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Fanfiction

Splinters ~ Splitter - The trouble with me

von Resimesdra

~ Gewidmet Cassandra Claire. Danke für "A Season In Hell" und "After The Flood"!~



You see the trouble with me
I've got a head full of fuck
I'm a basket case
I dont think I can love, love, love

You see the trouble with you
Is you're in love with me
What a strange thing to do
What a brave place to be

Robbie Williams, “The trouble with me”



~oOo~



Harry liegt auf seinem Bett, die Arme unter dem Kopf gefaltet, und starrt an die Decke. Er weiß nicht mehr, wie lange er schon so hier liegt, aber es scheint eine Ewigkeit her zu sein, seit Draco halb ins Zimmer getreten und mit verschränkten Armen in der Tür stehen geblieben ist. Er erwartet, dass Harry etwas sagt. Harry will aber nichts sagen; er will einfach nur, dass Draco endlich verschwindet, damit er aufstehen und sich einen Feuerwhiskey aus dem Schrank im Wohnzimmer holen kann. Aus irgendeinem Grund kann er seinen Körper nicht dazu bringen, sich zu bewegen, so lange Draco da herumsteht und ihn aus seinen durchdringenden grauen Augen anstarrt. Und Draco, der penetrante kleine Scheißer, geht einfach nicht; er steht immer noch in der verdammten Tür und schaut ihn an.

„Ich vergesse immer, dass du noch den Schlüssel zu meiner Wohnung hast“, seufzt Harry schließlich. Er sagt meine Wohnung, obwohl sie sich die Miete immer geteilt haben, seit sie vor ein paar Monaten hier eingezogen sind. Wenn Draco Harrys Wortwahl aufgefallen ist – was wahrscheinlich der Fall ist, er scheint so etwas immer zu bemerken – geht er jedenfalls nicht darauf ein. Er starrt Harry nur weiterhin unverwandt an.

„Tja, hab ich aber.“

„Wirklich. Und was willst du?“

“Ich habe noch ein paar Sachen hier. Ich bin gekommen, um sie abzuholen.“

Die Wahrheit ist, dass Dracos sämtliche Sachen noch hier sind; er hat überhaupt nichts davon mitgenommen. Harry ist ziemlich sicher, dass das nicht der Grund für seine Rückkehr ist. Er kommt immer zurück, egal was Harry mit ihm anstellt, wie er ihn behandelt. Harry seufzt erneut und rollt auf die Seite, von wo aus er Draco aus grünen, kurzsichtigen Augen ansieht.

„Warum?“

Draco verlagert sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Warum was?“

„Warum kommst du immer wieder zurück?“

Vor zwei Tagen ist er abgehauen, wütend, verletzt und beleidigt. Harry kann sich nicht mal mehr an den Grund erinnern; sie streiten so häufig, dass er beim besten Willen nicht mehr sagen kann, was Draco dieses Mal zum Gehen veranlasst hat, welcher Tropfen das Fass zum Überlaufen brachte. Draco erträgt eine ganze Menge, das ist Harry durchaus bewusst. Er weiß auch, dass er kein netter Mensch ist, und das hat er Draco gesagt – oder eher, er hat es ihn spüren lassen. Aus Erfahrung wird man klug, sagt man. Aber Draco wird nicht klug, er bleibt weiterhin bei ihm.

Harry weiß wirklich nicht, warum er das tut. Wenn er so darüber nachdenkt – er könnte es nicht aushalten, so behandelt zu werden, wie er Draco behandelt. Es ist wirklich übel. Und manchmal ist Harry richtig angewidert von sich selbst. Und trotzdem ändert sich nichts an seinem Verhalten.

Ab und zu hat Draco genug und geht; brüllt, dass er nicht wieder zurückkommen wird, dieses Mal nicht – und dennoch dauert es nie länger als eine Woche, bis er wieder vor der Tür steht. Und jedes Mal ist er noch gebrochener, jedes Mal hat er noch ein bisschen mehr Selbstachtung verloren.

Harry versteht es nicht, er kann Draco Malfoy einfach nicht begreifen. Aber andererseits versteht er sich selbst auch nicht mehr. Er weiß ja nicht mal, warum er so gemein zu Draco ist, warum er ihn ständig wie einen minderwertigen Menschen behandelt. Er weiß nicht, warum er, wenn Draco mal wieder abgehauen ist, bewegungslos auf dem Bett liegt bis er wieder zurück ist und sich halb wünscht, dass er zurück kommt, und halb hofft, dass er fort bleibt.

Er versteht nicht, warum seine Gefühle Draco gegenüber so widersprüchlich sind.

Er hat nichts gegen ihn, wenn Draco sich unter ihm windet, seine schweißnasse Haut heiß gegen Harrys, die Augen verschleiert von Verlangen, sein Atem unregelmäßig und flach, wenn seine Hüften gegen Harrys zucken und seine Erektion verzweifelt über Harrys flachen Bauch reibt… nein, damit hat Harry kein Problem.

Aber sobald das letzte Nachbeben des Orgasmus seinen Körper verlassen hat, rollt er von Draco herunter und geht auf Distanz. Manchmal – meistens – ist Draco zu diesem Zeitpunkt noch nicht nmal gekommen, aber Harry weigert sich strikt, ihm einen runterzuholen. Oder ihm gar einen zu blasen. Harry hat das noch nie getan und wird es auch nicht tun; auch wenn er es durchaus schätzt, wenn Draco es bei ihm macht, denn er macht das sogar ziemlich regelmäßig.

