von Alex
Am nächsten Morgen erwachte der ganze Orden voller Neugier auf die abendliche Feier. Mrs Weasley hatte es sich nicht nehmen lassen, allen von ihrem Plan zu berichten, und so wussten es alle im Hauptquartier. Weil die Feier aber erst am Abend stattfinden sollte, gingen alle berufstätigen Ordensmitglieder ihrer Arbeit nach. Lässig winkte Ron Kingsley nach, der im Gegensatz zu ihm und Mad-Eye Arthurs Ruf nicht gefolgt war, und weiterhin als Auror arbeitete. Er vertrat Alastor als Leiter der Aurorenzentrale. Arthur küsste seine Frau und sagte: „Ich habe heute Nachmittag noch ein ausführliches Gespräch mit Steven Croaker über die internen Probleme betreffend der zerstörten Zeitumkehrer. Ich komme heute wahrscheinlich etwas später. Wann sagtest du wird die …Feier beginnen? Neunzehn Uhr? Alles klar, dass sollte sich ausgehen. Bis später, Liebling.“ Sie verschwand wieder in der Küche.
Tagsüber war das Hauptquartier meist ziemlich leer. Auch Minerva McGonagall war wieder nach Hogwarts zurückgekehrt, wo immerhin seit gut zwei Monaten das Trimagische Turnier lief, doch auch sie würde für die Feier kommen. Die meisten der Ordensmitglieder waren berufstätig und konnten oder wollten diesen Beruf nicht aufgeben. So waren Ron, Draco, Alastor, Molly und einige ehemalige DA-Mitglieder alleine im Hauptquartier. Hermine hatte vor, bis Mittag zu schlafen, da sie nach der Feier in eine Nachtschicht musste. Von Ron stammte die Idee, am Abend ein Zauberschach-Turnier durchzuführen, und so waren die jungen Zauberer im Versammlungssaal am Vorbereiten, während Mrs. Weasley immer wieder neben ihnen vorbeihastete, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Alastor saß auf einem Stuhl in der Ecke und studierte den Tagespropheten. Jedesmal wenn Ron oder einer der anderen besonders laut auflachte, zuckte er kurz zusammen, und schaute grimmig über den Rand der Zeitung hinweg. Kurz nach Mittag kam Hermine verschlafen dazu. Sie setzte sich neben Ron und küsste ihn ausgiebig auf den Mund. Dann schaute sie ihnen beim Spielen zu. Ron war gerade dabei, mit seiner Dame zum vernichtenden Zug anzusetzen, als ein lauter Ton die Halle erfüllte, und Hermine erschrocken herumfuhr.
Der Phönix auf der Wand tauchte den Raum in ein helles silbriges Licht. Der schrille Warnton, den Hermine zusätzlich auf die Zeichnung gelegt hatte, brach nicht ab. Es schien dringend zu sein. Mad-Eye sprang so hastig auf, dass der Sessel umkippte und die Zeitung auf den Boden raschelte. Ron setzte einen glücklichen Blick auf und schaute sich um. „Endlich wieder ein Einsatz“ frohlockte er. „Wen nehmen wir diesmal mit? Draco, Dean und Seamus?“ fragte er, aber Moody horchte nur halb zu. Mit schnellen Schritten eilte er durch den Raum. „Für eine Kleinigkeit ist dieser Ruf viel zu lange“ knurrte er, „wir brauchen keine Angriffstruppe“ – er zückte seinen Zauberstab – „wir brauchen eine Armee“, mit grimmiger Miene setzte er seinen Zauberstab auf den Phönix und wie auf Kommando spürten Ron und Hermine die Hitze auf ihren Unterarmen. Die Phönixe leuchteten silber auf, genau wie einen Tag zuvor, beim Testlauf. Molly kam aus der Küche gelaufen. „Was ist los?“ keuchte sie aufgeregt. „Kingsley hat uns gerufen“ sagte Draco düster. Er blickte nicht in die Richtung des Phönix. Er blickte in die Richtung, in die das Zaubereiministerium lag.
Molly, Ron, Hermine und Alastor eilten gefolgt von den anderen Mitgliedern, die im Hauptquartier waren auf den Vorplatz. Innerhalb von fünf Minuten war der Großteil des Ordens eingetroffen, und Draco verkündete noch einmal wo es hingehen sollte, dann disapparierten sie. In der Eingangshalle des Ministeriums eilte ihnen Kingsley Shacklebolt entgegen. Er wirkte aufgelöst und sein Umhang wies an mehreren Stellen lange Risse auf. „Die Todesser…sie haben uns überfallen…die Mysteriumsabteilung.“ Der Orden strömte in die Aufzüge, wer keinen Platz mehr hatte nahm die Treppen, und in dem Korridor vor dem Eingang zur Mysteriumsabteilung trafen sie wieder zusammen. Kingsley übernahm die Führung, und wie es beinahe jeder geahnt hatte, ging es zuerst in den Raum des Todes. Der Schleier in dem Bogen bewegte sich leicht, rundherum lagen mehrere Körper. Die Stufen wiesen mehrere Einschläge auf und nur der Bogen schien unbeschädigt. Mehrere Türen standen offen, eine war offenbar von einem Zauber getroffen worden und hatte ein großes Loch abbekommen. Moody und McGonagall teilten den Orden in fünf Gruppen auf, die die Abteilung getrennt durchsuchen sollten. Ron und Hermine schlossen sich der DA an. Sie gingen weiter in den Raum der Prophezeihungen, der ein ähnliches Bild bot, allerdings war die Zerstörung hier noch viel schlimmer ausgefallen, da der Raum größer war und voll geräumt war. Die riesigen Regale lagen am Boden, in viele Einzelteile zerfallen, zwischen den Glassplittern schauten hier und da eine Hand oder ein Kopf hervor. Ron lief grün an, und Hermine schloss die Augen.
