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Fanfiction

F*** Me I'm Famous (deutsch) - What Friends Are For...

von Resimesdra

F*** Me I’m Famous - dt

Disclaimer: J.K.Rowling alles, ich nix. Seufz. Was ein Missstand! ^_-

Danke an Solvej, die eine wirklich ganz hervorragende Betaleserin ist!!! Thanx, hun, ohne dich wäre es nur halb so gut! *hugs*

*~*~*~*

Harry bewunderte sein Spiegelbild mit einem höchst zufriedenen Ausdruck in seinen verblüffend grünen Augen. Sein rabenschwarzes Haar schimmerte wie Seide und er hatte es präzise gestylt, so dass seine Narbe auf keinen Fall verdeckt wurde. Schließlich sollten die Leute, die ihm begegneten, ja wissen, mit wem sie es zu tun hatten. Immerhin war er eine Berühmtheit; wahrscheinlich die einzige Berühmtheit, die hier auf den ach so irdischen Ländereien Hogwarts’ angetroffen werden konnte. Harry konnte es einfach nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, den Leuten diese einmalige Gelegenheit eines Wortwechsels mit ihm entgehen zu lassen. Immerhin war er der erstaunliche Junge, der noch lebt, der Held der Zaubererwelt, der jüngste Sucher des Jahrhunderts, der einzige Überlebende des tödlichen Fluches und – last but not least – das Schärfste, was im Moment durch die Korridore Hogwarts’ wandelte.

Kurzum, ein jeder, der seinen Weg kreuzte, sollte genau wissen, wer er war. Wie sonst könnte sichergestellt werden, dass man dem größten Zauberer aller Zeiten, der im zarten Alter von sechzehn Jahren und exakt sechsundfünfzig Tagen Voldemort besiegt hatte (Harry wusste das Datum auswendig; natürlich, wozu sonst hatte er es rot in seinem Organizer angestrichen? Schließlich standen die Chancen gut, dass dieser Tag demnächst zum Nationalfeiertag erklärt wurde) mit der gebotenen Demut und Dankbarkeit begegnete? Natürlich wussten die meisten Menschen sowieso, wer er war. Schließlich war er ständig in beinahe allen verfügbaren Medien präsent. Und dennoch bestand ja die Möglichkeit, dass der eine oder andere erst seine Narbe sehen musste, bevor er seine Anerkennung zeigen konnte.

Harry wollte einfach auf Nummer sicher gehen.

Er war ja nicht eingebildet oder hatte eine Mittelpunktsneurose oder sowas, so dass es ihm ein Bedürfnis gewesen wäre, ständig im Mittelpunkt zu stehen – nein, natürlich nicht. Aber er war sich völlig im Klaren darüber, dass die Leute ihrem Helden ihre Dankbarkeit zeigen wollten. Und Harry war ja kein Unmensch; er würde ihnen nicht vorenthalten, was sie sich so sehnlich wünschten. Nicht doch. Und wenn er dafür im Mittelpunkt stehen musste – tja, so sei es dann eben. Man opferte sich doch gern für seine Fans auf.

Natürlich gab es auch immer ein paar Leute, die behaupteten, er sei nur ein extrem vom Schicksal begünstigter, großkotziger kleiner Bastard mit weniger Hirn als ein Flubberwurm. Manche sagten, die dümmsten Bauern hätten doch immer die größten Kartoffeln und manche gingen sogar so weit, Harrys gloriosen Triumph über den Dunklen Lord als schieres Dummenglück zu bezeichnen. Sie sagten, es könne kaum als großer Verdienst angesehen werden, dass Harry Voldemort wortwörtlich mit heruntergelassenen Hosen erwischt hatte – schließlich musste sogar Voldemort, Geißel der Menschheit, seinen natürlichen Bedürfnissen nachkommen, und sie nannten Harrys clevere Idee, einfach die Tür des mobilen Pixie-Klos mitten auf dem Schlachtfeld aufzureißen (obwohl doch ganz klar das „Besetzt“-Zeichen geleuchtet hatte!) eine unsportliche Maßnahme.

Das empörte Harry sehr. Scheiße, schließlich war Krieg, und wie konnte man es ihm zum Vorwurf machen, seinen Todfeind vom Klo gezerrt und von seinem Vorteil Gebrauch gemacht zu haben? Immerhin hätte Voldemort, der feige Babymörder, vermutlich nicht gezögert, das selbe zu tun, wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre.

Deswegen hörte Harry einfach nicht hin, wenn ihm solche Blasphemien zu Ohren kamen. Er wusste, dass er ein Held war, fast schon ein Gott, der Goldjunge – und die meisten anderen wussten es auch. Und was scherten ihn die paar Neid zerfressenen Armleuchter, die ihm seinen Ruhm nicht gönnten? Er war schließlich viel zu reif, um sich noch wegen solch kindischer Rivalitäten aufzuregen. Wo er doch wusste, dass ihm ohnehin keiner das Wasser reichen konnte. Muhahaha.

Er trat einen Schritt zurück, um seinen Körper in all seiner Pracht im Spiegel betrachten zu können, und jepp, er war sehr zufrieden mit dem, was er sah. Er sah wirklich phantastisch aus; kein Wunder, dass sich diese Pin-Up-Kalender von ihm wie warme Brötchen unter seinen Mitslytherins verkauften. Und unter den Schülern der anderen Häuser. Und wenn das Geld, das ständig auf sein Bankkonto bei Gringotts floss, irgendwas zu bedeuten hatte, wahrscheinlich auch überall außerhalb von Hogwarts.

Er war mittelgroß und schlank und man konnte sehen, wie sich die festen Muskeln seines Oberkörpers unter seinem schmal geschnittenen, schwarzen T-Shirt bewegten. Und als er sich umdrehte, musste er einfach bewundern, wie perfekt diese engen Jeans seinen vollkommenen Hintern betonten. Sexy, wirklich. So heiß, dass er wahrscheinlich verboten werden müsste. Sex auf zwei Beinen, sozusagen. Ein wandelnder Traum. Und zwar ein feuchter.

Harrys Selbstbewunderung wurde rĂĽde unterbrochen, als Draco Malfoy in den Schlafraum platzte, den sie sich teilten, und ihm einen anerkennenden Blick zuwarf.

„Wow, du siehst echt heiß aus, Harry“, sagte er bewundernd und seine Stimme war weich und seidig. Nichts erinnerte an den abfälligen Tonfall, den er anschlug, wenn er sich wieder einmal über die Idioten aus Hufflepuff oder Gryffindor lustig machte, was Harry immer wieder höchst amüsant fand.

Es war einfach zu köstlich, wenn sich ihre Gesichter zu schmollenden, beleidigten Schnuten verzogen, weil Dracos spöttische Bemerkungen wieder einmal mit bewundernswerter Präzision einen wunden Punkt getroffen hatten. Selbst wenn Malfoy Junior kein so großartiger Typ gewesen wäre wie er es tatsächlich war (wenn man denn einmal das Privileg seiner Freundschaft gewonnen hatte) – mit ihm befreundet zu sein, war es schon deswegen wert, weil man sich auf diese Weise auf der richtigen Seite seiner spitzen Zunge befand.

Aber Harry musste sich darüber keine Sorgen machen, denn er und Draco waren beste Freunde seit ihrem ersten Tag in Hogwarts. Harry war damals so erleichtert gewesen, als der hochmütige Junge in das Abteil geplatzt war, in dem Harry mit dem kleinen Weasley gesessen hatte. Der letztere hatte bereits seit einer halben Ewigkeit auf ihn eingeschnattert, völlig unbeeindruckt von der Tatsache, dass Harry noch nicht einmal die Hälfte von dem verstand, was er sagte, weil Weasley nämlich die unangenehme Angewohnheit hatte, mit dem Mund voll Schokolade zu sprechen. Schokolade übrigens, die Harry gekauft hatte!

Draco hatte sich erst ausgiebig ĂĽber den Rotschopf lustig gemacht und Harry anschlieĂźend die Hand zur Freundschaft angeboten. Und Harry hatte dankbar akzeptiert. Er hatte befunden, dass Draco ganz eindeutig eine Verbesserung zu Weasley darstellte. Er war witzig, gut gekleidet und eindeutig wohlerzogen, was bedeutete, dass er bestimmt niemals mit vollem Mund sprechen wĂĽrde.

Weasley war der Mund offen stehen geblieben (was nicht gerade ein sonderlich angenehmer Anblick war, denn jener war immer noch voll geschmolzener Schokolade); und Harry und Draco, die ob des Anblicks gemeinschaftlich erschauert waren, hatten damit ihre erste Gemeinsamkeit entdeckt. Harry hatte sich zuerst zwar ein bisschen schlecht gefühlt, weil er einfach so mit Draco abgezogen war – doch dann war ein Mädchen mit bemerkenswert großen Schneidezähnen und furchtbarer Frisur (wirklich, ihre Haare waren sogar schlimmer als Harrys!) zu dem Rotschopf gestoßen, und Harry hatte erleichtert erkannt, dass Weasley nicht seinetwegen vereinsamen würde. Und tatsächlich waren Weasley und Granger (denn so hieß das Mädchen unter dem Gestrüpp) gute Freunde geworden – mittlerweile ging sogar das Gerücht um, sie seien ein Liebespaar. Nicht, dass es Harry auch nur im Entferntesten interessiert hätte, was die beiden so trieben. Schließlich waren die beiden blöde Gryffindors und er als Slytherin war natürlich per Definition nicht an Klatsch und Tratsch interessiert, nicht wahr?

Draco hatte ihm eine Menge über die Welt der Zauberer erzählt (es war offensichtlich, dass er über ein größeres und fundierteres Wissen über dieses faszinierende Thema verfügte als Weasley) und ihm geholfen, ein paar anständige Klamotten zu bekommen, nachdem Harry ihm zögerlich erzählt hatte, dass die Dursleys ihn zwangen, die abgelegten Einmannzelte seines übergewichtigen Cousins zu tragen. Er war absolut schockiert gewesen, als Harry ihm die Umstände geschilderte hatte, unter denen er aufgewachsen war, und Harry hatte seine liebe Mühe damit gehabt, seinen Freund davon abzuhalten, „jemanden zu schicken, der diesem dreckigen Muggelpack mal eine Lektion erteilt“, wie er sich ausdrückte. Schließlich gab Draco seinen Plan unter Murren und Knurren und nur unter der Bedingung auf, dass Harry stattdessen die Ferien mit ihm auf dem Anwesen der Malfoys verbrachte.

