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Fanfiction

Tonight - Gewissen

von Rise

Gewissen

Eigentlich hatte Anora wirklich vorgehabt auf Rabastan zu hören, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen öfters das Anwesen verlassen zu dürfen. Doch sie hatte ihre Pläne kurzerhand über den Haufen geworfen und während sie gemeinsam mit Fiona durch die verschneiten Straßen Muggel-Londons lief, schaute sie sich immer Mal wieder prüfend um. Sie überquerten eine Straße und bogen dann in eine Seitenstraße. Es waren nur wenige Muggel auf den unterwegs und keiner von ihnen schenkte den beiden Freundinnen große Beachtung. Anora musterte das unscheinbare, alte Haus, auf das Fiona zielstrebig zusteuerte. Man konnte die Magie in der Luft spüren und Anora vermutete, dass Sirius seine Wohnung mit ein paar Schutzzaubern vor ungewollten Gästen schützte.

Plötzlich blieb Anora stehen und hielt Fiona am Arm fest. „Ich sollte das nicht machen“, sagte sie verunsichert und schaute zu der dunklen Haustür. „Wenn Rabastan mich erwischt oder wenn er herausfindet-“
„Das wird er nicht“, unterbrach Fiona sie, legte ihren Arm sanft um ihren Rücken und übte leichten Druck aus, damit sie weiter ging. „Er will mich sicher nicht sehen“, versuchte Anora es erneut, doch Fiona erwiderte nichts darauf. Selbstbewusst stieß Fiona die Haustür auf, nachdem sie geklingelt hatte und schob Anora die Treppen nach oben. „Wir sind es!“ rief Fiona durch das Treppenhaus und mit jeder Stufe, die Anora Sirius‘ Wohnung näher kam, drohte ihr Herz aus ihrer Brust zu springen. „Wer ist ‚wir‘?“, rief Sirius ihnen belustigt entgegen und auf einmal drehte Anora sich wieder zu Fiona um. „Ich habe es mir anders überlegt“, bat sie mit leiser Stimme, doch Fiona drehte sie einfach wieder herum. „Er wird dir schon nicht die Tür vor der Nase zuschlagen“, grinste sie, doch Anora schüttelte kaum merklich den Kopf. „Du lässt mich nicht mit ihm allein“, wisperte sie und schaute Fiona fast schon verzweifelt hinterher, als sie sich wortlos an ihr vorbeischob. Sie erreichten die letzte Treppenstufe und Fiona drehte sich nach rechts, um den Hausflur entlang zu gehen. Zögernd folgte Anora ihr und ließ sich dabei ein paar Schritte zurückfallen. Sie beobachtete, wie Fiona Sirius herzlich umarmte und begrüßte. „Du hast von ‚wir‘ ge-“, begann Sirius und stockte, als er den Hausflur entlang schaute und Anora entdeckte. „-sprochen“, beendete er seinen Satz fast lautlos und blinzelte ein paar Mal, als würde er nicht wissen, ob er träumte oder nicht.

„Hallo Sirius“, grüßte Anora ihn und versuchte zu lächeln. „Hi“, erwiderte Sirius kurz angebunden und schaffte es nicht seinen Blick von ihr abzuwenden. Anora hatte das Gefühl, dass er sich in den drei Monaten in denen sie sich nicht gesehen hatten, ziemlich verändert hatte. Sein Gesicht schien markanter, er hatte sich einen Bart stehen lassen und seine Haare waren ein wenig länger als sonst. Gefühle, die sie mühsam verdrängt, gefesselt und weggesperrt hatte, versuchten ihre Ketten abzustreifen, um sich wieder in ihr Herz zu schleichen. „Ich würde vorschlagen, dass wir rein gehen. Es ist kalt hier“, unterbrach Fiona die angespannte Stille, ging an Sirius vorbei und verschwand im inneren der Wohnung. Verlegen schaute Anora zu Sirius auf und der ehemalige Gryffindor fuhr sich peinlich berührt durch seine schwarzen Locken. „Möchtest du vielleicht auch reinkommen?“, fragte er zögernd und trat zur Seite. Anora nickte zaghaft und hielt angespannt die Luft an, als sie an Sirius vorbeiging. Die Tür fiel mit einem leisen klicken ins Schloss und für einen ziemlich langen, peinlichen Augenblick standen Sirius und Anora sich wieder gegenüber, ohne die Blicke voneinander abzuwenden. „Sirius, hast du Kaffee gemacht?“, rief Fiona aus dem Wohnzimmer und hastig wandte Anora sich von ihm ab. „Ja!“, antwortete er und wollte an Anora vorbeigehen. „Möchtest du auch einen Kaffee?“, fragte er, während er versuchte sie nicht mehr so offensichtlich anzustarren. „Wasser reicht für mich, danke“, antwortete Anora und erst als er in der Küche verschwunden war, legte sie zögernd ihren Schal und ihren Mantel ab. Sie sollte nicht hier sein.

