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Fanfiction

Hermines Schulwechsel - Hermines Schulwechsel

von Sam Chaucer

Es war ein warmer Junimorgen, als die Grangers zusammen beim Frühstück saßen. Die Sonne schien warm und einladend durch die Küchenfenster und zeichnete helle Muster auf die Tischdecke. Mrs. Granger hatte ein großes Frühstück aufgefahren, mit allem, was dazu gehört. Heute war ein besonderer Tag. Aber das wusste ihre elfjährige Tochter Hermine noch nicht, die ihr gegenüber eine Brötchenhälfte mit Käse belegte und auf ihrem Stuhl die Beine baumeln ließ.
Mrs. Granger tauschte einen verstohlenen Blick mit ihrem Mann, der neben ihr saĂź, und er zwinkerte ihr zu und stand auf.
“Bin gleich wieder da – ich muss nur gerade was holen.”
Mr. Granger ging hinüber in sein Arbeitszimmer und nahm den Brief von seinem Schreibtisch, der schon seit gestern dort lag. Er seufzte leise, als er das klinisch weiße Umschlagpapier betrachtete. Nicht zu fassen, dass seine Hermine nach den Sommerferien in einem Internat leben und nur noch in den Ferien nach Hause komme sollte... Aber es war nun einmal eine sehr gute Schule, und sie wünschte sich so sehr, dort angenommen zu werden. Ein leises Lächeln stahl sich auf Mr. Grangers Züge. Bei ihren Noten brauchte sie sich das wohl kaum zu wünschen, und trotzdem war sie so aufgeregt wie wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben.
Er kehrte mit dem Briefumschlag zum Esstisch zurück. Obwohl er an ihn adressiert war, hatte er ihn noch nicht geöffnet; das wollte er erst jetzt tun.
Hermine sah von ihrem Teller auf, als ihr Vater sich setzte und mit dem Brief in der Luft herumwedelte.
Fast verschluckte sie sich und brauchte einen Moment, um sich zu sammeln.
“Dad! Ist das – ist das vom King Edward's College?!”
Mr. Granger lächelte und nickte.
“Mach es auf, mach es auf!”
Mr. Granger räusperte sich und griff unter den gespannten Blicken von Frau und Tochter sein noch unbenutztes Buttermesser. Hermine hibbelte ungewohnt nervös auf ihrem Stuhl herum, als er das Kuvert aufschlitzte und den Briefbogen entfaltete.
“Sehr geehrter Mr. Granger – das bin ich...”
“DAD!”
“Ja, okay... Vielen Dank für ihr Interesse... bababa... Ah ja... Wir sind sehr erfreut, ihre Tochter Hermine zu Beginn des neuen Schuljahres bei uns begrüßen zu dürfen.”
Hermine quiekte und kippte fast von ihrem Stuhl. Dann sprang sie auf, lief um den Tisch herum um drĂĽckte erst ihrem Vater und dann ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange.
Mr. Granger lachte leise. “Wusste ich doch, dass du dich freust! Schau mal, hier ist auch eine Liste mit deinen neuen Schulsachen und dem ganzen Kram. Dann fahren wir am Besten gleich morgen nach London, oder?”
Hermine nickte nur. Sie hatte sich inzwischen mit geröteten Wangen wieder auf ihrem Stuhl niedergelassen und ihr Brötchen vollkommen vergessen.
Da war plötzlich das Klappern des Briefkastens zu hören, und etwas fiel auf die Fußmatte. “Ich geh schon!”, sagte Hermine und sprang auf. Sie lief in den Flur, und das Herz pochte ihr bis zum Hals. Sie konnte an nichts anderes mehr denken als an King Edward's. Das war eine wirklich gute Schule, und sie würde dorthin gehen.
Doch für einen Moment verschwand das College aus ihren Gedanken, als sie den merkwürdigen Brief sah, der da auf der Fußmatte lag. Er war sehr dick und aus gelblichem Papier. Ihr Name und ihre Adresse standen in giftgrüner, verschnörkelter Handschrift darauf, aber eine Briefmarke sah sie nicht. Stirnrunzelnd hob Hermine den Brief auf und drehte ihn um. Wer schrieb ihr denn so einen Brief? Ein Absender war nicht vermerkt, aber der Umschlag wurde von einem Wachssiegel verschlossen, das ein Wappen zeigte. Ein Dachs, ein Löwe, eine Schlange und ein Adler, die sich um den Buchstaben “H” rankten.
Hermine kehrte in die Küche zurück, wo ihre Eltern sie strahlend erwarteten. “Na Schatz, was Interessantes dabei?”, fragte Mr. Granger.
“Ich – ich weiß nicht”, antwortete Hermine unschlüssig. “Ich habe hier einen Brief bekommen..”
Sie hielt das Kuvert hoch.
“Mach ihn doch auf!”, sagte Mrs. Granger und nahm sich ein Brötchen.
Hermine ließ sich von ihrem Vater sein immer noch unbenutztes Messer geben – es widerstrebte ihr irgendwie, das Siegel zu brechen – und schlitzte den Umschlag auf. Zum Vorschein kam ein Packen dicken Pergaments. Gespannt las Hermine die erste Seite und sah sich in heillose Verwirrung gestürzt.
“Von wem ist er denn, Mine?”, fragte Mr. Granger.
Hermine las vor:

Sehr geehrte Mrs. Granger,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dĂĽrfen, dass Sie an der Hogwarts Akademie fĂĽr Hexerei und Zauberei akzeptiert wurden.
Das Schuljahr beginnt wie immer am 1. September, der Zug fährt um 11 Uhr am Bahnhof King's Cross in London ab.
Eine Liste der benötigten Ausrüstungsgegenstände sowie Informationen für nicht-magische Eltern liegen bei.
Es steht zudem jedem Schüler frei, eine Eule, eine Katze oder eine Kröte zur Schule mitzubringen.

