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Fanfiction

Tonight - Unverhofftes Wiedersehen

von Rise

Unverhofftes Wiedersehen

Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen schlenderte Anora allein durch die Kerker von Hogwarts. Auf dem Weg zum letzten Frühstück, das sie in diesen Mauern einnehmen würde, kam ihr kaum ein Schüler entgegen. Es störte sie nicht, dass die Große Halle in den Farben der Gryffindors geschmückt war. Hatten sie schließlich den Hauspokal mit deutlich mehr Hauspunkten verdient gewonnen. Die Abschlusszeremonie würde allerdings traditionell erst am Abend stattfinden. Dann würde sie das letzte Mal ihr Abendessen in der Großen Halle einnehmen. Schnellen Schrittes lief Anora zum Slytherintisch und setzte sich neben Fiona auf einen freien Platz. „Ich musste noch packen“ entschuldigte sie sich lächelnd und bedankte sich, als Severus, der den beiden Mädchen gegenüber saß, ihren Kelch unaufgefordert mit Kürbissaft auffüllte.

Anoras blaue Augen durchsuchten die Große Halle und fanden schließlich Sirius, der zwischen seinen Freunden am Gryffindortisch saß. Er erwiderte ihren Blick und zwinkerte ihr lächelnd zu, bevor er seinen Kopf wieder zu James drehte. Verlegen lächelte Anora in sich hinein und trank einen Schluck Kürbissaft aus ihrem Kelch. Sie beide hatten sich darauf geeinigt, dass sie nicht mit den anderen Schülern in den Hogwarts Express steigen würden, der sie nach Kings Cross bringen würde. Sirius hatte Anora vorgeschlagen, dass sie aus Hogsmeade apparieren konnten, so wie sie es vor ein paar Tagen gemacht hatten. Sie freute sich darauf. Sie war gespannt auf das Leben außerhalb der reinblütigen, strengen Gesellschaft.

„Ich kann es gar nicht glauben, dass es schon vorbei sein soll“ bemerkte Anora und seufzte auf, indes sie ihren Blick über die hohen Fenster schweifen ließ. Fiona nickte zustimmend und legte sich ein weiteres Brötchen auf ihren Teller. „Meinst du wir werden diese Mauern irgendwann wiedersehen?“ fragte sie und leckte sich die Lippen, bevor sie eine Scheibe Käse auf eine Brötchenhälfte legte. Anora zuckte unwissend mit den Schultern, wandte ihren Blick von der wunderschönen, verzauberten Decke ab und tat etwas Rührei auf ihren Teller. Vielleicht konnte sie Sirius dazu überreden die Decke in einem Raum in seiner Wohnung ebenfalls so zu verzaubern. „Wenn du dich dazu entscheidest Professorin zu werden, bestimmt“ meldete Severus sich zu Wort, der eine dampfende Tasse Tee zwischen den Händen hielt und in einem Buch über Zaubertränke las.

Bei der törichten Vorstellung, fing Fiona an zu lachen und auch Anora konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Fiona warf ihre schwarzen Haare zurück und schüttelte energisch den Kopf, während ihr breites Grinsen noch breiter wurde. „Nein. Ich kann nicht unterrichten. Kinder nerven mich. Das überlasse ich lieber dir“ sagte sie augenzwinkernd, weshalb Anora Severus überrascht musterte. „Du möchtest unterrichten? Etwa Zaubertränke?“ fragte sie neugierig und hob eine Augenbraue, als Severus zögernd nickte. Er hob den Blick von seinem Buch und schaute erst zu Fiona und dann zu Anora. „Es macht mir Spaß. Warum soll ich es dann nicht weiter verfolgen“ überlegte er und zuckte mit den Schultern, bevor er einen Schluck Tee trank. Anora und Fiona überlegten kurz und nickten dann zustimmend.

