Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Tonight - Krieg

von Rise

Krieg

Während der Zeit des Krieges waren schöne und glückliche Momente selten.
Die Blicke wurden stets ernster, die Stimmen leiser und die Stimmung angespannter. Schon vorher war Rabastan selten zu Hause gewesen, doch jetzt, wo der Krieg in der Zaubererwelt anscheinend seine Hochphase erreicht hatte, kam es vor, dass Anora ihn wochenlang nicht zu Gesicht bekam. Niemand sagte ihr wo sie hingingen. Niemand weihte sie in die Pläne ein oder klärte sie über die Befehle und Aufträge des dunklen Lords auf. Wenn sie fragte, verdrehte Rodolphus die Augen, Bellatrix schnaubte und Rabastan tischte ihr eine halbherzige Lüge als knappe Antwort auf. Wenn sie nachhakte, wurden seine Antworten noch knapper und bissiger. Einmal hatte Anora zu oft nachhakt und sofort die Quittung dafür erhalten. Der Streit wurde mit jeder Silbe heftiger und hässlicher. An irgendeinem Punkt hatten sie beide vergessen wie der Streit angefangen hatte. Wer angefangen hatte und wer ihn fortgeführt hatte. Keiner der beiden machte sich die Mühe es herauszufinden. Keiner der beiden wollte ein paar Schritte zurückgehen, sich beruhigen, um das Problem dann mit normaler Lautstärke und friedlich zu beseitigen.
Aufgestaute Wut, aufgestauter Frust und aufgestaute Aggression entlud sich im Esszimmer. Es wurde keine Rücksicht auf Gefühle genommen. Sie machten sich gegenseitig Vorwürfe.
Rabastan war ihre Szenen leid, wenn er nach einem anstrengenden Tag oder nach einer anstrengenden Woche nach Hause kam. Anora war stur und dickköpfig. Sie verwöhnte Caelum zu sehr. Er weinte zu viel und er war so wehleidig und anhänglich, wie ein Mädchen. Sie verhätschelte und verweichlichte ihn, sang ihm Lieder vor, wenn sie ihn wickelte und las ihm Märchen von Prinzessinnen, Feen und Kobolden vor, wenn sie ihn ins Bett brachte.
Sie machte nicht was er sagte. Sie hatte keinen Respekt. Sie schwieg nicht, wenn er es von ihr verlangte. Sie hatte ihn, Rabastan, als das zu sehen, was er für sie war: Ihr Ehemann. Er machte ihr deutlich, dass sie auf ihn zu hören hatte. Dass sie ihm gegenüber Pflichten einzuhalten hatte. Sie besaß in seinem Haus keine Rechte.
Rabastan war nie zu Hause. Er kümmerte sich nicht und gab sich keine Mühe sein Desinteresse zu verbergen. Er rauchte viel und trank noch mehr. Manchmal sah sie die Leere in seinem Blick, wenn er vor sich hinstarrte, doch anstatt mit ihr zu reden schwieg er. Überhaupt redete er kaum mit ihr. Wo er sich herumtrieb wusste sie nie. War es wirklich immer ein Auftrag des dunklen Lords?
Vielleicht würde Caelum nicht mehr so zurückhaltend ihm gegenüber sein, wenn er öfters zu Hause wäre. Wenn er ihn öfters ins Bett bringen würde oder wenn er ihm ein Buch vorlas. Er konnte immer nur nehmen und nehmen. Niemals kam er auf die Idee auch mal an andere zu denken. Da war nur der dunkle Lord. Nur das dunkle Mal. Nur die Todesser.
In dem Moment in dem Rabastan nach seinem, mit Whiskey gefülltem, Glas griff, um daraus zu trinken, hätte Anora aufhören sollen zu reden. Sie hätte diese Geste nicht als Anlass nehmen sollen zu erwähnen, dass seine einzige Beschäftigung zu Hause das Trinken war. Dann hätte er das Glas vielleicht nicht mit einem wütenden, gefährlichen Laut aggressiv gegen die Wand geworfen.
