Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Luciana Bradley und die Sammlungen der Väter - Kopfkino

von Picadelly

George und Fred hatten Lucianas Koffer ungefragt vom Innenraum des Taxis auf einen der Gepäckwagen gehievt, die in der Eingangshalle des King's Cross Bahnhof standen und liefen damit in Richtung der Abfahrgleise vor, während sie selbst das Wechselgeld des Taxifahrers entgegennahm. An diesem Sonntagmorgen war besonders viel Betrieb in dem Gebäude, wobei nicht einmal die Hälfte der Menschen um sie herum danach aussahen, irgendwen für eine Zugfahrt zur Zaubererschule in den hohen Norden abladen zu wollen.

Nachdem Luciana zu den beiden jungen Männern aufgeholt hatte und sie zusammen zielstrebig auf den Backsteinpfeiler zwischen Plattform neun und zehn zusteuerten, fragte sie sich das erste Mal, ob dieser mit so etwas wie einem Verschleierungszauber belegt war - immerhin konnte sie auf der kurzen Strecke mindestens drei Familien (eine davon bestehend aus gleich neun Personen, dabei hatte keine von ihnen rotes Haar) ausmachen, die nacheinander einfach vom Bahnsteig verschwanden und niemand, nicht einmal die beiden Zugbegleiter, die direkt neben dem magischen Durchgang standen, schien etwas zu bemerken.

Azrael, der kurz vor ihrem Aufbruch vom Tropfenden Kessel auf dem Fenstersims ihres Hotelzimmers aufgetaucht war, veranstaltete zudem ein heftiges Protestgekreische, ob der Unverschämtheit, ihn nun seit über zwei Stunden in einem Transportkäfig gefangen zu halten und selbst das schien niemand sonderlich außergewöhnlich zu finden. Dass der Falke die meiste Zeit davon, in der Luciana und die Zwillinge ein ausgiebiges Frühstück in einem kleinen Kaffee, unweit der Zaubererkneipe, verputzt hatten, auf ihrem Schoß gelegen hatte und ausgiebig gekrault worden war, schien sein Haselnuss großes Winzhirn nicht mehr auf Abruf bereit zu haben.

„So früh waren wir noch nie am Gleis“, bemerkte George, nachdem sie die Barriere zum Gleis neundreiviertel durchschritten hatten (Luciana hatte sich dabei ganz nah an Freds Rücken geheftet und ihre Hände an seinem Pullover festgekrallt, damit sie die massive Steinmauer erst gar nicht zu Gesicht bekommen konnte. Magie und theoretisches Wissen darüber hin oder her; ihr gesunder Menschenverstand wehrte sich mit Händen und Füßen, wenn es darum ging, mit der Nase voran auf einen steinernen Pfeiler zuzulaufen).

„Konnte ja keiner ahnen, dass die Straßen so ausgestorben sein würden.“ Wobei sie im Geiste hinzufügen musste, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. Auch wenn die Mission am Buckingham Palace nun schon einige Wochen zurücklag, hatte sich die Stadt bei weitem noch nicht vollständig von dem Totalausfall erholt. Viele Autos waren durch den EMP lahmgelegt und beschädigt worden und die Behörden hatten, wenige Tage nach dem Vorfall, die Öffentlichkeit dazu aufgerufen, erst den Taxiunternehmen, Institutionen wie der Feuerwehr, den Krankenhäuser und der Müllabfuhr, den Vortritt bei den umliegenden Werkstätten zu lassen, bevor man sich um die Reparaturen seiner Privatfahrzeuge kümmerte. Der Verkehr bestand deswegen aus meist ausländischen Autos und LKWs - zumindest die U-Bahn und die Züge schienen die meisten Linien wieder in Betrieb genommen zu haben, was die Infrastruktur wieder langsam in Gang warf.

Die große Uhr über dem neundreiviertel Schild sprang ihr direkt ins Auge, gleich nachdem sie den verborgenen Bahnsteig betreten hatten und zeigte zehn Uhr zweiunddreißig an. Tatsächlich war das Gewusel um sie herum nicht ganz so chaotisch, wie im vergangenen Jahr und Luciana hatte im Innern des tiefroten Zugs die Qual der Wahl, was ihren Sitzplatz anbelangte. Allerdings wurde ihr diese Entscheidung von George und Fred abgenommen, die sie in das 'perfekteste Abteil' des gesamten Hogwarts Expresses verfrachteten.

„Hier hinten bist du am weitesten von der Schulsprecher- und Vertrauensschülerbande entfernt“, sagte Fred und bugsierte ihre beiden Koffer auf die Ablage über den blassblauen Samtsitzen.

„Es ist eines der ersten Abteile, das von der Zuckerhexe besucht wird“, fuhr George fort. „Da hast du die famose Auswahl aller Knabbereien und Süßigkeiten - nicht, wie diese Laien da vorne, die nur noch die kläglichen Reste von gematschtem Kesselkuchen abbekommen.“

„Und die Slytherins verkriechen sich immer im vorderen Teil“, schloss Fred und beeilte sich, seine Finger aus der Gefahrenzone zu bekommen, nachdem er das Türchen von Azraels Käfig geöffnet hatte und der Falke mit wütendem Aufschrei auf einen der Sitze sprang.

„Oh, da sind Mum und Dad!“ Fred streckte seinen Kopf durch das Fenster, anscheinend um sich selbst von der Aussage seines Bruders zu überzeugen und zog ihn blitzschnell wieder hinein.

„Jetzt aber fix, bevor Mum uns hier drinnen sieht und auf die Idee kommt, die Türen zu versiegeln.“ Luciana lachte laut auf, auch wenn diese Vermutung nicht ganz an den Haaren herbeigezogen war. Immerhin versuchte Mrs Weasley ihre beiden Schulabbrecher-Söhne bei jeder sich bietenden Gelegenheit davon zu überzeugen, doch noch ihre UTZe auf Hogwarts nachzuholen, ganz gleich, wie gut ihr Geschäft in der Winkelgasse lief.

„Willst du noch den anderen Hallo sagen?“, fragte George. Sie schüttelte den Kopf.

„Ich habe noch einiges zu tun, Kram von meinem Paten“, sagte sie und nahm die Zwillinge der Reihe nach zum Abschied in den Arm. „Wir sehen uns die Tage, bei der nächsten Sitzung!“

Bis der Zug den Bahnhof verließ, hatte Luciana zwei Ordenssitzungsprotokolle bearbeitet und war drei Personalakten von Bewerbern auf Cicils freien Posten im Vorstand durchgegangen (tatsächlich waren in einem ihrer Gepäckstücke ausschließlich Unterlagen des Ordens und der UOWV verstaut, nicht einmal eins ihrer Schulbücher hatte sie dort noch unterbekommen), was sich jedoch erledigte, als der Hogwarts Express um die erste Kurve bog und Neville Longbottoms Gesicht zwischen der Schiebetür erschien.

„Ist hier noch frei?“

Luciana nahm seufzend die Füße von dem ihr gegenüberliegenden Sitz, packte den Stapel Zettel zurück in eine Mappe und bedeutete ihrem Hauskameraden Platz zu nehmen. Dass dieser darauf eine ganze Meute, bestehend aus Potter und Luna (naja, vielleicht war die Bezeichnung 'Meute' ein wenig überzogen) hinter sich her schleppte, war so nicht abgesprochen gewesen.

„Die starren euch an, weil ihr auch im Ministerium wart“, sagte Potter an die beiden anderen gerichtet (den ersten Teil dieser Unterhaltung hatten sie wohl auf dem Gang geführt), nickte Luciana zu und verstaute seinen ledernen Koffer auf der Gepäckablage.

„Wer starrt wen an?“, erkundigte sie sich und rückte etwas auf, um Luna Platz neben sich zu machen.