Plötzlich erfüllte das Geräusch von flatternden Eulen die Große Halle. „Die letzte Eulenpost“ sagte Fiona und schaute zu den Vögeln hoch, die zielstrebig auf die jeweiligen Schüler zuflogen, um ihnen Briefe oder kleine Päckchen zu bringen. Meistens waren es Briefe der Eltern, die ihre Kinder daran erinnerten auch wirklich nichts zu vergessen, oder weitere Taschen, die magisch verzaubert waren hinterherschickten, damit sie auch alles mitnehmen konnten. Da Anora nicht damit gerechnet hatte, einen Brief zu bekommen, stutzte sie verwundert, als eine schwarze Eule vor ihr auf dem Tisch landete und einen Brief und den Tagespropheten ablegte. Sie klackerte freundlich mit dem Schnabel, als würde sie sich verabschieden wollen, breitete ihre Flügel aus und flog dann wieder davon. Eine zweite, kleinere Eule landete stolpernd vor ihr, setzte sich vor Anora hin, legte ihr schüchtern ein gefaltetes Stück Pergament neben den Teller, sprang ungeschickt wieder zurück und flog schnell davon. Anora schaute der kleinen Eule lächelnd hinterher und senkte dann den Blick auf den Brief, das gefaltete Pergament und den Tagespropheten.

Ein ungutes Gefühl erfüllte sie, als sie den ersten Brief in die Hand nahm und Lucius‘ Handschrift auf dem Umschlag erkannte. Spätestens an dem Wasserzeichen im Pergament hätte sie erkennen können, dass dieser Brief von ihrem Bruder war. Leise räuspernd faltete sie das Pergament auseinander. Die Buchstaben bewegten sich und reihten sich vor ihren Augen zu neuen Wörtern aneinander. Aus dem erst so unschuldigen und belanglosen Brief eines großen Bruders an seine kleine Schwester, wurde ein Brief, der Anora einen kalten Schauer des Horrors über den Rücken jagte. Jedes einzelne Wort in Lucius‘ sauberer und schwungvoller Handschrift schnürte Anora mehr und mehr die Kehle zu. Ihr Mund wurde trocken, während ihre Finger sich taub und kalt anfühlten.

Es war Fiona, die das feine Zittern ihrer Freundin bemerkte und besorgt eine Hand auf ihre Schulter legte. Vor Schreck fuhr Anora zusammen und starrte ihre Freundin mit weit aufgerissenen Augen an. „Hm?“ presste sie hervor, doch als Fiona sie nur fragend musterte, schaute Anora unheilvoll zum Tagespropheten. „Geht es dir nicht gut, Anora?“ fragte Severus, der bemerkt hatte, wie blass sie plötzlich geworden war. Sie hörte ihn nicht. Alles um den Tagespropheten verschwamm vor ihren Augen, sodass er nur umso schärfer und präsenter vor ihr lag. Sie hatte Angst davor ihn zu öffnen. Vorsichtig streckte Anora ihre Hand nach dem Tagespropheten aus und schlug ihn mit klopfendem Herzen auf. Es war nicht die Titelseite auf die Lucius hingewiesen hatte. Mit kalten Fingern blätterte sie durch den Tagespropheten, während ihr Herz so schnell schlug, dass sie glaubte es würde gleich aus ihrer Brust springen.

Fiona fuhr heftig zusammen und Severus verschüttete einen Teil seines Tees, als Anora plötzlich, bei dem Versuch einen spitzen Schrei zu ersticken, ihre Hände vor den Mund schlug. Beide schauten zu der Slytherin, die wie versteinert auf einen Artikel im Tagespropheten starrte.
Anora hörte die murmelnden Stimmen um sich herum nicht mehr. Sie hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen. Alles was sie sah, war der Artikel über einen Mann. Einen Mann den sie nicht kannte. Den sie noch nie gesehen hatte. Den sie niemals kennenlernen würde. Dieser Mann wurde gefoltert, verstümmelt und getötet. Er war ein Zauberer gewesen.
Und ein Blutsverräter.

„Lasst mich los“ murmelte Anora, die nicht wusste wem die Hände gehörten, die sie berührten und die versuchten sie zu beruhigen. Die Geräusche um sie herum wurden immer verworrener, bis sie nur noch aus einem einzigen, lauten Summen bestanden. Sie bildete sich ein, dass die Welt um sie herum nur noch in Zeitlupe an ihr vorbei ging. Anora stand von ihrem Stuhl auf, griff geistesgegenwärtig nach Lucius‘ Brief und wandte sich ab. Die Große Halle wirkte plötzlich so beengend und sie hatte das Gefühl zu ersticken. „Ich muss zu Dumbledore“ wisperte sie, ohne es zu merken. Intuitiv drehte sie ihren Kopf zum Gryffindortisch und starrte direkt in ein paar besorgte, graue Augen, die zu Sirius gehörten.