Mit freundlichen GrĂĽĂźen,

Minerva McGonagall
Stellvertretende Schulleiterin


“Was ist das für eine Schule? Habt ihr meine Bewerbung dahin geschickt?”, fragte Hermine, nachdem sie geendet hatte.
“Äh – nein, natürlich nicht. Wir schicken doch deine Bewerbung nicht weg, ohne dass du davon weißt!”, sagte Mrs. Granger entrüstet.
“Naja, ich habe mich da allerdings auch nicht beworben”, sagte Hermine unsicher.
“Vielleicht hast du's nur vergessen?”, sagte Mr. Granger.
“Nein, wirklich nicht! Ich – ich habe in meinem Zimmer eine Liste mit den Schulen, die ich angeschrieben habe, mit Adressen, alphabetisch sortiert, und eine namens Hogwarts war nicht dabei!”
“Das ist ja komisch”, meinte Mrs. Granger. “Und was soll das überhaupt heißen, Hexerei und Zauberei?”
“Wartet mal, da ist noch was dabei...”, sagte Hermine und legte das oberste Blatt beiseite. Darunter kam eine gefaltete, bunt bedruckte Broschüre zum Vorschein. Darauf stand geschrieben:

Informationsmaterial des Zaubereiministeriums
Mein Kind ein Zauberer / eine Hexe? Alles, was Eltern wissen sollten


Mit trockenem Mund faltete Hermine die BroschĂĽre auf. Die erste Seite verkĂĽndete:

Sehr geehrte Mutter / sehr geehrter Vater!
Sie wundern sich über diesen Brief? Sie können sich nicht erinnern, die Bewerbung Ihres Kindes an eine Schule namens Hogwarts geschickt zu haben? Dieses Faltblatt soll Ihnen die wichtigsten Informationen über die Welt Ihres Kindes nahe bringen und Sie auf einen neuen Lebensabschnitt vorbereiten.
Herzlichst,
Ihr Cornelius Fudge
Zaubereiminister


Darunter war das Foto eines Mannes mit einem Bowler zu sehen – und er winkte. Das musste irgendsoein merkwürdiger Trick sein. Hermine schüttelte den Kopf und zwang sich, ihren Blick auf die nächste Seite zu richten.

Zauberei – wie soll ich das verstehen?
Auch wenn niemand mehr daran glaubt, so gibt es immer noch Hexen und Zauberer auf der ganzen Welt – vielleicht sogar in Ihrer Nachbarschaft! Hexen und Zauberer sind Menschen mit der Begabung, mit Hilfe der ihnen eigenen magischen Kraft Dinge geschehen zu lassen, die Muggeln (Begriffserklärung siehe Seite 3) nicht möglich sind. Zur Bündelung dieser Kraft werden Zauberstäbe mit einem besonderen magischen Kern verwendet.

Was hat das mit meinem Sohn / meiner Tochter zu tun?
Sämtliche Hexen und Zauberer sind beim Zaubererministerium (Begriffserklärung siehe Seite 3) registriert, so auch Ihr Kind. Vielleicht ist Ihnen schon Verschiedenes an Ihrem Liebling aufgefallen – hat er/sie womöglich schon einmal Dinge schweben, herumwandern, platzen lassen oder Ähnliches? Geschehen manchmal unerklärliche Dinge, wenn Ihr Sohn / Ihre Tochter wütend oder ängstlich ist? All das ist ein Ausdruck der Zauberkraft, die in Ihrem Kind schlummert und auf diese Weise an die Oberfläche drängt.

Warum eine besondere Schule fĂĽr mein Kind?
Auf der ganzen Welt gibt es Schulen für magisch begabte Kinder und Jugendliche, und die für Großbritannien zuständige Einrichtung ist Hogwarts. Hier lernt Ihr Kind unter Seinesgleichen von erfahrenen Hexen und Zauberern, wie es seine magischen Kräfte sinnbringend einsetzen kann – denn diese Begabung zu verschenken, wäre doch wirklich schade, oder?

Wie kommt's, dass ich von all dem noch nie etwas gehört habe?
Nachdem es immer wieder zu Spannungen kam, beschlossen die Hexen und Zauberer auf der ganzen Welt schon im Mittelalter, ihre Lebensweise streng von jener der Muggel zu trennen und im Geheimen zu leben. Um dieses Geheimnis zu wahren, werden große Anstrengungen unternommen, sodass unsere Welt – und die Ihres Kindes – Muggeln inzwischen nur noch in Form von Märchen und Sagen bekannt ist.


Das Herz klopfte Hermine bis zum Hals, als sie Seite 3 aufschlug.

Begriffserklärungen

Muggel:
Das ist die Bezeichnung, die Hexen und Zauberer fĂĽr magisch unbegabte Menschen benutzen.

Zaubereiminsterium:
Hier wird die Welt der Zauberer verwaltet, ganz ähnlich wie in Ihrem Ministerium. Hier werden Gesetze geschaffen, Anträge bearbeitet und vor allem Strategien ersonnen, die Welt der Zauberer vor den Muggeln zu verbergen.

Winkelgasse:
Eine Einkaufsstraße für Hexen und Zauberer in London, in der Sie unter anderem auch die benötigten Schulsachen für Ihr Kind erstehen können. Die Zugangsbeschreibung für Muggel und einen Plan der Winkelgasse entnehmen Sie bitte der auf der Rückseite aufgedruckten Karte.

Gringotts:
Eine Zaubererbank in der Winkelgasse. Hier können Sie Geld in die Währung der magischen Welt umtauschen. Wegbeschreibung siehe Rückseite.

Gleis 9 Âľ:
Dies ist ein vor Muggelaugen verborgenes Bahngleis, von wo aus der Hogwarts-Express startet, der Ihr Kind zur Schule bringen wird. Man erreicht es, indem man auf dem Londoner Bahnhof King's Cross einfach auf die Absperrung zwischen Gleis 9 und 10 zugeht.

Wir hoffen, mit dieser Broschüre die wichtigsten Fragen geklärt zu haben und wünschen Ihnen viel Glück.

P.S.: Diese Informationen sind aus oben genannten Gründen nur für Ihre Augen bestimmt. Sollten Sie sie an Unbeteiligte weitergeben, werden diese nur die Werbung eines Schuhgeschäftes in Northumberland zu sehen bekommen.