„Alle starren“, meinte Neville und deutete Richtung Gang. Tatsächlich konnte Luciana durch die beiden Glasscheiben der Tür ein paar neugierige Schüler sehen, die sie ganz unverhohlen beobachteten. Nicht zum ersten Mal war sie verdammt dankbar, dass niemand aus der Schule oder der Presse Wind von ihrer Beteiligung an der Ministeriumssache bekommen hatte. Gerade, als sie sich geistig aus der folgenden Unterhaltung der drei ausklinken wollte und sich der heutigen Daily Mirror widmen konnte, sprach Neville sie an.

„Du siehst ziemlich erledigt aus, bist du gestern nach dem Einkauf doch noch unterwegs gewesen?“ Longbottom machte bei diesem Gedanken ein furchtbar empörtes Gesicht, ganz als sei er ihr gerade auf die Schliche von einem Schwerverbrechen gekommen. Man, was machten die alle einen Aufriss um den Schwarzen Führer und seine Minions.

„Nein, war ich nicht“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „Aber die Gäste nebenan waren ziemlich laut, ich habe kaum ein Auge zu getan.“ Und zumindest der allerletzte Teil war nicht gelogen.


Ãœber fünf Minuten und an der Tür hatte sich noch immer nichts getan. Von dem Bett des Hotelzimmers aus fixierte sie weiterhin den verschlossenen Durchgang des Raumes, vor dem sie die unverkennbar klingenden Schritte vernommen hatte. Auch wenn es mittlerweile weit nach ein Uhr Nachts war, saß sie noch immer im Schneidersitz auf der Matratze, umringt von Schriftsätzen und Tabellen, die allesamt kurz vor einem Abgabetermin standen oder diesen schon überschritten hatten. Nicht, weil sie nicht regelmäßig oder viel daran gearbeitet hatte - nein, die Deadlines ihres Paten waren nur nicht menschenmöglich machbar. Doch in den letzten Minuten galt ihre volle Aufmerksamkeit der Tür - und ihrem rasenden Herzen, welches sich einfach nicht beruhigen wollte. Und dies lag nicht daran, dass sie sich darum sorgte, ein potenzieller Entführer könnte genau jetzt vor ihrem Zimmer campieren.
Nein, wie gesagt, die Schritte sind ihr wohl bekannt gewesen.


Sie ließ den größten der drei Zeiger des Weckers auf dem Nachtisch noch zwei volle Runden drehen, bevor sie mit einem Augenrollen vom Bett sprang, mit ein paar Sätzen den mittelgroßen Raum durchquerte, den silbern angelaufenen Knauf packte und die Tür aufriss. Der Mann dahinter hätte bei der plötzlichen Aktion fast einen Satz in den Gang hinter ihm gemacht - zumindest hatte sie einen Ansatz für solch eine Bewegung erkennen können.

„Solang Sie nicht vom Planeten Krypton kommen und daher den Röntgenblick beherrschen, werden Sie sich von dort draußen wohl kaum von meiner ?Unversehrtheit` überzeugen können“, bemerkte sie und sah ihren Gegenüber mit einem auffordernden Blick an.

Snape straffte seine Schultern und blickte rechts und links in den Gang hinein, ganz als sei es nicht vollkommen unmöglich, in der vollkommenen Dunkelheit etwas zu sehen. Luciana trat ein Stück zur Seite, schaute ihn mit einem leichten Schmunzeln an und nach ein paar Sekunden des Zögerns betrat er das Zimmer.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Neville und Potter deckten sich, kurz vor der Mittagszeit, mit Kürbissaft und Süßkram ein, sobald die ältere Dame mit grauer Dauerwelle mit ihrem Verkaufswagen vor dem Abteil Halt machte. Luna war unterdessen derart in einer Klitterer Ausgabe vertieft, dass Sie die Frau und den Imbisswagen voller Naschereien nicht einmal zu bemerken schien. Luciana winkte die Nachfrage nach einer Dosis Zuckerschock ab und schlürfte weiter Kaffee aus einer Thermoskanne, die sie sich in dem Café, auf dem Weg zum Bahnhof, randvoll hatte auffüllen lassen und den sie bitter nötig hatte. Wie viele Stunden hatte sie geschlafen? Zwei? Oder vielleicht doch drei? So genau konnte sie das nicht sagen, immerhin hatte sie etwas Besseres zu tun gehabt, als auf solche Banalitäten wie die Uhrzeit zu achten. Vor allem war jedes Zeitgefühl hinfällig, wenn man gleich mehrfach das ein oder andere Mal weggedöst war, um dann, auf höchst angenehme Art und Weise, zur nächsten Runde
'Unversehrtheitsüberprüfung' geweckt zu werden. Oder wie sollte sie den Umstand beschreiben, die gesamte Nacht bis zum Morgengrauen von einem sehr kompetenten Personenschützer umgeben gewesen zu sein? Zumindest musste er sich diese oder eine ähnliche Erklärung zum Zweck der Selbstrechtfertigung zurechtgelegt haben …

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

„Sie öffnen einem Fremden die Tür, einfach so, ohne jegliche Sicherheitsvorkehrung, nicht einmal mit Ihrem Zauberstab in der Hand?“, schimpfte Snape ohne Umschweife los und hatte dabei anscheinend Schwierigkeiten, seinen Blick auf ihre Augen gerichtet zu halten. Zu seiner Verteidigung: Luciana trug nichts weiter als Panties und ein leichtes Baumwolltop. Zu ihrer Verteidigung: Es war eine verdammt heiße Spätsommernacht und die Zaubererwelt hatte offenbar noch nie von der Existenz der Klimaanlage gehört.

„Ich hab das zwar mit dem Röntgenblick auch noch nicht raus, aber ich konnte ziemlich genau hören, dass Sie es waren, noch bevor sie den Treppenabsatz erreicht hatten.“ Für diese Behauptung kassierte sie einen sehr skeptischen Blick. „Sir, wenn man über ein Jahr hinweg jedes Mal Strafarbeiten bei Filch aufgedrückt bekommt, sobald man Ihnen auch nur in der Nähe einer Mädchentoilette begegnet, entwickelt man ein sehr präzises Frühwarnsystem für die Folge und den Klang Ihrer Schritte.“ Damit schien er sich zufriedenzugeben - das hieß, er wandte sich von ihr ab, gleich nachdem sein Blick mehrfach hintereinander für einen Wimpernschlag unter ihre Hals- und Gürtelregion gewandert war und ging dazu über, das Chaos auf ihrem Bett zu betrachten. Nun ja, viel mehr als dies und einen Kamin an der anderen Wand hatte dieser Raum auch nicht zu bieten.

„Sie können Ihren Umhang auf dem Stuhl ablegen“, sagte Luciana, deutete auf das schon von ihren Klamotten überladene Stück Antiquität und fragte sich zur selben Zeit, wie er es schaffte, bei diesen Temperaturen nicht in seinen meterlangen, schwarzen Stoffbahnen zu zerfließen.

Snape nahm das Möbelstück mit einem Ausdruck ins Visier, als befürchte er, dieses würde ihn gleich zum Angriff anspringen - oder aber er rang mit sich, ob er ihrer Aufforderung nachkommen sollte. Im Großen und Ganzen schien er zu dieser späten Stunde nicht den entscheidungsfreudigsten Eindruck zu machen und langsam beschlich sie das Gefühl, dass er wohl noch immer vor der Tür Wurzeln schlagen würde, wenn sie nicht die Initiative ergriffen hätte. Oder aber, er hätte irgendwann wieder kehrt gemacht, was noch viel wahrscheinlicher war. Doch mit der nächsten Aktion vollbrachte der Professor es, sie zu überraschen. Mit einer fließenden Bewegung streifte er sich den Umhang von den Schultern und legte ihn, einmal zusammengefaltet, über ihre Jeans und das T-Shirt, die sie am Tag getragen hatte und wandte sich ihr wieder zu. Luciana hatte gerade alle Hände voll damit zu tun, die aberhunderte von losen Zetteln in einer halbwegs geordneten Reihenfolge zusammenzuschieben, da fischte Snape auch schon das Ordensprotokoll der letzten Woche vom Kopfkissen und setzte sich damit auf die Bettkante.