Kopfschüttelnd wandte Anora sich ab, wurde jedoch von Fiona abgehalten. Anora sah, wie sich die Lippen ihrer Freundin bewegten, doch sie verstand kein einziges Wort. „Ich muss zu Dumbledore“ wiederholte sie, wischte Fionas Hand von ihrem Handgelenk und eilte durch die Große Halle. Fiona drehte sich besorgt zu Severus um, der den Tagespropheten in der Hand hielt und ausdruckslos vom Artikel zu ihr aufschaute.

Erst als Anora vor dem Wasserspeier, der vor dem Büro des Schulleiters stand, inne hielt kam sie wieder zu sich. Ihre Sinne schärften sich wieder und langsam tauchte sie aus dem wirren Gedankenstrudel auf. Der Wasserspeier schaute grimmig auf sie herab und bewegte sich dann langsam zur Seite, wodurch er den Blick auf eine Wendeltreppe freigab. Die Slytherin atmete noch einmal tief durch, bevor sie die Treppenstufen hinauf eilte.

Die Regeln der Höflichkeit hatte Anora vergessen. Sie klopfte an die schwere Tür, während sie gleichzeitig in das Büro stolperte, ohne auf eine Aufforderung des Eintretens zu warten. „Professor ich muss mit Ihnen-Rabastan!“ Anora stockte der Atem, als sie unerwartet ihrem Verlobten gegenüber stand. „Ich freue mich auch dich zu sehen“ bemerkte Rabastan spöttisch und musterte sie mit gehobener Augenbraue. Anora hatte das Gefühl, dass man ihr einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gegossen und ihr im selben Moment den Teppich unter den Füßen weggezogen hatte. Würde dieser Tag so weiter gehen, konnte man sie gleich im St. Mungos in die Psychiatrie einweisen. Ihre Augen flogen zwischen Dumbledore, der an seinem Schreibtisch stand und Rabastan, der davor stand, hin und her.

„Anora, na das ging schnell“ bemerkte Dumbledore lächelnd, doch er klang nicht so amüsiert wie er gerne wollte. Eine merkliche Anspannung lag in der Luft. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Anora wieder zur Besinnung. Langsam drückte sie die Tür wieder ins Schloss, indes sie versuchte nicht durchzudrehen. Lucius‘ Brief versteckte sie hinter ihrem Rücken. „Ich habe dir eine Nachricht zukommen lassen. Etwas kurzfristig, aber du scheinst sie erhalten zu haben“ erklärte Dumbledore und Anora bemerkte eine kleine Eule, die auf einer Stange, neben dem stattlichen Phönix Fawkes, saß und eingeschüchtert zu dem prachtvollen Vogel aufschaute. Sie erinnerte sich an das kleine Pergament, welches das Tier ihr gebracht hatte. „Ja, ich habe die Nachricht erhalten, habe sie aber nicht gelesen“ erklärte sie kurz angebunden und hoffte, dass sie keiner nach dem Grund fragen würde. Sie hatte Glück.

„Ich wollte dich lediglich darüber informieren, dass Rabastan hier ist, um dich abzuholen. Er sagte mir, dass er deine Einwilligung hat“ erklärte Dumbledore und bedachte Rabastan mit einem kurzen, abschätzenden Blick, ehe er prüfend, über seine halbmondförmige Brille, zu Anora schaute. Verwundert über die ihr unbekannte Information, leckte sie sich über die Lippen und trat einen Schritt auf den Schulleiter und ihren Verlobten zu.

„Verzeihung“ sagte sie und schaute kurz zu Rabastan, auf dessen Lippen sich ein selbstgefälliges Lächeln stahl. „Ich war ein wenig durcheinander.“ Erklärte sie dann und reckte ihr Kinn, um selbstsicherer auszusehen. Das beängstigende Gefühl, das Lucius‘ Brief in ihr ausgelöst hatte, steckte ihr immer noch in den Knochen und erschwerte das Ganze. „Ich nahm an, dass Lucius mich abholen würde, daher war ich ein wenig… verwundert“ log sie und versuchte zu lächeln, doch es knickte ein, als sie Dumbledore in die wissenden, blauen Augen schaute. Sie wich seinem Blick aus und heftete ihn auf die kleine Eule, die vorsichtig einen kleinen Schritt zur Seite machte, um einen größeren Abstand zwischen sich und dem Phönix aufzubauen.