Hermine drehte das Blatt um und sah einen Teil von London mit einer eingezeichneten Wegbeschreibung zu besagter Winkelgasse. Sie schluckte. Stumm reichte sie die Broschüre über den Tisch, wo Mr. und Mrs. Granger sofort die Köpfe zusammensteckten.
Nachdem auch sie die Informationen gelesen hatten, sahen sich alle drei erstaunt an. Mrs. Granger war ein bisschen blass um die Nase geworden.
“Was soll das... Wer macht sich denn solche Mühe, nur um uns einen Streich zu spielen?!”
Mr. Granger drehte unschlüssig das Papier hin und her. “Was war denn noch im Umschlag, Hermine?”
“Eine Einkaufsliste fürs erste Schuljahr und eine Fahrkarte für diesen Hogwarts-Express”, antwortete Hermine.
“Hm”, machte Mr. Granger.
Mrs. Granger schüttelte ärgerlich den Kopf. “Also wirklich. Das ist ja haarsträubend!”
Ihr Mann fummelte immer noch an der Broschüre herum und sagte: “Ich weiß nicht, Jane – Hermine...? Erinnert ihr euch noch an die Sache mit diesem Kindergartenausflug? Du weißt schon, Mäuschen, der eine, zu dem du nicht mit solltest, weil du dir gerade drei Tage vorher die Hand gebrochen hattest. Und am Ausflugstag war die Hand wieder heil, einfach so! Das ist doch nicht normal!”
“Naja...” Mrs. Granger war immer noch nicht überzeugt. “Vielleicht hat der Arzt sich geirrt, und die Hand war gar nicht gebrochen, sondern nur – gequetscht. Das ist doch möglich!”
“Oder das eine Mal auf dem Spielplatz!”, fuhr Mr. Granger unbeirrt fort. “Ich weiß gar nicht, wie alt du da warst, Hermine – fünf vielleicht – weißt du noch, wie du einmal unheimlich hoch geschaukelt und dann abgerutscht bist?”
Hermine nickte, und Mrs. Granger wurde noch ein bisschen blasser. Daran erinnerte sie sich wirklich nicht gerne.
“So langsam habe ich noch nie ein Kind fallen sehen! Und du hast dir nicht den kleinsten Kratzer geholt! Vielleicht ist das ja die Erklärung!” Langsam hatte sich Mr. Granger warm geredet.
“Meinst du wirklich?”, murmelte Hermine.
“Keine Ahnung. Das klingt ja schon ganz schön – naja, abenteuerlich. Aber wir wollten ja morgen sowieso nach London, und um in diese Winkelgasse zu kommen, müssten wir gar keinen großen Umweg machen. Was meint ihr, sollen wir da mal vorbeischauen?”
Hermine zuckte mit den Schultern und nickte. Mrs. Granger seufzte. “Naja, schaden kann es ja nichts. Dann hat der, der uns diesen Brief geschickt hat, immerhin auch mal was zum Lachen.”
Hermine konnte sich später nicht wirklich erinnern, was sie den Rest des Tages getan hatte. Jedenfalls lag sie an diesem Abend noch lange wach, ehe sie endlich einschlief und von spitzen Hüten, schwarzen Katzen und dicken, pergamentenen Briefen träumte.

