von Clarice
„Überrascht, Professor Catherine Heathcliff?“
„Allerdings.“
„Seltsam, nachdem ich Ihnen doch diesen Streich spielen wollte.“ Annabella Moore grinste Schräg, ließ den Zauberstab aber nicht sinken.
Catherine wurde mulmig zumute. „Nur weil ich deinen Streich verhindert habe, also?“
„Uiii… sie sind aber eine ganz Schlaue.“
„Nur deswegen?“
„Sie haben mich bloßgestellt, also wollte ich Sie bloßstellen.“
„Du hast ein Bücherregal auf mich fallen lassen!“
„Sie hätten mir eben nicht die Kamera wegnehmen sollen.“
Die Kamera. Jetzt begriff Catherine. Annabella hatte die Kamera ihrer Schwester genommen. Und Cordelia hatte es bemerkt. Deswegen also, wusste sie es, dass es ihre Kamera gewesen war.
„Sie haben mich ja gerade zu dazu aufgefordert, Sie und Dumbledore zu photographieren“, höhnte die Ravenclaw. „Ich dachte mir ja eigentlich nicht viel dabei, als Cordelia mir erzählte, dass sie Sie und Dumbledore zusammen spazieren gesehen hatte. Aber dann in der Bücherei…“ Annabellas Grinsen wurde breiter. „Süß.“
Catherine ging nicht darauf ein. „Leg deinen Zauberstab weg, Mädchen.“
„Zuerst verraten Sie mir wo das Foto ist.“
„Welches Foto?“
„Welches wohl? Kommen Sie schon, Sie können es sowieso nicht gegen mich verwenden, denn dann würden Sie eines Ihrer kleinen Geheimnisse verraten.“
„Ich habe keine kleinen Geheimnisse.“
„Ist der Grund, warum man Sie von Ihrer alten Schule entlassen hat, etwa kein Geheimnis?“
Catherine antwortete nicht.
„Es war nicht besonders schwer herauszufinden. Wissen Sie, anfangs wollte ich Sie gar nicht verletzten. Sondern mich selber. Dann hätte man Sie entlassen.“
„Annabella, mir wäre wohler, wenn du den Zauberstab senken würdest. Dann können wir in Ruhe darüber reden.“
„Halten Sie mich etwas für dumm?“
„Nein. Im Gegenteil: ich halte dich für ausgesprochenen intelligent. Den Tarnumhang deiner Schwester zu verwenden, war wirklich klug.“
„Ah, Cordelia hat Ihnen von ihm erzählt.“
„Ohne Cordelia wäre ich nie darauf gekommen.“ Catherine sah Annabella ruhig an. Ihre Worte verfehlten ihre Wirkung nicht.
„Ja, Cordelia unsere kleine perfekt Hexe. Wären in ihrer Kamera keine anderen Fotos drinnen gewesen, wäre es nie soweit gekommen.“ Die Ravenclaw war augenscheinlich wütend auf ihre Schwester. „Na ja, auch egal. Also, wo ist das Foto?“
„Aber was nützt dir jetzt noch das Foto? Jetzt weiß ich, dass du es warst.“
„Aber wenn Sie es Dippet sagen, werde ich ihm das Foto zeigen und schon sind Sie Ihre Stelle los.“
Annabella hatte Recht. Aber trotzdem würde sie ihr nicht das Foto geben.
Catherine überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Doch das klärte sie von selbst.
Es klopfte an der Tür. „Alles in Ordnung?“ Es war Andastras Stimme!
Annabella war für den Moment abgelenkt. Catherine nutzte diesen Moment für einen Entwaffnungszauber.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Andastra stürmt ins Zimmer, Annabella schrie vor Wut. Draußen am Gang wurden Türen geöffnet und geschlossen, bis schließlich fast die gesamte Lehrerschaft bei Catherine im Zimmer stand.
Später konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, was genau geschehen war, was besprochen wurde, wie es dazu kam, dass Dippet ihr sagte, sie solle Morgenfrüh in sein Büro kommen.
Sie erinnerte sich nur an Albus Blick.
Am nächsten Morgen saß sie schon sehr früh bei Dippet im Büro.
„Annabella Moore streitet nichts ab“, sagte der Schulleiter, doch dem Ausdruck seiner Augen nach, war da etwas.
„Aber?“
„Aber, sie erzählte mir von einer… hm… wie soll ich sagen?“
„Ich weiß schon, worauf sie hinaus wollen.“ Catherine senkte nicht den Blick. Nicht mal für eine einzige Sekunde.
