind in die, du bist es. Du rennst dein Leben lang vor dir selber davon, aber du kannst dir nie selbst entkommen.“, sprach Sirius leise und trat mit jedem Wort einen Schritt näher heran, bis er so dicht vor seinem Spiegelbild stand, dass sich ihre Nasen fast berührten.
„Wer bist du?“, fragte der andere Sirius leise.
„Ich bin du, das Monster vor dem du wegläufst.“, entgegnete Harrys Pate zischend, mit einer Stimme, die Harrys noch nie zuvor von ihm gehört hatte. Auf einmal wirkte Sirius viel größer, mächtiger und furchteinflößender.
Sein Gegenüber prallte einen Schritt zurück , stolperte und fiel zu Boden. „Nein!“, keuchte er.
„Sieh mir in die Augen! Was siehst du? Du siehst deine Angst, deine tiefste Furcht, die du in einen Kerker deiner Seele gesperrt hast, aber jede nacht kommt sie zurück, zerreißt ihre Ketten und verfolgt dich in deine Träume. Aber jetzt, hat sie dich auch hier gefunden! Die Monster sind erwacht und werden nie aufhören dich zu jagen. Du sagst du bist die Dunkelheit? Du versteckst dich in der Dunkelheit, damit du nicht siehst was dich frisst. Aber jetzt haben sie dich gefunden. Spürst du den Atmen im Nacken und den Luftzug vor deinem Gesicht? Aber du kannst sie nicht sehen. Sie waren immer da und werden immer da sein.“ Sirius stand einfach nur da und starrte auf sein wimmerndes Spiegelbild hinab. Es war absolut nichts furchterregendes mehr an diesem Mann, der dort auf dem Boden hockte, die Augen weit aufgerissen und nach allen Seiten rollend.
„Renn, renn so schnell du kannst, oder ich werde dich hier töten.“, zischte Sirius und trat seinem Pendant in dieser Welt vor die Brust. Dieser sprang sofort auf und begann zu rennen so schnell er konnte. Ohne einen Blick zurück zu werfen verschwand er in der Dunkelheit, die zu etwas wie seinem Gefängnis geworden war.
Es war unglaublich still geworden. Der Nachtwind rauschte leise durch das Gras, als wolle er nicht diese Stille stören. Langsam wandte sich Sirius von der Stelle ab, an der sein Spiegelbild mit der Schwärze verschmolzen war und ging zum leblosen Körper von Tom hinüber. Auch Harry löste sich aus seiner Starre und ließ sich neben dem toten Körper in die Hocke sinken.
Toms Augen waren geschlossen und ein Lächeln lag um seinen Mund herum. Eigentlich hätte man meinen können er schlafe, wäre nicht das dünne Rinnsal aus Blut gewesen, das ihm aus dem Mund gelaufen war. Ein Frieden lag auf seinen Zügen, der Harry zeigte, dass der Tod für Tom eher eine Befreiung denn ein Schicksal gewesen war.
„Wie kann es nur sein, dass die Guten sterben und die Bösen verweilen?“, meinte Sirius, der eine Hand des Toten ergriffen hatte.
„Es war Schicksal und ein würdiger Tod.“, antwortete Tonks, die auch heran getreten war.
„Kein gewaltsamer Tod ist würdig!“, fuhr Sirius auf. „Niemand kann sich das Recht heraus nehmen ein anderes Leben zu beenden! Jeder bestimmt sein Schicksal selbst.“
Tonks gab ein merkwürdiges Schnauben von sich und wandte sich ab. „Wir müssen aufbrechen. Pakt eure Sachen!“ Die Hexen und Zauberer gehorchten sofort und der stumme Halbkreis, der geblieben war löste sich auf. Nur Harry, Ginny, Hermine, Ron und Sirius bleiben zurück.
„Wir müssen ihn begraben.“, sagte Hermine mit tränenerstickter Stimme. Sirius nickte und deutete mit dem Zauberstab auf seine Stelle neben dem Toten. Die Erde lockerte sich und häufte sich neben dem Grab auf. Die Wolken, die wie ein Schleier vor den Sternen gehangen hatten rissen auf und die funkelnden Gestirne blinzelten zu ihnen hinab. Helles Mondlicht strahlte zu der kleinen Gruppe hinab, als Toms Körper in das Grab hinab schwebte. Ein letztes Mal erhielt sein Haar einen silbernen Glanz, bevor der Leichnam unter der Erde verschwand.