Für gewöhnlich starrt Draco ihn dann eine Weile an, mit gerötetem Gesicht und hartem, pulsierenden Schwanz, bevor er aufsteht und ins Bad geht, um es sich dort selbst zu machen. Wenn er zurück kommt, schläft Harry normalerweise schon. Oder er tut zumindest so. Dann schlüpft Draco ohne ein weiteres Wort unter die Decke und legt sich ebenfalls schlafen. Im Schlaf drehen sie sich gegenseitig den Rücken zu.

Na ja, nicht immer, überlegt Harry. Einmal ist er aufgewacht und fand sich an Dracos Rücken gekuschelt, sein Arm um seinen Brustkorb geschlungen und seine Nase in seinem blonden Haar vergraben. Dann ist Draco aufgewacht und Harry hat ihn aus dem Bett geschubst. Manchmal fragt er sich, ob er vielleicht noch eine Weile in dieser Position verharrt hätte, wenn Draco nicht just in diesem Moment aufgewacht wäre. Wenn er keine Angst vor den Fragen gehabt hätte, die zwingend daraus resultieren mussten.

„Warum ich zurück komme?“, fragt Draco jetzt, die Arme noch immer vor seiner schmalen Brust verschränkt. Harry findet – und nicht zum ersten Mal – dass er aussieht, als sei er aus Porzellan. Alles an ihm wirkt so zerbrechlich, so empfindlich, so verletzlich. Vielleicht ist das der Grund, warum Harry ihn so unbedingt verletzen, ihn brechen will; vielleicht rührt daher dieser Drang, blaue Flecken auf seiner makellosen Haut zu hinterlassen. Er ist einfach provozierend in all seiner Perfektion. Diese verdammt tadellose Landschaft elfenbeinfarbener Haut bettelt doch geradezu darum, markiert zu werden.

„Warum ich zurück komme?“, wiederholt Draco, und mittlerweile leuchten seine porzellanfarbenen Wangen in einem zarten Rot.

Harry sieht dem Ganzen interessiert zu.

Draco ist die einzige Konstante in seinem Leben. Menschen sind gekommen und gegangen, sie brachten Harry dazu, sie gern zu haben, ja sogar zu lieben, und dann verschwanden sie wieder, einer nach dem anderen, haben ihn verlassen, verletzt, ihn von innen heraus getötet. Harry hat zu vielen Menschen vertraut, hat zu viele Enttäuschungen erlitten, um noch Vertrauen in Welt um ihn herum zu haben. Er weiß, dass es bestenfalls einen Menschen gibt, dem er trauen kann, und das ist er selbst. Seine Eltern haben ihn im Stich gelassen, Sirius hat ihn im Stich gelassen, Dumbledore hat ihn im Stich gelassen, ja, sogar Remus, der verlässliche Remus, hat ihn letztendlich im Stich gelassen. Ron und Hermine haben England verlassen und sind nach… Harry weiß nicht mal mehr, wohin sie gezogen sind. Hermine hat ihm geschrieben, aber da Harry nie geantwortet hat, wurden die Briefe erst weniger und haben dann ganz aufgehört.

Draco ist der Einzige, der geht und wieder zurück kommt, immer wieder, mit einer geradezu beunruhigenden Stetigkeit. Er ist wie ein Bumerang. Harry ist nicht an so was gewöhnt. Er fragt sich, wie weit er ihn wohl werfen muss, damit er den Weg zu ihm zurück nicht mehr wieder findet.

Die einzige andere Konstante in Harrys Leben (wenn man es denn wirklich eine Konstante nennen will), ist Voldemort gewesen. Voldemort war der Grund für Harrys Existenz, sein Grund zu leben. Harry war nur wer er war, weil Voldemort da war und er sich Harry als sein Gegenstück geschaffen hatte. Jetzt ist er weg, von Harrys eigener Hand gefallen. Und Harry beschleicht häufig das nagende Gefühl, dass er sich selbst ebenfalls getötet hat. Nicht wortwörtlich, natürlich, aber kann man denn eine Existenz bar jeglichen Sinn und Zwecks wirklich ein Leben nennen?

Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Harry war regelrecht entsetzt, als er erfahren musste, dass das Band, das ihn und Voldemort verbunden hat, wohl doch nicht so stark war, wie er immer gedacht hatte. Als er feststellen musste, dass er noch am Leben ist, obwohl Voldemort kalt und tot zu seinen Füßen liegt. Harry hat erwartet, dass er mit ihm sterben würde. Er hat diesen Moment so lange gefürchtet, dass er eigentlich fast schon enttäuscht war, als der Rauch sich verzog und er noch immer dort stand, inmitten all der Leichen, des Bluts, der zerfetzen Umhänge und abgerissenen Gliedmaßen… Er wollte all das nicht sehen. Und dann bemerkte er Draco Malfoy, der sehr bleich und sehr still neben dem toten und bewegungslosen Körper seines Vaters stand. Es war eine Weile her gewesen, seit er Draco das letzte Mal gesehen hatte. Um genau zu sein hatte er ihn seit seinem fehlgeschlagenen Mordversuch an Dumbledore nicht mehr gesehen; und soweit Harry wusste, hatte er auch in der letzten großen Schlacht nicht mitgekämpft.

Wie es letztendlich dazu kam, dass sie zusammenzogen, das versteht Harry noch immer nicht recht. Aber als sie sich damals quer über das Schlachtfeld anstarrten, über die aufgetürmten Berge verstümmelter Körper und durch den Rauch hindurch, der in dicken Schwaden über dem Ort wallte, erkannte Harry plötzlich, dass Draco der Einzige war, in dessen Augen sich der verlorene, leere Ausdruck in Harrys Gesicht widerspiegelte. Alle anderen waren aufgeregt, glücklich und voll Freude über den gewonnen Krieg; während Draco und Harry die Einzigen waren, die fühlten, dass ihre Verluste ihren Gewinn überwogen.