Sirius‘ Wohnung war klein und nur sehr sparsam möbliert. Im langen Flur, der direkt in das Wohnzimmer führte, befanden sich lediglich eine Truhe auf der unzählige Jacken lagen und ein hoher, schwarz gerahmter Spiegel, der noch nicht an der Wand angebracht worden war. Anora legte ihren Mantel auf den von Fiona und als sie zu ihrer Freundin in das Wohnzimmer gehen wollte, blieb sie, ohne es zu merken, an der Tür zur Küche stehen. Sirius‘ Küche bestand aus einem schmalen Raum, in den lediglich eine Küchenzeile und ein Kühlschrank passte. Viel Bewegungsfreiraum hatte man nicht. Anora verschränkte ihre Arme vor ihrem Bauch und beobachtete Sirius dabei, wie er eine Wasserflasche aus einer Kiste holte, sie öffnete und ein Wasserglas füllte. Er wirkte dabei nachdenklich und er hatte seine Augenbrauen zusammengezogen. Mit dem Wasserglas in der einen und zwei Kaffeetassen in der anderen Hand drehte er sich zu Tür um und stutzte, als er Anora in der Tür stehen sah. „Du hast mich beobachtet“, stellte er fest und begann zu grinsen, als Anora ertappt errötete. „Verzeih“, sagte sie verlegen und folgte ihm dann in das Wohnzimmer, wo Fiona es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatte.

Neben der dunkelbraunen Ledercouch befanden sich noch ein niedriger Tisch und eine Stehlampe im Raum. In einer anderen Ecke standen Sirius‘ ungemachtes Bett und ein Regal mit ein paar Büchern. Anora bezweifelte, dass er sie alle gelesen hatte. „Wenn ich gewusst hätte, dass ihr kommt, hätte ich noch aufgeräumt“, entschuldigte Sirius sich. „Lügner“, grinste Fiona und lachte leise, als Sirius‘ grinsen noch breiter wurde. Anora setzte sich neben Fiona auf die Couch und nahm dankend das Wasserglas an, welches sie auf dem kleinen Wohnzimmertisch aus schwarzem Holz abstellte. „Wie geht es deinem Vater?“, fragte Sirius an Fiona gewandt und setzte sich ebenfalls neben Fiona, sodass diese jetzt in der Mitte saß. Anora war erleichtert und dankbar, dass er sich nicht direkt neben sie gesetzt hatte. „Er hat noch nicht wieder mit mir geredet“, erklärte Fiona und zuckte mit den Schultern, während sie ihre Kaffeetasse mit ihren Händen umschloss. „Weiß sie von…“ begann Sirius und deutete mit einem Kopfnicken auf Anora. „Ja, ich habe es ihr heute erzählt“, sagte Fiona und schaute ebenfalls zu Anora, die angespannt den Blick abwandte. Es störte sie, dass sie von ihr in der dritten Person redeten, so wie Bellatrix und Rodolphus es so häufig taten. „Wenn ich dein Vater wäre, würde ich es nicht zu lassen“, sagte Sirius entschieden und erwiderte Anoras ausdruckslosen Blick. „Es ist ja auch nicht so, dass er froh war, dass Dolohow endlich um meine Hand angehalten hat“, erklärte Fiona gereizt und verdrehte die Augen. Man konnte ihr anmerken, dass sie das Thema leid war und am liebsten nie wieder darüber reden wollte. „Du wirst es aber nicht machen, oder?“, Sirius schaute zu Fiona und zog seine Augenbrauen zusammen. „Ihn heiraten, meine ich“, fügte er erklärend hinzu und suchte ihren Blick. Fiona schwieg und trank einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. „Er ist ein Todesser“, sagte Sirius lauter als gewollt und Anora schloss einen Moment ihre Augen. „Er tötet, foltert und vergewaltigt. Wer weiß, was er mit dir-“
„Sirius“, unterbrach Anora ihn scharf und schüttelte kaum merklich den Kopf. Er konnte es einfach nicht sein lassen. Seufzend erhob Fiona sich von der Couch und schaute zu Anora, die ihre Hand festhielt. „Ich- Entschuldigt“, flüsterte sie mit zitternder Stimme und verschwand im Flur, wo sie sich im Badezimmer einschloss.