„Ich hoffe er hat den Frieden gefunden, den er gesucht hat.“, sprach Ginny und drückte Harrys Hand. Eine ganze Weile standen sie dort und blickten auf das Grab hinab.
„Kommt, wir haben noch einen langen Weg vor uns.“, rief Tonks zu ihnen hinüber, als der ganze Troß bereit zum weiterziehen war.
„Tom meinte, dass wir nicht mit ihnen ziehen sollten.“, flüsterte Hermine.
„Wir brauchen aber Antworten und etwas sagt mir, dass wir sie in Canterbury finden könnten.“, entgegnete Harry leise. Sirius nickte und zusammen kehrten sie dem einsamen, namenlosen Grab den Rücken. Zwar würde diese Stätte in Vergessenheit geraten, doch niemals Tom selbst, denn dieser hatte sich einen Platz in ihren Herzen reserviert.

Die mächtigen Stadtmauern aus schwarzem Stein erhoben sich stolz über die Felder vor der Stadt. Rauch stieg aus den zahlreichen Schornsteinen hinter den Mauern auf. Der Regen, der in den letzten Tagen gefallen war hatte die Felder in braunen Schlamm verwandelt. Der Himmel hing grau über den hohen, schlanken Türmen der Burg, die sich in der Mitte der Stadt erhob. Sie sahen nicht aus, als wären sie von Menschenhand erbaut worden. Der Stein glänzte wie poliert und die Dächer schienen von innen zu leuchten. Viele Fenster und Erker erlaubten einen weiten Blick über die umliegenden Ländereien. Vor den Mauern, breitete sich ein ganzes Meer von Zelten aus, die sich über die Hügel ausbreiteten. Auf den höchsten Turm der Stadt flatterte eine große Fahne im Wind, die einen großen bronzenen Adler auf blauem Grund abbildete.
„So sieht die Stadt bei uns aber nicht aus.“, murmelte Hermine, die ihre Augen mit der Hand beschattete.
„In unserer Welt laufen die Dinge aber auch etwas anders.“, erwiderte Ron und nahm einen Schluck Wasser aus seiner Flasche. Je näher sie der Stadt kamen, desto ausgetretener war der Weg. Es war ein Slalom um tiefe mit Schlamm gefüllte Pfützen. Die Menschen, an denen sie vorüber kamen beäugten sie misstrauisch und feindselig. Ihre Gesichter spiegelten eine lähmende Furcht und Hoffnungslosigkeit wider, die Harry auch schon bei ihren Begleitern gesehen hatte. Es war der Blick von Menschen, die ihr ganzes Leben nur Schrecken gesehen hatten und nie Frieden oder Sicherheit erfahren hatten.
Harry warf dem Tor einen ehrfürchtigen Blick zu, als sie Canterbury betraten. Die Angeln, die die gewaltigen Torflügel hielten, waren großer als er selbst und aus massivem Stahl. Flankiert wurde das Tor von zwei gewaltigen Statuen, die Rowena und Godric darstellten. Die Hexe in einem eleganten, weich fallenden Kleid, auf dem Arm einen Adler und in der anderen eine Kristallkugel. Godric dagegen starrte streng auf sie herab, das Schwert kampfbereit erhoben.
„Halt!“, rief plötzlich jemand vor ihnen. Harry riss seinen Blick von den Statuen los und blickte an der Schulter eines Zauberers vorbei nach vorne. Dort standen zwei Männer, in glänzende blaue Umhänge gehüllt, die ihnen den Weg versperrten. In diesem Moment näherte sich hinter ihnen noch ein weiterer, der eindeutig der Anführer zu sein schien. Außer dem blauen Umhang war er noch in einen silbernen Harnisch gekleidet, dem ein Adler auf die Brust geprägt war.
„Seid ihr die Truppe aus Dertford?“, fragte er im Ton eines Mannes, der es gewohnt war Befehle zu erteilen.
„Ja und ich möchte, dass meine Männer Unterkunft und Verpflegung bekommen!“, erwiderte Tonks.