Rabastan räusperte sich ungeduldig und deutete auf die Bürotür. „Wollen wir dann?“ fragte er und schaute auffordernd zu Anora. „Ich habe noch einen Termin und ich möchte mich ungern verspäten, weil ich meine Verlobte von der Schule abholen musste“ erklärte er hörbar genervt, während sich seine Augen in Anoras bohrten. „Eine Sache noch“ warf Dumbledore geschäftig dazwischen und öffnete eine der obersten Schubladen seines überfüllten Schreibtisches. „Anora muss das hier noch unterschreiben. Unnötige Bürokratie, aber das Ministerium schreibt es vor“ erklärte er und machte eine wegwerfende Handbewegung, woraufhin Rabastan die Arme vor der Brust verschränkte. „Ich werde ein paar Hauselfen auftragen Anoras Gepäck in die Eingangshalle zu bringen.“ Sagte er ohne Rabastan anzusehen und hob einen Stapel Pergamente auf den Schreibtisch. „Du kannst die Koffer in der Eingangshalle annehmen. Anora kann das auch ohne deine Anwesenheit unterschreiben.“ Dumbledore schaute lächelnd zu Rabastan, während er mit einer Hand weiter in der Schublade kramte.

Sichtlich unzufrieden, unter anderem auch wegen der respektlosen Anrede, schaute Rabastan wieder zu Anora. „Beeil dich“ knurrte er und wandte sich dann zum Gehen. Anora senkte den Blick, als die schwere Tür schwungvoll ins Schloss fiel. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen“ bemerkte Dumbledore nachdenklich, während er ein paar Pergamente studierte. „Es muss ein schlimmer Geist gewesen sein“ fügte er dann hinzu, verstaute wieder alles in der Schublade und schob sie zu. Dann schaute er über den Rand seiner Brille zu seiner Schülerin. Anora umklammerte Lucius‘ Brief fester. Zitternd rang sie nach Atem und trat dann auf ihren Schulleiter zu. „Professor ich brauche Ihre Hilfe“ begann sie und brachte Dumbledore dazu, überrascht eine Augenbraue zu heben. „Jemand bedroht Sirius‘ Leben“ sagte sie und ballte ihre Hände zu Fäusten, um in dem ekligen Gefühl der Panik nicht erneut zu ertrinken.

„Wer?“ es war nicht Dumbledore der diese Frage gestellt hatte. Erschrocken fuhr Anora herum und schaute zu Sirius, der die Tür zum Büro mit einer Hand ins Schloss drückte. Sein Gesicht war ernst und gleichzeitig sah sie in seinen Augen, dass er auch besorgt war. „Ihr habt nicht viel Zeit“ merkte Dumbledore ruhig an, wandte sich um und verschwand durch eine unscheinbare Tür im hinteren Teil seines Büros. Die kleine Eule nutzte ihre Chance und setzte sich auf seine Schulter, um ebenfalls den Raum verlassen zu können. Verwundert schaute Anora ihm hinterher und zuckte zusammen, als sie aus den Augenwinkeln bemerkte, dass Sirius den Abstand zwischen ihnen mit nur wenigen Schritten verringerte. „Bedroht Rabastan mich? Ist er deshalb hier?“ fragte er weiter und suchte ihren Blick.

Blinzelnd schaute Anora zu ihm auf und holte ihre Hand, die den Brief übel zugerichtet hatte, langsam nach vorne. „Nein. Er nicht.“ antwortete sie leise und senkte wieder den Blick. „Wer dann?“ fragte Sirius erneut, legte Zeige- und Mittelfinger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf sanft an. Er konnte es nicht leiden, wenn sie seinem Blick auswich. Sie hatte keinen Grund von ihm eingeschüchtert zu sein. Kurz bevor Sirius das Schweigen mit einer weiteren Frage brechen wollte, wischte Anora seine Hand weg und trat einen Schritt zurück. „Lucius“ beantwortete sie seine Frage und zwang sich in seine grauen Augen zu schauen. Sie leckte sich über die Lippen und atmete tief durch. „Im Tagespropheten war ein Artikel auf den Lucius mich in diesem Brief hingewiesen hat“ begann Anora leise und drehte den besagten Brief in ihren Händen. „Er handelte von einem Zauberer, der brutal ermordet in seiner Wohnung gefunden wurde. Man hat ihn…“ Anora holte zitternd Luft und sie spürte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. „Man hat ihn gefoltert. Jemand hat ihm das Wort ‚Blutsverräter‘ auf die Stirn gebrannt.“