Die Grenze war überschritten und Anora hatte es nicht gemerkt. Sie hätte die Situation besser einschätzen sollen. Sie war schon so lange mit Rabastan verheiratet, dass sie eigentlich wusste, wann er kurz vor einem Wutausbruch stand. Wann er kurz davor war die Beherrschung zu verlieren. Doch sie war blind. Anora sah es nicht. Sie bohrte den Zeigefinger in seine Brust und redete weiter. Weiter und weiter, bis Rabastan plötzlich ihr Handgelenk packte, es verdrehte und ihre Worte mit einer harten Ohrfeige eiskalt abschnitt. Anora hatte die Ohrfeige nicht kommen sehen.
Da er sie immer noch mit eisernem Griff festhielt, fiel sie nicht, sondern taumelte benommen ein paar Schritte zur Seite. Mit Leichtigkeit drehte er ihren Arm auf den Rücken und die andere legte er an ihren Hals. Erschrocken schaute Anora in seine kalten Augen, während er sie gegen die Wand drängte, neben den nassen Fleck, den der Whiskey zurückgelassen hatte. Seine schweren Stiefel zerquetschen knirschend das Glas unter ihnen. Er öffnete den Mund, um zurück zu feuern, doch plötzlich betrat Rufus das Esszimmer. Sein Blick wanderte durch den Raum und er schien schnell zu begreifen, was los war. „Wenn du vorhast deine Frau zu erwürgen, bist du auf dem richtigen Weg, mein Sohn“, sagte der alte Mann ruhig und augenblicklich nahm Rabastan seine Hand von Anoras Kehle. Zitternd schnappte Anora nach Luft und wich vor Rabastan zurück. „Du störst“, knurrte Rabastan und schaute zu seinem Vater. „Verzeih. Du kannst gleich da weiter machen, wo du aufgehört hast“, begann Rufus und setzte sich langsam auf einen Stuhl, da seine alten Beine ihn nicht mehr so gut tragen konnten. Er warf Anora einen kurzen Blick zu und deutete, ohne dass Rabastan es merkte, mit einem Kopfnicken auf die Tür. Anora sah ihre Chance und ergriff sie. Leise schob sie sich an Rabastan vorbei und lief dann geduckt aus dem Raum, die Treppe hinauf, um sich dann im Badezimmer einzuschließen.
Ihre Schutzzauber waren ein Witz, doch sie hoffte, dass sie mittlerweile stark genug waren, um Rabastan davon abzuhalten die Tür einzutreten.
Die Ohrfeige und seine Finger an ihrem Hals spürte Anora noch eine halbe Stunde später, als sie mit tränennassen Augen ihre aufgeplatzte Lippe versorgte. Sie traute sich nicht das Badezimmer zu verlassen und verharrte auf dem Badewannenrand. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Wie hatte sie die Grenze überschreiten und so weit hinter sich lassen können? Wieso hatte sie die Zeichen nicht erkannt?
Seufzend vergrub Anora ihr Gesicht in ihren Händen und atmete durch.
Plötzlich hörte Anora Caelum in seinem Zimmer weinen und langsam hob sie ihren Blick, um zur Tür zu sehen. Mit klopfendem Herzen stand sie auf und prüfte, ob ihr Zauberstab noch immer in ihrem linken Ärmel war. Dreimal atmete sie durch, straffte ihre Schultern und lief den weinenden Rufen ihres Sohnes entgegen. Sie verstummten plötzlich, als Anora nur wenige Schritte von dem Kinderzimmer entfernt war. Panik umklammerte ihr Herz und ihre Schritte beschleunigten sich, aus Angst, Rabastan hätte Caelum in seiner Wut zum Schweigen gebracht. An der Tür angekommen blieb sie abrupt stehen. Durch die angelehnte Tür konnte sie Bellatrix sehen, wie sie bei Caelums Bett stand und auf den Jungen herabschaute. Da Bellatrix mit dem Rücken zu ihr stand, konnte sie ihr Gesicht nicht sehen. Caelum hielt sich mit seinen Händen an den hölzernen Stäben des Bettchens fest und schaute neugierig zu Bellatrix hoch. „Deine Mutter braucht einen Moment für sich. Ich denke, sie wird gleich bei dir sein“, hörte Anora Bellatrix leise sagen. Bellatrix bemühte sich sanft zu sprechen und sie schaffte es sogar ein wenig. Ein ganz kleinwenig. Doch es reichte, um Caelum zu beruhigen. Anscheinend hatte er nur sicher gehen wollen, dass sie ihn nicht allein gelassen hatten.