Eine angespannte Stille breitete sich zwischen Sirius und Anora aus. Viele unausgesprochene Wörter und Fragen standen zwischen ihnen, doch keiner traute sich die Stille zu brechen und sie auszusprechen. Schweigend hob Sirius seine Kaffeetasse an die Lippen und trank einen Schluck, indes er an die gegenüberliegende Wand starrte. Auch Anora nahm einen Schluck aus ihrem Wasserglas und betrachtete dabei eine Zigarettenschachtel, die auf dem niedrigen Tisch lag. „Wie geht es dir?“, fragte Anora nach einer Weile und räusperte sich leise. „Gut“, antwortete Sirius und betrachtete sie von der Seite. „Wie geht es dir?“, wiederholte er die Frage und stellte seine Kaffeetasse zurück auf den Tisch. „Gut“, antwortete Anora und schob sich verlegen eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Jetzt geht es mir gut“, verbesserte Anora sich und Sirius nickte langsam. „Geht mir genauso“, gab er leise zu und Anora erwiderte sein Lächeln.
„Ich gehe davon aus, dass Lestrange nicht weiß, dass du hier bist“, sagte Sirius irgendwann in die drückende Stille hinein und nickte verständnisvoll, als Anora zögernd nickte. „Du kannst auch davon ausgehen, dass ich es ihm nicht erzählen werde“, erwiderte sie und lächelte leicht. Sirius räusperte sich leise und lehnte sich zurück. „Verständlich“, murmelte er, betrachtete Anora von der Seite und hob dann vorsichtig seine Hand, um ihren Arm zu berühren. Anora zuckte vor seiner Berührung nicht zurück, sondern schenkte ihm ein zurückhaltendes, unsicheres Lächeln. Langsam rückte Sirius näher an sie heran, legte seine warme Hand an ihre Wange und brachte Anora so dazu zu ihm aufzusehen. Anora schaute zu ihm auf, doch sie bemerkte, wie sein Blick auf ihren Lippen lag. Sie wusste nicht warum, aber sie beugte sich vor und küsste ihn ohne noch einen weiteren Gedanken an die möglichen Konsequenzen zu verschwenden. Ohne den Kuss zu unterbrechen nahm Sirius ihr das Wasserglas aus der Hand und stellte es zurück auf den Tisch. Eine altbekannte Wärme breitete sich in Anoras Körper aus, die sie schon fast wieder vergessen hatte und sie lächelte in den Kuss hinein, während Sirius seine Arme um sie legte, um sie näher an sich zu drücken.
„Fiona könnte jeden Moment wieder zurück kommen“, wisperte Anora leise gegen Sirius‘ Lippen und betrachtete ihn eine Weile. Plötzlich hörte sie, wie die Haustür ins Schloss fiel und alarmiert drehte sie ihren Kopf über ihre Schulter, um zum Flur zu sehen. „Nein, ich glaube nicht“, flüsterte Sirius mit rauer Stimme, während er sich wieder nach vorne beugte und sie erneut küsste. Doch Anora unterbrach den Kuss nach wenigen Momenten wieder, richtete sich auf und hielt seine Hände fest, die angefangen hatten sich unter ihre Kleidung zu schieben. Wortlos rutschte sie von Sirius weg und erhob sich von der Couch. „Ich sollte besser gehen“, sagte sie leise, wandte sich um und eilte zurück in den Flur, wo sie ihren Schal und ihren Mantel von der Truhe aufhob. Fionas Mantel war nicht mehr da. Also hatte sie Anora wirklich mit Sirius allein gelassen.