„Natürlich. Der Quartiermeister wird sich darum kümmern. Aber in euer Botschaft spracht ihr von einem Fremden, der den Hauptmann der Schwarzen Garde besiegt hat und seinen Begleitern, die sogar Eiserne besiegen können.“, fuhr der Mann fort.
„Ja, das ist dieser Mann hier und diese vier.“, bestätigte Tonks und deutete auf Sirius, der seinen Kopf so geneigt hatte, dass der Schatten des Tores sein Gesicht verdeckte. Ein Raunen lief durch die Umstehenden, besonders die beiden Wachen sahen sich ungläubig an.
„Meine Herrin Rowena Ravenclaw wünscht diese Fremden zu sehen.“, sprach der Hauptmann. „General Tonks, ihr findet den Quartiermeister in der Kaserne und ihr“, der Mann deutete auf Harry, Ginny, Hermine, Ron und Sirius. „folgt mir bitte. Meine Herrin erwartet euch.“ Mit wehendem Umhang drehte sich der Hauptmann um. Harry zögerte, folgte ihm aber dann. Die kleine Gruppe wurde von den beiden Wächtern in die Mitte genommen. Überall in Canterbury herrschte hektisches Treiben, das an einen gewaltigen, summenden Bienenstock erinnerte. Aus allen Ecken drang das Geräusch von Schmiedehämmern und Sägen. Offenbar wurde die Stadt darauf vorbereitet einer Belagerung standzuhalten. Die kleinen Fachwerkhäuser duckten sich in den Schutz der Stadtmauer, die wie Harry nun sehen konnte so breit war, dass vier Mann bequem nebeneinander gehen konnten. Auch die Mauer war aus dem schwarzen Stein erbaut, der im Licht wie Glas glänzte. Einige Stände waren am Rand der Gasse aufgebaut und irgendwie erinnerte diese Straße Harry an die Winkelgasse. Im Sommer war dort auch häufig ein solcher Betrieb, doch alle Menschen, denen sie begegneten hatten ernste Gesichter, die verlernt zu haben schienen zu lachen. Auch hier wurden die Fremden misstrauisch beäugt, aber niemand sagte ein Wort. Plötzlich ragte vor ihnen ein weiteres Tor auf, das in die Burg hinein führte, deren Türme weithin sichtbar waren.
Die hohen Torflügel öffneten sich, als sie heran traten und gaben den Blick auf eine mit Marmor ausgelegte Eingangshalle frei. Schlanke, hohe Säulen stützten die Decke, die mit Mosaiken geschmückt war. Die Kunstwerke zeigten Sterne und Fabelwesen, die auf jeden herab blickten, die durch das Tor schritten. Ihre Schritte klangen hell auf dem weißen Marmor und das Licht der Fackeln spiegelte sich auf dem polierten Boden.
„Beeindruckend.“, murmelte Sirius, der sich einmal im Kreis drehte um alles in seiner Gesamtheit betrachten zu können.
„In der Tat.“, bestätigte der Hauptmann der Wache.
Eine breite Treppe führte über viele Stufen hinauf zu einer Empore, die einmal um die ganze Eingangshalle herum führte. Kostbare Teppiche dämpften nun die Geräusche ihrer Schritte. Bilder hingen an den Wänden, die ausnahmslos große Helden und Krieger zeigten, die siegreich über ihren toten Feinden standen.
Sie schritten durch einen breiten Gang, der direkt über der Treppe lag und hell von Fackeln erleuchtet war. Ihr Weg endete vor einer Türe, neben der acht Wachen in silbernen Harnischen standen, die sofort die Türflügel aufstießen, als sich die Gruppe näherte. Harry verschlug es den Atmen, als er den Raum dahinter erblickte. Auch diese Halle glänzte in weißem Marmor, doch befanden sich an den Wänden hohe Fenster, die einen Atemberaubenden Blick über die Stadt und die umliegenden Hügel zuließen. Oben den der Decke glühte eine eigene kleine Sonne, die den Stein leuchten und die Sterne im Mosaik erstrahlen ließ. Es war ein Saal, der wahrlich einem König würdig war. Vor den Säulen, die sich an der Decke in ein steinernes Blattwerk verzweigten, standen ebenfalls Wächter, die in edle blaue Umhänge gehüllt waren, auf deren Brust ein bronzener Adler prangte. Langsam wurden Harry, Ginny, Hermine, Ron und Sirius zum Thron geleitet, der am anderen Ende unter einem hohen, spitzen Fenster stand, durch das ein einzelner Sonnenstrahl herein fiel. Eine Frau saß auf diesem fürstlichen Sitz aus Gold und Marmor, deren braunes Haar vom Sonnenlicht vergoldet wurde. Ihre wachen Augen blickten ihnen aufmerksam entgegen, als die Gruppe näher heran trat.