Hermine war noch nicht lange auf, als am nächsten Morgen plötzlich ihr Vater in ihrem Zimmer stand. Bei sich hatte er einen großen Bogen altes, staubiges Papier.
“Guten Morgen, Mine! Schau mal, ich wollte dir was zeigen...”
Hermine, noch im Schlafanzug, rieb sich die Augen, unterdrückte ein Gähnen und setzte sich zu ihrem Vater aufs Bett.
“Guck mal, das ist unser Familienstammbaum, zumindest was meine Seite betrifft. Dein Opa hat den gezeichnet. Und hier...”
Mr. Granger fuhr mit dem Finger ĂĽber die vielen Namen und Daten.
“Da! Unser Vorfahre Daniel Granger hat damals im Jahr 1812 eine Frau namens Agatha Prewitt geheiratet. Über ihre Familie weiß man rein gar nichts, außer dass sie nach der Heirat jeglichen Kontakt zu ihr abgebrochen hat. Vielleicht...”
“Dad, meinst du wirklich?”
“Keine Ahnung, Schätzchen. Aber es könnte einiges erklären.”
Mr. Granger lächelte und zauste Hermine das sowieso schon in alle Richtungen abstehende Haar. Dann stand er auf und wandte sich in der Tür noch einmal um. “Na komm, mach dich fertig! Und Zähneputzen nicht vergessen!” Und weg war er.
Hermine ging ins Bad und betrachtete nachdenklich ihr Gesicht im Spiegel, während sie ihre Zahnbürste abspülte. Eine Hexe? Nein, das musste ein dummer Scherz sein.
Außer fürs Zähneputzen nahm sich an diesem Morgen keiner der Grangers besonders viel Zeit. Eine knappe Stunde später saßen alle drei im Auto auf dem Weg nach London. Hermine versuchte sich auf ein Buch zu konzentrieren, was ihr, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben, nicht recht gelingen wollte. Ihr Vater hatte ihr beim Einsteigen noch einmal verschwörerisch zugezwinkert, das Thema dann jedoch nicht noch einmal erwähnt. Jetzt plauderte er betont beiläufig mit seiner Frau über einen neuen Teppich, der vielleicht oder auch nicht im Wohnzimmer verlegt werden sollte, doch Hermine glaubte keine Sekunde, dass ihn dieses Thema wirklich beschäftigte, und ihr entging auch nicht, dass er, in London angekommen, nicht in Richtung des Kaufhauses abbog, in dem sie in den vergangenen Jahren Hermines Schulsachen besorgt hatten. Mrs. Granger auf dem Beifahrersitz hielt die Wegbeschreibung, und obwohl Hermine ihr Gesicht nicht sehen konnte, konnte sie sich den resignierten Ausdruck darauf lebhaft vorstellen.
Als sie in der Charing Cross Road ankamen, dauerte es seine Zeit, bis sie einen Parkplatz gefunden hatten, und, trotz Wegbeschreibung, noch einmal etwas länger, bis sie vor dem Tropfenden Kessel standen. Der unscheinbare kleine Pub verschwand beinahe zwischen einer Buchhandlung und einem Musikladen, und Hermine hätte schwören können, dass sie bereits zweimal an genau dieser Stelle vorbeigegangen waren, ohne den Eingang zu sehen.
“Und nun?”, fragte Mrs. Granger zweifelnd. “Wir sollen mit unserer elfjährigen Tochter in diesen Pub gehen, ist es das, was der Absender dieses Briefes unter Spaß versteht?”
“Nun, wenn dort nichts ist außer ein ganz normaler Pub, gehen wir eben wieder”, antwortete Mr. Granger mit einem nervösen Lächeln. Er legte die Hand auf die Klinke, atmete noch einmal tief durch und drückte die Tür auf.
Hermine zögerte für einen Moment. Wollte sie wirklich wissen, was sich in diesem schäbigen Gebäude verbarg?
NatĂĽrlich. Sie musste es wissen.
Vorsichtig schob sie den Kopf hinter dem RĂĽcken ihrer Mutter hervor und versuchte, auf alles vorbereitet zu sein.
Auf den ersten Blick sah das Innere des Raumes aus wie eine normale Kneipe – nun, gemessen an dem, was Hermine sich unter einer normalen Kneipe vorstellte - wenn auch vielleicht mit etwas altmodischen Gästen. Wer rauchte denn heute noch Pfeife?
Dann aber drangen nach und nach seltsame Details in ihr Bewusstsein.
Einem Gast gleich neben der Tür, ein hagerer Mann in Quilt und Wollpullover, drangen kleine Rauchwölkchen aus den Ohren, nachdem er sein Getränk heruntergestürzt hatte, doch niemand schien darüber besorgt zu sein. Sein Banknachbar, eine auffallend kleine, in einen weiten Umhang gehüllte Gestalt, klopfte ihm beiläufig auf den Rücken. Sein Begleiter hustete, und auch aus seinem Mund kam ein Rauchwölkchen.
An einem Tisch in der Ecke tuschelte eine Gruppe von Frauen und sah auffällig unauffällig in ihre Richtung. Über die düstere Treppe huschte ein Tier, das wohl eine Katze sein musste, auch wenn es irgendwie nicht so aussah. Der Wirt war klein, alt und gebeugt, und er zwinkerte Hermine zu, als sie zu ihm hinübersah.
Das war zweifellos der merkwĂĽrdigste Ort, an dem sie je gewesen war, und Hermine wurde das GefĂĽhl nicht los, dass sie hier genau richtig war.
Neben ihr schnaubte ihre Mutter. “Nun, wer auch immer sich solche Mühe gemacht hat, um uns reinzulegen, ist hoffentlich auf seine Kosten gekommen. Das sollte reichen.”
Eine Hand in den Arm ihres Mannes gekrallt, die andere auf dem RĂĽcken ihrer Tochter, wandte sie sich zum Gehen.
“Jane, meinst du wirklich...?”
Hermine warf einen Blick zurĂĽck und fragte sich, ob sie wohl jemals wieder...
Ein heftiger Stoß gegen die Brust trieb ihr die Luft aus den Lungen und schickte sie zu Boden. Noch bevor sie sich sammeln konnte, packten jedoch bereits kräftige Hände ihren Arm und zerrten sie wieder auf die Füße.
“Es tut mir leid! Verzeihung! Meine Schuld, meine Schuld!”
Hermine blinzelte benommen. Vor ihnen stand ein schlaksiger junger Mann mit großen Händen und Füßen, einem Gesicht voller Sommersprossen und wirr abstehendem rotbraunen Haar, heftig atmend vom Rennen. Bekleidet war er mit Jeans und einem Pullover mit dem Emblem einer Fußballmannschaft, die mindestens fünf Jahre vor seiner Geburt ihren letzten Erfolg gefeiert hatte.
In seiner Hand hielt er einen hohen, spitzen Hut.
“Verzeihen Sie die Verspätung”, sagte er mit einer tiefen Verbeugung. Sein Blick glitt über die kleine Familie und blieb ein wenig länger an Hermine hängen. “Sie müssen die Grangers sein! Sie wollten gerade gehen? Du meine Güte, ein Glück, dass ich Sie noch erwischt habe! Ach, ich sollte mich wohl... Verzeihung, Verzeihung. Mein Name ist Adalar Prewence, vom Zaubereiministerium. Zu Ihren Diensten.” Er deutete eine weitere, kleinere Verbeugung an.
Nicht einmal Mrs. Granger konnte etwas sagen. Ihr Blick klebte an dem spitzen Hut, was Adalar Prewence nicht verborgen blieb. Er folgte ihrem Blick und schlug sich mit der freien Hand gegen die Stirn.