„Wirklich?“ Dippet schien erstaunt zu sein.
„Ja.“
„Dann…“
„Ja, es stimmt.“
„Oh“, war alles, was der Direktor von Hogwarts zusammenbrachte. „Nun, ich…“
„Ich kann noch heute abreisen.“
„Ja… das wäre wohl das Beste.“
Was hatte sie erwartet? Nein, bleiben Sie ruhig? Natürlich nicht.
„Wissen Sie schon, wo Sie hin wollen? Ich meine, es muss ja nicht nach außen dringen.“
„Ja… danke.“ Catherine betete inständig, dass die Stelle in Ungarn noch nicht vergeben worden war.
„Schön.“ Armando Dippet erhob sich aus sein Stuhl. Sie tat es ihm gleich.
Er hielt ihr die Hand hin. „Es war schön, Sie auf Hogwarts gehabt zu haben, Professor Heathcliff.“
„Ja, es war schön.“
Als sie die Treppen hinunter stieg, viel ihr - sie konnte selber nicht sagen wieso - der alte Zeitungsartikel ein.
Sie kramte in einem ihrer beiden Koffer nach ihm und fand ihn schließlich. Nun hatte sie nichts mehr zu verlieren.
Catherine erkundigte sich, wo die Gryffindors der siebten Klasse nun Unterricht hätten, und machte sich auf den Weg zum Verwandlungsklassenzimmer.
Sie zögerte keinen Augenblick, als sie vor der Tür stand, sondern trat gleich.
„Entschuldigen Sie die Störung, Professor Dumbledore.“
„Das macht nichts. Kann ich etwas für Sie tun?“
„Ich wollte nur kurz mit den Schülern sprechen.“ Sie macht eine kurze Pause. „Ich weiß, Sie gehen nicht alle in Pflege magischer Geschöpfe, aber ich möchte Ihnen trotzdem allen sagen, dass dies heute hier mein letzter Tag ist. Was der Grund für meine Abreise ist, will ich ihren Spekulationen überlassen. Ich wollte Ihnen eigentlich nur sagen, dass ich die Zeit hier sehr genossen habe.“ Dann ging sie zu Cordelia, die in der ersten Reihe sah und reichte ihr den Artikel. „Würden Sie so freundlich sein, und dies hier ihren Mitschülern vorlesen?“ Catherine lächelte leicht.
„Halbriesen sollen als Geschöpfe gelten“, murmelte Cordelia, und blickte dann zu ihr auf.
„Das Ministerium hat schon seltsame Einfälle, nicht wahr? Halbriesen sollen wie Riesen behandelt werden.“ Catherine schüttelte den Kopf. Dann verließ sie das Klassenzimmer.
Verflucht, sie hatte es nicht über sich gebracht!
Seufzend ließ Catherine ihre Koffer wieder schweben.
Da hasste sie Feiglinge, und war doch selber einer! Aber anderseits, was hätte sie schon vor den Schülern sagen können?
Im Gedanken versunken suchte sie sich ihren Weg aus dem Schloss, doch sie kam nicht weit.
„Catherine!“
Ihr Herz drohte stehen zu bleiben, wie an jenem Abend in der Bibliothek.
„Ja?“, fragte sie zögernd und wandte sich um.
„Du gehst nach Ungarn?“ Albus stand nur einen Schritt von ihr entfernt.
„Ja.“
„Wirst du schreiben?“
„Ja.“
„Werden wir uns wieder sehen?“
Nun lächelte sie endlich. „Ja.“
„Kannst du auch etwas anderes sagen als ja?“
„Ja.“ Sie musste lachen. „Ich bin nicht gut in Abschieden.“
„Wenn wir uns wieder sehen, ist es ja nicht mehr als ein ?Bis bald'.“
„Stimmt.“
„Ich habe übrigens heute schon mit Dippet geredet.“
„Und?“
„Nichts.“
„Das ist gut.“
Sie sahen sich für einen Augenblick stumm an.
„Ich muss dann gehen.“
„Ja, ich weiß.“
Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie auf die Wange. „Bis Bald.“
Catherine nickte sprachlos und konzentrierte sich darauf, die Tränen zurück zu drängen.
Entschlossen wandte sie sich um und ging ihres Weges.
„Catherine?“
Wieder wandte sie sich um und blickte ihn an.
Albus sagte kein Wort. Doch sie verstand… und lächelte zustimmend.
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irgendwer enttäuscht, dass es Annabella ist? ;)
na gut, jedenfalls: jetzt kommen (nur) noch zwei chaps
ach ja: irgendwelche sachen noch ungeklärt?
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