von Coltrane
„Kommt Leute!“ rief Hermine, sobald sie das Gespräch beendet hatte. Sie lief sofort zur Tür, öffnete diese und rannte zu Bills Zimmertür. Ginny und Ron kamen gleich nach. „Also, jemand muss Fleur irgendwie ablenken. Es wäre katastrophal, wenn sie hier reinkommen würde.“ erklärte Hermine. Sie blickte abwechselnd zu ihren beiden ratlos dreinschauenden Freunden. „Ich mache das!“ ergriff Ginny plötzlich das Wort. „Gut, nur wie?“ fragte Ron, und er blickte zu ihr. „Ich frage sie, ob sie mit mir ein Eis essen geht. Du weißt doch, Ron, dass dieser Eisheini um die Ecke für mich immer Rabatt gibt. Ich lade Fleur dann ein.“ sagte Ginny mit einem spöttischen Blick auf Ron. „Ich mache mir Sorgen um Harry. Was ist, wenn ihm irgendwas zustößt?“ fragte Hermine besorgt. „Harry hat gesagt wir dürfen uns nicht melden, sonst wäre er in Gefahr, und das ist auch verständlich!“ sagte Ron. „Ich weiß ja. Aber trotzdem kann Bill was Schlimmes vorhaben, und das meine ich nicht gegen euren Bruder. Ich bin halt auf alles gefasst, seit Dumbledore Tod ist!“ erklärte sie ganz einfach. „Wir auch.“ antwortete Ginny, für den nickenden Ron gleich mit. „Gut, das wäre dann also geklärt!“ rief Ron mit einem deutlich gekünzelten Lächeln. „Ich gehe jetzt. Ich benutze Korfos, wenn irgendetwas passiert. Wenn Fleur auf dem weg zu euch ist, oder so.“ sagte Ginny schnell. Hermine und Ron nickten, und blieben allein zurück. „Auf geht’s!“ rief Hermine mutig, und sie drückte die Türklinke herunter. „Halt!“ stoppte sie Ron, „Woher weißt du, das Fleur nicht da drin ist?“ „Das habe ich nicht bedacht.“ meinte Hermine, und ließ die Klinke wieder nach oben springen. Ron räusperte sich einmal, klopfte, doch niemand antwortete, und endlich traten die beiden ein. „Harry sagte was von der obersten Schublade am Schreibtisch!“ sagte Hermine, als Ron die Tür wieder geschlossen hatte. „Und vom letzten Zettel vom Stapel.“ ergänzte Ron. „Schnell, vielleicht haben wir nicht viel Zeit!“ sagte Hermine. Sie lief zum Schreibtisch, öffnete die erste Schublade von oben, und kramte dort drin herum, bis sie einen mit roter Tinte beschriebenen Zettel von Bill an Fleur fand. „Das ist der Zettel, den Harry gemeint hat garantiert!“ kombinierte Ron aufgeregt. „Los, kopier ihn!“ sagte er sofort danach. „Okay!“ sagte Hermine. Sie zog ihren Zauberstab, und las sich zusammen mit Ron den Zettel durch. „Kerparus!“ sagte Hermine, und plötzlich hielt sie den gleichen Zettel zweimal in der Hand. „Voll krass!“ meinte Ron wie üblich. „Ja, das ist es!“ sagte Hermine. Sie faltete die Kopie, und steckte diese in ihre rechte Hosentasche, das Original kam wieder unter den Stapel. „Das ist unser erster Hinweis, immerhin!“ meinte Hermine, und sie begutachtete das Ehebett rechts von ihr. Fleur hat ja einen komischen Geschmack, dachte sie, wollte dies aber nicht laut vor Ron sagen. „Ich habe den zweiten Hinweis!“ sagte sie plötzlich. „Was?“ fragte Ron verdutzt. „Da, Bills Zauberstab!“ rief Hermine. „Aber das ist doch kein Hinweis!“ meinte Ron. „Doch, natürlich. Prior Incantato!“ Bills Zauberstab erhob sich von ganz allein, und machte einen Schlenker. Plötzlich bildete sich neben Ron, der immer noch neben dem Schreibtisch stand, ein flackernder Bildschirm. „Ein Zaubercomputer!“ sagte Hermine, „aufregend.“ „Wie hast du das gemacht?“ fragte Ron völlig verdutzt. „Prior Incantato zwingt den Zauberstab dazu, seinen zuletzt gewählten Zauberspruch zu wiederholen!“ meinte Hermine, so dass es klang, als hätte sie sämtliche Zauberkunstbücher in ihrem Kopf gespeichert. „Aha. Aber das nützt uns nichts!“ sagte Ron. „Schau doch mal!“ meinte Hermine, „Da steht was!“ Sie ging näher heran, und las: „An den dunklen Lord. Ich und Fleur haben deinen Auftrag endlich erfüllt. Es war kinderleicht, diesen verdammten Bengel umzubringen. Du weißt ja, das ich ein Halbwerwolf bin, und somit stärker als je zu vor. Wenn du dies hier liest, bin ich wahrscheinlich schon auf dem Weg zu meinem nächsten Auftrag, den du mir gegeben hast. Bill.“ Hermine ließ das Feld verschwinden, und legte Bills Zauberstab zurück an die Stelle, an der er vorher gelegen hatte. Jetzt war ihr Gesicht völlig ausdruckslos. Es schien, als würde sie keine Gefühle mehr haben, geschweige denn, dass sie jemals wieder etwas sagen würde. In Rons Gesicht dagegen stand das Entsetzen förmlich geschrieben. „Das darf nicht sein.“ sagte Hermine plötzlich. Es war, als ob die Zeit so schnell wie noch nie vorbei ging. Was die beiden Freunde da gerade eben gelesen hatten, war unfassbar. Ginny und Harry waren jetzt, in diesem Moment in Gefahr. In Lebensgefahr. Bill und Fleur sind Todesser. Aber wie lange schon? Wie lange trugen sie diese Last schon mit sich herum? Diese Last, freundlich zu sein? Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie Harry Potter im Visier hatten. Und seine Freunde gleich mit dazu. War es vielleicht gar keine Liebe, zwischen den beiden? Sollte es nur so aussehen, als würden sie lieben können? „Wir müssen was unternehmen!“ sagte Ron. „Das- das geht nicht!“ sagte Hermine, „wir wissen nicht wie.“ Ihre sonst so klaren Augen, waren glasig und verschwommen. Sie sprach mit einem leichten zittern in der Stimme. Würde der große Krieg gegen Voldemort und seine Anhänger wohl jetzt schon anfangen? War das der Startschuss, um sich gegenseitig umzubringen? Es schien so.
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