Dumbledore war zwar nicht gerade begeistert von der Idee gewesen, seine größte Waffe gegen Voldemort in die Hände eines ehemaligen Todessers zu geben – aber schließlich hatte es ihn auch nicht gerade vom Hocker gerissen, dass der Sprechende Hut Harry nach Slytherin geschickt hatte. Zumindest, wenn man seine ungläubig erhobenen Augenbrauen richtig gedeutet hatte. Tja, aber was konnte Harry schon groß dagegen tun? Der alte Mann würde sich wohl oder übel von dem Gedanken verabschieden müssen, dass aus Harry ein zweiter Dumbledore werden würde, wie er es wohl insgeheim gehofft hatte; Harry wollte sein Leben, nachdem er es jetzt endlich ein wenig unter Kontrolle hatte, ganz bestimmt nicht nach den Wünschen eines alten Tattergreises gestalten!

Doch letztendlich hatten sich sowohl Dumbledore als auch Lucius Malfoy breitschlagen lassen, Harry und Draco die Ferien gemeinsam verbringen zu lassen. Lucius – oder Daddy, wie Draco ihn nannte, wenn sie sich nicht in der Öffentlichkeit befanden – war zwar noch immer begeistert von der Idee, die Welt von Schlammblütern und Blutverrätern zu säubern, doch mindestens genauso gut gefiel ihm die Vorstellung, in diesem Krieg auf der richtigen Seite zu stehen – wobei „richtig“ hier natürlich weniger als eine Frage der Moral, sondern lediglich als Synonym für „siegreich“ zu sehen war.

Und weil Harry ein bemerkenswertes Talent an den Tag legte, sämtliche Versuche, ihn um die Ecke zu bringen, völlig unbeschadet zu überstehen, beschlich Lucius wohl der leise Verdacht, dass Harry Potter es womöglich tatsächlich fertig bringen könnte, den Dunklen Lord in seinen faltigen Hintern zu treten. Dadurch fiel ihm die Entscheidung, die Seiten zu wechseln, offenbar noch ein wenig leichter.

Die beiden Jungs wurden von Dracos Eltern nach Strich und Faden verwöhnt. Narzissa ging voll Freude mit ihnen einkaufen und hatte Harry völlig neu eingekleidet, ihm einen neuen Haarschnitt verpassen lassen; kurzum, sie ließ ihm alles angedeihen, was ein junger Mann brauchte, um ein ansprechendes Äußeres zu entwickeln.

Leider musste Harry natürlich wegen des unseligen Schutzzaubers, den Dumbledore über ihn verhängt hatte, die Dursleys für mindestens ein, zwei Wochen jedes Jahr besuchen. Doch als er sich deswegen wieder einmal besonders aufgeregt hatte (Also echt, hätte der alte Kauz sich nicht wenigstens die Mühen machen können, diese Leute erst einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, bevor er ihnen Harry auf Gedeih und Verderb auslieferte?), hatte Lucius Malfoy kurz entschlossen auf einen Sprung im Ligusterweg Nummer vier vorbeigeschaut und den entsetzten Dursleys seine Aufwartung gemacht. Eingeschüchtert von Malfoy Seniors imposanter Erscheinung und der Ausstrahlung, die förmlich „reich und mächtig“ zu schreien schien, hatten sie die weiße Fahne gehisst und mit schlotternden Knien eingewilligt, Harry von nun an wie einen Menschen zu behandeln.

Anschließend war das Leben im Ligusterweg ein gutes Stück erträglicher gewesen.

Dann beschloss Draco an einem strahlenden Junimorgen, seiner Familie und seinem besten Freund eine schockierende Erkenntnis mitzueilen. Die Familie Malfoy plus Harry saß nichts ahnend am Frühstückstisch, genoss die warmen Sonnenstrahlen und das französische Frühstück mit Croissants und sieben Sorten deliziöser Marmelade (keine profanen Eier und Würstchen für die Malfoys, oh nein!), als Draco plötzlich seinen Becher mit Café Latte absetzte, sich ein weiteres Croissant aus dem Körbchen angelte, und beiläufig in einem Tonfall sagte, in dem andere Leute über das Wetter reden würden: „Übrigens, ich glaube, ich bin schwul.“

Es dauerte einen Moment, bis die Neuigkeit durchgesickert war. Dann prustete Harry in seinen Kakao, lieĂź Lucius seine Kaffeetasse fallen und verschluckte sich Narzissa an einer Erdbeere.

„Du glaubst…“, sagte Lucius langsam, so als sei er gerade erst aus dem Tiefschlaf aufgewacht, und setzte sich schräg auf seinen Stuhl, so dass die flink herbeigeeilten Hauselfen den Kaffee von seinem seidenen Morgenmantel abtupfen konnten.

„…du bist…” Narzissa hustete auf erstaunlich elegante Weise rote Erdbeerstückchen in ihre vorgehaltene Serviette.

„..SCHWUL?“, krächzte Harry und wischte sich Kakao von Kinn und Nase.

„Jupp“, sagte Draco gutgelaunt und schnitt ungerührt sein Croissant auf. „Gib mir bitte mal die Kirschmarmelade, Harry.“

Harry, noch immer völlig paralysiert von der Enthüllung, griff automatisch nach dem Glas und schob es seinem Freund hin, der mit einem vergnügten Lächeln das Messer eintauchte; scheinbar völlig unberührt von den perplexen Blicken, die ihm seine drei Tischgenossen zuwarfen. Narzissa und Lucius waren sogar so geplättet, dass sie es versäumten, Draco dafür zu rügen, dass er die Marmelade nicht mit dem extra dafür vorgesehenen Marmeladenlöffel aus dem Glas entnommen hatte.

„Wie… wie um alles in der Welt kommst du denn darauf?“ Harry konnte es noch nicht fassen. Nicht, dass er etwas gegen Homosexualität hätte oder so – er hatte das bisher nur noch nicht einmal in Betracht gezogen. Klar, Draco war nicht wie die anderen Jungs in ihrem Alter, er war musikalisch, ein großartiger Tänzer und hatte nichts für Sport übrig – na ja, abgesehen davon, Harry beim Quidditch anzufeuern – und er war total besessen von seinen Haaren und gut geschnittenen Designerklamotten… Und er hatte auch noch nie ein Freundin gehabt (von dem volltrunkenen Intermezzo mit Pansy Parkinson in der Vierten einmal abgesehen; eigentlich konnte man das auch nicht richtig mitzählen, denn Draco hatte es bereits nach extrem kurzer Fummelei durch heftiges Erbrechen unterbrochen). Eigentlich, dachte Harry, hätte er es wohl kommen sehen müssen.

Dann versuchte sein Gehirn fieberhaft zu ĂĽberschlagen, wie oft Draco ihn wohl schon nackt gesehen hatte. Sehr beunruhigend, das alles.

Draco zuckte die Schultern und biss von seinem Croissant ab. „Och, ich weiß nicht… vielleicht, dass ich Waschbrettbäuche einfach so viel geiler finde, als Titten…?“, sagte er, nachdem er seinen Bissen heruntergeschluckt hatte.

Narzissa hustete in ihre Serviette und Harry hatte den deutlichen Eindruck, dass sie dabei ein Lachen zu ersticken versuchte. Er stellte milde entsetzt fest, dass die Frau, die einer Mutter für ihn am nächsten kam, nicht nur auf mütterliche Weise erleichtert und froh darüber war, dass ihr Sohn ihnen solch intime Dinge anvertraute, sondern dass ihr auf definitiv unmütterliche Weise gefiel, was sie da hörte. Offensichtlich war sie nur zu scharf darauf, dem Begriff Schwulenmutti eine ganz andere, weit wortwörtlichere Bedeutung zu geben… Frauen! Harry widerstand dem Drang, den Kopf zu schütteln. Auch wenn er noch so heterosexuell war – Frauen würde er trotzdem nie begreifen!

Lucius dagegen war mittlerweile so bleich geworden, dass er sich farblich kaum mehr von der blĂĽtenweiĂźen Tischdecke abhob.

Als Draco dann noch nachdenklich kauend bemerkte, dass er Jungs in engen Lederhosen einfach unglaublich heiß fand (woraufhin Narzissa heftig errötete und wie ein Schulmädchen zu kichern begann), erhob sich Lucius ruckartig vom Tisch und rauschte davon, wobei er glatt einen oder zwei der Hauselfen umrannte.

„Was ist denn in den gefahren?“, sagte Draco und schaute seinem Vater milde irritiert hinterher.

Es stellte sich heraus, dass Lucius nicht so recht über die Vorstellung hinweg kam, dass sein Sohn über knackige Jünglinge in Lederhosen salivierte, weswegen er sich in seinem Büro eingeschlossen hatte und sich sturköpfig weigerte, wieder herauszukommen, bevor Draco nicht seinen Irrtum eingesehen hatte. Erst, nachdem er mehrere Stunden düster vor sich hin gebrütet hatte, gelang es Narcissa, ihn mit der Aussicht auf Abendessen in Form eines Lammbratens wieder hervor zu locken.

Es dauerte allerdings noch eine Weile, bis er sich wieder im selben Raum wie Draco aufhalten konnte, ohne langsam und schmerzlich rot anzulaufen oder zynische Kommentare abzugeben.

Doch irgendwann hatte sich auch das wieder eingerenkt und der Frieden im Hause Malfoy war wieder hergestellt – selbst wenn Lucius es nicht lassen konnte, ab und an missbilligend die Augenbrauen ob Dracos mondänen Kleidungsstils zu heben.