Leid tut Draco Harry jedoch nicht. Draco hat auf das falsche Pferd gesetzt, und das kommt eben davon, wenn man sich im Krieg auf die falsche Seite stellt, oder nicht? Draco hat seinen Vater verloren, seine Mutter hat sich umgebracht, und Snape – nun, der ist wie vom Erdboden verschluckt. Keiner weiß, ob er wirklich tot ist oder sich nur irgendwo versteckt. Draco, wie Harry, ist zurückgeblieben, das Dunkle Mal noch immer auf seinem Arm eingebrannt; ein Symbol des Verrats, das sich schon beinahe obszön von der weißen Haut an Dracos linkem Unterarm abhebt. Ein ewiges Mahnmal ihrer gegenseitigen Abneigung. Der einzige Makel auf Dracos ansonsten so tadelloser Haut. Abgesehen von den Blutergüssen, natürlich, und den kleinen Brandmalen, die von Zigaretten herstammen, die auf bloßer Haut ausgedrückt wurden.

Harry trägt Sorge dafür, dass Dracos Haut nicht ganz so rein bleibt, wie sie es einst war.

Das Dunkle Mal wird immer präsent sein, und genau wie Harrys Narbe wird es die beiden immer daran erinnern, wer sie einmal waren, völlig egal, wie wenig von ihrem früheren Selbst tatsächlich noch in ihnen übrig ist.

Manchmal starrt Harry minutenlang auf das Mal, bis Draco unangenehm berührt den Arm wegzieht und den Ärmel seines Pullovers darüber streift. Er schämt sich. Harry genießt die Aura von Scham und Erniedrigung, die von Draco ausstrahlt. Er soll sich schämen, er soll bereuen, büßen für alles, was er getan hat, und für alles, das er nicht getan hat. Gelegentlich wird Harry klar, dass es nicht fair ist, Draco die Schuld an allem zu geben, was in seinem Leben schief gegangen ist. Aber wenn das Gefühl der Überlegenheit ausreicht, das Harry bekommt, wenn er während des Sex nur lange genug auf das vernarbte Gewebe an Dracos Unterarm starrt, wo Voldemort die milchige Haut mit seinem dreckigen Abzeichen besudelt hat, als sei Draco nicht mehr als ein Stück Vieh, um ihn zu einem unglaublich intensiven Höhepunkt zu bringen – dann, wirklich, geht Harry die Fairness am Arsch vorbei.

Und vielleicht ist Draco ja nicht mehr als ein Stück Vieh. Ein Kalb, das sich in einer Welt verlaufen hat, in der es sich nicht auskennt, die es nicht versteht. Vielleicht bleibt er nur aus diesem Grund bei Harry, weil er es allein nicht schafft. Weil sie beide Schiffbrüchige sind, die an einer weit entfernten Küste an Land gespült wurden. Weil man, wenn man sich verlaufen hat, zu zweit noch immer besser dran ist, als allein, völlig egal, wer die andere Person ist. Der Krieg hat die beiden ausgespuckt wie etwas besonders Ekliges auf der Zunge der Welt. Oder zumindest fühlt Harry sich so.

Harry gefällt die Idee nicht, ausgerechnet mit Draco Malfoy schiffbrüchig zu sein – aber wahrscheinlich kann man sich nicht aussuchen, mit wem man untergeht. Was einem bleibt, ist die Wahl zwischen Einsamkeit und der Alternative. Auch wenn Gemeinschaftlichkeit nicht das richtige Wort ist, ihre… Beziehung zu beschreiben.

„Ich weiß es nicht. Sag’s mir“, sagt Harry müde. Er weiß, dass Draco nichts sagen wird. Er sagt nie etwas. Gut möglich, dass er die Antwort selbst nicht kennt.

„Fick dich, Potter“, flüstert Draco. Seine ganze Erscheinung ist so bemitleidenswert armselig, dass Harry einen Lachanfall zurückhalten muss.

„Nein“, sagt er und versucht, heiter zu klingen. „Selbst du solltest mittlerweile umrissen haben, dass es dazu nie kommen wird.“

Draco sieht in giftig an und die Muskeln seiner Kiefer bewegen sich, aber er antwortet nicht. Harry ist zufrieden und gelangweilt zugleich. Er mag es, wenn Draco ihm widerspricht. Es gibt ihm einen Grund, auszuflippen. Und Harry flippt gern aus. Das ist immer noch besser, als gar nichts zu fühlen.

Trotzig streicht Draco sich eine Strähne seines farblosen Haars aus der Stirn. Er hat es schon seit einer ganzen Weile nicht mehr schneiden lassen und mittlerweile ist es ziemlich unordentlich geworden. Harry ist das egal. Er hat Dracos akkuraten Haarschnitt sowieso nie besonders gemocht. Jetzt kommt unter den hellen Strähnen ein blaues Auge zum Vorschein. Richtig, Harry erinnert sich. Er hat ihn geschlagen, damals vor zwei Tagen. Warum weiß er nicht mehr. Er hat noch nie einen besonderen Grund gebraucht, um Draco weh zu tun.

„Warum machst du das mit mir?“, fragt Draco mit belegter Stimme. „Warum behandelst du mich so?“

Harry zuckt die Schultern. „Ich bin kein netter Mensch. Das sag ich dir doch die ganze Zeit. Warum bleibst du? Warum haust du nicht einfach ab?“

“Du bist kein netter Mensch”, echot Draco. „Ist das alles? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“

Harry zuckt erneut die Schultern.