Zurück im Raum des Schleiers hatten auch die anderen Gruppen nichts Besseres zu berichten. Offenbar war die ganze Mysteriumsabteilung von den Todessern vollkommen zerstört worden. „Wir waren zu langsam“ flüsterte McGonagall schockiert. „Nein“ knurrte Moody zornig, „die Todesser waren zu schnell. Das darf nie wieder passieren.“ „Ach, hör auf“ fiel Hermine ein, „wie ich höre gibt es keinen Überlebenden? Dieser Überfall war genauestens geplant. Ich schlage vor, wir apparieren zurück nach Hause, schicken eine Staffel von Ministeriumsarbeitern hier her, um Ordnung zu schaffen, und dann müssen wir uns bemühen, so viel wie möglich über den Überfall herauszufinden. Wir müssen zuerst Kingsley befragen, er war bei dem Kampf dabei. Dann werden wir uns an die anderen Angestellten des Ministeriums wenden müssen, die heute Dienst haben. Wir müssen den Grund für den Überfall herausfinden.“ Ron trat einen Schritt vor. „Mir ist eine Sache aufgefallen. Die Todesser haben entweder den Anti-Apparier-Zauber ausgetrickst, oder sie hatten es wirklich nur auf diese Abteilung abgesehen. Immerhin kann man nur in der Eingangshalle apparieren, und dort war keine Spur von Zerstörung.“ „Kann man das?“ fragte Hermine zweifelnd. „Ja, klar.“ Kam Mad-Eye seinem Kollegen zur Hilfe. „Jeder Auror weiß das.“
Der Orden fand sich wieder im Grimmauldplatz Nummer Zwölf zusammen, und Kingsley hatte sich bereit erklärt, nachzukommen, sobald er in der Aurorenzentrale Meldung gemacht hatte. Schweigend saßen die Ordensmitglieder um den Tisch, keiner wusste, was er sagen sollte. Der Überfall war unvorbereitet gekommen, und er war genauestens geplant, wie Hermine gesagt hatte. Die große Frage, der alle in dem Raum nachhingen war: Warum überfielen die Todesser die Mysteriumsabteilung?
Nach einer endlos scheinenden Stille schwang die Türe auf, und Kingsley betrat den Raum. Er schritt nach vorne, wo zwischen den Vier ein Sessel frei war, auf den er Platz nahm. Moody räusperte sich, aber es war McGonagall, die die erste Frage stellte: „Was ist passiert?“ Kingsley atmete schwer, als hätte er gerade einen Sprint hinter sich, aber er erzählte, was er erlebt hatte. „Ich saß gerade am Schreibtisch und füllte ein Formular über die letzte Jagd nach Todessern aus, als plötzlich eine ganze Flut von Memos durch mein Büro kam. Ich schnappte mir einen und die anderen flogen weiter in Auphreys Büro. Es war ein Hilferuf aus der Mysteriumsabteilung, und sofort aktivierte ich den Phönix. Ich lief hinunter, so wie offenbar das ganze Zaubereiministerium. Gemeinsam mit einigen Tierwesen - Verbindern kam ich als erster an, gerade als die Todesser sich wieder zum Rückzug sammelten. Es muss innerhalb von zehn Minuten erledigt gewesen sein, sie griffen uns an und wir verteidigten uns so gut es ging. Ich glaube, dass ich drei von ihnen erwischt habe, aber sie waren eigentlich nicht auf einen Kampf aus. Es waren mindestens siebzig, und wir waren zu acht. Sie haben drei meiner Kollegen ermordet, aber sie hätten uns alle töten können.“ McGonagall dachte einen Augenblick nach, und sank dann tief in ihren Lehnstuhl zurück.
Ron hingegen stand auf. „Du sagst du hast sie erwischt. Wie meinst du das? Hast du sie auch umgebracht?“ „Nein“ Kingsley schüttelte entschieden den Kopf. „Ich bin ein Auror, ein Kämpfer, aber ich töte nicht wenn es nicht sein muss.“ „Nun, man könnte sagen, es wäre nötig gewesen, weil du getötet werden konntest, aber es ist gut dass du es nicht getan hast. Was hast du ihnen getan? Ganzkörperklammer?“ vermutete Ron. „Nein. Zwei habe ich gelähmt, und einen mit einem Anti-Disapparier-Fluch belegt. Ron überlegte kurz. „Die Lähmung ist schon längst wieder aufgehoben, aber die Appariersperre nicht. Das heißt, ein Todesser müsste irgendwo im London der Muggel herumlaufen. Wir müssen ihn sofort aufhalten.“ „Nein, Ron“ sagte Kingsley mit einem leichten Grinsen. „Das machen diesmal die Auroren, oder was glaubst du, was ich ihnen aufgetragen habe?“ Hermine stand auf und trat neben Ron. „Aber wir brauchen ihn, um ein Verhör zu führen. Es ist wichtig, wir müssen den Grund des Überfalls erfahren.“ Kingsley senkte den Kopf. „Ich kann es dir nicht garantieren. Ich habe keine näheren Anweisungen gegeben, und sie wollen bestimmt Rache für die ermordeten Kollegen…“ sagte er leise. Hermine fuhr ihn an: „Das werden sie nicht tun! Der Zaubereiminister ist einer von uns, er wird sich den Verantwortlichen vorknöpfen, wenn dem Todesser etwas zustößt!“ Kingsley wollte ihr antworten, doch er kam nicht dazu. Molly war aufgesprungen, und aus irgendeinem Grund schien sie den Tränen nahe.
„Arthur“, kreischte sie. „Er wollte sich doch heute mit jemandem in der Mysteriumsabteilung treffen!“
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