Das allerdings konnte Harry ihm nicht verdenken, denn sein Freund hatte in der Tat eine Art sich zu kleiden, die irgendwie noch enthüllender war, als wenn er komplett nackt gewesen wäre.

Jetzt zum Beispiel lehnte locker er im Türrahmen und sah einfach unbestreitbar heiß aus. Er trug enge Lederhosen, die unglaublich tief auf seinen Hüften saßen und ein ärmelloses, durchsichtiges Shirt, das perfekte Einblicke auf die milchweiße Haut seines flachen Bauchs gewährte. Seine schlanken aber durchtrainierten Arme hatte er liebevoll um seine weiße Angorakatze Desdemona gelegt (Draco hatte kürzlich seine Begeisterung für Shakespeares Stücke entdeckt und er hatte ewig gebraucht, bis er sich für einen Namen entschieden hatte), welche ganze Büschel von Haaren auf seinem schwarzen, durchscheinenden Shirt hinterließ. Harry Blick streifte die magisch eintätowierte Schlange, die sich elegant um Dracos schmalen Bizeps schlängelte, und er grinste bei dem Anblick.

Irgendwas sagte ihm, dass Lucius nicht allzu begeistert von dieser Neuerwerbung seines Sohnes sein wĂĽrde; ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Draco sich gleich zu Schulbeginn in dem selben Tattooshop in Hogsmeade auch ein spitzes Nippelpiercing hatte stechen lassen.

Und dennoch hatte Harry nicht einmal versucht, seinen Freund davon abzubringen. Er selbst war zwar nicht allzu scharf auf Tätowierungen oder davon, sich Löcher in den Körper bohren zu lassen, wo die Natur ursprünglich keine vorgesehen hatte und diese dann auch noch mit Metall zu füllen – doch das tat der Tatsache keinen Abbruch, dass Draco solcherlei Dinge einfach unglaublich gut standen.

„Hab ich mich eigentlich je dafür bedankt, dass du mich zu diesen Kontaktlinsen überredet hast?“, sagte Harry und starrte sein Spiegelbild verliebt an. „Ich sehe fantastisch aus, wenn ich diese lächerliche Brille nicht aufhabe! Ich glaub’s einfach nicht, dass ich bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr darauf bestanden habe, sie zu tragen.“

Draco grinste. „Ich glaube, das hast du mir jetzt schon über tausend Mal gesagt, Harry, aber ich hör’s immer wieder gerne. Und wie immer gebe ich dir recht – ich kann’s auch nicht fassen, es dermaßen lang gedauert hat, bis bei dir durchgesickert ist, dass ich Recht habe. Ich meine, immerhin wollte ich dir dieses lächerliche Ding ja schon ausreden, als wir uns das erste Mal im Zug begegnet sind. Scheiß doch auf das Markenzeichen!“

Harry hielt inne und legte den Kopf schief, als ihm zum ersten Mal auffiel, dass Draco etwas an seinem Haar verändert hatte. Es… stand in spitzen Stacheln von seinem Kopf ab. Wow, für diese extravagante Frisur hatte er garantiert eine ganze Tonne magisches Haargel verbraucht! Harrys linker Mundwinkel zuckte amüsiert. Nicht, dass es schlecht ausgesehen hätte, nein, es war nur etwas… ungewöhnlich.

Der kleine Silberohrring, den Draco im linken Ohrläppchen trug, glitzerte wann immer er sich bewegte, so dass auch wirklich jeder über die sexuellen Vorlieben des hübschen Jungens in Kenntnis gesetzt wurde.

Insgeheim bewunderte Harry Draco für diese Offenheit. Nicht, dass Hogwarts groß Probleme gemacht hätte, überhaupt nicht, und wenn Draco auch derjenige war, der sich am offensichtlichsten zu seiner Homosexualität bekannte, so war er doch bei Weitem nicht der einzige schwule Schüler hier – aber trotzdem wurden natürlich blöde Witze und Schlimmeres gemacht, und es gehörte eine Menge Mut dazu, sich dem zu stellen. Harry kam nicht umhin, beeindruckt zu sein.

Aber das musste noch lange nicht heiĂźen, dass er alles guthieĂź, was Draco so mit sich anstellte, oder?

„Bitte sag nicht, dass du vorhast, SO auf die Party zu gehen!“ Harry rümpfte in einem Ausdruck komischer Verzweiflung die Nase.

Draco hob eine seiner perfekt geformten Augenbrauen und Harry bemerkte milde schockiert, dass er sogar ein wenig Kajal aufgetragen hatte, um seine quecksilberfarbenen Augen noch mehr zu betonen.

„Warum, seh ich denn nicht gut aus?“

Harry verschränkte die Arme und schnaubte. „Also, offen gestanden siehst du aus, als wäre dein Foto neben dem Wort ‚Schwuchtel’ im Lexikon abgebildet! Merlin, Dray, warum hängt du dir nicht gleich ein Schild um den Hals, auf dem ‚hol’s dir hier’ steht? Mann, durch das bisschen Shirt da kann man ja sogar dein Piercing sehen!“

Draco rollte die Augen. „Darum geht’s doch, Harry. Und außerdem haben wir darüber doch schon geredet: Ich habe beschlossen, dass ich mit meiner Sexualität kein Problem haben werde, und du hast gesagt, für dich sei es auch okay. Außerdem“, er hielt inne und ließ seine Augen über Harrys Körper wandern, „DU brauchst gerade was sagen! Du willst DAS doch nicht wirklich anbehalten, oder?“

Harry schaute an sich herunter. Auf seinem schwarzen T-Shirt stand in fettgedruckten Buchstaben „Fuck Me I’m Famous“. Harry grinste und schaute wieder zurück zu Draco.

„Wieso nicht? Es ist doch wahr!”, meinte er, was Draco mit einem missbilligenden Schnauben quittierte.

Desdemona, erschrocken durch das plötzliche Geräusch, wand sich aus Dracos Armen, sprang auf den Boden und von dort auf Harrys Bett, wo sie es sich anschließend gemütlich machte. Harry seufzte.

„Na toll! Wenn ich heute eine abschleppe, muss sie in Katzenhaaren liegen… Echt, Dray, kannst du das Vieh nicht einfach rasieren? Oder von mir aus auch wachsen? Diese Haare überall sind echt eklig!”

Draco starrte ihn tödlich beleidigt an. „Sie ist eben eine Angorakatze und die verlieren nun mal ab und an ein Härchen. Üb du dich lieber mal ein bisschen in Toleranz, Harry, schließlich beschwere ich mich doch auch nicht, wenn du meine Zahnbürste benutzt, weil du deine im morgendlichen Tran mal wieder nicht findest, oder? Und das, mein Lieber, ist auch ziemlich eklig, wenn man’s genau bedenkt!“

Harry zog ein Gesicht. „Das muss daran liegen, dass du heimlich auf mich stehst“, sagte er frech. “Sonst würdest du mir nämlich die Hölle heiß machen. Aber so machen dir nicht mal meine fiesen Bakterien auf deiner Zahnbürste was aus…“

„Würdest du jetzt wohl damit aufhören? Du hast versprochen, dass du mich nicht ständig damit aufziehen würdest!“

Draco hatte sich rĂĽcklings auf sein Bett fallen lassen und schaute Harry mit einem so ĂĽbertrieben schmollenden Gesichtsausdruck an, dass Harry kichern musste.

„Weißt du, du bist einfach zu niedlich, wenn du schmollst“, ätzte Harry und kam auf ihn zu, woraufhin Draco ihn mit einem besonders fiesen Malfoy-Todesblick bedachte, den er sonst nur für das schrecklichste aller Verbrechen reserviert hatte: weiße Socken zu schwarzen Schuhen zu tragen.

„Harry“, warnte er, wobei er die letzte Silbe stark betonte. „Hör auf damit!“

„Und was machst du, wenn ich nicht aufhöre?“, machte Harry weiter. Er machte Anstalten, seinem Freund auf den Schoß zu steigen. „Wirst du dann ein böser Junge sein und mich bespringen?“

Zunächst sah es aus, als würden Draco die Gesichtszüge entgleisen, doch schon in der nächsten Sekunde fing er sich wieder und in seinen Augen flackerte etwas auf.

„Schon möglich. Oder aber ich werde dir dein perfekt gestyltes Haar ein bisschen verwuscheln.“

Harry sah ihn entsetzt an. „Das würdest du nicht wagen!“

Dracos Augen blitzten fĂĽr einen Augenblick amĂĽsiert auf; dann setzte er seinen besten Schlafzimmerblick auf und leckte sich lasziv die Lippen.

„Und ob ich das würde. Du weißt doch, dass ich absolut verrückt nach deinem Haar bin, es ist so verlockend und sieht so weich aus… ich finde es sowieso schwer, die Finger davon zu lassen…“

Er streckte die Hand aus und Harry machte einen gewaltigen Satz auĂźer Reichweite.

„Wehe dir, Dray! Ich habe Stunden gebraucht, bis es so aussah; wenn du mein Haar auch nur berührst, dann schwöre ich, dass ich dich eigenhändig umbringe!“

Draco setzte sich auf. „Weißt du, das selbe gilt für meine Hosen! Die sind so scheiß eng, dass ich tatsächlich einen Zauberspruch benutzen musste, um sie überhaupt anziehen zu können! Wenn du glaubst, dass ich scharf drauf bin, da drin einen Ständer zu kriegen, dann bist du aber schief gewickelt!“

Harry blinzelte. „Du würdest wegen mir hart werden?“

Draco seufzte und rollte die Augen. „Also echt, Harry! Ich bin schwul – nur falls du das vergessen haben solltest – und du bist ein Typ. Du bist nicht gerade hässlich, weißt du, und wenn du mir praktisch in den Schoß kriechst… ich meine, wie könnte mich das bitte kalt lassen? Oh, und wisch dir dieses eingebildete Grinsen aus dem Gesicht, oder ich sehe mich gezwungen, dir eine reinzuhauen.“

Harry grinste nur noch breiter. „Ich nehme doch an, dass du weißt, dass es häufig ein Zeichen von sexueller Frustration ist, wenn man zu Gewalt greift.“

„Und du musst das natürlich wissen, das erkennt man schon daran, wie du Lord Vs blassen Arsch erst noch quer über das Schlachtfeld getreten hast, bevor du dich endlich dazu herabgelassen hast, ihn zu killen. Klar, das sah mir doch auch schwer nach sexueller Frustration aus…“

„Wa…? Halt doch die Fresse und geh sterben, ich bin NICHT sexuell frustriert!“

„Klar, und deswegen belästigst du auch deinen schwulen besten Freund sexuell, obwohl du – wie du selbst es immer so schön sagst – der Inbegriff der Heterosexualität bist.“

Harry sah aus, als würde er Draco am liebsten erwürgen. „Ich belästige dich überhaupt gar nicht!“

„Doch, tust du, und falls es dich interessiert: wenn ich sexuell frustriert sein sollte, dann ist das deine Schuld, weil du mich nämlich die ganze Zeit angräbst und dann wieder einen Rückzieher machst!“

Harry sah ihn so verwirrt an, dass Draco sich nicht länger beherrschen konnte. Das Lachen platzte aus ihm heraus wie das Fruchtfleisch aus einer überreifen Kaki.