Anora und schaute zu Sirius hoch, der die Augen verengt hatte. Er verstand sofort, dass er dieser Mann war. Metaphorisch gesehen. „Lucius hat mich gewarnt. Rabastan hat mich gewarnt. Severus hat mich gewarnt“ redete Anora weiter und brachte Sirius dazu die Augen zu verdrehen. Doch sie ließ sich nicht beirren. „Ich habe nicht auf sie gehört. Ich habe mich nicht davon abschrecken lassen.“ erklärte sie, fuhr sich durch die langen Haare und versuchte den schmerzhaften Kloß in ihrem Hals herunter zu schlucken. Mit zitternden Händen umschloss sie wieder den Brief. „Rabastan ist hier, um mich abzuholen. Ich wusste nicht, dass er hier ist. Wir beide müss-“ begann sie, doch Sirius hob abwehrend die Hände.

„Hör auf.“ unterbrach er sie barsch. „Sag jetzt nicht, dass es vorbei ist. Denn das ist es nicht.“ stellte er klar, doch Anora schüttelte den Kopf. Sie wollte etwas sagen, doch Sirius fiel ihr wieder ins Wort. „Ich lasse nicht zu, dass er dich mitnimmt“ sagte er entschlossen. „Er mag vielleicht dein Verlobter sein, aber wir gehören zusammen. Du gehörst zu mir und nicht zu ihm“ stellte er streng klar und verengte die Augen, als Anora zur Seite schaute. „Soll dein Bruder kommen und mich umbringen. Hauptsache, wir sind zusammen“

„Er wird nicht nur dich umbringen. Er wird mich, deine Freunde und sonst alle die dir nahe stehen töten. Genauso wie deinen Bruder“ wisperte sie kleinlaut. „Ich kann das nicht zulassen“
„Ich kann auf mich aufpassen. Ich lasse mich nicht von Lucius einschüchtern.“ Erwiderte Sirius unbeirrt und ballte seine Hände zu Fäusten. Zitternd atmete Anora ein, schüttelte den Kopf und straffte die Schultern. Sie hob ihren Blick und schaute aufrichtig in Sirius‘ graue Augen. „Ich werde das nicht zulassen“ wiederholte sie etwas lauter als zuvor. Dieses Mal war sie es, die ihre Hand hob, um Sirius‘ Einwand abzuwürgen. „Rabastan steht Voldemort sehr nahe. Vielleicht werde ich an nützliche Informationen kommen, die dir und dem Widerstand helfen, ihn zu bekämpfen“ sagte sie und versuchte zu lächeln.
„Vielleicht führt uns das Schicksal am Ende irgendwie doch noch zusammen“ fügte sie vorsichtig hinzu und merkte nicht, wie eine kleine Träne über ihre Wange rollte.

„Und wenn ich dich dazu zwinge bei mir zu bleiben?“ fragte Sirius leise, der das alles nicht wahr haben wollte. „Ich werde deinen Bruder umbringen, wenn du nicht bei mir bleibst.“ Er klang weniger überzeugend, als Lucius. Es war ein schwacher, verzweifelter Versuch das Blatt noch irgendwie zu wenden. Anora senkte betrübt den Blick. Wieder breitete sich Stille zwischen den beiden aus. Es war diese bedrückende Stille, die aufkam, wenn der Moment des Abschieds da war und man dennoch versuchte ihn soweit wie möglich hinauszuzögern. Keiner der beiden konnte sagen, ob diese Stille unangenehm oder grausam war.

Plötzlich spürte Anora Sirius‘ Hand an ihrer Wange und hob den Blick. Sie sah den Schmerz in seinen Augen, was ihr noch mehr Tränen in die Augen trieb. „Versuch dich nicht in Gefahr zu bringen.“ flüsterte Sirius leise, beugte sich zu ihr herunter und küsste sie innig. Anora stellte sich auf die Zehenspitzen, um den Kuss besser erwidern zu können. „Wir finden eine Lösung“ wisperte Sirius ihr leise ins Ohr, während er sie feste an sich drückte. „Ich habe Angst“ gestand Anora leise und legte ihren Kopf an seine Schulter. Sie kostete den Moment aus, speicherte die Wärme und hielt daran fest. „Wir werden einen Weg finden. So einfach gebe ich dich nicht her.“ flüsterte er, sog ihren Duft ein und versuchte ihn sich einzuprägen. „Ich liebe dich“ wisperte Anora, schloss ihre Augen und schmiegte sich noch einmal an ihn. Dann, küsste sie ihn, schob sich mit einer fließenden Bewegung von ihm weg, drehte sich um und verschwand aus dem Büro, als wäre sie nie da gewesen.