Aus den Augenwinkeln sah Anora wie jemand großes bedrohlich auf sie zukam und erschrocken fuhr sie herum. Wortlos umschloss Rabastan ihren Oberarm und zog sie mit starrer Miene von der Tür weg, sodass sie nicht mehr hören konnte, was Bellatrix zu Caelum sagte. „Lass mich los“, sagte Anora und schaute zu Rabastan hoch. Sein kalter, gnadenloser Blick sagte alles. Er würde sie für ihre Worte bezahlen lassen. Eine Ohrfeige reichte nicht mehr aus. Der Bogen war bis auf das Äußerste überspannt. „Mach das nicht“, wisperte Anora mit erstickter Stimme, während Rabastan die Schlafzimmertür aufstieß und sie in den Raum schubste. Er schmiss die Tür geräuschvoll ins Schloss und als er packte und sie grob zu sich herumdrehte, hielt er plötzlich in der Bewegung inne. Anoras Zauberstab bohrte sich in seine Brust und mit großen Augen schaute sie furchtsam zu ihm hoch, während seine Hände ihre Bluse festhielten. Noch vor ein paar Sekunden waren sie fest entschlossen ihr den Stoff vom Leib zu reißen. Noch vor ein paar Sekunden hätten sie Anora unverzeihliches angetan. Anora hatte Mühe den Zauberstab ruhig zu halten, doch sie umklammerte ihn so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Geh zurück“, sagte Anora leise. Schweigend senkte Rabastan den Blick auf den Zauberstab und ging einen Schritt zurück, bevor er kapitulierend beide Hände hob.
„Wieso? Was habe ich gemacht, dass du-“, Anora brachte den Satz nicht zu Ende. Stattdessen reckte sie ihr Kinn und umfasste den Zauberstab fester. „Ich habe dir gesagt, dass du nicht fragen sollst“, wich Rabastan ihrer eigentlichen Frage aus und ballte seine Hände zu Fäusten. „Du machst nicht, was man dir sagt“, fügte er mit zusammengebissenen Zähnen hinzu und wiederholte nur das, was er vorhin schon gesagt hatte. Langsam ließ Anora ihren Zauberstab sinken. Sie spürte wie es ihr kalt den Rücken herunter lief und ihr die Kehle zuschnürte. Er hatte ihr auf brutale Weise ihren Platz zeigen wollen. Er war ihr Ehemann und das wollte er ihr klar machen. „Ich kenne die Gesetze“, begann Anora leise. „Ich weiß, dass du über mich bestimmen kannst. Aber Rabastan, wenn du es noch einmal wagen solltest-“, Tränen sammelten sich in Anoras Augenwinkeln. „Solltest du es jemals wieder wagen mich zu zwingen-“
„Drohst du mir?“, unterbrach Rabastan sie mit gefährlich leiser Stimme. Anora redete unbeirrt weiter. „Wenn du noch einmal versuchst mich zu missbrauchen, werde ich gehen. Ich werde Caelum mitnehmen und du wirst uns nie wiedersehen“, schloss sie, mit klopfendem Herzen und entschlossener Miene. Rabastans kalter Blick war auf sie gerichtet und sie konnte in seinen Augen erkennen, dass er sich noch nicht entschieden hatte, ob er sie auf der Stelle foltern oder doch Gnade walten lassen sollte. Wortlos wandte Rabastan sich von Anora ab und verließ das Schlafzimmer. Er verließ das Anwesen und Anora wusste nicht, wann er das nächste Mal zurückkommen würde.

Es vergingen ein paar Wochen und jeden Morgen wachte Anora allein auf und hoffte, dass heute noch nicht der Tag war, an dem Rabastan zurückkehrte.
