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Elfenseelen - Seitenwechsel

von käfer

„Dreck! Abschaum! Schmutziges Halbblut! Wenn das meine alte Herrin wüsste!“
Au, das tat weh! Die uralte Magie, die die Hauselfen zu dem machte, was sie waren, sorgte dafür, dass Kreacher peinvollen Schmerz im ganzen Körper spürte. Schmerz, den er nur wieder loswurde, indem er sich neuen Schmerz zufügte. Wütend trat er gegen das Treppengeländer. Ein heißer neuer Schmerz fuhr vom großen Zeh hinauf in den Kopf und löschte die Pein.
In all den Jahren, in denen Kreacher der Herrin Walpurga gedient hatte, war es kein einziges Mal nötig gewesen, sich selbst zu bestrafen. Das hatte immer die Herrin für ihn getan. Sie hatte es tun müssen, weil Kreacher ungeschickt war, aber nie, weil er ungehorsam gewesen wäre. Nein, Kreacher war seiner alten Herrin nie ungehorsam geworden. Dann kam Master Sirius. Oh, wie weh das tat! Wie wenig er sich um Kreacher kümmerte! Nie ein freundliches Wort, nein, nie. Nur Schimpfe und Schelte und Tritte. Kreacher war ungehorsam, auch wenn es wehtat. Er lernte, mit dem Schmerz zu leben, er lernte, dass es genügte, mit dem Fuß gegen das Treppengeländer zu treten, um die Pein loszuwerden. Kreacher hatte auch gelernt, die Befehle des Meisters zu deuten, wie er es wollte. Master Sirius sprach oft nicht eindeutig. „Raus mit dir“ konnte die Erlaubnis sein, das Haus zu verlassen. Das Haus zu verlassen und zu Miss Narzissa zu gehen. Miss Narzissa war eine Black, sie war so freundlich zu Kreacher. Und Miss Bellatrix auch, wenn sie gut gelaunt war.
Es hatte Kreacher stolz gemacht, ihnen zu helfen. Miss Narzissa hatte Kreacher gelobt, auch wenn es wehtat. Manchmal hatte Kreacher zweimal treten müssen, damit die Pein aufhörte.