“Hab ich doch tatsächlich meinen...! Ich geb mir so eine Mühe mit meinen Muggelsachen, und dann... Naja, jetzt ist es auch egal. Sollen wir?”
Er schob die Grangers geradewegs zurück durch die Tür, durch die sie eben gerade getreten waren. Der Wirt zeigte beim Anblick des jungen Mannes ein breites, zahnloses Grinsen. “Der kleine Adalar! Wie immer?”
Prewence hob grüßend die Hand und erwiderte: “Später vielleicht, Tom! Ich bin im Dienst, soll mich um die Grangers kümmern! Mr. und Mrs. Granger und... Hermine, richtig?”
Hermine brachte irgendwie ein Nicken zustande.
“Schön, schön! Äh, ein Blubberwasser vielleicht?”
Mr. Granger räusperte sich. “Ist da auch nicht zu viel Zucker drin? Schlecht für die Zähne, wissen Sie.”
Prewence überlegte kurz. “Gut, dann vielleicht lieber nicht. Also, wo war ich... Ach ja! Aus meinen Unterlagen geht hervor, dass sie beide Muggel sind, ist das richtig?” Das ging an Mr. und Mrs. Granger. Beide starrten ihn nur verwirrt an, doch das genügte Prewence scheinbar als Antwort.
“Gut, gut! Dann fangen wir einfach ganz am Anfang an, wenn's Ihnen recht ist, ja? Also...”
Er platzierte die Grangers an einem Vierertisch, setzte sich dazu und beugte sich verschwörerisch nach vorn.
“Den Brief haben Sie erhalten?”
Mrs. Grangers Wangen röteten sich. “Ach, Sie waren das? Etwas geschmacklos, finden Sie nicht?”
Der junge Mann riss die Augen auf. “Verzeihung, Mrs. Granger?”
“Nun tun Sie nicht so. Das ist doch alles ein schlechter Scherz. Eine Hexe? Ich weiß gar nicht, warum wir überhaupt noch hier sind.”
“Weil Sie sich doch nicht so sicher sind, dass es nicht stimmt?”
Mr. Granger lächelte den Tisch an, aber so, dass seine Frau es nicht sehen konnte.
Prewence wandte seine Aufmerksamkeit Hermine zu. “Nun, meine Liebe, du hast die Broschüre gelesen?”
Hermine nickte stumm.
“Ich bin hier, um dir behilflich zu sein. War gerade auf dem Weg zu einem Hausbesuch, die Nachricht, dass ihr hier seid, hat mich gerade noch erreicht. Das ist sowieso besser, dann können wir uns auch gleich um deine Schulsachen kümmern.”
“Moment”, unterbrach Mr. Granger. “Wir haben Ihnen noch keine Zusage gegeben.”
“Nicht?”, wunderte sich Prewence.
“Sehen Sie, unsere Tochter hat bereits eine Zusage für die King Edward's bekommen...” Mr. Granger legte eine effektvolle Pause ein, doch Prewence sah ihn nur in höflichem Unwissen an.
“Ach so. Das ist eine... Muggelschule, nehme ich an? Sicher ein sehr gutes College. Doch es wird den Fähigkeiten Ihrer Tochter nicht gerecht werden. Nicht so wie Hogwarts.”
Hermine schluckte. “Sie sagen also, Sie sind ein... ein richtiger Zauberer?”
Prewence warf sich in die Brust. “Das will ich meinen! Die ganze Familie, kein Muggel seit mindestens fünfzehn Generationen! Nicht, dass an Muggelgeborenen etwas Schlechtes wäre”, fügte er hastig hinzu, als ihm klar wurde, was er gesagt hatte. “Verzeihung, Verzeihung.”
Hermine schielte verstohlen zu ihren Eltern hinüber. Nur mal angenommen, an dieser ganzen merkwürdigen Geschichte war auch nur das Geringste dran, und sie war... Nun, ihre Eltern waren es nicht. Ihr ganzes Leben lang hatte Hermine gelernt, so viel sie konnte, sich auf alles bestmöglich vorbereitet, und ihre Eltern hatten sie nach Kräften darin unterstützt. Das würde bei dieser Sache nicht möglich sein. Und wenn es deswegen gar nicht ginge?
Ăśberrascht stellte sie fest, dass der Gedanke sie traurig machte.
Als sie diesen Verdacht zaghaft Prewence gegenüber äußerte, wurde sein sommersprossiges Gesicht weich. “Nein, wirklich, das musst du nicht denken, nur wegen meinem dummen Gerede. In Hogwarts gibt es viele Muggelgeborene wie dich, und noch viel mehr Halbblute, und sie sind nicht schlechter in der Schule als die Reinblüter. Manchmal sogar besser. Das, was du wissen musst, lernst du dort.”
“Vorausgesetzt, Sie irren sich nicht, und ich bin wirklich eine...” Hermine brachte es noch nicht über sich, das Wort auszusprechen.
“Nun, du hast den Brief bekommen, oder nicht? Keine Sorge, keine Sorge. Die irren sich nicht. Also... Fast nie... Glaub, da war mal was vor fünfzig Jahren oder so, aber das war...”
Hermine senkte betroffen den Kopf.
“Nun... Schau mal. Damit zaubert man. So einen wirst du auch brauchen”, sagte Prewence im Bemühen, sie auf andere Gedanken zu bringen, und zog einen langen, dünnen, hölzernen Stab mit verschlungenen Schnitzereien aus seinem Ärmel.
Mr. Granger beugte sich neugierig vor, und sogar Mrs. Granger hatte ihre ablehnende Haltung vergessen.
“Damit kann man zaubern?”, fragte Hermine und streckte die Hand aus.
“Und wie!”, antwortete Prewence stolz. “Wildkirsche und Drachenherzfaser, wunderschöne Arbeit vom alten Olivander! Hab ich, seit ich so alt war wie du! Ja, nimm ihn ruhig mal, aber sei nicht traurig, wenn nichts pass...”
Ein blauer FunkenstoĂź verlieĂź den Stab in dem Moment, da Hermine ihre Hand um ihn schloss, und warf Prewence von seinem Stuhl und auf den Hintern. Vom Boden aus starrte er Hermine mit offenem Mund an, und sie starrte ebenso fassungslos zurĂĽck. Mrs. Granger quiekte leise und schlug die Hand vor den Mund. Die andere umklammerte Mr. Granger.
Die anderen Gäste sahen kurz zu ihnen herüber, doch niemand wirkte sonderlich überrascht oder beunruhigt. Eine alte, zerknauschte Frau an der Bar murmelte etwas über “junge Wilde” in ihren dampfenden Becher.
“Es tut mir leid! Was war das?”, rief Hermine.
Prewence rappelte sich vom Boden auf. Aus irgendeinem Grund lächelte er. “Zauberei, Hermine. Und du hast dir Sorgen gemacht, du wärst nicht gut genug!”
Hermine riskierte einen Blick zu ihren Eltern hinĂĽber. Schockiert, aber stolz. Ihr Vater nickte.
Sie sah hinab auf den Stab in ihrer Hand. Später würde sie, die rationale Denkerin, das Gefühl nicht mehr in Worte fassen können, doch in diesem Moment spürte sie deutlich, dass der Stab ihre Anspannung irgendwie aufgesaugt und wieder ausgestoßen hatte. Er fühlte sich warm an, und ihre Hand prickelte ein wenig.
Sie sah zu Prewence auf. Eine Frage brannte ihr noch auf den Lippen.
“Haben Sie auch ein Zauberbuch?”
Prewence lachte. “Eins? Hermine, in Hogwarts wirst du mehr Bücher sehen, als du in deinem ganzen Leben lesen kannst!”
Hermine sah ihre Eltern an. “Ich will auf diese Schule.”