Auch an diesem Morgen wachte Anora allein im großen Ehebett auf. Die wenigen Sonnenstrahlen, die sich durch die grauen Wolken kämpften, um den Frühling nun endgültig einzuläuten, schoben sich durch die Ritzen der zugezogenen Vorhänge. Müde fuhr Anora sich durch die unordentlichen Haarsträhnen, schlug die Bettdecke zur Seite und stand auf. Nur kurz verweilte ihr Blick auf der leeren Seite des Bettes. Sie hoffte, dass Rabastan noch viele Gründe hatte so lange wie möglich von ihr fern zu bleiben.
Geduscht und umgezogen lief Anora mit leichten Schritten über den Korridor. Es war still und Anora hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Etwas war anders als sonst, aber sie konnte noch nicht sagen, was es war. Sie blieb am Zimmer ihres Sohnes stehen und öffnete vorsichtig die Tür. Mit einer kurzen Handbewegung öffneten sich die Vorhänge und erhellten den Raum. In seinem Bettchen, umringt von Kuscheltieren, war Caelum bereits auf den Beinen. Er hatte die hölzernen Stäbe des Betts mit seinen kleinen Händen umschlossen, um sich aufrecht zu halten und hüpfte auf und ab, als er seine Mutter erblickte. Mit blauen Augen und einem breiten Lächeln schaute er zu ihr hoch.
„Guten Morgen mein Engel“, sagte Anora sanft und hob Caelum aus dem Bett, der seine Arme um ihren Hals legte. „Hast du gut geschlafen?“, fragte sie lächelnd und strich ihm die dunkelblonden Haarsträhnen aus der Stirn. Kaum hatte Anora Caelum auf den Wickeltisch gelegt, ploppte neben ihr Tinky auf. Nervös legte sie ihre dürren Finger ineinander und verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. „Was ist?“, fragte Anora, während sie die kleinen Knöpfe von Caelums Schlafanzug öffnete. „Tinky stört nur ungern“, begann der Hauself zögernd und schaute zur Tür, wo ein zweiter nervöser Hauself stand. „Sprich“, forderte Anora die Hauselfe auf, ohne ihren Blick von Caelum abzuwenden. „Als Ricky Herrn Rufus heute Morgen das Frühstück bringen wollte, hat Herr Rufus nicht reagiert“, erklärte Tinky zögernd und schaute mit großen Augen zu Anora hoch, deren Hände beim letzten Knopf des Schlafanzugs verweilten. „Ricky sagt, dass Herrn Rufus‘ Hände ganz kalt waren. Als Ricky versucht hat-“
„Das reicht. Rufe einen Heiler aus dem St. Mungos. Danach wirst du Rabastan und Rodolphus suchen und ihnen sagen, dass sie so schnell wie möglich nach Hause kommen sollen. Sag ihnen, dass ihr Vater tot ist“, unterbrach Anora den Hauselfen und räusperte sich leise, um die Fassung zu bewahren. Es gab keine Gründe mehr die Rabastan von ihr fern hielten.
Tinky verneigte sich tief und verließ rückwärtsgehend den Raum. Anora schluckte schwer und atmete ein paar Mal tief durch. Hoffentlich hatten die Wochen ausgereicht, um Rabastans Gemüt zu beruhigen…
Langsam wurde Caelum ungeduldig. Er wurde zappelig, als würde er Anora daran erinnern wollen, dass er immer noch einen Schlafanzug anhatte. Angesichts der Tatsache, dass er nicht mehr müde war und auch nicht mehr schlafen wollte, musste seine Mutter das jetzt so schnell wie möglich ändern. Außerdem hatte er Hunger. Mit zittrigen Händen und einem gezwungenen Lächeln wickelte Anora ihren Sohn und zog ihn um. Ohne dabei ein Lied zu singen oder zu summen.
Tinky hatte lange gebraucht um die Lestrange Brüder zu finden. Daher kehrten sie erst am späten Abend zurück. Die Heiler aus dem St. Mungos hatten Rufus Leichnam bereits weggebracht und nachdem eine Psychologin sich davon überzeugen konnte, dass es Anora wirklich gut ging, waren sie gegangen.