„Neunzehn Uhr dreiunddreißig bis zwanzig Uhr fünf: Sinnloses Gelaber über Pläne in Strafford Castle einzudringen - Sie sind der Auffassung, dieses Gelaber sei sinnlos?“ Mit einer blitzschnellen Handbewegung entriss sie ihm die Papiere, schmiss diese auf den Stapel in ihrem Arm und stopfte ihn in den offenen Koffer, der im Moment mehr einem Altpapiercontainer glich.

„Sie selbst haben in den letzten zwei Sitzungen mehrfach betont, dass dieser Baskerville täglich die Schutzzauber und Flüche um Vold- die Butze vom Schwarzen Führer ändert, keiner außer ihm und dem Overlord wissen genau darüber Bescheid, welche Fallen und magische Barrieren eingebaut sind und ohne so ein hübsches Gangtattoo“, Snape zog hörbar scharf die Luft ein, doch Luciana redete unbeirrt weiter, „ist der Versuch da einzudringen nichts weiter als ein Selbstmordkommando.“

„Mir war nicht bewusst, dass Sie mir derart eingehend Gehör schenken.“

„Das ist mein Job, Sir.“ Snape ließ keine ihrer Bewegungen außer Augen, während sie sich langsam auf ihn zubewegte und genau zwischen seinen Beinen, die er in seiner Sitzposition leicht gespreizt hatte, stehen blieb. „Und mal davon ab - was wollen die bitte in dem Anwesen?“

„Wenn man Black zitieren möchte, was mir mit aller Deutlichkeit wiederstrebt, 'den Krieg beenden, bevor er angefangen hat'.“ Seine Miene blieb neutral, sein Blick war fest auf ihre Augen gerichtet und nur die kaum wahrnehmbaren Bewegungen seiner Hände, die auf seinen Oberschenkeln lagen, gaben Grund zu der Annahme, dass es in ihm ganz und gar nicht neutral und beherrscht aussah.

„Soll das ein Test sein?“, fragte Luciana und bekam, wie so oft, nur eine hochgezogene Augenbraue zur Antwort. „Ich denke wir wissen beide sehr genau, dass zum jetzigen Zeitpunkt ein Angriff auf den Schwarzen Führer das Dümmste wäre, was man anstellen könnte. Die Briefmarke hat keinen Kratzer, laut Dumbledore“, „Professor Dumbledore“, „Er hat mir zum Siebzehnten das Du für den Orden angeboten, also seien Sie froh, dass ich ihn nicht Percival nenne - jedenfalls gibt es laut Dumbledore noch mindestens sechs weitere Horkruxe und wenn wir Blacks Vorschlag durchführen würden und es tatsächlich jemand schafft, den Schwarzen Führer kampfunfähig zu machen und ihn festzunehmen, führt das doch eh nur dazu, dass er entweder irgendwann befreit wird, er sich selbst befreit oder aber sich eigens den Gnadenschuss gibt, wenn er denn überhaupt nicht aus der Gefangenschaft entkommt und dann durch einen seiner Horkruxe nach ein paar Jahren wieder bei vollen Kräften auf der Bildfläche erscheint. Und ich habe nicht den Eindruck, dass er dabei von Mal zu Mal umgänglicher wird.“

„Und wieso haben Sie den Orden nicht an Ihrem Gedankengang teilhaben lassen?“, erkundigte sich Snape, dabei legte er seinen Kopf ein wenig schief.

„Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass man in dieser speziellen Runde viel auf meine Meinung gibt.“ Luciana trat noch einen halben Schritt näher, damit stand sie mit den Kniescheiben direkt vor dem Bettgestellt und berührte mit ihren Schenkeln Snapes, die sich sofort merklich anspannten. „Außerdem hat Dumbledore die Idee am Ende sowieso für zu gefährlich eingestuft - obwohl ich denke, dass er eine ganz ähnliche Meinung hat wie ich. Nur scheint er einen riesen Bogen um das Thema Horkruxe zu machen, soweit es geht, natürlich.“

In den letzten paar Sekunden hob und senkte sich Snapes Brustkorb ein wenig schneller und deutlicher, auch wenn seine Blickrichtung noch immer starr in ihre Augen wies. Seine Finger hatte er derweil in den Stoff seiner Hose gekrallt und all diese Symptome schienen rein gar nichts mit der Thematik zu tun zu haben, über die sie gerade sprachen. Luciana war sich nicht einmal sicher, ob er ihre letzten gesprochenen Worte überhaupt mitgeschnitten hatte, immerhin gab er keinen Ton mehr von sich.

„Und wo wir gerade bei einem riesen Bogen um etwas machen sind -„, mit beiden Händen umfasste sie seine, die sich erst nach einem Moment der Berührung entspannten, jedoch keinerlei Anstalten machten, sich ihrem Griff zu entziehen und führte diese dann an ihre Oberschenkel. Jetzt bewegte sich rein gar nichts mehr an seinem Brustkorb. „Läuft das jetzt immer so, dass Sie mich mit der Kneifzange nicht anpacken, bis ich den ersten Schritt mache, selbst wenn ich ziemlich eindeutige Signale gebe, sowas wie mich halb nackt praktisch in ihrem Schoß räkeln?“ Natürlich bekam sie darauf keine Antwort, oder zumindest keine verbale - Snapes kühle Finger blieben nur ein paar Sekunden regungslos auf ihren Schenkeln liegen, dann wanderten sie recht gezielt an ihren Hintern, umfassten diesen, um sie ein weiteres Stück nach vorne zu ziehen, während er mit seiner Nasenspitze den Streifen freier Haut zwischen Panties und Top berührte, damit das Oberteil ein wenig hoch schob und er seine Lippen kurz über den Bund legte.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Das Zugabteil wurde abermals aufgerissen - Luciana schreckte mit einem kleinen Hüpfer auf dem Sitzpolster aus ihren Gedanken auf. Ronald und Granger schoben sich in das Abteil, wobei Weasley den halben Arm voller Kesselkuchen und quietschbunten Süßigkeiten hatte. Mit gleich zwei neuen Passagieren wurde es schnell sehr ?kuschelig` in dem kleinen Metallkasten und die Zeitung auf ihrem Schoß ließ sich nur noch gefaltet lesen, wenn sie Granger nicht einen Ellbogen in die Seite rammen wollte. Wobei sie das Tagesblatt die letzten zwei Stunden Fahrt eher als Alibi genutzt hatte und dahinter verschwunden war, um in aller Ruhe ihren Gedanken nachgehen zu können. Oder besser gesagt: Die vergangene Nacht gleich eines Blockbusters vor ihrem geistigen Auge abzuspielen. Luna zeigte sich übrigens unbeeindruckt von den neuen Sitzarrangements und drehte und wendete den Klitterer in ihren Händen, wie es ihr passte. Und wann bitteschön hatte sie diese total verquere Brille auf die Nase gesetzt?

Es dauerte nicht lange, bis die Gesprächsthemen von belanglosen Begrüßungsfloskeln auf die ZAG Ergebnisse umschwenkten (selbstverständlich war dieses Thema von Granger angeschnitten worden) und nachdem es sich das Doppel-X Chromosom im Goldenen Trio offensichtlich zum Ziel gesetzt hatte, sämtliche ihrer Noten zu erfragen, kramte Luciana den etwas verbeulten Prüfungsergebniszettel heraus und reichte ihn an Granger weiter. Die darauffolgende Stille währte keine Minuten.

