von Clarice
Es war ein schöner Sommer gewesen. Der schönste seines Lebens. Er sah Catherine noch heute vor sich, in einem einfachen fliederfarbenen Kleid, das dunkle Haar wie immer zu einem Knoten gebunden, aus dem sich einige Strähnen lösten und in der Hand eine einzige gelbe Blumen, von der weder er noch sie den Namen gekannt hatten.
Albus legte Catherines Briefe bei Seite und nahm die Brille ab, um sich Augen zu trocknen.
Er hatte sie geliebt und liebte sie immer noch. Und alleine das Bewusstsein, dass geliebte Menschen uns nie verlassen, gab ihm jeden Tag neue Kraft und ließ ihn nie den Mut verlieren.
Albus erinnerte sich an ihren ersten Sommer zurück. Er waren zwei wundervolle und unvergessliche Monate gewesen.
Manchmal konnte er nicht anders und benutzte sein Denkarium um sich noch einmal jedes Detail ins Gedächtnis zurufen, von dem er glaubte, es nicht mehr zu wissen.
Glücklich zu sein war nicht einfach, denn es bedeutet alles Schlechte zu vergessen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch sie hatten es recht gut geschafft, so fand er.
Sie hatten große Träume gehabt. Catherine hatte sich überlegt, vielleicht doch noch irgendwo eine Anstellung als Lehrerin zu bekommen. Und später, irgendwann später, hätten sie vielleicht Kinder haben wollen.
Doch Träume waren zerbrechlich. Sie waren wie Glas. Nur noch zarter. Ein kleiner Stoß genügte und schon zerbrachen sie in abertausende von Splitern und konnten nicht mehr zusammen gefügt werden.
Jener Sommer war ihr einzige geblieben.
Catherines Tod hatte ihn selbst fast umgebracht. Er wusste selber nicht wieso nur fast.
Der Wind wehte wieder einige Schneeflocken durchs offene Fenster hinein. Und abermals glaubte er ein leises Lachen zu vernehmen. Doch dieses Mal konnte er nicht lächeln.
Er musste daran denken, wie sie gestorben war. Getötet von einem ungarischem Hornschwanz… und das in England.
Catherine hätte es vielleicht ironisch gesehen. „Da überlebt man drei Hippogreife und wird von einem Drachen abgemurkst“, hätte sie es wahrscheinlich ausgedrückt und wäre dabei wieder in ihren irischen Akzent zurück gefallen.
Albus hatte alle drei Narben gesehen. Die erste auf der rechten Schulter, die zweite am Rücken und die dritte an der linken Halsbeuge.
Er erinnerte sich noch daran, wie sie gemeint, hatte, dass aller guten Dinge drei wären, wie sie versucht hatte zu kochen und jämmerlich gescheitert war, wie sie in einen See gefallen war und sich ihre Röcke gebauscht hatten… und wie sie ihm das erste Mal gesagt hatte, dass sie ihn liebte.
Ja, an all das erinnerte er sich. Denn letzten Endes waren es Erinnerungen, die von zerbrochenen Träumen übrig blieben..
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