Rabastans feste Schritte hallten durch die Korridore, doch Anora machte keine Anstalten von ihrem Buch aufzusehen oder das Bett zu verlassen, um ihn zu begrüßen. Sie musste sich fast dazu zwingen ruhig zu atmen. „Warst du schon bei ihm?“, fragte sie und blätterte im Buch eine Seite um, als sie Rabastan aus den Augenwinkeln in der Tür stehen sah. Er rührte sich nicht. „Ja“, antwortete Rabastan leise und lehnte sich gegen die Tür, um sie ins Schloss zu drücken. Das Geräusch ließ Anora kaum merklich zusammenzucken. Fast vier Wochen hatten sie sich nicht gesehen. Es war ein neuer Rekord. „Wie geht es Caelum? Schläft er?“, fragte Rabastan nach einer Weile und fragend hob Anora nun doch ihren Blick von ihrem Buch. Der Unterton in seiner Stimme war ihr fremd und als sie in sein blasses Gesicht schaute, war sie ehrlich überrascht. Hatte er etwa geweint?
So hatte sie Rabastan Lestrange noch nie gesehen. Unsicher, wie sie mit dieser Erkenntnis und dieser Situation umgehen sollte, klappte sie langsam das Buch zu und stand dann auf. „Kurz nachdem du weg warst ist er krank geworden. Aber jetzt geht es ihm besser“, erklärte sie und unterdrückte ein zufriedenes Lächeln, als sie das schlechte Gewissen in Rabastans Augen aufflackern sah. „Ich habe ihn vor etwa zwei Stunden ins Bett gebracht. Wenn du willst hole ich ihn“, fügte sie hinzu und legte ihre Hände ineinander. Rabastan schüttelte den Kopf, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. „Du fragst mich nicht wo ich war“, stellte er mit leiser Stimme fest. „Ich soll dich nicht fragen“, erinnerte Anora ihn ausdruckslos. „Ich mache diesen Fehler nicht nochmal“
„Rodolphus ist unten und betrinkt sich“, erklärte Rabastan ausweichend und Anora merkte, wie er seine Handflächen gegen das kühle Holz der Tür presste. „Willst du ihm Gesellschaft leisten?“, fragte sie desinteressiert, doch Rabastan schüttelte wieder den Kopf. „Er redet die ganze Zeit nur von unseren Eltern“, sagte er leise und verzog gequält das Gesicht.
Anora erinnerte sich plötzlich an den Moment in dem Rabastan ihr sein Beileid wegen ihres Vaters ausgesprochen hatte. Es war wenig mitfühlend gewesen und noch immer wurde ihr übel, wenn sie an den Tag zurück dachte. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie es nicht schaffte aufrichtiges Mitgefühl für ihn zu empfinden, obwohl sie genau wusste wie sich dieser Verlust anfühlte.
„Es tut mir Leid, Rabastan“, sagte sie betont aufrichtig und biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. „Einen geliebten Menschen zu verlieren ist immer schmerzhaft“, ihre Stimme war kontrolliert, höflich und auch distanziert. Sie beobachtete wie Rabastans Blick sich für einen kurzen Moment verfinsterte, bevor er sich räusperte. „Das habe ich wohl verdient“, murmelte er und zog seinen Mantel aus. Schweigend setzte Anora sich zurück auf die Matratze. „Nach der Beerdigung müssen wir wieder los. Wir müssen den Auftrag zu Ende bringen. Wir waren in Wales und Cornwall, deshalb hat es so lange gedauert“, erklärte Rabastan, als hätte Anora ihn doch gefragt. Er zog seine Schuhe aus und ging dann auf den Schrank zu. „Ich habe versucht… ich würde gerne länger bleiben. Das Wetter soll schön werden und-“, „Bemüh dich nicht“, unterbrach Anora seinen Satz und legte sich wieder hin. „Es interessiert mich nicht“, sagte sie, kehrte ihm den Rücken zu und schob ihre Hand unter das Kopfkissen, wo sie ihren Zauberstab umschloss.