„Ein Ohnegleichen in Zaubertränke?“, fragte sie und machte dabei ein, für ihre Verhältnisse, wirklich schwierig zu deutendes Gesicht.

„Ich hatte einen sehr kompetenten Nachhilfelehrer“, antwortete Luciana prompt, mit perfekt sitzendem Pokerface.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

„Oh verdammt“, fluchte sie und zog ein total verknittertes Blatt Papier unter ihrem Rücken hervor, gleich nachdem Snape von ihr heruntergerollt war und schwer atmend liegen blieb. Die erste Seite des neunundfünfzigsten Ordensprotokolls würde sie wohl neu verfassen müssen, mit derart vielen Falten könnte sie es wohl kaum an Gabriel weitergeben.

„Planius“ Die schwarze Spitze eines Zauberstabs trat in ihr Sichtfeld und berührte das Papier. Mit einem leisen Ratsch wurde es augenblicklich in seine ursprüngliche, makellose Grundform zurückgezogen. Tja, oder sie sollte hin und wieder wirklich anfangen zu denken wie eine Hexe.

„Ich frage jetzt lieber nicht, wo sie den versteckt hatten“, bemerkte Luciana mit einem sichtbaren Schmunzeln und den Blick auf Snapes Zauberstab gerichtet - mit einem empörten Schnauben verstaute er den Stab irgendwo in seinem Klamottenberg, den sie vor vielleicht zwanzig Minuten eigenhändig neben dem Bett aufgetürmt hatte.

„Aber danke, ich bin mit der Abgabe von den Protokollen eh schon überfällig.“ Luciana schwang ihre Beine aus dem Bett und lief zu dem über und über mit Papieren und Mappen befüllten Koffer, schmiss das Blatt oben auf und ging weiter Richtung Bad, ohne nur einen Hauch von Scham wegen ihrer totalen Blöße zu zeigen (dabei konnte sie seine Blicke beinahe ihren Körper hoch und hinunter gleiten fühlen).

Als sie nach ein paar Minuten wieder das Zimmer betrat, staunte sie nicht schlecht - Snape lag noch immer an Ort und Stelle, den Kopf auf seinen verschränkten Armen abgelegt, mit dem Blick auf sie gerichtet, kaum, dass sie aus der Badezimmertür getreten war. Dabei hätte sie ein halbes Vermögen darauf verwettet, er würde die Biege machen, sobald sie den großen Zeh über die Türschwelle gesetzt hatte.

„Ihr Pate ist sich darüber im Klaren, wie viel Sie von der wenigen Freizeit, die Sie dieses Jahr zur Verfügung haben werden, mit dem Studieren Ihrer Unterrichtsunterlagen verbringen müssen, damit Sie die Aussicht auf einen Abschluss haben?“

„Der Kerl schläft zwei Stunden pro Nacht, wenn es hoch kommt drei“, sagte Luciana seufzend und krabbelte wieder unter die Decke. Dass sie ihre, vom kalten Steinboden des Bads, mutierten Eisfüße gleich an Snapes nackte Unterschenkel legte, kommentierte dieser lediglich mit einmal scharfem Lufteinziehen. „Von daher hat er kaum Verständnis für Zeitmangel …“

Für einen Augenblick sah es so aus, als würde er etwas erwidern wollen, doch er schien es sich noch einmal anders überlegt zu haben. Sie bezweifelte, dass sein Kommentar auf das Verhalten ihres Paten positiv ausgefallen wäre. Stattdessen lehnte er sich hinüber zum Nachttisch und löschte die Öllampe. Das Zimmer wurde nun lediglich von dem Mondschein und dem Restlicht der Straßenlaternen erleuchtet, die von der nicht magischen Seite des Tropfenden Kessels in einem seichten Orangeton zum Fenster hereinschienen. Für eine ganze Weile lagen sie schweigend nebeneinander, den Blick auf die mit Rissen durchfurchte Decke gerichtet und jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Dann drehte sich Luciana Snape zu, ließ ihre Fingerspitzen über den offenen Rand der Knopfleiste seines blühtenweißen Hemds gleiten und stützte ihren Kopf mit dem anderen Arm auf.

„Ist Ihnen bewusst, dass man Ihren UTZe Kurs 'Drill-Brauerei' nennt?“, fragte sie, so klar und deutlich wie ihr der Gedanke gerade in den Sinn gekommen war. Diese Bemerkung schien ihn so unerwartet getroffen zu haben, dass sie eben noch den Anflug eines Grinsens auf seinen Lippen bemerkt hatte, welches er sich anscheinend nicht verkneifen konnte.

„Nein, dieser Begriff ist mir noch nie zu Ohren gekommen“, sagte er scheinheilig, wobei sein Mund noch immer leicht gekräuselt war. Offenbar ging er ernsthaft davon aus, sie würde ihm diese schlechte Lüge abnehmen.

„Richtig, Sie sehen eher danach aus, als hätten Sie ihn höchstpersönlich unters Kollegium gebracht.“

„Das würde mir im Traum nicht einfallen“, bemerkte er prompt und wandte sich nun ebenfalls auf die Seite, um sie besser ins Visier nehmen zu können. „Ich habe nicht gescherzt mit meiner Anmerkung bezüglich der Arbeitsintensität des kommenden Jahres.“

„Dass Sie scherzen würde mir nie im Traum einfallen“, konterte sie und bekam dabei leider nicht ganz perfekt seine neutrale Miene wiedergespiegelt. „Sie sollten das mit der Ernsthaftigkeit des Unterrichtsstoffes besser propagieren - ich kenne einen wirklich talentierten Schmied bei mir daheim“, dabei waren ihre Finger mittlerweile unter sein Hemd gewandert und auf dem Weg von seinem Bauchnabel, hinab den dünnen Strich aus schwarzem Haar, bis zu dem Ansatz seiner Shorts (Shorts, kein Feinrippungetüm, schwarze, enge Shorts - ihr wäre beim Ausziehen vorhin beinahe ein Entzückungsschrei entwichen), „Stellen Sie sich vor, in den Kerkern, über dem Eingangsbogen“, zwei ihrer Finger glitten unter den Gummibund und strichen sacht über das Haar, welches weiter unten immer dichter wurde, „in eisernen Lettern: `Brauen macht frei` - ich mein, das mag vielleicht ein wenig plakativ sein, aber äußerst -„ Zum Ende kam sie nicht, denn Snape schnappte ihre Handgelenke, stürzte sich auf sie und bewerkstelligte dabei irgendwie, zwischen ihren Beinen zum Liegen zu kommen, während er sie mit einer Mundsperre, in Form eines sehr anregenden Kusses, belegte. Wenn jede Unverschämtheit, die sie in Zukunft in seine Richtung schoss, hiermit enden würde, müsste sie sehr bald ihr Repertoire an Dreistigkeiten aufstocken. In diesem Moment griff er sie bei der Hüfte und schob ihr sein Unterleib entgegen, an dem sie schon wieder eine deutlich wachsende Ausbeulung zu spüren bekam. Völlig außer Atem trennte Snape sich irgendwann von ihrem Mund, nur um seinen gleich darauf an ihrem Hals hinabgleiten zu lassen, hinunter zu ihrer rechten Brust.