„Irgendwas ist anders“, bemerkte Sirius leise und Anora hielt unwillkürlich den Atem an, indes Sirius sich hinter sie stellte und seine Hände auf ihre Hüften legte. „Ich weiß nicht was du meinst“, wisperte Anora mit geschlossenen Augen, während sein Atem über ihren Hals streichelte und seine Hände weiter wanderten. Ehe sie ihren Bauch berühren konnten, schnappte Anora plötzlich nach Luft, fuhr hastig herum und hielt seine Hände wieder fest. „Nicht“, sagte sie atemlos und schaute mit großen Augen zu ihm auf. „Nicht“, wiederholte sie und auf einmal beschleunigte sich ihr Herzschlag. Langsam ließ sie seine Hände wieder los und trat einen Schritt zurück, während sich Sirius‘ fragender Blick verdunkelte. „Hat er dir wehgetan?“, fragte er und streckte seine Hände wieder nach ihr aus, doch Anora wich einen weiteren Schritt vor ihm zurück, bis sie mit ihrem Rücken gegen die Wohnungstür prallte. „Anora, antworte mir“, forderte Sirius sie ungeduldig auf und blieb vor ihr stehen. „Ich schwöre dir, wenn Lestrange dir in irgendeiner Art und Weise wehgetan hat-“
„Hat er nicht“, unterbrach Anora ihn hastig und versuchte seinem stechenden Blick standzuhalten. „Aber er wird. Deshalb muss ich jetzt gehen“, erklärte sie und presste ihre Lippen aufeinander. „Warum bist du überhaupt hier?“, fragte Sirius, zog seine Augenbrauen zusammen und betrachtete sie, als würde er so die Antwort finden. Er leckte sich über die Lippen und schob ihr dann sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was ist passiert, dass du plötzlich vor meiner Tür auftauchst?“, fragte er und schaute in ihre hübschen, blauen Augen, die ihn in seinen Träumen heimsuchten. Anora schluckte schwer und senkte schuldbewusst den Blick. „Ich kann es dir nicht sagen“, wisperte sie und hob ihren Schal und Mantel, wie ein Schutzschild, höher. Langsam wanderte Sirius‘ Blick an ihr herab, bevor er Zeige- und Mittelfinger unter ihr Kinn legte und ihren Blick wieder hob. „Sag es mir“, befahl er und als Anora den Kopf schüttelte und an ihm vorbei gehen wollte, legte er seine Hände links und rechts von ihr an die Tür. „Sag es mir“, wiederholte er, nun fordernder. Tränen sammelten sich in Anoras Augen, doch sie brachten Sirius nicht dazu nachzugeben. Sie wollte ihn nicht verletzen. Doch das würde sie. Anora seufzte resigniert auf und nickte langsam, als Zeichen, dass sie kapitulierte. „Ich wollte dir sagen, dass… also…“, stammelte sie leise und atmete dann zitternd ein. „Ich erwarte ein Kind. Rabastans Kind“, flüsterte sie, weil sie es nicht laut aussprechen konnte. In Sirius‘ Augen konnte Anora sehen, wie etwas zerbrach. Laut und klirrend fiel es zu Boden. Es war wie ein dunkler Schatten, der über sein Gesicht huschte. So schnell, dass sie es sich auch hätte einbilden können. Sirius‘ Züge verhärteten sich und Anora konnte sehen, wie er seinen Kiefer anspannte. „Geh“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, ließ seine Arme sinken und trat ein paar Schritte zurück. Anora drehte sich um und öffnete die Tür. „Es tut mir Leid“, sagte sie leise und kaum hatte sie die Wohnung verlassen und den kühlen Hausflur betreten, schmiss Sirius hinter ihr geräuschvoll die Tür zu. Anora schloss einen Moment ihre Augen, atmete tief durch, damit sie nicht in Tränen ausbrach und wandte sich zu gehen. Während sie die Treppe herunter ging glaubte sie zu hören, wie Sirius noch einmal die Tür öffnete und ihr hinterher lief, doch das hätte sie sich auch einbilden können.