Als Anora in der Nacht die Augen öffnete, lag ihre Hand noch immer unter dem Kissen und berührte den Zauberstab. Draußen war es stockdunkel und unheimlich still. Es war kein Mond am Himmel, der ein wenig Licht spendete. Anora wusste nicht, warum sie wach geworden war, weshalb sie die Ohren spitzte, um zu hören, ob Caelum nach ihr rief. Neben ihr zuckte Rabastan plötzlich zusammen, bevor er erschrocken nach Luft schnappte. Verwundert drehte Anora sich zu ihm herum und hob eine Augenbraue, als sie sah, dass seine Augen geschlossen waren. „Rabastan?“, flüsterte Anora, knipste das kleine Licht neben ihrem Bett an und rutschte näher zu ihm. Er hatte seine Augenbrauen zusammengezogen und den Mund leicht geöffnet, als würde er etwas sagen wollen. Seine Hände krallten sich so fest in die Bettdecke, dass seine Knöchel bereits weiß wurden. Nur langsam realisierte ihr verschlafenes Gehirn, dass er träumte. Schweißperlen standen auf seiner Stirn und verklebten seine Haarsträhnen. „Nein“, murmelte der Todesser und riss plötzlich die Arme hoch, als würde er einen Schlag abwehren wollen. Erschrocken wich Anora ihnen aus und setzte sich hastig auf. Mit einer Hand drückte sie seine Arme herunter und legte die andere an seine heiße Wange. „Wach auf, Rabastan. Wach auf. Du träumst“, sagte sie mit sanfter, aber angespannter Stimme, während sie sich über ihn beugte. Sie wiederholte die Worte, bis Rabastans Augen sich öffneten, ihre fanden und sein Blick langsam klarer wurde. „Du bist zu Hause. Du hast geträumt. Es war nur ein Traum“, sagte Anora leise, während ihr Daumen vorsichtig seine fiebrige Wange streichelte. „Anora“, murmelte Rabastan schwer atmend, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Anora nickte leicht und spürte, wie Rabastan sich entspannte. „Soll ich dir etwas zu trinken holen?“, fragte sie leise, doch Rabastan presste ein leises „Nein“ hervor.
Langsam ließ Anora seine Arme wieder los und gerade als sie sich wieder wegdrehen wollte, begann Rabastan zu sprechen. „Ich werde besser als er sein“, sagte er leise, als wäre es ein Geheimnis und hob nun seine Hand an ihre Wange. „Caelum hat nichts vor mir zu befürchten. Du hast nichts vor mir zu befürchten. Ich werde es besser machen“, flüsterte er. „Ich werde besser sein“, wiederholte er, während er einen unbestimmten Punkt neben Anoras Kopf fixierte. Anora konnte nur ahnen, was er meinte. Sie konnte nur ahnen wie Rabastans Kindheit war. Sie konnte nur ahnen, welche Erziehung er und Rodolphus genossen hatten. Langsam beugte sie sich zu ihm herunter. „Ich weiß“, flüsterte sie gegen seine Lippen und lächelte, seine bernsteinfarbenen Augen sich in ihre bohrten. Sie log.
Rabastan überwand die letzten Millimeter, die ihre Lippen voneinander trennten, küsste sie und zog sie auf seinen Schoß. Ohne es zu wissen half Anora Rabastan, wie in vielen Nächten, für einen Moment zu vergessen. In diesen Momenten gab es für Rabastan nur sie. Es gab keinen dunklen Lord. Kein dunkles Mal. Keine Aufträge, die erledigt werden mussten. Er trank die süßen Lügen, die sie in sein Ohr flüsterte, wie jemand der verdurstete. Er genoss ihre Berührungen und das warme Gefühl, das sie in seinem kalten Herz auslöste. Niemals würde sie ihn verlassen. Dafür würde er sorgen. Sie gehörte ihm und er sollte verdammt sein, wenn das irgendwann einmal nicht mehr so war.
Während der Zeit des Krieges waren schöne und glückliche Momente selten…


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Nur manche Wortspiele lassen sich nicht eins zu eins übertragen, aber das ist bei anderen Übersetzungen genauso.
Klaus Fritz