„Warum versuchst du’s nicht mal?“, fragt Draco und jetzt klingt er wirklich verzweifelt. „Du gibst mir ja nicht mal eine Chance. Uns. Kannst du nicht wenigstens versuchen, mir zu vertrauen?“

Harry schüttelt den Kopf. “Nein. Ich vertrau dir nicht. Ich traue aber niemandem, also nimm’s nicht persönlich.”

Aber natürlich nimmt Draco es persönlich. Er kann nicht anders. „Warum sagst du dann nicht, dass ich verschwinden soll? Sag einfach, dass du mich nicht willst, und ich geh für immer.“

Harry sieht ihn an. „Ich will dich nicht, also verschwinde.“

Draco starrt zurück und kaut auf seiner Unterlippe herum. „Das meinst du nicht ernst“, sagt er und diesmal kann Harry sich nicht länger beherrschen. Er lacht heiser auf.

„Siehst du? Ich sag dir die ganze Zeit schon, dass du deinen Kram packen und dich verpissen sollst, aber du hörst einfach nicht hin. Was ist los mit dir? Bist du ein Masochist oder sowas? Macht es dich an, wenn du so behandelt wirst?”

Die Röte in Dracos Gesicht intensiviert sich, aber er bleibt, wo er ist. „Du bist echt ein Arschloch, Potter!“

„Ich weiß“, sagt Harry wieder. „Das hab ich dir schon ein paar Mal gesagt, weißt du.“

Draco hebt eine Hand zum Mund und beginnt, an seinen Nägeln herumzukauen. Harry verzieht das Gesicht. „Hör auf damit; mir wird schlecht davon!“

Draco hört sofort auf. Es ist, als hätte Harry sein Gehirn unter Kontrolle. „Das ist auch meine Wohnung“, sagt er mit einem Anflug von Trotz in der Stimme. „Ich hab das Recht, hier zu sein. Immerhin zahle ich ja für meine Hälfte.“

Harry rollt die Augen. „Meinetwegen, dann bleib halt in deiner Hälfte. Ist mir auch egal. Aber lass mich in Ruhe.“

Draco überlegt für einen Moment, dann macht er ein paar Schritte nach vorn und klettert zu Harry ins Bett. „Was soll das denn werden?“, fragt Harry, obwohl er ganz genau weiß, was Draco vor hat. Muggel nennen es ‚Beschwichtigungspolitik’. Harry nennt es einen erpresserischen Blowjob.

Er schüttelt ungläubig den Kopf als Draco mit seiner Gürtelschnalle herumfummelt, aber er hindert ihn auch nicht daran. Kaum zu glauben, wie wenig Stolz im Erben der Malfoys übrig geblieben ist, der sich selbst immer als Krone der Schöpfung zu sehen pflegte. Aber weil ihm Dracos Seelenfrieden nicht egaler sein könnte, lehnt Harry sich einfach zurück und lässt Draco weitermachen. Er bläst ausgezeichnet, die kleine Nervensäge. Soviel muss zu seiner Verteidigung gesagt werden.

Es dauert nicht lange bis Harry kommt. Er hat es seit zwei Tagen nicht gehabt und Draco ist wunderbar eifrig. Harry gibt keinen Laut von sich, er wühlt nur seine Hände in Dracos Haar, hält seinen Kopf fest und zwingt ihn, alles zu schlucken, bis auf den letzten Tropfen. Draco schluckt nicht gern und Harry weiß das. Aber auch das ist ihm egal.

Als er ihm endlich gestattet, zum Luftholen den Kopf zu heben, ist Dracos Gesicht gerötet und er wischt sich den Mund mit dem Handrücken ab. „Du brauchst mich nicht zu ersticken“, sagt er. Harry antwortet nicht. Er betrachtet das blaue Auge. Dracos empfindliche Haut ist geschwollen und da, wo sie aufgeplatzt ist, erinnert sie an einen winzigen, organischen Vulkan.

„Hübsches Veilchen hast du da“, sagt er und Draco schnaubt; allerdings scheint er nicht ganz bei der Sache zu sein. Harry weiß, dass er mittlerweile schmerzhaft erregtg sein muss – rätselhafter Weise macht es ihn trotz allem an, wenn er Harry befriedigt – aber er tut so, als merke er es nicht. „Steht dir irgendwie.“

„Halt die Klappe, Potter“, sagt Draco und Harry widersteht dem Drang, ihn erneut ins Gesicht zu schlagen, ihm ein passendes Veilchen auf der linken Seite zu verpassen. Oder ihn aus dem Bett zu stoßen. Stattdessen beißt er sich auf die Lippe, und als er Blut schmeckt, ebbt das Verlangen, Draco weh zu tun, langsam ab. Den Hosenladen noch immer offen lehnt Harry sich zurück gegen das Kopfbrett und saugt seine misshandelte Lippe in den Mund, den metallischen Geschmack von Blut auf der Zunge.

„Willst du dagegen nicht mal was unternehmen?“, fragt er und deutet auf Dracos Schritt, wo sich der Stoff seiner Jeans ziemlich deutlich ausbeult.

Draco ist verblüfft. „Du…?“

Harry schnaubt. “Nein, ich nicht. Aber du kannst es hier machen, wenn du willst. Es macht mir nichts aus.“

Draco sieht ihn fragend an und Harry nickt. „Na los.“

Draco ist verwirrt. Er darf es sonst nicht vor Harry machen. Harry sagt, dass ihm kotzübel wird, wenn er den Schwanz eines anderen Mannes sehen muss. Draco ist ziemlich sicher, dass das nicht der Wahrheit entspricht, aber Harry besteht darauf und Draco hat gelernt, nicht mit ihm zu streiten. Er sitzt stocksteif da und starrt Harry an; als fürchte er, dass Harry seine Meinung doch noch ändern könnte, wenn er erst mal loslegt.