Zehn Minuten später stand Hermine auf einer belebten Einkaufsstraße voller Menschen in Umhängen und mit spitzen Hüten auf dem Kopf und konnte noch immer kaum fassen, dass sie das gesagt hatte. War da nicht was gewesen mit dem King Edward's College...?
Aber nun war sie hier, und die Mauer, die sich auf ein paar Zauberstabstupser von Adalar Prewence verschoben und den Weg freigemacht hatte, war noch nicht einmal das MerkwĂĽrdigste an diesem Tag.
Ein paar der Leute sahen verstohlen zu Hermine und ihren Eltern hinüber, deren Kleidung hier ein wenig aus dem Rahmen fiel. Doch die meisten beachteten sie gar nicht. Sie schlenderten gemütlich vor sich hin oder aber hasteten von Laden zu Laden, saßen an Außentischen von Cafés und ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen, plauderten mit Bekannten. Es hätte eine ganz gewöhnliche Fußgängerzone sein können, wenn auch mit ungewöhnlich bekleideten Menschen, wenn da nicht dieser Hauch von Magie gewesen wäre.
Ein Junge in Hermines Alter trug eine Kröte auf dem Arm, als wäre sie ein Kätzchen. Die Bilder auf den Titelblättern eines nahen Zeitschriftenladens bewegten sich, und irgendwo in einer Seitenstraße stoben Funken in die Luft.
“Das ist die Winkelgasse”, erklärte Prewence feierlich. “Treffpunkt für Hexen und Zauberer und ein wahres Einkaufsparadies. Du bekommst hier alles, was du für Hogwarts brauchst. Hast du deine Liste?”
Hermine langte in ihre Tasche und zog das fein säuberlich gefaltete Pergament hervor, was ihr einen erstaunten Blick ihrer Mutter einbrachte.
“Nur für den Fall”, murmelte Hermine.
“Sehr gut, sehr gut!”, sagte Prewence. “Dann wollen wir wohl am besten zuerst zu Gringott's, Geld wechseln, Sie wissen schon.”
Hermine nickte.
“Die Broschüre auswendig gelernt, hm?”, fragte Prewence mit einem Augenzwinkern. Hermine erwiderte tapfer seinen Blick.
“Ich war mir bis heute nicht sicher, ob etwas daran ist. Aber lesen und lernen ist nie umsonst.”
Prewence nickte. “Sicher, sicher! Klingt nach einer echten Ravenclaw! Nun, das habe natürlich nicht ich zu entscheiden, sondern der Sprechende Hut. Aber ich greife vor. Folgen Sie mir!”
Wenig später stand das Grüppchen vor einem riesigen Gebäude, dessen weißer Marmor in der frühsommerlichen Sonne zu strahlen schien.
“Gringotts”, sagte Prewence mit dramatischer Geste. “Darf ich?”
Er hielt Mrs. Granger galant die Tür auf, was diese mit einem Lächeln quittierte – welches jedoch sofort gefror, als sie in die Halle trat.
“Mom?”, fragte Hermine. Doch ihre Mutter war starr und stumm vor Angst, und als sie ein bisschen den Kopf verdrehte, sah Hermine auch, wieso.
Die Wesen, die in der Halle herumliefen und hinter den Schaltern thronten, waren klein, runzlig, spitzohrig und definitiv keine Menschen.
“Oh, oh.” Prewence rang die Hände. “Ich hätte Sie wohl vorbereiten sollen. Wie konnte ich das vergessen! Wissen Sie, ich mache das mit der Betreuung von Muggelgeborenen noch nicht so lange, nun... Gringotts wird von Kobolden geleitet. Sie müssen keine Angst vor ihnen haben, nun, es sei denn, Sie wollten hier einbrechen.”
Prewence trat ein, und die Grangers folgten, wenn auch zögerlich.
Der Kobold an dem Schalter, den Prewence ansteuerte, zog zur BegrĂĽĂźung nur eine Augenbraue hoch.
“Guten Tag. Ich bin hier im Auftrag des Zaubereiministeriums, um Miss Granger und ihren Eltern” – er wies auf seine Begleiter - “beim Übergang der jungen Dame in die magische Welt behilflich zu sein. Heute sollen die Schulsachen für Hogwarts beschafft werden, und Mr. und Mrs. Granger müssen Geld wechseln.”
Der Kobold sah an seiner langen, gebogenen Nase entlang auf sie herab. “Wieviel?”
“Galleonen im Wert von zweihundert Kilo sollten fürs Erste reichen”, antwortete Prewence in geschäftsmäßigem Ton, dann wandte er sich stolz an die Grangers. “Mit dem Geldsystem der Muggel habe ich mich extra noch beschäftigt!”
Normalerweise hatte Hermine keine Probleme damit, Leute zu korrigieren, ganz und gar nicht, doch in diesem speziellen Fall tat es ihr beinahe körperlich weh. “Pfund. Die Währung heißt Pfund.”
“Oh.” Prewence sah betroffen aus, gewann jedoch sein sonniges Gemüt rasch zurück. “Nun, irgendetwas mit Gewicht, so viel wusste ich noch! Also?”
Der Kobold nahm das Geld von Hermines Eltern in Empfang und händigte ihnen einen kleinen Sack goldener, silberner und bronzener Münzen aus.
“Danke, danke”, sagte Prewence. “Vielleicht sollten wir bei dieser Gelegenheit auch gleich ein Verließ für das Vermögen Miss Grangers innerhalb der magischen Welt anlegen. Die Fahrt zu den Verliesen ist recht abenteuerlich, aber...” Er warf einen Blick auf Mrs. Grangers immer noch blasses Gesicht. “Nun, ich denke, das wird auch bei Ihrem nächsten Besuch noch früh genug sein.”
Auf dem Weg nach draußen erklärte er Hermine und ihren Eltern, was es mit Galleonen, Sickeln und Knuts auf sich hatte, und wäre dabei fast an einem Laden namens “Flourish & Blotts” vorbeigelaufen.
“Ach! Hermine! Das ist unsere erste Station. Hier bekommen wir alle Schulbücher von der Liste. Scheint so, als müsste man dich zu diesem Laden nicht erst überreden, oder?”
Mr. und Mrs. Granger sahen lächelnd zu ihrer Tochter hinüber, die bereits am Schaufenster klebte.
Das Innere des Ladens übertraf Hermines Erwartungen bei Weitem. Meter um Meter von Regalen reihten sich aneinander, voller Bücher, neu und alt, manche klein wie eine Briefmarke oder groß wie eine Tür. Einige gaben Töne von sich, wenn man sie öffnete. Eines schien gerade den Jungen, der es hielt, einen pummeligen Dunkelhaarigen, in den Schlaf zu singen; er konnte die Augen kaum offen halten, und sein Kopf sank auf die Brust.
Außer ihm waren noch etwa ein Dutzend Kunden im Laden, die Hälfte von ihnen Kinder in Hermines Alter oder etwas ältere Jugendliche, und bei ihrem Anblick vergaß Hermine beinahe für einen Moment die Bücher. Die meisten jungen Kunden hielten Pergamentbögen wie den, der ihr zugeschickt worden war. Wahrscheinlich ebenfalls Hogwarts-Schüler. Hermine sah sie neugierig und etwas nervös an. Ob wohl ein oder zwei von ihnen in ihrem neuen Leben eine Rolle spielen würden?
Sie atmete tief den Duft von Papier, Staub und Holz ein und wurde sofort ruhiger. Es gab keinen Grund, nervös zu sein, zumindest nicht hier. Hier war sie in ihrem Element.
Die Grangers verlieĂźen den Laden mit einigen BĂĽchern mehr, als auf der Liste standen. Alle drei und auch Adalar Prewence waren schwer beladen, als sie den Ausgang ansteuerten.
“Was stand noch auf dieser Liste? Ein Kessel?”, keuchte Mr. Granger. “Wie sollen wir das alles tragen?”
“Keine Sorge, keine Sorge!”, antwortete Prewence etwas außer Atem und ließ seinen Bücherstapel auf einem Abstelltisch neben der Tür nieder. “Da habe ich genau das Richtige.”
Aus der Tasche seiner Jeans förderte er einen altmodischen, zusammengefalteten Kosmetikbeutel zutage, was ihm ein Stirnrunzeln von Mrs. Granger einbrachte.