Vor der Eingangstür entdeckte sie Fiona, die auf einer Stufe gesessen und auf sie gewartet hatte. Sie lächelte und wollte etwas sagen, doch Anoras Anblick brachte sie dazu ihren Kommentar für sich zu behalten. „Danke, dass du mich hergebracht hast“, sagte sie und versuchte dankbar zu lächeln.
„Er hat es nicht gut aufgenommen“, stellte Fiona fest und seufzte leise. „Es tut mir Leid, Anora“, sagte sie und schloss ihre Freundin in ihre Arme. „Soll ich dich nach Hause bringen?“, fragte sie, doch Anora schüttelte verneinend den Kopf. „Rabastan mag keinen unangekündigten Besuch“, erklärte sie und trat einen Schritt zurück. Sie hielt Fionas Hände fest und schüttelte langsam den Kopf. „Ich hoffe wir sehen uns bald wieder“, sagte Anora und disapparierte. Im nächsten Moment tauchte sie vor dem Anwesen der Lestranges auf. Ihrem Anwesen.
Mit zittrigen Fingern trocknete sie ihre Wangen. Sie hatte nicht gemerkt, dass sie angefangen hatte zu weinen. Einen Moment berührte sie ihre Lippen, die sich immer noch warm von Sirius‘ küssen anfühlten. Sie hatte vergessen wie schön es sich anfühlte in seinen Armen zu liegen, sich geborgen und sicher zu fühlen. Hastig schüttelte sie den Kopf, um die Gedanken an Sirius aus ihrem Kopf zu verdrängen und eilte auf das alte Anwesen zu. Er würde sie wahrscheinlich nie wieder sehen wollen. Aber was hatte sie erwartet?
Tinky öffnete Anora die Tür, kaum dass sie sie erreicht hatte und wortlos ging sie an dem Hauselfen vorbei. „Soll Tinky Ihnen das Abendessen auf das Zimmer bringen, Madame?“, fragte Tinky mit vorsichtiger, piepsender Stimme, die Anora dazu brachte auf der Treppe innezuhalten. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie heute nicht gerade viel gegessen hatte. „Nein, ich werde mit Rufus zu Abend essen. Natürlich nur, wenn es ihm Recht ist“, sagte sie kurz angebunden und lief dann weiter die Treppe hinauf.

Im Schlafzimmer drückte sie die Tür zu und lehnte ihre Stirn einen Moment gegen das kühle Holz. Sie zählte in Gedanken wiederholt bis zwanzig, doch sie schaffte es einfach nicht sich zu beruhigen. Immer wieder schluchzte sie auf und sie presste ihre Hand auf ihre Lippen, damit niemand sie hören konnte. Langsam wandte sie sich von der Tür ab und setzte sich auf das Bett, wo sie betrübt in den Kamin starrte. Sie hatte gemerkt, als sie mit Sirius geredet und ihn geküsst hatte, dass sie hätte bei ihm bleiben können. Sie hätte nicht mehr zurückgehen brauchen. Es wäre ihre Chance gewesen der Ehe mit Rabastan zu entfliehen und sich ein neues Leben, zusammen mit Sirius, aufzubauen. Doch ein kleines, sehr wichtiges Detail hatte sie wieder einmal zögern lassen. Als Sirius‘ Hände beinahe ihren Bauch, ihr Baby, berührt hatten, hatte sie Angst bekommen. Lucius‘ Drohungen waren ihr plötzlich wieder in den Sinn gekommen und sie hatte sich gefragt, was es für das Kind bedeuten würde, wenn sie auf der Flucht vor Todessern waren. Rabastan würde sie des Ehebruchs anklagen, das Kind nicht als seines anerkennen und Lucius würde sie verstoßen. Die Jagd wäre auf sie eröffnet.