Harry rollt mit den Augen. „Jetzt mach nicht so ein Theater. Du weißt doch wohl, wie man wichst, oder?“

Draco nickt zögerlich und lehnt sich zurück; Harry lässt er dabei nicht aus den Augen. Harry sieht ihm zu, wie er seinen Hosenladen aufknöpft und seine Boxershorts gerade weit genug nach unten schiebt, so dass er seinen Schwanz daraus befreien kann. Er ist hart und zuckt und ein paar durchsichtige Tröpfchen glitzern wie zähflüssige Tränen an der Öffnung der Harnröhre. Harry schluckt. Es ist ja nicht so, als hätte er Dracos Schwanz noch nie gesehen – schließlich haben sie recht viel Sex und es ist geradezu unmöglich, diesen doch recht auffälligen Teil seiner Anatomie zu übersehen – aber Harry hält sich normalerweise nicht damit auf, ihn sich genauer zu betrachten. Er hat noch nie dabei zugesehen, wie Draco ihn reibt, langsam, von der Spitze bis zur Wurzel; und plötzlich merkt Harry, dass er überhaupt keine Ahnung hat, wie Draco es mag. Ob er es heftig oder lieber sanft will, schnell oder langsam, mit leichten Berührungen oder lieber einem festen Griff… weil er ihn nie danach gefragt hat. Weil es ihm nie wichtig war, ob Draco auch auf seine Kosten kommt.

Draco andererseits ist ein Experte was Harrys Körper angeht. Er kennt all die Stellen, weiß, wie Harry angefasst werden will, wann er schneller oder langsamer machen muss. Harry hat ihn das gut gelehrt.

Jetzt zuckt Dracos rechtes Bein und seine Augen werden glasig. Harry überlegt, ob das wohl bedeutet, dass er gleich kommen wird. Natürlich hat er Draco schon etliche Male Kommen sehen, aber normalerweise schenkt er diesem Moment keine sonderliche Beachtung. Doch dann wirft Draco tatsächlich den Kopf zurück und hält seine Hand still, während Sperma in dicken, weißen Spritzern über seine Finger gepumpt wird. Er macht kein wirklicher Geräusch dabei, kein Stöhnen oder sowas in der Art, nur ein kehliges Seufzen, kaum mehr als ein verspätetes Luftholen.

Harry schließt für einen Moment die Augen.

Dann, nachdem der Orgasmus verstrichen ist, schaut er wieder hin. Er stellt fest, dass ein paar Tropfen Samen Dracos Körper verfehlt haben (sein T-Shirt ist sowieso komplett eingesaut) und stattdessen unordentliche Pfützen auf dem Laken bilden. Draco hat es noch nicht bemerkt. Er schaut zu Harry auf, abwartend, seine Augen ein wenig abwesend, Wangen gerötet, Lippen feucht und leicht geöffnet. Harry findet, dass er wie ein Mädchen aussieht, dass bereit ist, gefickt zu werden. Aber Harry wird es nicht tun, nicht jetzt. Er ist zwar bereits wieder hart, aber irgendwie fühlt es sich falsch an, dass ihn der Anblick von Draco beim Abspritzen anmacht. Andersherum mag es in Ordnung sein, aber nicht so. Warum das so ist, kann Harry beim besten Willen nicht sagen. Aber es macht auch keinen Unterschied. Er hat gelernt, dass es Dinge gibt, die man einfach akzeptieren muss, egal, ob man sie nun versteht oder nicht.

Harrys Augen werden schmal und er deutet ungeduldig auf die Spritzer auf dem Bett. „Mach das sauber, ja?“ Seine Stimme ist kühl, distanziert. Dracos Gesichtsausdruck verändert sich, wird unsicher und verwirrt.

„Was?“

Harry rollt die Augen. „Du hast meine Laken versaut. Ich will, dass du das weg machst und dann eine Dusche nimmst. Ich mag nicht, wie du riechst.“

Draco saugt seine Unterlippe ein und einen Moment lang ist Harry sicher, dass er anfangen wird, zu heulen. Draco ist leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, und er scheint immer gleich zu heulen. Harry kann das nicht ausstehen, er hasst es. Manchmal schreit er ihn dann an, oder schlägt ihn, damit er damit aufhört, aber es funktioniert nie. Draco versucht ja, sein Schluchzen zu ersticken, aber es wird dadurch nur noch schlimmer, also hat es keinen Zweck. Es ekelt Harry an. Vielleicht ist es ja okay, wenn kleine Mädchen heulen, weil sie sich das Knie aufgeschlagen haben; aber es ist ganz sicher nicht Ordnung, wenn junge Männer in ihrem Alter auf diese Weise weinen. Es ist einfach entwürdigend.

Doch als er Draco prüfend ins Gesicht schaut, sieht er, dass er nicht weint. Seine Augen sind zwar glasig und er sieht tatsächlich aus, als wolle er gleich in Tränen ausbrechen – aber noch tut er es nicht.

„Du magst nicht, wie ich rieche, hm?“, fragt er und versucht, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen.