„Ich mach doch bloß Witze, du Idiot! Du fällst auch auf alles rein!“

Harry starrte den Menschen an, der sich selbst seinen besten Freund schimpfte und sich momentan dennoch auf Harrys Kosten seinen hĂĽbschen Arsch ablachte. Irgendwie konnte er in dem Ganzen die Komik nicht so recht entdecken, aber zumindest Draco schien sich herrlich zu amĂĽsieren. Dabei hatte Harry schon angefangen, darĂĽber nachzudenken, ob Draco mit seinen Unterstellungen nicht vielleicht Recht hatte.

Aber da das alles ja offenbar nur ein blöder Scherz gewesen war, beschloss Harry, der Sache nicht weiter nachzugehen.

„Also“, sagte er schließlich, mehr um das Thema zu wechseln, als weil es ihm wirklich etwas bedeutet hätte, „wirst du dich jetzt umziehen oder nicht?“

Draco hörte abrupt auf zu lachen. „Was? Wieso sollte ich? Und seit wann sagst überhaupt DU MIR, was ich anziehen soll?”

„Ach, komm schon, Dray, bloß weil ich damit leben kann, dass du schwul bist, muss ich doch noch lange nicht zulassen, dass du wie ein Stricher rumläufst, oder?“

Hätte Draco Federn gehabt, so hätte er sich jetzt empört aufgeplustert. „Solange du diese erbärmliche Aufforderung, flachgelegt zu werden, auf der Brust trägst, behalte ich mein Outfit auch an, Potter. Entweder, wir ziehen uns beide um, oder keiner!“

Harry schnaubte. „Schön, dann bleiben wir eben so. Du wirst schon sehen, was du davon hast, wenn dich eine kleine Hufflepuff-Schwuchtel bespringt, sobald du auch bloß den Raum betreten hast! Ich jedenfalls werde dir dann nicht den Arsch retten.“ Er hielt kurz inne und dachte darüber nach, was er soeben gesagt hatte. Dann setzte er hinzu: „Und das meine ich wortwörtlich!“

Dracos Augen wurden schmal. „Mach du dir mal keine Sorgen um mich und meinen Arsch, Potter, wir beide kommen gut klar, auch ohne dass du mal wieder einen kleinen Anfall von pathologischer Heldenhaftigkeit erleidest.“

„Genau, Dray. Deswegen hast du auch letzte Woche Finch-Fletchley rangelassen. Weil du auf dich selbst aufpassen kannst. Finch-Fletchley, ich bitte dich!”

Draco errötete eine Spur. Okay, Justin Finch-Flechtley war jetzt nun wirklich kein Ausbund an Attraktivität, und meistens war er Draco nicht mal einen zweiten Blick wert, aber in dieser Nacht war er so betrunken und geil gewesen, und Justin so willig und…

Aber was ging das alles eigentlich Harry an?!

„Moment mal“, konterte Draco, „bist DU nicht der Typ, der erst vor ein paar Tagen mit Luna Lovegood in der Besenkammer erwischt wurde? Du hast Nerven, mir Vorhaltungen zu machen!“

Ha. Treffer und versenkt!

Harry wurde knallrot. „Also… Darum geht’s doch jetzt gar nicht!“

„Ach nein? Worum geht’s denn dann, Harry? Wieso schert es dich überhaupt, mit wem ich rummache?“

„Warum es mich…“ Draco bildete sich ein, dass Harry noch röter geworden war, aber bei dieser Farbintensität war das schwer zu sagen. „Ich… eh… ich muss ja noch Pandora füttern“, murmelte Harry und wandte sich schnell ab. „Hab ich ja ganz vergessen...“

Eigentlich, dachte Harry, während er das Terrarium öffnete und seiner hübschen Rauen Grasnatter, die von einem wirklich erstaunlichen Grün war, eine Grille anbot, die sie ihm dankbar abnahm, hatte er ja wirklich keinen Grund, sich über Dracos Outfit oder seine Flirts aufzuregen. Weswegen auch? Es konnte ihm ja wirklich egal sein, mit wem sein bester Freund herumknutschte, oder nicht?

Aber aus irgendeinem Grund war es das eben nicht. Er wusste selbst nicht, was mit ihm los war, aber manchmal setzte es bei ihm einfach aus und bevor er wusste, was geschah, machte er schon einen Aufstand. Völlig bescheuert, fand Harry und gestattete Pandora, auf seinen Arm zu kriechen. „Oder was meinst du?“, flüsterte er in Parsel und streichelte seiner Schlange liebevoll über die kühlen Schuppen.

Pandora war nicht sonderlich gesprächig, aber das hielt Harry selten davon ab, lange Monologe in Parsel zu halten. Irgendwie war das wie Tagebuch schreiben, nur ein bisschen besser.

Er bemerkte nicht, dass Draco hinter ihm sich wieder auf das Bett hatte fallen lassen und Desdemona, die mittlerweile wieder zu ihm gekommen war und sich an ihn schmiegte, ein klein wenig fester umarmte, als die Katze es gern hatte. Er beobachtete Harrys Rücken und hörte zu, wie sein Freund sich mit seiner Schlange unterhielt. So gern er auch gewusst hätte, was die beiden da zu tuscheln hatten – noch lieber wäre es ihm gewesen, wenn Harry aufgehört hätte, in Parsel zu sprechen. Das Problem war, dass diese seltsam zischende Sprache auf merkwürdige Art erotisch klang und Draco unerklärlicherweise total anturnte. Und das passte ihm im Moment gar nicht. Eigentlich nie, denn scharf auf Harry zu werden, war nie eine gute Sache.

Und es passierte ihm sowieso viel zu häufig.

Wie zum Beispiel, wenn Harrys wieder mal diese unperiodisch auftretenden, unerklärlichen Anfälle von Eifersucht bekam. Oder zumindest von irgendwas, das Draco sehr gern als Eifersucht interpretierte. Denn obwohl er sich lieber die Zunge abgebissen hätte, als es zuzugeben: Draco stand wirklich auf seinen besten Freund.

Natürlich wusste er, dass Harry der heterosexuellste Mann in diesem Sonnensystem war, und niemals, niemals einen anderen Mann auf diese Weise anschauen würde… Und dennoch, wenn Harry sich so komisch aufführte, erwachte der kleine Teil in Draco wieder zum Leben, der noch immer darauf hoffte, dass Harry irgendwann herausfand, dass er doch auf seinen besten Freund stand. Und für einen kleinen Moment erlaubte Draco sich zu glauben, dass Harry tatsächlich eifersüchtig war.

Doch dann erinnerte er sich wieder daran, wie Harry sich seinen Weg durch die halbe weibliche Belegschaft Hogwarts’ knutschte, und sein Innerstes zog sich so schmerzhaft zusammen, dass er Desdemona unwillkürlich so fest an sich zog, dass die Katze mit einem empörten Maunzen zu Boden sprang. Harry drehte sich überrascht um und Draco, der die Fassung bemerkenswert schnell wieder gefunden und einen gelangweilten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, zuckte nur mit den Schultern.

„Hast du seither eigentlich mal wieder was von Hedwig gehört?“, fragte Draco, um sich von den düsteren Gedanken abzulenken.

Harry ließ seine Schlange zurück ins Terrarium gleiten und schloss sorgfältig die Schiebetüre. Dann drehte er sich wieder um, verschränkte die Arme und runzelte die Stirn. Er wirkte immer ziemlich aufgebracht, wenn Hedwigs Verschwinden zur Sprache kam. „Nee. Und ich kann noch immer nicht glauben, dass sie mit diesem kleinwüchsigen Weasley-Kauz abgehauen ist. Ich meine – sie war MEINE Eule! Hätte sie da nicht etwas mehr Geschmack haben müssen?“

Draco lachte. „Ich kann nur wieder betonen, dass DU Luna Lovegood geknutscht hast. Das schlägt alles, Harry.“

Harry schnappte sich eine alte Socke, die praktischerweise neben dem Terrarium gelegen hatte, und schleuderte sie auf Draco. „Ach, halt doch die Klappe! Ich war betrunken, du blöder Arsch, ich hätte da so ziemlich JEDEN geküsst! Da ist Luna noch nicht mal SO übel!“

„Und ob sie das ist! Sie ist eine blöde Gans mit einer Kette aus Butterbier-Kronkorken und einer dämlichen Brille! Sie führt ständig Selbstgespräche über nicht-existente Kreaturen und schaut so aus, als sei sie gerade erst auf unserem Planeten gelandet und mache eine Sightseeing-Tour. Oh, und hab ich schon erwähnt, dass sie eine blöde Gans ist?“

Harry starrte ihn verwirrt an. Eigentlich war Draco nämlich eine recht ausgeglichene Person. „Das scheint mir jetzt aber doch ein bisschen hart, nicht? Sie hat dir doch nie was getan, oder? Und mich zu küssen ist auch kein Verbrechen.“

Sollte es aber sein, dachte Draco finster und biss sich auf die Zunge. Er war zu weit gegangen, und das wusste er auch.

