von Thorti
Alastor blickte durch das Gitterfenster in den wolkenverhangenen Nachthimmel. In der Ferne zuckten ein paar Blitze, gefolgt vom leisen Donnergrollen.
„Warum hast du uns verschwiegen, dass du diese Kate geliebt hast?“, fragte Ian.
Alastor drehte sich um.
„Weil ich bis vor hin gedacht habe, dass sie tot ist und nicht zu einem Vampir mutiert ist. Und ich weiß nicht, was euch mein Privatleben angeht. Ich bin nur auf Bitten von Elaine hierher gekommen und das nebenbei beruflich.“
„Aber deine Ex will uns alle umbringen“, entgegnete Ian.
„Und kann ich was dafür. Ich bin auf jeden Fall nicht daran schuld, dass aus ihr eine solche Bestie geworden ist.“
John versuchte die GemĂĽter zu beruhigen.
„Es hilft uns jetzt auch nichts weiter, wenn ihr beide euch andauern Vorwürfe an den Kopf werft. Denken wir lieber darüber nach, wie wir uns und Elaine aus dieser Hölle befreien können.“
John blickte Alastor in die Augen.
„Alastor, es weiß, dass du sie...“
„Schon gut“, unterbrach Alastor ihn. „Wir können nur frei sein, wenn Kate stirbt. Verdammte Scheiße, wie soll das gehen? Ich kann doch nicht einfach so.“
„Du musst Alastor“, sagte Ian ruhig. „Kate ist ein Vampir, sie ist die Königin eines Vampirclans.“
„Du hast Recht. Sie ist nicht mehr dieselbe Kate, die ich kennengerlernt habe und die ich... die ich heiraten wollte.“
Alastor starrte instinktiv wieder aus dem Fenster um seine Tränen zu verbergen.
Verschwommene Bilder tauchten vor seinen Augen auf. Kate und er küssten sich leidenschaftlich. Ihr erster Kuss. Er blickte in ihre warmen Augen, ihr wunderschönes Gesicht. Ihre Haare, die ihn immer wieder von Neuem verzaubern.
Das war die Frau seines Lebens. Die Frau seiner Träume. Die Frau seiner schlaflosen Nächte. Die Frau seiner Leidenschaft.
Ihr Gesicht war ihm ganz nah. Er konnte ihren kühlen Atem spüren. Er roch ihren betörenden Duft.
Plötzlich entdeckte er scharfe Reiszähne. Alastor wich zurück. Kate fauchte ihn an. Wie aus dem Nichts tauchten Menschen um sie herum auf. Kate lechzte nach ihnen. Sie sprang auf einen Mann zu und schlug ihre Zähne tief in seinen Hals. Blut spritzte umher, Alastor ins Gesicht. Doch der Mann war Kate nicht genug. Sie stürzte sich auf andere Menschen. Alastor sah fassungslos zu, wie immer mehr kleine Bluttropfen den Himmel fast verdeckten. Auf dem Boden ergossen sich kleine Bäche des roten Lebenssaftes. Es dauerte nicht lange und er stand knöcheltief in einem roten See. Kate und er waren allein. Sie wischte sich das Blut von den Lippen und blitzte Alastor gierig an. Sie erhob sich in die Luft. Alastor wollte fliehen, doch er konnte sich keinen Deut bewegen. Sie kam immer näher, immer näher. Er konnte ihren fauligen Atem spüren. Die langen Zähne. Ihre gierigen Augen. Er spürte den Schmerz, als ihre Zähne seine haut durchdrang. Das Bild färbte sich blutrot.
Alastor schreckte hoch. Sein Gesicht war nassgeschwitzt und vermischte sich mit seinen bitteren Tränen. Er hatte nun einen endgültigen Entschluss gefasst. Ob er ihn bereuen könnte, wusste er nicht. Er wusste nur, dass er mit dieser Entscheidung viele Leben retten wird, auch wenn er sein Liebstes schwinden sah.
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