von Alex
Ich habe nun einen Betaleser und zwar niemand Geringeren als den unvergleichlichen HarrysPate! Hier noch einmal vielen Dank für deine tolle Arbeit und die vielen zielführenden Hinweise, die ich bekommen habe. Für euch heißt das: Die letzten fünf Chaps werden länger, besser und ein würdiger Abschluss, hoffe ich.
PS: Der gebetate Text beginnt nach der horizontalen Linie ;)
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Der Mai verging und gegen Ende des Monats verging auch das schöne Wetter. Regentropfen peitschten gegen die Fenster des Hauptquartiers des Phönixordens und Blitze erhellten die von Fackeln erleuchteten Hallen zusätzlich. Molly hatte in dieser Zeit mehr Arbeit als sonst, da jeder ankommende Zauberer eine nasse Spur auf dem Boden der Eingangshalle hinterließ, zu der sich, je nach Auftrag des jeweiligen Zauberers, oft auch Schlamm mischte.
Hermine arbeitete immer noch daran, möglichst viel über Grindelwald in Erfahrung zu bringen, denn der Gedanke an Parvatis Prophezeiung ließ sie nicht los. Mit einer akribischen Genauigkeit, die der Albus Dumbledores alle Ehre gemacht hätte, sucht sie nach Hinweisen. Währenddessen hatte sie Ron, Mad-Eye und Croaker beauftragt, im Ministerium nach Hinweisen auf etwas mit dem Namen „gläserner Rubin“ zu suchen.
Der Einzige, der dieser Aufforderung ernsthaft nachging, war, ohne große Überraschung, Steven Croaker. Er empfand es, trotz seiner nun realistischeren Einstellung gegenüber dem Orden, als große Ehre, dieser Geheimorganisation einen Dienst erweisen zu dürfen.
Die Nützlichkeit seiner Resultate hielt sich jedoch in Grenzen. Am dritten Abend langweilte er Hermine, indem er ihr eine verstaubte, rissige Seite aus einem Buch vorlas und anschließend zu der Feststellung gelangte: „Ein Kristall kann also gar nicht gläsern sein, weil er periodisch aufgebaut ist, ein Glas jedoch ist amorph. Ich schließe daher also, dass ‚gläserner Kristall’ eine Metapher sein muss, denn sonst wäre es ein Widerspruch in sich.“
Nachdenklich fuhr er mit seiner schwitzenden Hand durch die kurzen, stoppeligen Haare und sah sie an. Hermine war enttäuscht, versuchte es jedoch, zu ihrem Nutzen, vor ihm zu verbergen. „Danke, Steve. Darf ich dich bitten, trotzdem weiterzusuchen, auch wenn es nur eine Metapher ist? Es könnte wirklich wichtig sein.“ Er nickte langsam und verschwand.
Mad-Eye und Ron hingegen gingen gewohnt locker mit der Bitte um. Sie waren nur noch selten überhaupt im Ministerium und saßen für gewöhnlich gemeinsam im Großen Saal und spielten Zauberschnippschnapp wie die Erstklässler im Hogwarts-Express oder lasen den Tagespropheten, der nun nicht mehr viel Neues berichtete, nachdem Arthur Weasley dem Ministerium eine Geheimhaltungspflicht auferlegt hatte.
Überall war es spürbar, dass die Todesser, trotz ihrer Defensive in den letzten Wochen, überall präsent waren. Die Winkelgasse war ausgestorben, im Ministerium gab es keine überfüllte Vorhalle mehr und auch sonst waren weniger Zauberer anzutreffen als sonst. Jeder trug einen zweiten Zauberstab bei sich, versteckt, doch die Tatsache war nicht zu übersehen. Oftmals warfen sie ängstliche Blicke über die Schultern und bei jedem Blitz zuckten sie zusammen und drehten sich suchend im Kreis.
Schließlich war es Ginny, die Hermine den lang erhofften Hinweis lieferte. Es war später Abend als sie die Eingangstüre des Hauptquartiers aufstieß und auf dem glatten Boden beinahe ausrutschte. Wie es der Zufall wollte, war Hermine gerade in der Halle und fuhr bei dem Geräusch herum. Ginny stapfte fröstelnd auf sie zu. Wasser tropfte von ihren Haaren, die seitlich am Gesicht klebten und ihr Gewand sah aus, als hätte sie angezogen einen Fluss durchquert, was Molly wieder einmal dazu veranlasste, mit einem bauschigen Tuch bewaffnet aus dem Nebenraum zu eilen, um die Wasserspur, die ihre Tochter hinterließ, aufzuwischen.