Harry schüttelt den Kopf. „Nicht besonders, nein.“ Nun, er mag es im Moment nicht, weil Draco nach Schweiß und Zigaretten und Klamotten stinkt, die seit zwei Tagen nicht gewechselt worden sind. Er weiß nicht genau, ob er seinen Geruch generell mag. Wahrscheinlich schon. Oder zumindest ist er ihm zuvor noch nie störend aufgefallen. Aber jetzt ist ihm nicht danach, Draco diesen komplexen Gedankengang zu erläutern.

„Gibt es eigentlich überhaupt etwas, das du an mir magst?“, fragt Draco und schaut interessiert auf seine Hände. Er hatte schöne Hände, damals in der Schule, erinnert sich Harry. Aber jetzt sind die Nägel abgebissen und die Haut ist rau, gräulich und an den Knöcheln aufgeschürft.

Er antwortet nicht. Draco wartet eine Minute oder so, schweigend, dann rutscht er vom Bett und steht auf.

„Ich verstehe“, sagte er und sein Gesicht ist verschlossen und müde. „Ich bin dann jetzt in der Dusche.“

“Hey”, sagt Harry. “Benutz nicht…”

„… deine Seife. Ich weiß”, beendet Draco den Satz und seine Augen streifen kurz über Harrys Gesicht. „Ich werd sie schon nicht nehmen, keine Sorge.“

„Gut“, sagt Harry langsam und Draco geht raus, schließt die Tür hinter sich. Harry weiß, dass er sie am liebsten zuschlagen möchte, aber als er das das letzte Mal getan hat, hat Harry ihn zur Strafe zwei geschlagene Tage ignoriert. Er wird das nicht wieder riskieren, da ist Harry ganz sicher.

Als er in dem nun wieder leeren Zimmer liegt, fragt Harry sich erneut, warum Draco bleibt. Ist seine Angst vor dem Alleinsein tatsächlich so groß, dass er lieber all das erträgt? Und warum wirft Harry ihn nicht einfach raus, wenn er ihm so auf die Nerven geht? Wenn er wirklich will, dass Draco ihn endlich verlässt, wie es all die anderen getan haben; wenn er will, dass er geht, damit er endlich aufhören kann, darauf zu warten, dass es passiert? Denn irgendwann wird es passieren, daran besteht für Harry überhaupt kein Zweifel. Es ist immer so gewesen und er wüsste wirklich nicht, warum sich das ändern sollte.

Harry schüttelt den Kopf. Er will nicht weiter daran denken, will nicht wissen, was hinter all dem steht. Was, wenn ihm die Antwort nicht gefällt?

Er macht seinen Hosenschlitz zu. Noch ist er halbhart, aber es ist nicht länger dringend, also beschließt er, nichts dagegen zu unternehmen. Vielleicht hat er später eine bessere Verwendung dafür, wenn Draco erst wieder sauber ist und nach Duschgel und ihm selbst riecht… Harry seufzt und steht auf. Was ist bloß mit seinem Kopf los?

Er geht hinüber ins Wohnzimmer und nimmt eine Flasche Whiskey aus dem Schrank. Er macht sich nicht erst die Mühe, die scharf riechende Flüssigkeit in ein Glas zu schenken; er nimmt einfach die ganze Flasche mit ins Schlafzimmer und nimmt schon im Gehen einen großzügigen Schluck daraus.

Draco braucht schrecklich lang unter der Dusche und Harry überlegt bereits, ob er sich vielleicht darunter ertränkt hat. Aber noch bevor er die Entschlusskraft aufbringen kann, nach dem Rechten zu sehen, hört er, wie das Wasser abgedreht wird. Und da Draco zwar zäh ist, aber nicht zäh genug, nach seinem eigenen Ableben noch die Dusche auszumachen, nimmt Harry an, dass alles in Ordnung ist. Er sinkt zurück in die Kissen und nimmt noch einen Schluck aus der Flasche.

Als Draco endlich wieder aufkreuzt, sein Haar handtuchtrocken, ist Harrys Sicht bereits angenehm verschwommen und sein Kopf fühlt sich leicht und ein wenig umnebelt an. Draco trägt nur Boxershorts und ein frisches, sauberes T-Shirt. Er setzt sich an den Rand des Bettes. Seine Augen fallen auf die Flasche auf dem Nachttisch und er runzelt die Stirn.

„Hast du wieder getrunken?“, fragt er vorsichtig und Harry gewährt ihm ein schiefes Grinsen.

„Hier“, sagt er und reicht Draco die Flasche. „Bedien dich.“

Draco schüttelt den Kopf und zieht leicht die Nase kraus. „Ich mag keinen Feuerwhiskey, Harry. Das weißt du doch.“

Harry zuckt die Schultern. „Mir egal. Ich will, dass du trinkst.”

„Nein.“ Draco stellt die Flasche mit Bestimmtheit wieder zurück und steht auf. „Ich glaube, ich sollte heute Nacht vielleicht lieber auf der Couch schlafen.“

Harrys Arm schießt vor und seine Finger schließen sich um Dracos dünnes Handgelenk. Die Knochen bewegen sich unter dem festen Griff und Draco zuckt zusammen. „Du bleibst hier“, sagt Harry und seine Augen verengen sich gefährlich.

“Ich…”, sagt Draco und versucht halbherzig, sich zu befreien. „Ich will nicht. Lass mich los.“

“Nein.”

Die Muskeln an Harrys Oberarm spannen sich an und eine Welle des Schmerzes läuft Dracos Arm hinauf. Harry zieht ihn zu sich herunter und wirft ihn auf den Rücken.