„Außerdem“, sagte Harry und betrachtete sich noch ein letztes Mal prüfend im Spiegel, „hätte ich, wie gesagt, wahrscheinlich jeden geküsst.“

„Na, alle außer mir wahrscheinlich…“, murrte Draco, bevor er es zurückhalten konnte.

Harry fuhr herum. „WAS hast du gerade gesagt?“

Draco winkte ab. „Ach, nichts. Ich hab nur einen Witz gemacht.“

Harry baute sich vor ihm auf. „Ich hab die Schnauze voll von deinen blöden Witzen, Draco! Die sind nämlich kein bisschen komisch, bloß dass du’s weißt!“

„Okay, okay, halt den Ball flach, Potter.“

Harry murmelte etwas, das verdächtig nach „Vollidiot“ klang, drehte sich aber erneut um, um seine Frisur auf etwaige Schäden zu überprüfen.

Draco grinste versöhnlich. Es fiel ihm ein wenig schwer, diesen Eindruck zu erwecken, doch er wollte jetzt wirklich keinen Streit mehr vom Zaun brechen, der ihnen womöglich noch den ganzen Abend verdarb. Außerdem hatte er Angst, dass ihm dabei vielleicht etwas herausrutschen könnte, das doch lieber ungesagt bleiben sollte.

„Hey, Wonder Boy. Es ist jetzt zehn, und das bedeutet, es ist an der Zeit ist, dass die beiden heißesten Jungs an dieser Schule – und das wären dann wohl wir – sich auf einer gewissen Party blicken lassen.“

Harry grinste und nickte zustimmend und die beiden machten sich auf zur GroĂźen Halle, wo die Party stattfand.

Sie waren sich sehr wohl ihrer Wirkung bewusst, die sie sowohl auf die Mädchen als auch auf die Jungs dort hatten, als sie lässig zur Bar schlenderten. Harry lehnte sich cool über den Tresen und bestellte in seiner maskulinsten Stimme zwei Gläser Feuerwhisky. Die Mädchen um sie herum erröteten und kicherten und Harry war überaus zufrieden mit der Art, wie sie ihre Bewunderung für Hogwarts’ hübschen Helden zeigten.

Der Barmann war ein Typ mittleren Alters, den Harry noch nie zuvor gesehen hatte – er war vermutlich der Ersatz für Warren, der üblicherweise an der Bar arbeitete, wenn offizielle Partys in Hogwarts stattfanden. Nun, das machte auch nichts. Harry war immer mehr als bereit, neue Fans kennen zu lernen.

Der neue Typ beugte sich vor und Harry lächelte einladend in Erwartung einer Bitte um ein Autogramm. Dann machte der Typ den Mund auf und sagte: „Ich darf keinen Feuerwhisky an Minderjährige ausschenken.“

Harry blinzelte und lächelte eisern weiter. „Was?“

Der Barmann runzelte die Stirn. „Ich sagte, ich darf dir keinen Whisky ausschenken, wenn du noch nicht 17 bist. Kann ich bitte mal deinen Ausweis sehen?“

„Was?“, fragte Harry noch mal und sein Lächeln gefror. Draco neben ihm verspannte sich. Ein wie versteinert lächelnder Harry war immer ein schlechtes Zeichen.

Harry wandte sich an seinen Freund. „Hab ich das eben richtig mitbekommen? Er will meinen Ausweis sehen? Weiß er etwa nicht…“ Er ließ von Draco ab und schaute wieder den Barmann an. „Weißt du etwa nicht, wer ich bin?“

Unfassbar. JEDER wusste, wer Harry Potter war! Seit seinem elften Geburtstag hatte Harry nirgends mehr hingehen können, ohne dass sofort alle aufgeregt zu tuscheln anfingen – und jetzt DAS?! Das konnte doch nur ein Missverständnis sein, oder?

Der ignorante Typ hinter der Bar hob eine Augenbraue. „Ein Teenager, der versucht, illegalerweise an Alkohol ranzukommen?“

Harrys linkes Augenlid begann nervös zu zucken. Mittlerweile waren eine Menge Leute auf die Szene aufmerksam geworden, und zum ersten Mal in seinem Leben war Harry die Aufmerksamkeit unangenehm. Er wischte sich das Haar aus der Stirn und offenbarte seine blitzförmige Narbe noch deutlicher.

„Siehst du diese Narbe?“, zischte er durch die Zähne.

„Also… ja? Und? Was ist daran bitte so besonders? Ich nehme mal an, du bist direkt gegen einen Schrank geschlafwandelt oder so.“ Der Mann verschränkte stur die Arme. „Wenn du mich fragst, ist deine offensichtliche Tollpatschigkeit nur noch ein Grund mehr, dir keinen Alkohol auszuschenken!“

Sowohl Draco als auch die Umstehenden hielten den Atem an. Dieser Typ war entweder lebensmüde oder er hatte wirklich keine Ahnung, mit wem er sich da gerade anlegte. Harry griff nach Dracos Arm, und Draco (dem das Ganze furchtbar peinlich war) hielt ihn pflichtbewusst fest – nicht, dass Harry vor Schreck noch ohnmächtig wurde.

“Der Junge, der lebt?”, fragte Harry hoffnungsvoll. „Der Auserwählte? Sieger über Voldemort und alleiniger Retter der gesamten Zaubererwelt? Klingelt da etwas?“

Der Barmann starrte ihn einfach nur an, als frage er sich, ob ein Notruf an das St. Mungos angebracht wäre – vielleicht vermissten sie dort ja einen Patienten? Er schüttelte vorsichtig den Kopf, offensichtlich um Harry nicht noch mehr aufzuregen.

Harry wurde weiĂź wie eine Wand.

„Gottverdammt noch mal, in was für einem LOCH hast du dich denn bitte die letzten fünfzig Jahre rumgedrückt?! Ich bin eine BERÜHMTHEIT! Ich bin die Verkörperung des VIP! Ich habe praktisch jedem in dieser bescheuerten Halle den Arsch gerettet, ach, was sag ich, jedem in diesem scheiß Land, indem ich Voldemort in dem GROSSEN KRIEG letztes Jahr in seinen pickligen Arsch getreten habe! Ganz zu schweigen, dass ich verdammt gut aussehe und mein Bild fast jeden Tag auf dem Cover irgendeiner Zeitschrift erscheint, du absoluter und kompletter Volltrottel! Ich bin HARRY POTTER, verfickt noch mal! Wie kannst du NICHT WISSEN, wer ich bin?!“

Die Stille, die nach Harrys Ausbruch herrschte, war beinahe greifbar. Dann stemmte der Barmann die Hände in die Hüften und bellte: „Es ist mir scheißegal, wer du bist oder wie vielen dunklen Magiern du in den Hintern getreten hast! Kein Ausweis, kein Feuerwhisky und Schluss, aus, Ende!“

Harry warf verzweifelt die Hände in die Luft und rauschte ab, wobei er sich gewalttätig seinen Weg durch die völlig verblüffte Menge um sie herum bahnte. Draco, der plötzlich das alleinige Zentrum der Aufmerksamkeit war, setzte sein unschuldigstes Lächeln auf.

„Okay“, sagte er und zog seinen Geldbeutel mit einiger Mühe aus der engen Gesäßtasche. „Das wären dann also zwei Butterbier, bitte.“

*
Es brauchte einige Flaschen Butterbier und eine ganze Menge Komplimente für sein Outfit, bis Harry, der schmollend in einer Ecke der Halle gesessen hatte, wieder langsam heiterer wurde. Als Draco ihn endlich dazu überredet hatte, mit ihm auf die Tanzfläche zu kommen, flirtete Harry so schamlos mit jedem Mädchen, das ihn auch nur anschaute, dass Draco davon ganz übel wurde. Schließlich packte er Harry an den Schultern – Harry wandte sich nur unwillig von dem Mädchen aus Ravenclaw ab, das er gerade angebaggert hatte – und sagte:

„Harry, hör zu, es ist mehr als offensichtlich, dass du dein Ego wieder aufbauen musst. Also geh und schnapp dir eins von den Mädels, tanz mit ihm, knutsch es oder vögel ihm das Hirn raus, was immer es braucht, aber BITTE hör auf, dich hier wie ein mondsüchtiger Mandrill aufzuführen!“

„Ich soll mich nicht… WAS?” Harry starrte Draco irritiert an. Schließlich wurde er nicht jeden Tag so ausgefallen beleidigt. Doch Draco klopfte ihm nur auf die Schulter und wandte sich zum Gehen.

„Schon okay, Kumpel. Wir sehen uns später!“

Dann war er auch schon verschwunden, und als Harry sich wieder umdrehte, fand er sich ausgiebig beäugt von Lavender Brown, Parvati Patil und – zu seiner grenzenlosen Überraschung – Hermine Granger, die nun nicht gerade zu seinen überzeugtesten Fans zählte (sie war eine große Verteidigerin der Dummenglück-Theorie).

Nichtsdestotrotz setzte Harry sein strahlendstes Lächeln auf und die drei lächelten zurück, errötend und mit kokettem Augenaufschlag. Tja, dachte Harry, nicht wenig stolz auf sich, ich bin trotz allem noch immer Hogwarts’ Sexgott!

Kurze Zeit später stand er etwas abseits der Tanzfläche und knutschte hemmungslos mit Hermine Granger herum. Sie hatte sich als überraschend gute Küsserin herausgestellt, obwohl sie ganz eindeutig etwas angetrunken war. Nach einer Weile unterbrach Harry den Kuss und schnappte nach Luft.

„Wow, Granger“, sagte er, fast schon bewundernd. „Ich wusste ja gar nicht, dass du SO küssen kannst. Oh, und wenn wir schon mal bei den Dingen sind, die mich überraschen – ich hab immer geglaubt, du wärst mit Weasley zusammen?“

Hermine wurde rot, doch bevor sie antworten konnte, wurden sie von einer kalten Stimme unterbrochen.