„Bin echt beeindruckt“, keuchte sie zwischen zwei schweren Atemzügen, gefangen irgendwo zwischen totaler Erregung und dem Bedürfnis ihm für seine dreiste Lüge, bezüglich seiner Unkenntnis, noch einen reinzuwürgen. „Das waren keine zwanzig Minuten - Ausdauer, oder haben Sie was genommen, als ich im Bad war? Immerhin sind Sie nicht mehr der Jüngste und- AU NICHT BEISSEN!!“

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

„… also ich weiß wirklich nicht, was es da zu Grinsen gibt, Luciana“, sagte Granger empört und streckte ihr den Zettel mit ihren Ergebnissen entgegen. „Der Stoff bei Professor Snape soll im sechsten Jahr wirklich an den herankommen, den man auf den Zaubereruniversitäten lehrt und da haben die Studenten meistens nur zwei Hauptfächer, auf die sie sich voll konzentrieren können.“

Luciana hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, wovon das Mädchen vor ihr faselte. Mit einer unbewussten Geste zupfte sie sich ihren BH zurecht und yap, genau da hatte sie den Abdruck getroffen, den die Zähne von Snape am untersten Ansatz ihrer Brust hinterlassen hatten.

„Dafür sind wir ja nicht mehr ganz so viele Schüler in seinem Kurs“, sagte sie, bevor sich Granger noch weiter in Panik quasselte, „dass heißt intensiverer Unterricht und nicht unbedingt mehr Pauken in der Freizeit.“ Wobei Snape ihr vor ein paar Stunden noch das genaue Gegenteil prophezeit hatte. Aber Granger kannte vermutlich schon jetzt das aktuelle Tränkebuch der sechsten Stufe in und auswendig und war, wie eigentlich immer, die Letzte, die sich Sorgen um ihre Schulnoten machen musste.

„Knarlkacke“, hallte es auf einmal durch das kleine Abteil, worauf Luciana beinahe nach ihrem Zauberstab gegriffen hätte (der irgendwo in einem Seitenfach ihres Koffers vor sich hin vegetierte - sie konnte nicht einmal sagen, in welchem der beiden Exemplare. Wenn Snape das wüsste …), „Snape triezt seine Schüler in der Drill-Brauerei noch mehr als in jedem Jahr vorher, und am allerliebsten alles was eine rot-goldene Krawatte trägt, unterhalt dich mal mit Charlie, Luciana.“ Und diese staunte nicht schlecht, als Potter ihr einen kleinen, runden Spiegel vor die Nase hielt, von dem aus ihr das Gesicht von Black entgegenblickte.

„Warst du nicht eben noch am Gleis, Sirius?“, fragte sie verdutzt und dachte im selben Moment, dass sie diese Situation kaum wundern sollte. Immerhin waren Potter und sein Patenonkel beinahe unzertrennlich, wenn der ehemalige Askaban-Insasse nicht gerade mit Remus wer-weiß-wo unterwegs war, Dementoren jagen.

„Nein, ich habe dankend auf den Rummel verzichtet“, sagte er und sah dabei wenig begeistert aus. Verständlich, wenn man bedachte, dass Black von dem Ministerium erst vor knapp zwei Wochen vollständig offiziell rehabilitiert und von all seinen Straftaten freigesprochen worden war.

„Versucht dir der Tagesprophet immer noch ein Interview abzuschwatzen?“, fragte sie an den Spiegel gerichtet - hinter ihr nickten Potter und Ronald heftig, wobei sie nicht ausmachen konnte, wer vom beiden ein betroffeneres Gesicht machte.

„Und die Hexenwoche und der Abendprophet und Merlin's News und und und - sogar Daily Salem hat mir eine Eule geschickt.“ Auch wenn Black all dies sehr wehmütig und mit sehr viel theatralischem Seufzen von sich gab, beschlich sie das Gefühl, ihm sei all der Rummel nicht halb so unangenehm, wie er es glauben machen wollte. Auf der anderen Seite konnte man dies nach über einem Jahrzehnt Gefangenschaft bei den Dementoren und darauffolgender, jahrelanger Flucht irgendwie nachvollziehen. „Nur der Klitterer hat mich bisher in Frieden gelassen, sprich deinem Vater bitte meinen herzlichen Dank dafür aus, Luna.“ Dass diese die persönliche Anrede mitgeschnitten hatte, grenzte an ein Wunder.

„Die Titelstory für die aktuelle Monatsausgabe ist mit dreizehn Seiten voll für die Schlickschlupfe reserviert“, sagte Luna ohne von ihrem Magazin aufzusehen, ganz als würde das jede Möglichkeit auf eine Spalte für Black selbstredend zunichtemachen, richtete dann ihre sternförmige Brille (durch die man unmöglich irgendetwas erkennen konnte) und war wieder im Schlicklischlupfi-Land versunken.

„Ehm“, machte Black und schien genauso verwirrt wie alle anderen Anwesenden im Abteil. „Harry, weißt du schon wann das erste Hogsmeade Wochenende sein wird?“

Potter nahm den Spiegel wieder in seinen Schoß und sah einen Moment nachdenklich aus.

„Zweiter Samstag im Oktober“, antwortete Granger für Potter, da dieser offenbar zu lange nachgedacht hatte.

„Ich und Remus könnten unsere … Ausflüge so legen, dass wir vorbeischauen, was meinst du, ein zwei Feuerwhisky im Drei Besen?“ Granger schaute mit alarmierender Miene von ihrem Taschenkalender auf, hielt sich aber geschlossen.

„Klar!“, riefen Potter und Ronald gleichzeitig, was Luciana dazu veranlasste, sich wieder ihrer Zeitung zu widmen. Oder besser gesagt: ihrem Sichtschutz.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
„Glauben Sie er war in meinem Kopf?“, fragte sie mit leiser Stimme und betrachtete dabei eingehend das, was sie in der schattigen Dunkelheit von dem Bauchnabel des Mannes erkennen konnte, dessen Unterleib sie gerade als Matratze missbrauchte. Seine Beine, zwischen denen sie lag, hatten sich locker über ihre Hüfte gelegt - sie hatte keinen Schimmer, wie sie in dieser erstaunlich bequemen Position geendet waren und noch weniger davon, woher dieser Gedanke gekommen war.

„Hatten Sie den Eindruck er war in Ihrem Kopf?“, sagte Snape nach einiger Zeit und nachdem Luciana angenommen hatte, er sei doch schon eingeschlafen.

„Nein“, meinte sie bestimmt, wobei sie sich noch beim Aussprechen nicht darüber im Klaren war, ob es der Wahrheit entsprach. „Ja - ich weiß es nicht.“

„An was können Sie sich erinnern?“

Luciana atmete einmal tief durch und schloss die Augen. Sie hatte es seit gestern tunlichst vermieden, ihre Erinnerungen auf den gestrigen Mittag zu lenken, vor allem, weil ihr diese lapidaren dreißig Minuten eine scheiß Angst machten. Doch diese kleine, vernünftige Stimme in ihrem Kopf, gab ihr den Hinweis, dass sie sich wohl kaum in einer weniger bedrohlichen Lage befinden könnte, als genau in diesem Moment. Die irrationale Idee, der Schwarze Führer könnte einen Link in ihr Innerstes bekommen, nur dadurch, weil sie an den Moment mit dem Horkrux dachte, war in der Nähe von Snape hinfällig. Er war ein ausgezeichneter Okklumentiker, führte Voldemort seit Jahren an der Nase herum, also in welcher Anwesenheit, wenn nicht in seiner, könnte sie das Geschehene besser Revue passieren lassen, wer könnte schneller und effektiver eingreifen als er, wenn doch etwas geschehen sollte? Ein leichtes Schaudern ging durch ihren Körper, das verebbte, sobald sie Snapes Hand an ihrem Nacken spürte.