„Du bist gerade erst zurückgekommen“, sagt Harry und seine Stimme ist leicht undeutlich. „Du gehst nirgendwo hin. Das lasse ich nicht zu.“

“Harry”, flüstert Draco, Harrys Gesicht fest im Blick „Du tust mir weh.“

Es ist Harry egal, ob er ihm wehtut; er ist daran gewöhnt. Es ist allerdings nicht daran gewöhnt, dass Draco sich dagegen wehrt. Draco hat mit dem Beschweren aufgehört, als er kapiert hat, dass es keinen Zweck hat, weil es Harry nur noch wütender macht.

Harry ist erstaunt, dass Draco, den er so oft verletzt hat, den er immer und immer wieder gebrochen hat, noch immer Draco ist. Nicht so, wie er damals in der Schule war, nein, aber er ist irgendwie noch immer normal, noch immer geistig gesund, während Harry manchmal fürchtet, dass er selbst den Verstand verliert. Er fühlt sich, als habe er sich selbst verloren, stückchenweise, wie ein Puzzle, das langsam auseinander fällt. Seine Persönlichkeit scheint zerbrochen zu sein, die Bruchstücke behelfsmäßig mit Spellotape zusammengeklebt, wie bei einer Vase, die jemand hat fallen lassen. Jetzt formen sie etwas, das annäherungsweise an Harrys früheres Selbst erinnert. Aber er ist es nicht mehr. Es fehlen Teile. Zum Beispiel seine Vorliebe für Quidditch. Was ist damit passiert? Und der echte Harry wollte auch nie jemandem weh tun. Oder? Nein. Harry ist jetzt jemand anderes, ein neuer Mensch. Und er weiß nicht recht, ob er diese neue Person mag, die aus ihm geworden ist.

Aber jetzt, wo er in Dracos große, silbrige Augen starrt, die im selben Moment ängstlich und vertrauensvoll sind, will Harry ihm nicht weh tun. Er versteht nicht, wie Draco ihm noch immer vertrauen kann, wie er es noch immer zulassen kann, dass er ihn berührt. Natürlich wirkt er ein bisschen wie ein verschrecktes Tier, er zittert und wittert wie ein Kitz beim Anblick eines Wolfes – aber er macht keine Anstalten, wegzulaufen oder sich zu wehren. Er wartet einfach nur. Wartet darauf, dass Harry den ersten Schritt macht.

Etwas verkrampft sich in Harrys Brust und er legt sich auf Draco, lehnt seine Stirn gegen Dracos. Er spürt, wie Dracos Herz heftig in seiner schmalen Brust pocht, gleich unter den leicht hervorstehenden Rippen, und plötzlich schmerzt es ihn, dass Draco solche Angst vor ihm hat. Er sucht Dracos Lippen mit seinen und Draco verspannt sich unter ihm. Harry bildet sich ein, dass er spüren kann, wie sich jede einzelne Faser in jedem einzelnen Muskel anspannt. Er leckt sanft über Dracos Lippen. Die sind das Einzige an ihm, das noch so ist, wie Harry es kennen gelernt hat. Sie fühlen sich weich und fest und kühl und warm zugleich an, als Harrys aufgesprungenen Lippen über sie streichen.

Zunächst macht Draco den Mund zu, fest; wahrscheinlich hat er Angst, dass Harry ihn wieder beißen könnte, wie er es schon ab und an gemacht hat. Aber Harry hat nicht vor, ihn zu verletzen, nicht jetzt. Der Drang, ihm Schmerzen zu verursachen, wird wahrscheinlich wieder auftauchen, irgendwann, vielleicht morgen, vielleicht auch erst in einer Woche; aber gerade jetzt, in diesem Moment, will Harry ihn einfach nur küssen. Er will ihn sanft und zärtlich und genau so küssen, wie ein Kuss zwischen Liebenden sein sollte. Obwohl Harry sie nie als Liebende gesehen hat, und sie jetzt eigentlich auch nicht so sieht. Trotzdem. Er leckt und saugt weiterhin an der empfindlichen Haut und irgendwann gibt Draco nach. Seine Lippen werden zögerlich weich und als Harrys Zunge sie öffnet und dazwischen gleitet, schließt Draco langsam seine aufgewühlten, grauen Augen.

Harry spürt, wie schlanke, weiße Hände sich hinter seinem Rücken verschränken und ihn auf Dracos Körper herunterziehen, während Draco sich gleichzeitig von unten an ihn presst. „Harry“, flüstert er in Harrys Mund. „Harry. Harry.” Er wiederholt seinen Namen wie ein Gebet, wie ein Mantra, als könne er so diesen Harry bei ihm halten, diesen Harry, der ihn so küsst und hält, wie Draco geküsst und gehalten werden will. Und Harry, der tief Dracos klaren, beruhigenden Geruch einatmet und sich auf die seltsam reale Weise konzentriert, wie ihre Körper sich berühren, fühlt sich auch wieder wie dieser Harry, einfach nur Harry, einfach nur wie der Junge, der er einst war, vor langer Zeit, bevor all diese Scheiße passiert ist und er sich in diesen Menschen verwandelt hat, den er am liebsten überhaupt nicht kennen würde.

In diesem Moment sind sie auch nicht länger Harry Potter und Draco Malfoy. Sie sind lediglich zwei Jungs, zwei Körper, Haut und Hitze, sie sind Empfindung und Erfüllung und Vollkommenheit.