„Hermine“, sagte Ginny leise, als sie nahe genug bei ihr stand, dass sie von ihrer Mutter nicht gehört werden konnte. Sie beugte sich vor, bis sich ihre beiden Gesichter beinahe berührten. „Du bist hinter Grindelwald her, nicht wahr?“ Hermine nickte schnell und als sie merkte, dass Molly dabei war, ihrer Tochter trockene Kleidung zu holen, zog sie die Jüngere durch eine nahe Tür in eine unbenutzte Abstellkammer. Seitdem Ginny Grindelwald erwähnt hatte, war der Gedanke verflogen, ihr zuerst aus den kalten, nassen Sachen zu helfen, oder ihr dies überhaupt nur zu gewähren. Sie schloss die Tür hinter sich und drückte Ginny auf eine Kiste, dann kniete sie sich selbst davor: „Was hast du herausgefunden?“ Ihre Worte sprudelten so hastig aus ihr, dass Ginny einen Augenblick brauchte, bis sie die Frage verstand, was Hermine zu neuer Ungeduld antrieb. Gehetzt fuchtelte sie mit der Hand durch die Luft.
„Ich war mit Luna und Neville unterwegs, wir wollten die Mysteriumsabteilung besuchen.“ Hermine verzog das Gesicht zu einer Grimasse und Ginny ließ sich ein schwaches Lächeln entlocken. „Weißt du, dass der Überfall genau zweihundert Tage her ist? Nein, es weiß niemand und keiner kümmert sich darum. Weil kaum jemand die Angestellten kannte, oder gar wusste, woran sie arbeiten“, erzählte Ginny weiter und musste sich bei dem säuerlichen Anblick auf Hermines Gesicht ein Lächeln verkneifen, was wiederum Hermine, die es bemerkt hatte, noch weiter zur Weißglut trieb, da Ginny den Ernst ihrer Botschaft nicht erkannte.
„Aber wir sind hingegangen, wir wurden hingeführt als ob wir Felix Felicis getrunken hätten. Du weißt doch, wie es dich führt und genau so ging es uns auch.“ Hermine nickte leicht, nur um anzudeuten, dass sie mehr wissen wollte. Ginny wusste, dass es unklug war, dieses Zeichen falsch zu deuten und fuhr fort.
„Dieser Schleier, durch den Sirius damals gestürzt ist… wir haben ihn nie genau angeschaut, richtig? Wir hatten nie die Idee, dass er sein Geheimnis selbst preisgibt? Er täte es, wenn man Alte Runen könnte.“
„Alte Runen?“ rief Hermine aufgeregt. Sie sprang auf, ruhig sitzen konnte sie nicht mehr. Also begann sie, in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen, während sie nachdenklicher als zuvor fortfuhr: „Ich kann Alte Runen. Ich hatte darin ein Ohnegleichen in den ZAGs.“ „Warum musstest du dann vor einer Woche nach Hogwarts rennen?“ Hermine machte eine unwirsche Handbewegung und lief rot an. Ginny begann erneut zu grinsen, diesmal allerdings glücklicherweise ohne von Hermine gesehen zu werden.
„Das war nicht wegen der Schrift, sondern wegen der Sprache. Es war Griechisch und so gut bin ich da nicht. Ich kann Wörter wie ‚Dunkler Lord’ eben, aber sonst kaum etwas.“ Ginny lächelte weiterhin, denn sie hatte nichts anderes wollen, als Hermine zu ärgern. Die Tatsache, dass Hermine Griechisch konnte überraschte sie hingegen nicht im Geringsten. „Es befindet sich eine Inschrift auf dem steinernen Bogen…“ Weiter kam sie nicht. Hermine war mit einem Satz bei der Tür und drückte die Klinke nach unten. Noch im Laufen rief sie über die Schulter. „Wir müssen da hin. Beziehungsweise muss ich da hin.“
„Ich komme mit“, sagte Ginny sofort und sprang ebenfalls auf.
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