Plötzlich wurde die Schlafzimmertür aufgestoßen und erschrocken fuhr Anora hoch. Rabastan schenkte ihr keine Beachtung, während er eine hässliche, schwarze Maske von seinem Gesicht riss, auf seine Kommode zueilte und die unterste Schublade ruckartig aufschob. „Du bist schon zurück“, stellte sie mit klopfendem Herz fest und stand regungslos vor dem Bett. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie und beseitigte mit dem Ärmel ihres Pullovers hastig die Spuren der Tränen, die sie geweint hatte. „Offensichtlich nicht“, knurrte Rabastan gereizt, während er eine Hand auf seine Rippen presste und mit der anderen ein kleines Schälchen aus Stein auf der Kommode abstellte. Er legte den Deckel, der ebenfalls aus Stein war zur Seite und schaute kurz zu Anora. Dann streifte er ohne zu zögern seine schwarzen, langen Roben ab und zog seinen Pullover aus, wodurch er eine blutende Wunde, knapp unter seinen Rippen, zum Vorschein brachte. „Was ist passiert?“, stieß Anora erschrocken aus und eilte auf Rabastan zu. „Der verdammte Muggel… Er hat sich gewehrt und hat mich dabei mit seinem Messer erwischt“, erzählte er und drückte Anora den blutigen Pullover in die Hand, den sie sofort angeekelt fallen ließ. „Wer?“, hakte Anora nach und sah zu, wie Rabastan die Wunde mit Hilfe seines Zauberstabs reinigte. Rabastan antwortete ihr nicht und Anora wusste, dass er, auch wenn sie noch einmal fragen würde, nicht antworten würde. Also hob sie die Steinschale von der Kommode, schob seine Hände weg und rieb die Schnittwunde, die nicht besonders tief war, mit Diptam Essenz ein. „Er ist Tod“, sagte Rabastan und stützte sich mit einer Hand an der Kommode ab. „Hat ihm plötzlich leidgetan, sich gewehrt zu haben. Aber ich konnte ihn verstehen. Greyback hat seine Frau übel zugerichtet“, erzählte er und beobachtete dabei Anoras verschlossenen, ein wenig nachdenklichen, Gesichtsausdruck.
Er ist ein Todesser! Er foltert, mordet… vergewaltigt… Sirius Worte kreisten in ihrem Kopf herum, während sie den Schnitt einrieb und einen weiteren, knapp darunter ebenfalls versorgte. Sie hatte bis jetzt immer vermieden oder verdrängt darüber nachzudenken, was es für sie bedeutete mit einem Todesser verheiratet zu sein. Es wäre naiv von ihr zu glauben, dass Rabastan ein frommer Todesser war, der niemanden ermordete und humane Mittel verwendete, um andere zum Reden zu bringen.
„Darf ich dich etwas fragen, Rabastan?“, fragte Anora und schaute kurz zu ihm auf. „Hast du bereits, aber ja“, antwortete er und verzog schmerzhaft das Gesicht, als Anora mit Absicht etwas mehr Druck auf der Wunde ausübte. „Wie viele Menschen hast du schon getötet?“, fragte sie und holte einen sauberen Verband aus der Schublade. Rabastan starrte auf sie herab. Schweigend, sprachlos und dann wütend. „Ich werde dir die Frage nicht beantworten“, antwortete er gereizt und nahm ihr unsanft den Verband aus der Hand. Anora versuchte sich davon nicht einschüchtern zu lassen. „Gefällt es dir? Ich meine…“, Anora suchte nach den richtigen Worten und wich dann intuitiv einen Schritt zurück. „Ich meine, gefällt es dir unschuldige zu foltern… oder zu töten?“, fragte sie und schaute zu, wie Rabastan versuchte den Verband so gut es ging um seinen Oberkörper zu binden. Sirius‘ Worte über Dolohow ließen ihr einfach keine Ruhe. Es verwirrte sie, dass Rabastan auf ihre Frage mit einem amüsierten lächeln reagierte. „Glaubst du wirklich, dass sie alle Unschuldig sind?“, hielt er dagegen und verknotete den Verband, damit er nicht herunterrutschen konnte. „Was haben sie verbrochen, dass sie die Folter und den Tod verdient haben?“, Anoras Stimme zitterte kaum merklich und sie widerstand dem Drang weiter vor Rabastan zurückzuweichen, als er auf sie zuging.
Er umfasste ihr Kinn, wobei er ein wenig seines Blutes auf ihrer Haut verteilte und hob ihren Blick. „Wie kommst du auf diese Fragen, deren Antwort du nicht hören willst?“, fragte Rabastan, mehr sich selber als Anora. Er musterte sie prüfend und schüttelte dann den Kopf. „Du solltest mir keine Fragen stellen, deren Antwort du nicht hören willst“, sagte er dann entschieden und wandte sich von ihr ab. „In Ordnung“, sagte Anora, indes Rabastan zum Schrank ging und sich umzog. Mit dem Ärmel ihres Pullovers wischte sie das Blut und das Gefühl von seinen Fingern von ihren Wangen. Danach ging Anora auf den Kamin zu und legte ein wenig Holz nach. „Hast du Frauen vergewaltigt?“, fragte sie so leise, dass Rabastan sie fast nicht verstanden hatte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als Rabastan in der Bewegung inne hielt. „Ich möchte die Antwort hören“, fügte sie mit Nachdruck hinzu, wobei sie es nicht schaffte überzeugend zu klingen. Rabastan lachte gefährlich leise auf, schüttelte den Kopf und richtete dann sein schwarzes Shirt, das er übergezogen hatte.