„Tja, also eigentlich ist sie das auch.“

Sie fuhren herum und sahen sich Ron Weasley gegenĂĽber, dessen blaue Augen sehr lebhafte Morddrohungen unter seinem erstaunlich roten Schopf hervorschossen.

„Ron… ich…“ Hermine war zusammengezuckt und schob rasch Harrys Hände weg. “Ich kann das erklären!”

„Stimmt”, ätzte Harry. „Um die Wahrheit zu sagen, Weasley, ich bin einfach ein viel besserer Küsser als du es jemals sein wirst, und deswegen hat dein Granger-Schätzchen hier beschlossen, es stattdessen mal mit mir zu versuchen…“

„Ah, halt’s Maul Potter!“, schnauzten Ron und Hermine gleichzeitig und Harrys Augenbrauen flogen hoch.

„Ach, jetzt ist das plötzlich alles meine Schuld? Weißt du, Weasley, eigentlich war es ja deine Freundin, die sich mir an den Hals geworfen hat. Vielleicht willst du ja mal bei Gelegenheit vorbeikommen, ich verrate dir dann ein paar Tricks, wie du sie so zufrieden stellen kannst, dass sie nicht in fremde Betten hüpfen muss!“

Das Pärchen starrte ihn wütend an, und Weasleys Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Verpiss dich bloß, du Slytherpimpf, bevor ich dich mit bloßen Händen ausweide und deine Innereien am höchsten Turm aufhänge! Und glaub mir, es ist mir scheißegal, dass du dich für einen Helden hältst, mir gehst du einfach bloß gewaltig auf den Sack!“

Harry seufzte missgelaunt. Slytherpimpf? Also, das war in der Tat eine Neuschöpfung und nicht mal unkreativ dazu, aber dennoch kotzte ihn das alles im Moment viel zu sehr an, als dass er Weasleys Einfallsreichtum Aufmerksamkeit hätte schenken können. Was war heute bloß mit allen los? Waren die über Nacht alle verrückt geworden? Was glaubten die eigentlich, wer sie waren, ihn die ganze Zeit zu behandeln, als hätte er sie nicht vom größten, dunklen Magier aller Zeiten befreit, sondern lediglich eine Nacktschnecke zertreten!

Echt, gerade das Wiesel sollte eigentlich dankbarer sein; immerhin hatte er ihm und seiner rotschöpfigen, blutsverräterischen Familie ihre sommersprossigen Ärsche gerettet! Wenn er nicht so genial wäre, hätte Voldemort doch kurzen Prozess mit denen gemacht!

Irgendwie war es Harry nicht ganz klar, dass er vielleicht nicht gerade mit einer Welle der Dankbarkeit rechnen konnte, wenn er Weasleys Mädchen knutschte – beziehungsweise, dass besagte Dankbarkeit nicht soweit reichte, dass Weasley Granger mit ihm zu teilen bereit war. Aber eigentlich war ihm das auch egal; schließlich ging es hier ums Prinzip!

Er hatte schon den Mund aufgemacht, um Weasley irgendwas Fieses an seinen hässlichen Kopf zu werfen – zu schade, dass Draco nicht in Sicht war; der hätte dem unhöflichen Arsch schon heimgeleuchtet, er war soviel besser darin, Leute runterlaufen zu lassen als Harry – als er plötzlich etwas sah, das ihn Weasley und seine dämliche Schlammblut-Freundin sofort vergessen ließ:

Anstatt treu an seiner Seite zu stehen und dem Wiesel mit spitzer Zunge den Gnadenstoß zu verpassen, lag Draco auf der anderen Seite der Halle auf einem der herbeigeschafften Sofas und knutschte ungeniert mit Seamus Finnigan herum! Ja, gab’s denn auch so was! Ausgerechnet mit dem hässlichen, irischen Blödmann; hatte Draco denn jetzt komplett den Verstand verloren? Und so wie es aussah, hatten die beiden auch noch richtig Spaß an der Sache; zumindest machte es den Anschein, als würde Seamus demnächst die Hosen runterlassen und Draco ohne lange zu fackeln vor aller Augen rannehmen.

Bei diesem Gedanken knallte irgendeine Sicherung in Harrys Kopf durch und bevor er wusste, was er tat, bahnte er sich schon seinen Weg durch die Menge auf die beiden zu, wobei er grob jeden aus dem Weg schob, der seinem lokomotivartigen Angriff im Weg stand. Es war ihm, als könne er die beiden Jungs schon aus zehn Meter Entfernung stöhnen hören, und dadurch geriet er nur noch mehr in Rage. War Draco denn völlig übergeschnappt!?

Bei dem Pärchen angekommen, packte Harry Finnigans T-Shirt mit beiden Händen und hievte ihn mit brachialer Gewalt von Draco herunter. Der Junge schrie erschrocken auf und landete unsanft auf dem Boden, während Draco Harry aus geweiteten Augen anstarrte. Die Aufmerksamkeit der Menge war ihnen gewiss.

„WAS ZUR HÖLLE MACHST DU DA?“, brüllte Harry. „BIST DU DENN VÖLLIG BESCHEUERT?“

Draco stand langsam auf, der Status seiner Erregung deutlich unter dem engen Leder seiner Hose zu sehen. „Nein, Harry“, sagte er und seine Stimme war gefährlich leise. „Die Frage ist, was zur Hölle glaubst DU, dass du hier machst?“

„Glaubst du im Ernst, ich lasse zu, dass ein beschissener Gryffindor meinen besten Freund fickt? Und womöglich noch vor Publikum? Du hast sie wohl nicht mehr alle!“

“Hey!”, meldete sich Finnigan empört vom Fußboden zu Wort, doch ein Blick aus Harrys wilden Augen belehrte ihn eines Besseren. Er klappte schnell den Mund wieder zu und kroch aus der Schusslinie.

„Hau bloß ab, du Gryffindepp!“, röhrte Harry ihm zur Sicherheit hinterher.

„Bei Merlins Eiern, Potter, tickst du noch ganz richtig?! Vor gerade mal fünf Minuten hast du Granger da drüben die Zunge in den Hals gesteckt!“

„Ich… DAS IST DOCH WAS GANZ ANDERES!“, keifte Harry, dem ganz offensichtlich nicht der Sinn nach einer logischen Diskussion stand.

Draco verschränkte die Arme und versuchte, Harry in den Boden zu starren. „Einen Scheiß ist das was anderes, du Knallkopf! Ist sie vielleicht keine Gryffindor?“

„Darum geht’s nicht!“

„Und worum geht es dann? Verdammt noch mal, Harry, ich hab echt keinen Bock mehr auf diese Scheiße, entweder du erklärst jetzt mal, was los ist, oder ich rede nie wieder ein Wort mit dir! Und hör gefälligst auf, hier herumzubrüllen wie ein impotenter Pavian!“

Aus den Reihen der Umstehenden wurde wage Zustimmung geäußert und Harry, leicht verwirrt durch den Umstand, dass er an diesem Tag schon zum zweiten Mal mit einem Affen verglichen worden war, lief rot an. Er packte Draco an seinem teuren Shirt und schleifte ihn hinter sich her in Richtung Türe, wobei er Dracos laute und unflätige Äußerungen des Protests geflissentlich überhörte.

DrauĂźen vor der TĂĽr gelang es dem Blonden, Harrys Klammergriff abzuschĂĽtteln und er starrte seinen Freund mit einem Blick an, der KĂĽrbissirup auf der Stelle sauer werden lassen wĂĽrde. Weasleys stumme Morddrohung war nichts dagegen gewesen, und sogar Dracos normaler sag-mal-wie-kannst-du-eigentlich-so-rumlaufen-und-nicht-vor-Scham-sterben-Blick war nur ein fader Abklatsch dessen, was Harry jetzt abbekam.

„Wage es nicht, das noch einmal zu tun“, sagte Draco mit dieser ruhigen Stimme, die so viel gefährlicher war als jedes Brüllen. Er strich sein zerknittertes Hemd glatt und Harry schluckte trocken. Seine Speicheldrüsen schienen ihre Produktion vorübergehend eingestellt zu haben.

„Und jetzt“, sagte Draco, und seine eisgrauen Augen schienen auf Harrys Haut Gefrierbrand zu verursachen, „lässt du dir besser mal eine verdammt gute Erklärung für diese schwachsinnige Aktion eben einfallen. Und beeil dich, bevor ich dich und deine bescheuerten Ideen in irgendwas Kleines, Schleimiges verwandle und dann eine Horde Hufflepuffs drüber jage, denn danach steht mir gerade extrem der Sinn!“

Harry starrte seinen wütenden Freund an und erneut reagierte sein Körper, ohne auf den entsprechenden Befehl seines Gehirns zu warten. Er machte einen Schritt nach vorne und drückte Draco flach an die Wand. Für einen kurzen Moment glaubten wohl alle Beteiligten und Zuschauer – Harry eingeschlossen – dass er vorhabe, Draco zu erdrosseln. Doch dann presste er plötzlich seinen Mund auf Dracos und ihre Lippen fanden sich zu einem heftigen Kuss.

Dracos Augen flogen erst erschrocken auf und schlossen sich dann in Ekstase. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, warum Harry „ich-bin-so-hetero-dass-es-schon-fast-nicht-mehr-feierlich-ist” Potter ihm momentan die Zunge so tief in den Hals schob, als wolle er ihn bei lebendigem Leibe auffressen – aber trotzdem würde Draco eher sterben, als ihn aufzuhalten.

Irgendwann unterbrach Harry den Kuss und wich langsam irritiert einen Schritt zurĂĽck.

„Was zur Hölle…“, sagten sie gleichzeitig und starrten sich gegenseitig an, als sei ihnen beiden plötzlich überall in ihren makellosen Gesichtern Akne gesprossen.