„Seid gegrüßt Fremde.“, sprach sie mit ihrer rauhen aber trotzdem wohlklingenden Stimme. Die Aura der Macht, die sie umgab, machte das Atmen in ihrer Gegenwart schwer. Harry verneigte sich vor der Zirkelmagierin, die sich nun von ihrem Thron erhob. Ihr Gewand umfloss sie wie fließendes Wasser, das bei jedem Schritt in einer anderen Farbe schillerte.
„Wie ihr vermutlich bereits wisst bin Rowena Ravenclaw.“, stellte Rowena sich vor. „Ihr seid also die Fremden, von denen mir berichtet wurde. Sprecht, woher kommt ihr?“
„Wir kommen von sehr weit her.“, antwortete Sirius ausweichend.
Rowena sah ihn einen Moment durchdringend an. Ihre großen, braunen Augen bohrten sich in die seinen. „Sieh an, der Mann, der den Anführer der Schwarzen Garde nur mit seinen Worten in die Flucht schlug. Deine Heldentat hat sich bereits verbreitet.“, sagte Rowena lächelnd, doch etwas an diesem Lächeln war nicht echt. Es sah aus wie aufgesetzt und vermutlich sollte es dies auch.
„Ich habe nur versucht den Tod von Tom Riddle zu rächen.“, erklärte Sirius.
„Ja, ich habe von seinem Tod gehört. Tragisch aber nicht weiter von Bedeutung. Viele sind in den letzten Wochen gefallen und noch viel mehr werden folgen.“
„Sie müssen eure Armee nicht gegen den Rest des Zirkels in die Schlacht führen! Es wird in einem Gemetzel enden.“, rief Hermine aufgebracht.
„Danke, aber wenn ich militärischen Rat von dir haben möchte sage ich bescheid.“, zischte Rowena böse und funkelte Hermine an. Sie senkte den Blick. „Wir haben nun genug nichtssagende Konversation betrieben. Ich will wissen woher ihr wirklich kommt und wie ihr an einen Zauber gekommen seid, der einen Eisernen zur Strecke bringen kann.“ Rowenas Ton hatte sich radikal verändert. Er war fordernder und hatte den melodischen Klang verloren. Harry sah seine Freunde unsicher an.
„Achja.“, sagte die Zirkelmagierin gespielt überrascht. „Ihr könnt vielleicht damit beginnen, warum Sirius Black, Hauptmann der Schwarzen Garde, plötzlich einen Zwillingsbruder hat.“
Ron schnappte nach Luft, während die anderen Rowena anstarrten und dann zu Sirius hinüber blickten. Sein Gesicht war völlig ruhig, doch hinter seiner Stirn arbeitete es fieberhaft. Erwartungsvoll, mit zusammengekniffenen Augen, sah die hohe Magierin zu ihnen hinüber.
Sirius wollte gerade dazu ansetzen etwas zu erwidern, da flogen die Türflügel mit einem Krachen auf. Alle fuhren herum, nur Rowena sah ganz ruhig auf. In der Tür stand ein großer, breitschultriger Mann, der in einen roten Mantel gehüllt war. Ein goldener Löwe prangte auf seiner prächtigen Rüstung, dessen Auge rot glühte. Sein Haar fiel ihm in langen, rotblonden Locken auf die Schultern. Sein Gesicht war von einem buschigen Bart bedeckt, aber das eindrucksvollste an ihm waren die stechenden grünen Augen.
„Godric Gryffindor!“, rief Rowena, als der Mann näher kam. Sein Schwert klirrte an seinem Gürtel.


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