“Meine Schwester ist ziemlich gut mit diesem Zauber, zum Glück, ist auch beim Camping sehr nützlich. Schauen sie.” Er zog den Reißverschluss auf und begann doch tatsächlich, eine riesige Ausgabe von “Geschichte der Zauberei” hineinzustopfen. Hermine, in Sorge um ihr Buch, machte den Mund auf und klappte ihn wieder zu, als es tatsächlich hineinging, ohne dass das Täschchen danach auch nur ausgebeult aussah. Das gleiche geschah mit all den anderen Büchern, und noch immer schien das Täschchen nicht an seine Grenzen zu kommen.
“Nun, ich sollte so langsam nicht mehr überrascht sein, oder?”, seufzte Mrs. Granger.
“Ein Ausdehnungszauber. Sehr nützlich, wie gesagt. Sollen wir?”
In den nächsten zwei Stunden wanderten noch ein riesiger Kessel, einige Zaubertrankzutaten, eine Waage, ein Teleskop, diverse Kleidungsstücke inklusive eines spitzen Hutes (wenn auch nicht ganz so hoch wie der von Adalar Prewence) sowie eine Garnitur sorgfältig eingewickelter Glasfläschchen in die unerschöpfliche Tasche. Schließlich stand das Grüppchen auf dem sonnenbeschienenen Gehweg, und Mr. Granger studierte die Liste und den Plan.
“Ich denke, wir haben alles. Wir brauchen nur noch – kaum zu glauben, dass ich das einmal sagen würde – den Zauberstab.”
Prewence nickte und zwinkerte Hermine zu. “Das Beste habe ich mir natürlich bis zum Schluss aufgehoben. Dein Zauberstab lenkt und verstärkt deine Kräfte. Er macht erstaunliche Dinge möglich, aber, nun, das hast du ja bereits bemerkt, nicht wahr?”
Hermine errötete leicht und erwiderte sein Lächeln.
“Bei Ollivander gibt's die Besten. Da müssen wir hin.” Prewence wies mit weit ausholender Geste in die entsprechende Richtung. Auf dem Weg erklärte er: “Den Standardkram kriegt ein guter, ausgebildeter Zauberer mit jedem Stab hin. Hauptsache, der magische Kern ist da. Aber für die Feinarbeit, die richtig guten Resultate” - Hermine horchte auf - “brauchst du deinen Stab.”
Hermine runzelte die Stirn. “Und woher weiß ich, welcher mein Stab ist? Wie finde ich den?”
“Gar nicht”, antwortete Prewence geheimnisvoll. “Der Stab findet dich.”
Und mehr bekam Hermine auch nicht aus ihm heraus, bis sie endlich vor Ollivanders Laden standen.
“Schön, schön. Nun, Hermine, was hältst du davon, wenn du einfach hineingehst und dich ein wenig umschaust? Mr. Ollivander wird dir alles erklären. Mr. und Mrs. Granger, darf ich Sie zu einem Butterbier überreden? Je weniger Ablenkung bei der Stabfindung, desto besser. Ich weiß noch, als ich meinen gekauft habe. Mein Cousin Briar war dabei und hat mir Vorträge über die Vorteile von Einhornhaarkernen gehalten. Ich habe zwei Tage in diesem Laden verbracht, ehe ich meinen Stab endlich hatte.”
Mrs. Granger war nicht begeistert bei der Vorstellung, ihre Tochter allein zu lassen, doch schließlich betrat Hermine mit flatterndem Herzen den Laden, während Prewence mit ihren Eltern im Schlepptau sich zu einem nahen Café aufmachte.
Drinnen war es dĂĽster, muffig und voller langer, schmaler Kartons, die sich bis zur Decke stapelten. Nur ein einziger anderer Kunde war im Laden, ein Mann mittleren Alters, der wohl ein Problem mit seinem Zauberstab hatte, welcher gerade von einem alten Mann untersucht wurde, der nur Mr. Ollivander sein konnte.
Dieser Verdacht wurde auch gleich bestätigt, als der Mann, ohne auch nur von den Knick in dem hölzernen Stab aufzublicken, sagte: “Komm nur her, Mädchen. Du suchst einen Zauberstab für Hogwarts, nehme ich an?”
Hermine nahm all ihren Mut zusammen und trat näher. “Ja. Ich habe meinen Brief bekommen und fange dieses Jahr an”, sagte sie mit mehr Selbstvertrauen, als sie empfand.
Jetzt endlich sah Ollivander sie an, lange, mit einem Blick, der bis in ihr Inneres zu reichen schien. “Hm.”
Er überlegte eine Weile, dann wies er auf eine Ecke des Ladens. “Verzeih, meine Liebe, ich bin gerade noch ein wenig beschäftigt. Aber wir können schon anfangen. Dort drüben, bitte.”
Ein schwebendes Maßband folgte Hermine und begann sie zu vermessen – von oben nach unten, von links nach rechts, sämtliche Maße, die ihr Körper hergab.
Mit einem Ohr hörte sie das Gemurmel von Ollivander und seinem Kunden, der nach einer gefühlten Ewigkeit endlich verschwand. Der Zauberstabverkäufer kam zu ihr herüber und betrachtete nachdenklich das Maßband.
“Wie sind meine Maße denn aufgezeichnet worden?”, fragte Hermine neugierig.
Ollivander sah auf. “Muggelgeboren, hm? Na, macht eigentlich keinen Unterschied. Probier doch mal diesen hier. Haselnuss und Phönixfeder.”
“Was ist die beste Methode, einen Zauberstab auszuprobieren?”, erkundigte sich Hermine, doch Ollivander schüttelte bereits den Kopf.
“Nein, nein, nein. Wenn er das wäre, wüssten wir es bereits. Der nächste.”
Doch Hermine ignorierte das Kästchen in Ollivanders ausgestreckter Hand. Da lag ein Stab auf einem Arbeitstisch im hinteren Teil des Ladens, noch umgeben von Holzspänen.
Ollivander folgte ihrem Blick. “Ein schönes Stück, nicht wahr? Ich bin gerade heute mit der Feinarbeit fertig geworden. Probier ihn aus, wenn du willst.”
Hermine näherte sich dem Tisch, und schon als sie die Hand ausstreckte, schien Wärme von dem Holz auszugehen.
Als sie die Finger um den Stab schloss, erfĂĽllte eine Zufriedenheit und Gewissheit sie, wie sie sie sonst nur erlebte, wenn sie ein neues Lehrthema gemeistert hatte. Sie schwenkte den Stab durch die Luft, und er zog eine Spur von leuchtenden Funken hinter sich her wie eine Wunderkerze.
Ollivander stieß ein kleines Jauchzen aus und nickte zufrieden. “Weinrebe und Drachenherzfaser. Wunderschön. Und gerade mal der zweite! Beachtlich. Das kann auch bedeutend länger dauern. Vor ein paar Jahren hatte ich einen jungen Mann zwei Tage hier im Laden.”
Hermine lächelte. “Ich weiß.”
Wenig später traf sie im nahen Café ein, den Zauberstab wie den Schatz, der er auch war, auf beiden Händen tragend. Ihre drei Begleiter scharten sich neugierig um sie.
“Drachenherzfaser, hm?”, bemerkte Prewence lächelnd. Hermine grinste.
Prewence begleitete die kleine Familie bis zum Eingang des Tropfenden Kessels. “Hermine hat nun alles, was sie für Hogwarts braucht. Ich sollte mich wohl, nun, für einige kleine Unachtsamkeiten entschuldigen...”
“Machen Sie sich keine Sorgen. Es war alles perfekt”, fiel Hermine ihm ins Wort. Prewence strahlte und hielt ihr das Kosmetiktäschchen hin. “Deine Schulsachen. Greif einfach rein, du findest dann schon nach und nach alles.”
Zögernd streckte Hermine die Hand aus. “Aber ihre Tasche?”
“Behalt sie”, sagte Prewence und winkte ab. “Als Erinnerung. Und als Zeichen, wie weit du gekommen bist, wenn du vielleicht in ein paar Jahren den Zauber nachmachst. Womöglich noch verbesserst. Aber sag bloß nicht meiner Schwester, dass ich das gesagt habe!”
Hermine lächelte breit und drückte das unscheinbare kleine Täschchen an ihre Brust.