Harry reibt sich an Dracos Hüften und ihre Zungen streicheln sich. Jetzt heult Draco wirklich und Harry spürt, wie es heiß und nass und salzig zwischen ihren Wangen hinunterläuft, aber jetzt gerade ist ihm das egal; es ist ihm egal, weil er, möglicherweise, ebenfalls weint. Er weiß nicht sicher, ob er es tatsächlich tut, aber er schafft es auch nicht, seine Hände lange genug von Draco zu nehmen, um es zu überprüfen. Er schnappt nach Luft und leckt dann über Dracos Gesicht, über Tränen und Schweiß und Wasser aus der Dusche, das noch immer aus dem blonden Haar rinnt, während seine Hand Dracos Wange streichelt, sein Daumen vorsichtig über die empfindliche Haut streichend. Er gibt sich Mühe, die geschwollene Stelle unter seinem Auge nicht berühren.

Und dann stöhnt Draco auf, weil Harrys Gürtel, Knopf und Reißverschluss schmerzhaft gegen seine Erektion drücken, die lediglich vom dünnen Stoff der Shorts bedeckt wird. Sie greifen beide nach unten, um Harrys Glied zu befreien und Dracos Boxershorts abzustreifen; und Harry kann sich nicht daran erinnern, dass sie das jemals in so vollständigem Einverständnis getan hätten. Hat es denn niemals eine Zeit gegeben, in der es beim Sex zwischen ihnen nicht nur um Dominanz und Unterwerfung gegangen wäre? Haben sie es jemals getan, weil sie es wirklich beide wollten? Weil sie sich gegenseitig wollten?

Tun sie es jetzt, weil sie es wirklich wollen?

Harry weiß es nicht, aber noch bevor er zu einem Schluss kommt, spürt er Dracos Hände auf ihm, heiß und drängend, und dieses Gefühl verdrängt jeden anderen Gedanken aus seinem Kopf. Harry stöhnt an Dracos Hals und saugt milchig weiße Haut zwischen seine Zähne, fest aber nicht grob, und er bewegt seine Hüften, um sich den Bewegungen von Dracos Hand anzupassen. Draco hält die Luft an und nimmt seine Hand weg, vergräbt sie stattdessen in Harrys Haar, und Harry stöhnt wieder, als sein bloßer Schwanz gegen Dracos drückt; hart, heiß, seidig und so unglaublich gut.

Sie bewegen ihre Hüften jetzt gleichzeitig, reiben sich aneinander, und Harry starrt hinunter in Dracos Augen, spürt, wie er in ihnen versinkt, und Draco starrt zurück, offen, verlangend und so furchtbar verletzlich. Sie bewegen sich schnell, schneller, und ihr Atem geht immer abgehackter, ihre Haut fühlt sich hitzig und feucht an, dort wo sie sich berühren, und alles um sie herum ist rot und heiß und verschwommen, und das hier ist soviel intimer, als wenn Harry Draco fickt, weil sie sich dieses Mal wirklich dabei ansehen und Gott, Harry hat nicht gewusst, dass er so erregend sein würde, zu sehen, wie Dracos Lippen sich röten und leicht anschwellen, wie er sich auf die Unterlippe beißt und sein Gesicht verzieht, als er kommt, scheiße, es ist so heiß und Draco sieht so wundervoll aus, so… so… unglaublich…

Harry kann nicht länger zusammenhängend denken. Sein eigener Orgasmus schwappt über ihn hinweg wie eine schwarze Welle, und obwohl er ja erst vor einer halben Stunde das letzte Mal gekommen ist, spritzt doch eine ansehnliche Menge Sperma über Dracos Bauch und T-Shirt, vermischt sich dort mit Dracos Samen und bildet ein interessantes Muster auf seiner bleichen Haut.

Sie brechen aufeinander zusammen, schwer atmend, ihre Gesichter feucht von Schweiß und Tränen und Speichel.

„Weißt du, ich mag, wie du jetzt riechst“, keucht Harry und Draco antwortet mit etwas, das einem schluchzenden Lachen nahe kommt.

Sie bleiben eine ganze Weile so liegen; keiner der beiden schert sich um die Pfützen aus Sperma, die sich langsam unter ihrer Körperwärme verflüssigen und auf die Laken tropfen.

„Harry?“, flüstert Draco schließlich.

„Hm?“, antwortet Harry, der schon fast eingeschlafen ist.

„Du weißt doch, warum ich zurück komme, oder nicht?“

Harry reagiert nicht. Sein Gesicht noch immer in Dracos Halsbeuge vergraben versucht er zu ergründen, was gerade zwischen ihnen passiert ist, warum er sich plötzlich so seltsam fühlt. Es ist eigentlich nicht schlecht, dieses seltsame Gefühl. Er fühlt sich leicht und sorglos, aber auf gute Weise, nicht so wie zuvor, wo ihm einfach nur alles egal war, und… irgendwie beinahe glücklich.

Glücklich? Es ist so lange her, dass Harry sich kaum mehr an dieses Gefühl erinnern kann.

„Harry?“

Harry lässt seine Zunge über die weiche Haut an Dracos Hals gleiten. Sie ist feucht, noch immer leicht erhitzt und schmeckt salzig. Nach langsam trocknendem Schweiß. Nach Draco.

“Ich glaube, ich fange an, es zu verstehen, Draco.”


~*~*~


A.N.:
a) Ja, ich hab das Semikolon als stilistisches Mittel entdeckt und verwende es inflationär; ich bitte, dies zu entschuldigen ^_-
b) Hmmm. Diese Story ist ein früheres Werk von mir und - wie man merkt - sehr von der sexuellen Seite ihrer Beziehung dominiert, die hier massiv als Metapher fungiert. Die Fortsetzung (Sailing On A Sunken Dream), die einiges später entstanden ist, ist lange nicht so... pronografisch ;) Und ich halte sie für künstlerisch wertvoller, also schaut sie euch doch auch an^^


Danke fürs Lesen! ~Res


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