„Es ist ganz schleichend passiert“, begann Luciana und wagte es noch immer nicht, ihre Stimme mehr als zu einem Flüstern zu erheben. „Im Labor sah die Briefmarke noch ganz harmlos aus, also mal von den ganzen Chemikalien abgesehen, mit denen die das Teil zugekleistert hatten.“ Wieder verging ein wenig Zeit, in der sie versuchte, sich so deutlich wie möglich zu erinnern. „Im Aufzug habe ich bemerkt, dass irgendwas nicht stimmte. Die Marke fühlte sich schwer an und viel zu heiß … und dann bin ich in Gedanken versunken, mir kam gar nicht mehr in den Sinn, dass etwas nicht in Ordnung war. Erst war alles wie sonst, ein Gespräch mit Sir Rennoc“, sie sparte die Information aus, worüber sie mit dem alten Bibliothekar gesprochen hatte, „und ein paar Rückschlüsse, die ich daraus gezogen habe. Und dann …“ Die Augen gepresst geschlossen zu halten, brachte nicht den gewünschten Effekt. Ihre Lider schmerzen schon vor Anstrengung, daher öffnete sie wieder ihre Augen und betrachtete eingehend die feinen Härchen auf Snapes Haut, welche von dem einfallenden Mondlicht erhellt wurden. Sein Bauch hob und senkte sich bei jedem Atemzug in regelmäßigen, ruhigen Abständen und es dauerte eine ganze Weile, in der sie mit starrem Blick vor sich hinsah, bis sie wieder zum Sprechen ansetzte. Die folgenden Worte entkamen ihrem Mund, ohne dass sie wirklich bemerkte, wie ihr geschah:

„Ich gehe den Korridor entlang und nehme die Mauritius aus der Tasche. Die Wohnung ist leer, das Büro von Gabriel ist offen und verlassen. Ich mache die Kaffeemaschine in der Küche aus. In meinem Zimmer hole ich die Koffer, halte meinen Zauberstab in der linken Hand, in der anderen habe ich die Mauritius. Azrael schreit mich an, er fliegt weg vor mir. Seinen Käfig nehme ich auch mit. Ich gehe zum Büro, verstaue mein Gepäck im Kamin, stelle mich selbst hinein. Eine Handvoll Flohpulver. Irgendwas scheint nicht zu funktionieren, ich sage immer wieder … dann stehe ich im Grimmauldplatz, der Hauself sieht mich an, er sieht glücklich aus. Er läuft in den Flur. Meine Gedanken - ich weiß, ich muss das Haus verlassen. Da ist Mrs Weasley, legt mir eine Hand an den Rücken, führt mich den Flur hinunter in die Küche. Sie redet, ich weiß nicht was. Ich will immer noch raus. Dumbledore redet mit mir, er will an das Seelenstück, ich gebe es ihm nicht - ich sage etwas, gehe weiter in den Raum hinein. Er darf das Stück nicht nehmen, denn er ist ein Narr, wenn er es nimmt -„

„Luciana“

Sie blinzelte, schon wieder ging ihr Atem nur stoßweise und dieses Mal hatte es nichts mit willkommener, körperlicher Gemeinschaftsaktivität zutun. Doch das Gefühl von eisiger Kälte in ihrem Innern hielt nicht lange an. Der Horkrux war nicht in ihren Händen, nicht einmal in ihrer Nähe.

„Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen“, begann Snape die Beantwortung einer Frage, die sie vor Minuten gestellt hatte; für seine Verhältnisse klang er dabei vorsichtig, „aber es ist anzunehmen, dass jeder Horkrux, gleich von wem er geschaffen wurde, versucht zu seinem Besitzer zurückzukehren. Dies wird er mit den Mitteln bewerkstelligen, mit den ihn sein Macher ausgestattet hat. Der Horkrux hat eine Verbindung zu Ihnen hergestellt, in der Absicht, sich selbst zu schützen, de facto ein Teil vom Dunklen Lord hatte Zutritt zu ihren Gedanken. Zwar habe ich die Vermutung, dass er spürt, wenn etwas mit seinen Horkruxen geschieht, aber er kann sie oder das, was sie auslösen, nicht steuern.“

„Das ist ein bisschen beruhigend.“

„Ich hoffe dieser Vorfall hat Sie gelehrt, die Finger von Dingen zu lassen, die Ihre Kompetenz übersteigen.“ Und da hatte es sich wieder mit seiner Nettigkeit. Was sich in diesem Moment verquererweise ebenfalls beruhigend auf sie auswirkte. Nichts ging über ein wenig Berechenbarkeit. Mit einem Lächeln drückte sie ihm einen Kuss als Antwort, direkt neben seinen Bauchnabel, auf die Haut und schloss die Augen. Dieses Mal lief sie keine Gänge und Zimmer entlang oder schaltete irgendwelche Küchengeräte aus - allerdings hallte die leise Stimme in ihrem Kopf nach, die höhnisch von ihr verlangte, ihre Finger von dem Mann unter sich zu entfernen, wenn dieser doch so vehement darauf bestand, nichts anzufassen, mit dem sie nicht reinen Gewissens fertig werden konnte.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Die Landschaft vor den Fenstern war schon vor einigen Stunden immer rauer und naturbelassener geworden. Sie passierten kaum noch eine Gegend, die von Häusern durchzogen war und auch die Sonne war auf dem Weg, hinter den von Gräsern bewachsenen Hügeln zu verschwinden.

Luciana hatte auf Nachfrage Granger ihre Tageszeitung überlassen und war dazu übergangen, mit der Stirn an dem kalten Glas gelehnt nach draußen zu schauen. Alihotsi, Nevilles schlohweißes Frettchen, kebbelte sich mit Azrael auf dem Fußboden, Ronald und Potter hatten die Köpfe zusammengesteckt und lasen gemeinsam ein Quidditch-Heute Magazin und auch Longbottom und Luna waren mit irgendwelchen Büchern beschäftigt. Sie war dankbar, dass endlich Ruhe in das Abteil eingekehrt war, auch wenn von dem Gang, hinter der geschlossenen Schiebetür, immer wieder Geschrei oder Gesprächsfetzen anderer Mitschüler bis zu ihnen durchdrangen.

„Sind wir bald da?“, kam es plötzlich wehleidig von Ronald und Luciana verfluchte sich selbst dafür, auch nur daran gedacht zu haben, wie schön quasselfrei es gerade geworden war. „Ich habe nen Mordshunger.“ Wie zur Unterstreichung dieser Aussage, knurrte in diesem Moment geräuschvoll sein Magen. Granger nahm die Zeitung herunter, schaute auf ihre Armbanduhr und reichte Luciana mit einem Dankeschön den Daily Mirror, welchen sie einfach in den Spalt neben ihren Sitz steckte.

„Es ist Zeit die Schuluniform anzuziehen“, bemerkte Granger und schaute die Herren auffordernd an. Es dauerte ein paar Minuten, bis Potter und Neville ihre Uniformen und Umhänge aus ihren Koffern geholt hatten, Ronald und Granger verabschiedeten sich derweil, da sie ihr Gepäck im vorderen Teil des Zuges verstaut hatten und letztendlich verschwanden auch die beiden Jungs, um Luna und ihr die Gelegenheit zu geben, sich umzuziehen. Die richtigen Klamotten in dem Chaos ihres, bis an den Rand vollgestopften, Koffers zu finden, dauerte eine halbe Ewigkeit; dabei hatte sie die Platzverschwendung von einer riesenhaften Schülerrobe gleich daheim gelassen, da Luciana Mitte letzten Schuljahres dazu übergangen war, ihre schwarzen Trenchcoats oder Wollmäntel mit einem Gryffindorabzeichen zu versehen und völlig auf das formlose Stück Modesünde zu verzichten - bislang hatte sich niemand aus dem Lehrpersonal beschwert.

„Bist du von einem Nusakan angegriffen worden?“ Sie drehte sich zu Luna um und zog verwirrt die Brauen zusammen.

„Von einem was?“, hakte Luciana nach und folgte dann dem Blick von ihr. Aha, anscheinend betrachtete die junge Dame sehr ausgiebig den violetten Knutschfleck an ihrer Halsbeuge. Luciana beeilte sich ihr Hemd anzuziehen, dieses zu schließen und damit nebenbei zu verhindern, dass das Weib noch auf die Idee kam, eine Lupe aus der Tasche zu ziehen.