„Machen wir uns nichts vor. Ich morde und foltere und vielleicht macht es mir auch Spaß, andere leiden zu sehen“, er ging langsam auf Anora zu, wie ein Räuber, der sich seiner Beute näherte. Sie merkte ihm an, dass er versuchte seine Wut im Zaun zu halten. „Ich bin ein Todesser und anscheinend enttäuscht es dich, dass ich das Klischee eines solchen erfülle“, er blieb vor ihr stehen und als er jetzt ihr Kinn umfasste, tat er ihr dabei weh. „Aber ich habe noch keine Frau vergewaltigt. Ich bin nicht Greyback, obwohl ich mir gerne das nehme, was ich will“, Rabastan trat noch näher und Anora spürte das heiße Feuer, das im Kamin brannte, nah an ihren Beinen. Es war offensichtlich, dass Rabastan ihr Angst machte und sie bereute es die Frage gestellt zu haben. „Ob du es glaubst oder nicht, aber es gab Frauen die freiwillig mit mir geschlafen haben“, erklärte er und ließ ihr Kinn ruckartig los. „Und die, die nicht freiwillig mit dir schlafen wollten?“, fragte Anora eingeschüchtert und hielt unwillkürlich den Atem an. Wieder breitete sich ein amüsiertes Lächeln auf Rabastans Lippen aus. „Es gab nur eine“, gab er zu und beugte sich zu ihr herunter. „Hast du sie gezwungen?“, fragte Anora angespannt. Langsam nahm Rabastans Lächeln spöttische Züge an. „Ich habe sie geheiratet“, antwortete er, richtete sich wieder auf und breitete seine Arme aus. „Also sag du es mir: hab ich dich gezwungen?“, Rabastans bernsteinfarbene Augen blitzten herausfordernd auf, während Anora die Worte im Hals stecken blieben. Sie lief rot an und wandte dann den Blick von Rabastan ab. „Stelle mir keine Fragen, auf die du keine Antwort haben willst“, wiederholte Rabastan ernst und wandte sich dann ab.
„Ich werde dir nicht mehr erlauben dich mit Fiona zu treffen“, sagte Rabastan, zog scharf die Luft ein und legte eine Hand an die Stelle, wo die Schnittwunden waren. „Was? Wieso?“, stieß Anora aus und zog verständnislos ihre Augenbrauen zusammen. „Sie hat keinen guten Einfluss auf dich. Zumindest noch nicht“, antwortete er schulterzuckend und verzog erneut schmerzhaft das Gesicht.
„Das stimmt nicht!“, rief Anora aus und ballte ihre Hände zu Fäusten.
„Wie kommst du dann auf solche Fragen?“, rief er aus, verdrehte genervt seine Augen und hob den Saum seines Pullovers an, um den, jetzt blutigen, Verband betrachten zu können. Eigentlich hatte Anora ihm nicht wieder helfen wollen, doch sie seufzte auf, ging auf ihn zu, schob seine Hände weg und löste den blutigen Verband. „Du bist ein Todesser. Du sagst selber, dass du das Klischee eines solchen erfüllst, also stellt man sich automatisch diese Fragen“, erklärte sie bissig, warf den Verband auf den Boden und holte einen neuen aus der Kommode. „Fiona sagte mir, dass sie sich nicht vorstellen kann Antonins Frau zu werden, weil er… ein Todesser ist“, mit geschickten Fingern schlang sie den Verband um Rabastans Oberkörper, während er sie schweigend dabei beobachtete. Er wollte mit einer Hand den Verband festhalten, doch Anora schlug seine Hand weg. „Und ich bin die Frau eines Todessers. Ich schlafe jede Nacht neben einem ein und es…“, sie schloss einen Moment ihre Augen, bevor sie den Verband weiter um Rabastans Oberkörper wickelte. „Ich weiß nicht warum, aber es macht mir nichts aus“, Tränen sammelten sich in ihren Augen, doch sie versuchte sie vor Rabastan zu verbergen. „Aber was mir etwas aus macht, ist, wenn ich neben einem Vergewaltiger einschlafen muss und ich bin erleichtert, dass dem nicht so ist“, Anora verknotete den Verband, sodass er Druck auf die Wunde ausübte und so die Blutung stoppte. Zögernd schaute sie zu Rabastan auf und seufzte leise. Wahrscheinlich hatte sie verlernt zwischen Gut und Böse und Richtig und Falsch zu unterscheiden, als sie angefangen hatte sich mit Sirius zu treffen. Damals hatte ihr jeder gesagt, dass es falsch war einen Blutsverräter zu lieben, obwohl es sich für sie richtig angefühlt hatte. Sie hatte in den Todessern immer etwas Böses gesehen, doch wenn Lucius, ihr eigener Bruder selber einer war und sie sogar mit einem verheiratet hatte… musste es dann nicht gut sein? War nicht auch ihr Vater einer gewesen? Machte es sie zu einem schlechten Menschen, dass ihr Bewusstsein nicht mehr wusste wofür es sich entscheiden sollte?