„Harry…“, sagte Draco langsam und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Was nicht leicht war, weil ihm all die Erregung bereits die Sinne vernebelte. „Ich… warum?“

Harry schĂĽttelte den Kopf, mindestens genauso verwirrt. Was hatte er da gerade getan? Was war in ihn gefahren? Warum um alles in der Welt hatte er gerade seinen besten Freund gekĂĽsst, als gebe es kein Morgen? Er starrte in Dracos hĂĽbsches Gesicht, auf diese weichen, leicht geschwollenen Lippen und diese silbrigen Augen und dachte sich, hey. Und wenn schon!

Ihre Lippen trafen sich erneut und der Rest der Welt verschwand in einer gewaltigen Explosion. Draco zu küssen war Himmel und Hölle in einem. Himmel, weil es einfach so großartig, so unglaublich gut war, dass er sich fühlte, als schwebe er einen Meter über dem Boden – und Hölle, weil es ihm gleichzeitig auf schmerzhafte Weise bewusst machte, wie eng seine verdammten Jeans wirklich waren! Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn ein einziger, verdammter Kuss jemals so angemacht hatte.

„Gott, Harry…“, wimmerte Draco und schnappte nach Luft, und „Scheiße, Draco!“, keuchte Harry darauf und presste die Hüften gegen seine. „Komm schon, lass uns von hier abhauen!“

Händchen haltend und unter den neugierigen Blicken einer ganzen Horde Schüler liefen die beiden hinunter in den Kerker zu den Schlafsälen der Slytherins. Draco hatte kaum die Türe geschlossen und magisch verriegelt, als Harry auch schon begann, ihm das Hemd vom Körper zu reißen.

„Hey!“, beschwerte sich Draco schwer atmend und mit rosigen Wangen. „Das Shirt hat mich ein Vermögen gekostet – na ja, eigentlich eher meinen Dad – und wenn du’s zerreißt, krieg ich dich am Arsch!“

„Das sehen wir dann noch“, keuchte Harry unbeeindruckt und seine Lippen suchten hungrig nach Dracos.

Irgendwie schafften sie es tatsächlich zum Bett – Harrys Bett, und im Moment war es ihm scheißegal, ob da jetzt nun Katzenhaare auf dem Laken waren, oder nicht – und fielen in einem Durcheinander von Gliedmaßen auf die Matratze. Desdemona rettete sich mit einem Satz davor, zerquetscht zu werden und betrachtete ihren Besitzer und seinen neuen Lover aus interessierten, gelben Augen.

„Fuck“, stöhnte Draco, als Harry sein Shirt endlich über seinen Kopf schob und begann, seine Brust zu küssen und sanft an seinem gepiercten Nippel zu knabbern. „Was ist bloß in dich gefahren, Harry? Ich meine, nicht, dass ich mich beschweren wollte, aber warum um alles in der Welt tust du das?“

„Ich“ – Lecken – „habe“ – Beißen – „keine Ahnung“ – Lecken – „und es ist mir auch“ – Küssen, Saugen, Knabbern – „völlig egal!“

Draco wusste, dass er nicht die mentale Stärke aufbringen konnte, seinen ganz eindeutig verrückt gewordenen Freund davon abzubringen, etwas zu tun, was er am nächsten Morgen mit größter Wahrscheinlichkeit bereuen würde. Er konnte nicht und er wollte es auch gar nicht. Er hatte sich schon so lange gewünscht, etwas derartiges mit Harry zu machen und er hätte sich nie träumen lassen, dass es tatsächlich eines Tages passieren könnte – eher würde die Hölle zufrieren, als dass er diese Gelegenheit jetzt ungenutzt verstreichen ließ!

Vielleicht war es nicht gerade nobel oder vernünftig, Harrys offenbar etwas zerrütteten Geisteszustand auf diese Weise auszunutzen – aber Scheiße, Draco war ein heißgelaufener Sechzehnjähriger mit einem gewaltigen Rohr in der Hose: nobel und verantwortlich waren Attribute, die in seinem Wortschatz nicht vorkamen. Zumindest nicht im Augenblick.

Harry schien es auch nicht wesentlich anders zu ergehen. Sein Gehirn hatte in dem Moment einen Kurzschluss erlitten, in dem er gesehen hatte, wie Seamus Draco die Zunge in den Hals steckte und eine feurige Woge der Eifersucht über ihn hinweggebrandet war. Im Augenblick konnte Harry nur daran denken, wie wundervoll Dracos Körper sich unter ihm wand und wie großartig sich Dracos warme Haut unter seinen Händen anfühlte, während sein heißer Atem über Harrys Hals und Wangen strich. Gottverdammt, wieso war ihm noch nicht früher aufgefallen, wie unglaublich schön ein männlicher Körper sein konnte? Wie hatte er nur sechs Jahre mit Draco Malfoy in einem Zimmer wohnen und dabei nicht bemerken können, dass Draco das perfekteste, begehrenswerteste menschliche Wesen war, das ihm je begegnet war?

Wieder saugte er den rosigen, harten Nippel in seinen Mund, hungrig, gierig, und Draco wimmerte, während seine Hüften unkontrollierbar nach oben zuckten. „Harry“, stöhnte er und seine Finger vergruben sich in Harrys schwarzem Haar, zerwühlten es und pressten seinen Kopf herunter auf Dracos Brust.

„Fuck, JA! Fester!“

Harry tat wie ihm geheißen und Dracos Rücken schnellte von der Matratze wie ein gespannter Bogen. Harry drückte ihn wieder herunter, wofür er sein ganzes Körpergewicht einsetzen musste, und positionierte sich dann auf ihm. Er biss sich auf die Lippen, als er spürte, wie Dracos Erektion gegen seinen Schenkel presste, und Draco sog ob des verstärkten Drucks auf diesen sensiblen Körperteil scharf die Luft ein. Es war sich nicht ganz sicher, ob er wollte, dass Harry mit seinen etwas unsicheren Zuwendungen weitermachte, oder ob er die Dinge lieber in seine eigenen, erfahreneren Hände nehmen sollte.

Doch gerade in diesem Augenblick beschloss Harry, dass er sich selbst eine neue Aufgabe auferlegen würde: er wollte der Junge sein, der lebte um Draco Malfoy um den Verstand zu vögeln, und er war mehr als willens, diese Herausforderung anzunehmen. Draco hatte keine Chance, ihre Positionen zu verändern, denn Harry hatte bereits begonnen, seine Hüften an Dracos zu reiben, was diesen aller Willenskraft zu berauben schien. Draco stöhnte verzweifelt und beschloss, dass er Harry vielleicht doch lieber gewähren lassen sollte.

„Harry“, seufzte er, „oh Gott, Harry, ich will dich! Ich will dich so sehr!“

Harry küsste sich seinen Weg über Dracos Bauch und bewunderte die schlanken, aber festen Bauchmuskeln als er seine Zunge darüber streichen ließ. Dann begann er, Dracos Hose aufzuknöpfen. Er machte es bewusst langsam, so dass Draco bei jedem Knopf spürte, wie er mit sanftem Druck durch das Loch geschoben wurde, und jedes Mal stöhnte er laut auf.

„Bitte, Harry“, flüsterte Draco und seine Hüften stießen nachdrücklich gegen Harrys Hände. „Bitte!“

So, du bittest mich also, dachte Harry stolz und sehr erregt. Gott, er hätte nie gedacht, dass ein einziges Wort solch eine Wirkung auf ihn haben könnte!

Er zog Dracos Hosen herunter – und Scheiße, das Teil saß wirklich eng! – und beäugte anerkennend die schwarzen Boxershorts, die darunter zum Vorschein kamen. Doch leider waren diese Shorts, so sexy sie auch sein mochten, gerade jetzt doch ziemlich im Weg, und Harry hatte keine andere Wahl, als sie ihm ebenso unzeremoniell auszuziehen.

Draco keuchte auf, als er die kühle Luft auf seiner erhitzen Haut spürte. Würde Harry wirklich…? Harry hielt inne und seine grünen Augen fanden Dracos graue.

„Willst du, dass ich…?“, fragte er und mit einem Mal klang seine Stimme seltsam verunsichert.

Draco holte scharf Luft und sein Schwanz wurde sogar noch härter, wenn das denn überhaupt möglich war. „Oh fuck. JA, Harry! Tu’s. Bitte. Nimm ihn in den Mund.”

Harry senkte seinen Kopf über Dracos Penis. Merlin, dachte Draco aufgeregt und spürte, wie sein Gesicht heiß wurde, bitte mach, dass er es sich nicht anders überlegt, bitte mach, dass er es sich nicht anders überlegt, bitte…

Aber Harry machte nicht den Eindruck, als wolle er es sich anders überlegen. Er war sich vielleicht ein wenig unsicher, was er tun sollte – einfach deswegen, weil er das noch nie mit einem anderen Jungen gemacht hatte, und dieser Gedanke turnte Draco noch zusätzlich an – aber er stellte sich dennoch der Herausforderung und leckte vorsichtig über die leicht feuchte Spitze von Dracos Penis. Er schien es nicht allzu schrecklich zu finden, denn anschließend leckte er sich die Lippen und nahm Dracos Glied kurz entschlossen in den Mund.

Dass Draco nicht auf der Stelle kam, hatte er zweifelsohne nur einer Menge Ăśbung und einer gewissen Masturbations-Routine zu verdanken.

Er versuchte, sich aufzusetzen, um zusehen zu können, wie Harry ihm einen blies – doch das Gefühl eines nassen und so wunderbar eifrigen Mundes um sein sensibelstes Körperteil war so intensiv, dass Draco kraftlos zurück in die Kissen sank und seinen Kopf in den Nacken warf. „Gott…“

Harry hielt einen Moment inne. „Gut so?“, fragte er mit einem schiefen, feuchten Grinsen.

Draco hätte beinahe geschrieen. „Ja, verdammt, JA! Mach wei…” Er schaffte es nicht, den Satz zu Ende zu bringen, weil Harry ihn schon wieder in den Mund genommen hatte und Draco damit das Wort abschnitt. Es reichte nur noch für ein verzweifeltes „Shit!“

Harry bewegte seinen Kopf in Dracos Schoß auf und ab, lutschte und saugte und leckte so gut er konnte, und wenn die kehligen, hungrigen Geräusche, die er dabei machte, irgendwas zu sagen hatten, dann machte ihm das Ganze sogar richtig Spaß. Es war auch anzunehmen, dass ihm gefiel, wie Dracos Körper unter seinen Bemühungen zitterte und zuckte.