„Ein Nusakan“, sagte sie mit dieser unnachahmlichen, verträumten Stimmlage. „Das sind kleine Wesen, so groß wie ein Billywig“, Luciana hatte nicht den blassesten Schimmer, was das sein sollte, „die Nachts unter deine Bettdecke kriechen und die Schluckplimpys von deinem Körper essen. Wenn sie eine Stelle mit besonders vielen entdeckt haben, hinterlassen sie manchmal so Male“, damit deutete Luna auf ihre Schulterpartie, die Luciana mittlerweile mit Bluse und Pullunder vollständig verdeckt hatte.

„Ja, das wird es wohl gewesen sein“, sagte sie und hoffte inständig, dass Luna sich damit zufrieden gab. Zumal man ihr die Erklärung mit einem Nusa- fressendem Schlipli- was auch immer zu hundert Prozent eher abkaufen würde, als den wahren Ursprung dieses 'Mals'.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Die ersten Sonnenstrahlen, welche schon das Fußende des Bettes erreichten, waren nicht der Grund, wieso sie verschlafen die Augen einen Spalt weit öffnete. Der Körper, der sie von hinten umschlungen hielt, hatte sich vor ein paar Minuten wieder in Bewegung gesetzt - sie spürte die überdeutliche Erregung von Snape an ihrem Hintern, die er mit immer weiter wachsender Intensität gegen sie rieb. Sein warmer Atem stieß nun in unregelmäßigeren Abständen gegen die Haut ihres Nackens, einen Augenblick später fühlte sie seine Lippen, die leichte Küsse auf ihrer Halsbeuge verteilten und seine rechte Hand, die von ihrem Arm hinab zwischen ihre Schenkel glitt. Luciana entwich ein leises Seufzen, als er seinen Mittelfinger viel zu kurz über ihrer Klitoris strich und dann in sie eindrang. Schon bei der zweiten, stoßenden Bewegung seiner Hand, hob sie ihr Bein an und schob es hinter sich über ihn, um ihm besseren Einlass zu gewähren. Seine Finger verschwanden nach wenigen Sekunden, stattdessen griff Snape zwischen ihre Körper und führte die Spitze seiner Erektion an ihren Eingang - auch wenn sie das vorsichtige Eindringen nicht nötig gehabt hätte, da sie von all den Aktivitäten der vergangenen Nacht nie ganz in den Normalzustand zurückgekehrt war (selbst nicht, nachdem er so aufmerksam gewesen war, sie mit einem Zauber zu reinigen und sie sich somit den Gang zum Bad hatte sparen können), hieß sie die seichte Vorgehensweise mehr als willkommen. Stundenlanger, aufeinanderfolgender Sex, hinterließ nun mal seine Spuren.

Zu ihrem Erstaunen blieb es bei dem Tempo, ganz anders, wie bei den letzten Malen der vergangenen Nacht - mit sachten, wenn auch tiefen Stößen und dem vollen Körperkontakt, den diese Stellung mit sich brachte, war dies mit Abstand die intimste Partie Bettsport mit ihm, wenn nicht sogar von allen sexuellen Erfahrungen, die sie bisher gesammelt hatte. Es war ein seltsames Gefühl, zugleich überragend wie auch beängstigend - sein linker Arm, auf dem sie noch immer lag, hielt sie unnachgiebig an seine Brust gepresst, ohne dabei ein Gefühl von Beengung wachzurufen, das sie mit hoher Wahrscheinlichkeit bei jedem anderen verspürt hätte.

Seine freie Hand hatte es sich währenddessen offenbar zur Aufgabe gemacht, über jede noch so kleinste Stelle ihrer Haut zu streichen, die sie aus der Position erreichen konnte und wenn das so weiterging, würde sie einen Anfall von vollkommener Hypersensibilisierung erleiden. Dazu sein warmer Atem in ihrem Nacken, die regelmäßigen, wenn auch sehr leisen Stöhnlaute, die er nicht, wie üblich, zurückzuhalten versuchte … Luciana befand, dass sie bei diesem Akt viel zu viel Spielraum für lästige Gedankengänge hatte, die ihr den Spaß verdarben, was vor allem an dieser Position lag, in der das Meisterstück von einem perfekten Schambein des Mannes hinter ihr gerade am falschen Ende auf nackte Haut traf. Sie griff gezielt nach Snapes Hand, die eben noch mit dem Daumen kreisende Bewegungen an ihrem Hüftknochen ausgeführt hatte und führte sie direkt zwischen ihre Beine. Schon nach wenigen Bewegungen, die sie mit ihren Fingern auf seinen liegend, anschaulich demonstrierte, konnte sie ihre Hand entfernen und stattdessen auf das Prachtexemplar eines Hinterns legen, an dem sie jeden einzelnen Muskel durch seine vorstoßenden Bewegungen spüren konnte.

In diesem Moment stellte sie zudem fest, dass Snape nicht nur über eine sehr kurze Leitung verfügte und eine beachtliche Begabung in Kombinationsauffassung von Informationen hatte, sondern oben auf verdammt lernfähig war. Er brauchte keine Minute, um herauszufinden, mit welchem Druck und Tempo er am effektivsten ihre empfindsamsten Stellen reiben musste, damit sie sich besonders heftig unter seinen Fingern wand; dann traf die Spitze seines Zeigefingers derart zielgenau, dass sich ihr gesamter Unterleib mit einem Mal krampfartig zusammenzog und der plötzliche Orgasmus, welcher folgte, sie verdammte Sterne sehen ließ - ernsthaft, eine Explosion vor ihren Augen; bisher hatte sie immer angenommen, dieses Phänomen sei der blühenden Phantasie von zu verklärten Schund-Roman-Autoren entsprungen …

Offenbar hatte ihre heftige Reaktion auch gewisse Auswirkungen auf Snape, dessen Stöhnen nun gar nicht mehr leise und dezent an ihr Ohr drang - was sie allerdings erst bemerkte, als sich ihre Umgebung wieder halbwegs geklärt hatte ... Sein Unterleib zitterte spürbar bei jedem seiner Stöße, die unglaublich aber wahr, jetzt noch tiefer in sie eindrangen. Die Hand zwischen ihren Beinen verschwand und wurde nun dafür eingesetzt, sie an der Hüfte zu greifen, um ihren Hintern noch näher an seinen Schoß zu pressen. Mit einem letzten, sekundenanhaltenden Eindringen und Halten dieser Stellung, erreichte auch er geräuschvoll seinen Höhepunkt - und hätte er dabei zum Hallschutz nicht seinen offenen Mund auf ihre Halsbeuge gedrückt (an der er auch gleich saugte und biss - dabei schien er nicht einmal zu realisieren, was er tat), wäre sein tiefer Bariton wohl noch unten im Schankraum zu hören gewesen.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Die drei Mitfahrer in der Kutsche, welche sie auf einem schmalen, geschlängelten Pfad vom Hogsmeader Provinzbahnhof hinauf zum Schloss fuhr, waren ihr allesamt völlig unbekannt. Nach ihren Krawattenfarben zu urteilen, stammten zwei von ihnen aus dem Hause Hufflepuff, vielleicht aus dem siebten Schuljahr und unterhielten sich unentwegt, seit Aufbruch, über allerlei Schreckensmeldungen, die während der Sommerferien in dem Tagespropheten nachzulesen gewesen waren.

