von GinnyWeasley
Es war schon spät, und doch hatte er den Kopf ganz wo anders, ihm war nicht danach, schlafen zu gehen. Stattdessen ging er in seinem kleinen Raum langsam auf und ab, unwissend, was er tun sollte, um nicht daran denken zu müssen.
Es war erst so wenig Zeit vergangen, seitdem er das letzte Mal an die Zeit vor Voldemorts Fall zurückgedacht hatte. Zu wenig Zeit... Doch die Erinnerung quälte ihn, ließ ihn niemals zur Ruhe kommen - zu schmerzhaft war sie. Und doch versuchte er immer wieder, immer wieder vergeblich, sie zu verdrängen, die Erinnerung zu vergessen, und doch wusste er, dass nicht alle Wunden heilen würden, nicht alle Flecken verblassen...
Nicht alle Flecken verblassen... nicht alle...
Traurig setze er sich schließlich an den Sessel, der am Kamin stand, und blickte nachdenklich in die lodernden Flammen...
Nicht alle Flecken würden verblassen...
Nicht alle Sünden würden vergeben werden...
Nicht alles konnte er wieder gut machen...
Doch er hatte in den letzten Jahren vor Voldemorts endgültigem Sturz viel getan, um wenigstens einige traurige Fehltritte wieder gut zu machen.
Und nun - nachdem alles vorbei war, fühlte er sich elenden den je, zog sich von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde mehr zurück.
Wie viele Menschen mussten schon seinetwegen sterben? Wie viele hatte er selbst umgebracht? Es waren zu viele, als dass er sie hätte zählen können, doch an den Tag, als er zum ersten Mal getötet hatte, konnte er sich noch zu genau zurück erinnern.
Dieses Gefühl von Panik, dieses Flehen, es rückgängig machen können... und doch die Gewissheit, dass er ein Menschenleben endgültig zerstört hatte...
Zerstört...
Und das erste Mal in seinem Leben, dass er wirklich Angst gespürt hatte... nicht Angst vor Rache, vor Vergeltung... nein, Angst vor sich selbst. Angst davor, wozu er in der Lage war...
Und dann die ständigen Schreie... die ständigen Schreie, die er immer und immer wieder, unaufhörlich, Tag und Nacht in seinem Kopf hörte... Schreie, eine flehende Stimme, betteln... und doch verspürte er immer wieder den Hass, den er damals gegen seinen Vater verspürt hatte... immer und immer wieder... Schreien, flehen, betteln, Hass... immer und immer wieder... unaufhörlich... Tag und Nacht... immer und immer wieder... Schreien, flehen, betteln, Hass... das Gesicht seines Vaters... flehend, bettelnd, voller Angst und doch voller Hass... immer und immer wieder...
Damals hatte er sich geschworen, nie wieder in seinem Leben zu töten, doch damals hatte auch sein langer Weg in die Schatten begonnen.
Unbeabsichtigt und doch sich dessen bewusst, was er einmal zu tun hatte, wenn er diesen Weg einschlagen würde.
Schon viel zu oft hatte er darüber nachgegrübelt, was passiert wäre, hätte er sich damals anders entschieden... gegen die Dunkle Seite... gegen seine Freunde, wie sie sich damals nannten...
Er ließ einen leisen Seufzer vernehmen. Doch jetzt war es zu spät, um Sünden rückgängig zu machen. Wie viele Leben hatte er zerstört? Wie viele Familie entzweigerissen? Wie viele Unschuldige gequält?
Er wollte nicht daran denken, was er einst getan hatte. Erneut seufzte er. Wieso mussten immer in Momenten der Einsamkeit all diese Erinnerungen kommen? Wieso konnten sie nicht einfach da bleiben, wo sie hingehörten? Ganz hinten in seinem Kopf, verdrängt und vergessen?
Es war Vergangenheit, man konnte nichts mehr daran ändern... es war Vergangenheit... Vergangenheit...
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