„Vielleicht hat Fiona diese Fragen ungewollt in mir aufgeworfen, aber bitte, verbiete mir nicht mich mit ihr zu treffen. Ich werde es so oder so machen. Du bist nicht da, also kannst du es auch nicht kontrollieren“, sagte Anora leise in die Stille hinein. Sie bekam Kopfschmerzen und wandte sich von Rabastan ab. „Also gut“, gab Rabastan nach, drehte Anora wieder zu sich herum und wischte mit einer Hand eine Träne von ihrer Wange. „Ich werde es dir nicht verbieten. Aber du wirst mir sagen, wann und wo du dich mit ihr triffst“, Anora war nicht überrascht, dass Rabastan Bedingungen stellen würde. Doch sie stimmte brav zu, da sie mehr Freiheiten von ihm nicht erwarten konnte. Sie hatte in den drei Monaten in denen sie mit Rabastan zusammen lebte gelernt, dass er gerne die Kontrolle über alles behielt und es bevorzugte über alles Bescheid zu wissen. Um Diskussionen aus dem Weg zu gehen, fügte sie sich. So wie auch dieses Mal.
„Wie geht es dem Kind?“, fragte Rabastan nach einer Weile und suchte ihren Blick. „Gut“, antwortete Anora und schaute zu ihm auf. Sie blinzelte verwundert, als sie merkte, dass Rabastan zögerte. Gerade als sie glaubte, Rabastan würde etwas sagen wollen, räusperte er sich stattdessen und wandte sich ab. „Das Abendessen ist sicher bereits fertig. Wir sollten die anderen nicht warten lassen“, sagte er und hielt Anora die Schlafzimmertür auf.


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