Wenige Monate später, es war der erste September, stand Hermine am Gleis 9 ¾, ihren riesigen Gepäckwagen vor sich, den sie um jeden Preis allein schieben wollte.
Vor ihr ragte eine riesige, altmodische Lok auf, die Dampf ausspie und sie bald schon nach Hogwarts befördern würde. Sie und all die anderen Kinder und Jugendlichen, die das Gleis verstopften, redeten, schrien, lachten und ihre Kröten, Katzen und Eulen umklammerten.
Der Übergang zum Gleis war aufregend gewesen, aber nicht so sehr, wie er noch vor drei Monaten gewesen wäre. Hermine plante nicht, unvorbereitet in ihrer neuen Schule aufzutauchen. Sie hatte ihre Bücher und genug Zeit gehabt, um sich zumindest ein wenig Wissen anzulesen, welches sie selbstverständlich noch auszubauen gedachte. Ihre Eltern dagegen, die links und rechts von ihr standen, sahen ein wenig mitgenommen aus.
Hermine spürte die Hand ihres Vaters auf ihrem Rücken. “King Edward's, hatten wir gedacht, nicht wahr? Aber so ist das manchmal mit Plänen.”
Ihre Mutter stieß einen kleinen Laut aus, der verdächtig nach einem Schluchzen klang. “Hast du auch alles dabei?”
Mr. Granger lachte. “Was für eine Frage, Jane. Hermine ist diejenige, die uns an Schlüssel und Geldbörsen erinnert!” Er lächelte stolz auf seine Tochter herab, und diese lächelte zurück.
Hermine zögerte und schalt sich im Stillen selbst dafür. Der Moment war gekommen, es musste sein.
“Ich sollte einsteigen. Der Zug fährt in einer Viertelstunde ab.”
“Ja, das solltest du wohl. Ich kümmere mich um dein Gepäck. Keine Widerrede, immerhin ist es das letzte Mal für Monate, dass ich mich überhaupt um dich kümmern kann.” Mr. Granger umarmte Hermine und griff dann nach dem Gepäckwagen.
Mrs. Granger fiel ihr um den Hals.
“Mum, weinst du?”, fragte Hermine zaghaft.
“Nein, natürlich nicht! Ich wünsche dir viel Spaß, und dass du viel Neues lernst und... Du schreibst doch, und putzt dir regelmäßig die Zähne, oder?”
Hermine lächelte in die Schulter ihrer Mutter. “Natürlich, Mum.”
Einige Umarmungen später machte Hermine sich auf den Weg durch die Menschenmenge. Das Gepäck hatte ihr Vater übernommen, bei sich hatte sie nur noch ihren Zauberumhang zum Umziehen im Zug, ein Buch für die Reise, und natürlich ihren Zauberstab. Also alles, was sie brauchte.
An der Tür drehte Hermine sich noch einmal um, um ihren Eltern zuzuwinken – und stieß prompt mit einem Jungen zusammen. Pummelig. Dunkelhaarig. Ziemlich durch den Wind.
“Hast du vielleicht eine Kröte gesehen? Meine ist schon wieder abgehauen!”, jammerte er.
In Hermines Kopf tauchte ein Bild auf. “Hab ich dich nicht schon mal gesehen? Bei Flourish & Blott's? Du hast ein Buch gelesen und bist davon eingeschlafen.”
“Das hast du gesehen? Oh nein... Ich lag in dem Laden, bis er geschlossen hat! Meine Oma war total sauer!”, klagte der Junge. “Und jetzt ist auch noch meine Kröte weg! Wenn sie das erfährt...”
“Muss sie ja nicht”, beschwichtigte Hermine ihn. “Vor allem, wenn deine Kröte vielleicht gar nicht weg ist. Da, in deiner rechten Tasche, könnte sie das sein?”
Der Junge trug bereits seinen Zaubererumhang, und aus einer der weiten Taschen drang eindeutig ein grĂĽner Schimmer.
Der Junge stutzte, lange in seine Tasche und zog tatsächlich eine Kröte hervor.
“Trevor!”, rief er glücklich. “Da bist du ja! Ich dachte schon, du wärst weg! Vielen Dank!”
Hermine lächelte. “Keine Ursache. Aber “verlier” ihn nicht wieder.”
“Nein, bestimmt nicht! Zumindest jetzt während der Zugfahrt nicht mehr! Ich bin übrigens Neville Longbottom.” Er streckte die Hand aus, die gerade nicht von Trevor belegt war. Hermine schlug ein.
“Hermine Granger.”
“Freut mich. Sollen wir uns ein Abteil suchen?”
Hermine winkte ein letztes Mal ihren Eltern, dann folgte sie Neville ins Innere des Zuges.
“Du hältst Trevor gut fest?”, fragte sie mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
“Na klar, den lass ich nie wieder los! Und, bist du auch schon aufgeregt wegen Hogwarts?”
“Es geht. Ich habe mir schon einiges angelesen”, antwortete Hermine in betonter Gelassenheit.
“Ich auch. Also, naja. Ein bisschen. Nicht so viel. Und üben konnte ich gar nicht. Meine Oma meinte, das gibt nur Chaos, und das will sie nicht. Sollen wir hier... Ach nein, da sitzt schon jemand.”
Die beiden zogen vorbei an einem belegten Abteil, und Hermine erhaschte einen flüchtigen Blick auf einen roten Haarschopf. Der dazugehörige Junge steckte den Finger in seine verschmierte Nase, und Hermine wandte sich naserümpfend ab.
Nun, sie musste ihn ja nicht heiraten. Jetzt wartete erst einmal eine ganze Welt auf sie, voller neuer Dinge, die es zu lernen galt – und das gedachte sie auch zu tun.


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