Neben Luciana saß ein kleiner, schwarzhaariger Junge, der mit seinen großen, verblüfften Augen aus dem Fenster starrte und sich gar nicht satt an den ersten erkennbaren Schemen von Hogwarts sehen konnte. Ganz klar ein Erstklässler, den sie einsam und alleine am Bahnsteig aufgesammelt hatte und der, laut eigener, gestammelter Aussage, den Anschluss zu dem Trupp Neulinge verloren hatte, die gerade in diesem Augenblick die Abkürzung mit dem Boot über den See nahmen. Tatsächlich war sie selbst als eine der Letzten aus dem Zug gestiegen, denn ganz gleich, für wie vorteilhaft die Zwillinge ihr 'perfektes' Abteil befunden hatten, erwies es sich als ziemlicher Fail, wenn es um die Laufreichweite zu den Kutschen ging und bevor sie sich durch die Menge hatte prügeln müssen, hatte sie es vorgezogen einfach abzuwarten.

„Wie viele Stockwerke hat das Schloss?“, hörte sie die piepsige Stimme des Bengels, die anscheinend nicht mal in der entferntesten Nähe eines Stimmbruchs war.

„Die meisten Flügel fünf, der größte Turm“, damit deutete Luciana aus dem Fenster auf den höchsten Punkt der Schule, in dem sich auch das Büro des Schulleiters befand, „da hat vierzehn.“

„Und ich hab gehört da sind ganz viele Treppen“, plapperte er weiter.

„Hundertzweiundvierzig. Und nimm die Warnung mit den Trickstufen ernst.“

„Was sind Trickstufen?“ Gut, das hatte sie sich wirklich ganz alleine eingebrockt. Das nächste Mal, wenn ihr der Gedanke kommen würde, den Samariter raushängen zu lassen, würde sie sich selbst zur Besinnung ohrfeigen. Aber er hatte so verdammt verloren ausgesehen und niemand hatte ihn auch nur eines zweiten Blickes gewürdigt - zur Krönung hatte sie nicht einen einzigen Menschen ausfindig machen können, der dem Lehrpersonal angehörte oder mit einem Vertrauensschülerabzeichen dafür prädestiniert gewesen wäre, ihm den Jungen aufs Auge zu drücken.

Mehr oder weniger geduldig beantwortete Luciana dem Knaben jede Frage, die sie mit reinem Gewissen beantworten konnte (die genaue Ortsangabe diverser Geheimgänge, die George und Fred ihr im letzten Jahr gezeigt hatten, gehörten beispielsweise nicht dazu) und als sie dem Gebäude immer näher kamen, verstummte er vor lauter Ehrfurcht des Anblicks endlich ganz.

Sie selbst konnte die Aussicht nicht einmal in halben Zügen genießen, bei dem seltsamen Gefühl, das sich immer stärker in ihrer Magengegend ausbreitete, je näher sie ihrem Ziel mit jedem Meter kamen. Eine Fortsetzung der absonderlichen Vorahnung des heutigen Morgen, kurz nachdem die Hotelzimmertür hinter Snape ins Schloss gefallen war und die sie bis jetzt hatte erfolgreich verdrängen können.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Die Badezimmertür öffnete sich und Snape trat heraus, in voller Montur und feuchtem Haar. Er hatte keine Viertelstunde in dem kleinen Bad verbracht und doch schien es für eine kurze Dusche gereicht zu haben - die Luciana selbst gleich in sehr ausgeweiterten Form nehmen würde. Die Putzkolonne konnte einem jetzt schon leidtun und sie wollte sich nicht einmal vorstellen, wie das Zimmer nach dieser Nacht für einen Menschen riechen musste, der aus dem angrenzenden Flur kam und nicht seit Stunden von sehr eindeutigen Duftstoffen und Ausdünstungen (um Remus zu zitieren) umgeben, ergo, damit völlig Geruchsblind geworden war. Von dem Zustand der Bettlaken würde sie besser erst gar nicht anfangen …

Der alte Wecker zeigte gerade mal sechs Uhr dreißig an, doch sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, Snapes plötzliche Aufbruchsstimmung zu hinterfragen. Immerhin war es sehr eindeutig, dass er nicht darauf erpicht war, zu vielen Augenzeugen zu begegnen, oder noch besser: gar keinen, wenn er das Gebäude und vor allem ihr Zimmer verließ.

Sein Blick glitt nur für einen Lidschlag zu dem Bett, auf dem sie sich noch immer im Evaskostüm befand und von der Decke lediglich bis zur Hüfte bedeckt wurde. Die Zeit, die er im Bad gewesen war, hatte sie gleich genutzt, um zwei weitere Personalbögen für den Vorstandsposten durchzugehen - so lag sie auf der Seite, mit dem Kopf auf ihrer Hand gestützt und ging dazu über, nicht eine Bewegung von ihm außer Augen zu lassen. Irrte sie sich, oder war seine gesamte Körperhaltung und Ausdrucksweise wieder dem altbekannten Knötterkopp gewichen? Verweigerte ihr dieser schwarze Stoffberg nicht nur die Sicht auf seine wirklich sehr nett anzusehende Silhouette, sondern setzte beim Anlegen dazu noch eine Transformation von Mann, der ihr in drei Sessions fünf Höhepunkte eingebracht hatte, zu Arschnase in Gang? Psychologisch gesehen hatte das Ganze sicher was mit Schutzbarrieren in Form von selbstgewähltem, hochgeschlossenem Kleidungsstilblabla zutun und war für den ein oder anderen Fachgebietler sicherlich höchst interessant - Luciana hingegen konnte sich eben noch ein frustriertes Aufstöhnen plus Augenrollen verkneifen und kompensierte dies mit einmal tief Durchatmen und dem Wechseln auf Seite drei des Lebenslaufs von Hank Gebraldi.

„Sie machen sich von hier aus direkt auf dem Weg zum Bahnhof, keine Umwege.“ Okay, dieser Tonfall war für sie derart verwirrend, dass sie nicht einmal ausmachen konnte, ob Snape eine Frage gestellt oder einen Befehl erteilt hatte. Sie legte die Akte in ihrer Hand auf der Matratze ab und schenkte dem Mann, der mit vollkommen neutraler Miene vor dem Fußende des Bettes stand, ihre volle Aufmerksamkeit.

„George und Fred holen mich um acht ab, wir gehen noch frühstücken.“ Und schon wanderte eine unbegeisterte Augenbraue von Snape Richtung Haaransatz. „Irgendwo in der Nähe vom King's Cross, nicht in der Winkelgasse oder beim bösen N-Wort.“

Mit diesem Plan schien er einverstanden, zumindest protestierte er nicht oder trug seinen Unmut sonst irgendwie zur Schau. Die darauffolgenden Sekunden bestanden aus einer angespannten Stille, in der Snape beinahe unbeholfen auf seine Finger starrte.

„Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise“, sagte er letztendlich und ging zur Tür. Luciana war so überrumpelt von dieser plumpen Abschiedsfloskel, dass ihr jegliches Wort im Hals stecken blieb und sie mit fassungslosem Gesichtsausdruck der Kehrseite des Mannes hinterherschaute, der dann aber doch noch einmal innehielt, als seine Hand an dem Türknauf zum Liegen kam. Es verging eine halbe Ewigkeit, bis er sich langsam wieder zu ihr drehte und mit zwei langen Schritten an das Bett trat, auf dem Rand der Matratze Platz nahm und ohne weitere Umschweife ihr Gesicht mit beiden Händen umschloss. Der folgende Kuss zielte weder auf eine weitere Runde Sex oder sonstige Absichten der eindeutigen Natur ab und dieser Umstand, plus den undefinierbaren, ernsten Blick, den er ihr zuwarf, sobald er sich von ihr gelöst hatte, war schwer zu deuten.

Luciana sah noch eine halbe Ewigkeit auf die geschlossene Tür, lange nachdem Snape daraus verschwunden war.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich je etwas anderes als Buchautorin werden wollte.
Joanne K. Rowling