Draco, dem momentan so war, als seien all seine geheimen Fantasien Realität geworden, war kurz davor, den Verstand zu verlieren. Seine Hände, die er mittlerweile von Harrys Kopf genommen hatte, weil er ihm wirklich nicht in seiner Ekstase die Haare ausreißen wollte (was aber über kurz oder lang unweigerlich passieren würde, zumindest wenn Harry so weitermachte...), hatten sich in die Laken vergraben und seine Hüften zuckten heftig und versuchten, tiefer in die feuchte Hitze von Harrys Mund vorzudringen.

Harry fand es unheimlich scharf, wie Draco unter ihm stöhnte und sich wand, und sein eigener Schwanz zuckte und pulsierte beinahe schmerzhaft in seinen engen Jeans und verlangte Beachtung. Doch die würde er nicht kriegen, beschloss Harry, bevor er Draco nicht den besten Orgasmus seines Lebens verschafft hatte.

Er war ziemlich stolz auf seine oralen Fähigkeiten; schließlich machte er das hier ja zum ersten Mal, und wenn man sich so ansah, wie Draco stöhnte und sich verspannte, dann konnte man wohl davon ausgehen, dass er seine Sache gut machte. Aber hey, schließlich war er Hogwarts’ Sexgott. Und irgendwo musste dieser schmeichelhafte Ruf doch auch herkommen, oder?

Er nahm Draco so tief in den Mund, wie es nur irgend ging – wobei er einen starken Würgreiz verspürte, als sein Körper gegen diese grobe und höchst ungewohnte Behandlungsweise protestierte und er sich gezwungen sah, wieder ein paar Millimeter freizugeben.

Draco schien Harrys Versuche trotz allem zu würdigen und mit einem besonders fiesen Fluch, gefolgt von einem erstickten „Oh Gott, oh GOTT, Harry, ich… ich… FUCK!“ ejakulierte er reichlich in Harrys Mund.

Harry sah auf und versuchte, einen Blick auf Dracos Gesicht zu erhaschen, als dieser kam und sein ganzer Körper unter einem gewaltigen Orgasmus erbebte – und was er erblickte, löste etwas aus, was Harry so noch nie zuvor erlebt hatte:

Wie er da in Dracos gerötetes Gesicht starrte und sah, wie der Junge auf seine Unterlippe biss während seine geschlossenen Augenlider hektisch zuckten – kam Harry, plötzlich und ohne Vorwarnung, einfach so in seine Boxershorts, ohne dass er auch nur berührt worden wäre.

Vor Schreck über diesen großartigen Orgasmus, der allein durch den Anblick Dracos und der Reibung seiner Jeans an seinem Penis ausgelöst worden war, verschluckte Harry sich am Sperma und hustete es unelegant über Dracos Unterleib. „Oh Fuck!“, fluchte er und klammerte sich an Dracos Knien fest, während sich sein Inneres heftig ver- und wieder entkrampfte und heißes Sperma in seine Shorts gepumpt wurde.

Draco, der das Entsetzen in Harrys Gesicht eindeutig als Ekel missdeutete, setzte sich auf und starrte Harry erschrocken und entschuldigend an. „Scheiße, Harry, das tut mir leid! Hätte ich nicht… Du hättest was sagen sollen, wenn du nicht wolltest, dass ich…!“

Er gestikulierte wild mit den Händen in Richtung seiner Leistengegend und Harry dämmerte langsam, worauf er hinauswollte. Er schüttelte zögerlich den Kopf und sah hinunter in seinen eigenen Schoß, wo allmählich dunkle Flecken durch das Denim sickerten. Das konnte doch einfach nicht wahr sein.

„Das ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert!“, flüsterte er und fühlte sich, als hätte jemand gerade seinem Ego die Luft rausgelassen. Ein Sexgott kam doch nicht einfach so in seine Hose!

Draco sah ihn verwirrt an – und dann hellte sich seine Miene langsam auf, als er verstand, wo genau Harrys Problem lag. Er zog Harry in seine Arme und küsste ihn zärtlich. „Du bist gekommen?“

Harry nickte mit Trauermine. Seine ganze perfekte Welt war soeben in sich zusammengebrochen. Erst hatte er einem Typen einen geblasen und dann hatte ihn das auch noch so sehr angemacht, dass er einfach so abgespritzt hatte… Was ging hier bloß vor sich?

„Obwohl ich dich nicht mal angefasst hab?“

Harry runzelte gereizt die Stirn. „Es ist so schon schlimm genug, du musst nicht auch noch genüsslich drauf rumreiten!“, zischte er und versuchte, sich aus Dracos Umarmung zu befreien. Doch der ließ ihn nicht los.

„Shhh, Harry, das ist doch nicht so schlimm. So was passiert uns doch allen mal!“

Harry hörte auf, sich zu winden, und schaute Draco an. „Wirklich?“

„Na ja, also mir ist es noch nie passiert, aber…“

Harry starrte ihn mordlustig an. „Sollte ich mich dadurch etwa besser fühlen?“

Draco winkte ab. „Dafür ist es mir mal fast gekommen, als ich dir beim Umziehen zugeschaut hab.“

Harry starrte ihn immer noch an, aber jetzt nur noch fassungslos. „Du… echt jetzt?“

Draco nickte und errötete leicht. Harrys Augen wurden schmal. „Du hast mich angestarrt, als ich es nicht bemerkt habe? Mich abgecheckt? Dazu gewichst? Das hast du mir nie erzählt!”

Jetzt starrte Draco genauso entgeistert zurück. „Was denn, damit du zu Dumbledore rennen und ein Einzelzimmer verlangen würdest? Gerade noch! Ich hatte Angst, dass du mich nicht mehr mögen würdest, wenn du wüsstest, dass ich… Gefühle für dich habe!“

Harry legte den Kopf schief. „Du hattest Gefühle für mich?“

Nun wurde Draco wirklich rot. „Hab ich immer noch“, flüsterte er. „Ich dachte, du hättest vielleicht auch welche für mich. Ich meine – nach dem, was gerade passiert ist…“

Harry schaute zu Boden. Hatte er denn GefĂĽhle fĂĽr Draco? NatĂĽrlich hatte er die, aber mal abgesehen von brĂĽderlichen GefĂĽhlen der Freundschaft? Oh, und natĂĽrlich schier grenzenloser Geilheit?
„Ich…“, sagte er und wusste nicht, wohin ihn das führen würde.

Draco wandte den Blick ab. „Also nicht?“, fragte er leise. „Das war’s? Lass mich raten, du warst nur neugierig. Du wolltest nur wissen, wie es ist, den hübschesten Typen an der Schule total verrückt zu machen, hab ich Recht?“

Harry schüttelte stumm den Kopf. Dass er nicht mal darüber lachen konnte, wie Draco sich schamlos eingebildet als den hübschesten Typen der Schule bezeichnete, zeigte, wie ernst die ganze Situation war. Er hatte es noch nie so betrachtet. Eigentlich hatte er es überhaupt noch nie in Erwägung gezogen. Draco war doch sein bester Freund und bis dato hatte Harry an sich selbst auch keinerlei schwule Neigungen festgestellt… Was also war plötzlich passiert?

Draco rutschte noch ein wenig weiter weg von ihm und schaute auf seine gefalteten Hände. “Also… zu was macht uns das, Harry? Sind wir wieder Freunde? Ich weiß nicht, ob ich das kann. Nicht mehr.”

Plötzlich musste Harry lächeln. Irgendwas hatte in seinem Kopf „Klick“ gemacht und er wusste, was er sagen wollte. Er sah die Worte so klar und deutlich vor sich, als hielte jemand ein Schild mit Leuchtschrift vor ihm hoch, von dem er lediglich ablesen musste. Er rückte ein wenig näher an Draco heran.

„Ich weiß nicht, Draco“, sagte er leise und ignorierte, wie sich der von Sperma klebrige Stoff seiner Shorts auf seiner Haut anfühlte. „Zu was macht es uns? Zu was macht es mich, wenn ich vor Eifersucht völlig durchdrehe, weil mein bester Freund vor meinen Augen einen anderen küsst? Wenn ich stattdessen der sein will, der ihn küsst und hält und streichelt, bis er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist? Wenn ich ihm die Kleider vom Leib reißen und ihn um den Verstand vögeln will? Wenn er mich so scharf macht, dass ich sogar komme, ohne berührt worden zu sein?“

„Ziemlich notgeil?“, schlug Draco vor. Er schaute Harry noch immer nicht an, aber Harry glaubte zu sehen, wie sich sein einer Mundwinkel zu einem zögerlichen Lächeln hob.

„Na ja“, sagte Harry. „Ich würde sagen, es macht mich zu mehr als nur deinem besten Freund.“ Er lehnte die Stirn an Dracos Kopf und atmete den Geruch von Dracos blondem Haar ein. „Oder etwa nicht?“

Draco drehte sich endlich um und hob eine Augenbraue. „Also, ich schätze mal, es macht uns zumindest zu ziemlich perversen besten Freunden.“

Harry lachte und knabberte sanft an Dracos Ohrläppchen.

„Du weißt aber schon, dass ich eigentlich nicht an feste Beziehungen glaube, oder?“

Harry sah Draco verwirrt an. „Eh…“

„Aber“, fuhr dieser fort, „ich schätze mal, in deinem Fall könnte ich da eine Ausnahme machen.“

Und dann grinste Draco breit und zog Harry in einen sehr langsamen, sehr feuchten und sehr verliebten Kuss, wie er es wohl seit einer halben Ewigkeit hatte tun wollen.

*~*~*~

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Fortgesetzt in "The Only Man"


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Schon als mir zum ersten Mal klar wurde, dass Bücher von Menschen geschrieben werden und nicht einfach so auf Bäumen wachsen, stand für mich fest, dass ich genau das machen wollte.
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