Und jetzt war Harry Potter Kreachers Herr. Harry Potter, der ein halbes Schlammblut war, sich mit Schlammblütern abgab und sie auch noch mit in das ehrenwerte Haus der Blacks brachte. „Abschaum!“ – Oh, wie das schmerzte! Kreacher musste sich wehtun.
Harry Potter gab nie zweideutige Befehle. Kreacher musste gehorchen, auch wenn er nicht wollte.
Der Hauself spitzte die Ohren. Sein Herr und die beiden anderen waren oben, da wo die Schlafzimmer der jungen Black-Herren waren. Leise schlich Kreacher nach oben. Oh, oh, au, au, sie drangen ins Zimmer von Master Regulus ein! Das durften sie nicht! Kreacher musste sie daran hindern! Au, tat das weh! Kreacher rannte in die Küche und trat gegen die Wand. Er atmete auf, als die Pein verebbte. Zu Tode betrübt versteckte sich Kreacher in seinem Schrank auf dem Dachboden und hoffte, dass der Meister ihn nicht rief.
Doch da hörte er schon die widerliche Stimme von Harry Potter: „Kreacher!“, und Kreacher musste gehorchen, er musste auf der Stelle vor dem Herrn erscheinen, sonst würde die Pein so schlimm werden, dass er es nicht mehr aushielt, dass er sie nicht mit einer Bestrafung mildern konnte. Widerwillig apparierte er in die Küche.
Hö, der Meister hat eine Frage. Eine Frage und er befiehlt Kreacher, wahrheitsgemäß zu antworten. Kreacher will nicht antworten! Au, welche Pein!
„Vor zwei Jahren war ein großes goldenes Amulett im Salon oben. Wir haben es weggeworfen. Hast du es zurückgestohlen?“
Zurückgestohlen! Gestohlen! Kreacher hat nur genommen, was seinem früheren Herrn Regulus gehörte. Oh, welche Pein!
„Ja.“ Die Pein ließ nach.
„Wo ist es jetzt?“
Oh, diese Pein! Kreacher hat nicht gut aufgepasst auf das, was dem Herrn gehörte. Der Herr musste Kreacher bestrafen. Es würde doppelt und dreifach wehtun, weil der Herr Harry Potter hieß und es würde vierfach schmerzen, weil Kreacher seinen Herrn hasste.
Aber der Herr befahl und Kreacher musste antworten. Kreacher musste zugeben, dass er seine Befehle nicht erfüllt hatte. Es tat so weh! Kreacher musste sich noch mehr wehtun, damit die Pein verging. Kreacher musste sich mit dem Schürhaken schlagen, das tat weh. Das würde die Pein vergehen lassen.
Aaarrgh! Der Herr verbot Kreacher, sich zu bestrafen, sich von der Pein zu befreien. Wollte der Herr ihn selbst bestrafen? Nein, Kreacher musste erzählen, wie Master Regulus zu dem Amulett gekommen war. Master Regulus hatte Kreacher verboten, jemandem von der ehrenwerten Familie Black davon zu erzählen. Aber der Herr gehörte nicht zur ehrenwerten Familie der Blacks, und der Herr befahl, also musste Kreacher erzählen.
Es tat so furchtbar weh, sich daran zu erinnern, wie Master Regulus gestorben war. Es war schmerzlich, nicht darüber reden zu dürfen. Glühende Pein pulste durch Kreachers Körper. Er hatte diesen einen Befehl nicht erfüllt: er hatte das Amulett nicht zerstört. Welch ein Schmerz! Kreacher musste sich bestrafen, er musste sich Schmerzen zufügen, wenn er sich von der Pein befreien wollte. Was war das?! Das Schlammblut hat Kreacher angefasst? Oh weh! Und der Herr verbietet es Kreacher, das Wort auszusprechen! Glühende Pein!
Doch was ist das? Das Schlammblut weiß genau, wie Hauselfen fühlen und denken!? Das Schlammblut begreift, dass Kreacher zu Miss Narzissa und Miss Bellatrix gegangen ist, weil Miss Narzissa und Miss Bellatrix freundlich waren zu Kreacher. Master Sirius war nie freundlich zu Kreacher.
„… bitte setz dich.“
BITTE? Der Herr sagt „bitte“?
Was ist das? Es tut nicht mehr weh!
Der Herr befiehlt Kreacher, den Dieb zu suchen, und der Herr sagt „bitte“! Das hat in seinem ganzen Leben noch niemand zu Kreacher gesagt. Bitte! Selbst die alte Herrin hat nie „bitte“ gesagt. Freundlich war sie zu Kreacher, aber „bitte“ hat sie nicht gesagt. Kreacher wusste nicht, was für ein Gefühl das war in seiner Brust, aber es fühlte sich gut an.

„Kreacher, ich möchte dir das hier geben. Es gehörte Regulus und ich bin sicher, er wollte, dass du es nimmst als Dank …“
Ha-ir! Der Herr schenkt Kreacher das kopierte Amulett! Für Kreacher ganz allein! Kreacher sah Sterne, viele bunte Sterne. Er war so glücklich wie noch nie in seinem ganzen langen Leben. Der Herr hatte ihm ein Geschenk gegeben! Ein echtes Geschenk, keine Kleidung! Ein Erbstück der ehrenwerten Familie Black, für Kreacher! Die Welt drehte sich um den Hauselfen.
Natürlich würde er den Dieb suchen. Kreacher befolgte alle Befehle. Er würde nicht eher ruhen, als bis er dem Herrn den Dieb vor die Füße legen konnte. Der Herr passte auf Kreachers Amulett auf, während der Diener unterwegs war. Kreacher war ein glücklicher Hauself. Er hatte einen guten Herrn.


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