Indes sie die Treppen in die Eingangshalle hinunter eilte, wischte sie sich die verräterischen Tränen von den Wangen und versuchte ihren Puls zu beruhigen. Ein drückender Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus, doch sie versuchte ihn zu ignorieren. Nie in ihrem Leben hätte sie geglaubt, dass es so schmerzhaft sein würde Sirius zu verlassen. Als sie Rabastan in der Eingangshalle erblickte, wie er mit verschränkten Armen und kühlem Blick die Gemälde an den Wänden betrachtete, hielt sie einen Augenblick inne. Sie war versucht einfach wieder umzudrehen, doch Lucius‘ Worte trieben sie dazu die Treppenstufen weiter auf Rabastan zu zugehen. Ihr Bruder hatte ihren wunden Punkt entdeckt. Was auch immer außenstehende von ihr dachten. Egal wie eingebildet, egoistisch und selbstverliebt sie rüberkam. Sie würde niemals Sirius‘ Leben für ihr eigenes Glück aufs Spiel setzen.

„Rabastan“ sagte sie vorsichtig und zuckte ungewollt zurück, als der Todesser sich zu ihr herumdrehte. „Du hast geweint“ stellte er nüchtern fest und zog ein Taschentauch aus seinem langen, schwarzen Ledermantel, den er trotz des warmen Wetters trug. „Ich werde Hogwarts vermissen“ sagte sie nur, nahm das Taschentuch dankend an und trocknete ihre Wangen. Rabastan ging nicht weiter darauf ein, sondern griff in seine andere Manteltasche. „Ich habe dein Gepäck bereits geschrumpft“ er hielt ihr eine Handvoll winziger Koffer entgegen. Dankend nahm Anora sie ihm aus der Hand und schob sie in die Tasche ihres Slytherinumhangs. „Kann ich mich noch von den anderen verabschieden? Von Fiona und Severus?“ fragte sie und presste die Lippen aufeinander, als Rabastan ohne zu zögern den Kopf schüttelte. „Nein“ entschied er. „Du kannst ihnen einen Brief schreiben oder was auch immer.“ erklärte er und sein Blick wurde wütend, als Anora langsam nickte.

Er zog sie mit der Hand, mit der er sie immer noch festhielt näher zu sich, packte grob ihr Kinn, damit sie ihn ansah und beugte sich zu ihr herunter. „Ich bin nicht der böse in dieser Sache, Anora.“ Zischte er, weshalb Anora ihre Schultern anhob. „Ich habe dir keinen Vorwurf gemacht“ verteidigte sie sich, erschrocken über Rabastans plötzlichen Ausbruch. Rabastans Griff verstärkte sich um ihren Kiefer. „Lucius sagte, ich solle dich abholen. Hier bin ich. Du bist selber schuld, wenn du die ganze Zeit trödelst und vergisst dich zu verabschieden“ fügte er wütend hinzu und ließ ihr Kinn los, als Anora ihren Kopf wegzudrehen, um zu versuchen sich aus seinem Griff zu befreien. „Warum bist du so wütend?“ fragte sie eingeschüchterter als gewollt, doch der Todesser antwortete ihr nicht.

Rabastan wandte sich zum Gehen, hielt jedoch in der Bewegung inne und schaute über Anoras Kopf zum Treppenansatz. Verwundert schaute Anora zu ihm hoch und sah, wie ein triumphierendes Lächeln an seinen Mundwinkeln zog. Sie folgte seinem Blick und versteifte sich kaum merklich, als sie Sirius auf der obersten Treppenstufe stehen sah. Sie hatte das Gefühl, ihr Magen würde sich umdrehen. Rabastan legte eine Hand auf ihren Rücken und führte sie durch die Eingangshalle, hinaus auf die Ländereien von Hogwarts.


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